Vormittags Überlegungen für Nachmittagsmeeting. – Feigl und Mol. haben Diskussion für mich organisiert, über induktive Logik. Anfangs sollten es nur wenige sein, die nur die, die meine Auffassung kennen; vielleicht würden sie herauskommen. Dann sagte ich aber: besser soll einer hineinkommen als ein Dutzend heraus. Dann organisierte Molina mit Feigl ein Komitee, die beschlossen, wer eingeladen werden soll, und welche von diesen in der Diskussion sprechen sollten, und ein Hörsaal in der philosophischen Schule der Universität wurde bereitgestellt. Mol. und Ald. holten mich ab. 4h dort. Es hatte sich weiter herumgesprochen, und nun waren über 40 Leute da, und es mussten noch Stühle hereingeholt werden. – Es begrüßten mich: Schilpp, Bochenski, Ayer, Black, Church, Rich Martin, …
Die Sitzung geht für 2 ½ Stunden. Feigl ist Vorsitzender, Aldama Sekretär. Das Ganze wird mit tape recorder aufgenommen. Ich erfuhr erst dort, dass ich beliebig lange sprechen könnte. Ich sprach dann etwa ¾ Stunde (ganz frei, aber hatte ein Blatt mit Notizen dabei) ähnlich zu „The Aim“, aber ohne die Einzelheiten. Dafür ausführlicher über: Stufen der moralischen Bewertung, analoge Stufen der Rationalität des Glaubens. 🕮 Dann Diskussion (die für Diskussion ausgewählten sind durch Feigl bekannt gegeben und an die Wandtafel geschrieben. Ich schlage vor, dass zuerst allgemeine Fragen der philosophischen Basis diskutiert werden, und nachher mehr technische.) (Die Diskussion beginnt mit Ayer über die Forderung der totalen Evidenz. Ich: Vergleich mit der Waage; Unterschied zwischen Axiomen und methodologischen Prinzipien. Dann Black und andere über die Entscheidung von Rationalität. Ich: Ich will meine Ansicht darstellen, obwohl man mich vielleicht als Metaphysiker verschreien wird. Über „intuitive induktive Einsicht“ oder „induktiven common sense“. Man kann einen Anderen nur überzeugen, wenn er nicht „induktiv blind“ ist. Ist das schlimm? Die Situation ist genau analog mit deduktiver Einsicht. „Intuition“ ist hier nicht gemeint als unfehlbare Erkenntnisquelle. Hierüber, wie erwartet, kommen starke Proteste, aber auch Zustimmungen; Martin nickt mir wiederholt zustimmend zu; und das ermutigt mich. Später mehr technische Fragen, von Salmon und Martin.
Nach dem Schluss Applaus. Dann kommen noch verschiedene Leute, um Dank oder Befriedigung auszusprechen. Prof. Moreno von der philosophischen Schule, sagt Grüße von Garc\'ıaMáynez, und sein Bedauern, dass er nicht kommen konnte, weil in anderer Sitzung; er hoffe, dass ich zufrieden bin in Mexiko usw., und ich danke ihm, Aldama übersetzt, und ich sage einiges in Spanisch dazu. Rafael Ruiz kommt dazu und sagt, meine Darstellung und Diskussion 🕮 war ausgezeichnet, und diese Sitzung war der Höhepunkt des Kongresses.) – Ich hatte überlegt, ob ich nachher noch mit einigen zum Abendessen gehen könnte. Während der Diskussion fühlte ich mich wohl und munter; aber nach der Beendigung spürte ich, dass ich doch recht müde war. Mol. und Ald. bringen mich nach Hause. (Sie kommen noch hinein, um Ina zu begrüßen, und kommen dann jeder mit 2 Büchern von mir; ich schreibe bei beiden „meinem Freund …“. – Ich sage nachher Ina, dass es mir bei der Sitzung doch leid tat, dass sie nicht dabei war. Ich bin froh, dass das Ganze so gut gelungen ist, auch gute Diskussion.)