68Tagebuch 1. I. 1964 – 31. XII. 1964 [Rudolf Carnap: Tagebücher], Eintrag Mo 10. VIII. 1964

Annemarie fährt mich den ganzen Tag. Nach Riedheim.ORiedheim (Johannes und Sabine herzlich begrüßt; die 4 Buben; Hannelis Erika. Wir bringen ihnen die Melone, und bunte Kreide mit großen Papierbögen. Martin malt mir ein großes Bild. Später bewundert Matthias meinen blauen Scripto Bleistift, und ich schenke ihn ihm. – Mit Johannes gesprochen. Sein Streit mit dem Architekten über den Kirchenumbau. Da er 7 Jahre hier ist, scheint es an der Zeit, woanders hinzugehen; er hat Guatemala abgelehnt; auch Westberlin, wo jetzt sein früherer Pfarrer Schotzka aus Gauting das Ganze beherrscht; vielleicht will er eine Stelle in einem Vorort von Coburg annehmen. – Beim Essen sitzen wir alle rund um den großen Wiesnecker Eßtisch. Ich erzähle von meinen Tagen in 🕮 dem schönen Krempelsdorfer Haus, und von meinem großen Eindruck von Mutter Küstermann, am Piano, und unter den Bäumen hinter dem Haus, Gespräch bis tief in die Nacht. – Auch von der Segelfahrt auf der Bucht, und nachher das Liegen auf dem Strand, und dabei das Mädchen Sabine mit großen Augen beobachtend. Sabine sagt, das muss im Sommer 1938 gewesen sein; da war sie 9 Jahre. – Nach dem nap Kaffee; dann Besichtigung des Gartens, und Abschied. Ich sage noch Johannes, dass er und Familie im Schwarzwald meine Gäste sind. Am Anfang habe ich ihm 100 gegeben als Mitbringsel, und er gab es weiter an Sabine.) Ca. 3 abgefahren, über Stuttgart – Karlsruhe nach FreiburgOFreiburg zuAnnemaries Wohnung, Furtwänglerstr. in Littenweiler. Dort ist Hanneliese schon. Unsere Nachricht, dass sie erst morgen kommen soll, hat sie nicht erreicht. (Allerhand Erinnerungen an früher werden beim Abendessen besprochen. Ich erzähle auch von Hannelis Ausspruch: „Ich kann noch nicht in Schule, weil ich noch nicht tippen kann“. – Aber ich bin sehr müde. Aber es war für mich ein sehr schöner Tag. Ich bin froh, dass ich Johannes und Familie nun schon gesehen habe, und das Pfarrhaus. Und ich konnte während der Fahrt vieles mit Annemarie besprechen.)