\diary{40}{1.\,I.\,1936\,--\,16.\,XII.\,1936} %{\lspitzt}Einträge vom 15.12.1935 bis 31.12.1935 weggelassen, weil in der Edition der Tagebücher von 1908 bis 1935 enthalten{\rspitzt} \ersteseite{534589} \tbentry{1}{1}{1936}{Neujahr}\fnAD{Die in diesem Konvolut enthaltenen Einträge zum Zeitraum zwischen dem 15.\,XII. und dem 31.\,XII.\,1935 sind bereits in Band 2 dieser Edition abgedruckt.} \ort{Chicago IL}Wir mit Frau Morris\IN{\morrisfrau} Wohnungen besehen: Whipple St Privatwohnung; Apartments in Apt. Hotels: Midway, Plaisance, Windermere. Nachmittags mit Ina und Morris\IN{\morris} die Universitätsgebäude besehen, und in die philosophische Bibliothek und mein Office. Wir entscheiden uns für Midway, obwohl nicht vornehm; es ist ruhiger als Plaisance und nicht so übermäßig elegant wie Windermere; Whipple St ist ruhig, wird aber erst \textit{Di} frei. Wir kommen nun \uline{endlich in die eigene Wohnung}, Midway Apt. Hotel, 1535 \textit{E} 60\textsuperscript{th}, Apt. 601, ganz oben, helle Räume mit großen Fenstern, Blick auf den Park. Ein großes Zimmer mit Küchennische und großes Klappbett. Dahinter Badezimmer. Beim Eingang kleines Zimmer (jetzt 2 Betten; wir ändern: Schreibtisch und Tagesbett) und Closet für Kleider. Leider in der Nacht Lärm der nahen Eisenbahn. \tbentry{2}{1}{1936}{} 10\textsuperscript{h} zur \uline{ersten Vorlesung}. Auf Morris\IN{\morris} Rat nur 10 Minuten \neueseite{534443} allgemeine Vorbemerkungen; etwa 12\,--\,15 Hörer. -- Nachmittags 2\,\textonehalf{} erstes \uline{Seminar}, etwa 8\,--\,10 Teilnehmer; nur \textonequarter{} Stunde Vorbemerkungen und Literatur. \tbentry{3}{1}{1936}{\kreis} 10\,--\,10,50 erste richtige Vorlesung. Dann zu Morris\IN{\morris} Office; Vorträge für April besprochen. \textonehalf{}\,1 Dept. Lunch. Der taube Prof. \uline{Swenson}\fnA{Im Original \original{Svensson}.}\IN{\swenson} (Schwede), der in Baltimore war, spricht mit mir. Er ist sehr für Smith\IN{\smith}, nennt ihn im Scherz den künftigen Präsidenten.\fnE{Thomas Vernor Smith war als Philosoph an der University of Chicago tätig und firmierte für die Demokraten in verschiedenen politischen Positionen, unter anderem als Kongressabgeordneter.} Morris\IN{\morris} sagt mir nachher, dass Swenson\IN{\swenson} 2 \gestrunl\ Professoren für Minnesota braucht; er selbst war dort beabsichtigt. Swenson\IN{\swenson} sagt, ich soll \sout{zum} dort einen Vortrag halten. -- (Ina mit Frau Morris\IN{\morrisfrau} im Konzert). \tbentry{4}{1}{1936}{} Ruhiger Tag zuhause. Englische Syntax fertig durchgesehen. Sachen gekramt. \tbentry{5}{1}{1936}{} Mittags laden wir Morrisens\IN{\morris}\IN{\morrisfrau} ins International House ein. Dann mit ihnen hierher zum Tee. Dann Wohnungen gesucht (weil hier so viel Lärm von der Eisenbahn). Abends zu Morrisens\IN{\morris}\IN{\morrisfrau}. Er erklärt mir einiges aus seiner Semiotik; Frage, ob ein Zeichen sich selbst bezeichnen kann; ich sage: ja. Dort gegessen. \tbentry{6}{1}{1936}{} Vorlesung vorbereitet. \tbentry{7}{1}{1936}{} 10 Vorlesung. 11 mit Ina und Morris\IN{\morris} ruhige Wohnung in Kimbark Ave. besichtigt. Sie ist aber weniger nett als unsere jetzige. Mittag \textonehalf{}\,1\,--\,\textonehalf{}\,3 Lunch mit \uline{Hartshorne}\IN{\hartshorne} und \uline{McKeon}\IN{\mackeon}, dem Dean der Division. Dieser ist noch ein junger Mann. Wir sprechen über Wittgenstein\IN{\wittgenstein}, meinen Aufbau\IC{\konstitutionstheorie}\fnE{Carnap, \textit{Der logische Aufbau der Welt}.} und Harthshornes Buch\IW{\hartshornephilpsych}\fnE{Vermutlich Hartshorne, \textit{The Philosophy and Psychology of Sensations}.} (er gibt zu, dass es Mischung von Psychologie und Philosophie ist, er werde künftig nur Philosophisches schreiben). Über Logik des 14. Jahrhunderts. -- Flamingo Hotel besehen; schöne Lage und Einrichtung, aber teuer (3. Stock 115; 15. Stock 125) und weit von der Universität. -- Wir bleiben zunächst doch in unserer Wohnung, weil hell und geräumig. \neueseite{534437} \tbentry{8}{1}{1936}{} 10 Vorlesung. \tbentry{9}{1}{1936}{} 10 Vorlesung. 2\,\textonehalf{}\,--\,4\,\textonehalf{} erstes richtiges Seminar. Satz-Kalküle. Es geht ganz gut mit der Sprache. Morris\IN{\morris} ist sehr zufrieden. \gestrunl\ Etwas Diskussion. -- 6\,\textonehalf{}\,--\,11 großes Dinner der Trustees\II{\trustees}\fnE{Board of Trustees der University of Chicago.} für die ganze Faculty. Smith\IN{\smith} stellt mich den Trustees\II{\trustees} vor. Mit Morris\IN{\morris} am Tisch. Allerhand Ansprachen, auch vom Präsidenten Hutchins\IN{\hutchins} über akademische Freiheit. \tbentry{10}{1}{1936}{\kreis} 10 Vorlesung (Ina dabei). -- \textonehalf{}\,1 Lunch. Danach mit Morris\IN{\morris} über seine Vorträge in der \textit{Di}-Gruppe\II{\morrisgruppe}. \tbentry{12}{1}{1936}{} Vormittags mit Morris\IN{\morris} im Park spazieren. Die Chancen meiner Berufung hierher. Es kann auch sein, dass es nur für 3 Jahre anstatt dauernd gemacht wird. -- 5\,--\,6 haben wir unseren ersten Besuch: der junge Professor Charner \uline{Perry}\IN{\perrycharner} und Frau\IN{\perrycharnerfrau}. Er sehr schweigsam und schizo;\fnE{Schizo vgl. \blockade{}} erinnert an Otto Schöndube\IN{\schoendubeotto}, wahrscheinlich mexikanisches Blut, stammt aus Texas. Etwas über soziologische Wissenschaften; Pareto.\fnE{Vermutl. das Pareto-Prinzip, wonach 80 Prozent der Effekte mit 20 Prozent des Aufwandes erzielt werden.} \tbentry{13}{1}{1936}{} Mittags haben wir Professoren Lunch mit Prof. Ralph Barton \uline{Perry}\IN{\perryralph} aus Harvard\II{\harvard}, der für 2 Wochen hier ist . Über Sprache; Notwendigkeit der ,,Index-Wörter`` ,,dies`` usw. \tbentry{14}{1}{1936}{} 4\,--\,6 Morris'\IN{\morris} Gruppe\II{\morrisgruppe} für Wissenschaftslogik, \uline{mein Vortrag} ,,Mathematics and Empirical Science``;\fnE{Siehe das zweiseitige kurzschriftliche Vortragsmanuskript (\href{https://doi.org/10.48666/986723}{RC 110-08-04}).} lebhafte Diskussion, besonders der Amerikaner \uline{Bliss}\IN{\bliss} (er sagt, trotz vieler Diskussionen habe ihn niemand überzeugen können, dass die gewöhnlichen Zahlen die Axiome von Peano\IN{\peano} befriedigen). \tbentry{15}{1}{1936}{} 3\textsuperscript{h} ein Student hier, Schüler von Eckhardt\IN{\eckhardt}; will Master-Arbeit machen, Anwendung der logischen Syntax auf Physik. \tbentry{16}{1}{1936}{} 2\,--\,4 Seminar. Diesmal auch \IN{\hartshorne}Hartshorne und Link\IN{\link} -- 4\,\textonehalf{} zur Komitee-Sitzung des Universitäts-Verlages. Ich soll über \uline{Enzyklopädie}\II{\enzyklopaedie} Auskunft geben.\fnE{Das von Otto Neurath initiierte und gemeinsam mit Carnap, Charles Morris und Philipp Frank vorangetriebene Projekt einer Internationalen Enzyklopädie der Einheitswissenschaften wurde neben Tagungen und der Reihe \textit{Einheitswissenschaft} vor allem im Rahmen der bei der University of Chicago Press erschienenen Monografienreihe \textit{Foundations of the Unity of Science. Toward an International Encyclopedia of Unified Science} vorangetrieben. Als Herausgeber dieser Reihe fungierten Neurath, Carnap und Morris. Die einzelnen Monografien sind zwischen 1939 und 1970 erschienen. Wenn hier von ,,Enzyklopädie`` die Rede ist, so meint Carnap meistens diese hier im Entsehen befindliche Publikationsreihe.} Ich schildere den allg. Plan. \neueseite{534441} Man nimmt es anscheinend günstig auf, und meint, dass ein solcher Plan gerade in der Richtung der University Press läge.\fnA{Es folgt ein leerer Eintrag mit \original{\kreis} im Datum.} %\tbentry{17}{1}{1936}{\kreis} \tbentry{18}{1}{1936}{} Universitäts-Bank\editor{ett}. -- Mittags Lunch mit Prof. \uline{Schultz}\IN{\schultzchicago}, Nationalökonom. Er erzählt von seiner Anwendung der Mathematik auf Ökonomie, Beziehungen zwischen Preis, Angebot und Nachfrage. Nachher zeigt er mir sein Institut mit feinen Rechenmaschinen und viele ausgerechnete Tabellen, um seine mathematisch formulierte Hypothese nachzuprüfen. Bis 4\textsuperscript{h}. -- Abends \uline{Dinner} des Departments für uns, Prof. Perry\IN{\perryralph} (Harvard\II{\harvard}) und McKeon\IN{\mackeon}. Ich zwischen Frau Morris\IN{\morrisfrau} und McKeon\IN{\mackeon}. Nachher mit Ina und Prof. Ames\IN{\ames}, über seine Kirche\II{Disciples of Christ}\fnE{Ames war Mitglied der Disciples of Christ, einer in Kanada und den USA verbreiteten Variante des Protestantismus.}. Bis 11\textsuperscript{h}. \tbentry{19}{1}{1936}{} \textonehalf{}\,6 Morris\IN{\morris} hier. \textonehalf{}\,7 wir und Morrisens\IN{\morris}\IN{\morrisfrau} bei Prof. \uline{Link}\IN{\link} und Frau. Er ist Pflanzen-Pathologe, interessiert an Klärung biologischer Begriffe, sie Chemikerin (Prof.). Beide nett und nicht konventionell. Er zeigt Bilder aus den Bergen Kanadas, wo er immer den Sommer zubringt und klettert. \tbentry{20}{1}{1936}{} Nagels\IN{\nagel} Freund Schapiro\IN{\schapiro} \gestrunl\ von Columbia\II{\columbiauniversity} hier. Kunsttheoretiker, aber an Logik und Wiener Kreis\II{\schlickzirkel} sehr interessiert; Kommunist. Interessanter Mann. [Prof. Kroner\IN{\kroner} aus Kiel hält Vorträge; und ein Tee wird für ihn gemacht; ich nicht hin.] \tbentry{21}{1}{1936}{} Abends Vortrag von \uline{Perry}\IN{\perryralph}-Harvard\II{\harvard} ,,\textit{The first person plural, or the noun of reflective argument}``; über das ,,wir``. Einiges ist interessant, aber zu wenig Unterschiede zwischen der logischen Analyse der theoretischen Bedeutung von ,,wir`` und der psychologischen Analyse der Begleitvorstellungen.\fnA{Es folgt ein leerer Eintrag mit \original{\kreis} im Datum.} %\tbentry{22}{1}{1936}{\kreis} \tbentry{23}{1}{1936}{} Grausige Kälte: -20\r{}F = -29\r{}C! Ina bleibt zuhause. Ich gehe mit Ohrschützer-Band und Inas Skimütze (Mephisto Mütze) zur Vorlesung und \neueseite{534435} zum Seminar. Abends mit \uline{Bloomfield}\IN{\bloomfield}, seiner Frau und Bruder essen im Shoreland Hotel, dann zu ihnen in die Wohnung; sie haben eigenes Haus, weiter nördlich. Er ist Linguist, auf behavioristischer Grundlage, Freund von Paul Weiss\IN{\weisspaul} gewesen, schreibt klar, interessiert sich für unseren Physikalismus. Sie sammelt ,,alte`` Sachen, Möbel, usw. (40 Jahre alt). Bis 11\textsuperscript{h}. Sehr wenig Wissenschaft gesprochen. Der Bruder ist Chemiker, war längere Zeit in Wien. \tbentry{24}{1}{1936}{Ina} Nachmittags \uline{Frau Hartshorne}\IN{\hartshornefrau} hier; ich nur kurz dabei. \tbentry{25}{1}{1936}{} Briefe geschrieben. \tbentry{26}{1}{1936}{} Briefe geschrieben. -- Nachmittags wir zu \uline{Morrisens}\IN{\morris}\IN{\morrisfrau}. Ich mit Morris\IN{\morris} zum \uline{Konzert} in die \uline{Universitätskirche}, nur \textonehalf{} Stunde dort geblieben: Chöre von Palestrina\IN{\rjpalaestrina} und Reger\IN{\rjreger}, Präludium von Bach\IN{\bach}. Wieder zu Morrisens\IN{\morris}\IN{\morrisfrau}. Über seinen Brief an Neurath\IN{\neurath}.\fnE{Vgl. Morris an Neurath, 26.\,1.\,1936 (\href{https://doi.org/10.48666/952591}{UCHUSM, Box 1, Folder 15}).} Ich muss Trude\IN{\morrisfrau} erklären, warum ich sie ,,irrational`` genannt habe. \tbentry{27}{1}{1936}{} Briefe geschrieben. \tbentry{29}{1}{1936}{} Mit Ina zum ersten Mal in die \uline{Stadt Chicago} (,,\textit{Loop}``). Mit Trude Morris\IN{\morrisfrau} Inas Kleid. Dann mit Ina auf den Wrigley Tower; leider dunstig. Zum Postversand-Haus Montgomery; große Enttäuschung: nur Büros. Einige Sachen gekauft. \tbentry{30}{1}{1936}{} Nachmittags Seminar. \tbentry{31}{1}{1936}{\kreis} Nachmittags \textonehalf{}\,3\,--\,\textonehalf{}\,6 \uline{Klinik}. Ich lasse ganze Untersuchung machen, ohne besonderen Anlass. Dr. Jacobs\IN{\jacobsdr} findet alles in Ordnung, will aber Brust und Zähne röntgen lassen. \tbentry{1}{2}{1936}{} Abends Morrisens\IN{\morris}\IN{\morrisfrau} zum Essen hier. Dann zusammen ins International House zum \uline{Kino} ,,Der letzte Milliardär`` von Clair\IN{\clairrene}; sehr lustig. Und eine Menge Trickfilme. \tbentry{2}{2}{1936}{} Nachmittags \uline{Seniors}\IN{\senior} hier. Er \sout{Prof. der} Chemie; sie ist Russin aus Wilma, macht Psychotherapie. Er will uns die Stadt zeigen, vielleicht nach Urbana fahren, usw. \neueseite{534445} Sie lehnt auch die sinnlose Damen-Besucherei ab. Er erzählt von Frankreich, wo er 1 Jahr als Militär-Chemiker war; die Langsamkeit und Unzuverlässigkeit der Franzosen; analog zu den Wienern. \tbentry{3}{2}{1936}{} 10\,--\,11 \uline{Klinik}. Röntgenaufnahme der Zähne. Untersuchung des Rachens. Der Arzt \uline{rät Mandel-Operation}! Die Mandeln infizieren den Körper; vielleicht sind sie Ursache des Rheumatismus und der Grippe. -- Ina lässt einen Zahn ziehen, hat dann eine Woche lang Schmerzen. \tbentry{4}{2}{1936}{} 11 zu Senior\IN{\senior}; über Finitismus; Relationstheorie. -- Abends \textonehalf{}\,7\,--\,10 \uline{Dinner} bei \uline{Seniors}\IN{\senior}\IN{\seniorfrau}. Ina geht nicht mit wegen Zahnschmerzen. Kurz noch \uline{Eckart}\IN{\eckart} und Frau; und \uline{Hamilton\IN{\hamilton} und Frau\IN{\liliane}}. Sie ist Tillys\IN{\tilly} Schwester, das vermutete ich schon, als ich seinen Namen las.\fnE{Tilly erläutern \blockade{}.} Sie war mit Tilly\IN{\tilly} in Jena auf der Lindenhöhe. Letzten Sommer war sie 6 Wochen in Europa, davon 2 in Schweden, ,,das ist ganz genug.`` Hamilton\IN{\hamilton} scheint demokratisch und liberal. Wir sprechen über Basic English und künstliche Sprachen. Über Unterschied zwischen Harvard\II{\harvard} und hier: Hamilton\IN{\hamilton} war an beiden Plätzen, sagt: hier typischer Amerikanismus, Neutralitätspolitik, wenig Interesse an Europa, in Neu-England Blick nach Europa gerichtet. \tbentry{5}{2}{1936}{} 11 Zahnklinik; auf Grund des Röntgenbildes rät er, 4 Zähne ziehen zu lassen (!). -- Lunch mit \uline{Hartshorne}\IN{\hartshorne} und Frank \sout{Kni} \uline{\textit{Knight}}\IN{\knightfrank}. Dieser ist ein mürrischer, skeptischer Nationalökonom. Er macht Einwände gegen Physikalismus. Man könne Sozialwissenschaft nicht behavioristisch beschränken. Hartshorne\IN{\hartshorne} hilft mir (!) auf Grund des Peirce\IN{\peirce}schen Nachprüfbarkeitsprinzip.\fnE{Peircesche Nachprüfbarkeitsprinzip \blockade{}} \tbentry{6}{2}{1936}{} 4\,\textonehalf{}\,--\,6 \uline{bei Hartshornes}\IN{\hartshorne}\IN{\hartshornefrau} zum Tee, mit Ina. Es kommen auch: Wick\IN{\wick}, Robbins\IN{\robbins}, \luecke. Ich über Möglichkeit, Poesie in Basic oder in künstlicher Sprache zu machen. Die anderen bezweifeln, ob der richtige ,,Innenklang`` nicht fehlt. -- Nachher wir beide zu \uline{Morrisens}\IN{\morris}\IN{\morrisfrau}, bleiben zum Essen. Ina ist übermütig, schüttelt und küsst Morris\IN{\morris}, weil er zu würdig aussieht. (Morris\IN{\morris} hat seiner Frau gesagt, dass er Inferioritätskomplex \neueseite{534451} bekomme und mich beneide, wegen Seminar und Testability-Aufsatz\IC{\lewisaufsatz} (!)).\fnE{Carnap, ,,Testability and Meaning``.