68Tagebuch 1. I. 1964 – 31. XII. 1964 [Rudolf Carnap: Tagebücher], Eintrag Mo 17. VIII. 1964

Wir bringen Annette zur Bahn; sie fährt nach Freudenthal zurück. (Wir überlegen noch, ob wir sie noch dort besuchen könnten. Bei der Fahrt nach Stockdorf wäre es zu zeitraubend. Vielleicht aber wäre es möglich in Kombination mit einem Besuch bei Stackelbergs in Tengen, mit einer Übernachtung dort.) – Zur deutschen Bank (sie bestätigen meine Unterschrift aufgrund meines Passes, und werden das dann an die deutsche Bank München schicken. Ferner kassiere ich Reisescheck 180 $). – 5-8 Agnes&Reinhard hier. (Sie sind im Auto aus Vollmerhausen gekommen. Reinhard wohnt im Hotel, wird morgen nach Metz und dann nach Paris fahren. Agnes wohnt bei Irmela. Reinhard ist so bewegt bei der Begrüßung, dass ihm die Tränen kommen; ich beruhige ihn, dass das bei mir auch leicht kommt. Ich erzähle von meinem Rücken, dem Unfall 1960, und zeige ihnen die Übungen. – Agnes hat ein Farbfoto von Ina mit Marni und mir in Princeton gefunden und mir mitgebracht. – Reinhard klagt, dass Erhardt23Gemeint ist wohl Ludwig Erhard (1897-1977), der damalige Bundeskanzler. dem EWV (common market) schon durchführen will, bevor die Unterschiede in die Steuer zwischen Deutschland und Frankreich oder Italien ausgeglichen sind. Dadurch ist Deutschland in gewissen textilen 🕮 Sachen unfähig, gegen die Konkurrenz von Frankreich und Italien anzukommen; das hat die Fabrik in Vollmerhausen unrentabel gemacht. – Reinhard morgen früh schon fort; er wünscht sehr, mich nochmal zu sehen. Er würde Zeit haben gegen Ende September. Er überlegt auch, mit einem französischen Schiff durch den Panamakanal zu fahren, und dann ein anderes Schiff zu finden, das ihn nach L.A. bringen würde; ich weiß nicht, wie ernst dieser Plan ist. Annemarie hat den Eindruck, dass Reinhard sich wirklich sehr wünscht, mich im September nochmal zu sehen.) – Ich habe einen rührenden Dankbrief von Hanneli bekommen; und einen mich stark bewegenden Brief von Hanne („Wer weiß es, was schwerer ist, das Gehen oder das Bleiben, über das Unwiederbringliche hinaus“).