Der editorische Anhang beginnt mit Ausführungen, die auf alle Bände der Nachlassedition zutreffen (A. Editionsprinzipien). Es folgen Bemerkungen zur Textgestalt der Tagebücher Carnaps, die in allen Tagebuchbänden identisch sind (B. Zur Textgestalt der Tagebücher Carnaps), sowie für diesen Band eigens erstellte editorische Informationen:
C. | Zu den Texten dieses Bandes | |
D. | Faksimiles von ausgewählten Tagebuchseiten | |
E. | Verzeichnis der Siglen, Abkürzungen, Zeichen und Indizes |
Die hybride Edition Materialien aus dem Nachlass von Rudolf Carnap setzt sich aus einer Druckedition und einer Online-Edition zusammen. Die Druckedition gibt eine Auswahl folgender Dokumente zu Leben und Werk Rudolf Carnaps wieder, die sich im Nachlass von Carnap und in den relevanten Nachlässen und Sammlungen seiner Familie, KorrespondenzpartnerInnen und SchülerInnen finden: die Tagebücher, einschließlich Lektürelisten und Gesprächsnotizen, den wissenschaftlichen und privaten Briefwechsel, die Fotografien, die Manuskripte von zu Lebzeiten Carnaps unpubliziert gebliebenen Schriften sowie Manuskripte, Entwürfe und Aufzeichnungen zu Vorlesungen und Vorträgen. Alle Bände erscheinen gleichzeitig im Druck und als frei zugängliche Onlineausgaben im pdf-Format auf VALEP. Die Online-Edition wird ergänzt durch eine ebenfalls frei zugängliche und auf VALEP verfügbare Präsentation von Faksimiles der Dokumente des Carnap-Nachlasses.
Die Bände der Druckedition sind nach den folgenden allgemeinen Richtlinien ediert (siehe Abschnitt für die detaillierten Editionsprinzipien): Textvarianten, einschließlich Streichungen, Korrekturen, Anstreichungen und Randnotizen, werden textkritisch wiedergegeben, wobei bestimmte Textschichten wie beispielsweise Bearbeitungen von Briefen durch den Empfänger oder die Empfängerin von der Edition ausgenommen werden können. Grafische Elemente (Zeichnungen, Aufdrucke, Stempel, Fotografien) im edierten Text sind in geeig
Die edierten Texte werden in der Originalsprache wiedergegeben, wobei alle Texte und Textfragmente, die nicht auf Deutsch oder Englisch formuliert sind, im Rahmen des Erläuterungsapparates durch eine Übersetzung ergänzt werden (ausgenommen davon sind gängige Redewendungen). Der Text der HerausgeberInnen in Titelei, Inhaltsverzeichnis, ediertem Text, Fußnoten, Einleitungen, editorischen Anhängen sowie in den Registern ist in allen Abteilungen der Edition entweder auf Deutsch (Neue Rechtschreibung) oder Englisch formuliert, wobei eine geschlechtergerechte und diskriminierungsfreie Sprache angestrebt ist. Referenz für die Sprachen der Edition sind der Duden und das Oxford Dictionary, jeweils in aktuellen Ausgaben. Ausnahme davon ist die bei den edierten deutschsprachigen Texten verwendete Alte Rechtschreibung, wofür ältere Ausgaben des Duden (vor 1996) als Referenz dienen. Darüber hinaus sind sprachliche Besonderheiten möglichst beibehalten, unter Einschluss von Basic English und sprachlichen Mischformen, die durch die gleichzeitige Verwendung von Englisch und Deutsch entstehen. Ebenfalls beibehalten sind in der Regel sprachliche Besonderheiten und Unzulänglichkeiten, die durch die Verwendung einer Fremdsprache zustande kommen.
Die Edition ist in drei Teile gegliedert:
Teil I:		 | Tagebücher, Leselisten, Gesprächsnotizen, Autobiografie | |
Teil II: | Wissenschaftlicher und privater Briefwechsel, Rundbriefe | |
Teil III: | Werkmanuskripte; Manuskripte und Entwürfe zu Vorlesungen | |
und Vorträgen; Mitschriften und Aufzeichnungen |
Teil I umfasst die von Carnap zwischen 1908 und 1970 verfassten Tagebücher, Leselisten und Gesprächsnotizen, unter Ausschluss von (1) anderen chronologischen Aufzeichnungen wie etwa reinen Kalendernotizen in Taschenkalendern und chronologische Aufzeichnungen zu finanziellen Belangen sowie (2) in Car
Teil II beinhaltet den gesamten wissenschaftlichen und privaten Briefwechsel Carnaps, einschließlich der Rundbriefe, wobei sowohl die Briefe von als auch an Carnap berücksichtigt werden. Ediert wird zuerst, in mehreren Bänden, der wissenschaftliche Briefwechsel, gefolgt von einem separaten Band zum privaten Briefwechsel.
Teil III umfasst eine Auswahl der im Nachlass von Carnap verfügbaren Werkmanuskripte, der Manuskripte, Skizzen und Entwürfe zu Vorlesungen und Vorträgen sowie der verfügbaren Mitschriften und (Transkriptionen von) Tonaufzeichnungen von Vorträgen und Vorlesungen Carnaps.
Die Bände der Edition haben folgenden Aufbau: Titelei; Inhaltsverzeichnis; Vorwort der HerausgeberInnen; Einleitung; Textteil, einschließlich der auf jeder Seite erscheinenden textkritischen Fußnoten und den darunter angeordneten Erläuterungsfußnoten sowie optional (Tagebücher) eines Marginalienapparates mit Ortsangaben; Editorischer Anhang, enthaltend diese Editionsprinzipien sowie Informationen zur Textgestalt und Textauswahl, Faksimiles sowie das Verzeichnis der Siglen, Abkürzungen, Zeichen und Indizes; Personen‑, Werk- und Institutionenregister, Letzteres optional.
Der edierte Text wird in Serifenschrift gesetzt, im textkritischen Apparat außerhalb des Textkörpers erfolgt eine zusätzliche Hervorhebung durch spitze Klammern. Optional wird zwischen kurz- und langschriftlichem Text anhand des Schriftschnittes unterschieden. So wird langschriftlicher Text in den Tagebüchern grundsätzlich durch kursiven Schriftschnitt charakterisiert, kurzschriftlicher durch nicht-kursiven Schnitt. Im edierten Text der Tagebücher und Briefe werden später hinzugefügte Textelemente (nachträgliche Kommentare und Annotationen im Tagebuch, Empfängerkommentare in den Briefen) farbig hervorgehoben. Text der HerausgeberInnen wird durchwegs in serifenloser Schrift gesetzt.
Fußnoten aus den edierten Texten werden durch hochgestellte Sterne bezeichnet und unmittelbar unter den Haupttext gesetzt. Darunter stehen die durch tief
Die edierten Texte sind innerhalb der einzelnen Teile der Edition nach Textsorten (Tagebuch, Lektüreliste, Brief, Gesprächsprotokoll, Manuskript usw.) gruppiert und innerhalb dieser Gruppen chronologisch angeordnet. Insbesondere erfolgt die Anordnung der Briefe streng chronologisch und nicht nach Korrespondenzpartnern gruppiert.
Dem editorischen Zweck gemäß bestehen die einzelnen Bände der Edition aus drei Teilen: (1) der die edierten Texte präsentierende und also beinhaltende Editionsteil; (2) der editorische Anhang (enthaltend Editionsprinzipien, Angaben zur Textgenese und -überlieferung, zur editorischen Gestaltung und Auswahl der Texte sowie das Verzeichnisses der Siglen, Abkürzungen, Zeichen und Indizes); (3) der Erläuterungsfußnoten, Register, das Abkürzungsverzeichnis und die Einleitung umfassende Erläuterungsapparat. Diese drei Grundbestandteile werden im Folgenden näher charakterisiert, wobei auf zuvor bereits erwähnte Punkte nicht nochmals eingegangen wird.
Die edierten Texte zerfallen in solche Dokumente, die überwiegend in kurzschriftlicher Form vorliegen (Tagebücher, Gesprächsnotizen, Teile der Manuskripte und der Entwürfe und Aufzeichnungen zu Vorlesungen und Vorträgen), und solche, die überwiegend langschriftlich verfasst sind (Briefe, Teile der Manuskripte und der Entwürfe und Aufzeichnungen zu Vorlesungen und Vorträgen). Einen Sonderstatus haben überdies die edierten Tonbandaufzeichnungen. Kurzschriftliche Texte sind in der Regel deutschsprachig bzw. deutschsprachig mit eingestreuten englischen Sprachelementen. Sie werden (mit Ausnahme von Einschüben in langschriftlichem Text, der die Alte Rechtschreibung verwendet) aufgrund der in der Kurzschrift nicht konsistent erfassten Orthografie in der Neuen Rechtschreibung ediert bzw. nach aktuellen Richtlinien des Englischen und anderer Sprachen. Ebenfalls in der Neuen Rechtschreibung ediert werden Tonbandaufzeichnungen, sofern diese nicht bereits in einer (möglicherweise autorisierten) Transkription vorliegen. Langschriftliche Texte dagegen werden in der zum Ent
Folgende Texteingriffe erfolgen im Allgemeinen stillschweigend:
Bei maschinenschriftlichen und kurzschriftlichen Texten werden aus technischen Gründen weggelassene Sonderzeichen stillschweigend ergänzt. Nicht-lateinische Namen werden in einer üblichen Transliteration wiedergegeben, es sei denn, sie stehen im Original in nicht transliterierter Form. Lateinische Namen hingegen werden wo möglich in der üblichen Schreibweise (Selbstbezeichnung der Person) wiedergegeben, unter Einschluss aller dafür erforderlichen Sonderzeichen (Jørgensen, Łukasiewicz). Dementsprechend werden auch falsch geschriebene Namen stillschweigend korrigiert. In Zweifelsfällen wird die falsche Schreibung im textkritischen Apparat dokumentiert.
Reine Tipp- oder Rechtschreibfehler, einschließlich eindeutig fehlerhafter Groß- und Kleinschreibung, fehlender oder falsch gesetzter Interpunktionszeichen und einfacher Satzstellungsfehler werden stillschweigend korrigiert. Nicht korrigiert werden hingegen in der Regel sprachliche Besonderheiten, die von den AutorInnen konsistent verwendet werden, es sei denn, diese erweisen sich eindeutig als Rechtschreibfehler. Dies schließt sprachliche Besonderheiten wie Basic English ebenso ein wie solche Besonderheiten, die durch das Verwenden einer Fremdsprache bzw. im Kontext sprachlicher Mischformen (aus Englisch und Deutsch) entstehen. Im Zweifelsfall erfolgt eine Korrektur mit Anmerkung.
Stillschweigend angepasst werden die edierten Texte an die in der Edition übliche Reihenfolge von Anführungs- und Satzzeichen. Inflationär verwendete Satzzeichen (Punkte, Rufzeichen, Fragezeichen u. dgl.) werden auf maximal drei Zeichen reduziert.
Zusätzlich zu den obigen Ausführungen gilt aber, dass jeder textliche Eingriff, der mit einer möglichen Bedeutungsänderung verknüpft ist, in einer Anmerkung erläutert wird, auch wenn die korrigierten Stellen als reine Tippfehler aufgefasst werden könnten.