} \tbentry{7}{2}{1936}{} Mittags Professoren-Lunch. -- 4\textsuperscript{h} zum \uline{Präsidenten Hutchins}\IN{\hutchins}, Hartshorne\IN{\hartshorne} führt mich ein und geht dann. Er spricht sehr freundlich mit mir über Organisation der Universität\II{\universitychicago}, Freiheit der Lehre, gesichert durch die Trustees\II{\trustees} gegen den Staat. Er weiß, dass Professoren in meinem Seminar sind. -- Mit \uline{Morris}\IN{\morris} über meine Chancen hier; und über Vortragstitel für Urbana und Columbia\II{\columbiauniversity}.\fnE{Siehe TB 16.\,III.\diaryref{TB-16-III-1936} und 17.\,IV.\,1936\diaryref{TB-17-IV-1936}.} \tbentry{8}{2}{1936}{} Nachmittags allein \uline{in die Stadt}. Schneegestöber. Roebuck und allerhand Läden, aber kein Sickles-Laden gefunden. Im 10\textcent{}-Store lustiges Deutsch-Buch. \tbentry{9}{2}{1936}{} Ina bleibt zu Bett wegen Zahn. -- \textit{Di-}Vortrag und Vorlesung vorbereitet. \tbentry{11}{2}{1936}{} \gestrunl\ 4\,--\,6: Morris\IN{\morris} Gruppe für Wissenschaftslogik\II{\morrisgruppe}, \uline{mein Vortrag} ,,\textit{Verification a\editor{nd} the Unity of Science}``.\fnE{Siehe das einseitige kurzschriftliche Vortragsmanuskript (\href{https://doi.org/10.48666/986705}{RC 110-08-07}) sowie das Typoskript (\href{https://doi.org/10.48666/874879}{RC~081-03-03}).} In der Diskussion macht \uline{McKeon}\IN{\mackeon} falsche Behauptungen über Umformung der Reduktionsformeln oder Definitionsformeln, und ich zeige, dass das nicht geht; er blamiert sich ziemlich; ob er das übel nimmt? \tbentry{12}{2}{1936}{Feiertag}\fnED{Geburtstag von Abraham Lincoln (Lincoln Day).} \tbentry{13}{2}{1936}{} 2\,--\,4 Seminar. 4 zu \uline{Dr. Jacobs.}\IN{\jacobsdr} Er rät auch, wie die Spezialisten: 4 Zähne ziehen, Mandeln herausschneiden! Und in der linken Lunge oben seien immer noch Tub.-Prozesse;\fnE{Carnap war 1926 an Tuberkulose erkrankt. Siehe TB~25.\,IX.\,1926\diaryref{TB-25-IX-1926}.} Sanatorium nicht nötig, aber vielleicht Ruhe, immer liegen, gar keinen Sport treiben. Ina erfährt von Trude\IN{\morrisfrau}, dass \uline{Senior}\IN{\senior} bei Morris\IN{\morris} war und sich ungünstig über mich geäußert hat! \tbentry{14}{2}{1936}{} \uline{Morris}\IN{\morris} meint, die Äußerungen von Senior seien nur Stimmungssache, wechselnd und nicht ernst zu nehmen; aber mir scheint, er sagt mir nicht alles. \tbentry{15}{2}{1936}{} Vortrag \textit{MS} Unity gearbeitet. \neueseite{534447} \tbentry{16}{2}{1936}{} Nachmittags bei \uline{Morrisens}\IN{\morris}\IN{\morrisfrau}. Ina macht Morris\IN{\morris} Vorwürfe, dass er nicht offen uns die Schwierigkeiten sagt, und dass er auf Trude\IN{\morrisfrau} böse ist, weil sie es uns gesagt hat. Abends geht er zu Senior\IN{\senior} (mich hat Senior\IN{\senior} unter einem Vorwand wieder ausgeladen; er liest seine Übersetzung von Mengers\IN{\menger} Vortrag über moderne Logik vor). Wir mit Trude\IN{\morrisfrau} zum Abendessen.\fnA{Es folgt ein leerer Eintrag mit \original{Ina} im Datum.} %\tbentry{17}{2}{1936}{Ina} \tbentry{18}{2}{1936}{} Nach der Vorlesung mit \uline{Senior}\IN{\senior}. Über räumliche Deutung der Atomstruktur molekularer Strukturen. -- Briefe. \tbentry{19}{2}{1936}{} Nachmittags 3\,--\,4 \uline{Trude}\IN{\morrisfrau} bei uns. \tbentry{20}{2}{1936}{} 4\,--\,5 mit \uline{Schultz}\IN{\schultzchicago} Tee im Harpers. Über Wittgenstein\IN{\wittgenstein}. Trennung von theoretischer und wertender Nationalökonomie wünschenswert. Er gibt das zu, und hier in Chicago bemühten sie sich darum. Aber es sei prinzipiell immer noch kombiniert. Über Wahrscheinlichkeitsbegriffe. \tbentry{21}{2}{1936}{} \textonehalf{}\,12\,--\,\textonehalf{}\,1 mit Morris\IN{\morris} und Frank \uline{Bruner}\IN{\brunerfrank} über dessen \textit{MS} zu ein verbessertes System der \textit{PM}\IW{\principiamathematica}.\fnE{Russell und Whitehead, \textit{Principia Mathematica}. Bruners MS \blockade{}.} Es scheint gut. Ich erkläre: die neuen Typen sind von transfiniter \gestrunl{} Stufe. Ich erkläre die Unklarheiten seines Textes, wie bei Russell\IN{\russell}, durch materiale Redeweise.\fnE{Die inhaltliche oder formale Redeweise ist für Carnap der Inbegriff einer in der formalen Redeweise zu überwindenden metaphysischen Sprachform. Siehe Carnap, \textit{Logische Syntax der Sprache}, Teil V.} -- Professoren-Lunch. -- 2\,--\,4 mit Morris\IN{\morris} und \uline{Eckart}\IN{\eckart}. Dieser hat Brief von Pauli\IN{\pauliwolfgang}: Anwendung der symbolischen Logik auf Physik ist zwecklos; die Unbestimmtheitsrelation beruht auf der Beziehung zwischen Subjekt und Objekt; er philosophiert arg herum. Eckart\IN{\eckart} ist klar in seinen Anschauungen, und will symbolische Logik anwenden. -- 6\textsuperscript{h} mit Ina zu \uline{Morrisens}\IN{\morris}\IN{\morrisfrau}. Morris\IN{\morris} sagt, dass Ames\IN{\ames} Lewis\IN{\lewis} nochmal gefragt hat wegen Berufung hierher, obwohl das Dept. dachte, die Sache sei schon erledigt.\fnE{Berufung C.I. Lewis nach Chicago \blockade{}.} Lewis\IN{\lewis} hat eine Woche Bedenkzeit erbeten. -- 8\,--\,10 mit Morrisens\IN{\morris}\IN{\morrisfrau} und Eckarts\IN{\eckart} ins \uline{Kino} International House. Interessanter abstrakter Film. Dann Don Quichotte, französischer Film, gut gespielt, aber keine Worte verstanden.\fnE{Viell. Don Quixote (1933) von Georg Wilhelm Pabst, der Film wurde in drei Sprachversionen (englisch, französisch und deutsch) produziert.} -- Nachher wir und \uline{Eckarts}\IN{\eckart} noch mit zu \uline{Morrisens}\IN{\morris}\IN{\morrisfrau} für 1 Stunde. Über die Ideale der Kinder ohne Metaphysik. Ina untersucht. Findet bei \neueseite{534449} allen Anwesenden außer uns beiden eine ,,Seele``. \tbentry{22}{2}{1936}{} Briefe. \tbentry{23}{2}{1936}{\kreis} Nachmittags 4\,--\,7 \uline{Weinberg}\IN{\weinberg} hier mit dem 18jährigen Thompson\IN{\thompsonmanley} und seinem Freund, ein Rechtsanwalt. Weinberg\IN{\weinberg} kommt aus Zainesville, für mehrere Tage, um mit mir zu sprechen. Hat Logik nur durch Lesen gelernt, auch Syntax studiert. Ich erkläre ihm Gödels\IN{\goedel} Satz. Er hat eine Doktorthese über den logischen Positivismus geschrieben\IW{\weinbergpositivism};\fnE{Weinberg, \textit{An Examination of Logical Positivism}.} ich schlage ihm vor, sie auf einen aktuellen Stand zu bringen, durch Berücksichtigung der neueren Veröffentlichungen, und dann erst zu veröffentlichen. \tbentry{25}{2}{1936}{} Mit \uline{Weinberg}\IN{\weinberg} 11\,--\,12\,\textonehalf{}, dann mit ihm und Morris\IN{\morris} Lunch. \tbentry{26}{2}{1936}{} \gestrunl{} \tbentry{27}{2}{1936}{} \uline{Weinberg}\IN{\weinberg} im Seminar (ich erkläre Gödel\IN{\goedel}), dann 4\textsuperscript{h} mit zu uns. Er möchte Poppers Buch\IW{\popperldf} übersetzen.\fnE{Popper, \textit{Logik der Forschung}. Wer hat übersetzt? \blockade{}.} -- \textonehalf{}\,7. \tbentry{28}{2}{1936}{} \uline{Senior}\IN{\senior} in meinem Office; mein Vorschlag zur Charakteristik der Gruppen durch Matrix mit Minimalzahlen. -- Professoren-Lunch. -- Nachher mit \uline{Tillich}\IN{\tillich} (und \sout{einem} seinem Freund Pauck\IN{\pauck} \sout{Freund}, deutscher Kirchengeschichtler, der hier unterrichtet). Tillich\IN{\tillich} \sout{in} ist in New York an einem unionistischen Institut\II{Union Theological Seminary, New York}.\fnE{Paul Tillich unterrichtete nach seiner Emigration für Jahrzehnte am Union Theological Seminary in New York.} Er hat Vortrag von Schlick\IN{\schlick} gehört und 2 von Dubislav\IN{\dubislav}, aber kaum etwas gelesen. Er meint, wir vernachlässigen den größten Teil der Wirklichkeit, nämlich die Sinnerfüllung in Geschichte und Menschenleben. Phänomenologie; er meint, das sei nicht metaphysisch, sondern empirisch; es ist aber arge Metaphysik. Es sei ein Fehler, dass wir die Begriffe eindeutig machen wollten; das dürfe man nicht in der Geschichte z.\,B., weil die Wirklichkeit sonst nicht erfasst werden könne. -- Abends 6\,--\,10 (oder 11?) Dinner bei \uline{Morrisens}\IN{\morris}\IN{\morrisfrau} mit \uline{Eckart}\IN{\eckart}. Nette Unterhaltung. Inas Theorie von den \neueseite{534453} Seelen. \tbentry{29}{2}{1936}{} Vortrags-\textit{MS },,Unity`` gearbeitet.\fnE{Siehe TB~9.\,III.\,1936\diaryref{TB-9-III-1936}} \tbentry{1}{3}{1936}{\kreis} \textwh{Vortrags-MS ,,Unity`` gearbeitet.} Nachmittags \uline{Hamiltons}\IN{\hamilton}\IN{\liliane} hier. Er hat Interesse für Mathematik und Logik. Sie haben 2 gr. Töchter und 1 Sohn. Er ist nach Amerika gegangen, um mehr Zeit für Laboratoriumsarbeit zu haben, und dabei doch gutes Einkommen. Über Inas Menschenscheu. -- Nachher \uline{Hartshorne}\IN{\hartshorne}, Kurzbesuch. Er meint, Tillich\IN{\tillich} sei der beste deutsche Theologe, beobachte gut, mache gute Voraussagen über die Entwicklung in Deutschland z.\,B. \tbentry{2}{3}{1936}{} Vortrag-\textit{MS} gearbeitet. -- Anfrage von \uline{Princeton}\II{\princeton}!\fnE{Anfrage Princeton \blockade{}. Siehe auch TB~16.\,III.\,1936\diaryref{TB-16-III-1936}.} \tbentry{4}{3}{1936}{} 11\,--\,1 mit \uline{Senior}\IN{\senior} und dem Mathematiker \uline{Lunt}\IN{\lunt} über meinen Vorschlag zur Kennzeichnung endlicher Gruppen durch minimale Modalitätstafel.\fnE{Carnaps Vorschlag ??? MS dazu ???} Es stellt sich heraus, dass es geht, und Senior\IN{\senior} ist sehr entzückt davon. (Er telefoniert das später an Morris\IN{\morris} und sagt, dass er es dem Präsidenten mitgeteilt habe (!)). \tbentry{5}{3}{1936}{} \uline{Letzte Vorlesung}. Jetzt Beginn der Leseperiode; ich täglich in meinem Office für die Studenten. -- \textonehalf{}\,5\,--\,7 mit Ina bei \uline{Perrys}\IN{\perrycharner}\IN{\perrycharnerfrau}. Vorher fährt er uns im Auto zum Seeufer und Jackson Park. Gespräch mit ihm über seine Bedenken gegen Behaviorismus in der Sozialwissenschaft. Ich versuche klar zu machen, dass die ,,Interpretation`` und das ,,Verstehen`` der Situation, wovon er spricht, eine Funktion der physikalischen Beschaffenheit der Situation ist. -- 7\,--\,9 zu \uline{Morrisens}\IN{\morris}\IN{\morrisfrau}. Über Princeton\II{\princeton}; und McKeon\IN{\mackeon}. Dieser scheint nicht gewillt, dauernde Ernennung zuzugestehen, aber vielleicht zeitweise. \tbentry{6}{3}{1936}{} 10\,--\,12 erste Sprechstunde, kein Student kommt. \neueseite{534461} \tbentry{7}{3}{1936}{} Mit Ina \textit{Chic.}-Englewood ab 11,41 (\textit{E.\,T}.), \uline{\textit{Iowa City}}\ort{Iowa City IA} an 5,40 nachmittags, anstatt 4,02 (\textit{C.\,T.}). \uline{Feigl}\IN{\feigl} holt uns ab. Wir wohnen in ihrem Bungalow, geräumig, nett eingerichtet. Wir kriegen sogar getrennte Zimmer, die von ihnen beiden. Der Sohn Eric\IN{\feiglericotto}, ,,Hansi``\IN{\feiglericotto}, liegt mit den Beinen im Gipsverband, ist aber meist vergnügt. \tbentry{8}{3}{1936}{} Vormittags mit Feigl\IN{\feigl} in sein Office; \sout{2 Professoren besucht} über philosophische Fragen, und Aussichten in Amerika. Nachmittags im Radio Beethovens\IN{\beethoven} 9. Symphonie. Der junge Psychoanalytiker Bill Woods\IN{\woodsbill}, mit Kasperle\IN{\kasper} befreundet, und ein junger Techniker aus Wien. Später \gestrunl\ \uline{Lewin}\IN{\rjlewin} und Frau. Mit ihm über seinen Aufsatz über den hodologischen Raum.\IW{\lewinrichtungsbegriff}\fnE{Lewin, ,,Der Richtungsbegriff in der Psychologie``.} Ich gebe einige Anregungen zu korrigierenden Definitionen; Unterschied zwischen Funktor und Prädikat. \tbentry{9}{3}{1936}{} Mit \uline{Kasperle}\IN{\kasper}. Sie klagt, dass es mit Feigl\IN{\feigl} jetzt unerträglich sei; sie selbst sei zum größten Teil schuld. Aber nun müsse sie mal weg. Sie möchte nach Chicago, psychiatrische Fürsorge studieren. Feigl\IN{\feigl} sei \sout{abgeneigt} nicht für diesen Plan. Er wolle sich mit ihr ruhig sprechen; sehe sie nicht mehr als Frau an, usw. Zu Feigl\IN{\feigl} ins Office; mit ihm 2 Professoren besucht. Dann zu Fuß zurück, und Ehe-Schwierigkeiten besprochen. Er meint, der Plan von Kasperle\IN{\kasper} sei eine unbewusste Demonstration gegen ihn. Wenn sie sich nur freundlicher zu ihm einstellen und alles leichter nehmen, und nicht mehr so streng und vorwurfsvoll sein wollte, würde es schon gehen. -- Nachmittags kleiner Spaziergang mit Feigl\IN{\feigl}. Über die verschiedenen Leute, die für Prag in Betracht kommen.\fnE{Es gab eine Liste von möglichen Nachfolgern für Carnap in Prag, zu denen unter anderem Neurath und Dubislav gehörten. Vgl. \blockade{}.} -- 6\,--\,8 großes Dinner, von Feigls\IN{\feigl}\IN{\kasper} eingeladen, in der \textit{Union}, mit 20 Personen. Mir gegenüber der \textit{Dean Seashore}\IN{\seashore}, alter Mann, der mich sehr nach Prag und Europa ausfragt. 8\textsuperscript{h} \uline{mein Vortrag} ,,\textit{Unity of Science}``,\fnE{Vortragsmanuskript wie oben (\href{https://doi.org/10.48666/874879}{RC~081-03-03}).} über 100 Leute. Ich lese ab; dann etwas Diskussion. \neueseite{534459} \tbentry{10}{3}{1936}{} (\uline{Ina} sagt: Wenn schon so ein ruhiges Kind so viel Störung in der Nacht macht, dann vielleicht doch lieber keins!). Ich telegraphiere an Morris\IN{\morris}: Sprechstunde verlegt; Kasperle\IN{\kasper} möchte, dass ich noch bleibe, um noch zu besprechen. 10\,--\,12 Konferenz; dabei mein Vortrag ,,\textit{Log\editor{ics,} Math\editor{ematics} a\editor{nd} Emp\editor{irical} Sc\editor{ience}}``, frei gehalten.\fnE{Vortragsmanuskript wie oben (\href{https://doi.org/10.48666/986723}{RC 110-08-04}).} Geht gut. 1 Stunde Diskussion. -- Frau Dr. \uline{Kosteletz}\IN{\kosteletz}, Bekannte von Lewins\IN{\rjlewin}, berichtet mir über die \uline{Dubislav}\IN{\dubislav}-Sache, wobei sie Zeugin war.\fnE{Dubislav war 1935 einer Freunding gegenüber gewalttätig geworden und wurde daraufhin zeitweilig inhaftiert. Siehe TB~18.\,IX.\,1935\diaryref{TB-18-IX-1935}.} Er ist mehrere Monate frei gewesen, bevor er verhaftet wurde; trotz allem Drängen wollte er nicht weg. Er könnte nach Russland, wurde als Dozent genommen. Hat sehr unter der ganzen Sache gelitten. -- Nachmittags mit \uline{Kasperle}\IN{\kasper} spazieren. Nachher sage ich Feigl\IN{\feigl}, dass sie mit ihm und mir alles besprechen möchte. Er will es aber lieber mit ihr alleine, und nötigenfalls Bill\IN{\woodsbill} \editor{Woods} hinzuziehen, als Analytiker. Darauf wird sie sehr heftig und böse, weil sie glaubt, er will der Aussprache wieder ausweichen. Abends weint sie viel; schwierig, sie zu beruhigen. \tbentry{11}{3}{1936}{} 9 (\textit{C.\,T.}) \uline{\textit{Iowa C.} ab}, \sout{2,15 }3,15 (\textit{E.\,T.}) in \uline{\textit{Chic}.}\ort{Chicago IL} 4\,--\,5 Sprechstunde, kein Student kommt. Morris\IN{\morris} berichtet von heftigen Auseinandersetzungen des Departments mit McKeon\IN{\mackeon}. Vielleicht wird es Kampf geben, obwohl die Gegenseite die besseren Chancen hat. Auf 1-Jahr-Einladung wollen sie nicht eingehen, weil das als Zustimmung gedeutet werden würde, dass eine weitere Probezeit nötig wäre. -- Mit Ina kurz zu \uline{Schultz}\IN{\schultzchicago}. -- \tbentry{12}{3}{1936}{} Sprechstunde; zum ersten Mal 1 Student. -- Letztes Seminar. Der Pfarrer Kurins\IN{\kurinspfarrer} macht zum Schluß eine Dankansprache. -- Zu Dr. Wells\IN{\wellsdr}. 