71Tagebuch 5. I. 1967 – 4. I. 1968 [Rudolf Carnap: Tagebücher], Eintrag So 8. X. 1967

Maue badet mich, ganz unbefangen. – Ich frage sie über 🕮\(München, Maue) (nach Stockdorf); Stegmüller und Frau)\ die finanzielle Lage der Kinder und Enkel. Sie sagt, dass außer Gramms Vermögen auch noch Hofners da ist; so ist gut gesorgt für Leben und spätere Ausbildung der Kinder, und keine Hilfe von mir aus nötigtOriginal möglich.. – 11h Hanneli kommt im VW. Freundlicher Abschied von Maue; ich bedanke mich sehr für ihre liebevolle Fürsorge und Pflege. [Sie ist bisher erträglich und zuweilen erfreulich gewesen. Viel seltener als früher erzählt sie von Menschen, die ich nicht kenne, und die mich nicht interessieren, und geht mehr auf meine Interessen ein, besonders wenn ich Fragen stelle. Ich gebe ihr 300 M, und sie nennt allerhand Sachen, die von meinen früheren Geldsendungen oder Schenkungen erstanden sind.] – 11 ½ – 12 ½Hanneli fährt mich nach Stockdorf.OStockdorfIn Stockdorf Mittagessen, wir zwei mit Chacha und mit Angermanns. Von allen Seiten wird berichtet; ich über die Gürtelrose. 4 ½ – 7 Stegmüller und Frau hier. (Er wollte Philosophie sprechen. Aber ich sage, jetzt ist dringender sein Zustand. Er ist ganz erschlagen von Mangel an Schlaf, obwohl sein Doktor ihm zahllose Beruhigungs- und Schlafmittel gibt; oft rennt er nachts in den Straßen herum. Er leidet auch an starken Selbstzweifeln über seine Fähigkeiten. Ich sage ihm, er müsse sich immer vorhalten, dass er der beste Philosoph unserer Art in Deutschland ist. Mal sagt er, dass die Ängste ihn oft plötzlich und kurz überfallen, wie ein Blitzstrahl. Es ist meist freischwebende Angst. Er erzählt von den Eltern; er ist an die Mutter gebunden, aber er sie hat ihn nicht ermutigt, sondern immer kritisiert. Mit dem Sex gehe es jetzt meist nicht. Ich erzähle aus Princeton: meine Wachträume, besonders im Dunkeln; die Erlebnisse mit der ganzen Verwandtschaft; die erschütternde Nacht als ich den Vater in der Ecke stehen sah, aber die Mutter auf mir hatte und liebte; und wie hierdurch meine sexlose Zeit von 3 Jahren beendet wurde. Er sagt, er weiß nicht, ob er dies noch lange so aushalten kann. Ich rate ihm, aufgrund seines 🕮\(Stockdorf)\ Krankheitszustandes, hauptsächlich Schlaflosigkeit, dass er ein Jahr Urlaub ansuchen könnte, oder wenigstens ein Semester. Er will es überlegen.)