Die Seitenumbrüche der edierten Texte werden im laufenden Text durch ein geeignetes Symbol angegeben. Optional kann von den HerausgeberInnen eine Seitennummerierung hinzugefügt werden.
Unterstrichener Text und Großblock werden wie im edierten Original wiedergegeben. Allerdings werden verschiedene Varianten der Unterstreichung immer zu einer einfachen Unterstreichung vereinheitlicht. Gesperrter Text (bei maschinenschriftlichen Manuskripten) wird kursiv wiedergegeben. Bei Anführungszeichen wird auf die Konventionen der edierten Sprache (insbesondere Deutsch, Englisch, Französisch) Rücksicht genommen.
Abkürzungen, die sprachliche Standards repräsentieren (Referenz Duden und Oxford Dictionary in aktuellen Ausgaben), werden belassen und nicht in das Abkürzungsverzeichnis aufgenommen. Andere Abkürzungen werden im Abkürzungsverzeichnis aufgenommen und belassen, sofern diese im edierten Text konsistent als Abkürzungen verwendet werden. Nicht belassen werden hingegen ad hoc (also nicht konsistent verwendete) Abkürzungen und Kurzschreibweisen. In langschriftlichen Texten erfolgt hier eine durch Striche (in den Tagebüchern) oder [eckige Klammern] (in den übrigen Texten) gekennzeichnete Ergänzung des Textes durch die HerausgeberInnen; besonders trifft dies auf (in Briefen) häufig ad hoc abgekürzte Personen- oder andere Eigennamen zu. In kurzschriftlichen Texten erfolgt hingegen in der Regel eine stillschweigende Ergänzung durch die HerausgeberInnen ohne textkritische Kennzeichnung. In Ausnahmenfällen (unsichere Lesarten) kann aber auch hier eine textkritische Kennzeichnung der Ergänzungen erfolgen. Regelrechte Abkürzungen werden hingegen in kurzschriftlichen Texten analog zu langschriftlichen gehandhabt.
Streichungen und andere Eingriffe im edierten Text, die sich zweifelsfrei als Sofortkorrekturen erweisen, werden bei Briefen und Manuskripten stillschweigend übernommen. Im Zweifelsfall bzw. bei später erfolgten Streichungen und Korrekturen erfolgt eine textkritische Kennzeichnung. Bei den Tagebüchern werden hingegen alle Arten der Streichung mit textkritischer Kennzeichnung im Text belassen.
Neben der Vorlage dieser Editionsprinzipien informiert der editorische Anhang über die Entstehungs- und Überlieferungsgeschichte, die Auswahl, die physische Natur und wechselseitige Beziehung der Dokumente, in denen die edierten Texte vorliegen. Er gibt überdies darüber Auskunft, wie mit den edierten Texten verfahren wurde, begründet und erläutert editorische Entscheidungen, dokumentiert nicht edierte Textbestandteile, beschreibt die für die Erstellung des textkritischen Apparates relevanten Richtlinien und gibt (im Rahmen des Verzeichnisses der Siglen, Abkürzungen, Zeichen und Indizes) Aufschluss über die in den Apparaten verwendeten Konventionen, insbesondere über die den verwendeten Archivbeständen zugeordneten Siglen und die im Original und den Herausgebertexten zu findenden Abkürzungen, Zeichen und Indizes. In Teil II und III der Edition werden jeweils Teile des editorischen Anhangs den einzelnen edierten Briefen und Manuskripten direkt nachgelagert. Die entsprechenden Konventionen werden ebenfalls im editorischen Anhang präzisiert.
Dieser unterscheidet zwischen drei semantischen Aspekten des Textes. (1) Die Oberflächenschicht, also die unmittelbare Ebene des Textsinns, die sich direkt aus der Grammatik der Sätze und der grundlegenden Erfassung von Wortkategorien ergibt (Abschnitt ); (2) die Tiefenschicht, die sich aus der Erfassung des Textsinns anhand von wissenschaftlichem und historischem Expertenwissen ergibt (Abschnitt ); (3) werden in den edierten Texten explizit oder implizit enthaltene Verweise auf andere Texte und sonstige Objekte erschlossen (Abschnitt ).
Explizite Erklärungen der HerausgeberInnen erfolgen generell nur zur Sicherstellung der semantischen Oberflächenschicht, bei Textstellen, deren Sinn sich dem Leser nicht von selber erschließt. Vorausgesetzt wird dabei eine durchschnittliche Allgemeinbildung unter Einschluss grundlegender historischer und naturwissenschaftlicher Kenntnisse sowie ein elementares philosophiehistorisches Grundwissen. Nicht vorausgesetzt werden jedoch regionalhistorische Besonderheiten, also etwa ein historisches Wissen, das nur für BürgerInnen eines bestimmten Landes zur Allgemeinbildung zählt. Außerdem werden grundlegende Kenntnisse in den Sprachen Englisch und Deutsch vorausgesetzt. Referenz für Letztere sind aktuelle Ausgaben des Duden und des Oxford Dictionary.
Explizite Erklärungen erfolgen damit genau in den folgenden Fällen: (a) bei grammatikalisch problematischen bzw. erläuterungsbedürftigen Satzkonstruktionen, vor allem dann, wenn es den HerausgeberInnen möglich ist, eine Satzauslegung zu liefern, die sich dem obige Bedingungen erfüllenden Leser voraussichtlich nicht auf den ersten Blick erschließt. (b) Es werden Begriffe erläutert, deren kategoriale Bedeutung erläuterungsbedürftig ist. Beispiele für (b) sind: der Elektroökonom (ein Küchengerät), die Borstei (eine Wohnhausanlage in München). Hinzu kommen (c) exotische, veraltete, regionale und umgangssprachliche Ausdrücke, sofern diese nicht in Standardreferenzwerken wie Duden und Oxford Dictionary (jeweils aktuelle Ausgaben) zu finden sind. Außerdem (d) sprachliche Eigenheiten und Neubildungen im edierten Text, deren Bedeutung sich nicht aus dem Kontext unmittelbar erschließt. Weiters (e) alle Arten von fremdsprachigen Formulierungen, Zitaten und Texten, die unter den für diese Edition festgelegten sprachlichen Rahmenbedingungen einer Übersetzung bedürfen. Das gilt insbesondere für Briefe und Briefstellen, die in Esperanto, Schwedisch, Französisch, Italienisch formuliert sind, sowie für in edierten Texten eingestreute lateinische
Explizite Erklärungen fallen kurz und bündig aus und können durch den Kontext erweiternde Quellenangaben und Querverweise ergänzt oder auch ersetzt werden. Der kritische Charakter dieser Edition schließt nach dem eben Gesagten all jene Arten von Hilfestellungen bei der Erschließung der semantischen Oberflächenschicht aus, die von Studienausgaben häufig geliefert werden. Da Begriffe und Sachhinweise im Allgemeinen unerläutert bleiben, respektive die semantische Oberflächenschicht im Erläuterungsapparat nach den oben formulierten Kriterien nur fragmentarisch erschlossen wird, enthalten die Bände der Edition auch kein (für eine Studienausgabe typisches) Sachregister. Außerdem hätte ein Sachregister, anders als die in Abschnitt präsentierten hier verwendeten Register, keine konsistente Funktion zur Entlastung und Ergänzung der Erläuterungsfußnoten zu bieten und fällt auch aus diesem Grund hier weg. Es sei aber ausdrücklich darauf hingewiesen, dass die traditionelle Funktion eines Sachregisters oder auch eines Ortsregisters – Suche nach im Text enthaltenen Stichworten – hier weitgehend anhand der auf VALEP frei verfügbaren PDF-Versionen der Bände mit den üblichen Suchfunktionen realisiert werden kann. Auch aus diesem Grund wird auf solche Register verzichtet, die nur das Vorkommen von Stichworten im Text nachweisen.
Die hier edierten Texte stellen Primärquellen dar, die in bestimmten Bereichen der Wissenschafts- und Philosophiegeschichte sowie der intellektuellen Geschichte relevant sind. Die semantische Tiefenschicht des Erläuterungsapparates setzt sich das Ziel, Verbindungen zu diesen Kontexten der Expertise herzustellen. Maßstab für einschlägige Verweise ist die Abschätzung der Relevanz der edierten Texte für den fraglichen Kontext. Erwähnt ein Text einen wissenschaftlichen Begriff oder Diskussionszusammenhang oder stellt er einen Bezug zu einem historisch relevanten Kontext her, so wird nur dann auf einschlägige Fachliteratur verwiesen, wenn davon ausgegangen werden kann, dass die Äußerungen der Autorin/""des Autors selber für den erwähnten Kontext von einschlägiger wissenschaftlicher Relevanz sind (und nicht bloß umgekehrt). Das impliziert, dass die Autorin/der Autor einen relevanten Beitrag zu dem fraglichen wissenschaftlichen Feld geliefert hat und/oder der im edierten Text dokumentierte Kontext
Eine zentrale Rolle bei der Erläuterung der semantischen Tiefenschicht der edierten Texte übernimmt, neben den Erläuterungsfußnoten und Registern, die den Bänden vorangestellte Einleitung. Dort wird zunächst die wissenschaftliche Zielsetzung der Edition erläutert. Dann werden die edierten Texte inhaltlich rekonstruiert und in ihren einzelnen Bestandteilen kontextualisiert. Das kann alle oben angegebenen Perspektiven der semantischen Tiefenschicht umfassen. Ziel der Einleitung ist es, durch vorläufige Einordnung eine Verbindung zwischen den edierten Texten und den wissenschaftlichen, historischen und biografischen Kontexten herzustellen, in denen sie sich als relevant erweisen.
Teilweise im Zusammenhang mit und ergänzend zu den in und beschriebenen Erläuterungen werden folgende in den edierten Texten explizit oder implizit vorhandene Verweise auf andere Texte und sonstige Objekte rekonstruiert bzw. ergänzt und zum Teil in Registern systematisiert. Die Register dienen der Entlastung des Fußnotenapparates. So müssen wiederkehrende Bezüge auf Personen, Werke und Institutionen nicht jedes Mal erneut in Erläuterungsfußnoten aufgeschlüsselt werden. Die Register bieten außerdem wichtige identifikatorische Informationen an und ergänzen dadurch den Fußnotenapparat.
Von den AutorInnen explizit oder implizit erwähnte publizierte Texte werden wo möglich identifiziert und in einem Register im Anhang erfasst. Ist die Quellenangabe der Autorin/des Autors unvollständig, so wird diese in einer Erläuterungsfußnote, in Ausnahmefällen auch durch Einfügungen der HerausgeberInnen direkt im Text ergänzt. Bei Zitaten wird die Stellenangabe gegebenenfalls ergänzt oder korrigiert. Es werden grundsätzlich keine Parallelstellen in der Literatur genannt (ähnliche Formulierungen u.dgl.). Zitate werden zwar nachgewiesen, aber die Angabe eines wörtlichen Zitats erfolgt i. A. nur, wenn dies notwendig ist, weil das Originalzitat von dem im Text angegebenen Zitat signifikant abweicht. Ansonsten werden Zitate im Erläuterungsapparat nur dann geliefert, wenn sie die eleganteste Form einer Erläuterung darstellen (Ausnahmefall).