2 Zähne gezogen, 1 mit drei Wurzeln geht schwierig. \tbentry{13}{3}{1936}{} Vormittags Sprechstunde. Die Studenten liefern Term Papers ab. -- Nachmittags in die Stadt, \neueseite{534457} zu Dr. West\IN{\westdr}, Freund von Morris\IN{\morris}, alter Zahnarzt; auch er rät, obwohl konservativ, die 4 Zähne auszuziehen, die auf dem Röntgenbild markiert sind! Ford-Wagen besichtigt. -- Abends 7\,--\,10 mit Ina zu Morrisens\IN{\morris}\IN{\morrisfrau}. Morris\IN{\morris} will mit seinen 20 ,,Nachtreitern`` den Kampf mit dem Präsidenten aufnehmen; zunächst um den Einfluß im College.\II{University of Chicago College} \tbentry{14}{3}{1936}{} Zu Dr. Kelly\IN{\kellydr}. Er rät, nach der Rückkehr von Urbana 2 Goldkronen herauszunehmen. -- \textonehalf{}\,3\,--\,5 mit \uline{Perry}\IN{\perrycharner} und Ina gebrauchte \uline{Autos} besichtigt. Wir werden ganz verwirrt durch die Fülle der Auswahl. -- 6\,\textonehalf{}\,--\,11\,\textonehalf{} \uline{Dinner bei McKeon}\IN{\mackeon}. Nur Männer: \IN{\hartshorne}Hartshorne\IN{\hartshorne}, Perry\IN{\perrycharner}, Thurstone\IN{\thurstone}, Barnard\IN{\barnard}, Schultz\IN{\schultzchicago}. Barnard\IN{\barnard} ist Professor der Mathematik, war in meinem Seminar, ist an Logik interessiert, hat Sachen von Moore\IN{\mooremath}\fnE{Vermutlich Eliakim Hastings Moore.} herausgegeben. Thurstone\IN{\thurstone} fragt nach der Definition der Messung; ich erkläre die 5 Regeln.\fnE{Definition der Messung \blockade{} Testability and Meaning \blockade{}.} Perry\IN{\perrycharner} über ,,analytisch``; man diskutiert darüber sehr unklar. Schultz\IN{\schultzchicago} fragt, wo die Fakten ihren Platz in unserer Philosophie haben; er meint die Verifikation. \tbentry{15}{3}{1936}{\kreis} Vortrag für morgen vorbereitet. -- Briefe. \tbentry{16}{3}{1936}{} Angebot von Princeton\II{\princeton}!\fnE{Verweis oder hier erläutern \blockade{}} -- Chicago ab 2,11 (\textit{E.\,T.}), \textit{Champaign-\ulinestr{\ulinesp{Urbana}}}\ort{Urbana IL} an 3,30 (\textit{C.\,T.}). Prof. Morrow\IN{\morrow} holt mich im Auto ab. Rundfahrt durch den Campus, riesiger Komplex von Gebäuden. Die Bibliothek, schön und bequem eingerichtet. In eine Teestube. Dann zum University Club, dort bekomme ich ein Zimmer mit Bad. 6\textsuperscript{h} einfaches Dinner mit dem \textit{Dean McLeone}\IN{\mcleone} (?) und 2 anderen Professoren, einer von Princeton\II{\princeton} (Emeritus). 7:30 \uline{mein Vortrag} ,,\textit{Scient\editor{ific} Philos\editor{ophy} in Contemp\editor{orary} Europe}``,\fnE{Siehe das zweiseitige auf 15.\,III.\,1936 datierte kurzschriftliche Vortragsmanuskript (\href{https://doi.org/10.48666/986717}{RC~110-08-18}).} großer Saal, viele Zuhörer. Stellenweise vielleicht zu schwierig; besonders das über Lewis\IN{\lewis} (was Feigl\IN{\feigl} suggeriert hatte). Keine Diskussion. Bis 10\textsuperscript{h} im Hause des Deans mit vielen Leuten. Ein wenig unterhalten. \neueseite{534463} \tbentry{17}{3}{1936}{} Vormittags Hempels\IN{\hempel} \textit{MSe}\fnE{Bezug unklar.} und Chicago Term Papers gelesen. -- Mittags Lunch mit allerhand Leuten. Nachher Diskussion mit Morrow\IN{\morrow} über Auffassung der Werte. -- Etwas geschrieben. Spaziergang. \uline{Morris}\IN{\morris} ist hier, 6\textsuperscript{h} Dinner mit den Professoren. Morris\IN{\morris} erzählt über Kongress und Enzyklopädie.\II{\enzyklopaedie} 7:30 \uline{mein 2. Vortrag} ,,Logic, Mathematics and Empirical Science``.\fnE{Vortragsmanuskript wie oben (\href{https://doi.org/10.48666/986723}{RC 110-08-04}).} Nur 50 Minuten, weil ich schnell und lebhaft spreche; es geht gut. \tbentry{18}{3}{1936}{Ina} Vormittags mit \uline{Morris}\IN{\morris} spazieren. Über mein Princeton\II{\princeton} Offer. Mittags mit Morris\IN{\morris}, McLeone\IN{\mcleone}, Morrow\IN{\morrow} und Frau. Über analytische Sätze. McLeone\IN{\mcleone} fragt, wieso ich, von deutscher Herkunft, die deutsche traditionelle Philosophy ablehne. 4\textsuperscript{h }mein \uline{3. Vortrag} ,,Unity of Science``,\fnE{Vortragsmanuskript wie oben (\href{https://doi.org/10.48666/874879}{RC~081-03-03}).} abgelesen. Morrow\IN{\morrow} sagt, das sei der beste gewesen. Er bringt mich an die Bahn. Dort \uline{Morris}. Mit ihm zurückgefahren. Champaign ab 6,05 \textit{Chic.}\ort{Chicago IL} an (9,10 \textit{C.\,T.}), 10,10 \textit{E.\,T.} \tbentry{19}{3}{1936}{} 10\,\textonehalf{}\,--\,12 Office. Studenten bekommen Term Papers zurück. \tbentry{20}{3}{1936}{} 10\,--\,12 \textwh{Studenten bekommen Term Papers zurück.} Damit ist das Winter Quarter fertig. Mittags letztes Professoren-Lunch. Dabei Professor \uline{Götz}\IN{\goetzchicago} (Ästhetik), früher Berlin, seit 2 Jahren Amerika. 4\,--\,6\,\textonequarter{} in Morris Gruppe\II{\morrisgruppe} \uline{mein Vortrag} ,,Die neue Logik``\IC{\alteneuelogik}\fnE{Kein Vortragsmanuskript konnte identifiziert werden. Viell. direkt basiert auf Carnap, „Die alte und die neue Logik“.} mit netter, lebhafter Diskussion, auch über Wahrscheinlichkeit und Sicherheitsgrad. \tbentry{21}{3}{1936}{} 10\,--\,1 mit dem jungen Bray\IN{\bray} Auto gefahren, weit hinaus nach Süden. Es geht ganz gut, aber noch unsicher. -- Nachmittags 4\,--\,10 \uline{Ursula Kaufmann}\IN{\kaufmannursula} hier. Sie wohnt bei ihrem Großonkel; ein junger Verwandter, Medizinstudent, kommt für kurze Zeit mit, spricht etwas Deutsch. Sie erzählt sehr lebhaft. Findet alles ,,fabelhaft``. Sie möchte noch ein Jahr bleiben, in einem College in Florida, wo sie teilweise eingeladen ist. (Rollins College).\II{\rollinscollege} \neueseite{534473} \tbentry{22}{3}{1936}{} 10\,\textonehalf{}\,--\,12\,\textonehalf{} Auto gefahren, mit Bray\IN{\bray}. Im Stadtverkehr, auch den Southern Drive hinunter. -- Nachmittags zu \uline{Hamiltons}\IN{\hamilton}\IN{\liliane}. Wir beschließen, selbst zu fahren. Zum ersten Mal ohne Lehrer! Schwieriger Start, schwierige Umwege. Dort \uline{Thurstone}\IN{\thurstone} und Frau. Mit ihm und Hamilton\IN{\hamilton} über psychologische Tests usw. Ina langweilt sich mit den Frauen. Die Tochter erinnert mich an Tillys\IN{\tilly} kleine Schwestern. Die Wohnung ist mit schwedischen Möbeln sehr konservativ und familienhaft eingerichtet. -- Bei der Rückfahrt \gestrunl\ stosse ich rechts an einen anderen Wagen an und zerstosse meinen hinteren rechten Flügel! Thurstone\IN{\thurstone} kommt und fährt uns zu\fnA{Original \original{bis}.} \uline{Morris}\IN{\morris}. Morris\IN{\morris} fährt mit mir etwas herum. Dort zu Abend. Morris\IN{\morris} meint, McKeon\IN{\mackeon} scheint einlenken zu wollen. Aber sie möchten nicht auf einen Kuhhandel (gegen Buchanan\IN{\buchanan}) eingehen. Abends kommt Morris\IN{\morris} mit, ich fahre in die Garage, 59\textsuperscript{th} \textit{St}. \tbentry{23}{3}{1936}{\kreis} \textit{MS }für Vortrag ,,Philosophie und logische Analyse``\fnE{Siehe TB~1.\,IV.\,1936\diaryref{TB-1-IV-1936}.} gearbeitet. (Ina fährt Auto mit Bray\IN{\bray}.) \tbentry{24}{3}{1936}{} \textit{MS} gearbeitet. -- 6\,\textonehalf{} Dinner mit Morrisens\IN{\morris}\IN{\morrisfrau}, \uline{Eckarts}\IN{\eckart}, und \uline{Pauli}\IN{\pauliwolfgang} und Frau, im Club; dann zu Eckarts\IN{\eckart}. Paulis\IN{\pauliwolfgang} waren \textonehalf{} Jahr in Princeton am Institut,\II{\flexnerinstitut}\fnE{Institute for Advanced Study.} kehren im April nach Zürich zurück; nehmen ihr Auto mit. Er spricht ziemlich schlecht Englisch. Nachher lebhafte Diskussion. 1) Es muss sinnvoll sein, zu sagen, dass die Seele eines Verstorbenen noch lebt; ich stimme zu. 2) Zweifel am Satz der Anwendung der Logik auf Physik. Ich erkläre: Sprachanalyse, exakt machen der Wörter in den Gesetzen; Übersetzungsregeln zwischen physikalischen und Dingsprachen; dem stimmt Pauli\IN{\pauliwolfgang} dann zu. 3) Seine ,,Antinomie`` oder ,,fundamentale Schwierigkeit``: Gegensatz Subjekt-Objekt stecke in jedem Satz und könne doch nicht scharf gemacht werden. Wir erklären (Morris\IN{\morris} behavioristisch), dass hier keine fundamentale Schwierigkeit vorliegt. \neueseite{534469} \tbentry{25}{3}{1936}{} Vormittags \textit{MS}. -- Nachmittags 5\,--\,6 mit Morris\IN{\morris} Auto gefahren (Ina 4\,--\,5). 6\,\textonehalf{}\,--\,10\,\textonehalf{} \uline{Ursula Kaufmann}\IN{\kaufmannursula} hier. Sie erzählt lebhaft von ihren Eindrücken. Wir zeigen Photos. Sie bittet sehr, sie im College zu besuchen. \tbentry{26}{3}{1936}{} \textit{MS} fertig gemacht. -- Nachmittags 2 Stunden mit Morris\IN{\morris} Auto gefahren. \tbentry{27}{3}{1936}{} Vormittags 2 Stunden mit dem Lehrer Auto gefahren, im Stadtverkehr. Michigan Ave., hinunter, am Wrigley Tower vorbei, nach Norden in den Park, und ebenso zurück. Allmählich fühle ich mich schon ziemlich sicher. -- Mittags Lunch, letztes, mit den Professoren. \uline{Benjamin}\IN{\benjamin} ist dabei, von der Weltreise zurück. Diskussion mit Hartshorne\IN{\hartshorne} über ,,Zukunft``, ,,Zeit``, ,,Kausalität``, auch Morris\IN{\morris}. -- Nachmittags Briefe. \tbentry{28}{3}{1936}{} Abschiedsbesuch bei Hartshornes\IN{\hartshorne}\IN{\hartshornefrau}. -- Nachmittags geschrieben und gekramt. -- 7\,--\,11\,\textthreequarters{}! Dinner bei \uline{Schultz}\IN{\schultzchicago}. Dabei noch Prof. \uline{Andrade}\IN{\andrademanuel} und Frau. Er ist von spanischer Herkunft; studiert Indianersprachen in Guatemala und Mexiko. Berichtet interessante Züge; will alles empirisch fundieren; grammatische Kategorien ,,Verb`` usw. allgemein definieren. Schultz\IN{\schultzchicago} sagt mir, dass er mein dauerndes Herkommen unterstützen möchte; ich soll bei McKeon\IN{\mackeon} am Montag möglichst viel verlangen. \tbentry{29}{3}{1936}{} Nachmittags 3\,--\,4 \uline{Vince}\IN{\vince} hier, Ernas\IN{\loewenbergerna} Freund, Ungar, Sozialist. -- Abschiedsbesuch bei \uline{Perrys}\IN{\perrycharner}\IN{\perrycharnerfrau} und \uline{Seniors}\IN{\senior}\IN{\seniorfrau} (sie laden uns ein, wenn wir durchreisen, bei ihnen zu wohnen!). Abends bei \uline{Morris}\IN{\morris}. \tbentry{30}{3}{1936}{} 11\,--\,1\,\textonehalf{} bei \uline{McKeon}\IN{\mackeon}; er macht Offer: permanent (!), 5500, nur 6 Stunden.\fnE{Carnap fasst hier das Angebot McKeons offenbar falsch auf. Vgl. \blockade{}} Und wenn ich mit spezieller Arbeit beschäftigt \editor{bin}, soll ich mich an ihn wenden, um Dispens von 1 oder gar 2 Kursen, \neueseite{534471} oder 1 Quarter frei für Europareise und dergleichen. Wenn günstigere ökonomische Verhältnisse, Gehaltserhöhung. -- Zu \uline{Morris}\IN{\morris}; über künftige Kurse. Mit ihm und \uline{Schultz}\IN{\schultzchicago} Lunch. -- Nachmittags gepackt. Ina tut fast alles. Trude\IN{\morrisfrau} kommt und hilft ihr etwas. -- Abends kommen Morris\IN{\morris}, Perry\IN{\perrycharner} und Smith\IN{\smith} zu einem Glückwunsch-Trunk . \tbentry{31}{3}{1936}{} Wir werden mit Packen erst mittags fertig. \uline{Abfahrt im Auto 1\textsuperscript{h}}. Es macht viel Spaß. Ich fahre meist, Ina beobachtet die Karten und die Routenbeschreibung. Zuletzt fährt Ina. Es wird dunkel. In den \uline{Pokagon State Park},\ort{Pokagon State Park IN} \textit{Ind}. Beim Einfahren in die Garage verkratze ich einen Fender. \tbentry{1}{4}{1936}{} Wir besehen im Park die Büffel und Rentiere. Dann im Auto weiter. 2\textsuperscript{h} \uline{\textit{Ann Arbor}},\ort{Ann Arbor MI} Hotel \textit{Allenell} (etwas dürftig). Wir sind sehr müde, schlafen etwas. Dann etwas geschrieben. Abends Kino, Film ,,\textit{Modern Times}``, Chaplin\IN{\chaplin}, gefällt uns gut. %\fnE{Der Brief Carnaps an Reichenbach, auf den hier Bezug genommen wird, ist nicht überliefert. Vgl. aber Reichenbach an Carnap, 4.\,II.\,1930 (\href{http://doi.org/10.48666/828676}{RC~014"~23"~03}).} %%% wie kommt die fn hier her ??? \tbentry{2}{4}{1936}{} Prof. \textit{Wibbert}\IN{\wibbert} kommt ins Hotel, wir machen Verabredungen. Etwas geschrieben. -- 4 \uline{mein Vortrag} ,,Philosophy and Logical Analysis`` (aber auf Morris\IN{\morris} Rat mit dem \textit{Unity}-Vortrag als Hauptteil).\fnE{Siehe Vortrag ,,Philosophy and Logical Analysis`` (\href{https://doi.org/10.48666/988840}{(RC 081-03-01, 110-06-01)}).} Wibbert\IN{\wibbert} zeigt uns nette ruhige Zimmer im Club ,,Michigan Union``; es ist zu spät zum Umziehen; hätte er das doch morgens gesagt! 6:30 Dinner mit den Professoren. \gestrunl\ Sellars\IN{\sellarsroy} sagt (auf meine Frage!) ich möchte abends nochmal sprechen, vielleicht über Mathematik. Ich setzte mich 10 \textit{Min.} allein und überlege. 7:30 \uline{mein Vortrag} ,,Mathematische und empirische Wissenschaft``, mit Diskussion.\fnE{Vortragsmanuskript wie oben (\href{https://doi.org/10.48666/986723}{RC~110-08-04}).} Sie haben Schwierigkeiten mit einigen Punkten im Satzkalkül, und mit der leeren Satzklasse. -- 9\textsuperscript{h}. Dann zu Sellars\IN{\sellarsroy}, dort viele Leute. Mit Wibbert\IN{\wibbert} über politische Lage in Europa. Dann mit Frau \neueseite{534465} Wibbert\IN{\wibbert}. Ich bin sehr müde. 10\,\textonehalf{} nach Hause. \tbentry{3}{4}{1936}{} 12\,\textonehalf{} Lunch mit Professoren. Über Gestaltpsychologie und psycho-physikalische Probleme. Über europäische Politik. Brief von Chicago: permanent Professur!\fnE{McKeon an Carnap, 1.\,IV.\,1936 (\href{https://doi.org/10.48666/943978}{RC 090-71-26, 090-71-05}). Anders als von Carnap hier bemerkt, enthält der Brief keinen Hinweis auf eine permanente Anstellung. Vgl. \blockade{}} -- 4\textsuperscript{h} Professor Wibbert\IN{\wibbert} fährt uns im Auto durch den Campus und zeigt uns einige Gebäude. Dann Tee bei Wibberts\IN{\wibbert} mit allerhand Professoren, Nicht-Philosophen. -- Ina müde, geht nach Hause. Ich 7\,--\,11\,\textonehalf{} (!) zu Höxter\IN{\hoexter}; Miss \uline{Ambrose}\IN{\ambrose} und 2 \sout{andere} Studenten. Sie erzählt viel von Wittgenstein\IN{\wittgenstein}, auch Kritik an ihm, ist aber doch sehr beeindruckt von seiner Persönlichkeit. Nach dem Dinner über Logik: was ist eine Sprache; was ist ein Wort; wodurch ist es bestimmt, dass ein Wort die Bedeutung eines Prädikats hat (nämlich in den Fakten); usw. Sie wissen anscheinend noch fast nichts von der Syntax, obwohl Ambrose\IN{\ambrose} sie zum Teil gelesen hat; wollen aber die englische Übersetzung eifrig studieren. \tbentry{4}{4}{1936}{} Abfahrt kurz vor 11. Wir passieren Detroit, dichter Straßenverkehr. Durch den Tunnel nach Kanada. In \uline{\textit{Chatham}} besucht Ina eine Klosterfrau. 6\textsuperscript{h} in \uline{\textit{London}},\ort{London ON} \textit{Brescia Hall}. Wir besuchen Mutter Felicitas\IN{\felicitas}. Es ist ein Kloster der Ursulinerinnen, mit einem College für Studentinnen.\II{\ursulinesisters} -- Hotel London, fein. \tbentry{5}{4}{1936}{} Nach \uline{\textit{Niagara Falls}}. Im \textit{Air-Car} über den \textit{Whirl-Pool}. Die Fälle besehen. Leider zu spät für den Tunnel, der unter die Fälle führt. Im Regen und später im Dunkeln nach \uline{\textit{Buffalo}}.\ort{Buffalo NY} Hotel \textit{Lenox}, North Str., feine 2 Zimmer mit Bad. \tbentry{6}{4}{1936}{} Briefe. -- 4\textsuperscript{h} kommt Fritz \uline{Machlup}\IN{\machlup} aus Wien. Jetzt \neueseite{534467} Professor of Economy hier, holt uns im Auto ab, zu sich. Seine Frau ist einfach, lieb, nicht intellektuell, fühlt sich nicht wohl in Amerika; 2 Kinder. Sie haben ein Häuschen, nett eingerichtet. Er scheint sehr zu sparen, will erst in 2 Monaten neue Schreibmaschine kaufen (für \$\,50). 