Morgens 8 (während sie beide in der Kirche sind) finde ich an meiner Türklinke Maues Brief über das Mitternachtsgespräch mit Gittli! (Es war ihr eine schwierige Aufgabe, da bloße Andeutungen nicht genügten; aber dann war Gittli beglückt, weil sie die gespürte Verwandtschaft des Denkens nun verstand.) 9 ½ kommen sie aus der Kirche zurück. Ich gehe hinunter und begrüße sie. Ich umarme Gittli sehr herzlich und küsse sie. Wir drücken beide unsere Freude aus. Nachher sitze ich mit Gittli auf dem Sofa in meinem Zimmer oben. (Ich sage ihr, es ist unvermeidlich, dass sie auch Vorwurfsgefühle hat; und es ist nun ganz wichtig, dass sie diese unverhalten äußert. Sie sagt, ihre Vorwürfe richten sich mehr gegen mich als gegen Maue; ich sage, das ist ganz richtig, weil der Mann doch die Initiative hat. Sie: Es sind keine Vorwürfe wegen dem, was Du der Maue getan hast; die bekam Liebe und Kinder; sondern was Du dem Nutto angetan hast. Aber sie fügt hinzu, dass Maue ihr schon klar gemacht hat, dass da keine wirkliche, befriedigende Ehebeziehung bestand. Ich erzähle, wie Nutto immer befragt wurde und sein Einverständnis gab. Ich: Wenn die Ehe ohne mein Eingreifen weiter gegangen wäre, so wäre Maue wegen mangelnder Befriedigung immer mehr irritiert worden, und die Ehe wäre dann gescheitert. Sie betont, wie lieb Nutto zu ihnen war, 🕮 und ich stimme sehr zu. Später mal sagt sie: Durch diese ganze Geschichte ist dann im Grunde mehr Glück in Nuttos Leben hineingekommen, als wenn sie nicht geschehen wäre. Gittli sagt mal, dass es ihr leid tut, dass Maue zuletzt oft sehr unfreundlich gegen Nutto war, ihn auszankte usw.; ich sage, das sie wohl zu erklären durch die unbefriedigenden Umstände in der Situation. – Später mal sagt sie, dass ich durch die Trennung unserer Ehe den Kindern einen Vater entzogen habe, den sie nötig hatten. Ich sage, sie hat recht, und ich fühle heute, dass ich an ihnen vieles wieder gut zu machen habe. Sie sagt, das kann ich jetzt der Hanneli tun dadurch, dass ich sie hinübernehme, und noch mehr, wenn ich Erika auch mitnehme. – Ich erzähle ihr, wie Ina zu mir kam; der Brief usw.; und dass ich später den Brief an Maue schickte; dass wir uns in Salzburg trafen, und sie zwar sehr geknickt war über die Trennung unserer Beziehung, aber doch sehr verständnisvoll sagte, wie Ina eine besonders gute Gefährtin für mich sei. – Bei Tisch, als Maue mal hinausging, nahm ich schnell ihre Hand und liebkoste sie; als Maue wieder erschien, sagte ich zu ihr, mir sei wie einem Bräutigam, wenn die Brautmutter mal verschwindet. Gittli bittet mich, niemandem zu sagen, dass sie das Geheimnis jetzt weiß; auch Annemarie und Chacha nicht, weil sie nicht wünscht, dass diese darüber zu ihr dann sprechen. Ich sage ja, aber es sei doch schwierig mit Chacha, wenn die vielleicht direkt danach fragt; sie versteht das und sagt, in diesem Fall soll ich nicht lügen, aber ihr sagen, dass Gittli nicht darüber sprechen will.) (Wir sitzen noch zusammen. Inzwischen geht Gittli und packt ihre Sachen. Ich wollte mit zum Bahnhof kommen, aber Gittli sagt, der Abschied hier ist schöner.) Herzlicher Abschied, ich sage Grüße an Carl Max. – Nachmittags und abends mit Maue (Maue sagt mir mal, dass Gittli sie gefragt habe, warum wir nicht Heirat erwogen hätten; sie hat ihr dann gesagt, sie habe mir damals einen Korb gegeben, und auch jetzt wieder [?!]) (Beim Abendbrot werde ich ungeduldig, als Maue immerzu von fremden Leuten erzählt; ich sage: nun genug über diese Fremden, wir wollen lieber über Gittli sprechen. Später ruft Gittli an, sie sei gut nach Hause gekommen, und Maue erzählt ihr dies, und sie lacht darüber.) Nachmittags und abends arger Schnupfen. (Maue ruft Carl Max darüber an! Und dieser gibt ihr Anweisung, und daraufhin gibt sie mir drei Medizinen: 🕮Otriven Tropfen, Omeril Tabletten, und Esberitox Tabletten zum Lutschen.) Auf einmal ist es 10h, und wir sitzen noch am Esstisch, wo wir doch beide heute früh zu Bett wollten. (Ich sage Maue Gute Nacht, und gehe auf mein Zimmer. Sie kommt aber noch hinauf und redet noch weiter unwichtiges Zeug. 10:15 sage ich, jetzt muss ich noch Tagebuch schreiben; und dann geht sie endlich. Sie ist eine seltsame Mischung von: liebevoll, hilfreich, amüsant, und auch wieder irrational durch das Tratschen.)