Ist ein unpublizierter Text nicht archivalisch verfügbar, jedoch eindeutig als Vorstufe eines publizierten Textes identifizierbar, so wird auf letzteren im Register
Liegt eine überlieferte Fassung eines unpublizierten Textes als Archivressource vor, so wird der Text analog zu publizierten Texten gehandhabt und ebenfalls in das Register im Anhang aufgenommen, sofern es sich um ein dezidiertes Werkmanuskript handelt, also einen von der Autorin/dem Autor für die Publikation bestimmten Text. Im Zweifelsfall erfolgt eine Entscheidung der HerausgeberInnen, die gegebenenfalls zu erläutern ist. Ist eine Publikation erfolgt, so wird die Verbindung zwischen dem unpublizierten Werkmanuskript und dem publizierten Text erläutert. Ist keine Publikation erfolgt, so erfolgt nur der Verweis auf das unpublizierte Manuskript.
Auf alle Arten von Archivalien, die keine dezidierten Werkmanuskripte sind, wird im Erläuterungsapparat immer nur unter Angabe der Nachlasssigle und ‑signatur sowie gegebenenfalls des Titels verwiesen, es erfolgt aber keine Aufnahme in eines der Register oder Literaturverzeichnisse im Anhang. Das schließt Briefe, Tagebücher, Vortragsskizzen, Diskussionsprotokolle, Mitschriften, Notizzettel, Rechnungen, Mitteilungen ein sowie andere Arten von identifizierbaren nichttextlichen Ressourcen wie Filme, Tondokumente, Fotografien, Zeichnungen und andere grafische Objekte. Verweise auf Archivalien dieser Art erfolgen typischer Weise dann, wenn ein direkter Zusammenhang zu dem edierten Text besteht respektive der Text explizit oder implizit auf den fraglichen Gegenstand verweist. Außerdem werden Verweise geliefert, wenn diese den Kontext der edierten Stelle aufklären helfen. Das gilt insbesondere für Briefe und Tagebucheinträge.
In das Literaturregister im Anhang (das entsprechend einem Register Verweise auf alle Seiten des Bandes enthält, in dem auf einen Titel verwiesen wird) werden alle Texte aufgenommen, auf die die edierten Texte selber direkt oder indirekt verweisen. Alle nur von den HerausgeberInnen zitierten Texte werden ebenfalls im Literaturregister verzeichnet, jedoch ohne Seitenangaben, da es sich um keine Verweise im Originaltext handelt. Die Angaben zur Herausgeberliteratur beschränken sich jedoch im Literaturregister auf publizierte Texte und nehmen keine Archivalien auf. Alle im Literaturregister erfassten Texte werden von den HerausgeberInnen immer anhand der Kurzform zitiert, die sich aus dem/den Nachnamen der Autorin/des Autors/der AutorInnen/HerausgeberInnen und dem (gegebenenfalls gekürzten) Titel ohne eventuelle Untertitel zusammensetzt.
Wird im edierten Text auf Filme, Theater- oder Opernaufführungen sowie auf Kunstwerke oder Kompositionen verwiesen, so werden Erläuterungen bzw. Ergänzungen nur dann vorgenommen, wenn die Verweise im Text für eine eindeutige Identifikation des fraglichen Werkes nicht ausreichen. Stücktitel kommen nur dann in das Werkregister, wenn ein Stück als Text gelesen oder zitiert wird, nicht
Bezüge auf Institutionen und Körperschaften werden in einem Register im Anhang erfasst. Wird im Text der Name einer Institution oder Körperschaft nicht oder nur unvollständig genannt, so erfolgt eine Ergänzung oder Erläuterung durch die HerausgeberInnen nur dann, wenn die Identifikation im entsprechenden Registereintrag sonst nicht möglich ist. Institutionen und Körperschaften schließen Diskussionsrunden (Schlick-Zirkel), Parteien, Zeitschriften, Schriftenreihen, Kongresse, Messen und Vereine ein.
Bezüge auf Personen werden zum Teil im Kontext der semantischen Tiefenschicht erläutert. In jedem Fall werden alle Personennamen in einem Personenregister im Anhang erfasst. Als Personennamen gelten indexikalische Ausdrücke oder Kennzeichnungen wie „Der Amerikaner“ nur dann, wenn sie wie Eigennamen gebraucht werden. Das Personenregister enthält Querverweise für alle im Text vorkommenden Personennamen einschließlich Spitznamen und Kurzbezeichnungen sowie Vornamen, sofern Personen mit diesem alleine bezeichnet werden. Bei Doppeldeutigkeiten werden diese im Register oder in Erläuterungsfußnoten aufgeschlüsselt. Das Register gibt darüber hinaus für jede Person, falls verfügbar, die Lebensdaten an sowie deren nationale und berufliche Zugehörigkeit und/oder die Beziehung zu einer anderen im Register angeführten Person. Weitere Informationen werden nur in Ausnahmefällen geliefert.
Bezüge auf Orte werden nur im Zusammenhang der „semantischen Oberflächenschicht“ erläutert. Allerdings werden alle erwähnten Orte geografisch verifiziert. Falsche Schreibweisen werden korrigiert. Bei veralteten und fremdsprachigen Ortsbezeichnungen (beispielsweise deutsche Namen für Orte in heutigen osteuropäischen Ländern) werden die heute regional üblichen Ortsbezeichnungen unter bestimmten Umständen ergänzt. Das betrifft vor allem die Angaben der Aufenthaltsorte im Marginalienapparat der Tagebücher, wo die heute regional üblichen Ortsbezeichnungen, falls abweichend, in eckigen Klammern hinzugefügt werden.
Die Register erfassen nur den edierten Text (im Textkörper und in textkritischen Fußnoten), nicht aber den Text der HerausgeberInnen. Erläuterungen der
Grundsätzlich wird im Erläuterungsapparat versucht, die in den edierten Texten enthaltenen expliziten und impliziten Verweiszusammenhänge nach den in diesem Abschnitt skizzierten Kriterien aufzuschlüsseln. Dies hat jedoch vor allem bei jenen edierten Texten, die keine dezidierten Werkmanuskripte sind, gewisse Grenzen. Briefe enthalten interne Anspielungen, die nur von den Briefpartnern erschlossen werden könnten. Carnaps Tagebücher enthalten eine Ebene von privaten Verweisen und Anspielungen, deren Aufschlüsselung entweder unmöglich ist oder aber aus Pietätsgründen ausbleibt. Dadurch entstehende lose Enden werden in der Regel belassen und nur in Ausnahmefällen erläuternd aufgegriffen.
In diesem Abschnitt sind Richtlinien beschrieben, die nur spezifisch für die Tagebuchedition gelten und die daher in den anderen Abteilungen dieser Edition abweichend gestaltet sein werden.
Carnaps Tagebücher hatten für ihren Autor eine wichtige lebensbegleitende Funktion. Das betraf nicht nur die tägliche Routine des Verarbeitens der Tagesereignisse in einem Tagebucheintrag. Es bedeutete für Carnap auch, das Tagebuch zu späteren Zeitpunkten als Ort der Erinnerung heranzuziehen, zu lesen und wieder zu lesen und die Lektüre durch gelegentliche Kommentare sowie Unterstreichungen zu begleiten. Diese späteren Hinzufügungen Carnaps sind dadurch bedeutsam, dass sie dokumentieren, welche Tagebuchstellen Carnap zu einem späteren Zeitpunkt wieder gelesen bzw. als bedeutsam erachtet hat. Sie werden daher in dieser Edition (zumindest in den ersten beiden Bänden), gekennzeichnet durch eine andere Schriftfarbe, mit berücksichtigt.
Ebenfalls mit abgedruckt werden hier von Carnap durchgestrichene Textpassagen, um den Prozess der Textgenese möglichst genau abzubilden. Durchgestrichener Text kann sich auf einen Plan beziehen, der dann nicht durchgeführt wurde (in den kalenderartigen Teilen des Tagebuchs). Er kann aber auch ein relevanter Bestandteil des Schreibprozesses sein, relevant im Tagebuch dadurch, dass dieses, anders als ein Brief oder Werkmanuskript, per definitionem unabgeschlossen und offen bleibt. Die ausfransenden Ränder des Textes werdurchgestrichenen Texten werden auch unleserlich durchgestrichene Streichung durch die Herausgeber durch 	 (vgl. das Siglenverzeichnis). Außerdem werden alle von Carnap stammenden Randbemerkungen und alle späteren Einfügungen durch eine andere Textfarbe sichtbar gemacht, falls der Textfluss
Die wichtigsten Ausnahmen von dieser Praxis der Auszeichnung von Textbesonderheiten, Herausgebereingriffen und Korrekturen sind den Editionsprinzipien folgend erstens die auch hier erfolgende stillschweigende Korrektur von offenbar unabsichtlichen Falschschreibungen und Rechtschreibfehlern (nur im Zweifelsfall mit Fußnote) sowie zweitens die ebenso stillschweigend erfolgende Ergänzung von Kurzschreibweisen; explizit als Herausgeberhinzufügungen gekennzeichnet werden nur die Textkonsistenz herstellende Einfügungen von Wörtern und Wortteilen, die sich nicht auf Kurzschreibweisen beziehen oder aber wo eine Kurzschreibweise nicht eindeutig ergänzt werden konnte.
Gelegentlich stimmt in den Tagebuchkonvoluten, so wie sie im Nachlass Carnaps zu finden sind, die chronologische Ordnung nicht, in der Regel aus dem einfachen Grund, dass es sich um lose Blätter handelt, die zu irgendeinem Zeitpunkt (unabsichtlich) vertauscht worden sind. In der Edition wird die chronologische Ordnung wiederhergestellt und es wird dies in einer textkritischen Fußnote vermerkt. Sind Teile eines Tagebuchkonvoluts von Carnap entnommen und an anderer Stelle abgelegt worden, so werden diese an die ursprüngliche Stelle verschoben und es wird dies in einer textkritischen Fußnote erläutert. Abweichungen von der so hergestellten ursprünglichen chronologischen Ordnung ergeben sich allerdings bei existierenden Paralleltagebüchern. So etwa bei den Tilly-Briefen (TB 3 = TBT), die sich zum Teil mit den Inhalten aus (TB 4–6) überschneiden. Beim Verweis auf Tagebuchstellen ist aus diesem Grund bei den Tilly-Briefen neben dem Datum ein expliziter Verweis auf dieses Konvolut mit dem Kürzel (TBT) bzw. (TB 3) erforderlich. Gelegentliche Überschneidungen ergeben sich auch bei manchen Tagebuchkonvoluten, wo Carnap aus nicht rekonstruierbaren Gründen gegen Ende des Konvoluts bereits ein neues beginnt, sodass sich manchmal Einträge zu einem Tag in beiden Konvoluten finden. Diese Überschneidungen sind sehr selten. Gegebenenfalls muss auch hier beim Zitieren neben der Datumsangabe das Kürzel für das jeweilige Tagebuchkonvolut (TB X) angeführt werden.
Im Tagebuch verweist Carnap häufig auf von ihm ursprünglich dem Konvolut beigelegte Inhalte, mit Formulierungen wie „siehe besonderes Blatt“. Diese Beilagen sind leider in den meisten Fällen unauffindbar. In jedem Fall wird hier aber eine Fußnote gesetzt, die entweder darauf hinweist, dass die Beilage unauffindbar ist, oder die entsprechende Nachlassstelle angibt.