6:30 mit Machlup\IN{\machlup} zu Prof. \uline{\textit{Farber}}\IN{\farber} zum Dinner. Er hat bei Husserl\IN{\husserl} in Freiburg gearbeitet, ist aber jetzt nicht ganz mit ihm einverstanden, hat verschiedenes von mir gelesen. Dabei Prof. \textit{Boynton}\IN{\boynton} (?). 8 \uline{mein Vortrag} ,,\textit{Unity}``.\fnE{Vortragsmanuskript wie oben (\href{https://doi.org/10.48666/874879}{RC~081-03-03}).} Nicht viele Leute. Ein wenig Diskussion. \tbentry{7}{4}{1936}{} Wir fahren hinaus, frühstücken bei Machlups\IN{\machlup}. Heute und morgen große Strecken zu fahren. Nachmittags schneit es, der Wischer klebt immer, schlecht und langsam zu fahren. Daher kommen wir nur bis \uline{\textit{Bridge\-water}}\ort{Bridgewater NJ} \textit{New Hibbard's} Hotel. Billige Zimmer, teures Essen. \tbentry{8}{4}{1936}{} Alles verschneit. Wir müssen langsam fahren. Im nassen Schnee kommt der Wagen mal ins Querrutschen. Wir kommen nicht bis Cambridge. Nach einiger Zeit \editor{im} Dunkel fahren bin ich müde. Wir stoppen in \uline{\textit{Waltham}}.\ort{Waltham MA} Einfache Puristenzimmer. \tbentry{9}{4}{1936}{Ina} Nach \uline{\textit{Cambridge}},\ort{Cambridge MA} \textonehalf{} Stunde, zu \uline{Quines}\IN{\quine}\IN{\quinefrau}. Zu \uline{\textit{Brattle Inn}}. 2 Zimmer mit Bad, im Nebenhaus, für \$\,3. Mit Quine\IN{\quine} zum Mittagessen. -- 4\textsuperscript{h }\uline{mein Vortrag} ,,\textit{Unity}``;\fnE{Vortragsmanuskript wie oben (\href{https://doi.org/10.48666/874879}{RC~081-03-03}).} Huntington\IN{\huntington}, Bridgman\IN{\bridgman}, Hocking\IN{\hocking} sind da. Ein wenig Diskussion. 6\textsuperscript{h} Dinner mit den Professoren, auch Quine\IN{\quine} dabei. Dann Diskussion am Tisch, mit Lewis\IN{\lewis}, Hocking\IN{\hocking}, Prall\IN{\prall}, über Positivismus und Metaphysik, Sprache, über Eigenpsychisches usw. Die Diskussion ist ganz gut; ich glaube, sie verstehen mich jetzt besser. -- \neueseite{534475} Quine\IN{\quine} sagt mir, dass Prall\IN{\prall} dem Department vorgeschlagen hat, mich zu berufen. Er hat ihm jetzt vom Chicagoer Offer gesagt, und Prall\IN{\prall} hat es Hocking\IN{\hocking} gesagt. Für dieses Jahr kommt's aber wohl kaum mehr in Betracht; überhaupt scheinen nicht alle sehr dafür zu sein. Die Möglichkeit einer floating Professorship, die vielleicht im Herbst eingerichtet, bleibt offen; das wäre dann für 1937. \tbentry{10}{4}{1936}{} Lunch bei \uline{Quines}\IN{\quine}\IN{\quinefrau}. Nachmittags mit ihm über sein neues \textit{MS}: Eine Klassentheorie ohne Typenregel.\fnE{Vgl. Quine, \textit{On the Theory of Types}.}\IW{\quineontheoryoftypes} Meine Bedenken: 1) Ob vielleicht semantische Antinomien konstruierbar, weil ,,wahr`` ausdrückbar; 2) Ob die Allsätze über reelle Zahlen sich nur auf die definierbaren beziehen. Die Form- und Umformungsbestimmungen sind noch nicht formuliert. Wir essen noch bei ihnen zu Abend. \tbentry{11}{4}{1936}{} Briefe. 1\,--\,3 Lunch bei \uline{Hockings}\IN{\hocking}\IN{\hockingfrau}. Sie ist rührend, hat uns schon zweimal Blumen gebracht, geht einem aber auf die Nerven. Huntington\IN{\huntington} und Bridgeman\IN{\bridgman} sind da (Lewis\IN{\lewis} war verhindert). Bei Tisch setzt Hocking\IN{\hocking} seine Auffassung auseinander: über Robot, Leben, Bewusstsein usw. Ich sage wenig dazu. Bridgeman\IN{\bridgman} stellt vernünftige Fragen: ob der Robot mit gleicher Atomkonstellation sich gleich verhalten würde wie ein Mensch, usw. -- 4\textsuperscript{h} mit Quines\IN{\quine}\IN{\quinefrau} in unserem Auto nach \uline{\textit{Marble Head}}. Schön am Meer, auf einer felsigen Halbinsel. Quine\IN{\quine} möchte vom Juni ab hier eine Cottage mieten, rät uns, im Sommer hierher zu ziehen. Es wäre aber 50 \textit{Min.} Autofahrt! Wir schlagen vor, etwas Näheres zu suchen. -- Zurück nach Boston. Zu \neueseite{534481} \textit{Pironi}; wir essen Muscheln, Hummer, usw. \tbentry{12}{4}{1936}{} Gepackt. \textonehalf{}\,12 ab, zu Quines\IN{\quine}\IN{\quinefrau}. Dann durch Boston (zum ersten Mal verfahren: Route 1 nicht gefunden). 2\textsuperscript{h} \gestrunl\ in \uline{\textit{Norton, Wheaton College}}. \uline{Ursula Kaufmann}\IN{\kaufmannursula}, sie hat ein nettes Zimmer; große Gebäude, Bibliothek. In der Inn gegessen. Im Wald spazieren. Ursula\IN{\kaufmannursula} möchte auf jeden Fall in \gestrunl\ Amerika bleiben, studieren, Beruf ausüben, lieber als nach Deutschland. Ina schlägt ihr vor, bei uns in Chicago zu wohnen (!). Nach dem Jahr in Rollins, das aber noch nicht ganz gesichert ist, wird sie den \textit{B.\,A.} machen. 5\textsuperscript{h} weiter gefahren. Etwas im Dunkeln gefahren. 7\textsuperscript{h} in \uline{\textit{Narragansett Pier}}.\ort{Narragansett Pier RI} Die Hotels sind zu, nur im Sommer auf; Seebadeort. 2 einfache Zimmer in einer Inn. Ein alter Mann macht uns Abendessen. \tbentry{13}{4}{1936}{} Zuweilen durch Städte (Providence, New Haven), zuweilen mit Regen. Zwischen 4 und 5 in \uline{\textit{New Rochelle}}.\ort{New Rochelle NY} Zu Broadwin\IN{\broadwin}. Er kommt später aus dem Geschäft. Lilian\IN{\broadwinfrau} ist in California, mit Bräder\IN{\braeder}, Geld für Anti-Faschisten sammeln. Sie wollen dann zusammen nach Mexiko. \tbentry{14}{4}{1936}{} Wir fahren mit dem Auto über den Riverside Drive, 1 Stunde, zu \uline{Nagels}\IN{\nagel}\IN{\nagelfrau}. Mit ihm zu Prof. \uline{\textit{Coss}\IN{\coss}}; gemütlicher Herr, redet nichts Philosophisches. Er zeigt mir alle Gebäude. 4\,\textonehalf{} \uline{mein 1. Vortrag} ,,Philosophy and Logical Analysis``. Nachher der alte Prof. \uline{Keyser}\IN{\rjkeyser}, mit junger Frau; er erinnert sich noch an meinen Besuch 1923; sehr freundlich.\fnE{Siehe TB~4.\,V.\,1923\diaryref{TB-4-V-1923}.} \uline{Malisoff}\IN{\malisoff}. Broadwin\IN{\broadwin} kommt und fährt uns hinaus. \tbentry{15}{4}{1936}{} Mittags zu \uline{Nagels}\IN{\nagel}\IN{\nagelfrau}. 4:30 mein \uline{Vortrag} ,,Mathematics and Empirical Science``; \neueseite{534479} frei gesprochen. Mit Broadwin\IN{\broadwin} und Nagel\IN{\nagel} im japanischen Restaurant. \tbentry{16}{4}{1936}{} Wir fahren ins \uline{Hotel} King's Crown, \textit{420 W 116\textsuperscript{th} Str.}, \uline{New York},\ort{New York NY} 2 nette Einzelzimmer, mit Bad, inkl. Frühstück 5\,\$. Ruhig. Sehr preiswert (aber Mahlzeiten ziemlich teuer). -- 4:30 mein \uline{3. Vortrag} ,,\textit{Unity of Science}``. Nachher Diskussion, geleitet von Nagel\IN{\nagel}. -- Nagels\IN{\nagel}\IN{\nagelfrau} mit uns zu Abend. \tbentry{17}{4}{1936}{} Lunch mit \uline{Malisoff}\IN{\malisoff}. Er will mein \textit{MS} ,,Testability`` ganz in Juli-Nummer bringen;\IC{\lewisaufsatz}\fnE{Carnap, ,,Testability and Meaning`` ist tatsächlich in zwei Teilen in der von William Malisoff herausgebenenen Zeitschrift \textit{Philosophy of Science} erschienen, der zweite Teil erschien erst 1937.} die ist für Harvard Tercentenary.\II{\harvardterc} Ich soll die meisten Formeln in Fußnoten oder Kleindruck bringen. Er muss das \textit{MS} bis 1. Juni haben. -- Nachmittags \uline{Philosophy Club}, in Faculty Men's Club. 5\textsuperscript{h} Tee, 6\textsuperscript{h} mein \uline{Vortrag} ,,Mathematik und empirische Wissenschaft`` (sie stimmen beim Tee ab, und ziehen dies der ,,Unity`` vor, weil einige das letztere gehört haben, und andere es in Yale hören werden). 7\textsuperscript{h} Diskussion, sehr schlecht organisiert. Gewöhnlich spricht jeder der Mitglieder kurz, und erst zuletzt wieder der Vortragende. Auf meine Bitte erlaubt man mir, auf jede Bemerkung gleich zu antworten. Jedes Mitglied darf 4\,\textit{min}. sprechen (!), dann ich kurz erwidern. Eine Diskussion gibt es überhaupt nicht. Nur einige Mitglieder erlauben sich, dann nochmal was zu sagen. Dewey\IN{\dewey}, Montague\IN{\montague}, Morris Cohen\IN{\cohenmorris}, Schneider\IN{\schneideryale}, von Yale: Northrop\IN{\northrop}, Urban\IN{\urbanwilbur}, im ganzen 10 oder 12 Leute. Cohen\IN{\cohenmorris} wird sehr aufgeregt, seine Hände zittern; meine Ausführungen seien nicht nur falsch, sondern widersprächen sich, usw. Ich erwidere sachlich; werde nur schärfer, als er auf seinem Irrtum besteht, dass die Anzahl endlicher Kombinationen von endlich vielen Symbolen endlich ist. 8\textsuperscript{h} Dinner. \neueseite{534483} Ich erzähle von der Autoreise. Montague\IN{\montague} erzählt die Geschichte von der spiritistischen Studentin, und das Rätsel von den 3 Männern. Im Ganzen ist der Club eine große Enttäuschung für mich. Ich hatte nicht Zustimmung erwartet, aber wenigstens einiges Verständnis. Die Leute sind anscheinend zu alt dazu. \tbentry{18}{4}{1936}{} Lunch mit \uline{Nagels}\IN{\nagel}\IN{\nagelfrau}, Hook\IN{\hook}, Schapiro\IN{\schapiro}. -- 4\,--\,7 Diskussion in Nagels\IN{\nagel} Gruppe, dabei Hook\IN{\hook}, sonst meist Studenten. Ich erkläre, was bei der Aufstellung eines Sprachsystems konventionell ist, und was empirisch abhängig; Beispiel der Struktur des Raumes. Lebhafte, verständnisvolle Diskussion. Dann über Ethik; die verschiedenen empiristischen möglichen Interpretationen, und andererseits die absoluten Normen, ohne Erkenntnisgehalt. -- Diese Diskussion ist sehr erfreulich, \gestrunl\ besonders im Gegensatz zur gestrigen. Nagel\IN{\nagel} sagt, dass diese jungen Leute sehr wenig Ermutigung im Studium dieser Probleme von den Professoren bekommen. \tbentry{19}{4}{1936}{} Mittags mit Nagels\IN{\nagel}\IN{\nagelfrau} bei Prof. \uline{Keyser}\IN{\rjkeyser}. Sehr freundlicher alter Herr. Er schlägt vor, dass ich meine Vorträge den ,,Scripta Mathematica``\II{\scriptamatematica} gebe;\fnE{Diese Publikation scheint nicht zustande gekommen zu sein.} nachher könnten sie dann, wie sein Büchlein,\fnE{Bezuzg unklar.} gesondert erscheinen. Er hat schon mit dem Herausgeber der Zeitschrift darüber gesprochen. Ich soll ihm jedenfalls darüber schreiben. Die Zeitschrift bemühe sich, die Isolation der Mathematik zu überwinden, sie enthält immer auch Aufsätze für interessierte Laien. -- 4\textsuperscript{h} \uline{Mia Sasse}\IN{\sassemia} kommt ins Hotel. Wir machen Spaziergang am Hudson entlang, dann zusammen Dinner im Hotel. Sie arbeitet im Lloyd, hat \$\,160 monatlich. Kann davon nichts sparen, hat mit 3 Freundinnen zusammen eine Wohnung. Ihre Schwester \neueseite{534491} \gestrunl\ Hanna\IN{\sassehanna} unterrichtet in Vassar, Poughkeepsie. Sie hat auch da studiert und fährt oft hin, kennt Geiser\IN{\geiser} gut. Hanna\IN{\sassehanna} ist für 2 Jahre in Deutschland. Sie spricht wenig von sich persönlich. Sie ist gegen Hitler\IN{\hitler}, beklagt sich aber doch, dass die Juden in New York so viel Propaganda gegen Hitler\IN{\hitler} \gestrunl\ ,,und gegen Deutschland überhaupt`` machen, und ihnen mehrmals die Fenster eingeworfen hätten. -- Mit Mia\IN{\sassemia} Dinner im Hotel. Dann kommt Ina; zusammen auf unserem Zimmer bis \textonehalf{}\,10. Dann beschließen wir Mia\IN{\sassemia} im Auto nach Hause zu bringen. Ich fahre zum ersten Mal in die Unterstadt, und dazu im Dunkeln! Es geht gut, und sogar ohne besondere Aufregung. Bis 11\textsuperscript{h}. \tbentry{20}{4}{1936}{} Vormittags im Auto nach \uline{\textit{New Rochelle}}.\ort{New Rochelle NY} Zu \uline{Wertheimers}\IN{\wertheimer}. \gestrunl\ Seine nette lebhafte Frau, in Hosen. 3 Kinder kommen aus der Schule. Wir lunchen ein wenig mit. -- Dann in Broadwins\IN{\broadwin} Haus. Abends mit ihm. \tbentry{21}{4}{1936}{} Ich wollte eine Bahn nehmen, weil weniger anstrengend. Da schlägt Broadwin\IN{\broadwin} vor, mit mir zu kommen und nachts \editor{im} Auto zurückzufahren. Ich hole ihn um 2\textsuperscript{h} bei Larchmont Station ab; zusammen in unserem Auto nach \uline{\textit{New Haven-Yale}},\ort{New Haven CT}\II{\yale} an 5\textsuperscript{h}. Zu \uline{\textit{Northrops}}\IN{\northrop} Office, dann zusammen zu seinem Haus. Er wollte mich für die Nacht da behalten, sogar mit Ina. 6:30 in der Universität zu Dinner mit Professoren: Physiker \uline{Margenau}\IN{\margenau}, Psychologe \textit{Hull}\IN{\hull}, \sout{und} \gestrunl\ Philosoph \textit{Urban}\IN{\urbanwilbur} und andere. Hull\IN{\hull} sagt, ich solle gelegentlich wieder kommen, er möchte gerne mit mir sprechen über empiristische Methoden der Psychologie. 8\textsuperscript{h} \uline{mein Vortrag} ,,\textit{Unity of Sc\editor{ience}}`` im Philosophie Club. \gestrunl \gestrunl\ Vorsitzender Champion \uline{Ward}\IN{\ward}, ein \gestrunl\ Graduate Student. \neueseite{534485} 9\,--\,11 lebhafte Diskussion; aber zu lang. Ich bin sehr müde. Broadwin\IN{\broadwin} fährt den ganzen Weg zurück, in ziemlichem Tempo. 1\textsuperscript{h} in \uline{\textit{N. Rochelle}}.\ort{New Rochelle NY} \tbentry{22}{4}{1936}{} Gepackt. Im Auto ab 12\textsuperscript{h}. Lunch mit Edith Nagel\IN{\nagelfrau}; bei ihr ausgeruht. Dann weiter \gestrunl, durch Holland Tunnel, schöne Straße \textit{Nr}. 1 nach \uline{\textit{Princeton}}\II{\princeton},\ort{Princeton NJ} 5\textsuperscript{h}. Zu \uline{Irving}\IN{\irvingprinceton} in den Turm. Mit ihm zum Hotel \uline{Nassau Inn} (1 Vorderzimmer mit Balkon \$\,2; die Hinterzimmer mit Bad \$\,2.50). -- Irving\IN{\irvingprinceton} und \uline{\textit{Spaulding}}\IN{\spaulding} holen \sout{mich} uns ab; 8\textsuperscript{h} \uline{mein Vortrag} ,,Philosophy and Logical Analysis`` (in der geänderten Fassung, mit ,,\textit{Unity}``, gekürzt, als Haupteil). Ich sitze am Tisch und lese ab; dazwischen (sehr wenig) an die Wandtafel geschrieben. Dann lebhafte Diskussion. Dabei \uline{\textit{Weyl}\IN{\weyl}} (ich \gestrunl\ spreche ihn zum ersten Mal!). \uline{\textit{Scoon}}\IN{\scoon}, freundlicher weißhaariger Mann (seine Frau ist plötzlich operiert worden). \uline{Bernays}\IN{\bernays}, spricht schreckliches Englisch, und nicht sehr klar; die Studenten applaudieren ihm, weil es ihnen Spaß macht. \uline{Baer}\IN{\baer} und Frau\IN{\baerfrau}. \tbentry{23}{4}{1936}{} Wir etwas spazieren. Mittags wir zusammen Lunch mit \uline{\textit{Scoon}}\IN{\scoon} in der Peacock Inn. Dann in seinem Office \uline{Besprechung} mit ihm, Spaulding\IN{\spaulding} und \textit{Stace}\IN{\stace} über das \uline{Offer}. Ich gebe die Bedingungen von \textit{Chic.} an. Er will den Präsidenten fragen wegen permanent, Gehalt, Stunden; meint, es wird nicht unter 8 Stunden gehen. Er erklärt meinen Lehrplan. Ich äußere Bedenken wegen der 5 Stunden Diskussion über Plato\IN{\platon}. -- Im Hotel etwas ausgeruht. -- \textonehalf{}\,5 mit Ina und Scoon\IN{\scoon} in die Fine Hall. Tee. \uline{Frau Weyl\IN{\weylfrau}, Ladenburg\IN{\ladenburg}, Neumann}\IN{\neumannvon}. 