\diary{41}{18.\,XII.\,1936\,--\,25.\,XII.\,1937} \ersteseite{534383} \tbentryllong{18}{12}{1936}{}\ort{Chicago IL} 1 Stunde Examen (schriftlich) in symbolischer Logik. -- Mittags letztes Departmentlunch. Hartshorne\IN{\hartshorne} geht für 2 Quarter nach Stanford\II{\stanford}. \tbentry{19}{12}{1936}{\kreis} Abriß\IC{\logistik}\IC{\symbolischelogik}. \tbentry{20}{12}{1936}{} 1\,--\,4 bei \uline{Morrisens}\IN{\morris}\IN{\morrisfrau}. \tbentry{21}{12}{1936}{} Briefe. -- Wir sind schon entschlossen, neue Skier und Skisachen zu kaufen, da kommt Brief aus \textit{NY}: die Sachen aus Prag sind da!\fnE{Vgl. TB~7.\,X.\,1936\diaryref{TB-7-X-1936}.} \tbentry{22}{12}{1936}{} Mit Ina in die Stadt, Weihnachtstrubel in den Läden. Skijacke für mich gekauft. -- \textit{AE} wegen der Prager Sendung. \tbentry{23}{12}{1936}{} Briefe. \tbentry{24}{12}{1936}{Ina} Mit Ina in die Stadt. \textit{AE}: die Skier und Sachen sind da, aber das Zollamt schließt bis \textit{So}! So können wir nicht zum Skilaufen fahren. -- Abends 7\,--\,10 bei \uline{Morrisens}\IN{\morris}\IN{\morrisfrau}. Über Kommunismus, Stracheys\IN{\strachey} Aufsatz.\IW{\stracheystruggle}\fnE{Viell. Strachey, ,,The Coming Struggle for Power`` (LL~\refcn{3049}).} -- Zuhause Tannenzweige auf den Tisch, mit Kerzen. \tbentry{25}{12}{1936}{} Keine Weihnachtspost, weil alle Schiffe durch Sturm verspätet. -- Zeitschriften gelesen. \tbentry{26}{12}{1936}{} \textit{MS} Abriß\IC{\logistik}\IC{\symbolischelogik}. -- Wir haben keinen Baum, aber Tannenzweige mit Kerzen auf dem Esstisch. \tbentry{27}{12}{1936}{} Briefe. \tbentry{28}{12}{1936}{} Nachmittags zum \textit{AE-}Zollamt. Nach vieler Mühe bekommen wir Handkoffer mit Skianzügen und Skier heraus. Abends bei der Heimkehr heftige \uline{\ulinesp{Rücken}schmerzen} im Kreuz; ins Bett gelegt. Morris\IN{\morris} und \uline{Neurath}\IN{\neurath} kommen, bis \textonehalf{}\,11. Über Enzyklopädie.\II{\enzyklopaedie} \tbentry{29}{12}{1936}{} Nun müssen wir die endlich ermöglichte Skifahrt aufgeben! \uline{Dr. \textit{Hatcher}}\IN{\hatcherdr}, vom Billings, Instruktor für orthopädische Chirurgie, kommt. Sagt: Nichts Ernstes, aber im Bett bleiben, später \textit{X}-Aufnahmen machen. Hart liegen. \gestrunl\ Im Wohnzimmer Matratze auf Fußboden. \tbentry{30}{12}{1936}{} Immer noch sehr schmerzhaft. Ina wälzt mich immer von der einen auf die andere \neueseite{534403} Seite. \tbentry{31}{12}{1936}{} Noch kaum besser. -- \uline{Neurath}\IN{\morris} und Morris\IN{\morris} nochmal hier. \textit{N}\IN{\neurath} muss schon abreisen. \tbentry{1}{1}{1937}{} Etwas besser. Morrisens\IN{\morris}\IN{\morrisfrau} reden zu, ins Hospital zu gehen. Wir haben Bedenken: 1) Transport schwierig und schmerzhaft, 2) Behandlung doch kaum möglich. \tbentry{2}{1}{1937}{} In mein Bett hinüber, Bretter unter Matratze. Geht schon erheblich besser, die Schmerzen lassen nach. -- Viele Zeitschriften gelesen: Umschau\II{\rjumschauwissenschafttechnik}, New Masses\II{\newmasses}. \tbentry{3}{1}{1937}{} Es geht immer besser. \tbentry{4}{1}{1937}{} Die \uline{Vorlesungen} (\textit{Di. 5.}) werden für eine Woche abgesagt. \tbentry{5}{1}{1937}{} \textit{MS} Juhos\IN{\juhos} gelesen.\fnE{Bezug unklar.} \tbentry{8}{1}{1937}{Ina} Zum ersten Mal 1 Stunde aufgesessen. Werde müde, aber keine Schmerzen. \tbentry{9}{1}{1937}{} 1 Stunde am Schreibtisch. \tbentry{10}{1}{1937}{} Vormittags und mittags \uline{Helmer}\IN{\helmer} hier. Hat gute Chancen gefunden in Philadelphia und Bryn Mawr\II{\brynmawrcollege}. -- Nachmittags \uline{Morrisens}\IN{\morris}\IN{\morrisfrau} hier. Er erzählt, dass Menger\IN{\menger} in Notre Dame\II{\notredame} ist, für dauernd! Er meint, wegen der unvermeidlichen großen Arbeit, die wir hier für die Enzyklopädie\II{\enzyklopaedie} tun müssen, sollten er und ich Associated Editors werden; ich meine, vielleicht nur er, weil ich nicht viel Zeit dafür opfern möchte. \tbentry{11}{1}{1937}{} 1\,\textonehalf{}\,--\,4\,\textonehalf{} \uline{Klinik}. Untersuchung durch \uline{Dr.~Hatcher}. \textit{X}-Strahlen Aufnahme. \uline{Gürtel angemessen. Ich soll} den Gürtel etwa 3 Monate tragen, immer den ganzen Tag. -- 6\,\textonehalf{}\,--\,10\,\textonehalf{} \uline{Neurath}\IN{\neurath} hier. Meist Persönliches. Er meint, unser Kreis sei objektiv wesentlich gescheiter als die übrigen Leute, besonders wissenschaftlicher; ich meine: nur in bestimmter Hinsicht. Er will jährlich 4\,--\,6 Monate in Amerika sein, möchte aber nicht ganz. \neueseite{534415} \tbentry{12}{1}{1937}{} Vormittags am Schreibtisch; Vorlesung und Seminar vorbereitet. Vorlesungsbeginn noch verschoben. \tbentry{13}{1}{1937}{} Nachmittags \uline{Klinik}. Nochmal \textit{X-ray}; sie machen spontan auch eins von der Lunge. Gürtel bekommen. -- Abends 6\,--\,7 \uline{Neurath}\IN{\neurath} zum letzten Mal hier. Er meint, mein schweres Verstehen von Situation und Texten sei zum Teil eine Schutzmaßnahme zur Abwehr. \tbentry{14}{1}{1937}{} 3:30 \uline{erstes Seminar}; ,,\textit{Principles of Empiricism}`` (über Testability\IC{\lewisaufsatz}-Aufsatz); über 20 Leute! \tbentry{15}{1}{1937}{} 11 \uline{erste Vorlesung} ,,\textit{Adv. Symb. Logic}`` (logische Syntax); etwa 15 Leute; mehrere werden aber fortbleiben, denen es zu schwierig ist. Helmer\IN{\helmer} dabei. 12:30 Lunch; dabei Helmer\IN{\helmer}; McKeon\IN{\mackeon}. -- 2 \uline{Klinik, Dr. Jacobs}\IN{\jacobsdr}; er zeigt mir stereoskopisch die Lungenaufnahme. Die weiße 1 \textit{cm} lange Narbe nahe der oberen Spitze ist gegen voriges Jahr nicht verändert, also wohl gut vernarbt; die Lunge also anscheinend ganz in Ordnung. Er sagt, die Sache im \ulinestr{\ulinesp{Rücken}} sei doch wohl teilweise auch rheumatisch; durch mechanische Dehnung allein ohne Entzündung oder Änderung geschehe sowas nicht. Das könne früher oder später wiederkommen, Hexenschuss usw.; daher rät er dringend: Mandeln fort (sie sehen rot aus, also etwas entzündet), und von den Zähnen alles, was nicht gut ist, raus (auch eine Wurzel von einem \editorstr{ganz} früher gezogenen Zahn). Verstopfung sei nicht wichtig; nicht zu viel rohes Zeug essen. \tbentry{16}{1}{1937}{} Briefe. (Ich sitze immer mit Gürtel am Schreibtisch; bin meist vormittags und nachmittags einige Stunden auf; im übrigen im Bett). \tbentry{17}{1}{1937}{\kreis} Vormittags und mittags \uline{Helmer}\IN{\helmer} hier. Über allgemeine Syntax; wie über ,,alle Sprachen`` sprechen? Sein Problem: Kann ein mathematischer Satz $S$ sinnvoll sein, wenn weder er selbst entscheidbar, noch in der Syntaxsprache der Satz ,,$S$ ist analytisch``, noch \ldots{}?\fnE{Helmers Problem \blockade{ev. keine Anmerkung oder Diss vgl. 24.1.}} \neueseite{534421} \tbentry{18}{1}{1937}{} Mit Ina Mappen, Zeitschriften, Sonderdrucke usw. aufgeräumt. \tbentry{19}{1}{1937}{} \textit{MS} von Rand\IN{\rand},\IW{\randkotarb}\fnE{MS zu Rand, ,,T. Kotarbi\'{n}skis Philosophie auf Grund seines Hauptwerkes``.} Bemerkung dazu; Briefe geschrieben. \tbentry{20}{1}{1937}{} (Mittags \gestrunl\ Hospital; wegen Druckstellen am Gürtel.) Seminar und Vorlesung vorbereitet. -- \tbentry{21}{1}{1937}{} Nachmittags \uline{Seminar}. Wieder viele Leute. Heute gute Diskussion. \tbentry{22}{1}{1937}{} Mittags Department Lunch mit \uline{McKeon}\IN{\mackeon}. Über Rolle der Philosophie in der Universität. Ich sage, dass ich mich über die autokratische Verfassung der amerikanischen Universitäten wundere; sie sagen, dass in der Praxis die Professoren doch viel Einfluss haben. \tbentry{23}{1}{1937}{} Mittags \uline{Kasperle}\IN{\kasper} hier zum Abschied, geht nach Iowa zurück. Sie sagt, sie hat Herbert\IN{\feigl} geschrieben, sie kommt nicht als Ehefrau. Sie will dort vielleicht Dr. in Psychologie machen, in 2 Jahren etwa, bei Lewin\IN{\rjlewin}. Wenn's mit Herbert\IN{\feigl} nicht gut geht, will sie sich vielleicht trennen, nach New York. \tbentry{24}{1}{1937}{} Mittags \uline{Helmer}\IN{\helmer} hier. Mit ihm über seine Diss.:\IW{\helmeraufbau}\fnE{Helmer, ,,Axiomatischer Aufbau der Geometrie in formalisierter Darstellung``.} Über Typen, \uline{Definition der Identität}. \tbentry{25}{1}{1937}{} \textit{MS} Abriß\IC{\logistik}\IC{\symbolischelogik}. Briefe. \tbentry{26}{1}{1937}{} \uline{Perry}\IN{\perrycharner} sagt, dass McKeon\IN{\mackeon} und der Präsident\IN{\hutchins} meine Einstellung in den Fragen des Department immer sehr berücksichtigen werden\fnA{Original \original{wird}.}. (Ich weiß nicht, was er meint; ob ich für etwas Bestimmtes eintreten soll?) Er schlägt mir vor, im nächsten Jahr \uline{Seminar} für Doktoren usw. zu machen, die etwas von der Universität bezahlt bekommen, und dann vielleicht teilweise (?!) auch Unterricht. Ihre Arbeiten sollen im Seminar besprochen werden. Ich bin sehr dafür. \tbentry{27}{1}{1937}{} Briefe. \tbentry{28}{1}{1937}{} Lunch mit \uline{Department} (Morris\IN{\morris}, Perry\IN{\perrycharner}, Benjamin\IN{\benjamin}). Über Perrys\IN{\perrycharner} neue Vorschläge: Forschungsseminare; McKeon\IN{\mackeon} und andere ins Department (wir sagen: nur, wenn Sicherheit, dass \gestrunl\ Mc K.\IN{\mackeon} nicht Chairman werden will). -- Nachmittags Seminar. \tbentry{29}{1}{1937}{} 12 zu Laing\IN{\laing} in University Press\II{\chicagopress}. Er gibt mir Reichenbachs\IN{\reichenbach} \textit{MS}.\IW{\reichenbachexperience}\fnE{MS zu Reichenbach, \textit{Experience and Prediction}.} -- Department Lunch mit \IN{\jaeger}\uline{Jaeger, Ames}\IN{\ames} und Sohn. -- Klinik, \uline{Dr. Hatcher}\IN{\hatcherdr}: Ich muss den Gürtel \neueseite{534427} noch 4\,--\,5 Monate tragen, recht dicht. 3\,\textonehalf{}\,--\,4\,\textonehalf{} wieder Besprechung mit \uline{Morris\IN{\morris}, Perry\IN{\perrycharner}, Benjamin\IN{\benjamin}}. -- [Dilators gekauft]. \tbentry{30}{1}{1937}{\kreis} Briefe. -- In Reichenbachs\IN{\reichenbach} englischem \textit{MS} gelesen.\IW{\reichenbachexperience}{} \tbentry{31}{1}{1937}{} \textit{MS} Logistik\IC{\logistik}\IC{\symbolischelogik}. -- Nachmittags Besuche: Bloomfields\IN{\bloomfield} und Hamiltons\IN{\hamilton}\IN{\liliane} nicht zu Hause. \uline{Lil\unl}; er erzählt von seinem Vortrag in der Gruppe\II{\morrisgruppe} und gibt mir \textit{MS}. -- 5\,--\,8\,\textonehalf{} zu \uline{Morrisens}\IN{\morris}\IN{\morrisfrau}. Ich mit ihm spazieren. Er sagt: Perry\IN{\perrycharner} ist sehr schlau und diplomatisch, will jetzt für sich herausschlagen, was er kann und darum unbedingt allein mit McKeon\IN{\mackeon} verhandeln. \tbentry{1}{2}{1937}{Ina} \textit{MS} Logistik\IC{\logistik}\IC{\symbolischelogik}. \tbentry{4}{2}{1937}{} Lunch mit \uline{Helmer}\IN{\helmer}. -- Nachmittags Seminar: Reduktion und Definition. Danach Besprechung mit \uline{Perry}\IN{\perrycharner} und Benjamin\IN{\benjamin}. \tbentry{5}{2}{1937}{} 12\,\textonehalf{}\,--\,3 Lunch mit Department und \uline{McKeon}\IN{\mackeon}. Ich sage, was ich über Präsident Hutchins\IN{\hutchins} gehört habe; er sagt, dass dieser nicht in der Adlerschen\IN{\adlermortimer} Weise vorgehen will.\fnE{Zur Rolle von Adler und Hutchins an der Chicago University vgl. Dzuback, \textit{Robert M. Hutchins}, 88-108 sowie Damböck, ,,Carnap in Chicago``.}\fnA{Es folgt ein leerer Eintrag mit \original{\kreis} im Datum.} %\tbentry{6}{2}{1937}{\kreis} \tbentry{7}{2}{1937}{} 12\,--\,4 \uline{Helmer}\IN{\helmer} hier. Über seine Diss.; Parameter. -- Nachmittags wir zu \uline{Seniors}\IN{\senior}. Er sagt, dass man mit Hutchins\IN{\hutchins} in dem Ziel übereinstimmen kann, ohne seinen Weg für den richtigen zu halten; und dass der Präsident\IN{\hutchins} \sout{nicht auf seinem eigenen Weg} jeden anerkennt, der seinem Ziel hilft, wenn auch auf anderem Weg! \tbentry{8}{2}{1937}{} Briefe. \tbentry{9}{2}{1937}{} Nachmittags Morris \uline{Gruppe\II{\morrisgruppe}. Lil\unl} resümiert seinen Vortrag (über 1 Stunde!). Diskussion. Wir äußern Bedenken gegen ,,\textit{directive action}``. Er sagt zwar, es ist nur diskret gemeint; aber es steckt anscheinend doch eine Metaphysik dahinter. \neueseite{534433} \tbentry{11}{2}{1937}{} Department Lunch mit McKeon\IN{\mackeon}. Über Reform des Dr.-Examens. -- Nachmittags Seminar. \tbentry{12}{2}{1937}{} \textit{MS} Abriß\IC{\logistik}\IC{\symbolischelogik}. \tbentry{13}{2}{1937}{\kreis} (Sitzung der Division). Lunch mit \uline{Morris}\IN{\morris}. Über Enzyklopädie.\II{\enzyklopaedie} \tbentry{14}{2}{1937}{} 12 \uline{Helmer}\IN{\helmer} hier. Über Logik. Nachmittags mit ihm in die Stadt, Kino ,,Camille``, mit Garbo\IN{\garbo}.\fnE{,,Camille`` (1936) von George Cukor.} \tbentry{16}{2}{1937}{} Nachmittags Mathematiker-Club, 4 Tee; 4\,\textonehalf{} Vortrag Helmer\IN{\helmer} ,,Funktionen unendlich vieler Variablen``, für mich schwer verständlich; gutes Englisch, gut dargestellt. \tbentry{18}{2}{1937}{} Lunch mit \uline{Helmer}\IN{\helmer} im Club. \tbentry{19}{2}{1937}{} Department Lunch. \tbentry{20}{2}{1937}{} \textit{MS} Abriß\IC{\logistik}\IC{\symbolischelogik}. -- Briefe. \tbentry{21}{2}{1937}{\kreis} \textit{MS} Abriß\IC{\logistik}\IC{\symbolischelogik}; Kapitel I fertig. \tbentry{22}{2}{1937}{} Plan für Forschungsseminar. -- Plan für Semantik-Seminar im Spring. \tbentry{24}{2}{1937}{} Abends: Dinner mit \uline{\textit{Santillana}}\IN{\santillana}, dabei auch McKeon\IN{\mackeon} und das Department; er ist Mitarbeiter von Enriques\IN{\enriques} in Rom. Nachher \uline{sein Vortrag} über Galileo\IN{\galilei}; ziemlich literarisch. \tbentry{26}{2}{1937}{} Beim Lunch mit \uline{McKeon}\IN{\mackeon} über Forschungsseminar-Plan. Zum Psy\-cho\-logie-Professor \uline{\textit{Carr}}\IN{\carr}. Mit ihm Wertheimer\IN{\wertheimer}-Vortrag besprochen. \tbentry{28}{2}{1937}{} 12 \uline{Helmer}\IN{\helmer} hier. Über Möglichkeiten, \textit{conf}-Grad zu definieren. Nachmittags mit ihm in den Jackson-Park gefahren und am See spazieren. Über Möglichkeit, Hempel\IN{\hempel} herzuholen. \neueseite{534425} \tbentrylong{2}{3}{1937}{} \gestrunl\ Mittags \uline{Interview} im Office für \uline{\textit{Ass\editor{ossiated} Press}};\fnE{Interview \blockade{}} Allgemeines über unsere Bewegung, Kongresse, Enzyklopädie.\II{\enzyklopaedie} Nachmittags mit Ina zum Auto-Club; zum Seeufer am Jackson-Park, Eisschollen. Wir mit Morrisens\IN{\morris}\IN{\morrisfrau} ins Kino (International House): Russischer Film über Mongolei. Politische Propaganda, sehr symbolisch; aber interessante Bilder der Leute und des Wüstenlandes. -- Mit zu Morrisens\IN{\morris}\IN{\morrisfrau} zum Essen. Mit \uline{Morris}\IN{\morris} über meinen Vortrag für April-Tagung;\fnE{Siehe TB~23.\,IV.\,1937\diaryref{TB-23-IV-1937}.} über Einkommenssteuer; über Leute für Seminar. Er meint, der Präsident\IN{\hutchins} wird nicht Bedenken gegen Europäer haben, sondern gegen Leute unserer Richtung. \tbentry{3}{3}{1937}{} Mittags mit \uline{Steuerbeamten} wegen Einkommensteuer. Er ist eilig und nicht sehr klar. -- \uline{Springer}\II{\springerverlag} macht Schwierigkeiten wegen neuem Abriß\IC{\logistik}\IC{\symbolischelogik}.\fnE{Brief nicht überliefert, siehe aber Carnap an Otto Lange, 7.\,III.\,1937 (\href{https://doi.org/10.48666/954144}{RC 027-60-105}).} \tbentry{4}{3}{1937}{} Im \uline{Seminar} lebhafte Diskussion über Physikalismus. \tbentry{5}{3}{1937}{} Department Lunch mit \uline{McKeon}\IN{\mackeon}. Er sagt, der Präsident\IN{\hutchins} billigt den Research-Seminar Plan im allgemeinen; die Zahl der bewilligten Assistenten wird von den Vorschlägen abhängen, vielleicht 1 oder 2 (!). Ich solle Vorschlagsliste einreichen. \tbentry{6}{3}{1937}{} Zum \uline{Steuerbeamten} in Burners Office. Einkommensteuerbekenntnis; er füllt das Formular aus. Mit Ina in die \uline{Stadt} gefahren. Nachmittags Kino ,,Ecstasy``; Wiener Film, gut gespielt!\fnE{Viell. Ekstase (1933), von Gustav Machatý.} \tbentry{7}{3}{1937}{} Starken Schnupfen und Halsschmerzen, seit \textit{Fr.} -- Briefe. Nachmittags mit Ina am See spazieren. \tbentry{9}{3}{1937}{} 4\,--\,6 Morris-\uline{Gruppe}\II{\morrisgruppe}; Psychologe \uline{\textit{Wright}}\IN{\wright} metaphysischer Vortrag; Bewusstsein durchzieht die ganze Natur bis zu den Atomen hinunter! -- \uline{Wertheimer}\IN{\wertheimer} ist angekommen, wohnt im Club; nur kurz gesehen. \tbentry{10}{3}{1937}{} 12\,--\,2 Lunch mit \uline{Wertheimer}\IN{\wertheimer}. Er erklärt mir seine Theorie \neueseite{534429} über Strukturen mit einheitlichem und nicht-einheitlichem Gesetz; viele Psychologen, so sagt er (z.\,B. Hull\IN{\hull} in Yale\II{\yale}) vernachlässigen den Unterschied, ,,Konnektivisten``, sie meinen, jedes Element könne mit jedem anderen sich verknüpfen, unabhängig vom Inhalt. -- 4:30 sein \uline{Vortrag} (Psychologie-Professor Carr\IN{\carr} wollte einführen, erscheint einfach nicht, schickt auch keine Nachricht; ein anderer Psychologe führt ein) über ,,Psychologie des Denkens``; nicht klar, verschiedene Beispiele, aber der Gegensatz zwischen seiner Auffassung und der der Gegner wird nicht klar. -- 6:30 \uline{Dinner}; wir haben das Department, mit Frauen, zum Club eingeladen; auch Osborne\IN{\osborne}; Smith\IN{\smith} und Frau sind krank, nicht da. Nachher auf Wertheimers\IN{\wertheimer} Zimmer. Dann zu Morrisens\IN{\morris}\IN{\morrisfrau}. Wertheimer\IN{\wertheimer} am Klavier, charakterisiert 3 Männer, dann 3 Frauen; wir raten; die Männer werden nicht geraten; Ina ist gut zu erkennen. \tbentry{11}{3}{1937}{} \uline{Wertheimer}\IN{\wertheimer} im Auto zur Bahn, ab 10:20 (nach Ann Arbor). Vorlesung; nachmittags Seminar, lebhafte gute Diskussion über Physikalismus. \tbentry{12}{3}{1937}{} \uline{Letzte Vorlesung} (nächste Woche Leseperiode). Lunch mit Department und McKeon\IN{\mackeon}, danach in dessen Zimmer, bis \textonehalf{}\,4. Über Fellowships. Über Research--Seminar; vor 2 Tagen hat der Board of Trustees\II{\trustees} Beschränkung des Budgets beschlossen. Also statt die von McKeon\IN{\mackeon} erhofften 6000~\$ nichts oder günstigenfalls 2000, d.\,h. 2 Assistenten zu je 1000. Dadurch wird Hempel\IN{\hempel} ganz in Frage gestellt. Trotzdem will ich ihn noch nicht fallen lassen; ich sage, ich will mich nach zusätzlichen Quellen für ihn umsehen; ebenso für Helmer\IN{\helmer}. Ich sage, dass diese beiden zuerst in Betracht kommen. Dann Weinberg\IN{\weinberg} und McKinsey\IN{\mckinsey}. \tbentry{13}{3}{1937}{} Vortrag für April-Meeting geschrieben. \tbentry{14}{3}{1937}{\kreis} \textwh{Vortrag für April-Meeting geschrieben.} -- Briefe. \tbentry{15}{3}{1937}{} Department Sitzung mit McKeon\IN{\mackeon}, über Fellowships. -- Mit Morris\IN{\morris} über meinen April-Vortrag. \tbentry{16}{3}{1937}{} (Keine Vorlesung). Term Papers gelesen. -- Briefe. \neueseite{534431} \tbentry{17}{3}{1937}{} Term Papers gelesen. \tbentry{18}{3}{1937}{} Sprechstunde. Lunch mit \uline{Helmer}\IN{\helmer}. Nachmittags letztes Seminar. \tbentry{19}{3}{1937}{} Letzte Sprechstunde, viele Studenten. -- Department Lunch. -- Wieder \uline{Friedländer}\IN{\friedlaenderwalter} bei uns, bringt Grüße von Bardenhewers\IN{\zetkinfrau}\IN{\zetkin};\fnE{Gertrud Zetkin (geb. Bardenhewer) und Kostja Zetkin.