Annemarie fährt Rohs hinunter nach Brixlegg; sie fahren nach Italien für Mineralwasserkur für ihn oder beide. Vormittags mit Flitners spazieren (auf dem unteren Weg zur roten Bank, und dann weiter; Flitner legt ein Brett auf die Pfähle, zum Sitzen. Ich erzähle von der Entwicklung von Inas Depression, und besonders die letzten Tage. Beide sind sehr ergriffen, und mitfühlend. Dann kommt Annemarie, geht aber nach einiger Zeit wieder. – Ich sage noch einiges über die Psychoanalyse. Dann sagt Lisi, dass sie in der Ausbildung auch eine Zeitlang Trainingsanalyse gehabt hat, nicht nach Freudscher Methode, sondern anders (vielleicht Adler, Jung oder dergleichen). Sie fragt, ob es nicht schwierig war, dabei zu bleiben, da doch viele es nicht aushalten können. Ich: Ich wollte dringend dabei bleiben, zuerst, weil es für die Neurose einfach notwendig war; dann später, weil ich so viel davon hatte; es ist zuweilen fast zu aufwühlend, aber ich war entschlossen, es weiter zu machen. – Beim Heimweg kommen wir nochmal auf die Frage der Geisteswissenschaften. Flitner sagt, der Mensch besteht aus Körper, und „natürlich“ Seele und Geist. Ich: Wieso „natürlich“, die alte Unterscheidung zwischen Seele und Geist ist mir inzwischen gänzlich fremd geworden. Flitner: Mit „Geist“ meint er das ganze Gefüge der Beziehungen zwischen Menschen in der Gesellschaft, persönlich, kulturell usw., einschließlich richtig Leben usw., und zwar nicht nur das, was davon den Menschen explizit bewusst ist. Ich sage (vielleicht schon früher): die unbewussten Gedanken usw. sind viel umfassender als die bewussten; wie ein Eisberg; darum scheint mir die Umgrenzung der Psychologie auf das Bewusste, wie bei Ein phänomenologischer Psychologie, zu eng. Lisi sagt: Die Geisteswissenschaft kann nicht quantifiziert werden, weil vieles dort sich grundsätzlich der Messung entzieht, z.B. die Liebe. Ich: Alles kann mindestens indirekt gemessen werden, auch die Intensität von Gefühlen.) 🕮\(Stockdorf)\– Letztes Mittagessen mit Flitners. (Ich lege mich noch ½ Stunde hin.) 2h herzlicher Abschied von Flitners (ich sage, ich bin froh über das Zusammensein; „gute Freunde ist das Beste“; er: „ja, das ist eine Währung, die sich nicht entwertet“.) – Wir fahren ab, durch Innsbruck, Seefeld, Mittenwald, Murnau, nach Stockdorf;OStockdorf 6 ½ Ankunft (200 km). (Chacha und Angermanns. Wir erzählen. Ich rühme, wie gut Annemarie mich versorgt hat, und wie alle von ihr angetan waren. Abends ruft Heini an, langes Telefongespräch.