5\,--\,6 \uline{mein Vortrag} \neueseite{534487} ,,Mathematics and Empirical Sc\editor{ience}``, veranstaltet vom philosophischen und mathematischen Department, geleitet von \textit{Dean \uline{Eisenhart}}\IN{\eisenhart}. Anwesend noch: Bernays\IN{\bernays}, Neumann\IN{\neumannvon}; Weyl\IN{\weyl} kommt erst ganz spät. -- 6\textsuperscript{h} Dinner in der Graduate School; ich trage schwarzen Gown; feierlicher Kirchensaal, aber zum Glück hell erleuchtet. Prof. \uline{\textit{Green}}\IN{\green}, der Freund von McKeon\IN{\mackeon} (er wollte früher diesen nach Princeton\II{\princeton} bringen), diskutiert mit mir über Wert der Geschichte der Philosophie für die Ausbildung der Studenten. Ich sage: wichtiger das Systematische zuerst; und zur Charakterisierung der Denkweise besser Geschichte der Wissenschaft. -- Im Gastzimmer des Turms eine \textonehalf{} Stunde geruht. Dann in der Graduate School \uline{Diskussion} 8\,--\,10. \uline{Einstein}\IN{\einstein} (ich spreche ihn zum ersten Mal) diskutiert eifrig mit, aber in sehr schlechtem Englisch. Über Mach\IN{\mach} und die Unterschiede unserer Auffassung von ihm. Ich erkläre meine Auffassung über Hypothesen, gegen Induktionsprinzip (erwähne frühere Diskussion mit Bernays\IN{\bernays} in Berlin); hier stimmen wir ganz überein. Auch, dass es für die Nachprüfung der Physik genügt, auf Dingsprache zurückzugehen anstatt auf Phänomene oder Sinnesdaten. Er vertritt energisch die Auffassung, dass zwischen Dingen und Sinnesdaten eine Kluft ist, die logisch nicht vollständig überbrückt werden kann (es ist nicht ganz klar). Auch Studenten diskutieren heute eifrig mit. Scoon\IN{\scoon} fragt, ob wir nicht Ontologie machen. \tbentry{24}{4}{1936}{} Wir gehen zum Lunch zu \uline{Baers}\IN{\baer}\IN{\baerfrau}. Sie wohnen in einer netten, hellen Wohnung. 6-jähriger Sohn Klaus\IN{\baersohn}. Er ist für 2 Jahre am Institut, möchte dann in Amerika bleiben, war 2 Jahre in Manchester, hat Dauervisum. Er sagt, für einen Mathematiker ist Princeton\II{\princeton} jetzt der ideale \neueseite{534489} Platz in der Welt. Ich bezweifle, ob auch für einen Logiker. Er gibt zu, dass bei den Mathematikern jetzt eine gewisse ,,Grundlagenmüdigkeit`` herrscht, wie in Griechenland nach der Zeit von Zeno\IN{\zenon}. Dabei ist der Mathematiker \uline{Kuratowski}\IN{\kuratowski} aus Warschau, der für einige Zeit am Institut war und Tarski\IN{\tarski} kennt. Baer\IN{\baer} sagt, dass am Institut keine Lehrverpflichtung besteht, aber die meisten einen Kurs oder Seminar abhalten. Guter Kontakt gegenseitig: Sie besuchen gegenseitig die Kurse, treffen sich jeden Tag nachmittags beim Instituts-Tee kurz, suchen sich auf, wenn sie eine Frage haben, weil für jede Frage ein kompetenter Mann da ist. Die offizielle Zeit ist nur Okt\editor{ober}-April! Weyl\IN{\weyl} usw. bekommen sehr hohe Gehälter (15 T. \$); er selbst nur 1500\,\$ für das Jahr. -- Im Hotel Brief\fnE{Brief \blockade{}} von Scoon\IN{\scoon}: Die Bedingungen können nicht verbessert werden; er gratuliert zu \textit{Chic}. 4\textsuperscript{h} kommt \uline{Irving}\IN{\irvingprinceton}; er sagt, dass Scoon\IN{\scoon} trotz der Meinungsverschiedenheit, es für richtig hält, dem Positivismus einen Platz hier zu geben, und sich ernstlich bemüht habe, mich herzubringen. Spaulding\IN{\spaulding} habe auch Kritik und Einwände gegen den vielen Plato\IN{\platon}-Unterricht; er werde meine Einwände künftig zitieren, man habe schon oft überlegt, den Plan zu ändern, aber sich nicht einigen können. Mit Ina und ihm spazieren, zum See. Er unterstützt die sozialistische Partei; die Kommunisten haben keine Aussicht hier; er bedauert deshalb, dass Blumberg\IN{\blumberg} \gestrunl\ ihr seine ganze Zeit widmet. Wir sprechen über andere Kandidaten für die Professur. Nagel\IN{\nagel}, Feigl\IN{\feigl}, (und Tarski\IN{\tarski}) kommen nicht in Betracht, weil Scoon\IN{\scoon} (nicht von sich aus, sondern wegen der Fakultät) keine Juden herberufen würde; daher auch Bedenken gegen Reichenbach\IN{\reichenbach}. Quine\IN{\quine} hat früher abgelehnt. Ich rühme Hempel\IN{\hempel} sehr. Er lädt uns zum Dinner \neueseite{534493} in die Princeton\II{\princeton} Orange Inn ein. Wir fahren alle zusammen im Auto zur Graduate School; ich nehme das schöne Gästezimmer dort, weil es im Hotel so laut war. Ina bleibt im Hotel, geht zu Fuß dorthin zurück. Geräumiges schönes Zimmer oben im Turm, mit Bad. -- Endlich ein ruhiger alleiniger Abend. Die Tage in Yale\II{\yale} und Princeton\II{\princeton} haben mich sehr angestrengt. \tbentry{25}{4}{1936}{} Vormittags wir mit Irving\IN{\irvingprinceton} auf den Turm, und in den Dix Garten. Dann mit Irving\IN{\irvingprinceton} ans Institut, zu \uline{\textit{Church}}\IN{\church}. Er war in meinem Vortrag, hat auch mal eine Frage gestellt, ist aber sehr zurückhaltend und hat sich nur vorgestellt. Ich frage, ob seine Methode nicht ähnlich der von Chwistek\IN{\chwistek} und Levi\IN{\levi} ist. Er meint: Nein; aber sein System erlaubt, die Numerierung der Ausdrücke auszudrücken (?). Mit Irving\IN{\irvingprinceton} zu \uline{Neumann}\IN{\neumannvon}. Über unentscheidbare Sätze; und dass jeder Satz entweder analytisch oder kontradiktorisch ist; er bezweifelt, dass man noch eine Zweiteilung machen kann.\fnE{Erläuterung \blockade{}} Mit ihm und Ina zu seinem Haus; Landhaus im englischen Stil, weit draußen. Kleines Kind (1 Jahr), alte Nurse, Negerdiener. Lunch. Dann im Garten spazieren. Über \uline{Frank}\IN{\frankphilipp}: Er sei als solider Mathematiker bekannt, aber nicht erstklassig, habe früher Gutes geleistet, in den letzten Jahren keine originellen Arbeiten; aber bekannt durch Handbuch.\fnE{„Relativitätsmechanik“, In: Handbuch für physikalische und technische Mechanik 2, 1928 \blockade{IW nachtragen}} Schwierig, ihn nach Amerika zu bringen. Über \uline{Tarski}\IN{\tarski}: Rockefeller\II{\rockefellerstiftung}\fnE{Die Rockefeller Foundation.} gibt jetzt kaum mehr was für Mathematik, vielleicht könnte er als Logiker kommen. Er will sehen, vielleicht mal ans Institut (das sagt er so nebenbei, wohl kaum ernst gemeint). Er hat mit dem jungen Birkhoff\IN{\birkhoffsohn} ein Sprachsystem für Quantentheorie ausgearbeitet,\IW{\birkhoffvonneumann}\fnE{Birkhoff und von Neumann, ,,The Logic of Quantum Mechanics``.} wird bald veröffentlicht: der Satzkalkül ist geändert, das Distributivgesetz wird aufgegeben; auf meine Frage: \neueseite{534497} die Satzverknüpfungen sind keine Wahrheitsfunktionen; aber er meint, dies sei die Sprache mit der geringsten möglichen Änderung. Die Folgebestimmungen sind definitiv; die Hauptänderungen sind in den Umformungsbestimmungen. Der neue Satzkalkül entspricht der projektiven Geometrie. -- Seine Frau ist sehr verwöhnt und anspruchsvoll; auch er persönlich nicht sehr sympathisch. 5\textsuperscript{h} ins Institut; \uline{Einstein}\IN{\einstein} hat die Verabredung vergessen, er glaubte, es sei heute erst Freitag. Ich rufe die Wohnung an, Frau Einstein\IN{\einsteinfrau} sagt, wir sollen zum Tee kommen. Dort auch Professor Lipschitz\IN{\lipschitz} aus Berlin, jetzt New York, er Arzt, nicht sympathisch, geht nach dem Tee weg. Mit Einstein\IN{\einstein} im Garten spazieren, dann oben in seinem Zimmer. Über Mach\IN{\mach}, seine Bedeutung und Fehler. Einstein\IN{\einstein} sagt, dass er in der Relativitätstheorie sehr von \sout{Einstein} Mach\IN{\mach} beeinflußt war, und auch Hume\IN{\hume} vorher gelesen hatte. Ich frage nach seinen Einwänden gegen Wiener Kreis\II{\schlickzirkel}, er lehnt ab, es seien eigentlich keine Einwände da, er habe nur den Eindruck gehabt, wir wollten die Gesetze aus den Beobachtungssätzen ableiten. Das war richtiger Eindruck für die erste Zeit in Wien, von Mach\IN{\mach} beeinflusst, aber jetzt nicht mehr. Ich frage ihn, ob er nicht zu tolerant gegenüber Metaphysik ist, wenn er nur sagt, er versteht sie nicht, und \sout{k\unl} nur gradueller Unterschied zu physikalischen Theorien. Er sagt: das Letztere ist nicht ganz ernst gemeint; es ist nur, um den nicht-induktiven Charakter der physikalischen Theorien zu betonen. -- Auch über Realitätsebene. -- Über metaphysische Bedürfnisse; \gestrunl\ Ehrfurcht und religiöse Gefühle. Ich sage, dass dies alles berechtigt, und in Kunst ausdrückbar, aber schlecht in Pseudotheorien.\IC{\ueberwindungdermetaphysik}\fnE{Vgl. Carnap, ,,Überwindung der Metaphysik``, Abschnitt 7.} -- Ina spricht mit Frau Einstein\IN{\einsteinfrau}. Sie sagt, er habe sich auf meinen Besuch gefreut, weil menschlich guter \neueseite{534499} Eindruck (nur von der Diskussion vorgestern!): bescheiden und so. Er habe kaum persönlichen Kontakt mit den Leuten im Institut, habe keine Assistenten mehr, man schätze ihn hier nicht hoch, auch weil Snob (!). Er unterstützt allerhand arme Verwandte, die er hat nach New York kommen lassen. Er überlegt, ob er nicht wieder in die Technik zurückgehen soll (!). Sie sagt zu Ina, ob wir nicht doch Princeton\II{\princeton} annehmen wollten, er würde sich freuen, persönlich erfreulichen Kontakt zu haben! \textonehalf{}\,6\,--\,\textonehalf{}\,8 (!) -- Wieder in das Gastzimmer im Turm der Graduate School. \tbentry{26}{4}{1936}{} 1 Stunde mit \uline{Irving}\IN{\irvingprinceton} über einen \textit{MS} Entwurf, Erwiderung auf Northrop\IN{\northrop};\fnE{Bezug unklar \blockade{}.} es ist im Ganzen vernünftig aber nicht sehr klar und exakt. Mit ihm im Hotel Frühstück. Abfahrt. 1\textsuperscript{h} \uline{\textit{New York}}, Lunch mit \uline{Nagels}\IN{\nagel}\IN{\nagelfrau}; ausgeruht. Nachmittags bei ihnen. Mit Nagel\IN{\nagel} über logische Fragen: Toleranzprinzip; Typentheorie; Widerspruchsfreiheitsbeweise nach Matrixmethode usw. Mit ihnen zum Dinner. \textonehalf{}\,8 Abfahrt, \textonehalf{}\,9 \uline{New Rochelle},\ort{New Rochelle NY} zuletzt im Dunkeln. Bei \uline{Broadwin}\IN{\broadwin}. Er fährt Ende der Woche nach Mexiko. \tbentry{27}{4}{1936}{\kreis} Ab 11\textsuperscript{h}; \textonehalf{}\,7 in \uline{Providence},\ort{Providence RI} Hotel \textit{New Crown}, teuer. \tbentry{28}{4}{1936}{} Ab 11\textsuperscript{h}. 11\,\textthreequarters{} \uline{\textit{Norton}}. Mit \uline{Ursula}\IN{\kaufmannursula} Lunch. Dann in den Wald gefahren und auf einer Decke gelegen. Wir erzählen von Einstein\IN{\einstein}. Rätsel und sowas. Über Elberfelder Konto. Sie reist \sout{wahrscheinlich} mit Europa 21. Juni ab. Kommt Ende September zurück. 5\textsuperscript{h} ab, \textonehalf{}\,7 \uline{Cambridge},\ort{Cambridge MA} Brattle Inn; eine Wohnung Parterre im 3. Haus. Nach dem Essen fahren wir zu \uline{Quines}\IN{\quine}\IN{\quinefrau}. Später kommen Goodman\IN{\goodman} und Leonard\IN{\leonard}. \neueseite{534501} Rätsel und dergleichen. Im Dunkeln zurückgefahren. -- (Nachts stören wir schnarchenden Nachbarn). \tbentry{29}{4}{1936}{} Geschrieben. -- Nachmittags mit Quine\IN{\quine} zu \uline{Dr.~\textit{Yeats}}\IN{\yeatsdr}, Zahnarzt vom Hygiene Institut. Er sagt, dass das Röntgenbild meiner Zähne keinen schlechten Zustand aufzeigt; er selbst hält das Nervtöten nicht für schlecht und tut es selbst; ich soll von Zeit zu Zeit wieder Röntgenaufnahmen machen lassen; wichtig ist, ob die Symptome fortschreiten oder nicht. -- Mit Quines\IN{\quine}\IN{\quinefrau} (und dem Baby\IN{\quinekind})\fnE{Elizabeth Quine.} im Auto nach Arlington, auf den höchsten Hügel der Umgebung von Cambridge. Schöne Lage, aber keine geeignete Wohnung für den Sommer zu finden. \tbentry{30}{4}{1936}{} Geschrieben. Mittags mit Quine\IN{\quine}. -- Nachmittags mit Quine\IN{\quine} nach Boston, zu Dr. \uline{\textit{Cahill}}\IN{\cahilldr}, der beste Mann für Kehle, Ohren, usw. Er untersucht die \uline{Mandeln}; sie sind bedeckt mit etwas (?); er meint, augenblicklich nicht rausnehmen, sondern nur, wenn Rheumatismus oder Halsschmerzen kommen; dann neue Untersuchung nötig; die augenblicklichen Kreuzschmerzen vielleicht nur vorübergehende Erkältung; erst 1 oder 2 Wochen abwarten; wenn die Schmerzen nicht verschwinden, Rheumatismusverdacht; dann Mandeln operieren. Wegen der früheren Lungengeschichte solle man jetzt vorsichtig sein mit Operationen, wegen Äther; ich frage: lokale Anästhesie; er: ja, geht aber schwerer. \tbentry{1}{5}{1936}{} Korrektur Syntax.\IC{\logischesyntaxenglisch}\fnE{Carnap, \textit{The Logical Syntax of Language}.} Korrektur Pariser Vorträge gelesen.\IC{\vortragkongresspariseins}\IC{\vortragkongresspariszwei}\IC{\vortragkongressparisdrei}\fnE{Carnap, ,,Von der Erkenntnistheorie zur Wissenschaftslogik``, ,,Über die Einheitssprache der Wissenschaft``, ,,Wahrheit und Bewährung``.} -- Wir ziehen in die obere Wohnung; kleiner, aber ruhiger. \tbentry{2}{5}{1936}{} Korrektur Syntax.\IC{\logischesyntaxenglisch} -- Nachmittags zu Quine\IN{\quine}; da \uline{Goodman\IN{\goodman} und Leonard\IN{\leonard}} über deren System;\IW{\goodmanleonard}\fnE{Siehe Goodman und Leonard, ,,The Calculus of Individuals and Its Uses``.} ,,realistisch`` im Gegensatz zum ,,nominalistischen`` Aufbau,\IC{\konstitutionstheorie} d.\,h. eine Qualität eines Dinges ist ein Teil von ihm. -- Abends wir bei Quines\IN{\quine}\IN{\quinefrau}. \neueseite{534503} \tbentry{3}{5}{1936}{} Quines\IN{\quine} ,,Vortrag über Carnap`` gelesen.\IW{\quinelecturesoncarnap}\fnE{Vgl. Quine, ,,Lectures on Carnap``.} -- Mittags mit Quine\IN{\quine} im ,,Adams House`` gegessen, wo er seine Mahlzeiten hat. Zu Quine. Ausgeruht. Mit ihm über Literaturverzeichnis zur Syntax.\IC{\logischesyntaxenglisch} Und über seine Vorträge und seinen Aufsatz ,,Konventioneller Charakter der Mathematik``.\IW{\quineconvention}\fnE{Vermutl. Quine, ,,Truth by Convention``.} Unterschied zwischen Logik und deskriptiven Zeichen. \tbentry{4}{5}{1936}{} Mittags \uline{Dental Klinik, Dr.~\textit{Yeats}\IN{\yeatsdr}}. Er hat mit den Kollegen über das Röntgenbild meiner Zähne gesprochen. Sie meinen auch, dass gegenwärtig nichts notwendig ist. Nur 1 ist besonders verdächtig (er markiert ihn); wenn ich wieder Rheumatismus kriege und sonst keine Ursache zu finden, soll dieser gezogen werden. Ferner soll ich im August oder September wieder zu ihm kommen, und nochmal Röntgenaufnahmen machen; es ist wichtig, die zeitliche Änderung zu beobachten. Er meint, dass die Leute in \textit{Chic.} ,,\textit{hasty}`` gearbeitet haben; Mandeln könne man noch eher entbehren; aber nicht Zähne, man werde ein ,,Zahnkrüppel``; man solle die Zähne so lange als möglich erhalten. Auch jetzt keine Krone herunternehmen, solange keine besonderen Schmerzen oder Rheumatismus oder sonstige Symptome aufträten. -- 6:30 Dinner in der Society of Fellows\II{\sof}. Ich sitze bei \uline{Henderson}\IN{\henderson} und \uline{Birkhoff}\IN{\birkhoffvater}. Birkhoff\IN{\birkhoffvater} bezweifelt den Wert der Logik für die Mathematiker, aber Henderson\IN{\henderson} hilft mir und Quine\IN{\quine}, ihn zu verteidigen. Lange mit Birkhoff\IN{\birkhoffvater} und seinem Sohn\IN{\birkhoffsohn}\fnE{George David und Garrett Birkhoff.