} früherer Stadtrat Berlin; jetzt hier mit Frau\IN{\friedlaenderli} (Gymnastik, Gindler\IN{\gindler}-Schülerin) und Tochter\IN{\friedlaenderdorothee} (16 Jahre), Vorlesungen und Arbeit in Social Service Adm. \tbentry{21}{3}{1937}{} \uline{Helmer}\IN{\helmer} hier. Nachmittags mit ihm in die Stadt, Kino ,,Der Mann, der Wunder tun konnte``, nach Wells\IN{\wells}.\fnE{,,The Man Who Could Work Miracles`` (1936) von Lothar Mendes nach einer Kurzgeschichte von H.\,G. Wells (1898).} Abends schreibt Helmer\IN{\helmer} noch Adressen für mich, und bleibt dann bis \textonehalf{}\,11. Er sagt Ina, dass er sich sehr einsam fühlt; die Leute seien hier anders als in England. \tbentry{22}{3}{1937}{\kreis} Mittags im Club Rynin\IN{\rynin} getroffen, kurz mit Morris\IN{\morris}. Er möchte vielleicht im nächsten Mai herkommen, um Logik zu lernen. -- Ina Rückenschmerzen, darum Abreise verschoben. -- Pariser Vortrag.\fnE{Siehe TB~2.\,VIII.\,1937\diaryref{TB-2-VIII-1937}.} \tbentry{23}{3}{1937}{} Vortrag \textit{MS} für Paris. -- Mittags plötzlich zur \uline{Abreise} entschlossen. Im Auto ab 1\,\textonehalf{}; 150 Meilen in 4\,\textonequarter{} Stunden; 6\textsuperscript{h} in \uline{\textit{Turkey Run State Park}}\ort{Turkey Run State Park IN} in Süd-Indiana. Einzelzimmer nur ohne fließend Wasser vorhanden, alles sehr besetzt! Lärm, wir schlafen beide schlecht. -- Abends Film. \uline{Compton}\IN{\compton} und Frau. \tbentry{24}{3}{1937}{} Vor- und nachmittags große Spaziergänge. Nachmittags über den Fluss; zuletzt in Eile, um vor Dunkelheit die Brücke wiederzufinden. -- Abends ein zyklischer Handschuhfabrikant, der Prag und Wien kennt. \tbentry{25}{3}{1937}{Ina} Spazieren, Schnee! Ein verlaufenes Gänschen gefunden. Mittags Prof. \uline{Schultz}\IN{\schultzchicago}. Wegen Kalender abgereist. \textonehalf{}\,3\,--\,\textonehalf{}\,7, schnell gefahren.\ort{Chicago IL} \tbentry{26}{3}{1937}{} Pariser Vortrag (,,Einheit der Wissenschaft``). \tbentry{28}{3}{1937}{} 11 \uline{Helmer}\IN{\helmer}, 12 \uline{Weinberg}\IN{\weinberg} hier. Er ist im Gespräch sehr intelligent, \neueseite{534375} besser als sein Buch.\IW{\weinbergpositivism}\fnE{Wie oben (TB~23.\,II.\,1936\diaryref{TB-23-II-1936}) Weinberg, \textit{An Examination of Logical Positivism}.} Ich sage, dass er besser die lange Diskussion über Wittgenstein\IN{\wittgenstein} und früheren Wiener Kreis\II{\schlickzirkel} weggelassen hätte. Ogden\IN{\ogden} hat ihn so gedrängt, sein MS schleunigst zu schicken. Er hat allerhand gute Fragen über Syntax und Semantik. Warum für ,,analytisch`` höhere Variablen nötig sind, Stufe $\mathfrak{w}$ usw.\fnE{Weinbergs Fragen \blockade{}} Er bleibt bis nach 4. Wir mit Helmer\IN{\helmer} 5\,\textonehalf{}\,--\,8 ins Kino ,,Rembrandt``\IN{\rembrandt}, gut.\fnE{Vermutl. Rembrandt (1936) von Alexander Korda.} Abends Helmer\IN{\helmer} bei uns; ich geh' 9\textsuperscript{h} \sout{schl} ins Bett. Er bleibt bei Ina bis 11\textsuperscript{h}! Obwohl sie müde ist, gähnt, sich hinlegt usw. Er fühlt sich anscheinend sehr einsam. \tbentry{29}{3}{1937}{} Vorlesung und Seminar für morgen vorbereitet. -- Nachmittags 4 wir zu \uline{Ames}\IN{\ames}; er selbst ist nicht da, aber der Sohn\IN{\amessohn} mit Frau\IN{\amesfrau} (doziert Philosophie, Ästhetik, in Cincinnati\II{\cincinnati}). Ina muss 4\,\textonehalf{} zur Vorlesung. Später kommen Morrisens\IN{\morris}\IN{\morrisfrau}, Benjamins\IN{\benjamin}\IN{\benjaminfrau}, Links\IN{\link}\IN{\linkfrau}. \tbentry{30}{3}{1937}{} 11\textsuperscript{h} \uline{erste Vorlesung} ,,Logische Grundlagen der Mathematik``; eine Menge neue Studenten, Mathematiker, die teilweise bei Barnard\IN{\barnard} postulational Method gelernt haben, aber sonst nicht symbolische Logik kennen. -- Nachmittags 3\,\textonehalf{}\,--\,5\,\textonehalf{} \uline{erstes Seminar} ,,Logische Analyse`` (in Wirklichkeit: allgemeine Syntax, und Syntax und Philosophie). Morris\IN{\morris}, Helmer\IN{\helmer}, Weinberg\IN{\weinberg} alle Gäste; ferner Singer\IN{\singer} und Schlegel\IN{\schlegel} und einige neue, die aber vielleicht wegbleiben werden. \tbentry{31}{3}{1937}{} Lunch im Club mit \uline{Weinberg}\IN{\weinberg} und Helmer\IN{\helmer}. Über Bewährungsgrad; Basissätze in der Psychologie oder physikalischen Sprache. \tbentry{1}{4}{1937}{} 6:30 Dinner mit \uline{Morris Cohen}\IN{\cohenmorris}, McKeon\IN{\mackeon} und Department. 8\,--\,9\,\textonehalf{} Cohen\IN{\cohenmorris} Vortrag ,,Was ist Geschichte der Wissenschaft?{}`` (Cohen wird für eine Professur für Geschichte der Wissenschaft in Betracht gezogen). Witzig und interessant; mehr kritisch, oft scharf, also Positivismus aufbauend. \tbentry{2}{4}{1937}{\kreis} 12 Bliss\IN{\bliss} gefragt wegen \sout{Hempel, er} Helmer\IN{\helmer}; er will versuchen Lehrauftrag. Lunch mit Perry\IN{\perrycharner} und Benjamin\IN{\benjamin}, später McKeon\IN{\mackeon}. Diskussion mit Perry\IN{\perrycharner} über Frank Knight\IN{\knightfrank} (der Mensch kann sich nicht selbst beschreiben, daher Sozialwissenschaft als eigentliche Wissenschaft nicht möglich (!)). Perry\IN{\perrycharner} \neueseite{534381} verteidigt ihn; bei beiden scheint mir ziemliche Konfusion über den Unterschied zwischen theoretischen und praktischen Fragen (wie überhaupt bei den Amerikanern sehr oft! ,,\textit{opinion}``). \tbentry{3}{4}{1937}{} Entwurf einer Semantik auf Grund der Beziehungsrelation. \tbentry{4}{4}{1937}{} Über Sprache mit Prädikaten transfiniter Stufen. -- 3 \uline{Helmer}\IN{\helmer} kommt. Mit ihm im Regen die Skier zu Morrisens\IN{\morris}\IN{\morrisfrau} gebracht; diese und Eckarts\IN{\eckart}\IN{\eckartfrau} abgeholt. Außerdem kommen Links\IN{\link}\IN{\linkfrau} und Hamiltons\IN{\hamilton}\IN{\liliane}. \uline{\textit{Tea party}}. Ich spreche meist mit Hamilton\IN{\hamilton}; er ist sehr gegen Hitler\IN{\hitler}, für Russland; er meint auch, dass Enthusiasmus nötig sei, nicht nur rationale Planung; über Huxleys\IN{\huxley} Roman;\IW{\huxleybrave}\fnE{Wahrscheinlich Huxley, \textit{Brave New World}.} ich sage, dass er die schlechten Folgen unrichtig voraussagt. \tbentry{5}{4}{1937}{} Vorlesung und Seminar vorbereitet. -- Briefe \tbentry{6}{4}{1937}{} In der Vorlesung 16 Leute! Im Seminar etwa 10. \tbentry{8}{4}{1937}{} \uline{Lunch} mit Department und \uline{Malisoff}\IN{\malisoff}; er ist für 1 Tag hier. Ich schlage vor, die Rat\unl{} die \textit{MSe} begutachten zu lassen; er sagt, es liegt nicht daran, sondern Mangel an guten Arbeiten; Kattsoff\fnA{Original \original{Katsoff}.}\IN{\kattsoff} ist von Smith\IN{\smith} empfohlen worden. -- \uline{Mit Rockefeller}\II{\rockefellerstiftung}-Mann Hanson\IN{\hanson} gesprochen über Hempel\IN{\hempel}. Wenn die Universität \$\,1000 bewilligt, soll ich Gesuch an ihn richten; einige Chance, dass \gestrunl\ die Stiftung\II{\rockefellerstiftung} dann zuzahlt; ich bin sehr erfreut über diese Aussicht. -- 4\,--\,6 Wissenschaftslogikgruppe\II{\morrisgruppe} (ohne Morris\IN{\morris}, der Seminar hat): \uline{Vortrag Malisoff}\IN{\malisoff} über Analogie; sein System der Energiefaktoren. Ich sage: nur Tabelle der Definitionen, ohne Behauptungsgehalt, im Unterschied zum System der chemischen Elemente. Er spricht auch über empirische Basis der Logik; hier viel Unklarheit; er sagt, wir sollten bewegliche Begriffe verwenden. -- Zum Abendessen Helmer\IN{\helmer} bei uns. \tbentry{9}{4}{1937}{} 7\,--\,\textonehalf{}\,11 Trustees\II{\trustees} \uline{Dinner}. Bemerkenswerte Rede vom Präsidenten Hutchins\IN{\hutchins}, wo er betont, dass er keine bestimmte Richtung der Philosophie als Grundlage der Universität fordert. Er sagt, dass \textit{Chic}.\II{\universitychicago} die beste \neueseite{534379} Universität in Amerika sei, aber nicht so gut, wie sie sein könnte. An meinem Tisch: \uline{\textit{Eaton}}\IN{\eaton}, Trustee\II{\trustees}, der einiges von mir gelesen hat (!); der Italiener \uline{Borgese}\IN{\borgese}, von dem die Press jetzt ein Buch über die Entwicklung der faschistischen Ideen bringt, er sagt, er könne nicht zurück nach Italien; der Geologe \ldots{} \tbentry{11}{4}{1937}{} 3 Helmer\IN{\helmer}; 4 \uline{Seniors}\IN{\senior}\IN{\seniorfrau} zum Tee hier (Smith\IN{\smith} und Schultz\IN{\schultzchicago} sind nicht gekommen, wir haben keine Nachricht von ihnen; Bloomfields\IN{\bloomfield} haben abgesagt.) \tbentry{12}{4}{1937}{\kreis} Nachmittags mit Helmer\IN{\helmer} \uline{Kino} International House ,,Donner über Mexiko``,\fnE{,,Thunder over Mexiko`` (1933) von Sergei M. Eisenstein.} von Eisenstein\IN{\eisenstein} aufgenommen; gute Bilder; zu wenig von der Revolution selbst. \tbentry{14}{4}{1937}{} Lunch mit Helmer\IN{\helmer} und \uline{\textit{Ushenko}}\IN{\ushenko}; er kommt jetzt von Michigan\II{\universitymichigan} nach Princeton\II{\princeton}. Er stellt allerhand Fragen über Logik, Syntax. Er hat Syntax rezensiert für \sout{Hib\unl} Philosophical Review.\IW{\ushenkosyntaxreview}\fnE{Ushenko, ,,Review to Carnap, The Logical Syntax of Language``.} -- 4\,--\,6 Morris Gruppe\II{\morrisgruppe}: \uline{Thurstone}\IN{\thurstone} über ,,Psychologie als Wissenschaft``; er betont, dass Psychologie betrieben werden kann, ohne auf Physiologie zurückzuführen; ich stimme zu, sage, dass seine Begriffe aber auf Dingsprache zurückführbar; dies sei Physikalismus. Er stimmt dem zu. -- 7 bis \textonehalf{}\,11 zu \uline{\textit{Hamiltons}}\IN{\hamilton}\IN{\liliane}. Großes Dinner. Ich spreche mit der hübschen Tochter; sie studierte Geologie, dann Anthropologie, im College. \uline{Frau Liliane}\IN{\liliane} philosophiert unaufhörlich mit mir, dass es Dinge jenseits der Wissenschaft gebe usw.; ich sage immer nur lächelnd ,,Das glaube ich nicht``. Mit Professor \uline{Bloch}\IN{\blochprofessor}, er leitet die Lungenabteilung in Billings, ist vor 14 Jahren nach Amerika gekommen, spricht über die Schwierigkeiten der Anpassung, und dass man doch immer Europäer bleibt. Er war an der Universität München\II{\universitaetmuenchen}, ist 1923 wegen der Hitler\IN{\hitler} Bewegung weggegangen. \neueseite{534377} \tbentry{16}{4}{1937}{} McKeon\IN{\mackeon} sagt beim Lunch, dass je \$\,1000 für Helmer\IN{\helmer} und Hempel\IN{\hempel} bewilligt sind! Ich schreibe Gesuch an Rockefeller\II{\rockefellerstiftung} mit Ergänzung für Hempel\IN{\hempel}. \tbentry{17}{4}{1937}{} Helmer\IN{\helmer} schreibt ganzen Tag Briefe für mich (Ina Rückenschmerzen). \tbentry{18}{4}{1937}{Ina} Nachmittags mit Helmer\IN{\helmer} am See spazieren. \tbentry{19}{4}{1937}{} Vorlesung vorbereitet. \tbentry{20}{4}{1937}{} Mittags \uline{Kasperle}\IN{\kasper} hier. Sie ist sehr deprimiert. Sie hat vor kurzem den Plan gefasst oder erwogen, im Herbst nach Wien zu gehen, mit dem Jungen. Sie meint, Herbert\IN{\feigl} könnte ihr von \$\,220\,\$\,120 abgeben (wir meinen, da bleibt ihm nicht genug). Sie sagt, dass ihr scheint, dass Trennung nötig. Herbert\IN{\feigl} meint, er wolle immer wieder versuchen, aber sie sieht ein, dass es doch nicht geht. Sie sagt, sie sieht ein, dass es hauptsächlich an ihr liegt. \tbentry{22}{4}{1937}{} (Keine Vorlesung, weil die meisten schon morgens nach Galesburg fahren.) \textit{Chic.} Ab 5.30, Union Station; Ina bringt mich im Auto hin. ,,\textit{Zephyr}``, einer der schnellsten Züge der Welt. 7,40 in \uline{\textit{Galesburg}}.\ort{Galesburg IL} (\sout{also } 162 Meilen in 130 Minuten, also durchschnittlich 75\,\textit{mi/h} = 120\,\textit{km/h}; Höchstgeschwindigkeit vor Galesburg (nach Angabe von Moore\IN{\more} -- Galesburg) 112\,\textit{mi/h} (?!) = 179\,\textit{km/h}). Tagung der Philosophical Association\II{\apa}, Western Division\II{\kongressgalesburg}.\fnE{Siehe ,,Proceedings of the American Philosophy Association 1937``, \textit{The Philosophical Review} 47 (2), 1938, 176--190, hier: 180--182.} Hotel Castor; ruhiges Zimmer. \uline{Feigl}\IN{\feigl} ist da. Mit ihm zum ,,Smoker``; dort Waters\IN{\waters} getroffen (er ist Instructor an Ohio State, Freund von Weinberg\IN{\weinberg}) und andere. Mit Feigl\IN{\feigl} und Langford\IN{\langford} 10 oder \textonehalf{}\,11 zurück, zur Ruh. Die philosophieren noch bis \textonehalf{}\,2. \tbentry{23}{4}{1937}{} 9:30 \uline{mein Vortrag} ,,Empiricism and the language of science``,\fnE{Siehe das sechsseitige Typoskript (\href{https://doi.org/10.48666/986703}{RC~110-08-05}).} Hauptgedanken aus ,,Testability``\IC{\lewisaufsatz}; ,,Symbolism``. Ich \textthreequarters{} Stunde. Dann McKeon\IN{\mackeon}, Langford\IN{\langford}, Feigl\IN{\feigl}, Helmer\IN{\helmer}, Benjamin\IN{\benjamin}; diese vorher bestimmt, dann auch andere. Ich erwidere jedesmal. Lebhafte, interessante Diskussion (siehe Zettel im Programmbuch; in diesem auch mein Abstract\fnE{Programmbuch \blockade{}}). \neueseite{534389} Ausgeruht. Dann (anstatt zu Jaegers\IN{\jaeger} Vortrag über die Theologie der frühen griechischen Philosophie) mit Feigl\IN{\feigl} und Helmer\IN{\helmer}, spazieren, zum Friedhof. Über Semantik, und den Seminarplan. -- 6:30 Dinner. Ich wollte mit McKeon\IN{\mackeon} sitzen und diskutieren, musste aber plötzlich an den Speakers Tisch. Zwischen Morris\,--\,Urbana\IN{\morrisb}\fnE{Vermutl. Bertram Morris.} und Moore\IN{\more}\,--\,Galesburg.\fnE{Vermutl. W. Moore.} Über europäische Politik. \uline{Morris}\IN{\morris} Präsidentenansprache: über ,,Pragmatism, Peirce\IN{\peirce} and Mead\IN{\mead}``; rednerisch sehr gut. Ich schon ziemlich müde. Mit Hildebrand\IN{\hildebrand} -- De Pauw\II{\depauw} über meinen Vortrag dort nächste Woche. \tbentry{24}{4}{1937}{} Spät mit Langford\IN{\langford} und Feigl\IN{\feigl} zur Diskussion über \uline{Parkers}\IN{\parker} Vortrag. Smith\IN{\smith} in sehr witziger Weise: Das seien nicht Argumente, sondern Romancen gewesen, verkleidet als Argumente. (Parker\IN{\parker} sagt uns nachher, dass er sich darüber geärgert hat). Ich zum Vortrag von \uline{W. Moore}\IN{\more} (\gestrunl\ ,,Struktur in Faktum und Satz``,\fnE{Im Original steht \original{C. More}, in den Proceedings ist allerdings ein W. Moore als Vortragender von ,,Structure in Sentence and in Fact`` genannt.} gegen Wittgenstein\IN{\wittgenstein}; er hatte mich gebeten, in der Diskussion zu sprechen. Ich mache einige Bemerkungen, meist in Übereinstimmung mit dem Redner.) Mittags mit Parker\IN{\parker}, Langford\IN{\langford}, Feigl;\IN{\feigl} sie sagen, dass Lovejoy\IN{\lovejoy} an Whiteheads\IN{\whitehead} Stelle kommen soll!\fnE{Lovejoy statt Whitehead \blockade{}} -- \sout{\unl } Ich bleibe noch einen Tag, um mit \uline{Feigl}\IN{\feigl} zu sprechen, hauptsächlich Wissenschaftliches; er entbehrt in Iowa sehr Gedankenaustausch. Nachmittags mit ihm spazieren. Er hat allerhand Fragen zur phänomenalen Sprache, die er neben der physikalistischen noch will. Und einige formale Fragen. \tbentry{25}{4}{1937}{} Vormittags und mittags mit \uline{Feigl}\IN{\feigl}. Er fährt 2\,\textonehalf{} ab. Ich ausgeruht. 4:25 bis 7:50 \uline{\textit{Chic}.}\ort{Chicago IL} (= 8:50 Sommerzeit, die heute anfängt). Ina holt mich an der \textit{I.\,C.} im Auto ab. Sie war viel mit Trude\IN{\morrisfrau}, die ihr sehr offen ihr Herz ausgeschüttet hat. Charles\IN{\morris} hätte Psychoanalyse nötig, meint aber selbst, er sei ganz glücklich. \tbentry{26}{4}{1937}{\kreis} Vorlesung und Seminar vorbereitet; Theorie der Satzverknüpfungen ausgearbeitet. \tbentry{28}{4}{1937}{} Helmer\IN{\helmer} hier zum Lunch. \neueseite{534393} \tbentry{30}{4}{1937}{} Wir \uline{im Auto ab} 9:35, nach \uline{\textit{De Pauw }University}\II{\depauw}, \textit{Greencastle}\ort{Greencastle IN} \textit{Ind}. An 2\,\textonehalf{} (nach dortiger Zeit; 6 Stunden gefahren einschließlich 1 Stunde Mittagspause). Professor Hildebrand\IN{\hildebrand} bringt uns ins Girls Dormitory, eine Suite mit 2 Zimmer und Bad. 3\textsuperscript{h }zur Nachmittagssitzung der Philosophen. Instructor \uline{Schipper}\IN{\schipper} über Positivismus; meist Darstellung (hauptsächlich aufgrund von Ayer\IN{\ayer}) ohne Kritik. Ich beantworte dann Fragen und Einwände. -- Kurz ausgeruht. -- 5\,\textonehalf{} zum \uline{Dinner}; \sout{ich nicht} im Keller, mit spärlichem Kirchenkerzenlicht. Zwischen Mrs. \uline{Logsdon}\IN{\logsdon} aus \textit{Chic}. (Professor der Mathematik) und Frau Eckhardt\IN{\eckartfrau}. Gegenüber Schipper\IN{\schipper}. Nachher Vortrag ,,Über 4-dimensionale Geometrie``, in der Relativitätstheorie; nicht sehr aufregend. Dann \uline{mein Vortrag} ,,Mathematik und empirische Wissenschaft`` im Chemieauditorium,\fnE{Vgl. TB~14.\,I.\,1936\diaryref{TB-14-I-1936}.} 50\,--\,60 Leute, Philosophen und Mathematiker (\$\,50 Honorar); 100-Jahrfeier der Universität\II{\depauw}. 10\,\textonehalf{} sehr müde. \tbentry{1}{5}{1937}{} 9\,\textthreequarters{} zum Frühstück bei Professor \sout{Hir} \uline{Eckhardt}\IN{\eckhardt}, alt, jetzt off department. Tischgebet. Etwas über Politik in Europa; Erziehung in Amerika. In Philosophie ist er sehr konservativ-religiös; in englischer Tradition aufgewachsen (aus Kanada). 11\textsuperscript{h} \uline{ab,} Turkey Run State Park; alles besetzt. Zum \uline{Park \textit{The Shades}},\ort{Shades State Park IN} einfaches Hotel (\$\,3.75), Essen mäßig. Spazieren im schönen Park; Felsen; am Fluss entlang gewankt; in der Sonne gesessen, Ina singt Lieder. Nachts ruhiger als Turkey Run. \tbentry{2}{5}{1937}{} Regen. Daher \uline{ab} 10\textsuperscript{h}. Nach \uline{\textit{Chic}.\ort{Chicago IL} Beverly Hills} angesehen, kommt nicht als \gestrunl\ Wohngegend in Betracht. Kurz zu \uline{Morrisens}\IN{\morris}\IN{\morrisfrau}. Hungrig nach Hause. \tbentry{3}{5}{1937}{} Seminar und Vorlesung vorbereitet. Rockefeller\II{\rockefellerstiftung} hat \$\,1400 für Hempel\IN{\hempel} bewilligt. \tbentry{4}{5}{1937}{} An Hempel\IN{\hempel} gekabelt. -- Abends \uline{Helmer}\IN{\helmer} hier zum Abschied, reist morgen nach \textit{NY} -- England. \neueseite{534391} \tbentry{5}{5}{1937}{} Nachmittags wir im Kino International House; ,,Der letzte Mann`` mit Jannings\IN{\jannings}.\fnE{,,Der letzte Mann`` (1924) von Friedrich Wilhelm Murnau.} \tbentry{7}{5}{1937}{} Vor dem Haus beim Parken\fnA{Original \original{Backen}.} ein Auto beschädigt, das 2. hinter mir. 6\,\textonehalf{} \uline{Dinner} des Department mit Professor \uline{Woodbury}\IN{\woodbury} vom \textit{MIT}\II{\mituniversity}; er kennt \textit{Struik}\IN{\struik} gut. Danach sein Vortrag über ,,\textit{Error} in der Geschichte der Wissenschaft``. Über Phlogistontheorie usw., und den Nutzen, den auch Irrtümer für die Entwicklung der Wissenschaft gebracht haben. \tbentry{8}{5}{1937}{\kreis} Angefangen \uline{\textit{MS} ,,Notes of Symbolic Logic``} (für Vervielfältigung für die Vorlesungen).\IC{\notesforsymboliclogicfirst} \tbentry{9}{5}{1937}{} 4\,\textonehalf{}\,--\,6 \uline{Friedländer}\IN{\friedlaenderwalter} mit Frau\IN{\friedlaenderli} und Tochter\IN{\friedlaenderdorothee} hier. Sie haben in Paris gelebt und sehnen sich dorthin zurück. Sie will Gymnastikunterricht geben, hat bei Gindler\IN{\gindler} gelernt, sie war im Westender Kreis\II{\westenderkreis}, mit Klatt\IN{\klattfritz} befreundet.