3Tagebuch [Tilly-Briefe] 3. XI. 1911 – 23. XII. 1912 [Rudolf Carnap: Tagebücher], Eintrag So 20. X. 1912

Liebe TillyPNeovius, Tilly (eig. Mathilde), 1890–1975, Schwedin, die Carnap vermutlich 1911 auf Schloss Mainberg kennenlernte! JenaLJenaOJena LindenhöheLJena!Lindenhöhe, 20. X. 12. Das würde mich sehr freuen, wenn wir uns mal wiedersehen könnten. Ich habe immer gehofft, es würde noch in MainbergLMainbergIPflegestätte/Freistätte persönlichen Lebens, Schloss Mainberg/Schloss Elmau sein. Eure Karte bekam ich an der NordseeLNordsee. Da antwortete ich nicht, sondern dachte, eine Woche nach MainbergLMainbergIPflegestätte/Freistätte persönlichen Lebens, Schloss Mainberg/Schloss Elmau gehen ist besser als antworten. Auf der Reise bekam ich dann in EisenachLEisenach Nachricht, dass es nicht ging. Nun freue ich mich, wenn wir uns hier noch treffen können.

Aber eine Minute nur, das lohnt sich doch gar nicht. Da schlag’ ich Dir vor: Steig’ hier 124 aus und fahr’ dann 315 weiter, da können wir 2 Stunden spazierengehen. Dann bist Du 642 statt 449 in BerlinLBerlin (oder wo willst Du hin: In HalleLHalle 438 statt 239, in LeipzigLLeipzig 500 statt 307). Wenn Du aber unbedingt mit Deinem Zug weiterfahren musst, dann werd’ ich in SaalfeldLSaalfeld hineinsteigen (da kommst Du 1236 an) und in JenaLJena wieder raus. Du musst mir aber sofort schreiben, denn die Postbestellung zu uns heraus ist manchmal arg bummelig. –

Der letzte Sommer in FreiburgLFreiburg war zwar nur 2 Monate lang, aber sehr schön. Und dann kamen sehr lustige Ferien. Da bin ich mit 3 anderen FreischärlernIFreischar in einem großen Fischerkahn den RheinLRhein hinuntergefahren, 109 von BaselLBasel bis BonnLBonn.53Siehe TB 8. VIII.-13. VIII. 1912. Das Wetter war zwar manchmal scheußlich, aber wir haben’s doch fein gehabt. Nur konnten wir wegen des Regens leider nie nachts im Boot schlafen, was wir vorhatten. Dann war ich noch in RheinlandLRheinland und WestfalenLWestfalen, und an der Nord-LNordsee und OstseeLOstsee, und in ThüringenLThüringen, zum Schluss auch in BambergLBamberg. Und dann war ich die Rumreiserei leid, und bin endlich nach Haus’ gefahren. Im Wintersemester werde ich hier in JenaLJena bleiben.

Fährst Du denn eigentlich jetzt nach SchwedenLSchweden und kommst gar nicht wieder nach EuropaLEuropa? Oder was hast Du vor? Na, ich hoffe, Du steigst hier aus und erzählst mir alles mündlich. ZachowsPZachows kenne ich nicht, aber OttiPUlmer, Ottilie, auch Otti, Wirtschafterin auf Schloß Mainberg und später in Elmau, verh. mit Josef Ulmer wirst Du wohl auch noch mal sehen. Dann grüß’ sie bitte. Dir selbst viele herzliche Grüße! Rudi CP. \(_{89}\)🕮\(_{91}\)jEs folgen eineinhalb Seiten mit hier nicht reproduzierten Briefen: zwei kurzschriftliche Abschriften von Briefen von Ottilie Ulmer und Tilly Neovius sowie zwei lang­schrift­liche Briefe, offensichtlich in der schwedischen Handschrift von Tilly Neovius. Auf der zweiten Hälfte von Seite 91 setzt der Text tagebuchartig wieder ein.

XI / 1912