63Tagebuch 24. XII. 1960 – 4. I. 1962 [Rudolf Carnap: Tagebücher], Eintrag Di 18. IV. 1961

3-5 Seminar. – Doris fährt mich nach Hause. In unserem Wohnzimmer department meeting 5:30-7:45! (Yost will, dass das department dem David Kaplan ein commitment macht, prospect auf Permanenz; er soll dann Philosophie der Wissenschaft vertreten. Ich dagegen: Es ist unsicher, ob David wirklich Philosophie der Wissenschaft studieren wird, er weiß gar keine Physik und wenig Philosophie der Wissenschaft; seine Intelligenz ist sehr hoch, ich 🕮 wünsche, das department wird es möglich finden, ihn zu behalten; aber wir können nicht im gegenwärtigen Augenblick ihn nehmen als Philosophen der Wissenschaft; er hat soeben erst thesis angefangen; wie kann man dann sagen, es sei ein hardship für ihn, wenn er jetzt nicht prospect auf Permanenz bekäme. Wenn ich die gegenwärtige Situation gewusst hätte, nämlich dass, wenn wir jetzt eine dauernde Stelle dem David geben, wir keine mehr haben für jemand in Philosophie der Wissenschaft, so würde ich gegen Robinson gestimmt haben. Ich denke, aber sage nicht, dass ich dann auch nicht nachgegeben hätte, für Furth prospect auf Permanenz zu stimmen. Meyerhoff und Robson sprechen auch dagegen. Schließlich wird die motion36Antrag gebracht. Ich bringe dann die Gegenmotion für tabling37Verschiebung eines Antrages; ich mache klar, dass ich nicht im Mai einige Wochen, sondern vielleicht Herbst oder wenn David ein Angebot bekommt. Das wird angenommen mit 6:5. Yost hat gedroht: Wenn wir seinen Vorschlag nicht annehmen, wird er David der Johns Hopkins sehr empfehlen und ihm raten, dort anzunehmen! Dann wird das department in einigen Jahren sehr viel zahlen müssen, um ihn zurückzubekommen! Mir scheint, Yost hat das department in diese Schwierigkeit gebracht, weil er immer Druck ausübt, als wäre es eine emercency Situation und dadurch druck, dass die jungen Leute prospect auf Permanenz bekommen haben, und dass Robinson ernannt wird, und zwar zunächst ganz auf dem Philosopie department budget; sobald Mathematik ½ Stelle frei hat, wird es dann übertragen werden.) Wir behalten Doris und Kalish zum Essen, bis 9h. (Alles wird ausführlich für Ina erzählt und nochmal durchgesprochen.) Nachher bin ich doch müde, aber mehr im Kopf von der dauernden Anspannung, als körperlich. Ich freue mich, dass ich das Ganze, von 2-9 ohne Pause, so gut aushalten kann.