\fnE{Westender Kreis \blockade{}} Tochter 16 Jahre. \tbentry{12}{5}{1937}{} 4\,--\,6 Gruppe\II{\morrisgruppe}; Vortrag Schultz\IN{\schultzchicago} über Satzwissenschaft. \tbentry{14}{5}{1937}{Ina} Abends Kino, Hepburn\IN{\hepburn} in ,,Quality Street``,\fnE{,,Quality Street`` (1937) von George Stevens.} gut; Komödie ,,Personal Property``.\fnE{,,Personal Property`` (1937) von W. S. Van Dyke.} \tbentry{19}{5}{1937}{} Nachmittags Kino International House ,,The crazy ray``\fnE{,,The Crazy Ray`` (1924) von René Clair.} (Paris durch Strahlen \sout{ein\unl} eingeschläfert).\fnA{Es folgen zwei leere Einträge, beim zweiten steht \original{\kreis} im Datum.} %\tbentry{21}{5}{1937}{\kreis} \tbentry{22}{5}{1937}{} Programm für Research Seminar fertig gemacht. \tbentry{23}{5}{1937}{} ,,Notes of Symbolic Logic, Teil I`` fertig gemacht.\IC{\notesforsymboliclogicfirst} \tbentry{25}{5}{1937}{} Seminar \tbmanyentries{\tbentry{26}{5}{1937}{}, \tbentry{27}{5}{1937}{}} Briefe. Sachen für Reise gekramt. \tbentry{28}{5}{1937}{} \textwh{Briefe. Sachen für Reise gekramt.} \neueseite{542795}\textspns{\ulinesp{dazwischen ist Reise nach\linebreak Deutsch\-land} (herausgenommen)} \tbentry{29}{5}{1937}{}\fnAD{Hier beginnt die ausgelagerte Datei (RC 025-67-02). Diese endet mit dem Eintrag zum 26.\,IX.\,1937.} Vormittags \uline{Ursula}\IN{\kaufmannursula} hier. Hat in Kingston \textit{BA} gemacht (mit ,,gut``). Wohnt bei Professor Mc Neal\IN{\mcneal}. Will mit 3 anderen im Roadster (5 Jahre alt, \$\,200) nach Denver, Mexiko, Kalifornien, Canada usw. \tbentry{30}{5}{1937}{} \uline{Ursula}\IN{\kaufmannursula} hier. Mit ihr zu Professor \uline{Mc Neal}\IN{\mcneal}; Theologe, Kanadier, umständlicher Herr. Mit Ursula\IN{\kaufmannursula} \uline{zu Morrisens}\IN{\morris}\IN{\morrisfrau} zum Tee; dort: Osborne\IN{\osborne} (zum Abschied, er ist nach Kansas berufen), Smith\IN{\smith}, Perry\IN{\perrycharner} und Frau\IN{\perrycharnerfrau}, Ames\IN{\ames} und Frau\IN{\amesfrau}. -- Abends Ursula\IN{\kaufmannursula} bei uns. (Ina nachmittags mit Studentin für Examen gearbeitet.) \tbentry{31}{5}{1937}{} (Memorial Day). Ina packt fleißig. Ich Vorlesung und Seminar. Ursula\IN{\kaufmannursula} nachmittags etwas hier; hilft tippen. \tbentry{1}{6}{1937}{} \uline{Letzte Vorlesung}. Nachmittags Seminar. Vorher kurz zu McNeals\IN{\mcneal}. Dort \uline{Ursula}\IN{\kaufmannursula} und die anderen: 2 Studenten und 2 Studentinnen, alle sehr deutsch aussehend. Der Hauptführer ein Bayer. Sie sehen braun und sportlich aus. (Ursula\IN{\kaufmannursula} erzählt uns, dass die Jungens hier bei einer amerikanischen Familie deutscher Abstammung ein heftiges Loblied auf die Diktatur gesungen haben). -- Abends nach 9 kommt Ursula\IN{\kaufmannursula} nochmal zum Abschied. \tbentry{2}{6}{1937}{} Wir zum Immigration Amt. Wir erfahren mit Schrecken, dass wir ein Reentry Permit brauchen! Muss eigentlich 30 Tage vorher beantragt werden. Wir schreiben eiligst nach Washington. Von \uline{Elisabeth}\IN{\elisabeth} zorniger Brief, der erste \editor{in diesem Jahr}.\fnA{Original \original{seit Jahren}.}\fnE{Elisabeth an Rudolf Carnap, 22.\,--\,23.\,V.\,1937 (\href{https://doi.org/10.48666/937506}{RC~025-69-32/33}).} \tbentry{3}{6}{1937}{\kreis} Ina immer fleißig am Packen, trotz Examensvorbereitung. Sogar die Bücher, trotz Verbot. -- Nachmittags \uline{letztes Seminar} (vorverlegt von nächster Woche; das Quarter geht nominell bis zum 11.!); Singer\IN{\singer} noch etwas über Deutung von Aristoteles\IN{\aristoteles}, ich über konventionelle und empirische Komponenten im Sprachaufbau. \tbentry{4}{6}{1937}{} Letzter Departmentlunch. Morris\IN{\morris} spricht zu McKeon\IN{\mackeon} über erweiterte Funktion des Philosophy Departments, ob im Sinne des Präsidenten\IN{\hutchins}; und über Reichenbachs\IN{\reichenbach} Platz als Verbindung zur Physik; sein jetzt im Druck befindliches Buch sei ganz philosophisch und sehr wichtig.\IW{\reichenbachexperience}\fnE{Vermutlich Reichenbach, \textit{Experience and Prediction}.} \tbentry{5}{6}{1937}{} Ina Examen im \textit{Law}-Kurs, 8\,--\,10. -- Gepackt. Getippt. \neueseite{542799}\textspns{\textit{\ulinesp{Reise nach Europa}}} \tbentry{6}{6}{1937}{} Alles fertig gepackt. Zu \uline{Morrisens}\IN{\morris}\IN{\morrisfrau}; dort Eckarts\IN{\eckart}\IN{\eckartfrau}. Morris bringt uns zum Bahnhof Englewood, dann nimmt er das Auto mit für den Sommer [er hat \$\,30 gezahlt, als Beitrag für Clubbeitrag und Clubversicherung]. Ab 4,19 (Bahnzeit 3,19) im Pullman. Wir übersiedeln in einen Extraraum, wir 2 für uns (\$\,12.-- anstatt 10.80) mit Waschgelegenheit, Tisch zum Schreiben usw. -- Ich lese Term Papers. -- In der Nacht fast nicht geschlafen, wegen Erschütterung und Erregung, wenig Lärm. \tbentry{7}{6}{1937}{} \textit{\ulinestr{\ulinesp{New York,}}\ort{New York NY} Penna }Station, an 10,20 (Bahnzeit 9,20). \uline{\textit{Hotel Woodstock}} 127 \textit{W }43\textit{th St.}, 2 nette Einzelzimmer mit Bad dazwischen, \$\,5. -- Wegen Reentry Permit zum Barge Office;\fnE{Einwanderungsbüro in New York.} die schicken uns zum Norddeutschen Lloyd, die telegraphieren nach Washington, machen uns gute Hoffnung. Aber \textit{Sailing Permit }nötig! Deshalb zum Customs House, Einkommensteuer \$\,48.-- bezahlt (für 1937, Anzahlung), \editorstr{damit} mit dem marxistischen Beamten philosophiert, der Russell\IN{\russell}, Sydney Hook\IN{\hook} und andere als Reaktionäre erklärt. -- Ausgeruht. -- Wieder zu \uline{Nagels}\IN{\nagel}\IN{\nagelfrau}, mit ihnen aus zum Essen. Er lernt Auto fahren, wegen ihrer Farm in Vermont. -- Spät ins Hotel zurück. \tbentry{8}{6}{1937}{} Mit Ina einkaufen: 3 Jacken für Ina, Annemarie\IN{\annemarie} und Hanneliese\IN{\hanneliese}. Nachmittags \uline{Lilian}\IN{\broadwinfrau} bei uns im Hotel. Broadwin\IN{\broadwin} ist ständig bei seinen Eltern, die Mutter ist schwer krank. Lilian\IN{\broadwinfrau} erzählt von Guido Fuchs'\IN{\fuchsguido} heftigen Annäherungsversuchen. Ich übergehe sie kalt. -- Abends mit Nagels\IN{\nagel}\IN{\nagelfrau} ins Kino. \tbentry{9}{6}{1937}{} Vormittags mit \uline{Nagel}\IN{\nagel}. Reenter Permits geholt. Auf Fähre zum Staten Island und zurück. -- 6 zu \uline{Nagels}\IN{\nagel}\IN{\nagelfrau}, zum Dinner. Ich mit ihm über seine \neueseite{542793} Bedenken gegen semantische Begriffe. Man wird darin eine Rechtfertigung alter philosophischer Probleme sehen, fürchtet er. Wir leihen ihm \$\,500 für den geplanten Autokauf. Ich gebe ihm \$\,20 für Sparen. \tbentry{10}{6}{1937}{} Einkaufen gegangen. -- Nachmittags kommen \uline{Nagels}\IN{\nagel}\IN{\nagelfrau} zu uns. Lilian\IN{\broadwinfrau} telefoniert, dass Sammis\IN{\broadwin} Mutter gestorben ist und sie nicht kommen kann. Abends mit Nagels\IN{\nagel}\IN{\nagelfrau} auf den \ulinestr{\ulinesp{Dampfer ,,Bremen``}},\ort{[Dampfer Bremen]} bis 12\textsuperscript{h}. Dann Abfahrt; schön die Lichter der Stadt. \tbmanyentries{\tbentry{11}{6}{1937}{}~-- \tbentry{16}{6}{1937}{}} Gute, ruhige Überfahrt. Ich lese \textit{MSe} (2 von Rand\IN{\rand}, 2 von Juhos\IN{\juhos}, Holzapfel, Seleskowic\IN{\seleskowic}; Stenzel\IN{\stenzel} aus Prag),\fnE{MSe konnten nicht identifiziert werden.} und dann Hilbert\IN{\hilbert}-Bernays\IN{\bernays} (1. Hälfte nochmal) für Rezension.\IW{\hilbertgrundlageneins}\IC{\carnaphilbertbernrez}\fnE{Siehe Hilbert und Bernays, \textit{Grundlagen der Mathematik. Erster Band} sowie Carnap, ,,Rezension von Hilbert und Bernays``.} Kurze Nächte, weil abends bis spät Lärm, und dann die Uhr eine Stunde vorgestellt wird, und morgens früh Frühstück (wir bei der 2. Gruppe: 8,45; mein Bad zuerst 7,40, dann 8,20). Vormittags auch \gestrunl\ täglich Kino (,,Texas Rangers``, interessant; ,,Erntezeit``; ,,Meine Tochter ist Peter``).\fnE{,,Texas Rangers`` (1936) von King Vidor, ,,Seine Tochter ist der Peter`` (1936) von Heinz Helbig, ,,Ernte`` (1936) von Geza von Bolváry.} Wir haben eine \textit{L}-förmige Außenkabine (langer schmaler Gang zum Fenster); ich im oberen Bett. \uline{Trinkgelder}: Zimmer 15, Speisesaal 20, (das ist besonders hoch, weil freundliche, nette Bedienung), Stewardess 5, Bade 3, Deck 3, ferner für 2 Stühle mit Matratzen und Decken 15 \textit{M}), Schuhputzer 2. -- Wir sprechen mit keinen anderen Passagieren; haben gute Tage; nicht so erholsam, wie gedacht, infolge ungenügenden Schlafes. -- Ab 16. viele Briefe; Ina packt. \tbentry{17}{6}{1937}{} 8\textsuperscript{h} \ulinestr {\ulinesp{Ankunft Bremerhaven}}. Schorli\IN{\kampfkeschorli} mit dem Auto (,,Primel``), seit 6\textsuperscript{h} am Kai. Wir fahren nach \uline{Bremen}, Besorgungen. Nach \ulinestr {\ulinesp{Hamburg}},\ort{Hamburg} Hotel Reichshof (Einheitspreis 5,--, mit Bad 7,--). Umgepackt, einkaufen. \neueseite{542791}\textspns{Fahrenkamp, zu Küstermanns}\IN{\hanne}\IN{\hansarnold} \tbentry{18}{6}{1937}{} \ulinestr{\ulinesp{Schorli\IN{\kampfkeschorli} und Ina}} sind beide etwas nervös. Schorli\IN{\kampfkeschorli} ist voll starker Gefühle, etwas enttäuscht, dass Ina nicht gleich mit nach Dresden kommen will. Nachmittags kommen wir endlich los. Gestern bin ich schon gefahren, die Umstellung auf das neue Auto ging langsamer als ich dachte. Heute geht's viel besser. Nach Lübeck Autobahn. Dann Straße nach Travemünde, vorher ab nach Scharbeutz. \ulinestr{\ulinesp{Nach Fahrenkamp, zu Küstermanns}\IN{\hanne}\IN{\hansarnold}.\ort{Fahrenkamp} Schorli\IN{\kampfkeschorli} und Ina gleich weiter für das Weekend. Ich bleibe allein da}. Sabine\IN{\sabine}, \uline{Arnold}\IN{\hansarnold}, und die zweijährige \uline{Gabriele\IN{\gabriele}. Frau Küstermann} ist da; und ein Freund von Hans Arnold\IN{\hansarnold}, Maler, schwerhörig. Abends lange \uline{mit Hanne\IN{\hanne} \sout{ke} gesprochen}, auch viel über Elisabeth\IN{\elisabeth}. Hanne\IN{\hanne} hat sich gut mit ihr verstanden, obwohl sie ihr gesagt hat, dass sie andere politische Ansichten hat, besonders in der Judenfrage. Hier sind Christiansen\IN{\christiansen} und Elisabeth\IN{\elisabeth} für ,,Ausrottung``. Elisabeth\IN{\elisabeth} hat sich beklagt über Geldsorgen, über Arbeitsüberlastung, und dass ich die 200\,\textit{M} schon abgezogen hätte usw. Man müsse sich Elisabeth\IN{\elisabeth} gegenüber nicht \gestrunl\ kritisch \gestrunl\ einstellen (wie Hilde Roh\IN{\rohhilde} oder Lisi\IN{\rjlisi} es getan hätten), sondern sie nehmen wie sie eben sei, da sie ja auch viele schöne Seiten habe. Christiansen\IN{\christiansen} mache ihr das Leben nicht leicht; sie dürfe mit ihm nicht Geldschwierigkeiten besprechen. Er selbst ist wirtschaftlich sehr schlecht daran, der Verlag bringt nichts ein, sein Gottesbuch geht nicht,\IW{\christiansenderneuegott} nicht einmal das Langewiesche Buch ordentlich;\IW{\christiansenlebensbuch}\fnE{Christiansen, \textit{Der neue Gott} sowie (weil im Verlag Langewiesche-Brandt erschienen) Christiansen, \textit{Das Lebensbuch}.} der Verlag meint, die neuen Führer seien nicht hinreichend berücksichtigt. Auch sexuell sei Elisabeth\IN{\elisabeth} jetzt unbefriedigt, da Christiansen\IN{\christiansen} nur mehr selten sie bei sich behalte, während sie früher jeden \gestrunl\ Abend ins Renati Haus ging. Er lebt auch ökonomisch ungünstig, weil er weder mit Anne\IN{\christiansenanne}\fnE{Anne Christiansen.} noch mit Elisabeth\IN{\elisabeth} zusammenleben will. Man hätte ihm doch leicht, meint Hanne\IN{\hanne}, in dem neuen Haus 2 Zimmer, ganz abgetrennt, dazu bauen können. Er hat so gut wie gar keinen Verkehr. Prosaschüler müssen 20 \textit{M} zahlen,\fnE{Vgl. Christiansen, \textit{Die Kunst des Schreibens}.} damit sie ihn sprechen dürfen; das nimmt ihm Kraft für den ganzen Tag. Nur Hanne\IN{\hanne} durfte \neueseite{542803} einfach hinkommen, weil sie als zu Elisabeth\IN{\elisabeth} gehörig betrachtet wird. -- \uline{Hanne\IN{\hanne} hat sehr Freude gehabt an Hanneliese\IN{\hanneliese}, sie sei mir so besonders ähnlich}; obwohl sie doch kaum mich kenne, mache sie alles genau wie ich. \tbentry{19}{6}{1937}{} Nachmittags mit Hanne\IN{\hanne} und Hans Arnold\IN{\hansarnold} spazieren. Er soll in 2 Jahren in die Firma in Hamburg eintreten; 20 Tausend Gehalt, später gewisse Beteiligung; er meint, sie \gestrunl\ werden von 10 Tausend leben, das Übrige sparen können. Trotz \gestrunl\ Bedenken gegen Deutschland, besonders bei Hanne\IN{\hanne}, und ihre Befürchtung, dass dann immer zu viele Verwandte kommen, bleibt ihnen kaum eine andere Wahl. -- Hans Arnolds\IN{\hansarnold} Geschwister\IN{\kuestermannklaus} kommen: der nächstältere Klaus, Techniker in Saarbergwerken, der jüngste Otto, Techniker; beide verdienen schon; Ursula mit Kind; Helwig (geschieden); sie gibt mir Auskunft über Leute hier wegen Annemarie\IN{\annemarie}: sehr gute Ausbildung und gute Berufsaussichten. Die Geschwister\IN{\kuestermannklaus} haben gewisse Nazisympathien; man kann aber frei mit ihnen diskutieren. -- Fast immer regnerisch und kalt. \tbentry{20}{6}{1937}{} Nachmittags gehe ich zum Bahnhof Scharbeutz, \ulinestr{\ulinesp{hole Ina ab}. Schorli\IN{\kampfkeschorli} und Babby\IN{\babby}} fahren nach Dresden. Wir in der ,,Primel`` nach Fahrenkamp. Abends Hanne\IN{\hanne} und Hans Arnold\IN{\hansarnold} mit auf unserem Zimmer. Über die Schwierigkeiten mit Elisabeth\IN{\elisabeth}. \uline{Hans Arnold\IN{\hansarnold} rät schließlich, ich solle mein Geld für Elisabeth\IN{\elisabeth} so einteilen}, dass ich gewisse regelmäßige Monatszahlungen mache, daneben aber Extrazahlungen bei Gelegenheiten: wenn etwas gerade nötig, oder Geburtstag, oder Schulden gemacht worden, usw.; das wirke gefühlsmäßig viel besser; so macht er es mit seiner Mutter. -- Bis Mitternacht. \tbentry{21}{6}{1937}{} Vormittags wir mit Hanne\IN{\hanne} spazieren. Ich viel mit ihr alleine, über Elisabeth\IN{\elisabeth}, Maue\IN{\maue} und Kinder. -- Nachmittags Hanne\IN{\hanne} und Hans Arnold\IN{\hansarnold} auf unserem Zimmer zum Tee. Über Deutschland; auch Ina, \neueseite{542807} Kloster usw. -- Abends wir unten mit Küstermannfamilie. Über Guatemala, Mexiko, Vereinigte Staaten. \tbentry{22}{6}{1937}{} \uline{Hanne\IN{\hanne} will mit uns nach Hamburg, zu Margret,\IN{\wienermargret}}\fnE{Margret Wiener.} ist schon fertig angezogen. \uline{Plötzlich bittet Hans Arnold\IN{\hansarnold} sie zu bleiben}. Sie kommt mit ihm aus dem Zimmer, \uline{noch tränend,} und \uline{lächelnd dabei.} Sie sagt es Ina, \uline{sie sei nicht traurig, nur etwas enttäuscht}. (Bei ihm vielleicht Rücksicht auf seine Familie, vor der Hanne\IN{\hanne} immer zu flüchten sucht; vielleicht auch etwas Eifersucht dabei). -- Der Wagen lässt sich nicht starten, wird auf den Hügel geschoben, dann im Abrollen gestartet. \ulinestr{\ulinesp{Nach Lübeck}}, zu \ulinestr{\ulinesp{Friedrich von Rohden}}\IN{\rohdenfriedrich}, Marianne\IN{\rjmarianne} und 3 Kinder da (Gisela\IN{\rohdengisela} ist verreist). Über alte Freunde. Viel über Politisches. Er ist nie in der Partei gewesen, und recht kritisch, erkundigt sich, was man im Ausland über die Lage denkt, beklagt Eingeschlossenheit; Onkel Gustav\IN{\rjgustavonkel} und Wilhelm von Rohden\IN{\rohdenwilhelm} gehören zu den Bekenntnisleuten.\fnE{Die Bekennende Kirche, ein Teil der evangelischen Kirche, der sich der Gleichschaltung widersetzten. Vgl. Benz et al., \textit{Enzyklopädie des Nationalsozialismus}, 433f.} \gestrunl\ Friedrichs\IN{\rohdenfriedrich} Kinder haben aber gewisse Nazisympathien. Marianne\IN{\rjmarianne} sagt, dass Friedrich\IN{\rohdenfriedrich} viel Familienzusammenhang pflegt, in 2 Wochen machen sie Familientag der Rohdens in Lübeck; Onkel Wilhelm\IN{\rohdenwilhelm} wird Onkel Gustav\IN{\rjgustavonkel} vertreten; Marianne\IN{\rjmarianne} sagt, dass sie zu den meisten kaum wirkliche Beziehung hat. -- Reparatur wegen Startschwierigkeiten: Kollektor der Lichtmaschine ist verschmiert. \ulinestr{\ulinesp{Nach Hamburg}};\ort{Hamburg} Reichshof besetzt. Hotel Continental, 2 Zimmer in Verbindung mit Bad; 10,50 \textit{M} zusammen. \tbentry{23}{6}{1937}{} Mit Hapag und Lloyd verhandelt. Im Auto durch Hamburg, schwierige Orientierung, \ulinestr{\ulinesp{zu Flitners\IN{\flitner}\IN{\rjlisi} nach Flottbek}}, mittags. Schönes helles großes Haus mit Garten. 3 Kinder da: Andreas\IN{\flitnerandreas}, Roswitha\IN{\flitnerroswitha}, Hugbert\IN{\hugbert}; die älteste, Anne\IN{\flitneranne}, ist in Schottland eingeladen. Nachmittags ich mit Flitner\IN{\flitner} spazieren, an die Elbe. Seine Einstellung ist \uline{religiös-protestantisch}, das \uline{bestimmt auch seine politische Stellung, sehr entschieden. Er lässt seine Kinder \neueseite{542809} religiös erziehen}, weil er glaubt, dass Formlosigkeit die schlimmste Gefahr ist, und dass in den Evangelien die beste greifbare Darstellung \gestrunl\ christlichen Menschentums gegeben ist. Er fürchtet, jetzt bald seine Stellung zu verlieren.\fnE{Elisabeth Flitner war im Nationalsozialismus rassisch verfolgt.} Er erkundigt sich nach Amerika, ist aber nicht sicher, ob er dorthin passt. Für seine Art des Vortrags und des Schreibens ist Beherrschung der Sprachnuancen sehr wesentlich. -- \textonehalf{}\,7 (mit großen Startschwierigkeiten) \uline{wir 4 im Auto zu Margret\IN{\wienermargret} und Jula Wiener\IN{\wienerjulius}}. Großes, helles Zimmer, schöner Garten. Sie fast unverändert. Er still und sympathisch. Er hat Exportgeschäft nach Japan, das anscheinend gut geht; ist aus Prag; frühere Frau und Kinder in Prag. Flitners\IN{\flitner}\IN{\rjlisi} müssen \textonehalf{}\,8 zu anderer Einladung. -- 10 bis 11 auf der Straße Start versucht. 12\textsuperscript{h} zu Hause; Auto zur Reparatur. \tbentry{24}{6}{1937}{} Wegen Autoreparatur vormittags hier geblieben. Zu Lloyd und Hapag. Mittags kommt \uline{Flitner}\IN{\flitner} nochmal. \uline{Er erinnert, dass Anne\IN{\flitneranne} mein Patenkind und Annemarie\IN{\annemarie} seines; ob wir gegenseitig etwas für sie tun könnten.} (Unklar, ob für dauernd gemeint ist). Ich sage, dass für ihn der Kurs sehr ungünstig sein würde; \uline{er meint anscheinend: ohne jede Verrechnung (!)