} und Quine\IN{\quine} über die Art logischer Probleme; er meint, sie seien subjektiv oder willkürlich. Mit Henderson\IN{\henderson} und \uline{Skinner}\IN{\skinner} über \gestrunl\ Behaviorismus. Skinner\IN{\skinner} will die alten Theoreme ,,Denken`` usw. ausschalten, Henderson\IN{\henderson} möchte sie behalten; ich versuche, die Vorteile und Nachteile zu klären. \tbentry{5}{5}{1936}{} Nachmittags Quine\IN{\quine} und \uline{\textit{Mac Lane}\IN{\maclane}} hier. Junger, \neueseite{534511} begabter Mann, diskutiert klar. Über Verhältnis von Objektsprache und Syntaxsprache; ob nicht immer die letzte Sprache verstanden und daher nicht-formalisiert sein müsste; ich versuche, das zu unterscheiden. Er war einige Jahre in Göttingen, ist daher etwas von Bernays\IN{\bernays} beeinflusst, kritisiert aber auch die Unbeständigkeit im Begriff ,,finit``. Er fordert mich im Auftrage von Prof. Curry\IN{\curry} auf, am 1. September hier einen allgemeinen Vortrag (\textit{40 min}.) zu halten, für die Versammlung der neuen Association for Symbolic Logic\II{\associationfsl}.\fnE{Siehe TB~1.\,IX.\,1936\diaryref{TB-1-IX-1936}.} Ich sage zu. Es soll kein neuer Beitrag sein, sondern Übersicht; kann technisch sein; Quine\IN{\quine} meint: Vielleicht über Unterschied zwischen ,,analytisch`` und ,,beweisbar`` usw. -- 8\textsuperscript{h} wir mit Quine\IN{\quine} zu \uline{Whiteheads}\IN{\whitehead}. Frau \sout{Henderson} Birkhoff\IN{\birkhoffvaterfrau}, später auch \sout{Henderson} \uline{Birkhoff}\IN{\birkhoffvater}. Diesmal ziemlich langweilig. Ina ist entsetzt über die alten, leblosen Leute. Frau \sout{Henderson} Birkhoff\IN{\birkhoffvaterfrau} ist zwar lebhaft, aber konventionell und markiert heiteres Interesse an allem. \gestrunl\ Birkhoff\IN{\birkhoffvater} selbst ist konventionell und eng. Whitehead\IN{\whitehead} alt und weise, den anderen sehr überlegen; schwer zu verstehen. Man macht allerhand Vorschläge für unsere Wohnung im Sommer. \tbentry{6}{5}{1936}{} \uline{Frau Quine}\IN{\quinefrau} fährt mit dem \uline{Auto} gegen Baum (mit Ina). Sie ist sehr bestürzt und will sogar bezahlen. Wir versuchen, sie zu trösten. -- Literaturverzeichnis für Syntax fertig gemacht. Vorwort für englische Ausgabe geschrieben. -- \gestrunl\ Abends vergeblich zu Quines\IN{\quine}\IN{\quinefrau}, sie sind nicht zu Hause. \tbentry{7}{5}{1936}{\kreis} Briefe. -- 5 Quine\IN{\quine} hier. 6\textsuperscript{h}\,--\,8\,\textonehalf{} mit ihm zu einem Dinner für \uline{Kuratowski}\IN{\kuratowski}, der hier Vortrag über Scholze Mengen gehalten hat;\fnE{Bezug unklar.} Einladung von Birkhoff\IN{\birkhoffsohn} \textit{jr}. Mathematiker und Logiker: Mac Lane\IN{\maclane}, Rosser\IN{\rosser}, Ulam\IN{\ulam} (Pole). Birkhoff\IN{\birkhoffsohn} behauptet, er habe früher schon das Problem der Anzahl der Realstrukturen, und der Anzahl \neueseite{534505} der transitiven usw. für $n$ Elemente ausführlich untersucht, aber keine allgemeine Lösung gefunden, höchstens Regeln für $n+1$. Kuratowski\IN{\kuratowski} erzählt von Bernays\IN{\bernays} Vorlesungen, über \textit{AS} der Mengenlehre ohne Typen. \tbentry{8}{5}{1936}{} Syntax II, Korrekturen fertig gemacht;\IC{\logischesyntaxenglisch} Bibliographie. \tbentry{9}{5}{1936}{Ina} Mittags kommt Quine\IN{\quine} in Eile auf dem Rad, um mir auf der Bank zu helfen. Wir mit ihm im Adams House gegessen. -- Nachmittags kommt \uline{Ursula}\IN{\kaufmannursula}, sie hat in einem Frauenclub einen Vortrag über Frauenarbeit in Deutschland gehalten. Mit ihr das Haus von Hendersons\IN{\henderson} in Francis Ave. (von Machlup\IN{\machlup} empfohlen) besichtigt. Aber es ist nicht so \gestrunl\ schön wie das von Smith\IN{\smith}. Daher beschließen wir, das letztere zu nehmen. Mit Ursula\IN{\kaufmannursula} zu Quines\IN{\quine}\IN{\quinefrau}. Ein letztes kurzes wissenschaftliches Gespräch mit Quine\IN{\quine}; während dieser ganzen Tage sind wir nicht viel zu Gesprächen gekommen. Letzter Abend mit Ursula\IN{\kaufmannursula}; sie bleibt in Brattle Inn. Sie will im September zu den Ceremonies kommen und bei uns wohnen. \tbentry{10}{5}{1936}{} 11 Uhr im Auto \uline{von Cambridge}, mit Ursula\IN{\kaufmannursula}. Wir bringen sie nach Norton; sie hat für das Examen viel Arbeit. Lunch mit ihr dort, wir fahren weiter, über Providence nach \textit{Winsted},\ort{Winsted CT} 6\textsuperscript{h}. Mürrischer Hotelwirt. Nach 7 kein Essen mehr! Schnelle Sandwiches und ins Kino; ,,Desire`` mit Marlene Dietrich\IN{\dietrichmarlene}; und ein wilder Wildwestfilm. \tbentry{11}{5}{1936}{} Ab 10\textsuperscript{h}. Bei Kingston über den Hudson, auf Fähre. Nach Woodstock, zu Byrdcliffe Estate; Broadwin\IN{\broadwin} hat einen Sommer dort in einem Cottage \sout{gew\unl } gewohnt. Schöne Stelle hoch im Wald gelegen. Heiß, viele Moskitos. Wir besehen 2 Cottages; 1 sehr primitiv, 1 größer und nett, \neueseite{534513} elektrisches Licht, Kochherd mit Warmwasserversorgung. Die kleine \$\,125, das große 250 für die ganze Saison. Wir sprechen den Eigentümer Whitery\IN{\whitery} und den Verwalter Edwards\IN{\edwards}. Sie wollen aber nichts für 1 Woche vermieten. Weiter in die \uline{Catskills}. -- \textit{Big Indian} von der Hauptstraße ab \gestrunl\ nach \uline{\textit{Oliverea}},\ort{Oliverea NY} im Mountain Club nehmen sie nur Mitglieder (Arier!), weiter zum Norweger \uline{\textit{Haal\editor{l}and}}\IN{\haalland}. Wir sind die einzigen Gäste im großen Haus. Zimmer mit fließendem Wasser auf der Rückseite des Hauses. Das Auto direkt vor dem Zimmer. Das Wasser wird für uns angestellt, der Alte bemüht sich sehr, uns dazubehalten. \tbentry{12}{5}{1936}{} Vormittags in den Wald hinauf spazieren. Sehr warm, wir sind froh, aus der Stadt heraus zu sein. -- Nachmittags am Bach. -- Abends das Tal hinab, zum Haus von Andrews\IN{\andrews}, auch nur für Arier; feiner als Haalland\IN{\haalland}, \$\,20 die Woche. \tbentry{13}{5}{1936}{} Regen. Englische Syntax. Nachmittags Hagelgewitter, es wird sehr kalt. \tbentry{14}{5}{1936}{} Mit Haalland\IN{\haalland} zum neugeborenen Kalb; es ist in der Nacht ohne Hilfe draußen im Kalten geboren, und kann jetzt schon munter laufen! -- Englische Syntax.\IC{\logischesyntaxenglisch} -- Nachmittags in das Seitental, immer über den Bach geturnt. -- Haalland\IN{\haalland} macht den ganzen Tag Feuer im Kamin im Wohnzimmer oben. \tbentry{15}{5}{1936}{} Den ganzen Tag Ausflug: im Auto 4\,\textit{m} zum \textit{Winnisook Lake}, dann zu Fuß 1\,\textonehalf{} oder 2 Stunden hinauf zum Gipfel des \textit{Slide Mt.} (4200\,ft.), Aussichtsturm. Aussicht über die ganzen Catskills, lauter bewaldete Berge. Im Wald gelegen, Sonnenbad, gelesen. Steil hinunter. 2 Stachelschweine (\textit{Porkupine}) gesehen. \neueseite{534507} \tbentry{16}{5}{1936}{} Auf den Hügel. -- \sout{Es} Viel Gesellschaft gekommen: 2 Forscherleute, Haallands\IN{\haalland} Tochter und Schwiegersohn (Dean) und 3 Freunde, Deutsche, die zusammen in \textit{NY} arbeiten. Die 3 sind Kommunisten, arbeiten als Techniker, einer hat ein Auto, singen viel und machen Spaß. Der Dunkle (Jude?) ist 1933 aus Deutschland weg, möchte wieder dorthin, tätig sein. Er spielt in \textit{NY} in einer deutschen Spielgruppe, Stücke von Brecht usw. -- Wir fahren zur Post hinunter. -- Einer der 3 probiert unser Auto, weil das Gas Geräusch macht; er meint, es ist nichts. -- Abends kalt. Oben Feuer im Kamin. Alle beisammen, singen usw. Wir \textonehalf{}\,11 zu Bett. Die anderen noch bis \textonehalf{}\,2. \tbentry{17}{5}{1936}{\kreis} Mit den 5 jungen Leuten zum Wasserfall, und am Bach entlang hinunter. \textonehalf{}\,3 \uline{ab}. Sehr warm. 7\textsuperscript{h} (Ortszeit 6\textsuperscript{h}) in \uline{\textit{Binghampton}, NY}.\ort{Binghampton NY} Hotel Carlton (\unl\ Hotel, wie King's Crown in \textit{NY}); jeder ein Zimmer mit Toilette und schöner Shower, \$\,2; Garage \$\,0.50. \tbentry{18}{5}{1936}{} Einkäufe (Schuhe usw.). 12\,--\,2 nach \uline{\textit{Ithaca}} \textit{NY},\ort{Ithaca NY} Cornell University\II{\cornell}. Wir wohnen in \textit{Willard Straight Hall}, 2 nette kleine Zimmer mit Bad dazwischen. Nachmittags kommt Prof. \textit{Sabine}\IN{\sabine}. Abends \gestrunl\ Dinner: Prof. Sabine\IN{\sabine} und Frau, Prof. \textit{Cunningham}\IN{\cunningham} und Frau, Prof. \textit{Birk}\IN{\birk} und Frau, und andere. Birk\IN{\birk} war Lehrer von Morris\IN{\morris}, und von Weinberg\IN{\weinberg}; er schwatzt Ina allerhand vor über meine Berühmtheit usw., macht aber sonst einen intelligenten und netten Eindruck. Nachher Besichtigung einer Ausstellung von Bildern von Künstlern aus Ithaca. 8\,\textonehalf{} \uline{mein Vortrag} \neueseite{534509} ,,Unity``. Nachher Diskussion; man weiß anscheinend meist nicht viel von diesen Dingen; aber einige Studenten scheinen sehr interessiert, diskutieren nachher noch privat. \tbentry{19}{5}{1936}{} In Ithaca zur Bank, und zum Autoclub. 12\textsuperscript{h} ab. 7\textsuperscript{h} abends \textit{Mountain Spring Hotel}, schön gelegen am \textit{Susquehanna}; wir fahren lange Zeit am Ufer dieses schönen Stromes entlang nach Süden zu. Erst im letzten Moment in Ithaca haben wir uns entschlossen, nach Süden zu fahren und nicht in die Adirondacks; weil Regen und kalt. -- Einfaches Hotel, pro Person \$\,1.50. \tbentry{20}{5}{1936}{} Über Harrisburg nach \uline{\textit{Front Royal}, Va}.\ort{Front Royal VA} Jetzt sind wir in den Südstaaten, im historischen Virginia! Hotel Afton, einfach. \tbentry{21}{5}{1936}{} 10\textsuperscript{h} ab auf die \uline{\textit{Shenandoah} Berge}, der erste Teil. Neue Bergstrecke ist noch nicht fertig, mit lockerem Schotter, 31\,\textit{m}, 2\,\textonehalf{} Stunden! Lunch im \sout{Panamora} Panorama Hotel, klein, am Eingang der Hauptstrecke; sie haben nette Zimmer, aber \sout{zum} zu nah vom Restaurant Raum. Dann schöne Hauptstrecke des \uline{\textit{Skyline Drive}}; Blick ins Shenandoah Tal, und zuweilen auf die andere Seite hinunter. Waldige Berge, nur zuweilen gucken Felsen heraus. Rote Azaleen blühen. 1\,\textonehalf{} \uline{\textit{Skyland}},\ort{Skyland VA} etwas abseits der Hauptstraße. Viele Cottages; Essen im Hauptgebäude. Wir wählen eine Hütte mit Wohnzimmer und 2 Schlafzimmern und Bad; elektrisches Licht, fließendes kaltes und warmes Wasser. Das Heißwasser ist vom Kaminfeuer im Wohnzimmer geheizt. Hinter dem Haus eine \textit{porch}, schöne Sonnenveranda. -- Nachmittags über Felsen \neueseite{534517} hinauf zum Gipfel. \textit{Stony Man Cliffs}. -- Der jüngere Bruder des Managers hat uns die Hütte gezeigt: \textit{Simonpietri}\IN{\simonpietri}, hat in Rom in Psychologie einen Dr. gemacht, dann in Paris internationales Recht studiert, war einige Zeit in Wien, stammt von Korsika. -- Bei Tag strahlende Sonne, warm; abends kalt; lustiges Kaminfeuer. Schöner Blick hinaus, die Lichter im Tal, klarer Sternenhimmel. \tbentry{22}{5}{1936}{} Spazieren. -- Korrektur englische Syntax.\IC{\logischesyntaxenglisch} -- Sonnenbad. \tbentry{23}{5}{1936}{} Mittags kommen \uline{\textit{Sterner}\IN{\sterner}} und Frau in unser Cottage. Wir flüchten den ganzen Nachmittag in den Wald. Abends mit ihnen am Kamin. Er war Burschenschafter, kam zufällig nach Amerika, ist Nationalökonom, arbeitete als Statistiker in einer Kinderhilfsorganisation, jetzt in der Regierung in Washington, für statistische Erhebungen über wirtschaftliche Lage, Lebenskosten usw. Die Frau ist sehr still; sie schreibt Gedichte; hat früher Bücher in ,,Nation``\II{\thenation} rezensiert.\fnE{Wochenzeitschrift \textit{The Nation}.} Sie kampieren oft im Zelt. \tbentry{24}{5}{1936}{} Mit Sterners\IN{\sterner}\IN{\sternerfrau} im Auto über den Skyline Drive und hinunter nach \textit{Luray}, und zurück. Nachmittags arbeite ich \textit{MS} ,,Testability``\IC{\lewisaufsatz} im Schatten neben dem Haus. Sterners\IN{\sterner}\IN{\sternerfrau} bitten uns sehr, sie in Washington aufzusuchen. -- Abends im Mondschein spazieren; unten die Lichter von Luray im Tal. \tbentry{25}{5}{1936}{} \textit{MS} Testability\IC{\lewisaufsatz} -- nachmittags plötzlich starker Wind, Regen und Hagel. Es tropft durch die Dachlöcher, Ina stellt Vase unter. \tbentry{26}{5}{1936}{} Kühl, regnerisch. -- \textit{MS}\IC{\lewisaufsatz} und Briefe. \tbentry{27}{5}{1936}{} Urlaubsgesuch nach Prag geschrieben; noch nicht Entlassung, um \neueseite{534519} noch Neurath\IN{\neurath} als Supplement vorschlagen zu können.\fnE{Brief nicht überliefert. Vgl. TB 9.\,III.\,1936\diaryref{TB-9-III-1936}.} Dazu Dubislav\IN{\dubislav}. -- Brief von Morris\IN{\morris}: McKeon\IN{\mackeon} behauptet, sein Offer wäre nicht für permanent gewesen!\fnE{Morris an Carnap, 24.\,V.\,1936 (\href{https://doi.org/10.48666/943996}{RC 090-71-09}).} \tbentry{28}{5}{1936}{} \textit{MS}\IC{\lewisaufsatz} und Briefe. Wir müssen morgen aus der Hütte ,,Applecore``. Außerdem sehr kalt. Wir überlegen, ob wir weiterfahren wollen, in die Smoky Mountains. \tbentry{29}{5}{1936}{} Wir ziehen um in die Hütte ,,\textit{Gray Cone}``, netter, hellere Räume, aber Porch nach Norden, hat nur Sonne am späten Nachmittag. Wir wollen nun bleiben, mindestens bis \textit{MS}\IC{\lewisaufsatz} fertig ist. Die Hütte liegt am Fahrweg; Blick von der Porch auf den Stony Man und auf andere Berge. Ich schreibe an einem Tisch, den wir draußen zwischen den Büschen aufstellen. Ina richtet die Hütte nett her. \tbentry{30}{5}{1936}{} Im Freien gesessen, am \textit{MS} gearbeitet.\IC{\lewisaufsatz} -- Dekorations-Tag;\fnE{Decoration Day (heute Memorial Day).} viele Gäste hier, großer Trubel. \tbentry{31}{5}{1936}{\kreis} \textit{MS}\IC{\lewisaufsatz} gearbeitet. \tbentry{1}{6}{1936}{} An Malisoff\IN{\malisoff} geschrieben: kann \textit{MS}\IC{\lewisaufsatz} jetzt nicht fertigmachen. \tbentry{2}{6}{1936}{\kreis} Korrektur Syntax.\IC{\logischesyntaxenglisch} -- \textit{MS} Frank gelesen.\fnE{Manuskript Frank \blockade{}} \tbentry{3}{6}{1936}{} \textwh{Korrektur Syntax.}\IC{\logischesyntaxenglisch} \tbentry{4}{6}{1936}{} Korrektur Buchanan.\IN{\buchanan}\fnE{Bezug unklar.} -- Nachmittags im Auto zum \textit{White Oak Canyon}. Da 4 Kinder unterwegs mitgenommen; sie wohnen irgendwo im Wald, der Vater macht Körbe, zuletzt betteln sie um Geld. Schöner Wasserfall, Felswände. Da der steile Weg schlüpfrig ist, gelingt es trotz aller Versuche nicht, wieder hinaufzukommen. Es wird uns ungemütlich. Wir fahren über die kleine Holzbrücke und den Weg auf der anderen Seite, und kommen zum Drive hinauf. \tbentry{5}{6}{1936}{Ina} Briefe. \tbentry{6}{6}{1936}{} \textwh{Briefe.} \neueseite{534521} \tbentry{7}{6}{1936}{} Fauler Tag. Zeitschrift gelesen. \tbentry{8}{6}{1936}{} Brief an McKeon\IN{\mackeon}.\fnE{Carnap an McKeon, 7.\,VI.\,1936 (\href{https://doi.org/10.48666/944009}{RC 090-71-23, 090-71-16})} \tbentry{9}{6}{1936}{} Briefe. \tbentry{10}{6}{1936}{} Arbeit am \textit{MS} Testability\IC{\lewisaufsatz} wieder aufgenommen. -- Morris\IN{\morris} schickt die Korrekturen zu Präsident und Smith\IN{\smith}.\fnE{Bezug unklar.} -- Aus Prag kommt Ernennung.\fnE{Nicht überlieferte Ernennung zum Ordinarius der deutschen Universität Prag.} \tbmanyentries{\tbentry{11}{6}{1936}{}~-- \tbentry{12}{6}{1936}{}} Fleißig am \textit{MS} Testability,\IC{\lewisaufsatz} meist auf unserer Porch. \tbmanyentries{\tbentry{13}{6}{1936}{}~-- \tbentry{20}{6}{1936}{}} Wir lernen Leute kennen: Mr. \uline{Oldenbur}g\IN{\oldenburg} aus Danzig, 10 Jahre in \textit{NY}, aber mit schrecklicher Aussprache, will gerne mit uns allen Deutsch sprechen; schizo und eigensinnig; seine Frau, katholisch, sehr zornig auf die Neger, die alle Verbrecher seien, zyklo;\fnE{Zu ,,schizo`` und ,,zyklo`` vgl. TB~12.