67Tagebuch 31. XII. 1962 – 31. XII. 1963 [Rudolf Carnap: Tagebücher], Eintrag Do 29. VIII. 1963

Vormittags abgefahren (N, über Dolores Hidalgo, dann W und SW, schließlich durch schöne Berge. Kurven mit steilen Hängen beunruhigen mich, wie Grete so ; ich bitte sie, langsamer um die Linkskurven zu fahren. Von oben sehen wir GuanajuatoOGuanajuato im Tal liegen, und wir fahren hinunter. Noch hoch über der Stadt die Kirche Valenciana, gestiftet vom Gewinn der Silberbergwerke. Wir besehen das Innere. Außen in einem Nebengang mit Arkaden spielen Kinder mit einer Lehrerin, dasOriginal der. Grammofon spielt Brahms ungarische Tänze, und die Kinder tanzen dazu, gleich neben dem Kircheneingang. Hinunter in die Stadt, durch die ganze Stadt hindurch, enge gewundene Straßen und oft steil, dabei viel Verkehr als in San Mig. Wir suchen, auf Empfehlung von Tanay (den ich in S. M. gekauft habe, gegen Inas Rat) das Motel las Ambajadores. Es ist etwas dürftig im Vergleich zum Atasc.; aber wir nehmen doch die Zimmer, und essen dann ein dürftiges Mittagessen. Während unseres naps fährt Grete hinaus zu ihren Verwandten (Frau …Morril, geb. Baumbach, Schwester von Ottos Frau Chita) sie trifft die Mutter nicht an; aber die beiden Töchter kommen dann in großem roten, 6-sitzigen Auto, um uns die Stadt zu zeigen. Auf meinen Wunsch zuerst die Universität. Wir trinken Kaffee in der Studenten Cafeteria, dann gehen wir viele Treppen hinauf, auf Balkon mit Aussicht, und Aussengalerien 🕮 mit großem Lichtschacht; wir schauen von einer überdachten Treppe auf die große Treppe hinunter, die im Freien 3 Stock hoch geht. Ein merkwürdiges, aber interessantes Gebäude. Guter Ausblick über die Häuser und vielen Kirchen der Stadt; die Häuser mit flachen Dächern; die Stadt macht einen etwas arabischen Eindruck (das Tourbuch sagt: maurischer Einfluss, weil viele der Ansiedler aus Andalusien kamen. Die Töchter sprechen nur spanisch. Der Vater Morril (oder sein Vater?) war Angestellter an der Zuckerfabrik auf der Esperanza, als wir dort waren; Grete sagt, er hat uns damals gekannt. Er ist jetzt am Elektrizitätswerk in Guan; ich bemühe mich nach Kräften Konversation zu machen mit der Tochter Dora, mit hellen Haaren, die Volksschullehrerin ist; ich sage, meine Mutter war auch Lehrerin, und dann kam ein Mann und nahm sie, und ich bin der Sohn. Vielleicht wird eines Tages ein Mann zu ihr kommen; sie sagt, er ist schon gekommen, sie wollen heiraten; und ich gratuliere. Dann fährt sie uns in der Stadt herum, schließlich auf einer Straße am Berg entlang bis zum Denkmal von Pipila; dort sind viele Leute; man hat einen sehr guten Blick auf alle Häuser der Stadt, man sieht genau die Universität mit der großen Treppe; und auf die umliegenden Berge. Sie fahren uns zurück ins Hotel, und fahren dann fort. Wir ruhen etwas aus; dann fährt Grete uns mit Sicherheit durch das Labyrinth im Dunkeln zum Hotel Diego, zum Abendessen (75 P.) – (Gut Großes Nembutal, gut geschlafen.) 🕮