Feigl ganzen Tag hier. (Vormittags sitzen wir 3 im Gartenhaus. Wir sprechen allerhand Persönliches. Auch über Pläne für nächsten Sommer. Wir sind noch unentschlossen über Wien. Feigl wird im Juni dort sein, und im Hotel Regina wohnen. Er meint, die Assistenten werden vermutlich gut unterrichtet sein in mathematischer Ökonomie, Statistik, und Informationstheorie.) – Nachmittags Feigl und ich im großen Zimmer oben, für philosophische Diskussion. (Zuerst über seine presidential address. Er erzählt von seinem Trauma, als Schlick seine „Erkenntnislehre“ widerrief, die für ihn die Bibel war. Ich sage, dass Schlick nicht seine realistisch-wissenschaftliche Einstellung aufgab, sondern nur die These. Er sagt, wie soll man Russells Beispiel widerlegen: „Die Welt hat vor 5 Minuten angefangen“; er meint, das müsse man doch induktiv widerlegen können. Ich sage, in gewissem Sinne ja. Es ist zwar ein Unterschied zwischen Begriffsgerüsten und daher eine praktische Frage, 🕮 aber man könne doch induktiv zeigen, dass das übliche Gerüst besser ist; dies benötigt sehr allgemeine induktive Regeln, verschieden von den Regeln, die man gewöhnlich innerhalb eines Gerüstes anwendet. Ich betone, dass ich, wie der realistisch eingestellte Wissenschaftler, die Aussagen der Psychologie über Andere und die der theoretischen Physik nicht nur „sozusagen“ nehme, sondern ebenso ernst wie die Wissenschaftler selbst. Trotzdem aber möchte ich lieber nicht von einer realistischen These sprechen, sondern von einer realistischen Einstellung, d.h. Bevorzugung eines Gerüstes. Er meint, ich habe durch Annahme des semantischen Wahrheitsbegriffes, und die deutliche Unterscheidung zwischen der Wahrheitsbedingung eines Satzes und die beobachtete Evidenz für den Satz einen radikalen Schritt gemacht. Ich sage, mir kommt das nicht so vor; ich sehe die Entwicklung mehr als eine stetige Revision an. – Dann über induktive Logik, über die „induktiven Einsichten“, die ich in der vorgestrigen Diskussion besprach. Auf seine Frage sage ich, dass es sehr wohl sein kann, dass wir später die jetzigen Forderungen der Rationalität auf einfachere zurückführen können, z.B. die Forderung der totalen Evidenz, über die Ayer schrieb und diskutierte; ebenso wie man lange vor Euklid eine praktisch angewandte Geometrie hatte vermutlich, deren Theoreme später durch Euklid auf sehr einfache und plausible zurückgeführt wurden. Was ich verneine, ist nicht die Möglichkeit einer solchen Zurückführung, sondern die einer Zurückführung auf nicht-induktive Einsichten, etwa deduktive, wie wir früher glaubten, z.B. Reichenbachs Zurückführung.) – (Abends sollte Feigl von Ruiz abgeholt werden; der kommt aber nicht und ist nicht erreichbar. Er telefoniert mit Uwe Frisch35vielleicht Uwe Frisch Guajardo: http://www.elem.mx/autor/datos/378, Ich gehe 9h zu Bett. Nach 10 kommen Mol. 🕮 und Frisch und holen ihn ab. Er will morgen für 2-3 Tage nach Acapulco fliegen, weil die Flugzeuge nach Zihuatanejo nur dreimal wöchentlich gehen. – Herzlicher Abschied.)