67Tagebuch 31. XII. 1962 – 31. XII. 1963 [Rudolf Carnap: Tagebücher], Eintrag So 13. X. 1963

10:45-3 v. Wright hier. (Über induktive Logik. Er hat „Aim“ gelesen. Ich gebe ihm ms „Justification“, von 1957, und Lenz’ SD. Siehe Notizen über unser Gespräch. – Beim Essen erzählt er, dass er Frau und 2 Kinder hat, Sohn 20 an Universität, Tochter 18 in Schule; darum ist die Frau zu Hause geblieben. Als er vor 8 🕮 Jahren in Cornell war, war er auch allein, und damals hat er ernstlich an Depression gelitten. – Er möchte nicht dauernd nach Amerika kommen, weil er Verpflichtung fühlt, da man ihm eine besonders gute Stellung gegeben hat, an Akademie, ohne aller Verpflichtung, aber mit Berechtigung zu unterrichten. Außerdem hat er auch Einwände gegen manches in Amerika; aber mit Kollegen und Studenten ist er sehr zufrieden, besonders hier, da hier von Reichenbach und Russell her schon die empiristische Tradition sei. Er war entsetzt, dass in Wien und in Deutschland die ganze empiristische Bewegung praktisch ausgestorben ist; außerdem auch Psychoanalyse; und die neue Literatur, Kafka usw.; durch Hitler seien diese Bewegungen ausgestorben, vielleicht weil sie besonders von Juden getragen waren. – Wir sagen, dass wir vielleicht im Mai nach Wien gehen, und erzählen von dem Institut; und vielleicht Ende August zum Kongress nach Jerusalem. Er wird hingehen, weil er Präsident der internationalen Union ist.) – Nachmittags Notizen geschrieben. (Und alte ms gelesen.)