Die Originaltexte Carnaps enthalten an vielen Stellen leere Einträge, also ein vorgeschriebenes Datum, bei dem dann kein Text hinzugefügt wurde. Um den Text zu straffen, werden solche leeren Einträge weggelassen. Ein Hinweis in einer textkritischen Fußnote erfolgt nur, wenn einem ansonsten leeren Eintrag ein Text oder Symbol im Datumsfeld hinzugefügt wurde. Zur Straffung des Textes werden mehrere aufeinanderfolgende Tagesangaben, denen Carnap dann, durch eine Klammer oder Ähnliches, nur einen einzigen Eintrag zuweist, zu Bereichseinträgen zusammengefasst, bei denen die Datumseinträge durch Beistriche oder (bei mehreren aufeinanderfolgenden Tagen) Bindestriche getrennt angeführt sind. Fügt Carnap jedoch mehreren nichtleeren Einträgen zusätzliche Bemerkungen hinzu, indem er diese durch geschwungene Klammern verbindet, so werden diese wenn möglich reproduziert; nur in Ausnahmefällen, etwa wenn die Klammern über mehrere Seiten verlaufen, wird die Klammer aus drucktechnischen Gründen durch eine geeignete Fußnote im textkritischen Apparat ersetzt.
Die Tageseinträge selbst werden in Anlehnung an die von Carnap mehrheitlich verwendete Praxis der Formatierung vereinheitlicht. In einem grau schattierten Kästchen befindet sich die Angabe von Wochen- und Monatstag. Beim ersten angeführten Tag eines Monats steht in dem Kästchen auch die Angabe des Monats, beim ersten angeführten Tag eines Jahres wird in dem Kästchen die Jahresangabe hinzugefügt. Außerdem werden von Carnap gelegentlich in dem Kästchen gemachte Bemerkungen und dort angeführte Symbole hier reproduziert. Diese Symbole (+‚ ⚬, -‚ △) finden sich fallweise auch im Text. Die genaue Bedeutung ist unklar, es handelt sich aber offensichtlich um Chiffren für erotische Aktivitäten.
Die für ein Tagebuch typische große Anzahl von teils unbestimmt gekennzeichneten Personen – der Kellner, die Russin, der Gatte, der Bursche – erfordert eine spezifische Vorgehensweise. Nicht aufgelöst werden Bezüge auf Personen, die nur durch die Angabe einer Funktion (Bursche, Kellner, Zahnarzt) oder anhand ihres Verhältnisses der Bekannt- oder Verwandtschaft zu einer anderen handelnden Person (Schwester, Gatte, Freundin) im Tagebuch aufscheinen, ohne im Text
Für die verbleibende Personengruppe gilt, dass sie zur Gänze im Personenregister aufscheint. Wenn die entsprechenden Informationen vorliegen, findet die für diese Edition bestimmte Standardform Verwendung:
Personenname (ohne eventuell vorhandene nicht gebräuchliche zusätzliche Namen aus Pass oder Geburtsurkunde), Geburtsjahr-Todesjahr, Nation (wobei nicht der Pass, sondern der reale Wohnort ausschlaggebend ist, auch mehrere Lebensschwerpunkte werden berücksichtigt), Berufsbezeichnung.
Auch bei historischen Figuren und Klassikern werden diese Angaben gemacht, um Mehrdeutigkeiten auszuschließen. Lassen sich Teile dieser Standardform nicht ermitteln, so bleiben sie weg. Das hat zur Folge, dass im Personenregister eine Anzahl von Namen zu finden ist, oft auch nur Fragmente von Namen, Vor- oder Spitznamen, über deren Träger keine biografische Informationen vorliegen: zumindest dieser Mangel an Information ist dann die Information, die man dem Personenregister entnehmen kann.
Ist bei einer Person, die im Tagebuch nicht durch den Nachnamen, sondern den Vornamen oder einen Spitz- oder Kosenamen oder auch ein Symbol oder eine Abkürzung (wie etwa CW oder Cz) referenziert wird, der volle Name bekannt, so steht dieser im Register, gemeinsam mit geeigneten Querverweisen, die alle verwendeten Synonyme zu dem vollen Namen in Beziehung setzen. Im Originaltext bleibt das verwendete Symbol oder die Abkürzung unerläutert.
Bei Carnaps Verwandten werden die Informationen im Personenregister durch Angaben über das Verwandtschaftsverhältnis ergänzt. Diese Beziehungen werden der Übersichtlichkeit halber zusätzlich in dem Personenregister vorgelagerten Stammbäumen erfasst.
Zur Identifikation der im Tagebuch erwähnten Personen wurde als erste Quelle wbis.degruyter.com herangezogen, außerdem die deutsche-biographie.de
Integraler Bestandteil dieser Edition ist die Online-Datenbank VALEP. In VALEP sind große Teile des Carnap Nachlasses erfasst sowie andere Nachlassbestände, auf die sich im Text der Tagebücher Bezüge finden. Bei der Kommentierung des Textes wurde versucht, möglichst weitgehend alle Dokumente zu identifizieren, die in einem der erfassten Nachlassbestände liegen. Diese Dokumente werden in Fußnoten ausgewiesen, einschließlich eines Hinweises auf den Nachlassbestand, in dem sie zu finden sind sowie, falls vorhanden, ihrer Nachlasssignatur. In der Online Edition (pdf) sind diese Angaben der Nachlassstelle direkt mit dem entsprechenden Dokument in VALEP verlinkt. In der Druckausgabe wurde in diesen Fällen auf explizite Angabe der Hyperlinks verzichtet: die Dokumente können entweder mittels Aufrufen der Online Edition angeklickt oder direkt in VALEP gesucht werden (vgl. die Erläuterungen auf S. ).
Um die Orte, an denen Tagebucheinträge verfasst wurden, sichtbar zu machen, werden die Aufenthaltsorte für jeden Tageseintrag (die sich so gut wie immer aus dem Tagebuchtext erschließen lassen) als Marginalie angeführt. Ergänzend steht der jeweils letzte in der Marginale angeführte Aufenthaltsort auch in den Kolumnentiteln. Existiert eine aktuelle, von der von Carnap verwendeten abweichende Ortsbezeichnung, so wird diese in eckigen Klammern hinzugefügt. Als Aufenthaltsort wird in der Regel nur der Ort bestimmt, an dem Carnap die folgende Nacht verbracht hat. Bei eintägigen Ausflügen etwa, wenn Carnap mit Tagesende wieder zum Ausgangsort zurückkehrt, erfolgt kein Eintrag des Zielortes in die Marginalien. Zur Identifikation der Orte wurden einschlägige Online-Systeme wie google.at/maps, geoportail.gouv.fr und austrianmap.at verwendet.
Carnaps Leselisten bilden eine die Tagebücher ergänzende Lebenschronik, indem sie teils eigenständig, teils mit den im Tagebuch gegebenen Informationen überlappend Auskunft über Carnaps Lektüre geben. Die Einträge wurden von Carnap streng chronologisch angeordnet. Wurde ein Text von Carnap mehrfach gelesen, so taucht er auch in den Leselisten mehrfach auf. Carnap hat diese Leselisten von 1909 an bis zu seinem Tod geführt.
Bei den Leselisten werden anders als bei den Tagebüchern Randnotizen nur dann wiedergegeben, wenn sie Datierungen und Ortsangaben enthalten –diese Informationen werden in der Randmarginalie abgedruckt – oder aber wenn es sich um Kommentare zu den gelesenen Texten handelt, etwa darüber, wo und wie diese beschafft wurden. Diese Kommentare stehen jeweils bei der bibliografischen Angabe. Dagegen werden die von Carnap in den Leselisten häufig verwendeten geschwungenen Klammern dahingehend aufgelöst, dass die entsprechenden Angaben zu Zeit und Ort in die Randmarginalie rutschen. Bloß den Textverlauf markierende Randnotizen, Kolumnentitel u. dgl. werden hier, anders als bei den Tagebüchern, nicht wiedergegeben. Die Auflösung der von Carnap in den Leselisten verwendeten besonderen Siglen (F‚ L·, LP, \(\mathcal{K}\), \(\mathcal{G}\)‚ \(\mathcal{V}\)) erfolgt im Siglenverzeichnis.
Die bibliografischen Angaben Carnaps in den Leselisten sind in der Regel verkürzt. Sofern es gelungen ist, die entsprechenden Titel zu identifizieren, werden die bibliografischen Angaben so weit ergänzt, dass es möglich ist, die Titel im Werkregister zu identifizieren, es erfolgen also geeignete Ergänzungen von Angaben zu Titel und Autor. Konnte ein Titel nicht oder nicht eindeutig identifiziert werden, erfolgt ein Hinweis in einer Fußnote.
Carnap hat die Einträge in den Leselisten zunächst bis 1917 fortlaufend durchnummeriert. Ab 1917 wurde diese fortlaufende Nummerierung nicht mehr explizit vorgenommen, sondern es wurde nur gelegentlich eine Nummer eingetragen, die der fortlaufenden Nummerierung entsprechen sollte. Ab 1928 hat Carnap auf eine Nummerierung gänzlich verzichtet. Wir nummerieren die Einträge in den Leselisten hier, Carnaps anfängliche Praxis aufgreifend, fortlaufend durch, weichen aber von Carnaps Nummerierung ab, da diese insgesamt nicht völlig konsistent erfolgt. Außerdem setzen wir die fortlaufende Nummerierung auch für die Zeit ab 1928 fort. Die fortlaufenden Nummern dienen hier auch der einfachen Referenz im Erläuterungsapparat.
Entgegen der sonstigen Praxis in dieser Edition verzichten wir in den Leselisten auf eine Kennzeichnung des verwendeten Schreibstils und setzen sowohl kurzschriftlichen als auch langschriftlichen Text (deutsche Schreibschrift wie
Im Nachlass von Rudolf Carnap befindet sich eine Fotosammlung, die Aufnahmen aus allen Lebensphasen Carnaps enthält. Die Sammlung umfasst größenordnungsmäßig (eine genaue Zählung ist wegen der derzeitigen Dokumentationslage am Archiv in Pittsburgh schwierig) etwa 2000 Abzüge und (in kleinerem Ausmaß) Negative sowie Bildpostkarten. Kalkuliert man Mehrfachabzüge ein und zieht Bildpostkarten ohne konkreten Bezug zu Tagebuchschauplätzen ab, so enthält der Carnap-Nachlass vielleicht um die 1000 Original-Fotografien und Negative. Elektronische Reproduktionen der Objekte dieser (allerdings kaum einer systematischen Ordnung unterworfenen) Sammlung werden auf VALEP verfügbar gemacht: siehe dort vor allem die Materialien aus (RC 022) und (RC 023).