\,I.\,1936\diaryref{TB-12-I-1936}.} deren Schwester, mit schweigsamen Mann. Oldenburg\IN{\oldenburg} hat Installationsgeschäft in \textit{NY}. Wir geben den Plan der Smoky Mountains auf, weil die Zeit zu kurz geworden ist, und Erholung wichtiger als viel sehen. \tbentry{21}{6}{1936}{} Das neue \textit{MS} \uline{Testability} ist \uline{fertig}.\IC{\lewisaufsatz} Viel länger geworden, aber auch besser. \tbentry{22}{6}{1936}{} Endlich mal richtiger Ferientag. Vormittags spazieren, Passama\-quoddy.\fnE{Der Passamaquoddy Trail.} Nachmittags im Auto den Drive südwärts (weil wir später nach Norden abreisen werden). \tbentry{23}{6}{1936}{} An McKeon\IN{\mackeon} geschrieben:\fnE{Siehe \href{}{Hutchins Office Box 294, Folder 3}} Annahme des 3 Jahr-Angebotes. \tbentry{24}{6}{1936}{} Einleitung zu \textit{MS} Testability\IC{\lewisaufsatz} neu geschrieben.\fnE{Vgl. Carnap, \textit{Testability and Meaning}, 420--431.} \tbentry{25}{6}{1936}{} Vormittags auf \textit{Hawksbill (4049 ft.)} höchster Berg in Kette. \tbentry{26}{6}{1936}{} \textit{MS} Testability durchgesehen.\IC{\lewisaufsatz} \tbentry{27}{6}{1936}{} Vortragsabstrakt für 1. Sektion geschrieben.\fnE{Siehe TB~1.\,IX.\,1936\diaryref{TB-1-IX-1936}.} -- Auf den Stony Man.~\neueseite{534515} \tbentry{28}{6}{1936}{} 11\textsuperscript{h }\uline{Abfahrt von Skyland}. Sehr heiß. Über Panorama, Sperryville, \uline{Washington}. Vor dem Kapitol auf dem Rasen gelegen und ausgeruht. Weiter nach \uline{\textit{Baltimore}.\ort{Baltimore MD} Zu Ernst \textit{Cloos}}\IN{\cloosernst}; bei ihm Rosental\IN{\rosental}, ein deutscher Student, Physiker, will später wiederkommen und in B. Expert-Arbeit machen; Miss Pabst\IN{\pabst}, Bibliothekarin, schweigsam, um ihretwillen sprechen wir Englisch. Das Haus ist weit draußen, aber dicht an der Elektrischen. Ernst\IN{\cloosernst} Frau und Kinder sind in Deutschland. Er lädt uns ein, bei ihm zu übernachten. Leider zu sehr Lärm von der Straße. Ernst\IN{\cloosernst} ist sehr kritisch gegen die \gestrunl\ Nazis. Gibt dem Studenten das braune Buch usw.;\IW{\braunbuch}\fnE{\textit{Braunbuch über Reichstagsbrand und Hitlerterror} oder eine der mehreren weiteren unter dem Titel ,,Braunbuch`` erschienenen anti-nationalsozialistischen Publikationen.} will aber doch einige Sachen, die sie gut gemacht hätten, anerkennen. \tbentry{29}{6}{1936}{} 10\textsuperscript{h} Abfahrt. Über Camden (bei Philadelphia) -- Holland Tunnel nach \uline{\textit{New York}};\ort{New York NY} wieder ins King's Crown Hotel, 116. Straße. Abends zu \uline{Nagels}\IN{\nagel}\IN{\nagelfrau}. Er hat den Zeitungsausschnitt von Schlicks\IN{\schlick} Ermordung (wir hatten nur die unklare Andeutung in dem Brief von Frau Hertz\IN{\hertzpaulfrau}).\fnE{Vermutlich Helene Hertz (Brief nicht überliefert).} Ich erzähle von der McKeon\IN{\mackeon} Geschichte. Er sagt, dass McKeon\IN{\mackeon} hier im März einem Freund gesagt hat, er möchte mich nicht nach \textit{Ch} bekommen, ich würde das Department beherrschen. \tbentry{30}{6}{1936}{} \uline{Frau Hertz}\IN{\hertzpaulfrau} kommt ins Hotel. Sie hat Kindertransport aus Deutschland gebracht, muss bald wieder zurück, möchte aber im Herbst herkommen, für soziale Arbeit; ihr jüngster Sohn kommt hier zu einem Onkel in die Bank. -- Mit Nagels\IN{\nagel}\IN{\nagelfrau} in die Radio City; Studiotour: interessant, die Überwachungsschalttische. -- 6\textsuperscript{h} zu \uline{Nagels}\IN{\nagel}\IN{\nagelfrau}. Ich rede ihm zu, systematische Arbeiten zu machen anstatt der geplanten historischen;\IW{\nagelformation}\fnE{Vgl. Nagel, ,,The Formation of Modern Conceptions of Formal Logic``.} Ina lädt ihn ein, in Cambridge bei uns zu wohnen. \neueseite{534527} \tbentry{1}{7}{1936}{Ina} Mit dem Auto in die Stadt. 12\,--\,2\,\textonehalf{} mit \uline{Broadwins}\IN{\broadwin}\IN{\broadwinfrau} Lunch; in Lilians\IN{\broadwinfrau} Office (Anti-Nazi Komitee).\fnE{Anti-Nazi Komittee \blockade{}} -- Nachmittags 1 Stunde zu \uline{Nagels}\IN{\nagel}\IN{\nagelfrau}; er will nach Cambridge kommen. -- Nach \uline{New Rochelle}.\ort{New Rochelle NY} Broadwins\IN{\broadwin}\IN{\broadwinfrau} kommen erst nach 8\textsuperscript{h}. Broadwins\IN{\broadwin} Vater. Gegen 10\textsuperscript{h} kommt noch Besuch: ein Publicity-Man, der \gestrunl\ uns vieles erklärt über Politik, und seine Frau (war mit Broadwins\IN{\broadwin}\IN{\broadwinfrau} in Mexiko). Es wird wieder sehr spät. \tbentry{2}{7}{1936}{} Lilian\IN{\broadwinfrau} bleibt vom Office weg; Ina besucht sie am Bett. Der Aufbruch wird spät, 11:30. Über Providence (diesmal über die bessere Straße \textit{IA}). Cabins besichtigt an einem See. Schließlich um 8\,\textthreequarters{} beschließen wir, doch noch nach Cambridge zu fahren. Auf der glänzenden Straße I fahre ich lange (vielleicht eine \textonequarter{} Stunde) mit \textit{ca}. \textit{53\,m/h}. Es wird dunkel. \uline{\textit{Cambridge}}\ort{Cambridge MA} 9:30. Goheens\IN{\goheen}\IN{\goheenfrau} sind nicht zuhause! Wir müssen in die \uline{Brattle Inn}. (Ich habe in Broadwins\IN{\broadwin} Garten Inas Handtasche stehen lassen; und da sind alle unsere Kofferschlüssel drin; wir rufen Carry\IN{\carry} an). \tbentry{3}{7}{1936}{} In Smith Haus, \uline{\textit{7 Francis Ave}}. Goheens\IN{\goheen}\IN{\goheenfrau} helfen uns mit den Koffern. Gekramt. \tbentry{4}{7}{1936}{Unabhängigkeitstag} Gekramt. -- Korrektur Syntax\IC{\logischesyntaxenglisch}. \tbentry{5}{7}{1936}{} Sonderdrucke geordnet. -- Vorlesungen vorbereitet. \tbentry{6}{7}{1936}{} \uline{1. Vorlesung}, nur Vorbemerkungen. 1\textsuperscript{h} Lunch aller Lehrer. Mit \uline{Prall}\IN{\prall}; er sagt, er ist meinetwegen hiergeblieben, und hat Kurse übernommen. -- 7\,--\,8 Kino im geographischen Institut: ,,Walzerkrieg`` (Lanner\IN{\lannerjo}-Strauß\IN{\strauss}).\fnE{Walzerkrieg (1933) von Ludwig Berger.} \tbentry{7}{7}{1936}{} Erste reguläre Vorlesungen. Gut besucht. -- Nachmittags und Abends \uline{Quine}\IN{\quine} hier. \neueseite{534531} \tbentry{8}{7}{1936}{} Abends \uline{Konzert} der Sommerschule: Klaviertrio und Klavier Quartett von Brahms\IN{\brahms}. Seit vielen Jahren zum ersten Mal ein Konzert! Schrecklich heiß.\fnA{Es folgen zwei leere Einträge mit \original{\kreis} im Datum.} \tbentry{11}{7}{1936}{} \textit{MS} Testability\IC{\lewisaufsatz} durchgearbeitet. \tbentry{12}{7}{1936}{} \textwh{\textit{MS} Testability\IC{\lewisaufsatz} durchgearbeitet}; Ina fängt an, die neue, längere Fassung ganz neu zu tippen. \tbentry{13}{7}{1936}{} Korrektur Syntax\IC{\logischesyntaxenglisch}. -- Abends wir mit Quines\IN{\quine}\IN{\quinefrau} zu \uline{\textit{Lowe}\IN{\lowe}}; er ist ,,Philosoph``, in meinem fortgeschrittenen Kurs; sie ist Romanschriftstellerin (\ldots{} Lincoln), von Quines\IN{\quine}\IN{\quinefrau} sehr geschätzt. Ziemlich langweilig. Zum Glück kommt spät noch \uline{Prof.~Perry}\IN{\perrycharner}. Er hat in Princeton\II{\princeton} den Ehren-Doktor bekommen. Er sagt, man bedauere dort sehr, dass ich abgelehnt habe. Er sagt, dass die Psychologen hier gesagt haben, dass sie auf meiner Basis sich jetzt besser einigen, weil das eine Art Behaviorismus ist, der die Introspektion auch anerkennt, aber die Begriffe behavioristisch definiert; ich soll mal mit Prof. Pratt\IN{\pratt} sprechen. \uline{Ich sage ihm, dass Chicago nicht, wie ich anfangs geglaubt hätte, permanent ist, sondern 3 Jahres-Kontrakt, und die anderen nur 1 Jahr}. Er stimmt mir zu, dass das keine gute Methode ist, und die Professoren abhält, Opposition gegen den Präsidenten zu machen. Aber er meint, Hutchins\IN{\hutchins} schätze offene Gegnerschaft; wenn er, Perry\IN{\perrycharner}, etwas gegen Hutchins\IN{\hutchins} Maßnahmen habe, würde er immer zu ihm gehen und das ganz offen sagen. \tbentry{14}{7}{1936}{} Wieder sehr heiß. Korrektur Syntax\IC{\logischesyntaxenglisch}. \tbentry{15}{7}{1936}{} \textwh{Korrektur Syntax\IC{\logischesyntaxenglisch}.} \tbentry{17}{7}{1936}{} \uline{Feigl}\IN{\feigl} erscheint im 2. Kurs. (Er wohnt bei Lindemann\IN{\lindemann}.) Mittags mit ihm und seinen 2 Studenten Lunch. Nachmittags kommt \uline{Nagel\IN{\nagel}, wohnt bei uns. Feigl\IN{\feigl}} auch hier. Feigl\IN{\feigl} fährt \neueseite{534525} in unserem Auto mit seinen Studenten zum Konzert. \tbentry{18}{7}{1936}{} Mit Nagel ,,Testability``\IC{\lewisaufsatz} verglichen. (Feigl\IN{\feigl} war Weekend weg) \tbentry{19}{7}{1936}{} \textwh{Mit Nagel ,,Testability``\IC{\lewisaufsatz} verglichen.} \tbentry{20}{7}{1936}{} \textwh{Mit Nagel ,,Testability``\IC{\lewisaufsatz} verglichen.} \tbentry{22}{7}{1936}{} Nachmittags 4\,--\,6 Diskussion in \uline{privatem Zirkel}, Quine\IN{\quine}, Prall\IN{\prall} und seine Freunde, etwa 15. \uline{\textit{Mac Lane}}\IN{\maclane} spricht einleitend über empirischen Gehalt der Mathematik. Da er aber zugibt, dass Mathematik analytisch ist, wird nicht recht klar, was er unter empirischem Gehalt versteht. \tbentry{23}{7}{1936}{} \textonehalf{}\,6 \uline{Quines}\IN{\quine}\IN{\quinefrau} hier. Dann mit ihnen zum Pasteur\IN{\pasteur}-Film;\fnE{,,Louis Pasteur`` (1935) von William Dieterle.} zu viel Dialog; und Film eines französischen Benediktiner-Klosters, malerisch. \tbentry{25}{7}{1936}{} Wir beide mit Nagel\IN{\nagel} im Auto \uline{an den See}, nordwärts. Über Marblehead hinüber nach Magnolia. Zu kühl zum Baden. An verschiedenen Stellen auf Klippen gesessen; auch etwas Sonne. Sehr wohltuend nach den 3 Wochen Sommerschule. 8\,\textthreequarters{} wieder zuhause. \tbentry{26}{7}{1936}{\kreis} Feinkorrektur der englischen Syntax\IC{\logischesyntaxenglisch} fertig (außer Register). \tbentry{27}{7}{1936}{} (Nachts Moskitos. Sehr wenig geschlafen) \tbentry{28}{7}{1936}{} Mit Feigl\IN{\feigl} zu den Psychologen: Prof. \uline{Pratt}\IN{\pratt}. Dann Prof. Boring\IN{\boring}; dieser ist ein lustiger Zykliker, hat Feigl\IN{\feigl} begeistert über seinen psychologischen Aufsatz geschrieben, stellt allerhand Fragen in sehr unexakter Formulierung; will mit uns und Brunswik\IN{\brunswik} Diskussion machen. Er vertritt einen \textit{Operationism}, will den \neueseite{534529} gegen William Sterns\IN{\sternwilliam} ,,verstehende Psychologie`` verteidigen.\fnE{Erläuterung zu Boring, Feigl und Brunswik \blockade{}} \tbentry{29}{7}{1936}{Ina} \tbentry{31}{7}{1936}{} Im elementaren Kurs unoffizielles Examen: 5 Fragen, davon 3 schriftlich zu beantworten. (Goheen\IN{\goheen} hält das Examen ab, für mich, um 9\textsuperscript{h}). -- Abends 6\,\textonehalf{} \uline{Edith Nagel}\IN{\nagelfrau} kommt an. Ich hole sie mit Nagel\IN{\nagel} im Auto ab. (Im Gedränge mache ich Beule in den Vorderfender, zum Glück der schon beschädigte linke). Sie ist sehr angetan vom Ferienkurs von \textit{Fermi}\IN{\fermi} über Quantenphysik. \tbentry{1}{8}{1936}{} Ich schreibe ersten Entwurf für ,,Logik``\IC{\logicfactors}, den Harvard-Vortrag, unter Verwendung von Feigls\IN{\feigl} Notizen.\fnE{Gemeint ist eine erste Skizze zur deutschen Fassung (\href{https://doi.org/10.48666/846377}{RC~110-02-18}) von Carnap, ,,Logic`` (TB~7.\,IX.\,1936\diaryref{TB-7-IX-1936}), die Carnap in den folgenden Tagen ausarbeitet. Dieser Entwurf wie auch die erwähnten Notizen Feigls sind nicht überliefert.} -- Abends kommen \uline{Broadwins}\IN{\broadwin}\IN{\broadwinfrau}, sind in 6 Stunden hergefahren. \tbentry{2}{8}{1936}{} Wir mit Broadwins\IN{\broadwin}\IN{\broadwinfrau} und Nagels\IN{\nagel}\IN{\nagelfrau} in Broadwins Auto hinausgefahren, ans Meer, Nordseite. Von \textit{Lynn} zur \uline{Insel \textit{Nahant}} hinüber. Dort am Strand gebadet. Sand sehr heiß, Wasser sehr kalt. Nach dem Essen finden wir keinen schattigen Platz; ein Polizist scheucht uns von einem ,,privaten Grund``. Wir fahren in den \textit{Lynn}-Park und ruhen uns im Wald aus. Dann nach Hause. (Wieder wenig geschlafen, und nachts Kopfschmerzen). \tbentry{3}{8}{1936}{} 4\,--\,6 Diskussion mit \textit{ca.} 18 Leuten über \textit{MS} Testability\IC{\lewisaufsatz}; dabei auch Missis Langer\IN{\langersusanne}.\fnE{Diese Diskussionsgruppe wird z.\,B. auch am nächsten Montag (TB 10.\,VIII.\,1936\diaryref{TB-10-VIII-1936}) erneut erwähnt.} Leonard\IN{\leonard} berichtet über Versuch, Reduktion durch Definition zu ersetzen, mit semantischen Begriffen, die sämtliche diskrete Grundbegriffe der Physik voraussetzen. \tbentry{4}{8}{1936}{} Nachmittags 6\,\textonehalf{} Sommerschulfilm ,,Gulliver``, russischer Film;\fnE{Vermutlich ,,The New Gulliver`` (1935) von Aleksandr Ptushko.} sehr nett. \tbentry{5}{8}{1936}{} 11\,--\,12 \uline{Rosser}\IN{\rosser}, erklärt mir seinen Beweis über Ergänzung einer Sprache (nach Art der Regel \textit{UF}2 für \textit{I.}).\IW{\rosserlogic}\fnE{Siehe Rosser, ,,A Mathematical Logic Without Variables.} -- Angefangen, \textit{MS} für Vortrag ,,Logik``\IC{\logicfactors} auszuarbeiten, in Deutsch. \neueseite{534533} \tbentry{6}{8}{1936}{} Abends mit Ina ins Kino ,,Fury``,\fnE{,,Fury`` (1936) von Fritz Lang.} über Lynchen, gut und aufregend, aber mit sentimentalem Happy End. \tbentry{7}{8}{1936}{} Dental Klinik, \textit{X-ray} Aufnahme, auch für Ina. 4\,--\,\textonehalf{}\,9 mit Feigl\IN{\feigl} zu den Psychologen: \uline{Schenk}\IN{\schenk}, der uns eingeladen hat, \uline{Brunswik}\IN{\brunswik}, Pratt\IN{\pratt}, Stevens\IN{\stevens}. Schenk\IN{\schenk}, und besonders Stevens\IN{\stevens}, Vertreter des Operationalismus, gegen Brunswik\IN{\brunswik}, der aber auch versucht, mit uns einig zu gehen, und die anderen, die teilweise arge Philosophie hineinbringen. Im Ganzen sehr gute, fruchtbare Unterhaltung. Wird beim Abendessen (im Club) fortgesetzt. \tbentry{9}{8}{1936}{} Wir mit Nagel\IN{\nagel} und Goheens\IN{\goheen}\IN{\goheenfrau} vormittags mit unserem Auto hinausgefahren in den Wald am See, \textit{Middlesex Fells Reservation}. Kurz, aber gute Entspannung. \tbentry{10}{8}{1936}{} Dental Klinik, Dr.~Yeats\IN{\yeatsdr}. Aufgrund der neuen Aufnahme rät er mir, doch den einen Zahn, den er schon damals angemerkt hat, ziehen zu lassen (der jetzt letzte rechts unten); im übrigen jedes Jahr Aufnahme machen zu lassen. -- 4\,--\,6 \uline{Diskussion} in unserer \uline{Gruppe} über \textit{MS} ,,Testability``\IC{\lewisaufsatz}. Ich zeige, dass Leonards\IN{\leonard} Definition doch nicht funktioniert. \textit{Mc Gill}\IN{\mcgill} verteidigt Realismus. Goodman\IN{\goodman} verteidigt die psychologischen Begriffe als Basis, da subjektive Sprache, wie im ,,Aufbau``\IC{\konstitutionstheorie}, dann später zum Intersubjektiven übergehend. (Feigl\IN{\feigl} leider nicht da, noch an der See; die Diskussion ist nicht sehr lebhaft; anscheinend zu viele Leute, da sind sie scheu). \tbentry{11}{8}{1936}{} Vormittags Zahnarzt. \tbentry{12}{8}{1936}{} 4\,--\,\textonehalf{}\,7 Tee hier, mit Goheens\IN{\goheen}\IN{\goheenfrau} und Nagel\IN{\nagel}. Es kommen: Quines\IN{\quine}\IN{\quinefrau}, Lewis\IN{\lewis}, Gerschnawitz\IN{\gerschnawitz} (Nagels\IN{\nagel} Freunde), Feigl\IN{\feigl} mit 2 Kindern (\gestrunl\ Schmidt\IN{\schmidt} und Miss Rosenbaum\IN{\rosenbaummiss}), Machlup\IN{\machlup}. -- Abends zum letzten Mal mit Nagel\IN{\nagel} spazieren. Sein Hauptergebnis \neueseite{534543} hier: Er hat gesehen, dass seine Logikkenntnisse, aus Selbstunterricht gewonnen, sehr gut sind, und dass er die Dinge besser versteht als die meisten hier in der angesehenen Hochburg der Logik. Ich ermutige ihn, doch über die Dinge zu schreiben, die ihm so klar sind. Er meint, das sei dann nicht original genug. Ich: Wenn man Bericht geben will, merkt man, dass von selbst Eigenes hinzukommt. -- Ina versucht vergeblich, ihm für die englische Übersetzung meines Vortrages\IC{\logicfactors}\fnE{Die von Nagel erstellte englische Übersetzung von Carnap, ,,Logic`` (\href{https://doi.org/10.48666/950861}{RC 110-02-16}).