68Tagebuch 1. I. 1964 – 31. XII. 1964 [Rudolf Carnap: Tagebücher], Eintrag Sa 12. XII. 1964

Montague und Lakatos‚ Dr. Imre, kommen 11:40 (anstatt 11:10). (Er ist Kommunist-Trotzkist aus Ungarn, war dort 4 Jahre im Gefängnis, dann nach England, wo Popper ihm Anstellung verschaffte. Jetzt ist er La Jolla, wird aber oft in L.A. sein. Ich sage, dass ich nicht zur Kneale-Konferenz kommen will, Feigls Warnung. Er fragt, wie Popper so wurde; ich sage, wie er Tischlerlehrling und elementary Lehrer war, und verbittert; schwere Zeit in NZL; dann Ruf nach London. Aber das machte ihn doch nicht sanfter, wie ich erwartet hatte. Er sagt, er habe sich in den letzten 2 Jahre sehr gebessert; hauptsächlich durch die Operation beider Augen; er hatte gefürchtet, blind zu werden. Ich sage, ich zweifle über diese Verbesserung; Feigl und andere haben mich in Alpbach gewarnt, nicht in öffentlicher Debatte mit Popper aufzutreten. Andererseits wäre ich bereit, mit Feigls Vermittlung mit Popper und anderen die induktive Logik zu diskutieren, etwa in Minneapolis. Er meint, vielleicht könne dann eine solche kleine 🕮 Gruppendiskussion in London gemacht werden. Ich bin skeptisch; aber ich erlaube ihm, Kneale informell über unser Gespräch zu informieren. Da er nett und zugänglich ist, sage ich ihm offen, dass ich den Ton seines Artikels zuweilen unpassend fand von Arist. Soc. 1960; ich lese ihm aus meinen stenografischen Notizen vor. Er entschuldigt sich, und gibt zu, so hätte er nicht schreiben sollen; es war in einer schwierigen Zeit geschrieben. Ich: Ich vermutete Ansteckung durch Poppers Haltung und Ton. – Er ist intelligent, nett und umgänglich, und ich nehme die Einladung beider an für lunch in Sand’s (Sunset und San Diego, im Motel, nett und nicht zu teuer.)) – Sachen gekramt; Bilanz.