63Tagebuch 24. XII. 1960 – 4. I. 1962 [Rudolf Carnap: Tagebücher], Eintrag Sa 4. III. 1961

10:45 – 2 ½Church hier. (Zuerst über induktive Logik. Er fragt über Rechtfertigung. Ich sage: Rechtfertigung für Axiome durch Rationalität. Ich gebe ihm „Aim“ dittoed; er hat den Vortrag in Stanford gehört, saß aber ziemlich weit hinten, konnte die Tafel nicht lesen, und versäumte daher einiges. Ich erkläre, dass wir als Begründung voraussetzen müssen, dass jemand induktiven common sense hat. Er fragt, ob meine Theorie auch zu Ergebnissen führt, die von den üblichen der Statistiker abweichen. Ich: Ja; z.B. Kritik an der „. rule“; über Łos Rezension von Cont.; er sagt, ich hätte den Titel formulieren sollen mit „pr“. Er sagt: Einige Mathematiker haben mein Buch angesehen, aber können nichts damit anfangen. Ich: Wir werden jetzt Maßtheorie zugrunde legen; das wird es wohl mehr verständlich machen. – Über intension und senses. Ich: Man könnte Glaubenssätze in 4 verschiedenen Weisen nachkonstruieren; mir scheint, alle sind noch erwägenswert. Auch Intensionslogik für Glaubenssätze. Er: was aber mit mathematischen Sätzen? Ich: Nach dieser Theorie ist das nicht eine Sache von Glauben, sondern von Symbolisierung desselben „Glaubensgehaltes“. Bei Kind, Hund, oder nicht sprechendem Mann kann nur die Intension feststellen. – Ich: Könnte man nicht eine sense Logik machen analog zur Modallogik?, mit \(N^S\), auch für \(N^\delta (…\text{auch}…)\)? Er: Wohl kaum, wenn „synonym“ so stark genommen wird, wie er es tut. Ich: Ich würde erwägen, einige Operationen auch noch zuzulassen, vielleicht auch mit quantifiern. Er: vielleicht 🕮 für modale Prädikatenkalküle. Ich: vielleicht aber auch weiter; aber so, dass für das Feld der zugelassenen Operation ein Entscheidungsverfahren besteht. Das wäre doch nützlich, da er den nicht-exakten Begriff ‚\(B\)‘ für Glauben doch schon in der Objektsprache hat, auch die ganze Logik der senses nicht nur in der Metasprache zu haben, sondern auch in der Objektsprache. – Es ist gut mit ihm zu sprechen; er stellt gute Fragen und hört auch gut zu und macht gute Bemerkungen.) Wir halten ihn für lunch, seine Frau ist verreist. (Er spricht unbefangen, und lacht gern. Auch über Miss Rand.) – 3 ½ – 5 ½Purtill und Dibble (reading Gruppe über pr).