63Tagebuch 24. XII. 1960 – 4. I. 1962 [Rudolf Carnap: Tagebücher], Eintrag Mo 16. X. 1961

(Ich wecke Ina aus Versehen eine Stunde zu früh; sie ist 9h bei Dr. Palstrom, merkt dann erst, dass ihre Zeit um 10 ist!) – Wieder sehr heiß. – An pr.– 2 zu Dr. Mott. (letzte Sitzung! Voriges Mal habe ich ihm gesagt, ich möchte heute Schluss machen. Wir hatten ausgemacht, dass während seiner Sommerferien ich ausprobieren soll, wie es allein geht. Nachher sagte ich ihm dann: Es geht gut, ich möchte aber doch noch einige Wochen. – Er sagt, ich scheine heute in besonders guter Stimmung. Ich: ja; ich fühle, dass ich es jetzt allein schaffen kann, und das freut mich. Er: Wenn ich mal wieder 1 oder 2 Sitzungen haben möchte, soll ich ihn einfach anrufen. Ferner möchte er, dass ich Anfang nächsten Jahres ihm auf jeden Fall telefonisch berichte, wie es mir geht. – Er fragt nach Sex; er sagt, ich soll das im Auge behalten, weil es ein besonders deutlich sichtbares Anzeichen davon ist, wie es einem geht. – Ich frage nach Novocaininjektion. Er sagt: Diese und andere Methoden der sind kürzlich in einem Aufsatz behandelt worden; er sucht ihn, kann ihn nicht finden. Er glaubt, sie haben dort berichtet, dass zuerst allerhand positive Ergebnisse 🕮 von Ärzten in Amerika berichtet wurden; aber als später sorgfältigere Untersuchungen mit Kontrollen gemacht wurden, fand man, dass der Erfolg fraglich wurde. Ich: Man sollte aber nicht drugs generell verachten, und nur psychologische Methoden annehmen. Ich finde Miltown und Dexedrin hilfreich. Er: nicht verachten; aber im allgemeinen liegt für Leute eine Versuchung darin, etwas zu erreichen als magisches Geschenk ohne eigene Anstrengung, wie es als Baby war. Besonders bei latenter Homotendenz ist Neigung zu Passivität und Tagträumen, anstatt wirklicher Ziele durch eigene Arbeit. – Ich sage ihm, wie viel ich seiner Hilfe verdanke; meist vergesse ich, wie es mir früher ging; aber wenn ich es mir wieder vorstelle, sehe ich den großen Unterschied.) – Die ersten galleys vom Schilppband sind angekommen!