71Tagebuch 5. I. 1967 – 4. I. 1968 [Rudolf Carnap: Tagebücher], Eintrag Sa 9. IX. 1967

Rollkur RK 7. (Die Schwester bringt mir die Rollkurmedizin. Als ich sie getrunken habe, und sie mein Bett einfach wie gewöhnlich gemacht hatpOriginal habe., sagt sie, jetzt soll ich rollen; erst auf Rücken, dann links usw. Ich sage: Da muss aber doch erst eine Rolle aufs Bett gelegt werden, ich glaube, sie war rot. Sie wundert sich, schaut umher; dann nimmt sie die beiden Kopfkissen, die einen weichen Inhalt in großen Überzügen haben, überlegt einen Moment, rollt dann beide Inhalte in eine feste runde Form als Masse zusammen, und zieht einen der Überzüge darüber; so ist auf einmal eine relativ feste Rolle da. Auf dieser mache ich dann die 4 Körperlagen, jede 5 Minuten. – 🕮\(Prof. Menzel, zum letzten Mal) (Lisi)\Prof. Menzel kommt zum letzten Mal. (Er fragt, wie es geht; ich sage, im allgemeinen gut; aber Verdauung schlecht, und ich esse wenig. Ich sage, für mehr als 3 Tage keine Entleerung; dann wahrscheinlich Erhärtung; zu Hause mache ich dann Einlauf; er hatte an Zäpfchen gedacht, will aber erwägen. Er meint, ich sehe besser aus; vielleicht könne ich bald im Garten spazieren gehen; ich: vielleicht jetzt schon im Flur etwas gehen; er meint, ja, als Vorübung für draußen. Er kommt erst in 4 Wochen zurück. Ich bin erstaunt; aber er erinnert mich, dass er es mir am Anfang gesagt hatte; heute morgen hat auch Küstermann ihn angerufen und sich auf Dr. Menzels Abreise bezogen. Er sagt, diagnostisch ist die wesentliche Arbeit getan. Weiterhin könne dann ohne ihn die Behandlung ohne ihn weitergehen. Ich frage, wie lange er mir rät, noch zu bleiben; er: 1 bis 2 Wochen. Die Rollkur wird einfach fortgesetzt; im übrigen wird noch auf allgemeine Stärkung gezielt. Er sagt, ich scheine heute in besserer Stimmung (das ist richtig). Er fragt, wie ist es mit dem Appetit. Ich: Ich esse immer sehr wenig. [Ich sage nicht, dass die ganze Einstellung des Essens mir sehr konservativ und langweilig vorkommt; z. B. immer nur das schwammige Weißbrot, niemals Toast, Grahambrot, oder irgendein nicht-weißes Brot!] – 4 – 6 Lisi hier. Bringt Transistor zurück. (Viel über Jenaer Erinnerungen; wir bedauern, dass keiner etwas wirklich Lebendiges über Jugendbewegung und speziell Sera geschrieben hat. Sie sagt der Schwester Irmgard viele meiner Wünsche über das Essen; und dass ich 11 ℔ abgenommen habe und wieder zunehmen muss. Auch über Frege; sie will versuchen, herauszubekommen, ob noch Aufzeichnungen über Freges Vorlesungen existieren. 🕮 Lisi erklärt der Schwester, wie wichtig es ist, dass ich gewiss zunehme, und spezifiziert: Kaffee verkehrt, Rührei anstatt in Schale, Grahambrot usw. – Lisi leiht mir kleinen japanischen Transistor, bringt eine Menge Briefpapier usw. Sie wollen Montag wiederkommen mit Martha Hörmann.) – Abends frage ich die leitende Schwester Erna, weil ichqOriginal es. jetzt 4 Tage keine Entleerung habe; sie schlägt Zäpfchen vor, aber ich sage, das: nicht genug zum Aufweichen; dann kommt sie mit einer Glyzerinspritze und spritzt eine ganze Menge gleich in mich hinein; ichrOriginal es. soll es noch etwas eingehalten; sofort entsteht ein gewaltiger Drang; ich dränge es immer wieder zurück. Schließlich gehe ich hinaus, große Entleerung; ½ Stunde später nochmal. Daraufhin besser geschlafen.