68Tagebuch 1. I. 1964 – 31. XII. 1964 [Rudolf Carnap: Tagebücher], Eintrag Mo 5. X. 1964

Vormittags spazieren zur Melkstatt. – Mittags sitze ich neben Frau Lohmann („Omi“, die Mutter der jetzigen Frau Anneli Mengershausen; sie spricht von der deutschen Jugendbewegung und Volkstänzen. Ich erzähle von den Freischaren Freiburg und Jena, und von Eugen Diederichs’ Kreis, wo ich schwedische Tänze 🕮 einführte. Draußen treffen wir Frau Anneli selbst, und ich sage davon. Sie ist begeistert für Schweden, „wäre beinahe eine Schwedin geworden“, erzählt von den Volkstänzen bei Skandi, wo jeder jetzt teilnehmen kann.) – 4:30 Darmbad (das ist hier nicht in einem Bad, sondern man sitzt auf einem hohen Sessel, der dann um 45\(^\circ{}\) gekippt wird, sodass man bequem halb liegt. 20 l Wasser läuft langsam ein; man hält es zurück, solange man kann. Während der ersten Zeit tritt dabei oft ein Zwicken im oberen Querdarm auf, vielleicht weil der harte Darminhalt den Abfluss hindert, wenn der Darm sich zusammenzieht. Später wird das besser. Dann macht der Darm immer wieder die Gymnastik der Zusammenziehung und Ausdehnung. Das ist ganz angenehm; aber man wird schläfrig dabei, wohl weil das Blut vom Kopf abgezogen wird.) Ich komme erst 5:50 auf mein Zimmer, sollte mich eigentlich ½ Stunde ausruhen. Darum bringt Chacha mir das Abendessen herüber. – Später fange ich ein Gespräch mit Chacha an über Möglichkeiten zwischen uns und wie sie ihr zukünftiges Leben wünschen würde. (Siehe extra Notizen.)