Vormittags Tagebuch, und Notizen geschrieben. 2 ½Rafael kommt, isst eilig etwas; dann fährt er uns nach Cuernavaca‚ 4hzu Dr. Eric Fromm. (Rafael hatte das vorgestern telefonisch ausgemacht. Straße Neptuno 9, eine stille Seitenstraße. Wir gehen vom Eingangstor in den Garten, direkt einige Stufen hinauf zur Veranda, die die ganze Länge des Hauses entlang läuft, mit Pfeilern; sehr schöner Blick auf den Garten und dahinter Grünes ohne Häuser, im Hintergrund die fernen Berge. Sie haben dies Haus vor 8 Jahren gebaut, für $ 24 T ohne das lot. Er ist 63, fährt Auto mit Hand hier, obwohl er auch anfangs entsetzt war über den Straßenverkehr in der Stadt. Er sagt, dass er Markovic und Petrovic gesprochen hat und schätzt. Ich sage, dass deren Ziel, Sozialismus und Humanismus zu verbinden, mich interessiert hat, weil ich selbst Sozialist und Humanist bin; und daher auch sein Buch über den jungen Marx. Er ist sehr interessiert und spricht von seinem Plan eines größeren Sammelbandes, mit Originalbeiträgen von Leuten aus vielen Ländern, besonders auch Polen und Jugoslawien, die er bei einer Konferenz in Dubrovnik kennengelernt hat. Er zeigt mir die Liste der Mitarbeiter, Russell ist unter den „möglichen“. 🕮 Er fragt mich, ob ich einen Beitrag schreibe, bis Ende des Jahres, 12-15 pp; auf meine Frage sagt er, 3-4 pp wären auch recht. Der Band heisst „… humanistischer Sozialismus“, er ist Herausgeber. Rafael sagt, dass es auch in Mexiko humanistische Marxisten gibt, und Fromm bittet ihn, ihn in Kontakt mit denen zu bringen; er fordert Rafael auch auf, einen Beitrag zu schreiben. – Fromm spricht über Buddhismus; ich sage, dass mich anzieht das Fehlen von Theologie, nur ein Weg des Lebens; das Bedenkliche sei die Theologie und die starren Dogmen, dies auch im Katholizismus und im üblichen Marxismus. Er sagt, der Talmud und die jüdische Tradition haben mehr betont die Ablösung von idols, als die Forderung des Glaubens an Gott. Ina sagt: Ist da ein klarer Unterschied zwischen Idol und Gott? Er sagt: Unter „idol“ verstehen sie den erstarrten Glauben; auch die Mystiker warnen gegen Worte und Dogmen; er liebt Meister Eckehart, und liest jeden Morgen seiner Frau ein Stück daraus vor. – Er berichtet über die jetzige Situation in Jugoslawien, Polen und sogar Tschechei, aufgrund seiner Eindrücke von der Konferenz Dubrovnik. Da sei eine junge Generation von nicht dogmatischen, humanistisch eingestellten Marxisten. Er hat gestern hier mit Schaaf aus Warschau gesprochen, der jetzt viel liberaler sei als früher, aber 2 Gesichter tragen müsse, als Philosoph und als Regierungsbeamter. – Über Zukunftshoffnungen für Lateinamerika. Er fürchtet, wenn gewaltsame Revolution komme, so würde U.S. Militär eingreifen, sodass ein schreckliches Blutbad entstände; Russland aber würde wohl vorsichtig genug 🕮 sein, nicht einzugreifen, sodass ein Atomkrieg verhütet würde. Das Beste wäre, aber nur schwache Hoffnung dafür, dass U.S. einsehen würde, dass man unblutige Revolution unterstützen müsse, um die blutige zu vermeiden; also anstatt All. p. Progr. ein wirklicher Druck auf Landreform, Steuerreform, usw., vielleicht auch Nationalisierung einiger Industrien, die jetzt amerikanischen Kapitalisten gehören. – Er ist pessimistisch über Russland, weil die Bürokratie alles reguliert. Ich sage, dass, wenn die Kriegsgefahr beseitigt würde, so würde auch die Unterdrückung in Russland weniger werden, durch Einfluss der Wissenschaftler, der Künstler und der Jugend. – Er redet uns sehr zu, dauernd oder zeitweise nach Cuarn. zu kommen; hier sei das beste Klima, kein Winter und kein Staub; einige Ärzte hier, und sehr gute Spezialisten in der Hauptstadt. Er sagt mehrmals, dass wir ihm schreiben sollen, wenn wir etwas planen; er wird uns sehr gern helfen, Auskunft über Häuser geben, einen Häuser agent nennen oder dergl. – Er sagt, seine Frau kommt später nach Hause; Rafael meint später, vielleicht war das Andeutung, dass sie uns zum Abendessen behalten möchten; aber Ina findet, es ist Zeit zu gehen, und so brechen wir auf, 7h. – Auf der Rückfahrt fragt Rafael Ina: „What was eating you?“, weil sie etwas aggressiv war im Gespräch mit Fromm und ihn jetzt kritisiert als fuzzy usw. Er vermutet, weil F. ein Analytiker ist. Ina sagt: vielleicht, aber sie hat doch allerhand an ihm auszusetzen.) – Rafael fährt uns nach Hause, und bleibt noch zum Essen, obwohl er zu Hause noch vieles zu tun hat. Bis 9h! 🕮