Die unterschiedlichen Epochen von Carnaps Leben sind in seiner Fotosammlung ziemlich gleichmäßig repräsentiert. Wer die Fotografien gemacht hat, ist in den meisten Fällen nicht rekonstruierbar (Ausnahmen sind hauptsächlich explizite Angaben dazu, die sich gelegentlich auf der Fotorückseite oder im Tagebuch finden). Carnap vermerkt zwar im Tagebuch die Anschaffung eines eigenen Fotoapparates (TB 7. X. 1915R) und hat später wohl meist ein eigenes fotografisches (Hobby-)Equipment besessen, aber es bleibt unklar, welche der im Nachlass befindlichen Aufnahmen mit diesem oder späteren Fotoapparaten Carnaps (von
Den Großteil aller von Carnap gesammelten Fotografien stellen Alltagsschnappschüsse oder professionelle Aufnahmen dar, deren ästhetischer Wert nicht aus einer erkennbaren expliziten künstlerischen Intention der Fotografin oder des Fotografen hervorgeht. Von den künstlerischen Arbeiten von Carnaps Freund Franz Roh finden sich im Carnap-Nachlass, nach derzeitigem Wissensstand, keine Beispiele. Somit sind die einzigen Fotografien im Carnap-Nachlass von hohem künstlerischen Anspruch (und Wert) die zahlreichen Fotografien von Trude Fleischmann, die mit Ina Carnap in Wien und später auch in den USA befreundet gewesen ist – vor allem Portraits von Ina Carnap, eine kleinere Anzahl von Porträts von Carnap und von Carnap und Ina zusammen –, sowie einige Fotografien, die Francis Schmidt, ein zeitweiliger Mitarbeiter von Trude Fleischmann, 1935 in Prag von Carnap gemacht hat. Dennoch ist die Fotosammlung Carnaps von großem ästhetischen und dokumentarischen Wert, ähnlich den Tagebüchern, durch die schiere Bandbreite ihrer Darstellung, aber auch durch die weitgehend präzise Auswahl der Objekte.
Ein Ziel dieser Edition ist, Teile der Carnap’schen Fotosammlung sichtbar zu machen und zu den publizierten Texten in Beziehung zu setzen. In späteren Abteilungen dieser Edition kann auch eine stärkere Einbeziehung von Aufnahmen aus anderen Quellen erfolgen. Bei der Tagebuchedition erfolgt jedoch, um die Funktion der Fotosammlung als eine Art visueller Erweiterung des Tagebuchs hervorzuheben, eine weitgehende Beschränkung auf Objekte aus dem Pittsburgher Bestand. Ausnahmen sind hier nur solche Fotografien, die sich zwar nicht in Pittsburgh befinden, aber in einem anderen Bestand der Familie Carnaps und dadurch dem weiteren Kontext der Carnap’schen Fotosammlung zugeordnet werden können.
Bei der Wiedergabe der Fotografien wird versucht, grundlegende Informationen über Motiv, Zeit und Ort der Aufnahme und, wenn möglich, die Autorschaft zu geben. Schriftliche Bemerkungen auf der Rückseite werden reproduziert, zumindest dann, wenn diese von Carnap selbst stammen. Diese Bemerkungen werden durch Anführungszeichen kenntlich gemacht. Wenn die Bemerkungen nicht von Carnaps Hand stammen, so wird dies eigens vermerkt. Zusätzlich werden
Leider konnte für die Abbildungsteile in Band 1 und 2 dieser Edition nur auf etwa zwei Drittel der Fotosammlung Carnaps zugegriffen werden. Der Rest der Sammlung war bei Recherchen des Herausgebers vor Ort im Februar 2020 nicht verfügbar.
Die folgenden Ausführungen sind jedem Band dieser Edition beigefügt, da es sich um grundlegende Informationen zur Überlieferung, Transkription und Textauswahl handelt.
Wie die Tagebücher Carnaps den Weg in seinen Nachlassbestand fanden, lässt sich nur indirekt rekonstruieren: Schriftliche Bemerkungen darüber bei Carnap selbst fehlen. Carnaps privater Besitz hat bis zur endgültigen Ansiedlung in Los Angeles im Jahr 1954, aus der dann der Nachlassbestand in Pittsburgh hervorging, in dem sich die Tagebücher finden, mehrere Umzüge mitgemacht: von Barmen nach Jena (1909), von Jena nach Wiesneck (1919), von Wiesneck nach Wien (1926), dann nach Prag (1931), nach Chicago (1935), nach Princeton (1952). Carnap hat bei diesen Umzügen Teile des vorhandenen Materials an Büchern und Schriften zurückgelassen. Das Tagebuchmaterial scheint er aber stets als Ganzes aufbewahrt zu haben. Er hat auch Anstrengungen unternommen, die einzelnen Teile zu sortieren, so etwa bei dem hier edierten Material durch eine Nummerierung einiger Tagebuchteile, die mit TB 10, also dem „Kriegstagebuch“, als Nr. 1 beginnt und bis TB 23 (Nr. 13) fortgeführt wird. Die Nummerierung wurde von Carnap aber auch auf die davor liegenden Konvolute TB 6 bis TB 9 (Nr. \(-\)3, \(-\)2, \(-\)1‚ 0) ausgedehnt, nicht jedoch auf die früheren und späteren Konvolute. Die genaue Bedeutung dieser Nummerierung ist unklar. Vermuten könnte man, dass zum Zeitpunkt der Nummerierung das Tagebuch für Carnap mit dem Kriegstagebuch erst richtig begann. Man sollte diese Interpretation aber nicht überstrapazieren, da die Nummerierung offensichtlich vorwiegend organisatorischen Charakter hat.
Bei der Ordnung seines Nachlasses hat Carnap zunächst 1968 einen Teil seiner persönlichen Dokumente als Vorlass an die UCLA übergeben. Dabei handelte
Es gibt keine Indizien dafür, dass Carnap selbst Teile seines Nachlasses unter Verschluss halten oder von einer Publikation ausschließen wollte. Namentlich die Tagebücher hat Carnap selbst wohl aufgrund ihres Wertes als historisches Zeugnis, gemeinsam mit der Langfassung seiner Autobiografie, zumindest als forschungsrelevant betrachtet. Bei der Etablierung des Pittsburgher Bestandes wurden dennoch zunächst auf Betreiben der Familie Carnaps Teile des Bestandes für die Forschung gesperrt. Der Grund dafür war wohl, dass die Familie zunächst zögerte, intime Details im privaten Teil des Nachlasses öffentlich sichtbar zu machen. Diese gesperrten Teile umfassten daher vor allem die Tagebücher und den privaten Briefwechsel. Trotz dieser Restriktionen wurde bereits in den 1980er-Jahren ein Teil der Tagebücher von Karl H. Müller (Wien) in Pittsburgh eingesehen und – allerdings ohne Erlaubnis durch die Verantwortlichen – im Auszug transkribiert (im Folgenden Müller-Transkription genannt). Diese Transkriptionen umfassen auf 403 maschinschriftlichen Seiten die Zeit zwischen Juli 1927 und Juni 1933, wobei vom Transkriptor als unwichtig befundene Passagen weggelassen wurden. Namen wurden in der Müller-Transkription durchwegs in den von Carnap verwendeten Kurzschreibweisen belassen, phonetisch geschriebene Namen wurden häufig unkorrekt transkribiert (vgl. Abschnitt ). Trotz dieser Mängel fungierte die Müller-Transkription für Jahrzehnte als wichtige Grundlage der Forschung zur Philosophie Carnaps und des Wiener Kreises.
Etwa um das Jahr 2000 herum wurden dann die Restriktionen des Carnap-Nachlasses gelockert und es konnten Passagen der Tagebücher auf Benutzeranfrage hin transkribiert werden, wobei Passagen mit privatem Charakter geschwärzt werden mussten. Diese von Jerry Heverly und Brigitta Arden erstellten Transkriptionen dienten beispielsweise als wichtige Quelle für die Gödel-
In Carnaps Gesamtwerk spielen die in Kurzschrift verfassten Texte eine besondere Rolle. Fast alle von Carnap publizierten Texte wurden zunächst in kurzschriftlicher Form ausgearbeitet, um erst in einem zweiten Schritt handschriftlich ab den frühen 1920er-Jahren maschinenschriftlich für den Druck vorbereitet zu werden. Auch die unpubliziert gebliebenen Texte Carnaps sind überwiegend in Kurzschrift verfasst. Das gilt für zahlreiche Manuskripte, die aus verschiedenen Gründen nicht bis zur Publikation weiterverfolgt wurden. Es gilt für Carnaps Ausarbeitungen von Vorlesungen und Vorträgen, gelegentlich auch für zu Archivzwecken erstellte Abschriften von Briefen und anderen Texten. Es gilt vor allem aber für die hier edierten Tagebücher und die in ihrem Umfeld verfassten Gesprächsnotizen und Leselisten.
Bemerkenswert ist diese Praxis der Verwendung von Kurzschrift zunächst in einem linguistisch-orthografischen Sinn. Kurzschrift erzeugt einen orthografisch neutralen Text, indem sie dem Prinzip der phonetischen Reproduktion eines Textes folgt. (Aus diesem Grund werden die kurschriftlich verfassten Texte Carnaps hier auch in die sogenannte neue, heute übliche Rechtschreibung übertragen.) Kurzschrift ist daher auch sehr stark an die Lautbildung der Sprache, für die sie intendiert ist, gebunden, im Fall Carnaps die deutsche Sprache. Gelegentlich eingestreute englische Ausdrücke werden von Carnap phonetisch in die Kurzschrift übertragen oder langschriftlich notiert.
Bei Carnap ist die Verwendung von Kurzschrift aber aus einem zweiten Grund bemerkenswert, nämlich dem, dass er 1935 in die USA emigriert ist und sich seither privat und öffentlich überwiegend in der englischen Sprache artikuliert hat. Diese Konversion war sehr weitgehend. So sprach man zu Hause (obwohl Carnaps Frau Ina gebürtige Österreicherin, also nativ deutschsprachig war) hauptsächlich Englisch und auch die Korrespondenz mit aus Deutschland und Österreich stammenden Freunden und Kollegen wie Neurath, Feigl, Hempel erfolgte ab etwa 1940 überwiegend auf Englisch. Carnap, der 1942 die amerikanische Staatsbürgerschaft annahm, entwickelte ein Selbstbild als Amerikaner und Vertreter einer amerikanischen Philosophie und Denkweise und er blieb diesem Selbstbild bis zum Ende seines Lebens treu, auch wenn er Mitte der 1960er-Jahre, nach dem Selbstmord seiner Frau Ina, kurz überlegt hatte, dauerhaft nach Deutschland zurück zu kehren.
Seit den 1940er-Jahren war Carnap ein sich als Teil der amerikanischen Kultur verstehender Philosoph, der sich von seinen deutschen Wurzeln distanzierte und nach 1945 nur mit profundem Misstrauen die Wiederannäherung an seine Familie und die in der NS-Zeit in Deutschland verbliebenen alten Freunde betrieb. Das macht es umso erstaunlicher, dass diese kulturelle Konversion sich eben nicht auf die Sprache ausgedehnt hat, in der Carnap seine Texte (mit Ausnahme der Korrespondenz) formulierte. Bis zu seinem Tod konzipierte Carnap seine Schriften – die meisten Manuskripte und alle Tagebücher – in Kurzschrift und also in der deutschen Sprache, wenn auch mit gelegentlichen englischen Einsprengseln. Für die Publikation vorzubereitende Texte wurden aus dem deutschsprachigen kurzschriftlichen Original in einen englischsprachigen maschinenschriftlichen Text übertragen. Seit den 1950er-Jahren hat Carnap dafür meist die Übersetzung zunächst auf Band gesprochen. Der maschinenschriftliche Text wurde dann in den meisten Fällen von Ina Carnap erstellt und dabei auch korrigiert. Diese englischen Übersetzungen wurden schließlich noch von Dritten – etwa Herbert Feigl, Carl Gustav Hempel oder Maria Reichenbach – weiter korrigiert und inhaltlich kritisiert.
