3Tagebuch [Tilly-Briefe] 3. XI. 1911 – 23. XII. 1912 [Rudolf Carnap: Tagebücher], Eintrag Sa 11. XI. 1911

Nun habe ich dieOFreiburgendlosen Seiten vollgeschrieben von der Fahrt und nun stehen sie da. Anstatt zu überlegen, was Dich wohl interessieren könnte, habe ich einfach hergenommen, „wes mir das Herze voll war“‚5Vgl. Matthäus 12‚34 (Lutherbibel): „Wes das Herz voll ist, des gehet der Mund über.“ nämlich die schöne Fahrt, und habe immer dr. drauflos geschrieben, weil ich noch in der Erinnerung \(_{7}\)🕮\(_{8}\) solche Freude dran habe. An sich ist Dir das alles ja wohl schnuppe, wie’s auf der Fahrt hergegangen ist und was für Wetter war usw. Aber Du magst es vielleicht doch lesen, weil ich bei der ganzen Geschichte solche Freude gehabt habe, nicht wahr? Ich schließe das einfach von mir. Ich würde mich furchtbar freuen, wenn Du mir schriebst, was Du alles tust usw., eben weil Du das erlebt hast, wenn’s auch an sich keine welterschütternden Ereignisse sind.

Diese Woche haben wir von Fräulein KetelsPKetels, Fräulein =? Antonie Ketels, Pianistin aus Hamburg einen furchtbar netten Brief bekommen. „Wir“ ist eigentlich gelogen, FriedrichPRohden, Friedrich von, 1886–1973, Arzt, Sohn von Gustav von Rohden, Mitglied der Freischar Freiburg, heiratete 1914 Marianne von Rohden hat ihn bekommen. Aber das tut nichts. Außerdem steht drin, dass sie mir auch bald einen schreiben wird. Da freue ich mich schon im Voraus darauf.