67Tagebuch 31. XII. 1962 – 31. XII. 1963 [Rudolf Carnap: Tagebücher], Eintrag Mi 4. XII. 1963

Catherine Robson fährt mit uns zum Haus an Kenter Str. (Wir sehen zum ersten Mal das Innere. Hinter der Küche ist eine dinette. Das Wohnzimmer ist groß, aber wird wohl heiß, da das Dach nicht besonders isoliert ist, und 2 ganze Wände aus Glas sind; Catherine rät, air cooling einzubauen. Der Straßenlärm von den heraufkommenden Autos ist vielleicht nicht zu störend nach Mitternacht; aber vielleicht die hinabfahrenden Autos in der Frühe. Ich würde als study nehmen das NW Eckschlafzimmer, mit schöner Aussicht nach Westen, sogar bis zum Meer in der Ferne.) Sie fährt mit uns hinunter anderen Weg: Hanley geht ab von Kenter etwas oberhalb des Hauses, kommt unten durch das kleine Waldtal, das wir vor Jahren gesehen haben. (Sie zeigt uns ein Haus an Rochedale unterhalb von Deerbrook, aber zum Besehen müssen wir einen muss sie eine Verabredung für anderen Tag machen.) – Zu Hause macht Ina unzählige Telefongespräche um herauszufinden, ob Prof. Berlin in der Stadt ist, und ob er nachmittags zu uns kommen wird. (Wir erfahren, dass er mit Marschak war, vielleicht auch zum lunch; ich hatte Botschaft zu ihm geschickt, dass ich ab 3 oder 3 ½ Zeit hätte. Ich erwartete, dass er anrufen würde, ob und wann er käme.) 🕮\I. Berlin\– Plötzlich 4 ½ kommt Prof. Dr. Isaiah Berlin mit Marschak. (B. Ist Prof. für politische Theorie in Oxford, ganz theoretisch, in keinem department, und seine Vorlesungen sind nirgends gefordert. – Über Prof. RhinasESP; ich sage, der Begriff ist schlecht definiert. Ich Sie sprechen zu lange darüber. Dann wiegle ich ab und frage B., an was er arbeitet. Er sagt nur wenig. Aber dann möchte er mir eine Frage stellen: Viele Leute sagen, dass sie an determinism glauben, aber die Art, wie sie über Anderer Handlungen sprechen mit Empörung usw., stimme nicht dazu. Ich sage, ich glaube an determinism, aber das scheint mir vereinbar mit moralischem Lob und Tadel. Er meint: Gewiss vereinbar mit Bedauern, aber nicht mit indignation, über Bestrafung. Ich: In der Zukunft wird die Behandlung von Verbrechern als Erziehung aufgefasst werden, nicht basiert auf Recht, wie jetzt oft. Diese Gedanken sind ihm ganz vertraut. Er nennt griechische Philosophen und Spinoza und andere. – Kurz über Waismann. Er, zusammen mit Ryle und Hampshire, sind von Waismann beauftragt, für seine mss zu sorgen. Er sagt, das alte Buch ms ist noch vorhanden, aber er ist nicht sicher, ob Veröffentlichung sich noch lohnt. Ich: Ich glaube doch, zumindestens historisches Interesse, weil W. Wittgensteins Auffassungen klarer und systematischer darstellt als Wittgenstein selbst. Er glaubt, dass das ms schon in Arbeit ist, um für Druck vorzubereiten, durch den Mann, der Nachfolger von Waismann ist, für die Sammlung, die Ayer herausgibt bei Routledge. – Beim Abschied ist Ina dabei und erzählt von unserer Haussuche. Marschak sagt, man muss lange und gründlich suchen, um das Richtige zu finden. Er rät, bei 40 M Preis zwischen 15 und 20 M bar einzuzahlen, um mehr investment in reality zu haben, und kleinere Monatszahlungen. Ich sage, leider sind die Lebensrenten übermäßig teuer. 🕮 Marschak sagt: ja, sehr; das kommt daher, dass die Versicherungsgesellschaften herausgefunden haben, dass die Besitzer von Lebensrenten länger leben; vielleicht weil sie ein ruhigeres Leben führen; ich: vielleicht auch, weil besonders alte Leute in guter Gesundheit solche kaufen. – Auf der Straße beim Abschied frage ich B., ob er vielleicht mal nach UCLA kommt, das department wünscht ihn; er: er möchte schon, aber es ist schwierig, von Oxford Urlaub zu bekommen.)