Trotz seiner Identifikation mit der amerikanischen Kultur ist Carnap also im Wesentlichen ein deutschsprachiger Autor geblieben. Ein Grund dafür mag darin gelegen haben, dass Carnap bis zu seinem Lebensende kein idiomatisches Englisch erworben hat. Seine englischen Texte sind grammatikalisch fehlerhaft geblieben und waren daher immer korrekturbedürftig. Carnap hat sich bei der Formulierung seiner Gedanken in der Muttersprache wohler gefühlt und sich daher, jenseits der kulturellen Konversion, für die private Verwendung des Deutschen entschieden.
Eine Konsequenz der Verwendung von Kurzschrift war, dass Carnaps durchwegs auf Englisch erschienene Texte für die Publikation zunächst übersetzt werden mussten. Sind die publizierten Texte Carnaps also ab der Mitte der 1930er-Jahre mit wenigen Ausnahmen das Produkt einer Übersetzung (durch Rudolf und Ina Carnap) plus einer sprachlichen Bearbeitung durch Dritte, so repräsentieren nur die kurzschriftlichen Texte den Charakter einer die Produktion von Carnaps Gedanken authentisch repräsentierenden Rede. Das muss nicht bedeuten, dass Carnaps Gedanken in den kurzschriftlichen Originalen automatisch besser artikuliert sind. Im Gegenteil beinhaltet ja der Prozess der Übersetzung und Bearbeitung durch Dritte auch die Möglichkeit des Überdenkens, Kommentierens, Diskutierens und Optimierens. Ina Carnap und erst recht Hempel, Feigl und Maria Reichenbach haben in diesem Prozess nie nur sprachliche Korrekturen vorgenommen, sondern immer auch inhaltliche Kritik einfließen lassen. Existiert also ein autorisierter englischer Text, so kann davon ausgegangen werden,
Dass Carnap selbst ebenfalls dieser Ansicht gewesen ist, lässt sich auch an seiner durchwegs geübten Praxis ablesen, die diversen Vorstufen (kurzschriftlicher, handschriftlicher, maschinenschriftlicher Natur) zu vernichten, sobald ein Text einmal publiziert war. So fehlen diese Vorstufen mit ganz wenigen Ausnahmen für alle von Carnap jemals publizierten Bücher und Aufsätze. Carnap, der jenseits davon ein akribischer und häufig pedantischer Archivierer gewesen ist, hat hier bewusst die publizierte Endfassung als authentischen Ausdruck seiner Gedanken dadurch hervorgehoben, dass er alle diese Funktion tendenziell nicht erfüllenden Vorstufen vernichtet hat. Umso bemerkenswerter sind daher die wenigen Ausnahmen von dieser Regel, die sich im Nachlass finden. Wichtigstes Beispiel dafür ist die Autobiografie Carnaps.
Carnap hat also im Fall seiner Autobiografie die Vorfassungen aufbewahrt, weil er der Auffassung war, dass durch die für den Schilpp Volume erforderlichen Kürzungen wichtige Teile verloren gegangen waren: Er plante sogar, eine eventuelle Publikation einer Langfassung selbst durchzuführen (wozu es aber nicht mehr kam). Diese Langfassung wäre wohl auf Englisch erschienen, befindet sich die entsprechende Notiz doch am Beginn der gestrichenen Teile des englischsprachigen Typoskripts. Carnap hat aber eben auch die kurzschriftliche Fassung entgegen seiner sonstigen Praxis aufbewahrt. Und er hat dies offenbar nicht nur für die eigene Referenz getan (zur Unterstützung der Erstellung einer englischspra
Die Autobiografie ist ihrerseits weitgehend ein Destillat der Tagebücher und der Texte in deren Umfeld. Informationen aus der Autobiografie können direkt zu den Tagebüchern zurückverfolgt werden. Andererseits aber dient die Autobiografie auch der Ergänzung der Tagebücher, indem sie dort nicht vorhandene Informationen hinzufügt, etwa zu Carnaps familiärem Hintergrund, aber auch zu den unterschiedlichen Kollektiven, in denen er sich bewegt hat sowie, nicht zuletzt, zu den inhaltlichen Details seiner Philosophie. Die Tagebücher und die Autobiografie (plus weitere verwandte Texte: die Lektürelisten und Gesprächsprotokolle) bilden eine von Carnap intendierte inhaltliche Einheit. Die Texte unterscheiden sich grundlegend von seinen philosophischen Schriften und stehen dennoch in einer engen Beziehung zu ihnen (siehe Teil B der Einleitung zu Band 1 dieser Edition). Sie haben einen eigenständigen Charakter als biografische, philosophie- und kulturhistorische Dokumente und sollen deshalb in dieser Edition in einer eigenen Abteilung zusammengefasst werden.
Carnap verwendete zur Niederschrift der Tagebücher und der meisten seiner Manuskripte die zu Beginn des zwanzigsten Jahrhunderts in Deutschland verbreitete Kurzschrift des Systems Stolze-Schrey.
Die so skizzierte Struktur von Carnaps Kurzschrift wirft Probleme für die Transkription auf. Erstens sind die Symbole der Kurzschrift durchwegs sehr sparsam und zur Minimierung des Schreibaufwandes einfacher als die Buchstaben des lateinischen Alphabetes gehalten. Aus diesem Grund sind manche Zeichen schwer voneinander zu unterscheiden. Hinzu tritt, dass die bestimmte Buchstaben und Lautfolgen symbolisierenden Hoch- und Tiefstellungen sowie unterschiedliche Strichlängen und -dicken oft nicht leicht zu erkennen sind: Prädikate wie „hoch“, „tief“, „kurz“, „lang“, „dick“ oder „dünn“ sind durchaus unscharf und daher in vielen Fällen für die Transkribierenden schwer bis gar nicht eindeutig zuzuordnen. Auch eine Kurzschrift, die, wie dies bei Carnap (zumindest in den früheren Jahren) der Fall ist, sehr präzise notiert ist, wirft ungleich größere Transkriptionsprobleme auf als eine Langschrift von vergleichbarer Qualität. Zweitens führen ad hoc eingeführte Kurzschreibweisen zu Transkriptionsproblemen. Sie erfordern eine eingehende Lektüre des umliegenden Textes und können oft nur tentativ aufgelöst werden. Transkription von Kurzschrift ist eine hermeneutische Herausforderung. Das heißt, es ist für eine erfolgreiche Transkription unerlässlich, mit dem historischen, biografischen und fachlichen Kontext eines Textes vertraut zu sein und den Text sinnerfassend in diesem Kontext zu lesen. Viele Textbestandteile können nur unter Zuhilfenahme von umfangreichen Hintergrundinformationen interpretiert und korrekt transkribiert werden.
Die für diese Edition von Brigitta Arden und Brigitte Parakenings erstellte Transkription profitierte von deren jahrelangen Erfahrungen mit Carnaps kurzschriftlichen Texten und ihren einschlägigen biografischen und historischen Kenntnissen. Die Transkriptionen wurden dann vom Herausgeber gemeinsam mit Lois M. Rendl und Roman Jordan in \(\mathsf{\LaTeX}\)konvertiert und textkritisch bearbeitet, wobei bei diesem Teil des Prozesses bei den Bänden 1 und 2 vor allem die Arbeit von Lois M. Rendl von Bedeutung war, der in intensivem Austausch mit Brigitte Parakenings die privaten und beruflichen Netzwerke Carnaps erschloss. Nach der Erstellung der Apparate wurde der gesamte Text von Arden und Parakenings nochmal mit den Originalen verglichen. Viele problematische Stellen, die noch in der Müller-Transkription unkorrekt oder unvollständig wiedergegeben waren, konnten so am Ende korrekt transkribiert bzw. ergänzt werden.
Zwei Szenarien sind hier zu erwähnen: erstens die Entschlüsselung von schwer lesbaren Namen und Begriffen. Dass Namen und technische (vor allem fremdsprachliche) Begriffe häufig schwer lesbar sind, liegt daran, dass sie in der Kurzschrift entweder buchstabengetreu oder phonetisch reproduziert werden können. Carnap wendet beide Techniken an. So transkribiert er etwa „Lunch“ oder „Princeton“ buchstabengetreu, hingegen „shower“ (ksl. „Schauer“) und „Office“ (ksl. „Offis“) phonetisch. Schwer transkribierbar werden Carnaps Texte in der Emigration auch dadurch, dass er künstliche Mischformen aus Deutsch und Englisch verwendet, wie beispielsweise „gemifft“ (aus dem englischen Wort „miff“, hier also etwa in der Bedeutung von „verärgert“). Diese Merkmale in Kombination mit den oben erwähnten Charakteristika der Kurzschrift führen dazu, dass vor allem Namen (und in den späteren Tagebüchern auch fremdsprachliche Ausdrücke) überdurchschnittlich häufig ein Problem für die Transkription darstellen. Besitzt man jedoch spezifische Informationen über Personen, die Carnap in einem bestimmten Kontext begegnet sein könnten, so kann man diese Informationen mit möglichen Lesarten einer problematischen Kurzschriftstelle abgleichen und so die Anzahl möglicher Interpretationen reduzieren; im Idealfall ergibt sich eine einzige Lesart als die mit hoher Sicherheit richtige. Konnte der Interpretationsspielraum bei einem schwer lesbaren Namen oder Begriff derart eingegrenzt werden, dass sich eine einzige Lesart aufdrängt, so wird diese stillschweigend angenommen. Nur in solchen Fällen, wo es mehrere Lesarten gibt oder die einzige gefundene immer noch als unsicher eingestuft wurde, werden entsprechende Hinweise im textkritischen Apparat gegeben: Text wird als
Zweitens die Verwendung von kurzschriftlichen Abkürzungen. Carnap kürzt nicht nur Begriffe („Off“ für „Offizier“) in der Kurzschrift durch verkürzte Schreibweisen ab, sondern auch und vor allem Personennamen. So schreibt er einen neu auftretenden Namen nur beim ersten Vorkommen aus (in etwa der Hälfte der Fälle wegen der besseren Lesbarkeit sogar langschriftlich) und kürzt diesen dann in allen folgenden Stellen ab, etwa durch Verwendung des Anfangsbuchstabens oder der ersten Silbe des Namens. Diese Kurzschreibweisen werden von Carnap gelegentlich über Jahrzehnte verwendet („Eli“ für „Elisabeth“). Sie werden hier stillschweigend aufgelöst, es sei denn, sie erweisen sich als mehrdeutig (in diesem Fall wird eine erläuternde Fußnote gesetzt). Diese Perspektive der Transkription ergibt sich aus einer genauen durchgehenden Textlektüre, die jede Passage immer im Kontext des umliegenden Textes liest, fast von selbst. Sie ist für die Sinnerfassung des Textes dennoch von grundlegender Bedeutung, wie folgendes Beispiel illustriert.
Am 23. III. 1929 traf Carnap im Umfeld der Davoser Hochschultage den Journalisten Hermann Herrigel. Carnap schrieb den Namen „Herrigel“ an diesem Tag aus, kürzte ihn aber bei den weiteren Begegnungen am 30. III. und 3. IV. mit „H“ ab. Allerdings erwähnte Carnap bei seinem Bericht über die Davoser Hochschultage auch mehrfach Martin Heidegger, dessen Vorträge er hörte, den er aber persönlich nicht sprach.
