71Tagebuch 5. I. 1967 – 4. I. 1968 [Rudolf Carnap: Tagebücher], Eintrag Mo 8. V. 1967

Der Anästhesist und Dr. Riemer (oder Kester?) besuchen mich. Ich Der Anästhesist sagt, dass er es für das Beste hält, ein Spinalmittel zu verwenden, damit Lunge und Herz nicht so stark beeinträchtigt werden. Ich werde ins Operationszimmer gerollt. Dann muss ich mich auf die rechte Seite wenden und den Rücken krümmen, so viel ich kann, die Knie ganz hoch ziehen und mich vorn? und den Kopf beugen. Und dann werden eine große Anzahl von Injektionen in das Rückgrat gemacht. Die Liege ruft mir wieder lebhaft in Erinnerung: Injektionen in der Mayo Klinik ca. 1943, die ich so scheusslich fand. Ich stöhnte laut jedesmal, es waren vielleicht 6-8 Injektionen (am nächsten Tag erklärt er mir, dass es bei meinem Alter schwierig ist, richtigen Stellen zwischen den Wirbeln zu finden (nachher fiel mir erst ein, dass ich ihm hätte sagen sollen, dass 3 Wirbel ganz verkalkt sind. Ich wurde zwar nicht bewusstlos, konnte aber, im Unterschied zu 1962, gar nichts hören oder sehen, konnte aber denken? über die Operation, und auch einiges träumen. Ich wachte auf, als Dr. Eisele mit lauter Stimme mich anrief: „Wach auf, Rudolf, es ist alles finished“. Ich wachte rchtig auf, sah ihn an und fragte mitgOriginal mich. großer Anstrengung „Ist die Operation wirklich beendet?“ Er sagte ja, und er wolle gleiche meine Fehlt hier Text?🕮 Ich sagte nach einem Moment: „Dr. Eisele, ich bin sehr glücklich, dass es beendet ist. Bitte sagen Sie meiner Tochter: Alle, alle meine Liebe, und ich fühle mich wohl.“ Und kurz darauf: Wissen Sie die Telefonnummer? Er sagte, ich denke, ich habe sie hier, aber können sie mir sagen? (Er wollte wohl prüfen, wie weit mein Gehirn schon wieder funktioniert). Ich (langsam und mit Emphase auf jeder Zahl: 478-487). Und dann fügte ich zum Scherz hinzu: „Und mein Name ist Car-nap.“ (Er hörte es als Karen Knapp, und fragte Hanneli zuerst nach Mrs. Thost, und dann nach Miss Knapp.) – Zuerst schlafe oder döse ich. Dann rufe ich Hanneli an und sie kommt nachmittags; sie ist froh, dass alles gut gegangen ist. (Sie sagt mir auch, wenn ich aufstehe, wird es oft zunächst weh tun; aber das ist im Grunde gut, weil der Schmerz das Blut und die Hilfsstoffe dahin schickt. – Abends 8 ½ geben sie mir Seconal; da ich um 10 noch nicht schlafen kann, lass’ ich mir noch eins geben.