71Tagebuch 5. I. 1967 – 4. I. 1968 [Rudolf Carnap: Tagebücher], Eintrag Mi 2. VIII. 1967

Mittags sitze ich einem Herrn mit großem weißen Bart gegenüber: Gerhard Winckler und Frau (auf meine Fragen über Student Winckler in Mainberg sagt er: das war sein junger? Bruder Albrecht W., jetzt Doktor in Berlin. Er selbst ist 94, etwas schwerhörig, kann auch Leute nicht mehr erkennen, ist aber noch sehr munter und erzählt lebhaft. Er lebt seit einigen Jahren in Florenz, wo er vor Jahren als Hauptvertreter einer Firma tätig war; er ist schon oft in Elmau gewesen. Nach dem Essen versteht er erst, dass wir gleich abfahren werden, und da lässt er uns gar nicht los, ich muss noch nennen: Friedrich von Rohden und Marianne, Tilly ihren Besuch in LA , Otto und Seppl Ulmer, die er auch auch gekannt hat, usw. Wenn wir nach Florenz kommen, sollen wir ihn anrufen.) Wir können zum Glück noch mein Zimmer haben bis 3 ½ Uhr; Chacha liegt auf dem Balkon, ungestört durch ein gewaltiges Gewitter. – Bei der Abfahrt sind Baer’s noch dabei, und wir verabschieden einander mit besten Wünschen. –Richardsen, 🕮\(nach Hamburg)\ eine grauhaarige, gute Gestalt, fährt uns nach Stockdorf‚OStockdorf in 1 ½ Stunden in großem, ruhig fahrenden Mercedes).

Stockdorf. – Abendessen auf der Veranda, 2 – 3 Angermanns. (Ich erzähle über Elmau: Christianes Geschichte vom „netten Engländer“. Vom Neger­singer Smart, unseren Gesprächen und wie er (durch meinen telepathischen Wunsch ermutigt) Chacha umarmt und küsst. Und dann die Geschichte von Professor Frazer, wie er das Rotkäppchen im Walde getroffen hat; und wie er mich nach RC fragt; und dann in der Teestube, die eifersüchtige Sieglinde.