}. Vorläufig mal ein Pfund an Anne\IN{\flitneranne} nach Schottland, von Brüssel. -- 4\textsuperscript{h} \uline{Abfahrt von Hamburg}. Wir kommen nur bis \uline{Gifhorn},\ort{Gifhorn} vor Braunschweig, Hotel Ratsweinkeller (zusammen 7,-- mit Frühstück, fließendes Wasser). \tbentry{25}{6}{1937}{} Lange Autofahrt über Braunschweig -- Harz (Leider alles im dichten Nebel. Ganz langsam über das Gebirge.) -- Nordhausen -- Erfurt -- Ilmenau -- \uline{Hildburghausen},\ort{Hildsburghausen} Hotel Englischer Hof. Komischer alter Wirt. (Einzelzimmer ohne fließendes Wasser ist mit Frühstück 3,--). Ganzen Tag Regen. \tbentry{26}{6}{1937}{} Startschwierigkeiten. Über Linden \ulinestr{\ulinesp{nach Haubinda}},\ort{Haubinda} \textonehalf{}\,1. \uline{Johannes}\IN{\johannes} beim Hausbau, nagelt Schiefer an. Dr. \uline{Damm}\IN{\rjdamm}, sagt, Johannes\IN{\johannes} hat sich sehr gut entwickelt. Die ganze Familie mag ihn gern; befähigt für Mathematik. Damm\IN{\rjdamm} sagt, vor einigen Jahren hat er einen Frontwechsel \neueseite{542801} vollzogen: die Schüler nicht nur lernen lassen, was sie gern mögen, sondern auf Disziplin halten. Seine Frau kenne ich von früher her, sie war bei Schricklers\IN{\schrickler} in Freiburg; bei unseren Volkstänzen, und bei dem Fest auf dem Schönberg. -- Beim Mittagstisch auch \uline{Trude Holtze}\IN{\holtzetrude}, ist hier als Musiklehrerin. Sie meint, Garthe\IN{\rjgarthe} habe überlegt, nach England überzusiedeln, weil Frau nicht-arisch. Dann in Damms\IN{\rjdamm} Garten Kaffee. Etwas über Amerika erzählt. -- 4 wir mit Johannes\IN{\johannes} im Auto ab, über Hildburghausen -- Schleusingen 6\textsuperscript{h} nach \uline{Schmücke}\ort{Schmücke} (teures Hotel: im Doppelzimmer pro Person 3,50; schönes Zimmer mit fließendem Wasser und \sout{Veranda} geschlossener Veranda). Spaziergang auf dem Rennsteig, Richtung Oberhof. Johannes\IN{\johannes} erzählt von Haubinda, der Schülertaufe usw. Er möchte Fliegeringenieur werden; Flugzeugbau, Fliegerschule; \unl\ sie bauen jetzt ein Segelflugzeug in Haubinda. Er ist sehr erfreut über das Zusammensein und den Ausflug. Heute endlich schönes Wetter. \tbentry{27}{6}{1937}{} Wir drei zu Fuß über den Rennsteig nach \uline{Oberhof}. Dort zu Mittag. Mit Autobus zurück, da ich sehr ermüdet bin (2 Stunden Weg, ohne Gürtel). In Oberhof viel Betrieb, Schmücke gefällt uns besser. Der Weg sehr schön. Abfahrt im Auto. Im Dorf Linden vor Haubinda im Wirtshaus gegessen; alte Männer, die ihre Kriegserinnerungen auskramen. \uline{Haubinda}\ort{Haubinda} mit Damms\IN{\rjdamm}\IN{\rjdammfrau} im Garten gesessen, bis es ganz dunkel ist. Sie erklären die Vorzüge und Leistungen des Regimes, das Deutschland wieder selbständig macht; Nachteil nur Beschränkung der geistigen Freiheiten. Wir bekommen ein Gastzimmer im anderen Haus. \tbentry{28}{6}{1937}{} Wir frühstücken mit Frau Damm\IN{\rjdammfrau}, dabei auch Johannes.\IN{\johannes} 2. Frühstückspause. Wir sprechen noch länger mit ihr, während Johannes\IN{\johannes} wieder zur Arbeit geht. Sie ergänzt noch in einigem das gestrige Gespräch, und ich versuche zu erklären was man im \neueseite{542805} Ausland denkt. Dann fahren Damms\IN{\rjdamm}\IN{\rjdammfrau} im Auto fort. Wir beim großen Mittagessen mit \uline{Trude Holtze}\IN{\holtzetrude} gesprochen. Sie erzählt von Eva\IN{\eva}: ihre Kinder sind bei den Großeltern, Eva\IN{\eva} in Lugano in einer Anstalt der deutschen Fürsorge; Hans\IN{\rothehans} in Italien oder England. \gestrunl\ Trude H\editor{oltze}\IN{\holtzetrude} war bei Geheeb\IN{\geheeb} in der Odenwaldschule Lehrerin; dieser ist jetzt in der Schweiz, gründet alleine Schule.\fnE{Paul Geheeb emigrierte 1934 nach nationalsozialistischen Attacken auf die Odenwaldschule in die Schweiz und gründete dort mit seiner Frau die Ecole d'Humanité.} Sie war dann \textonehalf{}\,Jahr in Amerika in der neuen \textit{CNY}\fnE{Bezug unklar.} Lehrerin. -- Nachmittags zum Schwimmteich, wo Johannes\IN{\johannes} schwimmt und Kopfsprünge macht. Dann mit ihm in Wald. Lietz'\IN{\lietz} Graben. Die Baumburg. Die Ausschachtung für Johannes'\IN{\johannes} Hütte. Eigentlich ist aber Hüttenbau verboten wegen Waldbrandgefahr. Wir drei sitzen in Damms\IN{\rjdamm} Garten. Dann kommen Damms\IN{\rjdamm}\IN{\rjdammfrau} zurück; Johannes\IN{\johannes} darf zum Kaffee da bleiben. Wir erzählen von Amerika; sie sind erstaunt, dass ich englisch vortrage. \textonehalf{}\,6 \uline{Abfahrt}, über Hildburghausen -- Schleusingen zur \uline{Schmücke}.\ort{Schmücke} Gewitter. 2 Einzelzimmer (Pension 7,50 bzw. 7,--, mit bzw. ohne fließendes Wasser; bei weniger als 5 Tagen 10\,\% Aufschlag). \tbentry{29}{6}{1937}{} Im Regen spazieren. Briefe. -- Nachmittags im Auto nach Oberhof, Besorgungen. \tbentry{30}{6}{1937}{} Trüb. Spazieren. Auf den \gestrunl\ Schneekopf, 1000\,\textit{m}, Aussichtsturm. \tbentry{1}{7}{1937}{} Regen. Spazieren. \tbentry{2}{7}{1937}{} Nach Startschwierigkeiten Abfahrt. 1\textsuperscript{h} \ulinestr{\ulinesp{Weimar};\ort{Weimar} Franks}\IN{\frankphilipp}\IN{\frankphilippfrau} kommen gleichzeitig an, aus Berlin. Hotel Kaiserin Augusta (5,20 mit Frühstück und Bedienung für Einzelzimmer). Nachmittags mit Franks\IN{\frankphilipp}\IN{\frankphilippfrau} in den Ilmpark, Goethes\IN{\goethe} Gartenhaus besichtigt. Über Amerika erzählt; über ihre Amerika- Reisepläne. Er soll Morris\IN{\morris} fragen, wann am besten. Wir nennen uns alle ,,Du``. Abends Tee auf Franks\IN{\frankphilipp} Zimmer. \tbentry{3}{7}{1937}{} Vormittags zum Tiefurter Park. Spazieren. Ich erzähle vom Tiefurter Fest. Wir raten \neueseite{542819} Frank\IN{\frankphilipp}, auch einen rein physikalischen Vortrag ins Programm zu nehmen. Ina sagt, dass sie gerne nach Chicago zurückgeht. -- \uline{Schorli}\IN{\kampfkeschorli} kommt an, 5\textsuperscript{h} mit viel Verspätung. Sie mit Ina in den Ilmpark; ich mit Franks\IN{\frankphilipp}\IN{\frankphilippfrau} nach Belvedere; der Park sehr schön mit \unl ligem Teil, das Schloss enttäuschend, meist Glassachenmuseum. Abends mit Franks\IN{\frankphilipp}\IN{\frankphilippfrau} auf der Straße gebummelt. Sie erzählen von Dubislav\IN{\dubislav}; er hat keine Chance auf meine Stelle in Prag. \tbentry{4}{7}{1937}{} 9\,\textonehalf{} Franks\IN{\frankphilipp}\IN{\frankphilippfrau} reisen ab, nach Prag. Wir mit Schorli\IN{\kampfkeschorli} in den Tiefurter Park. Heiß. Sie erzählt von den Plänen mit Burg Lauenstein, sie als Managerin; vielleicht nimmt sie es nur, weil das Geschäft ihrer jetzigen Firma immer schlechter geht. -- \textonequarter{} vor 3: Wir fahren ab, mit Bahn. Schorli\IN{\kampfkeschorli} nimmt das Auto mit nach Dresden; sie ist etwas enttäuscht, dass wir Schwierigkeiten mit dem Motor haben, und dass wir es jetzt nicht weiter mitnehmen; wir wollen es aber im August wieder nehmen. Wir verabreden: Wir wollen ihnen 0,07\,/\,\textit{km} zahlen. -- Heiß. \uline{Hagen} an 9,17. Lück\IN{\lueck} holt uns im Auto ab. Da 11\textsuperscript{h }; \ulinestr{\ulinesp{Vollmerhausen}}.\ort{Vollmerhausen} \tbentry{5}{7}{1937}{} Nachmittags große Kaffeegesellschaft: kanadische Familie Vollmann\IN{\vollmann} aus Montreal, mit Freunden, Schwiegertochter (\textit{Wright}\IN{\wrightvollmann}) und deren beiden Töchtern und Gouvernante. Wir sprechen Englisch mit ihnen. \tbentry{6}{7}{1937}{} Nachmittags zu Dr. Tönsbrugg\IN{\toensbruggdr} in Hagen wegen meiner \uline{Mandeln}; er presst Eiter aus; sie gefallen ihm nicht; wahrscheinlich am besten ausschneiden; jetzt nicht, beste Zeit September; nicht warten, bis Rheumatismus ausbricht. -- Abends \uline{Wilhelm\IN{\carnapwilhelm} da},\fnE{Wilhelm Carnap und (im nächsten Satz) seine Frau Hilde.} er hat Stelle bei Firma Müller in Bergneustadt, gut bezahlt, aber vielleicht nur für einige Jahre. Hilde\IN{\carnaphilde} und die Kinder bleiben in Düsseldorf; er sagt nicht, warum; Agnes\IN{\agnes} missbilligt es. \neueseite{542815} \tbentry{7}{7}{1937}{} Nachmittags bei Krawinkels\IN{\krawinkels} in Bergneustadt, große Kaffeegesellschaft, wieder die Kanadier. Fabrik besichtigt. \tbentry{8}{7}{1937}{Ina} Vormittags in \uline{Köln}.\ort{Köln} Uhr umgetauscht. Lloyd. -- Abrechnung mit Agnes\IN{\agnes}. -- Abends mit \uline{Wilhelm}\IN{\carnapwilhelm} von Niedersessmar herüber. Er ist pessimistischer als Reinhard\IN{\reinhardkaufmann} in Bezug auf die Zukunft Deutschlands, und kritischer. -- Gisela\IN{\gisela} kommt aus dem Schulheim für Ferien. \tbentry{9}{7}{1937}{} Ina zu Bett. -- Mit Agnes\IN{\agnes} spazieren. -- Abends allerhand Geschenke: Mantel, Anzug, Schuhe usw. \tbentry{10}{7}{1937}{} \uline{Ab} mit Agnes\IN{\agnes} \ulinestr{\ulinesp{nach Köln}} [Trinker: 2 Mädchen je 3; Lück 5; Sternbach 3]. Lloyd will plötzlich nicht Mark annehmen! Wir \ulinestr{\ulinesp{mit Reinhard\IN{\reinhardkaufmann} nach Aachen,}} im Auto; Panne. Rathaus mit Kaisersaal besichtigt. \textonehalf{}\,6 weiter, \uline{nach Belgien}; über Lüttich -- Jemelle -- \textit{\ulinestr{\ulinesp{Daverdisse sur Lesse}}},\ort{Daverdisse sur Lesse} in den Ardennen.\textit{ Maison} \textit{Blanche} (Pension 55 \textit{b}.\,\textit{fr}. \textit{ca}.~\$\,2), 2 kleine Einzelzimmer mit fließendem Wasser. \ulinestr{\ulinesp{Hempels}}\IN{\hempel}\IN{\hempelfrau} sind schon hier. \tbmanyentries{\tbentry{11}{7}{1937}{}~-- \tbentry{13}{7}{1937}{}} Mittags fährt \uline{Reinhard\IN{\reinhardkaufmann} ab}, im Auto. Meist regnerisch und kalt. \tbentry{14}{7}{1937}{\kreis} Nachmittags mit Hempel\IN{\hempel} über \textit{Res. Sem}.,\fnE{Res. Sem. \blockade{}} Semantik. \tbentry{15}{7}{1937}{} Vormittags mit Hempel\IN{\hempel} über Wahrheitsbegriff (für Diskussion mit Neurath\IN{\neurath} in Paris). Nachmittags Notizen für die Diskussion geschrieben.\fnE{Carnap, ,,Ueber den semantischen Wahrheitsbegriff (Vorbemerkungen zur Diskussion mit Neurath in Paris, Juli 37)`` (\href{https://doi.org/10.48666/874844}{RC~080-32-01}, TS, 13\,S., datiert 18.\,VII.\,1937).} \tbentry{16}{7}{1937}{} Mit Hempel\IN{\hempel} Semantik-Terminologie. \tbmanyentries{\tbentry{17}{7}{1937}{}~-- \tbentry{18}{7}{1937}{}} \textit{MS} ,,Notizen für Diskussion in Paris mit Neurath\IN{\neurath} über semantischen Wahrheitsbegriff``. \neueseite{542811} \tbentry{19}{7}{1937}{} Nachmittags kommen \uline{Oppenheim}\IN{\oppenheim} und Frau\IN{\oppenheimfrau} im Auto, finden keine Unterkunft, wohnen in einem Ort bei Wellin. Langes Gespräch mit ihm und Hempel\IN{\hempel} über deren \textit{MS} \textit{Confirmation \& Probab\editor{ability} of Emp\editor{irical} Theories}``.\IW{\hempeloppdegree}\fnE{Viell. MS zu Hempel und Oppenheim, ,,A Definition of ,Degree of Confirmation`\,``.} -- \uline{Ina Fuß} verknaxt. \tbentry{20}{7}{1937}{\kreis} Vormittags kommen Oppenheims\IN{\oppenheim}\IN{\oppenheimfrau}. Zweites Gespräch über sein \textit{MS}. -- Nachmittags mit Ina. \tbentry{21}{7}{1937}{} Vormittags Ina gepackt, ich bei ihr. (Oppenheim bei Hempel). Nachmittags 3 \ulinestr{\ulinesp{Ina fährt ab}}, mit Oppenheims\IN{\oppenheim} im Auto bis Wellin; [dann Bahn mit viel Umsteigen nach Köln; morgen nach Freiburg, 2 Tage zu Nancy Goheen\IN{\goheenfrau}; dann nach Dresden zu Schorli\IN{\kampfkeschorli}; mit ihnen in deren Auto ab 1. August in die Berge.] -- Langer Spaziergang mit Hempels\IN{\hempel}\IN{\hempelfrau}; ich erzähle von der Universität \textit{Chic}\II{\universitychicago}. \tbentry{22}{7}{1937}{} Neurath\IN{\neurath} schreibt: Olga\IN{\neuratholga} ist gestorben (Folge der kürzlichen Nierenoperation).\fnE{Olga Hahn-Neurath starb am 20.\,VII.\,1937 im holländischen Exil. Siehe Neurath an Carnap, 20.\,VII.\,1937 (\href{https://doi.org/10.48666/846236}{RC~102-51-28}) bzw. Neurath und Carnap, \textit{Briefwechsel}, 333.} -- Mit Hempel\IN{\hempel} über Physikalismus und ,,reduzierbar``. \tbentry{23}{7}{1937}{} Horkheimer\IN{\horkheimer} gelesen,\IW{\horkheimerangriff}\fnE{Horkheimer, ,,Der neueste Angriff auf die Metaphysik``. Zur hier anklingenden Frühgeschichte des sogenannten Positivismusstreits siehe Dahms, \textit{Positivismusstreit}, Erster Teil.} Nachmittags wir mit Oppenheims\IN{\oppenheim}\IN{\oppenheimfrau} großen Spaziergang; mit ihm über Horkheimer\IN{\horkheimer}; er meint, H\editor{orkheimer}\IN{\horkheimer} habe den Aufsatz hauptsächlich auf seine Anregung und seine Information über den Wiener Kreis\II{\machverein} hin geschrieben; Hempel\IN{\hempel} meint aber, das stimmt sicher nicht. Er kritisiert hauptsächlich H\editor{orkheimer}s\IN{\horkheimer} ,,ideologische Schnüffelei``. \tbentry{24}{7}{1937}{} Mit Hempel\IN{\hempel} über Verhältnis von Syntax und Semantik. Vormittags und nachmittags spazieren. \tbentry{25}{7}{1937}{} -- Behmann\IN{\behmann} zur Symbolik gelesen.\fnE{Bezug (Werk oder Brief) unklar.} -- Alleine spazieren; ,,Institut für Logik`` überlegt. \tbentry{26}{7}{1937}{} Mit Hempels\IN{\hempel} Auto nach Jemelle, Bahn (2 Stunden) nach \uline{Brüssel}.\ort{Brüssel [Bruxelles]} Ihre schöne helle Wohnung. -- Nachmittags mit Eva\IN{\hempelfrau} in die Stadt. Besorgungen. -- Ferngespräch mit Neurath\IN{\neurath}. \neueseite{542817} \tbentry{27}{7}{1937}{} Ich steige zu \uline{Neurath}\IN{\neurath} in den Zug; 13,28\,--\,16,54 nach \ulinestr{\ulinesp{Paris}},\ort{Paris} Hotel Lutetia (ich Zimmer mit Bad, 65 \textit{fra frc} was etwas mehr als \$\,2), Neurath\IN{\neurath} Zimmer ohne Bad. Mit Neurath\IN{\neurath} und \uline{Neider}\IN{\neider} ausgegangen; abends \uline{Frank}\IN{\frankphilipp} getroffen. Über die neuen Zeitschriftenpläne. \tbentry{28}{7}{1937}{} Vormittags mit Neurath\IN{\neurath} zu Frank\IN{\frankphilipp}; über Reichenbach\IN{\reichenbach}, Zeitschriftenpläne usw. Mittags wir 3 bei \uline{Boll}\IN{\boll}. Seine 80jährige Mutter\IN{\bollbeatrix}, kleine, lebhafte Frau. Er ist anscheinend mit beinahe allen Gelehrten verkracht (z.\,B. Rougier\IN{\rougier}, Abel Rey\IN{\abelrey}). 4 Besprechung mit Neurath\IN{\neurath}, Frank\IN{\frankphilipp}, Rougier\IN{\rougier}. -- 5 Eröffnung unserer \uline{,,Konferenz} \sout{zu} der Enzyklopädie``.\II{\enzyklopaedie}\II{\dritterkongresseinheit}\fnE{Dritter Internationaler Kongreß für Einheit der Wissenschaft. Vgl. Stadler, \textit{Studien zum Wiener Kreis}, 418--424. Proceedings \blockade{} Erläuterungen \blockade{} Alle Texte aus Einheitswissenschaft 6 1938 \blockade{}} Auf Neuraths\IN{\neurath} Drängen spreche auch ich, 5 Minuten, über \gestrunl\ Vereinheitlichung der Symbolik; betone die Bescheidenheit des Zieles und das mögliche Erreichbare (weil Neurath\IN{\neurath} es immer so großspurig angekündigt hat). \tbentry{29}{7}{1937}{} Sitzung, Vortrag \uline{Brunswik}\IN{\brunswik}, \sout{,,Die Psy} über die Eingliederung der Psychologie in die exakten Wissenschaften. Gut. Ich bin froh, dass wir ihn zur Mitarbeit für die Enzyklopädie\II{\enzyklopaedie} gewonnen haben. \uline{Enriques}\IN{\enriques} bringt Fragen und Bedenken zum Programm der Enzyklopädie\II{\enzyklopaedie} vor. -- Nachmittags meine Diskussion mit \uline{Neurath}\IN{\neurath} (sog. privat, aber öffentlich) über den semantischen \uline{Wahrheitsbegriff}. Tarski\IN{\tarski} und Lutman\IN{\kokoschinska} \gestrunl{} verteidigen die Semantik mit mir zusammen. \uline{Arne Næss}\IN{\naess} muss zugeben, dass 90\,--\,95\,\% der Befragten die beiden Sätze ,,\ldots`` und ,,,\ldots` ist wahr`` als gleichwertig behandeln! Überhaupt kommen unsere Argumente im ganzen viel besser durch. Neurath\IN{\neurath} hat aber schon aufgrund der von Daverdisse\IN{\daverdisse} geschickten Notizen\fnE{Von Daverdisse geschickte Notizen \blockade{}} und unserer langen Gespräche seinen \sout{Stell} Standpunkt ziemlich abgeschwächt. \tbentry{30}{7}{1937}{} Vormittags Sitzung: Vereinheitlichung der Symbolik. Langer Vortrag von Behmann\IN{\behmann}, dann kurzer von Scholz\IN{\scholzheinrich}, Bernays\IN{\bernays}, Lindenbaum\IN{\lindenbaum} (Brief vorgelesen).\fnE{Lindenbaum Brief \blockade{}} \neueseite{542813} L\editor{indenbaum}\IN{\lindenbaum} schlägt Neurath\IN{\neurath} als Vorsitzender vor; ich erkläre mich einverstanden, aber \textit{N}.\IN{\neurath} sagt, dass ich den behalten soll; ich nehme provisorisch für ein Jahr an, weil Helmer\IN{\helmer} verspricht, die Arbeit zu leisten; Scholz\IN{\scholzheinrich} will Nebenzentrale sein, und Verbindung mit Polen halten. Ich sage, auf Anregung hin, dass ich Quine\IN{\quine} oder Church\IN{\church} (mit diesen scheint Scholz\IN{\scholzheinrich} rege Verbindung zu haben) ins Komitee mit auffordern will. -- Beim Mittagessen mit Neurath\IN{\neurath} und Enriques\IN{\enriques}; den von diesem entworfenen Text über die Enzykl.\II{\enzyklopaedie} durchgesprochen. Schwierige sprachliche Verständigung mit meinem Französisch! -- Nachmittags sog. privat, aber öffentliche Diskussion zwischen mir und \uline{Reichenbach}\IN{\reichenbach}. Ich über Wahrheit, Wahrscheinlichkeit, besonders Häufigkeit, Bewährungsgrad, Gewichte, Inter\unl grad\blockade{}; \gestrunl\ die begrifflichen Paare der Graduierung.\fnE{Erläuterung zum Bewährungsgrad usw. \blockade{}} Dann Reichenbach\IN{\reichenbach}. Dann Diskussion; dabei auch Mises\IN{\mises}, Hempel\IN{\hempel}, Tarski\IN{\tarski}. Hauptsächlich: dass Reichenbachs Wahrscheinlichkeitslogik keine mehrwertige Logik ist; dass die Wahrscheinlichkeit nicht eine Graduierung der Wahrheit ist; ob Wahrscheinlichkeit und Gewicht \gestrunl\ (und Bewährungsgrad) dasselbe sind. -- Beim Abendessen Besprechung mit \uline{Meiner}\IN{\meinerfelix}. -- Abends sehr müde. \tbentry{31}{7}{1937}{} Spät in die Vormittagssitzung. Zwischendurch Besprechung mit \uline{Meiner}\IN{\meinerfelix} und \uline{Reichenbach}\IN{\reichenbach}, der Meiner\IN{\meinerfelix} zuredet, die Erkenntnis\II{\erkenntnis} doch lieber ganz aufzugeben. -- In der Sitzung: Vortrag von \uline{\textit{Hull}\IN{\hull}} (Yale\II{\yale} University); interessanter Bericht über das Arbeitsprogramm seines ,,Instituts für Erforschung der menschlichen Beziehungen``\II{Institute of Human Relations, Yale},\fnE{Institute of Human Relations, Yale.} ganz behavioristisch, und mit logischen Methoden! \uline{Mannoury}\IN{\mannoury} über die Signifikmethode, und Unterschied zu unserer. Frank\IN{\frankphilipp} Schlusswort. -- Mittags Besprechung mit Neurath\IN{\neurath}, Frank\IN{\frankphilipp}, Neider\IN{\neider} über Zeitschriftenfrage. (Reichenbach\IN{\reichenbach} kommt mit anderen, und setzt sich absichtlich an Nachbartisch!; wir gehen dann ins Caf\'{e} hinüber.) -- 4\,--\,5 zu \uline{Bardenhewers}\IN{\zetkinfrau}\IN{\zetkin}.\fnE{Wie oben Gertrud und Kostja Zetkin sowie Sohn Lukas Zetkin.} Sie arbeitet ärztlich, anscheinend mit allerhand Erfolg; \neueseite{542827} aber auch schwierig. Sie wohnen in Vorstadt, um Stadt erreichen zu können, vermissen sehr die Ruhe des Draußenlebens. Wollen nach Korsika, mit Zelt. Lukas\IN{\zetkinsohn} ist in Falkenlager in England. -- 7\,--\,9 mit \uline{Reinhard} Kaufmann\IN{\reinhardkaufmann}. Er ist seit Freitagmittag hier, wohnt im selben Hotel. Will abends noch zum Louvre. Ich geh' nicht mit, zu müde. \tbentry{1}{8}{1937}{} Vormittags Sitzung des Kongresskomitees (ich, Neurath\IN{\neurath}, Frank\IN{\frankphilipp}, Reichenbach\IN{\reichenbach}, Rougier\IN{\rougier}, J\o rgensen\IN{\joergensen}). Über die ,,\uline{Erkenntnis}\II{\erkenntnis}``. Reichenbach\IN{\reichenbach} ist sehr dafür, sie ganz aufzugeben, und nur internationale Zeitschrift zu machen; Neurath\IN{\neurath} möchte sie behalten, und eine zweite Zeitschrift daneben. Dann über Reichenbach\IN{\reichenbach} und Enzyklopädie;\II{\enzyklopaedie} Rey\IN{\abelrey} gibt Darstellung der Vorgänge; ich sage, dass nach der Korrespondenz das nicht so gewesen ist, sondern \ldots , und dass Neurath\IN{\neurath} nur das allgemeine Prinzip vorgeführt hat, wie bei allen Autoren. Wir machen schließlich Rey\IN{\abelrey} den Vorschlag, ins Advisory Komitee zurückzukehren und in den weiteren Bänden seine Theorie darzustellen; er will es sich überlegen. -- Mittagessen mit Reichenbach\IN{\reichenbach} und J\o rgensen\IN{\joergensen}. -- Nachmittags erste Sitzung des \uline{Internationalen Philosophiekongresses}\II{\internationalerphilosophiekongress}.