Endlich finde ich mal Ruhe zum Briefschreiben. (Ich wollte heute 3 Briefe schreiben; aber die Zeit, vormittags und nachmittags, ist nur kurz, und so schreibe ich nur einen, an Chacha.) Yvonne und Richard kommen mittags. (Yvonne richtet uns lunch, und arbeitet eine Menge: Staubsaugen usw. Sie sagt mir, und fragt um Zustimmung, dass sie sich aus Inas Sachen allerhand gewählt hat: 2 Kleider, die sie Ina geschenkt hatte, 2 die sie besonders gerne mochte; den Regenmantel, weil sie keinen hatte; ferner fragt sie jetzt extra noch um den beigen dicken wolligen sweater, den ich auch immer gerne an Ina sah; und den rotbraunen Rock; ich sage, dass ich froh bin, dass sie Freude daran hat und die Sachen zur Erinnerung an Ina nimmt. – Yvonne sagt, ihre Mutter hat mich eingeladen, umsonst in ihrem Haus zu wohnen irgendwann im Sommer. Ich bin gerührt, und danke ihr sehr, aber lehne es doch ab. – Ich frage Richard, ob Dr. Hayman wirklich so ein „kalter Fisch“ ist, wie Ina glaubte; er sagt: nein, er ist ein freundlicher Mann. – Sie fahren ab. Yvonne kommt schon zurück während meines naps und arbeitet in der Küche. Wir haben kurz Kaffee zusammen; dann gehe ich ins study und sie arbeitet weiter, bis 5h. – Ca. 6h kommen Mr. und Mrs. Podbog (die Nachbarn vom Eckhaus. Ina hat mit ihr zuweilen über den Zaun gesprochen. Wir stehen bei der Haustür zusammen. Sie sagen, sie haben jetzt eben erst erfahren, was geschehen ist, (vielleicht aus der Zeitung) und wollen fragen, ob sie etwas helfen können, oder ob ich zu ihnen zum supper kommen will. Sie scheinen nette Leute; Ina hat vor kurzem mir schon vorgeschlagen, ob sie mich mit der Frau 🕮 bekannt zu machen; das wäre gut für die Zeit, wenn sie/Ina nicht hier wäre! Er ist aus Galizien; ich sage, ich war als Skisoldat im ersten Weltkrieg in den Karpaten. Und ich kenne Warschau, wo eine ausgezeichnete Logikergruppe war. Er ist Ingenieur und arbeitet in solid state Physik, aber ist auch interessiert an Kommunikation, und an philosophischen Grundlagen. Sie fordern mich auf, irgendmal einfach hinüberzukommen. Ich sage, ich bin schweigsam und nicht sozial; aber später mal will ich mal kommen.) –Mia kommt (ich stelle sie vor; Mia sagt nachher, sie findet die Frau ausgesprochen nett. – Wir fahren zu Mias Haus. Abendessen, und nachher Gespräch bis 10h. Ich erzähle ihnen die Einzelheiten des schrecklichen Erlebnisses am Dienstag. Wim sagt, es ist ganz natürlich, dass ich zornig war auf Ina. Er war auch wütend auf seine Frau Il‚ als sie starb. Und Ina habe ja wirklich mich verlassen. Er macht mir klar, dass Ina viel ernster krank war, als ich dachte. Nicht genetisch vererbt, aber doch familienmäßig übertragen durch die Kindheitseindrücke; dazumOriginal daher. käme Zufall mit Bruder und Mutter. Ina war zwar noch klar im Denken, aber nur durch ungeheure Anstrengung, die ihre Energie aufzehrte, und nicht sehr mehr hätte fortgesetzt werden können; das zeigt auch der Gewichtsverlust, und der Schlafmangel trug bei zur baldigen Erschöpfung. Ina wusste, halb bewusst und halb unbewusst, dass sie bald einen Zustand erreichen würde, wo Hospitalisierung unvermeidlich wäre, und kaum eine Hoffnung auf Heilung. Und darum wollte sie um jeden Preis ein Ende machen, bevor dieser Zustand eintreten würde, 🕮 der ja wirklich schlimmer ist als der Tod. Vielleicht war Ina da ein wenig zu pessimistisch in Bezug auf den Zeitpunkt, aber sicher nicht viel; und ich war zu optimistisch, wenn ich mir Heilung als wahrscheinlich vorstellte. Er sagt auch, wie Dr. Mott, wenn ein erwachsener Mensch , zu einer Zeit, wo er noch ordentlich denken kann, beschießt, das Leben zu beendigen, so kann man ihn doch nicht auf die Dauer hindern (wenn man ihn nicht einsperren will, was wir ja nicht wollen). In gewisser Weise beruhigt es mich: Es war nicht etwas, das ich hätte vermeiden oder verhindern können; die Krankheit war da, und man konnte nicht mehr helfen. Ich sage: Aber ich hätte wünschte doch, ich hätte ihr den letzten Kampf ersparen können, irgendwie so, dass sie ruhig in meinem Arm gestorben wäre. Er sagt: Das ist nicht möglich; bei diesem Entschluss ist ein Mensch wirklich alleine, wie Ina immer sagte; und das muss er mit sich alleine abmachen. Ich beschreibe auch, wie sorgfältig Ina es getan durchgeführt hat, um nur ja nicht zu „bungle15https://www.dictionary.com/browse/bungle the job“. – Das Gespräch hat mir gut getan; und ich verstehe die Lage besser.) 10h Wim fährt mich nach Hause. (Tagebuch geschrieben bis 12h. Dabei finde ich wieder, dass ich einen Schritt weiter gekommen bin dazu, mich mit Inas Tat zu versöhnen.)