67Tagebuch 31. XII. 1962 – 31. XII. 1963 [Rudolf Carnap: Tagebücher], Eintrag Mo 25. III. 1963

10-nach 1, 5. (letzte) Sitzung. (Salmon hat noch allerhand Fragen über Attributraum. Ich sage, dass allerdings es fraglich ist, ob wir das als menschlich apriori betrachten können; vielleicht als \(A\)-Postulate; vielleicht auch als Fakten, aber doch unterschieden von der Erfahrung über Häufigkeiten. – Kurz über Strukturraum und De Finetti Theorem. – Auf seine Fragen über universelle Gesetze, erkläre ich: Extragewicht auf die Grenzgebiete im Strukturraum. –🕮 Feigl fragt über quantitative Sprachen. Ich: Die Statistiker nehmen gewöhnlich Intervalle; dann ist es wie eine Reihe von Prädikaten. Wenn wir die genauen Werte der betreffenden Größen betrachten, ist es der Grenzfall für verschiedene Intervallgrößen; schon bei kleinen Intervallen kann man die Ähnlichkeit benachbarter Intervalle in Betracht ziehen durch größere \(\eta{}\)’s. – Maxwell fragt über theoretische Sprache. Ich: Ich würde für mein \(A\)-Postulat \(\mathfrak{W}= 1\) nehmen, nicht für die \(P\)-Postulate, wie ich früher dachte. Er: Was, wenn man die Postulate in Frage ziehen will? Ich: Dann muss man zu einer Sprache mit weniger Postulaten übergehen, nämlich die Fr auslassen. Der Übergang von der auf die Beobachtungssprache basierten induktiven Logik auf die basiert auf die theoretische Sprache ist eine Revolution; manche \(N\)-Werte werden stark geändert, z.B. für das Elm Experiment. – Ich sage, dass ich nicht viel gedacht habe über induktive Logik für theoretische Sprache; wohl aber für quantitative Sprache mit messbaren Größen für beobachtbare Körper.) Salmon bedankt sich ganz besonders, dass er so viel von den Gesprächen gehabt habe. – Alle zum lunch hier bis 2 ½. – Nach 5 bis beinahe 9 Feigl hier, für ein letztes persönliches Gespräch. (Er kommt wahrscheinlich zum Philosophenkongress nach Mexiko, und ist geneigt, auch früher zu kommen, falls wir schon im Sommer dort sind. – Auf meine Frage: Er würde sich freuen, wenn ich meinen Aufsatz „Pr und content“ für seine Festschrift geben würde; er sagt, er verdient ja keine Festschrift, aber 🕮 ein Beitrag von mir würde seinem Center helfen. – Er hat sehr gelitten durch die Kälte in Minneapolis, wegen der neuritis in den Füßen. Er möchte gerne in besseres Klima gehen. Aber Kasperle will nicht, weil ihre Berufstätigkeit dort sie aufrecht hält, und sie dort viele Freunde haben. Nur wenn Erik nach San Diego käme und Feigl einen Ruf nach Jolla bekäme, würde sie wohl einwilligen. – Er fragt mich, ob ich Rat wüsste mit seiner Impotenz. Ich: Das ist doch wohl rein psychologisch; mir hat die Psychoanalyse sehr viel geholfen.)