61Tagebuch 4. III. 1959 – 17. XII. 1959 [Rudolf Carnap: Tagebücher], Eintrag Mo 20. IV. 1959

(Heute will ich stillen Tag machen.) Wir begrüßen Mädele in ihrem Garten mit den schönen Rosen. – Chacha und ich setzen uns auf eine Gartenbank, um zusammen Briefe der Kinder zu lesen; aber 🕮aber die Ameisen verjagen uns, und wir sitzen im Wohnzimmer beim großen Fenster, und nachher in meinem Zimmer, bis 8h. Dann geschrieben; Brief an Ina. – Nachmittags erzähle ich Chacha von der Analyse (Mutterbindung wusste sie schon, und über Fluch von ihrer Vaterbindung, und dass ihres Vaters kritisches Urteil über mich zu starken Einfluss auf ihr Gefühl gehabt habe; sie macht sich Vorwürfe, dass sie dadurch unsere Beziehung gestört hat. Ich beruhige sie und sage, dass das Wesentliche immer aus der Kindheit kommt; was es bei mir war, sehe ich jetzt deutlich; vielleicht war auch einiges bei ihr, das kann ich nicht so gut wissen. Sie erinnert mich, dass wir bei unserem Verlobungsbesuch in Jena mal abends zusammen auf dem K waren, unter dem Sternenhimmel; sie wünschte sich die Vereinigung, besonders, weil ich bald wieder an die Front musste, vielleicht würde sie dann ein Kind von mir haben; ich sagte aber damals, das wäre unrecht: . Und einmal kam Mutter herein und sah, dass sie angezogen mit in meinem Bett war, und sagte ihr nachher, dass gerade sie darauf achten müsse, dass nichts vor der Heirat geschähe. Sie fühlte damals Opposition zu der Mutter. Ich sage ihr, das war ein natürliches und richtiges Gefühl. – Ich erzähle von den schlimmsten Zeiten in Vermont und Princeton, und dem Anfang der Analyse.) Nach dem Abendessen, ½10, zurückgezogen. Gebadet; Chacha lässt sich nicht abhalten, zu helfen.