3Tagebuch [Tilly-Briefe] 3. XI. 1911 – 23. XII. 1912 [Rudolf Carnap: Tagebücher], Eintrag Di 6. II. 1912

Nun wollte ich Dir ja noch von den psychologischen Versuchen erzählen, die wir machen.34Bezieht sich wohl auf die psychologischen Lehrveranstaltungen, die Carnap in Freiburg bei Jonas Cohn besucht hat. Aber jetzt nur kurz, vielleicht ein andermal ausführlicher. Wir machen noch nicht hypnotische Experimente, wie Dein gewesener Vormund, sondern untersuchen die wichtigeren und näherliegenden normalen psychischen \(_{57}\)🕮\(_{58}\) Zustände. Der Hypnotismus und die verwandten Erscheinungen interessieren mich sehr, aber sie sind mir noch zu schwierig, um da wissenschaftliche Beobachtungen anstellen zu können. So lerne ich zunächst das Verhältnis der Sinnesempfindungen zu den sie hervorrufenden physikalischen Reizen untersuchen. Und dann macht man Gedächtnis- und Assoziationsversuche, indem man nicht nur die Bedingungen, unter denen der betreffende psychische Vorgang stattfindet, sondern auch, was am schwersten ist, quantitative Bestimmungen aufzufinden sucht. – Wenn Du mir schreibst, so vergiss ja nicht, mir von den Schwedisch-Stunden zu erzählen, die Du gibst! – Nun lebe wohl!

Es grüßt Dich vielmals Rudi CP.

Eingeschrieben 6. II. als Einschreibebrief. \(_{58}\)🕮\(_{63}\)eIn der Paginierung des Manuskripts fehlen vier Seiten.