\fnE{Internationaler Philosophiekongress ,,Einheit der Wissenschaft`` 1937 in Paris \blockade{} Stadler usw. Publikation Erläuterungen \blockade{}} Vorträge: Tarski\IN{\tarski}, Scholz\IN{\scholzheinrich}, Hermes\IN{\hermes}, Cartan\IN{\cartan}. Dann zusammen mit \uline{Scholz}\IN{\scholzheinrich}, Hermes\IN{\hermes}, Gentzen\IN{\gentzen}. Hermes\IN{\hermes} hat schönen klaren Vortrag gehalten, begabt, gut darstellend. Scholz\IN{\scholzheinrich} klagt, dass es schwer ist, Nachfolger heranzuziehen; Oskar Becker\IN{\beckeroskar} habe sich leider zur Geschichte gewendet; Hermes\IN{\hermes} wird zur Mathematik gehen (er wollte zu Hilbert\IN{\hilbert}; aber nach dem neuesten Angriff auf diesen\fnE{Angriff auf Hilbert \blockade{}} \gestrunl\ hat er das Gesuch um Stipendium dafür \gestrunl\ zurückziehen müssen). Ich schlage ihm vor, in seiner Sammlung Heft über Synopsis der symbolischen Systeme zu machen; später auch der Umformungsregeln anderes Heft. Ich spreche mit Hermes\IN{\hermes} über Durchführung; Fragebogen für die Autoren; den will ich gerne durchsehen und beraten. Scholz\IN{\scholzheinrich} sagt mir in beruhigender Weise, dass \sout{er} H\editor{ermes}\IN{\hermes} seine eigenen Fähigkeiten gar nicht überschätzt; dass seine Aufgabe ist, \editor{dass er} diese jungen Leute wie Hermes\IN{\hermes} \neueseite{542823} heranzieht und ausbildet, die dann das durchführen werden, was er selbst nicht leisten könne. Er ist jetzt mit Arnold Schmidt\IN{\arnoldschmidt} und Bachmann\IN{\bachmannfriedrich} an der mathematischen Enzyklopädie, Kapitel Grundlagen, beschäftigt.\fnE{Enzyklopädie \blockade{}} -- Abendessen im Harcourt mit Neurath\IN{\neurath}, Frank\IN{\frankphilipp}, \uline{Hull}\IN{\hull} (Yale\II{\yale}), Fräulein Frenkel\IN{\frenkelelse}.\fnE{Else Frenkel-Brunswik.} Hull\IN{\hull} erzählt noch von der Methode seiner Arbeit; er lädt mich, Neurath\IN{\neurath}, Frank\IN{\frankphilipp} (jeden einzeln) ein, \gestrunl\ ihn zu besuchen, und bei ihm auf dem Lande zu wohnen (Zimmer der Tochter, die in \textit{NY} Kunst studiert). Er sagt, dass Northrop\IN{\northrop} aus theologischer Schule kommt; ich erzähle Feigls\IN{\feigl} Fehlleistung. -- \uline{Frau Kaufmann}\IN{\kaufmannfrau} kurz gesprochen; K\editor{aufmann}\IN{\kaufmannfelix}\fnE{Hier offenbar Felix Kaufmann und seine Frau.} sorgt sich sehr um \textit{Waismann}\IN{\waismann}; er ist nur für 3 Monate nach England eingeladen. \tbentry{2}{8}{1937}{} Meinen Vortrag vorbereitet. 3\textsuperscript{h} mein Vortrag ,,Einheit der Wissenschaft aufgrund der Einheit der Sprache``, frei und schnell gesprochen; lebhafte Diskussion. Reinhard\IN{\reinhardkaufmann} \gestrunl\gestrunl{} hört auch zu. Dann Vorträge: Lutman\IN{\kokoschinska}, Neurath\IN{\neurath}, Hempel\IN{\hempel}. Mit Scholz\IN{\scholzheinrich} im Caf\'{e}. \tbentry{3}{8}{1937}{Ina} 9\textsuperscript{h} Vorträge: Bernays\IN{\bernays} (sehr philosophisch; ich diskutiere: man muss psychologische und logische Fragen unterscheiden!) und Fraenkel\IN{\fraenkelabraham} in Vollsitzung. Mit Reichenbach\IN{\reichenbach} gesprochen. Mittags mit Neurath\IN{\neurath} (auf seine Bitte, um mal persönlich zusammen zu sein) und Frank\IN{\frankphilipp} in Franks\IN{\frankphilipp} Hotel. Dann gleich zur Nachmittagssitzung 3\textsuperscript{h}; ich Vorsitzender (auf Französisch): Gonseth\IN{\gonseth}; dann liest Frau Lucie\fnA{Original \original{Lucy}.} Friedmann\IN{\friedmannlucy} Schlicks\IN{\schlick} \textit{MS} ,,Der Wiener Kreis und die \ldots\ Philosophie`` (französische Übersetzung);\IW{\schlicklecole}\fnE{Schlick, ,,L’Ecole de Vienne et la Philosophie Traditionelle``.} dann gebe ich Vorsitz an Gonseth\IN{\gonseth} ab. Inoffizielle Diskussion mit Bernays\IN{\bernays}; dabei Tarski\IN{\tarski}, Fraenkel\IN{\fraenkelabraham}, Scholz\IN{\scholzheinrich} und andere. Tarski\IN{\tarski} und ich sind einig, dass wir Bernays\IN{\bernays} ,,philosophische`` Probleme der Mathematik nicht verstehen, die er noch außer den logischen haben will. -- Im Caf\'{e} mit anderen. \tbentry{4}{8}{1937}{} Nicht mehr zum Kongress, nichts Lohnendes mehr dort. 11\textsuperscript{h }Komitee-sitzung wegen ,,Erkenntnis``\II{\erkenntnis}; ob sie nach einem Jahr noch weitergeführt werden soll, bleibt offen; zunächst Rougiers\IN{\rougier} Name (für Reichenbach\IN{\reichenbach}), \neueseite{542829} 3\,--\,11 Ausflug in Autobus nach \uline{Port Royal} (Pascal) und \uline{Versailles}. Hempels\IN{\hempel}\IN{\hempelfrau} und Reinhard\IN{\reinhardkaufmann} auch mit. Ferner gesprochen: Meiner\IN{\meinerfelix} (wegen Zeitschrift), einen griechischen Professor aus Saloniki, der erstaunt ist, dass ich so jung bin; 2 japanische Professoren, anscheinend aufgeklärt, 1 liest Erkenntnis\II{\erkenntnis}, der andere \uline{Kant}\IN{\kant}; Landgrebe\IN{\landgrebe}, Utitz\IN{\utitz}, Murphy\IN{\murphy}. Reinhard\IN{\reinhardkaufmann} fragt nach der Einheit der Wissenschaft; er meint, wenn auch nur 60\,\% davon stimme, wäre es interessant genug, es weiter zu betreiben. -- Nachts noch mit Hempels\IN{\hempel} und Reinhard\IN{\reinhardkaufmann} durch die \gestrunl\ erleuchtete Ausstellung;\fnE{Die Weltausstellung in Paris fand Ende Mai bis Ende November 1937 statt.} wir treffen Tarski\IN{\tarski} und Frau Kaufmann\IN{\kaufmannfrau}; Schiff auf der Seine. \tbentry{5}{8}{1937}{} 10\,\textonehalf{} \uline{Tarski}\IN{\tarski} im Harcourt. Über seine persönliche Lage. Er geht jetzt zu Woodger\IN{\woodger} für kurze Zeit. Ich rate, Diskussion mit Stebbing\IN{\stebbing} Gruppe zu veranstalten, aber er kann noch nicht genug Englisch; bisher mit Woodger\IN{\woodger} immer Deutsch gesprochen, jetzt aber ausgemacht: nur Englisch. Dann mit ihm und Lutman\IN{\kokoschinska} einige Fragen zu Testability\IC{\lewisaufsatz}. -- Mittags mit \uline{Reinhard}\IN{\reinhardkaufmann} gegessen, zum Abschied. 3 mit Reichenbach\IN{\reichenbach} und anderen im Harcourt über Induktion; später mit Tarski\IN{\tarski} und Lutman\IN{\kokoschinska} nochmal Hosiassons\IN{\hosiasson} Fragen über Testability\IC{\lewisaufsatz}.\fnE{Hosiassons Fragen \blockade{} MSzn: es gibt ein Manuskript von Hosiasson von 1941 mit kritischen Fragen zu TaM.} -- Abends mit Hempels\IN{\hempel} durch den Bois de Boulogne spazieren. \tbentry{6}{8}{1937}{} Ausstellung, zum ersten Mal, endlich. -- Nachmittags mit Hempels\IN{\hempel}\IN{\hempelfrau} in die Kunstausstellung, und Kolonialausstellung; wieder Tarski\IN{\tarski} und Lutman\IN{\kokoschinska} getroffen. Hempels\IN{\hempel}\IN{\hempelfrau} reisen ab. -- Ich 8\textsuperscript{h} zur Schlusssitzung des Kongresses: Reden der Delegierten in alphabetischer Reihenfolge: erst Deutschland (Heyse\IN{\heyse}); Österreich (\ldots ) sehr naiv: die ganze Welt erwartet Entscheidendes von der Philosophie, und zwar wartet sie auf das erlösende Wort von diesem Kongress (!); wenn er es findet kann er beruhigt dem nächsten Kongress entgegensehen unter dem Motto ,,Le jour de gloire \neueseite{542821} est arriv\'{e}``. Grisebach\IN{\grisebach} und Schmalenbach\IN{\schmalenbach} getroffen. Ich halte es nicht länger aus und laufe hinaus. Allmählich kommen mehrere. Im Harcourt mit Tarski\IN{\tarski}, Lutman\IN{\kokoschinska}, Oppenheim\IN{\oppenheim} und anderen. \tbentry{7}{8}{1937}{} Zum Verlag \uline{Hermann}\II{\verlaghermann}.\fnA{Original \original{Herman}.} Freymann\IN{\freymann} gibt mir nochmal die ganzen Akten von 1935, obwohl ich sage, dass ich 3 Bände bekommen habe. Er meint, die Sonderdrucke seien vom Zollamt \textit{NY} nicht zurückgekommen. Er will aber hinschreiben. Er schlägt mir vor, Untersammlung herauszugeben, wie Morris\IN{\morris}, Tarski\IN{\tarski}, Reichenbach\IN{\reichenbach}. Überdeckung der Gebiete schade nichts, da mehr als persönliche Auswahl gemeint. -- In Eile zum \textit{AE}; Geldwechsel, Fahrkarte. Nachmittags Jacke gekauft, nochmal Hermann\II{\verlaghermann} (\textit{s.o.}). Dann zur Ausstellung, schreckliche Hitze. Russland-Haus; 9\,--\,11 russisches Kino ,,Tschapajeff``.\fnE{,,Tschapajew`` (1934) von Sergei und Georgi Wassiljew. 1937 erhielt der Film auf der Pariser Weltausstellung den Grand Prix.} \textonehalf{} Stunde für Dampfer angestanden, dann Dampferfahrt \sout{durch die be} zwischen den beleuchteten Ufern. 12\textsuperscript{h} zu Hause. \tbentry{8}{8}{1937}{} Plötzlich ruft \ulinestr{\ulinesp{Maja}}\IN{\maja} an: eben angekommen (obwohl ich ursprünglich gestern fahren wollte, und nur aus Faulheit heute nicht den Frühzug genommen habe). Sie kommt 12\textsuperscript{h} ins Hotel, sieht jung und blühend aus, in großem Sombrerohut, weint und ist rührend; 2 große nasse Flecken auf dem Hemd und einer auf dem Schlips. Fährt mit zum Bahnhof, kauft mir noch Obst. 1,45 \ulinestr{\ulinesp{Abfahrt}}, über Straßburg-Kehl. Große Hitze, nach 23\textsuperscript{00 }\uline{Karlsruhe}\ort{Karlsruhe} (Hotel Reichshof, gegenüber Bahnhof, sehr gut. Billiges schönes Zimmer: 5 \textit{M} mit Frühstück und Bedienung). \tbentry{9}{8}{1937}{} Ab 11,25; über Stuttgart -- Ulm. 17,17 \uline{München.\ort{München} Elisabeth}\IN{\elisabeth} ist in der Halle des Kaiserhofs. Abends bin ich bei \uline{Rohs}\IN{\rohfranz}\IN{\rohhilde}, auch \uline{Horns}\IN{\hornwilhelm}\IN{\hornhilde} \neueseite{542825} kommen. Ich erzähle von Amerika und Paris. Horns interessieren sich für Amerika, er bekommt aber keinen Pass. Hilde\IN{\rohhilde} reist ab. Ich treffe im Kaiserhof Elisabeth\IN{\elisabeth} und Frau \uline{Merkel}\IN{\merkel}; in deren Auto \ulinestr{\ulinesp{nach Stockdorf}}.\ort{Stockdorf} Annemarie\IN{\annemarie}; Johannes\IN{\johannes} schläft. \tbentry{10}{8}{1937}{} Gepackt, geschrieben. 12,35 nach Starnberg, Auto nach \ulinestr{\ulinesp{Söcking}}.\ort{Söcking} Maue\IN{\maue} und Gittli\IN{\birgit} holen mich ab; \uline{Gittli}\IN{\birgit} so erwachsen, ein richtiges ernstes Mädchen mit stillen klugen Augen. Gerhard\IN{\gerhardgramm} ist krank zu Bett, Gramm\IN{\gramm} in München. Mit Maue\IN{\maue} geplaudert, mit Gittli\IN{\birgit} Brettspiele; und am Planschbecken gelegen. Gewitter, es kühlt ab. Ich erzähle von Amerika usw. Abends Maue\IN{\maue} lang über Elisabeth\IN{\elisabeth}, und dass die Kinder so schlecht angezogen seien usw. Sie kommt noch in mein Bett, erzählt von Hellmuth\IN{\gall}. Seit 1\,\textonehalf{} Jahren hat sie ihn nicht gesehen. Es war ein Abschied ohne deutliche Deklaration. Ich bitte sie, ihm Worte freundlicher Erinnerung zu schreiben, damit er sich nicht verletzt fühlt, wie bei Elisabeth\IN{\elisabeth}. \tbentry{11}{8}{1937}{} Vormittags \uline{mit Gittli\IN{\birgit} spazieren}. Am Waldrand gelegen. Sie erzählt, wie sie sich allerhand Tiere zu besitzen träumt. Sie singt Lieder vor (,,Kein schöneres Land in dieser Zeit \ldots``). Mittags kommt \uline{Gramm}\IN{\gramm} aus München zurück. Nachmittags kommen \uline{Lütte}\IN{\luette}\fnE{Anne Elisabeth Girardet.} und Kurt \uline{Girardet}\IN{\girardet} mit kleiner Tochter Schnecke\IN{\schnecke}. Sie fahren morgen ganz früh weg, nehmen Gittli\IN{\birgit} mit nach Hasenwinkel in Mecklenburg, lassen Schnecke hier. -- Ich wohne heute bei Görtzens\IN{\goertzen}. \tbentry{12}{8}{1937}{} Vormittags mit Maue\IN{\maue} spazieren; nachmittags auch etwas. Über allerhand Leute gesprochen; Maue\IN{\maue} oft kritisch (und ein wenig empfindlich). Wir verstehen uns aber sehr gut. Abends zeige ich beiden Fotos aus Amerika und erzähle ein wenig dazu. Ich schlafe im Wohnzimmer; Maue\IN{\maue} kommt noch und schläft in meinem Arm. \neueseite{542837} \tbentry{13}{8}{1937}{} Vormittags mit Maue\IN{\maue} und Gerhard\IN{\gerhardgramm} spazieren. Er versklavt sie sehr, lässt sich \gestrunl\ oft als Känguruhjunges tragen, und mauzt die ganze Zeit, ist auch wohl noch müde vom Fieber der letzten Tage. Der riesige Unterschied zwischen der überlegten, sachlichen, konsequenten und ordentlichen Behandlung des Pflegekindes Schnecke\IN{\schnecke} (von Lütte\IN{\luette}) und der subjektiven, immer wohlwollend interpretierend, übermäßig nachgiebigen Behandlung von Gerhard\IN{\gerhardgramm} ist sehr auffallend. -- 13,46 mit Autobus ab, \ulinestr{\ulinesp{nach Stockdorf}}.\ort{Stockdorf} Nur \sout{Gittli} \uline{Eline}\IN{\eline} zu Hause. Sie spielt schön Klavier, aus dem Bach\IN{\bach}büchlein. Abends kommen Elisabeth\IN{\elisabeth}, Annemarie\IN{\annemarie}, Johannes\IN{\johannes}, Ursula Rusche\IN{\ursularusche} aus der Stadt. Sie waren \sout{noch} mit Rusche\IN{\ruscheotto} zusammen, der nach Gastein zurückgefahren ist. Abends bis nach 11 Uhr mit \ulinestr{\ulinesp{Elisabeth}}\IN{\elisabeth} in ihrem Zimmer; sie kann gar nicht Schluss machen, obwohl ich sehr müde bin. Sie liest aus Hannes\IN{\hanne} Brief vor: Man soll sich an das Wesentliche im Menschen halten, unabhängig davon, ob er grün oder rot ist, so wie sie selbst es auch mit Elisabeth\IN{\elisabeth} mache. (Elisabeth\IN{\elisabeth} meint aber, sie und Broder\IN{\christiansen} seien weder das Eine noch das Andere, sondern schwebten darüber; gibt aber schließlich zu, dass sie trotz Kritik die Richtung bejahe). Sie erzählt von dem sparsamen Leben, und wie sie immer in Druck komme, wenn plötzlich das Geld nicht ausreicht; meist werde dann allerdings plötzlich geholfen, aber es fehle die Sicherheit. \tbentry{14}{8}{1937}{} Vormittags in die Stadt. Zahnarzt Schädel\IN{\schaedel}; Besorgungen. -- Nachmittags mit Elisabeth\IN{\elisabeth} über Annemarie\IN{\annemarie}: Wahl zwischen Schule zum Abitur oder Ausbildung als technische Assistentin. Abends zeige ich Fotos und erzähle von Amerika, bis nach 11\textsuperscript{h}. \tbentry{15}{8}{1937}{} Regen. Mit Elisabeth\IN{\elisabeth} etwas spazieren. Wir erfahren, in den Bergen sei alles überfüllt, nur im Vorland noch frei! -- Mit Elisabeth\IN{\elisabeth} über Kinderausgaben. \tbentry{16}{8}{1937}{} Mit Elisabeth\IN{\elisabeth} über \uline{Monatsgeld}. Wir kommen überein, 400 monatlich, und dann nicht so kleine Änderungen wegen Ferien hier oder bei Agnes\IN{\agnes} usw., \neueseite{542839} damit der ganze Kleinkram wegfällt. (Ich erkläre: \$\,435, davon ab 60 für Versicherung, 375; hiervon $\nicefrac{1}{3}$: 125\,\$, \gestrunl\ zu 3 = Dollar \textit{ca.} 375; dazu $\nicefrac{1}{3}$ von den 60 \textit{M }Einkommen in Deutschland; rund 400 \textit{M}). Später meint sie, ob ich nicht 450 geben könnte, aber darauf möchte ich mich nicht festlegen. Sie meint auch, Agnes\IN{\agnes} könnte mir weiter beitragen; aber ich sagte, ich wollte das nicht gern, wüsste nicht, wie Agnes\IN{\agnes} sich dazu stellt usw. Sie meint, wenn Annemarie\IN{\annemarie} im Winter ins Lager ginge, solle dieses Geld doch weitergehen. Ich sage: psychologische Gefahr, dass sie sich an einen zu hohen Standard gewöhnt; nachher, mit Annemaries\IN{\annemarie} Kursus, wird es \textit{ca.} 100 \textit{M} mehr Belastung im Monat, und dann wird die Umstellung ihr schwer fallen. Sie meint: Nein, sie wird zunächst Schulden abzahlen und dann Reserve schaffen, Sie will mir auch \gestrunl\ genaue Abrechnung der Kinderausgaben immer liefern. -- Nachmittags nach München zu Besorgungen. \uline{Ina} ist plötzlich da! Schorli\IN{\kampfkeschorli} ist abgefahren, um das Auto in Nürnberg zum Verkauf abzuliefern. Ina will, auf mein Zureden, heute Abend zu Gramms\IN{\gramm}\IN{\maue} nach Söcking, und uns morgen treffen. \tbentry{17}{8}{1937}{} Stockdorf ab 8,33. In Starnberg \textonehalf{} Stunde Aufenthalt. \uline{Ina} kommt, war in Söcking, will noch einen Tag bleiben. Ich mit Annemarie\IN{\annemarie}, Johannes\IN{\johannes} und Eline\IN{\eline} weiter, 11,02 Klais, zu Fuß \ulinestr{\ulinesp{nach Elmau.}}\ort{Elmau} Nach dem Essen schöne Ruhe auf der Liegeterrasse. Regen. Tee bei \uline{Maina};\IN{\maina} es geht ihr nicht gut, mit Magen usw., sie erwartet wieder ein Kind. -- Abends Tanzabend. Ich tanze mit Annemarie\IN{\annemarie}, Maina\IN{\maina}, Almut\IN{\almut}. Mit Maina\IN{\maina} schönen Walzer. Anstrengend für mich, aber beschwingender Rhythmus. -- Maina\IN{\maina} kommt noch zu mir, in meinen Arm. Erzählt von sich; sie leidet unter der vielen Trennung; Gerhard\IN{\gerhard} kommt seit Jahren fast \neueseite{542831} nur über Wochenende nach Hause. Sie denkt noch an früheres Zusammensein: Seefeld, Wien. \tbentry{18}{8}{1937}{\kreis} Mit Maina\IN{\maina} und den Kindern spazieren, Schachenweg hinauf, Ferchenbachweg zurück. Mittags kommt \uline{Ina}, von Söcking. Es hat ihr gut gegangen bei Gramms\IN{\gramm}\IN{\maue}. Nachmittags mit ihr und Annemarie\IN{\annemarie} zusammen zum Ferchensee. -- Abends Violinkonzert: Brahms\IN{\brahms}, Bach\IN{\bach} (ergreifend schön), Mozart\IN{\mozart}. Ina wohnt im ,,Baubüro``. \tbentry{19}{8}{1937}{} Mit Ina spazieren, Schachenweg. Sie erzählt, und wir besprechen alles Nötige. \sout{Nachmittags mit Ina} Auf Zureden von Maina\IN{\maina} bleibt Ina noch 1 Tag länger. -- Nachmittags mit Ina nach Klais hinunter; dort \uline{Sonja}\IN{\sonja} für einige Stunden. Sie hat Hanneliese\IN{\hanneliese} 3 Monate gehabt, und sich sehr mit ihr abgegeben. Sie macht ungehemmteren Eindruck, ist weniger grüblerisch, mehr auf andere Menschen und größere Zusammenhänge eingestellt, fragt nach Amerika, Deutschland usw. Sie macht sich Gedanken über Hannelieses\IN{\hanneliese} Beruf; Kunstgewerbe bedenklich, vielleicht Heilmassage richtiger. Wir sitzen im Wald. Zuletzt noch auf den Grashügel. Bei Annäherung doch noch Hemmungen; sie sagt dann, ich solle das vergessen, es komme manchmal (auch Psychoanalyse habe nichts geholfen). 18,20 fährt sie nach München zurück, (dann nach Nauheim zur Kur, ihres Herzfehlers wegen; dann Paris). -- Ina und Annemarie\IN{\annemarie} kommen mir entgegen. \tbentry{20}{8}{1937}{} \uline{Ina} reist \uline{ab} (um die Kinder und Maina\IN{\maina} nicht zu stören). Annemarie und ich begleiten sie halb hinunter. Dann wir von Kranzbach hinauf über nasse Wiesen auf die Alm; hinunterzu treffen wir Maina\IN{\maina}; sie ist zurückhaltend wegen Annemaries\IN{\annemarie} Eifersucht. -- Regen. Nachmittags \uline{Dr. Müller}\IN{\muellerjohannes}, Fragenbeantwortung. Er fühlt sich als Prediger in der Wüste; keiner folge dem, was er sage; er kämpfe ganz allein, der jetzige Religions\neueseite{542835}kampf gehe am Wesentlichen vorbei. -- Tanzabend. Ich tanze diesmal mehr; es strengt mich aber zu sehr an. -- \uline{Maina}\IN{\maina} noch bei mir, im Kleid, während ich ausgezogen im Bett. (Almut\IN{\almut} kommt herein.) Sie sagt, dass ich \gestrunl\ so sei, dass ich nie Kummer hätte wie andere (aus Sehnsucht, oder wegen Nicht-Erwiderung). \tbentry{21}{8}{1937}{} Vormittags kommt \uline{Hanneliese}\IN{\hanneliese} plötzlich; sie war 3 Monate in Siebenbürgen. Mit ihr und Annemarie\IN{\annemarie} Ferchenbachweg. Sie ist lebhaft, fragt mehr als Annemarie; ich muss genau erzählen vom Kongress Paris, von Amerika usw. -- Nachmittags Regen; Schreibspiele. -- Abends Konzert: Beethoven\IN{\beethoven}, Reger\IN{\rjreger}, Mozart\IN{\mozart}. Dabei treffen wir Gerhard Bachmann\IN{\gerhard}, der für das Wochenende herauf gekommen ist. -- Noch spät Briefe geschrieben. \tbentry{22}{8}{1937}{} (Hanneliese\IN{\hanneliese} geht zur Kirche nach Mittenwald). Wir treffen Hanneliese\IN{\hanneliese} auf dem Ferchenbachweg; gehen zusammen Schachenweg. -- Nachmittags mit Annemarie zum Tee bei Maina\IN{\maina}; dabei \uline{Gerhard} Bachmann\IN{\gerhard}, Graf von der Goltz\IN{\grafgoltz} und Frau\IN{\grafgoltzfrau} (Norwegerin). Gerhard\IN{\gerhard} spricht lebhaft über den Sinn der Krankheiten; wenn man sie wegnimmt, muss man bei den Menschen eine metaphysische Lücke ausfüllen usw.; Erziehungsaufgabe des Arztes, es fehle eine Philosophie der Medizin; er spricht eindringlich und suggestiv, aber mehr wie ein Künstler als als Denker. Um 5\textsuperscript{h} fährt er wieder nach München. -- Abends Tanz; Besuch mit den Kindern im Teesalon bei Apfelsaft; sie genießen alles sehr. \tbentry{23}{8}{1937}{} Ganzen Tag starker Regen. -- Vormittags geschrieben. Schreibspiele mit den Kindern. Nachmittags mit Kindern zum Tee bei Maina\IN{\maina}. 