68Tagebuch 1. I. 1964 – 31. XII. 1964 [Rudolf Carnap: Tagebücher], Eintrag Mo 21. IX. 1964

Briefe an Helmers und Grete. – Etwas mit Hanne über Inas letzte Zeit. (Sie sagt, Gerti hat ihr gesagt, aus ihrem Psychiatriekurs, dass eine ernste Depression immer ihren Kurs läuft, zum Ende oder zuweilen zur Besserung, und dass man weder mit psychologischen noch mit medizinischen Mitteln etwas Wesentliches daran ändern kann. Sie sagt, das soll mir ein Trost sein. Ich sage, mein Analytiker hat auch ähnlich gesagt . Ich erzähle von Inas inneren Konflikten, hageres Gesicht, usw.; von unserem Singen nachts.) – Nachmittags mit Hanne langen Spaziergang zum Elbufer. (Über Chacha. Hanne hat den Eindruck, dass Chacha sehr viel von Stockdorf fort ist und, wenn sie wieder dorthin kommt, immer mal wieder krank wird. Sie meint, dass das Zusammenleben der drei auf die Dauer doch zu schwierig ist. Sie meint einerseits, wenn Chacha dort bleiben will, wäre das Beste, wenn man Angermanns ermöglichen würde, vielleicht durch ein Darlehen, sich anderswo eine Wohnung zu kaufen. Andererseits aber hat sie Bedenken, ob Chacha auf die Dauer imstande sein wird, die Gartenarbeit zu leisten, auch die Transportationsschwierigkeiten zwischen Stockdorf und München zu lösen. Hanne meint, in dem Fall, dass ich mich 🕮 entschließen würde, mit Chacha zusammen zu wohnen für dauernd, dann würde vielleicht das Stockdorfer Haus eine gute Lösung sein, wo ich dann oben für mich still wohnen könnte; allerdings müssten wir dann doch jemanden haben für Einkäufe, Kochen, und Haushalten. – Hanne sagt, für einige Zeit nächsten Sommer könnte ich im Amrumhaus wohnen; der Trubel von Johannes’ Familie komme erst in den Sommerferien im August; für kurze Zeit könnte sie bei mir sein; mit Chacha könnte ich für längere Zeit dort wohnen. Es sei dort windgeschützt, weil der Wind meist von W kommt und das Haus nahe dem Ostrand der Insel liegt. Alles Einkaufen ist nur einige Minuten weit fort. Auch im Mai sei es schon schön dort. Jetzt wird oben Heizung eingebaut.)