In dieser Edition wurden kurzschriftliche Kurzschreibweisen im Stil von „H“ für Herrigel oder „Off“ für „Offizier“ stillschweigend ergänzt, sobald die Herausgeber die Lesart als gesichert betrachtet haben. Die Ergänzungen mussten stillschweigend erfolgen, um eine Aufblähung des textkritischen Apparates und einen daraus resultierenden unübersichtlichen Text zu vermeiden. Nur in den Fällen, wo die Lesart der Herausgeber als nicht völlig gesichert angesehen wurde, ist die Ergänzung textkritisch als solche gekennzeichnet.
Carnaps Nachlass enthält, neben den Tagebüchern, eine Reihe von weiteren chronologischen Aufzeichnungen: Taschenkalender, finanzielle Aufzeichnungen sowie diverse Listen über geschriebene Briefe, gekaufte Bücher, gelesene Bücher und Gesprächsprotokolle. Bei dieser Edition wurde versucht, diejenigen chronologischen Aufzeichnungen Carnaps zu erfassen, die von unmittelbarem Wert als historische und biografische Dokumente sind. Unberücksichtigt blieben daher etwa die Taschenkalender, die Listen über Ein- und Ausgaben, Einkäufe, Briefein- und -ausgänge, weil diese Informationen zwar indirekt relevant sein könnten, für die Erschließung von biografischen Details aber für sich genommen keinen dokumentarischen oder historischen Wert besitzen. Hingegen wurden die Gesprächsprotokolle Carnaps und auch seine Lektürelisten als wichtige die Tagebücher ergänzende Dokumente identifiziert, zumal Carnap diese Dokumente offensichtlich selbst zur Ergänzung und Entlastung der Tagebücher erstellt hat. Diese beiden Textsorten werden getrennt von den Tagebüchern mitediert, die Leselisten im Anhang der jeweiligen Bände, die Gesprächsprotokolle in einem Ergänzungsband, der auch die kurzschriftliche Urfassung von Carnaps Autobiografie enthalten wird (vgl. oben, Abschnitt ).
Bei den tagebuchartigen Aufzeichnungen Carnaps waren zum Teil Entscheidungen hinsichtlich der Abgrenzung zum Briefwechsel nötig. So können Briefe ihrerseits einen tagebuchartigen Charakter annehmen, zumal dann wenn sie über mehrere Tage verfasst werden und Ereignisse chronologisch protokollieren. Als Abgrenzungskriterium diente hier die Frage, ob solche Aufzeichnungen (nur) als an den Adressaten geschicktes (und daher bei Carnap durchwegs langschriftlich verfasstes) Briefdokument vorliegen oder aber (auch) in der Gestalt von chronologisch angeordneten kurzschriftlichen Abschriften. Ist Letzteres der Fall, dann wird dieses Material als Tagebuch identifiziert, ansonsten bleibt es dem Briefwechsel vorbehalten (und einer Erfassung in den einschlägigen Teilen dieser Nachlassedition). So wurden die Tilly-Briefe (TB 3 = TBT) in diese Edition aufgenommmen, weil sie exklusiv in Carnaps kurzschriftlicher und tagebuchartiger Abschrift vorliegen, während die Brieforiginale nicht erhalten sind. Nicht aufge
Die der Tagebuchedition zugeordneten Textkonvolute aus dem Nachlass von Carnap enthalten immer wieder auch Passagen mit Inhalten, die nicht den oben beschriebenen Kriterien genügen: Beispielweise sind finanzielle Aufzeichnungen eingestreut, Namens- oder Adresslisten. Solche nicht tagebuchartigen Inhalte werden nicht mitediert, es wird aber im textkritischen Apparat auf diese Inhalte verwiesen.
Die hier edierten Tagebuchtexte Carnaps lassen sich nach ihrer Textstruktur in drei Kategorien einteilen, die hier getrennt behandelt werden.
Eine Vorform oder Frühform der Tagebücher Carnaps sind die Konvolute mit bloß stichwortartigen Notizen zu Tagesereignissen, bei denen nachträglich protokollierte Erlebnisse neben Notizen im Stil eines Terminkalenders stehen. Die notierten Termine oder Pläne über zukünftige Tätigkeiten finden gelegentlich nicht statt, was von Carnap manchmal durch explizites Streichen der Notizen vermerkt wird.
Die äußere Form dieser kalenderartigen Tagebücher ist stets so gehalten, dass in einem ganzen Konvolut Tage fix vornotiert sind (siehe Faksimile  u. ). Gelegentlich (Faksimile ) beschränken sich die Einträge dann auf (offenbar vor dem Ereignis notierte) Termine. In dem selben Format finden aber auch durchaus narrative Tagebucheinträge Platz. So etwa (vgl. Faksimile ) am 29. XII. 1918: „Nachmittags mit Grete durch den Regen zum Drackendorfer Vorwerk“ oder am 3. I. 1919: „Mutter liest Tormins Flugblatt vor. Diskussion“.
Durch die fix vorgegebenen Zeilen ist in diesem Format der Raum für Einträge limitiert. An manchen Stellen lässt Carnap aber den Text in die nächste Zeile
Meistens (aber nicht immer: eine Ausnahme bilden die Reisetagebücher TB 2, 4 u. 7) sind die Seiten in kalenderartigen Tagebüchern nachträglich großflächig durchgestrichen. Die Funktion dieser Durchstreichungen könnte etwa gewesen sein, beim Blättern rasch die aktuelle Seite mit den aktuellen Terminen zu finden.
Insgesamt haben alle hier edierten kalenderartigen Tagebücher den Charakter einer Mischung aus Terminkalender und Tagebuch. Es gibt keine Indizien, dass Carnap parallel zu diesen skizzenhaften Tagebüchern ausführlichere Tagebücher geführt haben könnte, die nicht überliefert sind (eine partielle Ausnahme bilden hier allerdings die Tilly-Briefe). Wahrscheinlicher scheint, dass Carnap diese Form in Zeiten gewählt hat, in denen er nicht die Motivation fand, ein ausführlicheres Tagebuch zu führen. Ob Carnap neben den unten zu behandelnden ausführlicheren Tagebüchern auch einen Terminkalender geführt hat, ist für die hier behandelte Zeit nicht zu ermitteln. In späteren Jahren hat Carnap Termine unabhängig vom Tagebuch in Taschenkalender eingetragen.
Eine Sonderstellung in Carnaps Tagebüchern nehmen die hier so genannten Tilly-Briefe ein. Es handelt sich um Briefe oder Briefentwürfe Carnaps an die Schwedin Tilly Neovius, die Carnap vermutlich 1911 auf Schloss Mainberg kennengelernt hat (vgl. die Einleitung, S. ). Es entstand dort ein Freundeskreis, dem neben Tilly Neovius und Carnap auch Ottilie Ulmer und Hedwig von Rohden angehört haben. Man beschloss in Mainberg brieflichen Kontakt zu halten und ließ die jeweils ausgetauschten Briefe untereinander zirkulieren. Carnap dokumentierte diesen brieflichen Austausch mit den Freundinnen in einem linierten und handschriftlich durchpaginierten Heft im Format von ca. 19 \(\times \) 13 cm mit mindestens 94 Seiten (die Paginierung endet bei dieser Zahl). Das Heft enthält auf der ersten Seite einige Mainberger Kontaktadressen. Dann folgen von Carnap erstellte Abschriften der Briefe, die, mit Ausnahme der (wegen der Sprachgebundenheit der Kurzschrift) langschriftlich notierten Briefe von Tilly Neovius in schwedischer Sprache, kurzschriftlich verfasst sind. In den Kopfzeilen sind Informationen über Absender und Empfänger enthalten: „>T“ symbolisiert hier einen Brief Carnaps an Tilly Neovius, „O>“ einen Brief von Ottilie Ulmer an Carnap usw. Vgl. Faksimile .
Das gesamte Heft enthielt, wie aus dem auf der Seite mit der Paginierung 70 erhaltenen Index von der Hand Carnaps ersichtlich, eine Reihe von Briefen
Wann Carnap die Einträge der Briefe in das Heft vorgenommen hat, ist für seine eigenen Briefe nicht durchwegs klar (die Briefe an ihn konnte er natürlich erst nach dem Erhalt abschreiben). Eine Bemerkung in einem der Briefe (S. ) legt aber nahe, dass Carnap die Briefe in der Regel erst in diesem Heft stenografisch konzipiert und dann langschriftlich ausgeführt hat.
Die Tilly-Briefe haben, von der Briefform abgesehen, auch rein äußerlich die Form eines Tagebuchs. Sie sind durch Tagesangaben gegliedert und wurden von Carnap meist über einen längeren Zeitraum hin verfasst. Der erste Brief etwa zieht sich vom 3. bis zum 28. XI. 1911 und verläuft im Original über 15 Seiten, in dieser Ausgabe über immerhin 12 Seiten. Auch die meisten anderen Briefe ziehen sich über mehrere Tage. Ferner steht die Konversation mit der Freundin in diesen Briefen im Hintergrund. Sie verfolgen (offenbar aufgrund einer Vereinbarung mit der Adressatin) das Ziel einer chronologischen Dokumentation der Tagesereignisse und haben somit auch inhaltlich weitgehend die Form eines Tagebuchs. Von eingestreuten direkten Anreden der Adressatin abgesehen entsprechen diese Texte schließlich auch stilistisch weitgehend den Texten der im nächsten Abschnitt beschriebenen narrativen Tagebücher Carnaps. Die Tilly-Briefe sind damit die wichtigsten frühen Texte, in denen Carnap seinen Tagebuchstil erarbeitet.
Carnaps Tagebücher in ihrer reifen Form, wie sie seit Mitte der 1920er-Jahre von ihm verfasst wurden (siehe Band 2 dieser Edition), enthalten Berichte über Tagesereignisse, die immer mehr zu präzisen und reichhaltigen Erzählungen über Diskussionen und andere soziale Interaktionen, Reisen und sonstige Ereignisse werden. Aber bereits in einigen Teilen der frühen Tagebücher entstehen durchaus komplexe narrative Strukturen. Das gilt, neben den Tilly-Briefen, für folgende drei Tagebuchkonvolute:
Erstens ist hier das Tagebuch zu nennen, das Carnap im Frühjahr 1908 als sechzehnjähriger Gymnasiast im Wuppertaler Stadtteil Barmen verfasst hat (TB 1). Zweitens handelt es sich um das Tagebuch aus dem Freiburger Sommer 1912 (TB 5). Drittens das Kriegstagebuch, das seit dem Eintritt Carnaps ins unmittelbare Kriegsgeschehen im Januar 1915 einen komplex-narrativen Charakter erhält, der bis zum Sommer 1917 im Wesentlichen beibehalten wird (TB 11–TB 19). Diese drei Tagebücher haben mehrere Gemeinsamkeiten, die sie auch mit den oben behandelten Tilly-Briefen teilen. Sie unterscheiden sich von den kalenderartigen Tagebüchern der Form nach: Einträge sind nicht vorgefertigt, sondern werden jeden Tag neu angelegt und so lange gestaltet wie erforderlich (vgl. Faksimile  u. ). Inhaltlich liefern diese Tagebücher, anders als die kalenderartigen Teile, Beschreibungen, in denen detailliert auf Ereignisse des Tages sowie Diskussionen eingegangen wird. Dies alles in einer auf Carnaps ab 1925 erarbeiteten Stil der Neuen Sachlichkeit vorausweisenden Art (vgl. die Einleitung, Abschnitt B.2.1). Schließlich verbindet die narrativen Tagebücher des frühen Carnap auch der Umstand, dass sie jeweils in einer von Carnap als exponiert empfundenen Lebenssituation entstehen. 1908 ist der äußere Anlass des Tagebuchs die platonische Verliebtheit in ein Mädchen, dem Carnap auf Spaziergängen begegnet. Der Sommer 1912 ist eine Phase des intensiven (erotischen) Erlebens – im Zentrum dieses Tagebuchs steht die Verlobung Carnaps mit Elisabeth Schöndube. Beim Kriegstagebuch wiederum ist der äußere Anlass die Teilnahme an welthistorischem Geschehen, das Carnap dokumentieren will.
