71Tagebuch 5. I. 1967 – 4. I. 1968 [Rudolf Carnap: Tagebücher], Eintrag Sa 20. V. 1967

Hanneli bringt Erika zu Dr. Bachs Haus (8h), für eine besondere Therapiegruppe für Jugendliche. –Leroy kommt den ganzen Tag (er hilft Kästen umstellen und Inhalt übertragen. Er ist gut mit praktischen Dingen, wie dem Um der Schubladen; aber bei meiner Durchsicht der Sonderdrucke bemerke ich, dass er viele alphabetisch nicht ganz richtig eingeordnet hat.) Beim Kaffee sprechen wir über seinen geplanten Vortrag (in der „Speech“ Klasse; er hat gewählt das Thema „Christus und die Liberalen“; er möchte zeigen, dass Christus, wenn er heute wieder erscheinen würde, auf Seiten der Radikalen wäre: für civils Freiheiten und Rechte, für Kampf gegen Armut; gegen den Krieg in Vietnam. 🕮 Aber im Gespräch wird klar, dass er nicht den Gottessohn meint, sondern die Person; Hanneli sagt: darum soll er lieber „Jesus“ anstatt „Christus“ sagen; aber in Amerika gilt das als Synonym. Hanneli und ich machen ihm klar, dass er eigentlich nicht etwas über bestimmte Aussprüche usw. sagen will, sondern über die ganze menschliche Einstellung, den Geist, in dem Jesus spricht. Ich mache ihm daran , dass diese menschliche Einstellung ebenso bei Gandhi ist. Es kommt nicht an auf die oder jene besondere Religion, sondern die Grundeinstellung; die teilte auch der Atheist Nehru.)