RUDOLF CARNAP. Tagebücher und Leselisten. 1908–1919 |
(Hanneli und Erika machen Sachen fertig; Erika näht noch etwas; und sie packen dann.) – 4 – 6 Kalish hier. (Er berichtet über seine Tätigkeit und Erlebnisse für den Frieden. Er meint, bei der großen Demonstration in Washington seien 150 000 Leute gewesen; die Zeitungen schätzten zwischen 50 und 100 Tausend. Er ist sehr eifrig und opferbereit. Aber er ist ganz fassungslos, wie die Menschen so einfach Falschheiten ausstreuen und die anderen sie glauben. Er ist zu rationalistisch, so wie ich früher war, vor Neurath. Er müsste aufgrund von Freud verstehen, wie außerordentlich groß die Neigung zur Selbsttäuschung ist; und aufgrund von Marx verstehen, dass das jetzige Verhalten von USA im Grunde zu erwarten war; das Erstaunliche war vielmehr, dass Roosevelt sich mit Stalin verbündete und nachher auch vertrug, was ich nicht erwartet hatte.) – Abends mal wieder lange TV angesehen (auf meinem Bett: Sullivan; später Lomax, dabei ein ausgetretener katholischer Priester.)