Die Frage des Zeitpunktes der Niederschrift der Tagebucheinträge stellt sich bei den narrativen Tagebüchern besonders, werden doch häufig Erlebnisse umständlich geschildert, die sich über mehrere Tage erstrecken, oft ohne dass während des geschilderten Ereignisses Zeit für Tagebucheinträge bleibt. Diese Schilderungen wurden dann natürlich später verfasst. So etwa die Beschreibung der „Kämpfe am Winterberg“ (TB 18). Dieses fünf Tage (5. – 9. V. 1917) und 11 (Kurzschrift) bzw. 14 (Druck-)Seiten umfassende Konvolut wurde von Carnap später im Kriegslazarett in Sedan verfasst, wie aus den Einträgen zum 17. und 21. V. 1917
Carnap war ein unterstreichender Leser. Er hat bei der Lektüre (von eigenen wie von gedruckten Texten) ständig unterstreichend und häufig auch (in Kurzschrift) kommentierend mitgearbeitet. So lässt sich in den im Nachlass zu findenden Dokumenten rekonstruieren, ob und inwieweit Carnap diese selbst gelesen bzw. nach der Niederschrift wiedergelesen hat. Die Tatsache, dass diese Hinzufügungen und nachträglichen Unterstreichungen in den in diesem Band enthaltenen Tagebuchteilen selten sind, während sie später immer häufiger werden, kann als Indiz dafür gewertet werden, dass Carnap die hier veröffentlichten Tagebücher (anders als die seit den 1920er-Jahren entstandenen) später nur selten erneut gelesen hat. Die Erfassung der Lektürehäufigkeit durch Carnap selbst ist auch in dieser Druckfassung möglich, da nachträglich eingefügter Text und Textmarkierungen (Unterstreichungen) hier mittels farbigem Druck hervorgehoben sind.
Carnap verwendete für die Niederschrift seiner Tagebücher bis 1919 unterschiedliche Hefte, gelegentlich auch lose Blätter. Die ersten Tagebücher bis TB 5, einschließlich der Tilly-Briefe TB 3, sowie TB 7–10, 13–17 sind in linierten Oktavheften (Schulheften) verfasst, deren Format variiert zwischen Heften im For
Zur Niederschrift der Tagebücher dieses Bandes verwendet Carnap meist schwarze Tinte, in Ausnahmefällen auch Bleistift. TB 11 u. 12, die Tagebücher aus der ersten Zeit an der Front sind in Bleistift verfasst, in TB 13 geht Carnap dann wieder zur schwarzen Tinte über und verwendet diese bis 1919 durchgehend. Spätere Einfügungen in den hier erfassten Tagebüchern sind entweder in blauer Tinte oder mit rotem Farbstift verfasst und daher farblich erkennbar (die Wiedergabe im Druck erfolgt hier immer mit orangem Schriftbild).
Für den in diesem Band edierten Teil der Leselisten ist anzunehmen, dass Carnap bei ihrer Niederschrift Vollständigkeit angestrebt und auch weitgehend erreicht hat. Das heißt, Carnap hat versucht, jedes von ihm gelesene Buch und jeden gelesenen Aufsatz aufzuzeichnen, einschließlich Zeitschriftennummern. Nicht berücksichtigt sind dagegen im Allgemeinen Tageszeitungen oder auch Werbebroschüren u. dgl. Zur Überlieferung ist nur zu sagen, dass diese Dokumente von Carnap offenbar in einem ähnlichen Kontext wie die Tagebücher aufbewahrt worden sind.
Carnap hat die hier edierten Leselisten zunächst in zwei chronologisch aufeinanderfolgenden Bänden zwischen 1909 und Anfang 1917 langschriftlich notiert, mit einzelnen eingestreuten kurzschriftlichen Bemerkungen. Diese Bände sind gebundene Notizbücher, wobei der erste Band am Umschlag die Prägung „Bücher die ich gelesen“ enthält und auf der ersten Seite die langschriftliche Eintragung „Rudi Carnap / von Tante Tine, 18. V. 09.“ In den langschriftlichen Leselisten sind die Autorennamen und die fremdsprachigen Buch- bzw. Aufsatztitel in deutscher Schreibschrift notiert, die deutschsprachigen Buch- bzw. Aufsatztitel hingegen in Kurrentschrift.
Auf die beiden Bände mit langschriftlich notierten Leselisten folgen eine Reihe von Konvoluten auf jenem Papier, das Carnap jeweils auch für die Tagebü
Die folgende Übersicht gibt für alle hier abgedruckten Texte anhand der im Inhaltsverzeichnis verwendeten Bezeichnung die Provinienz im Carnap-Nachlass an sowie den vom Text abgedeckten Zeitraum und die Anzahl der Textseiten im Original, die hier abgedruckte Inhalte enthalten.
Leselisten 1909 bis 1919 | [-1234]	 | RC 025‑72‑05	 | 22. 12. 1922 – 22. 12. 1922		 | Nummer |
Name |
| Provenienz | Datum | S. |
Tagebuch 1 |
| 14. II. 1908 – 13. V. 1908 | 17 | |
Tagebuch 2 |
| 24. III. 1910 – 4. V. 1910 | 2 | |
Tagebuch 3 [Tilly-Briefe] |
| 3. XI. 1911 – 23. XII. 1912 | 41 | |
Tagebuch 4 |
| 6. III. 1912 – 18. V. 1912 | 4 | |
Tagebuch 5 |
| 7. VII. 1912 – 13. VIII. 1912 | 16 | |
Tagebuch 6 [\(-\)3] |
| 16. X. 1912 – 4. VI. 1913 | 36 | |
Tagebuch 7 [\(-\)2] |
| 2. VIII. 1913 – 21. X. 1913 | 11 | |
Tagebuch 8 [\(-\)1] |
| 4. XI. 1913 – 3. IV. 1914 | 17 | |
Tagebuch 9 [0] |
| 1. IV. 1914 – 9. VIII. 1914 | 11 | |
Tagebuch 10 [1] |
| 1. VIII. 1914 – 23. XII. 1914 | 15 | |
Tagebuch 11 [2] |
| 22. XII. 1914 – 2. V. 1915 | 40 | |
Tagebuch 12 [3] |
| 3. V. 1915 – 19. X. 1915 | 27 | |
Tagebuch 13 [4] |
| 2. X. 1915 – 27. I. 1916 | 18 | |
Tagebuch 14 [5] |
| 28. I. 1916 – 2. V. 1916 | 22 | |
Tagebuch 15 [6] |
| 3. V. 1916 – 19. IX. 1916 | 24 | |
Tagebuch 16 [7] |
| 20. IX. 1916 – 24. XI. 1916 | 19 | |
Tagebuch 17 [8] |
| 25. XI. 1916 – 5. V. 1917 | 32 | |
Tagebuch 18 [/9] |
| 5. V. 1917 – 9. V. 1917 | 12 | |
Tagebuch 19 [9] |
| 9. V. 1917 – 26. VIII. 1917 | 16 | |
Tagebuch 20 [10] |
| 24. X. 1917 – 24. X. 1918 | 22 | |
Tagebuch 21 [11] |
| 20. X. 1918 – 24. XI. 1919 | 29 | |
Leselisten 1909 bis 1919 | [-447] | IV.1909-IV.1913 | 48 | |
[-1035] | IV.1913 – II.1917 | 29 | ||
[-1087] | II.1917 – IV.1917 | 3 | ||
[-1192] | V.1917 – X.1917 | 5 | ||
[-1206] | XII.1917 | 1 | ||
[-1307] | XII.1917 – X.1918 | 4 | ||
[-1438] | 22. X. 1918 – Ende 1919 | 5 |
Die folgende Tabelle gibt Hinweise auf die Herkunft der im Abbildungsteil reproduzierten Fotografien. Bei den nur mit „RC“ bezeichneten Fotos konnten die Nachlasssignaturen bis Redaktionsschluss nicht ermittelt werden.
Abbildung 33	 | Beschreibung ungungungungungungung | RC 025‑025‑025 |
Nummer | Beschreibung | Provenienz |
Abbildung 1 | Anna Carnap, geb. Dörpfeld | |
Abbildung 2 | Friedrich Wilhelm und Anna Dörpfeld | RC |
Abbildung 3 | Wilhelm Dörpfeld | RC |
Abbildung 4 | Johannes Sebulon Carnap | |
Abbildung 5 | Villa Carnap in Ronsdorf | |
Abbildung 6 | Rudolf, Anna und Agnes Carnap | |
Abbildung 7 | Rudolf Carnap | |
Abbildung 8 | Wohnhaus der Carnaps in Barmen | |
Abbildung 9 | Familie Carnap/Dörpfeld | |
Abbildung 10 | Rudolf Carnap und Heinz von Rohden | |
Abbildung 11 | Rudolf Carnap mit Fernrohr | |
Abbildung 12 | Rudolf Carnap mit Buch | |
Abbildung 13 | Wohnhaus der Carnaps in Jena | |
Abbildung 14 | Rudolf Carnap und Erich Schott | |
Abbildung 15 | Rudolf Carnap auf Griechenlandreise | |
Abbildung 16 | Seragesellschaft | |
Abbildung 17 | Friedrich v. Rohden und Rudolf Carnap | |
Abbildung 18 | Friedrich v. Rohden und Rudolf Carnap | |
Abbildung 19 | Elisabeth Schöndube | |
Abbildung 20 | Rudolf Carnap und Otto Garthe | |
Abbildung 21 | Otto Garthe | |
Abbildung 22 | Rudolf Carnap beim Wandern | |
Abbildung 23 | Elisabeth Schöndube | |
Abbildung 24 | Beim Paulcketurm | |
Abbildung 25 | Rudolf Carnap mit Lotte Ehrenberg | |
Abbildung 26 | Beim Rothof | |
Abbildung 27 | Werkbundfest 1913 | |
Abbildung 28 | Freischartreffen 1913 | RC |
Abbildung 29 | Margret Arends | |
Abbildung 30 | Auf dem Hohen Meißner | |
Abbildung 31 | Freischar, Schlussabend | |
Rudolf Carnap | ||
Abbildung 33 | Szenenbild „Eulenspiegels Heimkehr“ | |
Abbildung 34 | Josua Carnap | |
Abbildung 35 | Rudolf Carnap als Soldat | |
Abbildung 36 | Rudolf Carnap (Zeichnung) | RC |
Abbildung 37 | Rudolf Carnap auf Schiern | |
Abbildung 38 | Anna Carnap und Elisabeth Schöndube | |
Abbildung 39 | Hochzeitsbild | |
Abbildung 40 | Tafunk Berlin | |
Abbildung 41 | Elisabeth und Annemarie Carnap | |
Abbildung 42 | Familie Carnap | Annette Merkenthaler |