5\textsuperscript{h }Konzert, zur Erheiterung der Gäste (2 Mozart\IN{\mozart}-Sonaten, 1 Schubert\IN{\schubertfranz}). Abends Tanz, und dann Teesalon. \tbentry{24}{8}{1937}{} Wegen Überschwemmung kein Zugverkehr; wir können nicht abreisen! \neueseite{542833} Schachenweg; großes Stück überschwemmt, Ufer zerstört. -- Nachmittags Ferchenbachweg, große Zerstörung. -- Maina\IN{\maina} abends wie immer sehr müde, um 8\textsuperscript{h} schon zu Bett. Ich bei ihr im dunkeln Zimmer. Sie fürchtet, bei der Geburt zu sterben (wie ihre Mutter) \gestrunl\gestrunl , sie hatte schon mal Embolie. Sie leidet unter der Einsamkeit, ist aber nicht auf andere Menschen jetzt eingestellt, sondern ganz nach innen und auf das Kind. Ich sage ihr, wie schön es für mich war, in ihrer Nähe zu sein. -- Zum dritten Mal ,,letzter Tanzabend`` und danach im Teesalon. \tbentry{25}{8}{1937}{} Annemarie\IN{\annemarie} und Johannes\IN{\johannes} fahren zu Rad nach Hause. Ich 10\textsuperscript{h} mit Hanneliese\IN{\hanneliese} und Eline\IN{\eline} zu Fuß nach Klais; Maina\IN{\maina} begleitet uns ein Stück. Die Züge gehen wieder! 12,30 ab Klais. 3\textsuperscript{h} \ulinestr{\ulinesp{in Stockdorf}}.\ort{Stockdorf} Mit Elisabeth\IN{\elisabeth} auf der Gartenterrasse. Sie wünscht: Die Schuld von 200 \textit{M} soll gestrichen werden; ich möchte 450 monatlich geben, mir dafür von Agnes\IN{\agnes} wieder Zuschuss geben lassen. Ich sage, dass ich nicht weiß, ob das geht. Wieder über das Problem der richtigen Einteilung vom Einkommen her. Abends \textonehalf{}\,8\,--\,\textonehalf{}\,10 \uline{Franz Roh}\IN{\rohfranz}; erst zum Abendessen, dann mit ihm spazieren. Es geht ihnen wirtschaftlich nicht mehr gut. Ein großer Teil des \sout{ge}\gestrunl{} Vermögens ist aufgebraucht. Sie besitzen mit anderen ein Haus in Dresden. Er kann nicht Aufsätze oder Fotos anbringen, weil die Schriftstellerkammer ihn nicht aufgenommen hat, ohne Antwort gelassen. Er möchte am liebsten fort, meint, dass er auch englisch vortragen könnte, Hilde\IN{\rohhilde} möchte dableiben. Er erzählt vom Zusammensein mit Freyer\IN{\freyer} und Flitner\IN{\flitner}. Deren Ansicht über Positivismus: Flitner\IN{\flitner} unnachgiebig: Auch das wissenschaftliche Denken bedarf der Metaphysik, um nicht leer und unfruchtbar zu sein. Freyer\IN{\freyer} unklar schillernd: Der Positivismus habe im Grunde Recht, seine Methode könne aber bei den Geisteswissenschaften vorläufig nicht angewandt werden. Moholy\IN{\moholy} kommt vielleicht nach Chicago an eine Kunstschule.\fnE{Vgl. TB~7.\,X.\,1937\diaryref{TB-7-X-1937}.} -- Noch lange gepackt. \neueseite{542841} \tbentry{26}{8}{1937}{} Alle mit zur Bahn; Annemarie\IN{\annemarie} mit nach München. 9,35 von München, über Salzburg, 18,15 \ulinestr{\ulinesp{an Wien}}.\ort{Wien} Ina am Bahnhof; sie wohnt bei Stögers\IN{\stoegers}, die sich wirklich freuen, sie zu haben; Erfolg erweckt Sympathie. Zusammen ins Hotel Regina bei Votivkirche. Zimmer für mich, 9 \textit{S}. Mit Ina gegessen, allerhand berichtet, geplant, kalkuliert. Nach 9\textsuperscript{h} fährt sie hinaus. \tbentry{27}{8}{1937}{} 11 zu \uline{Springer},\II{\springerverlag} Direktor Lange\IN{\langetoenjes}; sehr freundlich. Ich kann Logistik\IC{\logistik}\IC{\symbolischelogik}\fnE{Carnap, \textit{Abriß der Logistik}. Vgl. TB~25.\,X.\,1936\diaryref{TB-25-X-1936}.} auch später abliefern; größerer Umfang ist ihm sehr recht, weil damit noch stärker Änderung betont, sodass auch Besitzer der ersten Auflage kaufen; er hofft, dass die große Investition für die Symbole nur damals war, und ich jetzt dieselben verwende, sodass der Preis nicht höher wird bei Vergrößerung. Für Sammlung\II{\sammlung}\fnE{Schriften zur wissenschaftlichen Weltauffassung.} möchte er Programm von Namen und Themen, auch noch ohne Einverständnis der Autoren; auch englisch, glaubt das billiger machen zu können, wegen englisch-amerikanischem Markt. Krafts\IN{\kraftvictor} Buch soll noch unter Schlicks\IN{\schlick} Namen erscheinen (vermutlich auch Waismanns\IN{\waismann}?).\IW{\kraftwertlehre}\IW{\waismannbuch}\fnE{Kraft, \textit{Die Grundlagen einer wissenschaftlichen Wertlehre} ist in der von Schlick und Frank herausgegebenen Reihe \textit{Schriften zur wissenschaftlichen Weltauffassung} erschienen, Waismann, \textit{Logik, Sprache, Philosophie} war für die selbe Reihe geplant, erschien aber erst nach Waismanns Tod.} -- Von Mises\IN{\mises} kommt, nur kurz begrüßt. -- Mittags mit \uline{Neider}\IN{\neider}. Über \textit{MS} Loehrich\IN{\loehrich};\fnE{MS nicht überliefert.} ich sage: sehr begabt, aber nicht reif für Veröffentlichung. Er sagt, dass Loehrich\IN{\loehrich} nach 2 Stunden Analyse die Freudsche\IN{\freudsigmund} Theorie umwerfen will. Neider\IN{\neider} nimmt seit 1936 Psychoanalyse, monatlich 500 \textit{S}! Nachmittags \uline{Schächter}\IN{\schaechter} kurz. Sein Buch möge in Erkenntnis\II{\erkenntnis} besprochen werden. Hat neues Buch: kritische Grammatik.\IW{\schaechtergrammatik}\fnE{Schächter, \textit{Prolegomena zu einer kritischen Grammatik}. Rezension \blockade{}} \sout{Ich rat} Springer\II{\springerverlag} wolle es nicht, weil erstes Buch schlecht gegangen; ich rate: Sithoff; \sout{oder} für Aufsätze Theoria\II{\schwedischezeitschrift} oder englisch. -- 4\,\textonehalf{}\,--\,7\,\textonehalf{} \uline{Waismann}\IN{\waismann} im Arkaden. Buch bald fertig.\IW{\waismannbuch}\fnE{Wie oben das erst posthum erschienene Waismann, \textit{Logik, Sprache, Philosophie}.} Mit Wittgenstein\IN{\wittgenstein} verkracht: dieser kam letzte Weihnachten, machte Waismann\IN{\waismann} Vorwürfe, dass er im Identitätssatz\IW{\waismannidentitaet}\fnE{Waismann, ,,Über den Begriff der Identität``.} nur von ,,Anregung durch Wittgenstein`` gesprochen habe, anstatt: ,,stammt von Wittgenstein\IN{\wittgenstein}``; Waismann\IN{\waismann} war sehr böse, dass \neueseite{542849} er jetzt, nach dem Tode Schlicks\IN{\schlick}, nichts davon sagte und nach dem Ergehen fragte, sondern die ganze Zeit nur darüber, und dass er bei einem künftigen Aufsatz das nachholen müßte usw.; er selbst sagt ihm ,,Nehmen Sie zur Kenntnis, dass ich eitel bin``, usw. Englandstipendium reicht nur für ihn, kaum etwas für Familie; er weiß noch nicht, wo er dann unterkommen soll. -- Bronja Wistrich\IN{\wistrichbronja} und Schwester, und \uline{Erna}\IN{\loewenbergerna} begrüßt; mit Erna\IN{\loewenbergerna} über Geldfragen usw., und über den Charakter der Amerikaner. -- Mit Ina im Hotel zu Abend. -- Geschrieben. \tbentry{28}{8}{1937}{} \textonehalf{}\,11\,--\,\textonehalf{}\,12 \uline{Gödel}\IN{\goedel} Arkadencaf\'{e}. Er sieht blaß und schmal aus. \sout{\unl Vor} Hat letztes Semester Vorlesungen gehalten. Überlegt Chancen als Mathematiker in Deutschland oder Amerika; schwierig, weil hauptsächlich Grundlagenfragen; oder Philosophie. Fragt nach Prager Stellung. Auch über logische Probleme (etwas über Sprache ohne Typen). \sout{Mittags mit Ina} -- Ina kommt mit Theodor\IN{\theodor}; kurz gesprochen. -- Mit Ina zum Rathauskeller, mit \uline{Franz Stöger}\IN{\stoegerfranz} und Frau \uline{Hansi}\IN{\stoegerhansi}. Sie waren in Paris. Er will nichts mehr für den Bruder tun; er habe ihn früher gewarnt, und alles sei so eingetroffen, wie er gewarnt habe. -- 5 mit \uline{Gomperz}\IN{\gomperz} in Arkaden. Er will nicht ganz nach Amerika, weil er später Pension in Wien aufzehren muss, und weil Bibliothek nicht nach Amerika kann; auch Bedürfnis mit Schülern und anderen über griechische Philosophie zu sprechen; in Los Angeles kann keiner Griechisch. Die Studenten wollen etwas über Positivismus hören, darum wird er (Privat-)Seminar darüber machen; ,,Testability``\IC{\lewisaufsatz}\fnE{Carnap, ,,Testability and Meaning``.} sei außer der Kritik der Vernunft das einzige philosophische Werk, das er zweimal gelesen habe, er hat die Hefte bestellt! Er hat Schillers\IN{\schillerfcs} Professur, viele Wochenstunden, nicht viel Gehalt; Schiller\IN{\schillerfcs} hat bis vor 2 Jahren gelesen, ist plötzlich gestorben.\fnE{F.C.S. Schiller war Anfang August 1937 in Los Angeles gestorben, Gomperz übernahm dessen Gastprofessur an der University of Southern California.} -- \textonehalf{}\,7\,--\,10 mit \uline{Neider}\IN{\neider} und \uline{Hollitscher}\IN{\hollitscherwalter}. H\editor{ollitscher}\IN{\hollitscherwalter} studiert Medizin, jetzt 5 Semester; macht Lehranalyse, will Psychoanalytiker werden; hat Stipendium von Psychoanalytikern. \neueseite{542843} Er hat \textit{MS} über Schlick\IN{\schlick} für die von Juhos\IN{\juhos} geplante Gedenkschrift für Schlick\IN{\schlick}.\IW{\juhosschlick}\fnE{Mehrere von Juhos verfasste Gedenkschriften sind erst nach dem Krieg erschienen. Vgl. Juhos, „Moritz Schlick, zum 20. Todestag“.} Wir sprechen über die Modelle der unmittelbaren Wahrnehmung fremder Gefühle usw. Einiges ist in animistischer Sprache ausdrückbar, in unserer jetzigen Wissenschaftssprache nicht. \tbentry{29}{8}{1937}{} 10\,--\,11 \uline{Rand}\IN{\rand} im Arkaden. Sie sagt, sie liest gut Englisch, kann aber nicht sprechen, lernen zu teuer, wenn sie nicht vorher weiß, ob sie was damit findet (!). Ich sage, dass ich ihr sehr wenig Hoffnung für Amerika machen kann; ich gehe nicht auf ihre maßlose Selbstüberschätzung gegenüber Waismann\IN{\waismann}, Hempel\IN{\hempel} usw. ein (Neider\IN{\neider} und Hollitscher\IN{\hollitscherwalter} haben mir geraten, ihr lieber ihre Illusionen zu lassen). Sie meint, Kotarbinski\IN{\kotarbinski} Aufsatz nur 24 Druckseiten;\IW{\randkotarb}\fnE{Wie oben Rand, ,,T. Kotarbi\'{n}skis Philosophie``.} ich sage, dann weitere Kürzung nicht nötig. -- 11\,--\,12 nochmal \uline{Gödel}\IN{\goedel}. Er hat Einladung von Notre Dame\II{\notredame} für nächste Sommersemester (ab Februar); will es aber, wenn möglich, verschieben auf Herbst 38, und dann dorthin oder nach Princeton\II{\princeton} kommen, um inzwischen noch hier zu arbeiten.\fnE{Vgl. Dawson, \textit{Logical Dilemmas}, Kap. V und VI.} Die Mitarbeit am Hypothesenbericht\fnE{Dazu vielleicht auch Jan von Plato \blockade{}} hat er an Tarski\IN{\tarski} abgegeben; das eigene Buch über Grundlagen hat er zurückgestellt; Fortsetzung des Aufsatzes Unentscheidbare jetzt nicht aktuell,\IW{\goedelmetamathematik}\fnE{Gödel, ,,Über formal unentscheidbare Sätze`` ist als Teil I gekennzeichnet, der zweite Teil ist nie erschienen.} da andere Arbeiten inzwischen erschienen seien, z.\,B. mein ,,Gültigkeitskriterium``.\IC{\gueltigkeitskriterium}\fnE{Carnap, ,,Ein Gültigkeitskriterium für die Sätze der klassischen Mathematik``.} Er weiß nicht, wie und wo er Professur bekommen könnte, ob in Mathematik oder Philosophie. -- Mittags mit Ina. -- Wien ab 14,00; \ulinestr{\ulinesp{Prag}}\ort{Prag} an 20,47; Hotel \uline{Splendid}. (Zimmer \gestrunl\ ohne Bad 26, mit Bad 44 \textit{K\v{c}}, aber ohne Klo.) -- Schlecht geschlafen, Wanzen. \tbentry{30}{8}{1937}{\kreis} \gestrunl\ Frank\IN{\frankphilipp} kommt und geht mit uns in die Stadt. Bank. Zu Busch\IN{Busch}. Mittags wir mit Franks\IN{\frankphilipp}\IN{\frankphilippfrau} auf der Slavischen Insel. -- Ausgeruht. -- \textonehalf{}\,5\,--\,6 \uline{Reach}\IN{\reach} im Hotelgarten. Er will habilitieren, braucht dazu Veröffentlichungen; ich verspreche Vermittlung bei Erkenntnis\II{\erkenntnis}, Theoria\II{\schwedischezeitschrift}, Journal \editor{of} Symbolic \editor{Logic}\II{\journalsymboliclogic}, Philosophy of Science\II{\philosophyofscience}. Er sagt, dass er mehrmals Dinge bearbeitet hat, und dann von mir ein Separatum über gleiche Probleme bekam, wodurch seins zum Teil überholt wurde; er meint, ich arbeite schneller. So auch jetzt \neueseite{542845} mit seinen ,,bedingten Äquivalenzen``.\fnE{Erl zu Reach \blockade{}} Ich sage, dass ich meine, dass sowohl zum Teil durch mich angeregt, da ich über die Reduktionssätze schon in Prag gesprochen habe; er meint, das habe er nicht gewusst. -- 7\,--\,10 zu Franks\IN{\frankphilipp}\IN{\frankphilippfrau}. Nach Tisch sprechen wir alle Englisch, Hanja\IN{\frankphilippfrau} erstaunlich gut, Frank\IN{\frankphilipp} weit bessere Aussprache als Neurath\IN{\neurath}. -- Wieder schlecht geschlafen, eine Wanze. \tbentry{31}{8}{1937}{} Mit Ina bei Busch\IN{Busch}, und Besorgungen. Antiquariat Andre; Ankaufen von Büchern unmöglich, nicht einmal kommissionsweise. Calve\IN{\calve} würde kommissionsweise nehmen, aber ich fürchte, nur aus Freundlichkeit, er würde doch nichts verkaufen; darum Entschluss: mit nach Chicago nehmen. -- Mittags im Savarin mit Franks\IN{\frankphilipp}\IN{\frankphilippfrau} und \uline{Dubislav}\IN{\dubislav}; sein Pass läuft bald ab, er weiß nicht, ob verlängert wird. \gestrunl\gestrunl{} Schwierigkeiten, meine Stelle zu bekommen, ob ich nochmal an Pringsheim\IN{\pringsheim} schreiben wolle (scheint mir nutzlos). -- Ausgeruht, geschrieben. -- Abends zu \uline{Franks}\IN{\frankphilipp}\IN{\frankphilippfrau}. Hanja\IN{\frankphilippfrau} ist erfreut, dass wir uns so wohl fühlen in Amerika. \tbentry{1}{9}{1937}{Ina} \gestrunl\ \uline{Frank}\IN{\frankphilipp} kommt zum Frühstück. -- Besorgungen. -- \sout{Prag} Mittags mit Franks\IN{\frankphilipp}\IN{\frankphilippfrau} am Bahnhof, wie vor 2 Jahren. Prag ab 14,15. \uline{\ulinesp{Dresden}}\ort{Dresden} an 6\textsuperscript{h} (anstatt 17,35); Babby\IN{\babby} an der Bahn. Zu deren Gartenhaus, Niederwaldstr. 2, sehr nett im Garten gelegen, 3 nette Zimmer. Ich schlafe im Eckzimmer, geheizt, weil feucht, im Mittelzimmer Ina, im dritten Schorli\IN{\kampfkeschorli} und Babby\IN{\babby}. Ina ist ziemlich borstlich mit Schorli\IN{\kampfkeschorli}, nervös wegen Kalender und von Rachespannung. Wir essen draußen vor dem Haus. \tbentry{2}{9}{1937}{} Schorli\IN{\kampfkeschorli} und Babby\IN{\babby} zur Arbeit. Wir Besorgungen, mittags zu Frau Schempel\unl itz\IN{\schempelitz}, Hohe Straße 19, das Haus gehört Rohs\IN{\rohfranz}\IN{\rohhilde}. \uline{Hilde Roh}\IN{\rohhilde} ist da. Sie fragt, ob sie Franz\IN{\rohfranz} zureden solle, sich um Amerika zu bemühen. Sie möchte lieber hier bleiben, \neueseite{542847} weil sie gut verdient (im besten Monat 500). Ich sage, ich weiß nicht recht, ob es das Richtige für Franz\IN{\rohfranz} ist; jedenfalls mal zunächst Vorträge in England versuchen. Sie sagt, dass Franz\IN{\rohfranz} bestimmt mit Absetzung rechnet,\fnA{Original \original{Rechnung}.} aber in Deutschland bleiben möchte. Nach Tisch untersucht sie meinen Rücken; sie meint, das hat gar nichts mit Rheumatismus zu tun, ein Band ist gerissen oder gedehnt. Ich soll nur bei besonderen Anstrengungen Gürtel tragen, sonst nicht, damit die Muskeln wieder kräftiger werden. Ein wenig langsame Gymnastik: Beugen nach vorne, \gestrunl\ drehend nach den Seiten. Nächsten Winter vielleicht noch nicht Ski; sie meint, aber wohl später wieder. Gegen Mandeloperation hat sie Bedenken. Sie untersucht Ina, meint, dass die Kopf- und auch Zahnschmerzen vom Sympathicus herkommen, der, übermächtig gegen den Vagus, Spannungen (Hypertonus) der Gefäße hervorruft; sie ist daher gegen Zahnziehen. Kaffee trinken könne helfen, weil kreislauffördernd. -- Zu \uline{Dr. Mansky}\IN{\manskydr}. Er untersucht die Mandeln; eitrig. Meint, dass Operation nötig, zwar nicht gleich, aber vor dem Winter. So entschließe ich mich, es gleich zu machen. -- Abends wieder draußen gegessen. Nachher singt Babby\IN{\babby} Lieder. Bimmlein\fnE{Kosename für Ina Carnap.} muss viel weinen, Übermüdung, Kummer mit Schorli\IN{\kampfkeschorli}, und weil ich morgen ins Sanatorium. \tbentry{3}{9}{1937}{} Nach 8 \ulinestr{\ulinesp{ins Südsanatorium}}, Schnorrstr. 82. Schönes, helles, großes Zimmer mit großer Veranda und Blick auf Garten (15 \textit{M}). 9 \ulinestr{\ulinesp{Operation der}} \ulinestr{\ulinesp{Mandeln}}, Dr. Mansky\IN{\manskydr}. Erst Tonsillen, dann 8 Spritzen; dabei wird mir flau; 5 Minuten hingelegt. Dann Mandeln raus. Sie werden rausgerissen, nicht schmerzhaft, aber unangenehm, das sehr lange Aufhalten des Mundes; besonders links die Mandel sehr fest und vernarbt. Gegen 10 hört Betäubung auf; unangenehme Schmerzen, lästiger Speichelfluss. Ich bekomme \textonehalf{}\,12 Spritze, dann wird's wesentlich besser. Von da aber nicht mehr schlimm, \neueseite{542851} weniger als ich erwartet hatte. Mittags etwas getrunken, abends ein \luecke{} gegessen. Schlucken tut noch weh. Die ersten beiden Nächte Spritze, da kann ich gut schlafen. \tbentry{4}{9}{1937}{} Ina kommt immer vor- und nachmittags; dazwischen viele Besorgungen in der Stadt. Schorli ist ärgerlich, dass sie dann nicht \textonehalf{}\,5 zu Hause ist; und sie muss immer pünktlich 7\textsuperscript{h} zum Essen zu Hause sein. -- Ich lese Bücher (Pirandello\IN{\pirandello}, Lernet-Holenia\IN{\lernetholenia}, zuletzt Hamsun\IN{\hamsun})\fnE{Siehe LL~\refcn{3012}\,--\,\refcn{3014}.} und Ilias\IW{\ilias}. Ich kann nicht sprechen, schreibe immer alles auf. \tbentry{5}{9}{1937}{} Nachmittags Schorli\IN{\kampfkeschorli} zu Besuch; Babby\IN{\babby} ist in Berlin. Ich kann ein wenig flüstern. \tbentry{7}{9}{1937}{} Babby\IN{\babby} kommt, erzählt von Berlin, lange getanzt mit dem Tanzbaron. Mit ihr und Ina über die Schwierigkeiten mit Schorli\IN{\kampfkeschorli}. Ich sage Ina: entweder mit sehr positiver Einstellung versuchen zurechtzukommen, oder ganz aufgeben. \tbentry{8}{9}{1937}{} Zum ersten Mal gebadet. Die Haut an den Füßen und zwischen den Beinen ist schlecht geworden durch Schwitzen und Nichtwaschen. Mit Ina kurz Spaziergang in den schönen nahen Beutlerpark. \tbentry{9}{9}{1937}{} Weg vom Sanatorium; Schwester Inge\IN{\ingekrankenschwester} kriegt 2 Paar Strümpfe, das Essmädchen eine kleine Flasche Kölnerwasser. Mit Ina in Elektrischer und Drahtseilbahn zum \ulinestr{\ulinesp{Weißen Hirschen}}, Pension Soldana; \gestrunl\ Wolfshügelstr. 