(Annemarie macht Ausflug auf Berghaus, allein, mit Stuhllift.) In Feigls Arbeitsgemeinschaft. (Feyerabend erklärt Bohrs Kon der Quantengleichung, und zum Schluss Einsteins Einwand gegen Bohrs Ableitung aus der Unbestimmtheitsrelation, Konklusion, dass die Einzelsätze, oder gewisse von solchen, sinnlos seien.) –Paneth (fragt mich, ob ich 1965 zu Kneales’s Konferenz kommen will. Ich: lieber nicht über Konfirmation von Theorien, sondern lieber über Einwände gegen meine induktive Logik, vielleicht auch Poppers Einwände:) (Feigl sagt mir aber: Popper ist so fixiert an seine Missverständnisse über meine Auffassung, dass ich unbedingt nicht mit ihm öffentlich diskutieren solle, wenn nicht vorher im Privatgespräch eine Verständigung erreicht worden sei, wie wir es für Juni in Wien geplant hatten.) – 4-7¼Round-Table Diskussion über Materialismus, Idealismus, Positivismus, aufgrund der gestrigen Vorträge von Feigl und Bloch; dabei noch: ich, Moser als Vorsitzender, Rohrmoser (auch ein Dialektiker, etwas marxistisch), Dellos (mit Moser ein Leiter der Tagung) Tlust (ein Marxist aus Prag), Feyerabend. (Ich lasse Feigl meist über Positivismus sprechen, nur ein (oder zweimal?) nehme ich das Wort : die drei ismen in ontologischer Deutung als Thesen über Realität lehnen wir ab; man kann diskutieren über die Brauchbarkeit 🕮 der 3 entsprechenden Sprachen. Ich merkte als Student, dass ich mit verschiedenen Freunden verschiedene Sprachen sprach. Auf die Frage nach meinem Standpunkt wusste ich keine Antwort; ich war ontologisch neutral und bin es immer noch. Die Thesen widersprechen sich; aber es ist nicht inkonsistent, verschiedene Sprachen zu sprechen. Jetzt bin ich nach 30 Jahren zum ersten Mal wieder in Deutschland; es fällt mir schwer, einiges zu verstehen, besonders unter Philosophen. In Amerika habe ich gern mit Philosophen anderer Richtung gesprochen, oft mit Pragmatisten, Marxisten, Neo-Thomisten; die alle haben eine ziemlich klare Sprache, und für die ersteren ist P die Sprache der Wissenschaft, aber wenn ein Philosoph eine Sprache spricht weit entfernt von der der Wissenschaft, so fällt es mir schwer, ihn zu verstehen. Wenn Philosophen verschiedener Richtungen mit einander sprechen wollen, wäre es ratsam eine Sprache zu nehmen, die nicht zu weit weg von der der Wissenschaft ist. ( Ich schließe, weil der Vorsitzende mir sagt, die Zeit ist abgelaufen. (Applaus.) –) Die letzte Stunde sind Fragen aus dem Publikum. Ich bin sehr müde; einmal werde ich etwas schummerig, beinahe bewußtlos; ich schließe die Augen und halte meine Hand dagegen für ca 5 Sekunden. –Flitner war schon dabei (er ist heute gekommen. Er fragt, wie lange ich bleibe; ich: am 11. fahren wir ab. Daraufhin telegrafiert er Lisi, auch zu kommen.) – Beim Abendessen mit Annemarie, Rohs, Flitner, Hochkeppel. (Ich erzähle von der Entropie in Princeton, wie die Physiker mich nicht verstanden. Über die allgemeine Anerkennung der symbolischen Logik in Amerika; und jetzt müssen wir warnen vor Übertreibung, gegen Idolatrie des Instrumentes; Abe sagte „päpstlicher als der Papst“). 9 ½ auf mein Zimmer.