71Tagebuch 5. I. 1967 – 4. I. 1968 [Rudolf Carnap: Tagebücher], Eintrag Mi 27. IX. 1967

Spaziergang mit Gittli im Möslepark. (Auch über Maue; und meinen beabsichtigten Besuch bei Maue und in Stockdorf; sie scheint erstaunt, dass ich nochmal nach Stockdorf will; sie macht eine Bemerkung, dass Maue vielleicht etwas mehr Zeit erwarte oder wünsche als nur ein paar Tage, da ich ja mit Chacha schon längere Zeit in Elmau gewesen sei ( da taucht die alte Sache mit der Eifersucht um die bewilligte Zeit also auf!). Über Maue ihre Einstellung zu Konvention; sie sagt, Maue sei in der Stadler?familie aufgewachsen in einer Atmosphäre, die frei war von altmodischer Konvention und sogar ausdrücklich in Opposition dazu; und dann sei sie in die Gramm Familie gekommen, wo die alten Konventionen noch bestens gewahrt wurden. Und dann sei sie bei mir wieder in eine nicht-konventionale Atmosphäre gekommen, die ihr lieber sei. Sie wolle sie auch jetzt in ihrem Leben noch haben. Dabei würde sie aber unterscheiden: die unwesentlichen bloß formellen Konventionen von denen, in denen sich Rücksichtnahme auf 🕮\(Gramms; Gall)\ Andere ausdrücke, z. B. dass man rechtzeitig zur verabredeten Zeit komme, und bei Mahlzeiteinladungen auch nicht zu früh komme und dergleichen; dies Ganze richtet sich vermutlich gegen meine Ansicht, die ich wohl früher mal zu ihr geäußert hatte, vor 2 Jahren, dass ich bedauere, dass Maue wieder in die alte Atmosphäre mit Überbewertung der Konventionen zurückgefallen sei. –

Nachmittags und abends mit Annemarie und Hanneli da (über Gautinger Wohnung als Sicherung für Hanneli: Sie erklärt, dass diese Wohnung vielleicht für sie selbst mal sehr geeignet sein könnte; jedenfalls sei es leichter, Umtausch von einer Eigentumswohnung gegen eine andere zu machen, als eine neue zu erwerben.)