2 nette Zimmer, mit Balkon. Nachmittags: langer Spaziergang im Park. Mahlzeiten auf dem Zimmer. \tbentry{10}{9}{1937}{} Ina nach Dresden. Ich spazieren, 1\,\textonehalf{} Stunde; dann geschrieben. \tbentry{11}{9}{1937}{} Ina nachmittags und abends bei Schorli\IN{\kampfkeschorli}. -- Regen -- Ich spazieren, und Lesehalle. \tbentry{12}{9}{1937}{} Wir nachmittags und abends bei Schorli\IN{\kampfkeschorli} und Babby\IN{\babby}. Ina beschließt, die Nacht und morgen \neueseite{542853} Vormittag unten zu bleiben; sie merkt meine Betrübnis (die aber nur gelinde ist) und muss daher weinen, weil hin- und hergezogen, und immer irgendeiner resigniert dreinschaut. -- Babby\IN{\babby} klagt über Schorlis\IN{\kampfkeschorli} Kommandieren, aber Schorli\IN{\kampfkeschorli} will es nicht wahrhaben. -- Ina begleitet mich mit Hund Tipf über die Elbbrücke zur Drahtseilbahn, und lässt sich endlich trösten, dass ich nicht betrübt sein werde. \tbentry{13}{9}{1937}{} Ina kommt hinauf. Etwas besseres Wetter. Spazieren, Ina tippt Briefe für mich. Abends 6\textsuperscript{h} erscheinen Schorli\IN{\kampfkeschorli} und Babby\IN{\babby} zu kurzem Besuch. \tbentry{14}{9}{1937}{} Ina zieht hinunter. -- Ich Abrechnung der Reisekosten. -- Ich nachmittags in die Stadt. Schlussuntersuchung bei Dr. \uline{Mansky}\IN{\manskydr}; nur noch kleine wunde Stelle; Heilung ist gut und schnell gegangen. Mit Ina, Schorli\IN{\kampfkeschorli} und Babby\IN{\babby} in der Konditorei und dann einkaufen zusammen: Autokappe, Aktenmappe, grüner Hut für Ina, Ich Abschied und zum Weißen Hirschen. \tbentry{15}{9}{1937}{} Briefe getippt. -- Nachmittags kommt \uline{Meiner}\IN{\meinerfelix}. Er kann die ,,Erkenntnis``\II{\erkenntnis} nicht weiterführen! Schlägt vor, die nächsten Hefte trotzdem hier in Deutschland zu drucken. \tbentry{16}{9}{1937}{} Ina kommt herauf, hilft packen. \gestrunl\ Unten an der Bergbahn ist plötzlich Schorli\IN{\kampfkeschorli} mit Auto. In Schorlis\IN{\kampfkeschorli} Wohnung wird in Eile fertig gepackt. Mit Schorlis\IN{\kampfkeschorli} Auto und Taxi zur Bahn. Dresden ab 11,30. Über Leipzig -- Halberstadt. \ulinestr{\ulinesp{Bremen}}\ort{Bremen} an 19,20. Hillmanns Hotel (teuer: 2 nette Einzelzimmer, je 6, groß (Mindestpreis ist 5)). \tbentry{17}{9}{1937}{} 10\,--\,4 \ulinestr{\ulinesp{Flitner}}\IN{\flitner} hier. Fürchtet Absetzung (2 in ähnlicher Lage sind bereits). Wir sprechen verschiedene Länder durch; Europa wenig Chance. Ich empfehle sehr Vorträge in England, als Vorbereitung für Amerika. Er soll schreiben, wenn er hinfährt; dann will ich Stebbing\IN{\stebbing} schreiben, dass sie ihm Geld leiht, das ich ihr zurückerstatte. \sout{Er} Weil ich an Anne 1\,₤ geschickt habe, möchte er etwas an Annemarie\IN{\annemarie}, sein Patenkind, schicken. Ich sage aber Nein. Ich schlage vor, \gestrunl\ noch etwas im Oktober an Anne\IN{\flitneranne} zu schicken; er meint 2\,\$, ich sage 5. \neueseite{542855} Er zeigt mir Kügelgen-Buch\IN{\kuegelgen},\fnE{Vgl. LL~145, Bd.~1, S.\,436.} das ich früher Lisi\IN{\rjlisi} geschenkt habe, mit langem Gedicht vorne drin, dass sie sich noch nach 20 Jahren an ,,Frühlingstage des Glücks`` erinnern werde; \gestrunl\ ich sage, das soll man herausreißen; er meint aber, das sei für uns damals der richtige Ausdruck der Erlebnisse gewesen. -- Er wünscht sehr, dass ich nächstes Jahr wiederkomme, und dass wir ruhiger irgendwo zusammensitzen. -- Briefe, Besorgungen. \tbentry{18}{9}{1937}{} 8,23 Sonderzug \uline{nach Bremerhaven. \ulinesp{Dampfer ,,Columbus``}}\ort{[Dampfer Columbus]} (32000 \textit{t}), Kabine 607 (Innenkabine, aber Deck \textit{C}, eine der besten der Touristenklasse, mit Ausnahme der auf Deck \textit{A}, die früher erste Klasse waren; viel enger und weniger ausgestaltet als auf Bremen; Lärm vom Gang her; schwächere Ventilation als auf Bremen). Deckstühle auf Südseite (es gibt keine Glasfenster auf Deck, wie auf Bremen; daher zugig und oft mit Segeltuch Aussicht versperrt). Mittags Abfahrt. \tbentry{21}{9}{1937}{} Schiff schaukelt etwas. \tbmanyentries{\tbentry{19}{9}{1937}{}~-- \tbentry{24}{9}{1937}{}} Bücher aus der Schiffsbibliothek gelesen: Dwinger\IN{\dwinger}, Und Gott schweigt\IW{\undgottschweigt} (schauerliche Schilderung der Hungersnot in Russland); Dominik\IN{\dominikhans}, Ein Stern fällt vom Himmel\IW{\einsternfielvomhimmel} (fantastische Geschichte eines Meteors in der Antarktis), Anti-Komintern\II{\antikominter}, Rotbuch über Spanien\IW{\rotbuchspanien} (schauerliche Aufzählung aller Gräueltaten der Roten in Spanien; das Ganze als Unternehmen Moskaus: kein Wort von deutscher Intervention); Gulbranssen\IN{\gulbranssen}, Und ewig singen die Wälder\IW{\undewigsingendiewaelder} (\textit{Och bakom synge skogene}; norwegische Geschichte, von der Maina\IN{\maina} mir erzählt hat; schön). \tbentry{25}{9}{1937}{} Ina packt. \tbentry{26}{9}{1937}{} \textonehalf{}\,6 (!) wird geweckt. Wir stehen 6\textsuperscript{h} auf, frühstücken als die letzten, und müssen dann noch stundenlang warten! Wir liegen dabei schon am Pier. Gegen 9\textsuperscript{h} Inspektion, \textspns{\textit{{\ulinesp{NY.}}}}\neueseite{534385}\fnA{Ende der ausgelagerten Datei (RC 025-67-02).} dann von Bord. \uline{\textit{NY}.\ort{New York NY} Goheens}\IN{\goheen}\IN{\goheenfrau} warten schon lange auf dem Pier. In ihr Hotel: Bristol (Zimmer mit Bad 2.50; ohne 2.--). Mit ihnen gefrühstückt, zum Rockefeller\II{\rockefellerstiftung} Center spazieren, zurück; Lunch. Wir alle vier sprechen über Inas Brief an Nancy\IN{\goheenfrau}, und deren ,,Interpretationen``; ich suche ihr zu erklären, wie Ina alles gemeint hat, und \editor{dass} sie viel für selbstverständlich hält und daher im Brief nicht ausdrückt. Goheen\IN{\goheenfrau} sagt, dass Russell\IN{\russell} in Harvard\II{\harvard} keine Chance hat, obwohl Lovejoy\IN{\lovejoy} nur für 1 oder 2 Jahre hinkommt; Russell\IN{\russell} habe in England (Oxford?)\II{\oxford} Professur angenommen! Leonard\IN{\leonard} gehe von Harvard\II{\harvard} weg; man habe ihm angedeutet, dass er dort keine Chance für Weiterkommen habe; Sheffer\IN{\sheffer} und Quine\IN{\quine} genügen für Logik. Conant\IN{\praesidentharvard} habe kein Interesse für Philosophie, dadurch Spannung zwischen ihm und dem Department. -- Ina mit ihnen zur Bahn. -- Ausgeruht. -- 6\textsuperscript{h} kommen \uline{Broadwins}\IN{\broadwin}\IN{\broadwinfrau} und \uline{Hempels}\IN{\hempel}\IN{\hempelfrau}, die bei ihnen wohnen. Mit ihnen in italienisches Restaurant, dann im Auto über die Brooklyn Brücke, schöner Blick auf Manhattan. \tbentry{27}{9}{1937}{Ina} \uline{Erna Löwenberg}\IN{\loewenbergerna} kommt, ist schon mehrere Tage hier, kennt sich in Manhattan schon aus, spricht allerhand Englisch, wenn auch schlechte Aussprache. -- 11\textsuperscript{h} \uline{Nagels}\IN{\nagel}\IN{\nagelfrau}; mit ihm zur Bank Warner. Mittags kommen \ulinesp{Broadwins\IN{\broadwin}\IN{\broadwinfrau} und Hempels\IN{\hempel}\IN{\hempelfrau}}; Lunch zu 9 im Hotel. -- Ausgeruht, geschrieben. Lilian\IN{\broadwinfrau} bei Ina; ich komme hinüber; Zärtlichkeiten mit Lilian\IN{\broadwinfrau}. Edith\IN{\nagelfrau}\fnE{Edith Nagel.} und Hempels\IN{\hempel}\IN{\hempelfrau} kommen, dann Broadwin\IN{\broadwin}. Wir alle im Auto. Wir beide allein zu \uline{Nagels}\IN{\nagel}\IN{\nagelfrau}, 7\textsuperscript{h}. Mit ihnen im französischen Restaurant gegessen, dann in ihrer Wohnung. Fotos von ihrer Farm und vom Auto. Nagel\IN{\nagel} hat gehört, dass Russell\IN{\russell} in Oxford\II{\oxford} 6 Vorträge über mich (?) gehalten habe; Buchanan\IN{\buchanan} kommt von \textit{Chic}\II{\universitychicago} weg, als Dean an ein neues Versuchscollege in Annapolis bei Washington. -- Wir beide müde nach Hause, und knurrig. \tbentry{28}{9}{1937}{} 1:30 \uline{ab, mit Hempels\IN{\hempel}\IN{\hempelfrau} (\textit{NY} Central), in \textit{day coach}}. \neueseite{534387} Schöne Fahrt am Hudson entlang. Abends 9:52 \uline{Buffalo};\ort{Buffalo NY} in das große Hotel Ford, aber sehr kümmerliche Zimmer (ich 2\,\$; Toilette und Dusche werden auch vom nächsten Zimmer benutzt; Ina ebenso, daneben Hempels\IN{\hempel}\IN{\hempelfrau}, für diese 3: 5\,\textonehalf{}). \tbentry{29}{9}{1937}{} Buffalo ab 8:00 (lange und aufregend auf Taxi gewartet). Am Süd\-ufer des Eriesee entlang, über \sout{Toledo} Cleveland Toledo, nachmittags 4:40 \uline{\textit{Chic}}\ort{Chicago IL} -- Englewood. Morris\IN{\morris} holt uns in unserem Auto ab; er hat allerhand Reparaturen daran machen lassen; sie haben noch Fahrt nach Kanada gemacht. Hempels\IN{\hempel}\IN{\hempelfrau} werden von Helmers\IN{\helmer}\IN{\helmerfrau} abgeholt. Sie haben unmöblierte Wohnung. \$\,45; innerhalb 3 Tagen Möbel gekauft, teils zweiter Hand, für \$\,180; vermieten 3 Zimmer an Studenten für \$\,60! Wir ins \uline{Hotel Gladstone} (ich \$\,2 mit Bad; Ina \$\,1.50 ohne), Hempels\IN{\hempel}\IN{\hempelfrau} und Erna\IN{\loewenbergerna} sind im Mayflower. Nach dem Essen noch 1 Stunde zu Morrisens\IN{\morris}\IN{\morrisfrau}. \tbentry{30}{9}{1937}{} Ina mit Trude\IN{\morrisfrau} auf Wohnungssuche. Mittags im International House mit Helmers\IN{\helmer} und Hempels\IN{\hempel}\IN{\hempelfrau}; deren neue Wohnung angeschaut (\$\,80). Nachmittags mit Ina Wohnungssuche. \tbentry{1}{10}{1937}{} Vormittags mit Ina Wohnungssuche. Die Wohnung in Chicago Arms (gegenüber Standish) ist schon weg! So haben wir jetzt nichts. Mittags Lunch mit dem Department: Morris\IN{\morris}, Smith\IN{\smith}, McKeon\IN{\mackeon}, Perry\IN{\perrycharner}, Hartshorne\IN{\hartshorne}, dazu Hempel\IN{\hempel} und Helmer\IN{\helmer}. Perry\IN{\perrycharner} war 1 Monat in Mexiko, bei Diederichsens\IN{\grete}\IN{\diederichsenwalter} gewohnt.\fnE{Vielleicht Grete und Walter Diederichsen.} -- Nachmittags Umzug ins \uline{Standish}, Wohnung neben unserer alten; aber spiegelbildlich, das macht einen schwindlig. \tbentry{2}{10}{1937}{} Ich fahre mit Hempels\IN{\hempel}\IN{\hempelfrau} und Erna\IN{\loewenbergerna} in die Stadt zu Besorgungen, am See entlang. Mit ihnen zu Helmers\IN{\helmer}\IN{\helmerfrau}; nette Wohnung. Dann mit den dreien zum Lunch zu uns. Nachmittags \neueseite{534399} 4\,--\,6 wir zwei zum Tee bei Helmers\IN{\helmer}\IN{\helmerfrau}. \tbentry{3}{10}{1937}{\kreis} Seminar vorbereitet. Hempels\IN{\hempel}\IN{\hempelfrau} und Erna\IN{\loewenbergerna} zum Lunch hier. Ina findet plötzlich eine nette unmöblierte Wohnung, Ecke University und 54 Place; wir fahren noch abends hin, und bekommen Lust, uns richtig zu möblieren. \tbentry{4}{10}{1937}{} Wohnung besehen. 11\,--\,1 Office Stunde. -- Zum Lunch Erna\IN{\loewenbergerna} hier; sie war gestern in der Stadt in einem interessanten Zirkel, hat über Wiener Theater berichtet. -- Nachmittags Vorlesung vorbereitet. Perrys\IN{\perrycharner}\IN{\perrycharnerfrau} hier; erzählen von Mexiko; Diederichsens\IN{\grete}\IN{\diederichsenwalter} sind nach Texas gefahren, wollen nächstes Jahr in die kanadischen Rockies! \tbentry{5}{10}{1937}{} Erste Vorlesung 11\,--\,1 (zum ersten Mal Doppelstunde): Einführung in symbolische Logik; gut besucht: über 20 Leute (obwohl ich voriges Jahr dasselbe gelesen habe). \tbentry{6}{10}{1937}{} Erna\IN{\loewenbergerna} reist ab (oder 5.?) nach Memphis. Wir finden \uline{Wohnung}: 5438 University Av., Ecke 54\textsuperscript{th} Platz. -- Nachmittags 3\,\textonehalf{}\,--\,5\,\textonehalf{} erstes \textit{Research Seminar}; gut besucht, ca. 20; dabei Morris\IN{\morris}, Eckart\IN{\eckart}, Bernard\IN{\bernard}, Lee Byrne\IN{\leebyrne}, \gestrunl\ Benjamin\IN{\benjamin}. \tbentry{7}{10}{1937}{} Nachmittags \uline{Moholy}\IN{\moholy} hier, mit der zweiten Frau\IN{\moholysybil}\fnE{Sybil Moholy-Nagy.} (Deutsche, aus Dresden, ziemlich elegant und anspruchsvoll, spricht sehr gut Englisch, aber ziemlich schlechte Aussprache), er macht ein neues Bauhaus\II{\newbauhaus} hier auf,\fnE{Das \emph{New Bauhaus} wurde 1937 von Moholy-Nagy gegründet. Es lief nach einer Pause ab 1939 unter dem Namen \textit{Chicago New School of Design} weiter.} fragt mich um Rat für wissenschaftlichen Unterricht; ich fahre mit ihm zu Morris\IN{\morris}, dieser ist begeistert und will mitmachen und andere Leute suchen. \tbentry{8}{10}{1937}{} Vorlesung. Department Lunch; McKeon\IN{\mackeon} sagt, Hempel\IN{\hempel} und Helmer\IN{\helmer} sollen keine offiziellen Kurse abhalten (Assistenten tun das im allgemeinen nicht; es scheint aber dabei auch Sorge vor zu großem Einfluss der ,,Positivisten``). \neueseite{534397} \tbentry{9}{10}{1937}{} Mit Ina in die Stadt. Moholy\IN{\moholy} hilft uns, Stahlmöbel aussuchen, verschafft uns 40\,\% Rabatt (Royal Metal Manf. Co.\fnE{Klassische Chicagoer Stahlmöbelfabrik mit Bauhaus-Bezug.}). Dann in Warenhäusern Möbel und Porzellan besehen. \tbentry{10}{10}{1937}{} Lunch bei Hempels\IN{\hempel}\IN{\hempelfrau}. Nachmittags kommen Morris\IN{\morris} dorthin. Ina malt in der neuen Wohnung das Holz im Badezimmer weiß. -- \textit{RS} vorbereitet. \tbentry{11}{10}{1937}{} Wir mit Eileen\IN{\helmerfrau}\fnA{Original \original{Elaine}.} Helmer\IN{\helmer} in Cottage Grove-Laden Möbel besehen; ziemlich billig. -- Zusammen in die Stadt. \tbentry{12}{10}{1937}{} Nachmittags das \uline{Neue Bauhaus} besehen;\II{\newbauhaus} hinein gefahren mit Morris\IN{\morris}, Eckart\IN{\eckart} und Gerard\IN{\gerard}; nachher mit ihnen und Moholy\IN{\moholy} im Caf\'{e}; über den geplanten Unterricht. Fraglich, ob Universität es erlaubt; wenn nicht, will Morris\IN{\morris} es ein Semester ohne Bezahlung machen (!). \tbentry{13}{10}{1937}{\kreis} Nachmittags Research Seminar; dabei Morris\IN{\morris}, Eckart\IN{\eckart}, Benjamin\IN{\benjamin}, Bernard\IN{\bernard}, Senior\IN{\senior}. Diesmal mehr Diskussion. Nachher noch lange lebhafte Diskussion mit Godwin\IN{\godwin}\blockade{} und Morris\IN{\morris} darüber, was ,,Bezeichnung`` eigentlich bedeutet; Morris\IN{\morris} und ich: das ist eine psychologische Frage; Morris\IN{\morris} sagt, dass es (in seiner Semiotik) schon hinreichend geklärt sei. \tbentry{14}{10}{1937}{} Mittags bei Hempels\IN{\hempel}\IN{\hempelfrau}. (Nachmittags Hempel\IN{\hempel} und Helmer\IN{\helmer} erste Diskussionsgruppe, 10 Leute, anregende Diskussion.) -- Nachmittags Koffer und Kisten in neue Wohnung. \tbentry{15}{10}{1937}{} Vormittags in \uline{neue Wohnung} (5438 University Ave.) umgezogen. -- Abendessen bei Hempels\IN{\hempel}\IN{\hempelfrau}. \tbentry{16}{10}{1937}{} Wir haben noch keine Möbel. Mittags bei Hempels\IN{\hempel}\IN{\hempelfrau}. \tbentry{17}{10}{1937}{} Sachen gekramt. Abends zu Helmers\IN{\helmer}\IN{\helmerfrau}. Eileen\IN{\helmerfrau} über Moholy\IN{\moholy} und anderer Leute pseudowissenschaftliche Formulierungen. \neueseite{534401} \tbentry{18}{10}{1937}{} Wir beide in die Stadt, Besorgungen für Wohnung.\fnA{Es folgen vier leere Einträge, beim vierten steht \original{\kreis} im Datum.} %\tbentry{22}{10}{1937}{\kreis} \tbentry{23}{10}{1937}{Ina} Vormittags Hempel\IN{\hempel} und Helmer\IN{\helmer} hier. Besprechung über Seminar. Schwierige Probleme der Terminologie für Prädikate und Attribute (wann Attribute identisch?). 7\,--\,11 Dinner bei \uline{McKeon}\IN{\mackeon}, mit Ina. Dort: \sout{Adler\IN{\adlermortimer} (habe ich erst nachher \unl )} \editorstr{und} Frau Adler\IN{\adlerhelen}, Prescott\IN{\prescott}, Borgese\IN{\borgese}. Sehr langweilig; die Leute sprechen untereinander, \sout{mei}meist über andere Leute, die ich nicht kenne. Zum Schluss angeregte Diskussion mit Borgese\IN{\borgese} über die Religionen der Zukunft; sein einziges Dogma: ,,\textit{The clashing of the universe is holy}``; McKeon\IN{\mackeon} versucht zu vermitteln und gegenseitig in unsere Sprache zu übersetzen, macht's aber nur unklarer. -- Das Ganze sehr unbefriedigend. \tbentry{24}{10}{1937}{} Rossers\IN{\rosser} Aufsatz (Erweiterung von Gödel\IN{\goedel}) gelesen und rezensiert.\IW{\rossergoedeltheorems}\IC{\CARNAPREVIEWBARKLEYROSS}\fnE{Rosser, ,,Gödel Theorems for Non-Constructive Logic`` und Carnaps Rezension davon.} \tbentry{25}{10}{1937}{} Zusammen in die Stadt: Vorhangstoffe, Deckenlampen. \tbentry{26}{10}{1937}{} 2\,\textonehalf{} mit \uline{Neurath}\IN{\neurath} und Morris\IN{\morris} zur Press.\II{\chicagopress} Enzyklopädie-Subskriptio\-nen\II{\enzyklopaedie} gehen gut: 100 für Japan! Über neue Zeitschrift: Press\II{\chicagopress} will sich an Meiner\IN{\meinerfelix} wenden. Nachmittags und abends Neurath\IN{\neurath} bei uns. Er überlegt jetzt doch Übersiedlung nach Amerika; möchte Forschungsstelle; wird in Yale\II{\yale} vortragen. \tbentry{27}{10}{1937}{} Abends Dinner bei \uline{Morris}\IN{\morris}, mit \uline{Neurath}\IN{\neurath} und \uline{Wirth}\IN{\wirth}; über Wirths\IN{\wirth} Enzyklopädie\II{\enzyklopaedie} Heft.\fnE{A short essay on the Ghetto written for the World Book Encyclopedia? \blockade{} https://www.lib.uchicago.edu/e/scrc/findingaids/view.php?eadid=ICU.SPCL.WIRTH} Nachher kommen \uline{Schultz}\IN{\schultzchicago} und Hempel\IN{\hempel} und Helmer\IN{\helmer}. Diskussion über einen Aufsatz von Neurath\IN{\neurath} über ,,Lebensstandard``.\fnE{Aufsatz von Neurath über Lebensstandard \blockade{} IW \blockade{}} Ich erkläre Neuraths\IN{\neurath} Gesichtspunkt, weil er selbst unter einer Fülle von Ideen und Beispielen den eigentlichen Punkt nicht klar herausbringt. Schultz\IN{\schultzchicago} und Wirth\IN{\wirth} meinen, dass zwischen ihnen (und anderen Soziologen) und Neurath\IN{\neurath} kein so großer Unterschied. Neurath\IN{\neurath} meint nachher, sie sagen nur so, \neueseite{534395} weil sie die Gegensätze nicht hervorheben wollen. \tbentry{28}{10}{1937}{} 10 mit Morris\IN{\morris} und Neurath\IN{\neurath} bei der \uline{Press}\II{\chicagopress}. 11 mit Hempel\IN{\hempel} und \uline{Neurath}\IN{\neurath} in meinem Office. Diskussion von Neuraths\IN{\neurath} Einwänden gegen Hempels\IN{\hempel} Buch;\IW{\hempeloppenheimaufsatz} er meint, Relationen seien nicht so grundlegend, man könne alles mit einstelligen Prädikaten machen; das ,,zwischen`` von usw. habe auch Aristoteles\IN{\aristoteles} schon gehabt.\fnE{Neuraths Verteidigung einstelliger Prädikate gegen Hempel \blockade{}} -- 12 Lunch mit Morris\IN{\morris} und Neurath\IN{\neurath}; dann zu Morris\IN{\morris}, über weitere Bände der Enzyklopädie.\II{\enzyklopaedie} Neurath\IN{\neurath} meint 4, wir: mindestens 6, damit man dann wirklich zu ausführlicheren Darstellungen kommt. -- (Neurath\IN{\neurath} abends bei Hempels\IN{\hempel}\IN{\hempelfrau}, dann ab nach \textit{NY}; 6. Nov. ab nach Europa). \tbentry{29}{10}{1937}{} Lunch: Diskussion im Department über Teile der Stufe Philosophie, Examensbestimmungen. \tbentry{31}{10}{1937}{} Mit \uline{Hempels}\IN{\hempel}\IN{\hempelfrau} im Auto zum \textit{Indiana} \uline{\textit{Dunes State Park}}, schön, sonnig, bunte Wälder. Keine Wissenschaft, angenehm ausgespannt. \tbentry{1}{11}{1937}{} Vormittags Hempel\IN{\hempel} und Helmer\IN{\helmer} hier; über Probleme der Semantik für Research Seminar. -- Abends in der neuen ,,Gruppe für Methodologie`` (Trotzkisten) \uline{ich Vortrag} über Metaphysik (sie haben Londoner Vortrag gelesen), und Diskussion, geleitet von Passin\IN{\passin}.