11 ¼ (anstatt 10 ½) – 3 (!) Gespräch mit Lakatos. (Über die mss., die ich in den letzten Wochen von David Miller in London in mehreren Etappen geschickt bekommen habe. Insbesondere Diskussionsbemerkungen zu meinem Vortrag von L. selbst und Popper. Bei L. selbst sage ich, dass er manche alten Sachen wieder vorbringt, oder Kritik, die nicht recht stimmt. In einigen wenigen Punkten schlage ich ihm vor, Sachen zu streichen, die auf Missverständnis beruhen. Vor allem mache ich ihm klar, dass meine Motivation ganz anders ist: In 1941 las ich Keynes wieder, und war sehr angezogen; ich nahm mir vor, zu versuchen, seinen logischen Begriff von probability genauer zu explizieren. Später wurde es mir klarer, durch Ramsey, de Finetti und Savage, dass pr einen Wettquotienten gibt. Daher war ich hauptsächlich an Voraussagen interessiert, nicht an Gesetzen; gewiss nicht an „induktivem Schluss von Beobachtungen auf Gesetze“; also bin ich ebenso wie Popper, gegen den inductivism von Keynes. – Dann über Poppers ungeheuer langes Essay, viel länger als meins! Hier auch bitte ich ihn, zu versuchen, dass Popper einige Punkte streicht, die klarerweise auf Missverständnis beruhen. Bei einigen Punkten schlägt Lakatos vor, dass ich es doch hier mal ganz klarstelle; bei anderen soll ich auf Früheres referieren.) – 🕮 3-4 Mittagessen (!) (Lakatos zeigt uns Fotos seiner Freundin Helene, undergrad student in London; sie sieht ernst und anziehend aus; aber er deutet an, dass die Beziehung nicht mehr lange bestehen wird. Er selbst ist nicht sehr glücklich an der Universität London; aber in Amerika könnte er nicht leben; er kann auch nicht Auto fahren. Für die gewaltige Arbeit als Herausgeber der Konferenz proceedings bekommt er nichts bezahlt! Über Popper erzählt er, dass dieser in den letzten Monaten mehrere Herzattacken gehabt hat, angina pectoris; Hanneli sagt, dass das Krampfzustände in den Adern des Herzens sind, die oft mit Psychologischem verknüpft sind. Lakatos sagt, dass Popper dann immer eine Pille nehmen muss, die dann ziemlich schnell hilft; aber man weiß nie, ob schnell genug. Popper macht sich ernste Sorgen um seine Frau Hennie; denn auf dem Haus liegt noch eine große Schuld; und die Ersparnisse von Poppers Gehalt sind klein, weil er erst spät Vollprofessor wurde. Popper sei in letzten 5 Jahren oder so weniger weniger empfindlich und streitsüchtig geworden, durch die Anerkennung seiner Bücher, und vor allem die knighthood von der Königin verliehen. Aber er behandelt oft die Studenten schlecht; einmal musste Lakatos eingreifen, es war ein Seminar von beiden zusammen.)