RUDOLF CARNAP. Tagebücher und Leselisten. 1908–1919 |
(Vormittags zu Friseur). – (Ich erzähle Chacha von Johannes Nachmittags Spaziergang mit Chacha in den Wald. Ich erzähle von Hannelie, dass sie bald mehr auftaute, und glücklich darüber war. Chacha sagt, Hanneli ist oft verschlossen und kann sich nicht äußern, obwohl sie vielleicht im Grunde gerne möchte. Ich sage, ich habe den Eindruck, dass sie beinahe gar nicht mehr ehelich mit Werner zusammenlebt, und dass er nicht nur in den Ferien, sondern auch sonst meist bei seiner Freundin ist. Darum verstehe ich nicht recht, dass sie im Brief den Wunsch ausdrückt, dass ich ihn kennenlernen sollte. Sie sagt, sie hat ihnen vor Jahren mal ein paar Hundert Mark geliehen; sie mache aber gar keine Anstalten, es zurückzugeben. Ich sage, dass ich mein Darlehen nicht einfach aufgeben wollte, weil das ein Geschenk an Werner wäre; sondern Hanneli vorgeschlagen habe, es aus dem gemeinsamen Konto langsam abzuzahlen; andererseits will ich ihr gelegentlich für bestimmte Wünsche etwas schicken, und dafür soll sie sich ein eigenes Konto einrichten. Chacha stimmt dem bei. Ich erzähle auch von Johannes. Chacha klagt über Sabine, ihre moralische Überheblichkeit.