61Tagebuch 4. III. 1959 – 17. XII. 1959 [Rudolf Carnap: Tagebücher], Eintrag Mi 22. IV. 1959

Ganz früh etwas zu Chacha. Sonniger Morgen. Mit Chacha und Grete in der Sonne auf der Terrasse vor dem Wohnzimmer. (Über die Psychoanalyse. Ambivalenz. Notwendigkeit von Aggressivität. Mutters gedämpfte Atmosphäre. Beide sind sehr stark an all diesem interessiert. Chacha hat schon erstaunlicherweise allerhand Ideen dies, vom Broder; sogar auch über Ambisexualität. Über meine lebhaften Eindrücke von Musik und Farben.) 🕮 5-7 mit Chacha zu Mädeles Haus. (Schönes großes Zimmer mit vielen Pflanzen und Blumen. Einige Gäste: die alte Frau Wagenknecht, originell, mit Kind aus Argentinien ; ich schweige meist.) – Brief an Ina geschrieben. – 8 – 9 ½ Abendbrot (ohne Sven, Walter fängt an, über die Weltlage zu sprechen: gegen den Aufrüstungswettstreit, für ein gemeinsames Europa als Bindeglied zwischen West und Ost, für Zulassung Chinas zu den UN. Gegen die amerikanische Politik. Er glaubt, die Mehrzahl der Deutschen in Mexiko hätten diese Ansicht. Ich erzähle von Ideen über Afrika 1952; er stimmt entschieden zu, dass Kolonialismus vorbei ist. Aber ist sehr da auch gegen die Verurteilung von Generälen; ich sage, das ist ein schwieriges Problem. – Nachher sagt Grete, dass sie dankbar ist für das, was ich heute Morgen mit ihnen besprochen habe, weil es ihr auch Dinge in ihrem eigenen Leben klärt.)