12-3 Prof. Cannabrava. (Er arbeitet an einem Buch über art Kritik, besonders über literarische Kritik; er sagt, das ist in Metasprache und muss verschieden sein von dem Kunstwerk selbst, das (in Dichtung) ist in der Objektsprache; Kritik muss basiert sein auf ästhetischen Standards und muss logische Argumente anwenden; er will logische Analyse machen von den richtigen Formen. Ich sage, was mich immer an den üblichen Kritiken gestört hat, ist die Mischung von Kognitivem mit Poetischem, was nicht hinein gehört; vielleicht kommt es hinein, weil der Kritiker einen poetischen Drang hat, und den falsch betätitigt, unbewusst, nicht in Dichtung, sondern eingemischt in Kritik. Er ist entzückt, dass ich mit meiner ersten Bemerkung genau das sage, was er betonen will; auf meine Frage sagt er, dass kein Autor dies bisher betont hat; auch Richards nicht. 🕮 Der bemüht sich zwar, wissenschaftlich zu sein, aber mit psychologischer Neigung auf Motivierung des Dichters, und das sei ebenso irrelevant wie psychologische Betrachtung von Lyssenko. Er sagt, er hat auch Gedichte gemacht; und nächsten April wird ein play von ihm im Theater aufgeführt. – Beim Essen macht er seltsame generalization: Die Männer sind alle voraussagbar, die Frauen erratic; wenn ein Mann sich von einer Frau abwendet, versucht sie ihn mit allen Mitteln zu zerstören. Heute morgen hat er von seiner zweiten Frau einen Brief bekommen (mit dieser ist er nicht verheiratet, weil er von der ersten nur getrennt ist, weil in Brasilien Scheidung nicht erlaubt ist!) dass sie die Beziehung mit ihm abbrechen will; er glaubt aber, wenn er zurückkehrt, kann er es wieder einrenken. Die erste Frau, der er immer die Hälfte seines Gehalts zahlen muss, hat die zweite angerufen und ihr manches über ihn erzählt, um ihn schlecht hinzustellen.) –5 H.