3Tagebuch [Tilly-Briefe] 3. XI. 1911 – 23. XII. 1912 [Rudolf Carnap: Tagebücher], Eintrag Mo 20. XI. 1911

Das war mal wieder fein da draußen. Samstagnachmittag so warm und schöner Sonnenschein, dass wir oben im TitiseeLTitisee gebadet haben (aber nur ganz kurz!) und gestern gingen wir oben im Schnee, und es schneite noch, und wir bekamen die Sonne fast gar nicht zu sehen. Nächsten Sonntag gehen wir hoffentlich mit Skiern auf den FeldbergLFeldberg. Samstagabend kehrten wir in einem kleinen Gasthause ein und saßen nach dem Essen um den schönen Kachelofen und lasen uns aus dem „Parzival“BEschenbach, Wolfram von!Parzival. Neu bearbeitet von Wilhelm Hertz, Stuttgart, 1898 vor, den einer mitgenommen hatte. Du kennst vielleicht dieses mittelhochdeutsche Epos, das Wolfram von EschenbachPEschenbach, Wolfram von, um 1170 bis nach 1216, dt. Dichter aus dem Sagenkreise von König Artus’ Tafelrunde und den Gralsagen gedichtet hat. Wir wollten eigentlich früh zu Bett gehen, aber wir hatten solche Freude daran, dass es schließlich fast 12 Uhr war, als wir aufhörten. Leider können wir’s nicht im Original lesen, da das zu langsam gehen würde, aber wir haben eine sehr gute neue deutsche Nachdichtung‚BEschenbach, Wolfram von!Parzival. Neu bearbeitet von Wilhelm Hertz, Stuttgart, 189810Vermutlich die Nachdichtung von Wilhelm Hertz. Siehe LL . die wir noch öfter mitnehmen wollen, wenn wir Zwei-Tage-Ausflüge machen.

Durch so eine Wanderung kommt man sich viel näher, als wenn man sonst eine Woche zusammen lebt, wenn wir FreischärlerIFreischar auch mittags immer zusammen essen. Auf der Wanderung hat man eben alle Anstrengungen und alle Genüsse, alles, was einem unangenehm ist \(_{11}\)🕮\(_{14}\)bEs folgt ein Brief Tilly an Friedrich, der hier nicht wiedergegeben wird. oder worüber man sich freut, gemeinsam. Es ist so furchtbar schade, dass FriedrichPRohden, Friedrich von, 1886–1973, Arzt, Sohn von Gustav von Rohden, Mitglied der Freischar Freiburg, heiratete 1914 Marianne von Rohden nicht mitkam. Aber wir haben zum Glück noch wöchentlich noch mehrere Abende, die wir FreischärlerIFreischar gemeinsam zubringen.