68Tagebuch 1. I. 1964 – 31. XII. 1964 [Rudolf Carnap: Tagebücher], Eintrag Di 7. IV. 1964

(Wir überlegen über Morli. Samstag hatte Ina schon halb beschlossen, sie fortzubringen zum Töten, und ich stimmte zu; aber dann gab sie es 🕮 doch wieder auf. Nach dieser Nacht denkt sie, es wäre doch richtig, es jetzt zu tun; sie ist dagegen, Morli nachts in die Garage zu tun, sie ist jetzt so verwöhnt, immer mit Ina nachts zu sein. Heute stöhnt Morli auch wieder, wenn sie sich hinlegt, und steht lange unentschlossen herum, bevor sie sich hinlegt. Ich stimme ihr zu, dass es das Beste ist; ich will mitfahren. Wir fahren zum City Pond („Humane Department“); ich will alleine Morli hineinbringen, aber Ina besteht darauf, dass sie sie führen will. Ein Mann nimmt sie an der Leine und führt sie hinein; ich frage, ob ich mitgehen soll, den Hund festhalten und beruhigen; der andere Mann dort sagte aber, das ist nicht erlaubt, es ist eh schon schwierig genug für alle Beteiligten. – Nachmittags ruft Ina dort an und erfährt, dass Morli heute morgen sofort getötet worden ist; sie machte sich Sorgen, ob man sie vielleicht stattdessen in ein medizinisches Labor geschickt hätte. – Bei der Rückfahrt vormittags hatte ich Tränen, aber Ina kann nicht weinen, sie fühlt sich „wie tot“, sagt sie. – Zu Hause hat man das Gefühl der Leere; es fehlt ein kleines lebendiges Geschöpf.) – Nachmittags an Gesuch für NSF. – Abends sehr müde (durch die Erregungen mit Morli, und später Inas Besorgnisse und Kummer.) (Nachts viel und gut geschlafen.) Abends singen wir wieder zusammen.