\fnE{Gruppe der Trotzkisten \blockade{} Vortrag bzw. Vortrag MS \blockade{}} \tbentry{3}{11}{1937}{} Department Lunch; ich lege Vorschlag einer Vierteilung der Stufe Philosophie vor, anstatt 3. Aber der Vorschlag von Perry\IN{\perrycharner} (und McKeon\IN{\mackeon}) wird (am 5.) schließlich als Kompromiss beschlossen, jedoch ohne Benennung der 3 Gebiete (weil Morris\IN{\morris} und ich gegen ,,Metaphysik`` für methodologische Probleme), und unter dem Vorbehalt, es nach einem Jahr eventuell zu ändern. \tbentry{4}{11}{1937}{} 4\,--\,6 Wissenschaftslogikgruppe\II{\morrisgruppe} (Morris\IN{\morris}): Vortrag \uline{Menger}\IN{\menger} über Anwendung der Mathematik auf soziale Relationen. Gut und klar. Bertalanffy\IN{\bertalanffy} ist da. \neueseite{534413} \tbentry{5}{11}{1937}{} Department Lunch. Endlich Beschluss (siehe 3.) \tbentry{6}{11}{1937}{} Vormittags in die Stadt, Besorgungen. -- 5\,-- (aus Versehen) 8 zu \uline{Friedländers}\IN{\friedlaenderwalter}\IN{\friedlaenderli}; sie haben Wohnung in Dorchester; er hofft noch auf Bibliothekaranstellung; bisher verdient sie hauptsächlich. \tbentry{7}{11}{1937}{} Nachmittags mit \uline{Helmers}\IN{\helmer}\IN{\helmerfrau} zu einem Wald nahe \uline{Palos Park}; spazieren. Über konstruktive Mathematik; Helmer\IN{\helmer} möchte das Unkonstruktive ,,als Eigenschaft`` eliminieren. \tbentry{8}{11}{1937}{} \textonehalf{}\,11 \textit{H}\IN{\hempel} und \textit{H}\IN{\helmer} hier, Seminar besprochen. Mittags alle mit Frauen hier. \tbentry{9}{11}{1937}{} 3\,--\,5 Einweihung des neuen \uline{Bauhauses};\II{\newbauhaus} Moholy\IN{\moholy} und Gropius\IN{\gropius} sprechen. Die Räume sehen sehr schön aus. Fotos von Gegenständen des alten Bauhauses\II{\bauhaus} an der Wand. Ein Musikinstrument, von Dushkin\IN{\dushkin} gebaut: Violine mit Stahlsaiten, durch Rädchen gestrichen, mit Klaviertasten. (Zu Moholys\IN{\moholy} großem Kummer gehe ich abends nicht zum feierlichen Dinner mit Vortrag von Gropius\IN{\gropius}, wo ich am Sprechertisch sitzen sollte).\fnA{Es folgt ein leerer Eintrag mit \original{\kreis} im Datum.} %\tbentry{10}{11}{1937}{\kreis} \tbentry{11}{11}{1937}{} Nachmittags zu Morris\IN{\morris}; über die Examensbestimmungen, die ich für Logik aufsetzen muss. \tbentry{13}{11}{1937}{} \sout{Die Kist} 41 Kisten mit Büchern aus Prag sind plötzlich da! Und wir haben noch keine Regale! Wir überlegen: 2 aufeinander, weil \sout{meist} alle zu niedrig; oder Küchenstahlschränke? -- 9\textsuperscript{h} Einwanderungsamt: \uline{\textit{First Papers}} bekommen!\fnE{Erste Stufe des Einbürgerungsprozesses in den USA.} -- Eilig zur Universität; Doktorexamen von Freeman\IN{\freeman}, These über \textit{Peirce's}\IN{\peirce} Kategorien, für mich ist These (bei Hartshorne\IN{\hartshorne} gemacht) und Examen ziemlich unverständlich; in formaler Logik versagt er ganz, auch sonst nicht befriedigend, wird aber durchgelassen. -- \sout{Wir beide} Zu \uline{\textit{McKeon}}\IN{\mackeon} über \uline{Urlaub}: 1 Quarter off für Semantik im nächsten Jahr; er ist sofort einverstanden, weil er mir es beim damaligen Angebot der Stelle in Aussicht gestellt hatte; falls es im Plan des Department passt. Wir beide wieder im Auto durch die Stadt, zum Norden, Kahone Co., Fabrik für Holzregale. Wir bestellen sie. Endlich nach 4 kriegen wir Lunch. Dann zu \uline{\textit{Smith}}\IN{\smith} zum Tee. Mit Perry\IN{\perrycharner} und Smith\IN{\smith} \neueseite{534409} über Urlaub. Perry\IN{\perrycharner} meint, es wird möglich sein; dann werde das Department selbstverständlich einverstanden sein. Mit Benjamin\IN{\benjamin} einigen, der auch 1 Quarter weg will! \tbentry{14}{11}{1937}{} Einige Stunden Examensbestimmungen für Handbuch aufgesetzt. \tbentry{15}{11}{1937}{Ina} 4 \textit{H}\IN{\hempel} und \textit{H}\IN{\helmer} hier, und zum Essen. Dann gehen sie zu ihrer Gruppe (,,Denkerclub``). \tbentry{16}{11}{1937}{} Etwas über typenfreie Sprache gearbeitet.\fnE{Über typenfreie Sprachen \blockade{}} \tbentry{18}{11}{1937}{} Nachmittags kommen die Regalteile. \tbentry{19}{11}{1937}{} Die Regale werden aufgebaut, ganzen Tag. -- Abends ist das \uline{Auto eingefroren}! Servicewagen vom Club kommt, schleppt das Auto ab zur Ingleside Garage. \tbentry{20}{11}{1937}{} Die Garage kann Auto nicht reparieren; wir lassen es zum Fordplatz \textit{Burns}, Lake Park Ave, bringen. Wir in die Stadt; Letter Files, Schreibtischstuhl, Bett, Stehlampe gekauft. Abends zum Fordplatz; Schreckensnachricht: Zylinder ist gebrochen; entweder neuen Zylinder einsetzen (\$\,40) oder Motor austauschen (\$\,110), oder Wagen für 200 eintraden (anstatt 225, wenn ohne Bruch); abends kommt \textit{Caudwell}\IN{\caudwell} von \textit{Durus} und redet uns zu letzterem zu. \tbentry{21}{11}{1937}{} \textonehalf{}\,11 \textit{H}\IN{\hempel} und \textit{H}\IN{\helmer}, über Seminar. \tbentry{22}{11}{1937}{} Vormittags mit Perry\IN{\perrycharner} zu \textit{Stallworth}\IN{\stallworth}; nachmittags kommen von ihnen (Nachfolger von \textit{Donovan}\IN{\donovan}, wo wir das Auto gekauft hatten); \textit{Lindquist}\IN{\lindquist} und \textit{Smith}\IN{\smith}. Sie sagen, \textit{Burns} sei kleiner, unsichere Firma; sie bieten anfangs 180, später auch 200. \neueseite{534407} Die \uline{Bücherkisten aus Prag} kommen; 30 in Wohnung, 11 in Universität. Leerer Schreibtisch und Drehgestelle; diese packen wir gleich aus. \tbentry{23}{11}{1937}{} Ich 11\,--\,1 Vorlesung. Wir rufen bei verschiedenen Stellen an, wegen der beiden Firmen; schließlich empfiehlt \textit{Gould} vom Club (Garage, Indiana Ave.) Burns, sie schicken immer die Leute zu ihm. \tbentry{24}{11}{1937}{} Weitere Erkundigungen. Ich nachmittags Seminar. Währenddessen schließt Ina mit Burns ab. \tbentry{25}{11}{1937}{\textit{Thanksgiving,} Feiertag} Wir räumen Bücher ein. Helmer\IN{\helmer} kommt nachmittags einige Stunden (wir geben ihm 40 \textit{c}. die Stunde) zum Kisten Öffnen. Auch Hempels\IN{\hempel}\IN{\hempelfrau} 5\,--\,7 zum Helfen. \tbentry{26}{11}{1937}{} Lindquist\IN{\lindquist} ruft an: Burns wechsle gerade den Eigentümer, wir sollen Wagen schnell zurückholen. Ich Vorlesung. Nachmittags telefonische Erkundigungen. Schließlich willigt Burns ein, Wagen zurückzugeben. Lindquist\IN{\lindquist} kommt, ich schließe mit ihm ab, für 200; ferner bezahlt er Burns Rechnung (ca. \$\,5.40). Wir sind froh, nach so viel Unruhe endlich die Wagensache in Ordnung zu haben. \tbentry{27}{11}{1937}{} Ich im Bett, Rückenlage; keine starken Schmerzen, aber ich habe Sorge, dass \sout{es} sich nicht so ein Kreuzknax wiederholt, wie vor einem Jahr. Einige Stunden aufgestanden, am Schreibtisch. \tbentry{28}{11}{1937}{} Meist im Bett; einige Stunden am Schreibtisch. Ina ordnet Bücher. Nachmittags Hempels\IN{\hempel}\IN{\hempelfrau} eine Stunde hier. \tbentry{29}{11}{1937}{} Vormittags \textit{H}\IN{\hempel} und \textit{H}\IN{\helmer}; über Seminar; Begriff der Übersetzung; Beziehungen zwischen Syntax und Semantik; Unterscheidung zwischen \textit{L}-wahr und \textit{L}-gültig. -- Abends Vortrag \uline{Lazarsfeld}\IN{\lazarsfeld} ,,Was \sout{könn} kann der Logische Empirismus die Sozialwissenschaftler lehren?{}``; klar. Nur kurze Diskussion. \neueseite{534405} \tbentry{1}{12}{1937}{} Mit \uline{Lazarsfeld}\IN{\lazarsfeld} und Hempel\IN{\hempel} hier. L.\IN{\lazarsfeld} bringt allerhand Fragen zur Begriffsbildung bei \textit{case}-Untersuchungen. -- 3 zu \uline{McKeon}\IN{\mackeon}, ich gebe Abrechnung über Büchertransport, einschließlich der 2 Bücherkisten im Dez. 36, aber abzüglich Schreibtisch. Er sagt, ich solle Schreibtisch wieder mit draufsetzen; auf diese Weise \sout{träg} trage die Universität wenigstens einen Teil der Regalkosten. \tbentry{2}{12}{1937}{} 4\,\textonehalf{}\,--\,6\,\textonehalf{} ich gehe zum ersten Mal zur \uline{Diskussionsgruppe}, die \textit{H}\IN{\hempel} und \textit{H}\IN{\helmer} in Verbindung mit dem \textit{Res.\,Sem.} abhalten. Hempel\IN{\hempel} über Tarskis\IN{\tarski} Begriffe Erfüllung und Wahrheit; sehr klar und gut. \tbentry{3}{12}{1937}{} 8 mein Vortrag ,,\textit{Unity of Science}``\fnE{Siehe das zweiseitige kurzschriftliche Vortragsmanuskript (\href{https://doi.org/10.48666/986719}{RC~110-08-19}). Vgl. TB~11.\,II.\,1936\diaryref{TB-11-II-1936}.} in der Honorary fraternity \uline{\textit{$\Sigma{}\,\chi{}$}};\II{Sigma Chi, Studentenverbindung}\fnE{Sigma Chi ist eine Studentenverbindung in den USA.} viele Zuhörer, Professoren und grad. Studenten der Naturwissenschaften. Nachher Erfrischungen. Seltsame, feierliche Worte zur Neuaufnahme der Mitglieder. \tbentry{5}{12}{1937}{} Vormittags \textit{H}\IN{\hempel} und \textit{H}\IN{\helmer} hier; über Seminar. Alle zum Essen hier.\fnA{Es folgt ein leerer Eintrag mit \original{\kreis} im Datum.} %\tbentry{6}{12}{1937}{\kreis} \tbentry{7}{12}{1937}{} Nachmittags interessanten neuen Aufsatz von Ackermann\IN{\ackermann} gelesen ,,Mengentheoretische Grundlagen der Logik``.\IW{\ACKERMANMENGENTHEORETISCH}\fnE{Vermutl. Ackermann, ,,Mengentheoretische Begründungen der Logik``.} \tbentry{8}{12}{1937}{} Erste Massage des Rückens durch \uline{Frau Friedländer}\IN{\friedlaenderli}; (mehr die etwas schmerzenden Ischiasnerven als die Stelle im Kreuz). \tbentry{9}{12}{1937}{} Vormittags Hays\IN{\hays} hier; Feuerversicherung abgeschlossen. -- Nachmittags 4\,--\,6 Morris Gruppe\II{\morrisgruppe} : \uline{Vortrag Lewin}\IN{\rjlewin} ,,Topologische Methode in der Psychologie``; nicht sehr klar und \uline{Feigl}\IN{\feigl} dabei. \tbentry{10}{12}{1937}{} Nachmittags 2. Massage, auch Ina. \tbentry{11}{12}{1937}{} Vormittags und mittags \uline{Feigl}\IN{\feigl} hier. Meist über Persönliches. Kasperle\IN{\kasper} ist in Wien, will Lehranalyse für Psychoanalyse machen, und zugleich Dr. bei Bühler\IN{\buehlerkarl}. Ihre neurotischen Schwierigkeiten \neueseite{534411} sind nicht besser. Der Junge ,,Hansi``\fnE{Viell. hier Spitzname für Eric Otto Feigl.} ist bei Feigl\IN{\feigl}. Feigl\fnA{Original \original{Feub}.} war im Sommer mit Freunden im Auto in Mexiko. Herbstdepression bedeutend besser; Episoden werden immer schwächer. Trotzdem scheint er nichts Ordentliches zu schreiben. Die ,,Einführung in die Philosophie`` trägt er jedes Jahr vor; aber es ist ihm zu langweilig, sie zu schreiben. Er möchte in der Enzykl.\II{\enzyklopaedie} über wissenschaftliche Erklärung schreiben. -- Nachmittags kommen noch \uline{Lewin}\IN{\rjlewin} und zwei Schülerinnen: Frau Dr. Dembo\IN{\dembo} (Russin) und Frau Dr. Hanfmann\IN{\hanfmann}, Hempel\IN{\hempel} und Helmer\IN{\helmer}. Ich mache kritische Bemerkungen zu Lewins\IN{\rjlewin} Theorie: Was er behandelt, ist nicht wirklich die Umwelt, sondern das Umweltbild (und einiges mehr); er selbst ist sich nicht klar darüber, dass die Barrieren, Wege usw., von denen er spricht, nur Barrierenbilder usw. sind. Aber er gibt es nicht zu; er glaubt nicht, dass die Terminologie verwirrend ist, und sagt, dass bisher kein Student in diesem Punkte verwirrt worden ist. Nachher sagt mir aber Feigl\IN{\feigl}, dass die Studenten von Lewin\IN{\rjlewin} doch gerade in diesem Punkt Schwierigkeiten haben. -- Abends Hempels\IN{\hempel}\IN{\hempelfrau}. \tbentry{12}{12}{1937}{} Tischler setzt Türen ein. -- 11\textsuperscript{h} kommen \uline{Feigl}\IN{\feigl} und Hempel\IN{\hempel}. Wir sprechen über Feigls\IN{\feigl} Probleme: Nutzen der Semantik; Verwendung der Beziehungsrelationen für seine Probleme; Frage, ob phänomenaler Satz und Satz über Gehirnvorgang dasselbe bezeichnen. Mittags alle zusammen, auch Eva\IN{\hempelfrau}. Feigl\fnA{Original \original{Feub}.} fährt mit Lewin\IN{\rjlewin} in Auto wieder nach Hause. Er will vielleicht im Frühling mal zum Urlaub herkommen. \tbentry{13}{12}{1937}{} Abends \uline{Hempels\IN{\hempel} Vortrag} (Typusbegriff in der Sozialwissenschaft) in der Social Research Gruppe\II{\socialresearchgruppe}. Die Fachwissenschaftler in der Diskussion ziemlich unklar. Sie scheinen zu fürchten, dass man ihnen die Klassenbegriffe entreißen will; oder sie meinen, der Historiker habe mit Gesetzen nichts zu tun. -- Inzwischen ist \uline{Erna Löwenberg}\IN{\loewenbergerna} aus Memphis angekommen; abends ist sie mit Vince\IN{\vince} bei uns. Er ermutigt sie, dass man leicht Arbeit fände; schwätzt aber ziemlich viel daher. Erna\IN{\loewenbergerna} wohnt bei Friedländers\IN{\friedlaenderwalter}\IN{\friedlaenderli}, bezahlt dort ihr Zimmer (wöchentlich \$\,4), wird bei uns Arbeit \neueseite{534419} tun, im Haushalt und für mich (pro Stunde 0,30). \tbentry{14}{12}{1937}{Ina} Nachmittags \uline{M\editor{a}c Lane}\IN{\maclane} hier; einige Kritik an Definitionen der allgemeinen Syntax (er hat Recht); er schreibt Rez.\IW{\MACLANECARNAPONLOGICALSY}\fnE{Mac Lane, ,,Carnap on Logical Syntax``.} für Bulletin. -- Nachher Hempel\IN{\hempel} und Helmer\IN{\helmer}; über morgiges Seminar. \tbentry{15}{12}{1937}{} Massage. -- 12 Lunch mit \sout{Nil} \uline{Nelson}\IN{\nelsoneverett}, Metaphysiker und Logiker, jetzt in Seattle. \gestrunl\ \IN{\hartshorne}Hartshorne\IN{\hartshorne} hat uns aufgefordert, dabei auch B\unl, McKeon\IN{\mackeon}, Hempel\IN{\hempel}, Helmer\IN{\helmer}. Wir diskutieren, ob ,$A\vee\lnot A$` etwas über Fakten mitteile; ich versuche es am Beispiel einfacher Signale klar zu machen, aber vergeblich. Ich kläre auf: Die Sprache ist nur konventional, wenn wir Regeln beschließen, bevor wir Bedeutung beschließen, sonst nicht. Im ganzen kann man ganz gut mit ihm diskutieren. Nachmittags kommt er auch zum \uline{Seminar} (über Unterschied zwischen Wahrheit und Bewährungsgrad usw.) und ist sehr angetan davon. Letztes Seminar. -- Abends 7\,--\,10\,\textonehalf{} wir und Helmers\IN{\helmer}\IN{\helmerfrau} und Erna\IN{\loewenbergerna} \uline{bei Hempels}\IN{\hempel}\IN{\hempelfrau}, Inas Geburtstag, mit Kuchen, Kerzen usw. Sehr nett und lustig. \tbentry{16}{12}{1937}{} Briefe; Erna\IN{\loewenbergerna} tippt für mich. -- Dean schreibt: Quarter off für nächsten Herbst bewilligt. \tbentry{17}{12}{1937}{} Beim Lunch sagt Dean: Beim Quarter off muss man in Residenz bleiben, d.\,h. in Chicago, um für alle Pflichten außer Lehre verfügbar zu sein (Examen, Verwaltungssachen usw.). Morris\IN{\morris} sagt, er habe früher sein Jahr off in Europa zugebracht; das sei auch als ,,in Residenz`` gerechnet worden; aber der Dean sagt, dass sei so die Regulation. -- Ich frage nach Russell\IN{\russell}; der Dean sagt, er wisse nicht genau den augenblicklichen Stand; Russell\IN{\russell} habe abgelehnt (dabei hat Morris\IN{\morris} Brief von Russell\IN{\russell}, der mitteilt, die Universität habe Offer zurückgezogen, er sei schon entschlossen gewesen, anzunehmen). -- Prof. \uline{\textit{Oshima}}\IN{\oshima} aus Tokyo, Japan, kommt. \neueseite{534423} Er hat deutsche Bücher (Fichte\IN{\fichte}, Schleiermacher\IN{\schleiermacher} usw.) ins Japanische übersetzt; über gegenwärtige Philosophie geschrieben, auch über mich, habe meine Bücher gelesen. Er will Professorenaustausch vermitteln; hat Flewelling\IN{\flewelling} von Californien eingeladen; fragt mich, ob ich kommen will. Ich sage ja. Spranger\IN{\spranger} war dort; der habe 10 Einzelvorträge gehalten. Ich könne aber, wenn ich vorziehe, stattdessen auch zusammenhängenden Kurs halten. Ich \gestrunl\ müsse dann auch Populäres im Radio sprechen, mit Übersetzer. Englische und deutsche Vorträge wären beide erwünscht; im allgemeinen sprechen Studenten mehr Englisch; aber in Philosophie mehr Deutsch. Der Professor \textit{Tanab\'{e}}\IN{\tanabe}, Mathematiker, sei besonders an meinen Sachen interessiert. Er meint: nächsten Oktober, für 3 Monate (einschließlich Reise, hin und zurück je 16 Tage). Ich: Okt geht nicht gut, weil Forschungsurlaub; vielleicht ein Jahr später. Er wird nach der Rückkehr, vielleicht Mai oder April, offiziellen Brief herschreiben. Heute nachmittag will er mit Präsidentenoffice über Austauschmöglichkeit verhandeln. Augenblicklich könne man leicht die nötigen Funds bekommen, weil die Regierung die Beziehungen mit Amerika pflegen will. Er hat Biologie und Naturwissenschaften studiert; will später über amerikanische Philosophie schreiben, und über japanische Philosophie in Englisch. -- Nachmittags fällt mir ein, dass ich ihn nach allerhand Praktischem hätte fragen sollen, aber ich kann ihn telefonisch nicht mehr erreichen. -- Nachmittags Hempel\IN{\hempel} und Helmer\IN{\helmer} hier; über Helmers\IN{\helmer} künftigen Vortrag über Sprache mit unendlichen Ausdrücken. \tbentry{18}{12}{1937}{} Erna\IN{\loewenbergerna} Briefe diktiert. -- Nachmittags Massage. -- Abends kommen \uline{Helmers}\IN{\helmer}\IN{\helmerfrau} plötzlich und bleiben zum Essen, und länger. Vergnügt zusammen. \tbentry{19}{12}{1937}{} Notes für Symbolic Logic, II. Teil\IC{\notesforsymboliclogicsecond}, fertig gemacht. \tbentry{20}{12}{1937}{} Briefe diktiert. -- Nachmittags \gestrunl\ \textit{H}\IN{\hempel} und \textit{H}\IN{\helmer}, über Helmers\IN{\helmer} Sprache mit unendlichen Ausdrücken. Übertragung von Gödels\IN{\goedel} Ergebnissen. -- Ina ist täglich übermäßig fleißig für ihr Examen (21.), bis spät in die Nacht. Wir besprechen die Fragen; Aufstellung eines \neueseite{534417} Fragebogens für eine Social Study. \tbentry{21}{12}{1937}{} (Nachmittags Ina Examen). \tbentry{22}{12}{1937}{} Nachmittags Professor Tausch\IN{\tausch} (?) von University Louisiana\II{\louisianauniversity} (Baton Rouge) hier; Professor of \sout{low} \textit{law}. Schreibt an Handbuch; darin auch Systematik der Begriffe; fragt, ob moderne Logik auf Recht angewendet worden ist. Ich sage, dass ich keine Literatur dazu kenne, verweise ihn an Hempel\IN{\hempel}. Er zeigt Buch von Adler\IN{\adlermortimer} und Anders\IN{\anders}, wo Adler\IN{\adlermortimer} symbolische Logik anwendet in Philosophie des Rechts (!);\fnE{Adler-Anders-Buch \blockade{} IW \blockade{}} er sagt aber, dass es nicht gut ist; er brauche 200 Seiten, um seine Termini und Zeichen zu erklären (wie mir scheint, kommen aber nur ganz wenige Verknüpfungszeichen vor). \tbentry{23}{12}{1937}{} Erna\IN{\loewenbergerna} Briefe diktiert. -- An Logik der Sequenzen gearbeitet. \tbentry{24}{12}{1937}{Heiliger Abend} 12\,\textonehalf{} Department Lunch. McKeon\IN{\mackeon} sagt, dass der Japaner mit President's office gesprochen hat; es hat sich aber herausgestellt, dass bei einem Austausch mehrere tausend \$ noch nötig wären für zusätzliche Kosten (Reisespesen usw.), und die Universität hat keine Funds dafür. Sie haben Oshima\IN{\oshima} an das Institut für International Educ. \textit{NY}\II{\iie} verwiesen. -- 6\,--\,11 \uline{Hempels\IN{\hempel}\IN{\hempelfrau} und Helmers\IN{\helmer}\IN{\helmerfrau} und Erna\IN{\loewenbergerna} hier} zum Weihnachtsabend. Wir haben kleinen Baum; auf der langen Fensterbank im Esszimmer Geschenke, Kerzen und Tannenzweige. Ina und ich schenken uns nichts. Die anderen haben ihre gegenseitigen Geschenke auch hergebracht. Lustiges Gansessen (sie schwelgen in einer von Oppenheim\IN{\oppenheim} geschickten Flasche Dubonnet). \tbentry{25}{12}{1937}{} -- Abends \uline{Perrys}\IN{\perrycharner}\IN{\perrycharnerfrau} hier, für kurz, bringen kleine Geschenke (!). \tbentry{25}{12}{1937}{} Wir beide nachmittags \uline{zu Helmers}\IN{\helmer}\IN{\helmerfrau}. Er macht Telepathieexperiment mit mir, mit den Karten von Yale; kein positiver Erfolg. Grammofonplatten. Sie kommen abends mit \uline{zu uns}. Lustig beisammen. Ina erzählt von unserem Kennenlernen. (Hempels\IN{\hempel}\IN{\hempelfrau} sind abgereist, zur philosophischen Tagung Princeton\II{\princeton},\fnE{Tagung in Princeton \blockade{}} und nach \textit{NY}).