68Tagebuch 1. I. 1964 – 31. XII. 1964 [Rudolf Carnap: Tagebücher], Eintrag Mi 30. IX. 1964

Mit Chacha ins Dorf (Sachen gekauft). – Nachmittags mit Chacha 3-5 langen Spaziergang (die Fahrstraße hinauf; dann Fußpfad nach links hinauf; auf verschiedenen Bänken gesessen. Chacha erzählt von Ibiza;zOriginal Ibitza. dort war sie mit einer Schwester vom Tannerhof. Ihre langen Beziehungen zu von Mengershausen beginnend 1909, also bevor wir uns kannten; damals war sie mit Otto auf Dr. Martins Rat hier, weil beide Furunkeln hatten; das war bei dem alten Mengershausen35vermutlich Christian von Mengershausen (1881-1922). Dann nach dem Krieg öfters hier, bei dem jungen; einmal kam sie und verdiente sich den Aufenthalt, indem sie beide Graphologie lehrte (das war die erste Frau vom Johannes von Meng.).) Nachher ins Dorf hinunter, Kaffee getrunken, und wieder heraufgestiegen. Das Ganze war ein anstrengender Gang, teilweise auf holperigem, steinigem Pfad hinunter. – Abends Vortrag von Dr. Mengershausen über 10. Konvent des „Weltbundes für Ernährung und Schutz der Gesundheit“ (dieser Bund hat einen großen Gesetzesentwurf „Lex protectionis vitae“ ausgearbeitet, gegen Schädigung in Luft, Wasser, Boden, 🕮 Nahrungsmittel, Medizin usw.; international, hat ein Gremium von 400 Wissenschaftlern aus 91 Ländern. Sie sind für „Synthese von Zivilisation und Gesundheit“; im Unterschied zu Rousseaus „zurück zur Natur“. Sie machen gute Vorschläge, und wollen den Gesetzesentwurf allen Regierungen, besonders den Gesundheitsämtern, und den Vereinigten Nationen vorlegen. Der Dr. spricht verständig, und zuweilen eifrig. Sie wollen sich mit Organisationen von Verbrauchern und von Hausfrauen in Verbindung setzen.) – (10h nehme ich 2 von den neuen Schlaftabletten; um 2h schlafe ich aber immer noch nicht (imaginierte Gespräche mit Gittli und Gerhard) und nehme darum noch kleines Nembutal und Dramanin. Dann geschlafen.)

X / 1964