½ 5 Uhr kommen Feldwebel NietzschkePNietzschke, Feldwebel und ProschPProsch, Soldat; ich muss mit allen, die nicht auf Patrouille gewesen sind und einigen aus andern Korporalschaften bei der KircheLPohar!Kirche Doppelposten stellen und außerdem 4 Mann Patrouille nach Norden schicken. Wir finden die KircheLPohar!Kirche mit den drei Holztürmen. Nahe dabei guter Platz für Posten. Licht am Haus, WachstubeLPohar!Wachstube. Frauen und Kinder können kein Deutsch. Machen uns aber Licht. Brief an MutterPCarnap, Anna, 1852-1924, Tochter von Friedrich Wilhelm Dörpfeld, heiratete 1887 Johannes Sebulon Carnap, Mutter von Rudolf Carnap und Agnes Kaufmann. Bouillon gekocht. Tagebuch. Draußen schon sonnige Schneelandschaft. Inzwischen kommt mal Doktor BelgardtPBelgardt, Dr., Sanitätsunteroffizier rein, der alte Balkankrieger; soll zu besonderer Vorsicht mahnen; er versteht das Requirieren, die Leute sind freundlich. Um 8h kommt Befehl, bis nachmittags 5h zu bleiben. Geschrieben an RäubersPRäuber, Erwin, 1879-1952, genannt Räuberdoktor, Gymnasiallehrer in Naumburg, Verbindung zum Serakreis, WV, verh. mit Hedwig RäuberPRäuber, Hedwig, geb. Stortz, verh. mit Erwin Räuber und EvaPBergemann, Eva, 1896–1983, geb. Rothe, Ärztin, heiratete 1919 Friedrich Bergemann, Tochter von Elisabeth und Karl Rothe, Mitglied des Serakreises. Einzelne Leute gehen und holen Sachen zum Essen usw. Mittags gekocht. Prachtvolles Sonnenwetter. Auf der Galerie im Warmen gesessen. Um 5h schick’ ich zum Feldwebel um Befehl zum Einziehen der Wache. Plötzlich kommt der ganze Trupp vorbei, im Windanzug; NietzschkePNietzschke, Feldwebel sagt uns: Schnell nach Hause Dauerlauf und nachkommen. Alles zusammengerauft, schnell in den Ort. Socken vom Ofen, Schuhe, usw. schnell in den Rucksack, Mantel drauf, an die Bagage gehängt, Windanzug dran, angehängt, Skier an, los. Es wird dunkel. 201 Man sagt mir, warum ich nicht Windanzug anziehe; na, wenn ich auch so durchkäme; also Umgehungsversuch der Russen? Ich horche von Zeit zu Zeit, möchte nicht gerne in russische Gefangenschaft geraten. Endlich kommt NietzschkePNietzschke, Feldwebel. Dann bald Rucksackdepot. Eben laufen die übrigen ab. Wir warten auf die Bagage, Pferde und Wagen werden geordnet. Mit Gepäck ein paar Häuser weiter, ich komme zum Sanitätsunteroffizier Doktor BelgardtPBelgardt, Dr., Sanitätsunteroffizier ins Haus. Man erfährt die gespannte Lage. Wir müssen den Ort unbedingt halten. Doppelposten ausgestellt. Ich gehe um ½ 9 mit LorenzPLorenz, Soldat auf Patrouille, sollen den Berghang sichern und mit II/43 Fühlung gewinnen.13Vermutlich II. Bataillon des Infanterieregiments 43. Wir steigen die Wiese schräg nach rechts hinauf, bis zu dem Einschnitt im Bergrücken, der zur KircheLPohar!Kirche ausläuft. Oben auf dem Kamm, auch hinübergeschaut. Nichts zu sehen. Prachtvoller Sternenhimmel. Rechts auf dem Berg Gewehr- und MG-Feuer, hier aber nichts zu hören. Weiter, zuweilen über den Kamm ins Tal geschaut, zuweilen durch den Wald oder diesseits den Wald umgangen. Oft schwierige Fahrt. LorenzPLorenz, Soldat wird müde. Zuletzt sehr steiler Hang, schwierig hinunter zu kommen. Stehe unten und warte auf LorenzPLorenz, Soldat, esse kalten Gulasch aus der Konservenbüchse. Wir fahren hinab zur Straße im Tal und sind richtig schon etwas über unser Quartier hinaus. ½ 12 wieder dort. Melde BelgardtPBelgardt, Dr., Sanitätsunteroffizier‚ 🕮 bin betrübt, dass weder Kompagnie noch Russen gefunden; man ist aber zu meiner Freude befriedigt von der ordentlich durchgeführten Patrouille, Leutnant GraebschPGraebsch, Leutnant ist auch im Quartier. Wir sitzen weiter in Alarmzustand, umgeschnallt, Karabiner in der Hand. Alle Viertelstunde wird abgezählt, um die Leute zu wecken. Schließlich wird das abgeschafft, und man schläft, wenn man kann. Auch ich, auf der Bank. Ganz früh zu ProschPProsch, Soldat hinauf. Oben sieht man schon die herrlichen sonnigen Höhen.