RUDOLF CARNAP. Tagebücher und Leselisten. 1908–1919 |
Ich stehe munter auf zum Waschen, gehe hinüber zum Frühstück. (Ich plane 11:30 zur angesagten Officestunde zu gehen.) Nach dem Frühstück, im Badezimmer Zähne geputzt. Dabei spüre ich etwas in der linken Seite hinten; aber ich rede mir gut zu, dass es nichts bedeutet. Dann aber, während ich, nach links gedreht, die Zahnplatte bürste, fühle ich auf einmal ein Ziehen im Rücken, Mitte und nach links und rechts. Ich denke: Diesmal ist es aber das typische, und ich habe Angst, dass gleich der Schmerz kommt. Aber ich werde nicht so erregt und frantic, wie sonst zuweilen, sondern bleibe sitzen und tue noch in Eile: Mund ausspülen, die beiden Platten in den Mund, Brille aufsetzen. Dann stehe ich auf und gehe zu Bett. – Einmal einen kurzen Moment auf, sonst den ganzen Tag im Bett geblieben. – Ich lese meine Seminarnotizen und anderes über Modalitäten (für Dr. Bressan morgen). – Buch Jungk gelesen gelesen. – 6hMia (Frank ist nach Hause gekommen; er will das Semester nicht beenden, die Grades scheinen zu schlecht. Er will Berkeley und überhaupt Studium aufgeben, vielleicht als Mechaniker arbeiten. – Mia ist gefasst, aber doch sichtlich enttäuscht und besorgt.) Ina geht nicht mit Mia ins Campus Movie, trotz meines Zuredens, sondern bleibt hier. (Ich erzähle ihr vom Ärger über Bemerkungen von David, die sie mir kürzlich erzählt hat: Dass ich in letzten Jahren nicht viel veröffentlicht habe, und dass die Studenten meinen, dass ich mit Typen-Theorie arbeite, weil ich Mengenlehre nicht genug kenne.