} (für die Konferenz) \$\,10 zu geben; er will durchaus nicht. (Auch für die Syntax-Revision hat er nichts angenommen). Es wird vereinbart, dass er bei solchen Arbeiten künftig \$\,3 (?) für die Stunde nehmen will. \tbentry{13}{8}{1936}{} 9\,--\,11 \uline{letzte Vorlesungen}. \gestrunl\ \uline{Nagel}\IN{\nagel} reist ab (die Frauen fahren ihn zum Bahnhof). -- In Bibliothek. -- Gespräch mit \uline{Brunswik}\IN{\brunswik}. Er will den intentionalen Gegenstand physikalisch definieren: Als Koppelung von bestimmter Struktur zwischen physikalischem Gegenstand und den Reaktionen der Personen. -- Mittags mit \uline{Machlup}\IN{\machlup}, im Club. (Er hat in Buffalo nominell 6500 Gehalt! Wegen Kr\luecke\ reduziert auf 5400. Die Sommerschule hier gibt den amerikanischen Professoren einen bestimmten Bruchteil ihres Jahresgehalts (vielleicht \nicefrac{2}{11} oder \nicefrac{2}{13}), bei ihm etwas mehr als 900). \tbentry{14}{8}{1936}{} 2\textsuperscript{h} \uline{Examen} des 1. Kurses. Ich bringe die gedruckten Fragen hin (10, davon 6 zur Auswahl). -- Zahnarzt. -- Bibliothek. -- Diskussion mit \uline{Wohlstetter}\IN{\wohlstetter}. Er interessiert sich sehr für Syntax, Semantik; möchte Analyse der Ethik versuchen. Und darüber schreiben. -- Dann mit \uline{Waters}\IN{\waters}. Er doziert in Ohio State University, Columbus.\II{\ohiocolumbus} Fragt, wie man den Lehrplan verbessern sollte. Er ist sehr an Testability\IC{\lewisaufsatz} interessiert. Er hat mit Weinberg\IN{\weinberg} und anderen einen ,,Carnap-Zirkel`` gehalten. \tbentry{15}{8}{1936}{} 9:15 Examen des 2. Kurses, nur 2 Teilnehmer. 12\textsuperscript{h} die Papers abgeholt. -- 3\textsuperscript{h} wir mit Feigl\IN{\feigl} in unserem Auto \uline{abgefahren}. Straße \textit{Nr} 1, 16 \neueseite{534539} über Portsmouth nach \uline{\textit{Conway}}.\ort{Conway NH} Übernachtet in Bigelow Lodge. \tbentry{16}{8}{1936}{} In die \uline{\textit{White Mountains}}\ort{White Mountains NH} weiter gefahren. Über Glen, Jackson, Glen House (hier geht die Autostraße auf den Mt. Washington ab), Gorham-Randolph. Wir sehen das Haus von Smith\IN{\smith}, und seine 5 Kinder \editor{im} Vorbeifahren. Wir lesen zufällig den Namen ,,Bridgemans``\IN{\bridgemans}. Wir fragen ihn um Auskunft. Seine Frau kommt mit und zeigt uns einige Cottages, es ist aber nichts Geeignetes dabei. Prof. Mayer\IN{\mayer} aus Princeton\II{\princeton} ist auch in der Nähe. Wir fahren weiter, schmale Waldstraße, zur \uline{\textit{Base Station}} der Mt. Washington Bahn. Wir nehmen ein kleines 2 Zimmer-Cottage (\$\,4). \tbentry{17}{8}{1936}{} Es regnet. Darum lassen wir den Plan fallen, auf den Berg zu gehen (Feigl\IN{\feigl} zu Fuß, wir mit der Bahn). Wir fahren über Bretton Woods und Fabyan (hier sind alle Hotels zu vornehm), vorbei an Echo-Lake und Profile Lake zur \textit{Franconia Notch}. Wir steigen durch die felsige Schlucht ,,\textit{The Flume}``. Dann fahren wir zurück nordwärts, am Echo-Lake vorbei nach Franconia bei \textit{Sugar Hill}. Schöne Lage, aber Hotels zu vornehm. Zurück nach Franconia, und die kleine Straße hinauf zum Berg-Plateau, in Richtung Bethlehem. Bei \textit{W.S. Philips' Store}, oberhalb von \uline{\textit{Bethlehem}},\ort{Betlehem NH} nehmen wir ein nettes einfaches Cottage ,,\textit{Stone Camp}``. Der Wohnraum, darin schläft Feigl\IN{\feigl}; darin erhöht Küche mit Esstisch, dahinter Bad; und 2 Schlafzimmer. Elektrisches Licht. Pro Tag \textit{\$\,3}. Höhe \textit{1760\,ft}.; nur wenige Hotels in diesem Gebirge. Liegen so hoch. -- Abends in Bethlehem gegessen und Vorräte eingekauft. \tbentry{18}{8}{1936}{} Vormittags zu Fuß auf den \textit{Mt. Agassiz}; die Zollstraße beginnt gerade hier. Oben Aussichtsturm, sehr schöner Rundblick auf die ganzen White Mountains; \neueseite{534535} der Mann bläst Trompete für das Echo. Im Wald Sonnenbad. -- Nachmittags über Maplewood zum \textit{Burns Lake}; geschwommen; und zum \textit{Forest Lake}. Zurück über Littleton. \tbentry{19}{8}{1936}{} Autofahrt, zur Erkundung anderer Unterkunftsplätze. Über Bretton Cottage, zur Crawford Notch. Das Crawford-House scheint uns zu elegant. Hinunter nach Notchland, dort \textit{Inn Unique}. Sie scheint nett; aber für uns viel zu niedrig gelegen. Von \textit{Bartlett} die Waldstraße (\textit{Bear Mt. Road}) nach \uline{\textit{Passaconaway}}. Das liegt sehr schön auf einer Hochfläche. Man baut gerade die Straße, die später nach \textit{Waterville Valley} durchgehen soll. Die Inn hat leider kein elektrisches Licht, und der Bagger in der Nähe macht Lärm. Darum wollen wir nicht hin. Gravelstraße hinunter nach \textit{Conway}; über Glen nach \uline{\textit{Jackson}}. Wir erkunden einige höher gelegene Plätze. Dabei \textit{Nordic Farm}, von Machlup\IN{\machlup} empfohlen. Da sind uns zu viele Leute, und doch nicht hoch genug. Ebenso \textit{Fernald Cottage}, liegt noch tiefer. Wir fahren deshalb zurück: Über \gestrunl\ Glen, Bartlett, Crawford Notch, Fabyan, \uline{nach Bethlehem zurück}. \tbentry{20}{8}{1936}{\kreis} Zu Fuß spazieren nach Süden und Westen. -- Nachmittags fährt Feigl\IN{\feigl} zum Schwimmen. Wir beide hier (\kreis). \tbentry{21}{8}{1936}{} Etwas geschrieben, gepackt. Nachmittags Abfahrt. Bei Bridgemans\IN{\bridgemans} in Randolph 2 Stunden geblieben. Er arbeitet in einer kleinen Hütte im Wald. Das Haus hat er selbst aus einem alten Stall gemacht; verschiebbare Wände. Mit Frau und Töchter. Ich sage, dass ich glaube, man könne die ganze Cantorsche\IN{\cantor} Mengenlehre rigoros darstellen; auf Grund der Verbesserungen von Russell\IN{\russell} und Fraenkel\IN{\fraenkelabraham}. Dann fahren wir \neueseite{534537} weiter. Wir verlassen die weißen Berge; es ist zu trübe, sonst wären wir gerne noch auf den Mt. Washington gefahren. Wir übernachten in \uline{Rumford};\ort{Rumford ME} Hotel Rumford. \tbentry{22}{8}{1936}{} Nach \uline{\textit{Rangeley}}\ort{Rangeley ME} am Rangeley Lake. Wir fahren herum, um Cottage zu suchen. Zuerst zu den höher gelegenen Seen; aber da ist alles besetzt. Endlich finden wir eins: Rangeley Manor Camp (anscheinend war früher auch ein Hotel dabei). Sehr nettes Haus aus ungestrichenem Holz; eiserner Feuerplatz; 3 getrennte Zimmer; Bad. \tbentry{23}{8}{1936}{\kreis} Vormittags Examens-Papers korrigiert. -- Nachmittags mit Ina allein spazieren. Sie ist schon etwas nervös auf Feigl\IN{\feigl} geworden, weil wir nie für uns allein sind; und durch die schlechten Nächte, besonders durch sein Schnarchen. Wir quartieren Feigl\IN{\feigl} in der Nachbarhütte ein. \tbentry{24}{8}{1936}{} Vormittags an den Mooselookmeguntic See. Schöner Klippenvorsprung, nordischer Charakter. Nachmittags mit Feigl\IN{\feigl} spazieren. Über seine Ehe; und allgemein Menschliches. \tbentry{25}{8}{1936}{} Wir gehen immer mittags zum Essen aus, sorgen morgens und abends für uns selbst. -- Wir fahren auf die Südseite des Sees und gehen weiter bis zum \textit{Nibogan }Camp; nett und einsam gelegen, aber kein elektrisches Licht. -- \sout{Abends ins Kino} Viel Post; nachmittags Briefe. -- Abends Kino. \tbentry{26}{8}{1936}{\kreis i} Wir fahren von Rangeley die Straße nach Norden, über Stratton nach dem \textit{Bigelow Brook Pond} \gestrunl\ am Bigelow Mountain. Wir bleiben dort in der Einsamkeit, essen Obst, machen Sonnenbad. Ina und ich liegen im Wald. Wir rudern in einem Kanu, der dort liegt, etwas den Fluss hinauf. Am See sind alte verfallene Jagdhütten. Nicht mehr in Benutzung, da jetzt Wildreservat. Abends zurück. \neueseite{534541} \tbentry{27}{8}{1936}{Ina} Geschrieben. \tbentry{28}{8}{1936}{} Mit Feigl\IN{\feigl} kurz \uline{Rundflug} im offenen Wasserflugzeug (8 Minuten für je \$\,1.50) über den See. Sehr schön. -- Vormittags Vortrag ,,Wahrheit in Logik und Mathematik`` vorbereitet. -- Nachmittags englische Syntax\IC{\logischesyntaxenglisch}. -- Mit Ina spazieren. \tbentry{29}{8}{1936}{} Regen. -- Geschrieben. -- Nachmittags \textit{MS} ,,Testability``\IC{\lewisaufsatz} für Druck bearbeitet (Nagels\IN{\nagel} Korrekturen). \tbentry{30}{8}{1936}{} Abfahrt im Auto, 11\,\textonehalf{}. In Portland, an der Küste, beschließen wir, doch bis Cambridge durchzufahren. \uline{\textit{Cambridge}}\ort{Cambridge MA} 9\,\textonehalf{}. \tbentry{31}{8}{1936}{} Besorgungen. -- \textit{MS} ,,Testability``\IC{\lewisaufsatz} bearbeitet. -- Vortrag vorbereitet. -- Interview über morgigen Vortrag.\fnE{Interview vielleicht in einer Zeitung \blockade{}} \tbentry{1}{9}{1936}{} 10:45 \uline{mein Vortrag} ,,\textit{Truth in Math. and Logic}``,\fnE{Siehe das einseitige kurzschriftliche Vortragsmanuskript (\href{https://doi.org/10.48666/986731}{RC~110-08-14}) und (\href{ttps://doi.org/10.48666/986733}{RC~110-08-15}). Zu den hier beginnenden Feierlichkeiten der Harvard Tercentenary Celebration siehe Elliott, ,,The Tercentenary of Harvard``, Verhaegh, ,,Coming to America``, Kap. 8. sowie Damböck, ,,Fascism as Illogical Reasoning``, Kap. 1.} in der gemeinsamen Tagung der Mathematiker und Logiker. In der ,,New Lecture Hall``, sehr großer Saal. 350 Zuhörer! 3 Mikrofone; der Vortrag wird durch Rundfunk verbreitet, und sogar auf Kurzwelle nach Europa geschickt. Ich spreche frei, 40 (ansonsten 30) Minuten; es gelingt gut, obwohl in der letzten Zeit nur Deutsch gesprochen. -- Dann 4 kleine Referate, je 10 Minuten. -- \uline{Copland}\IN{\copeland} getroffen; geraten, \textit{MS} in Journal \editor{of} Symbolic Logic\II{\journalsymboliclogic} zu veröffentlichen. -- \uline{Logiker Lunch}. Ich sitze neben \uline{Langford}\IN{\langford}, sehe ihn zum ersten Mal. Er war 1 Jahr in Europa, meist in England; hat 6 Wochen bei Wittgenstein\IN{\wittgenstein} Vorlesungen gehört. Ich frage ihn, welchen Vorteil er glaubt, dass Lewis\IN{\lewis} Methode der strikten Implikation vor der syntaktischen hat; er: der Vorteil ist auf der anderen Seite (!), aber Lewis\IN{\lewis} will ein Kriterium für Inkonsistenz aufstellen, das in der empirischen Wissenschaft angewendet werden kann.\fnE{Lewis strikte Implikation \blockade{} Referenz \blockade{}} -- Ferner \textit{Ducasse}\IN{\ducasse}, der Vorsitzende und Begründer der logischen Wissenschaft. -- Nach dem Lunch redet \uline{Whitehead\IN{\whitehead} etwa 1 Stunde über die Entstehung und die Entwicklung der symbolischen Logik,} sehr persönlich und \uline{eindrucksvoll. Die originellste Idee sei: Freges\IN{\frege} Definition für ,,\textit{etc}``}.\fnE{Freges Definition für etc \blockade{}} -- \neueseite{534551} Nachmittags \textit{MS} ,,Testability``\IC{\lewisaufsatz} für Druck fertig gemacht. -- Abends 8:30 (!) -- 11:30 bei \uline{\textit{Struik}}\IN{\struik}, Holländer, am MIT, kennt Franks\IN{\frankphilipp}\IN{\frankphilippfrau} gut. Die Frau ist Pragerin, \sout{nach} fragt nach allen Leuten dort, hat bei Frank\IN{\frankphilipp} studiert. Sie wollten Ina auch kennen lernen, haben vergessen, sie einzuladen. Dort ist \uline{\textit{Cartan}}\IN{\cartan} aus Paris, spricht sehr wenig Englisch. \uline{\textit{Courant}}\IN{\courant}, ist an der \textit{N.\,Y.\,U.}\II{\newyorkuniversity}, Head of Department, sehr eifrig im Neuaufbau und Erweiterung tätig. Wohnt in New Rochelle, mit 4 Kindern; schon 3 Jahre hier, gerne hier; will für den Liberalismus eintreten. Ich äußere Skepsis, kulturelle Freiheit retten zu können, solange die jetzige wirtschaftliche Ordnung besteht, die so etwas wie Hearst\IN{\hearst} Press\fnE{Die Blätter des Medienmoguls William Randolph Hearst galten als Inbegriff der unseriösen und manipulativen Yellow Press.} zulässt usw. Er sagt, dass doch manche Geldleute und Industrielle Verantwortungsbewusstsein haben. Und schließlich stimmt er zu, dass später doch eine Umstellung der Wirtschaftsordnung kommen muss. Er meint: hier ohne Faschismus und Erschütterungen. Auch das Nazi-Regime bereitete die Mentalität für zentralistische Eingriffe in die Wirtschaft, also den Kommunismus, indirekt vor. \tbentry{2}{9}{1936}{} Mittags \uline{Baer\IN{\baer} und Frau\IN{\baerfrau}} zum Lunch hier. Er trägt an der \textit{NYU}\II{\newyorkuniversity} vor, aber ohne Bezahlung, von Princeton\II{\princeton} aus. -- Abends 7\,--\,9 \uline{ich zum Dinner bei Präsident \textit{Conant}}\IN{\praesidentharvard}. Ein junger Mann empfängt mich und stellt mich den anderen vor. Nachher erfahre ich erst, dass das Präsident C\editor{onant}\IN{\praesidentharvard} selbst ist. Expert,\IN{Expert} retirierter Physiker \uline{\textit{Lyman}}\IN{\lyman}; er will mir später mit Bridgeman\IN{\bridgman} das Labor zeigen. Mathematischer Physiker \uline{\textit{Wilson}}\IN{\wilsonphysiker},\fnE{Vermutl. William Wilson.} hat 1900 symbolische Logik doziert \gestrunl, mit Peanos\IN{\peano} Buch.\fnE{Peanos Buch \blockade{}} \tbentry{3}{9}{1936}{} Abends 7\,--\,11 \uline{Mathematiker Dinner}; Ina und ich eingeladen als Gäste, am Vorstandstisch. Ich spreche mit Frau \textit{Cairns}\IN{\cairns} und \uline{Prof. Richard\-son}\IN{\richardson}, Sekretär der Mathematiker; er wird 1940 den Internationalen Mathematiker Congress organisieren.\II{\internmathcongr}\fnE{Der von R.\,G.\,D. Richardson organisierte \textit{International Congress of Mathematicians}.} Er möchte, dass ich mal nach Brown University\II{\brownuniversity} zum Vortrag komme. Hardy\IN{\hardy}, Lefschetz\IN{\lefschetz} und andere machen Toaste. Dann Bliss\IN{\bliss} über eine Stunde! Ina spricht mit dem Londoner Statistiker \uline{Fisher}\IN{\fisher}, der sehr naiv seine Nazi-Sympathien äußert. \tbentry{4}{9}{1936}{} Nachmittags \uline{Vortrag Eddington}\IN{\eddingtonarthur}, Diskussionsvortrag \uline{Haas}\IN{\haasprof}. Über Beziehung zwischen kosmischer und \neueseite{534553} atomarer Konstante. Nachher mit \uline{Mather}\IN{\mather} Gespräch, er will Radio-Gespräch mit mir arrangieren. 6:30\,--\,9 \uline{Prof. \textit{Perry}}\IN{\perrycharner} bei uns zum Essen. Ich frage ihn, wie McKeons\IN{\mackeon} Entschlussänderung zu erklären ist. Er hat über mich mit Präsident Hutchins\IN{\hutchins} gesprochen, und dieser sei gar nicht gegen meine Ernennung gewesen. Dieser habe wahrscheinlich McK.\IN{\mackeon} umgestimmt. -- 9\textsuperscript{h} \uline{Vortrag \textit{Dewey}}\IN{\dewey} über ,,Autorität und soziale Änderung``. Ziemlich langweilig. \tbentry{5}{9}{1936}{} 11\textsuperscript{h} zu Dr.~\uline{Mather}\IN{\mather}, mit ihm die Radio-Konversation besprochen. Er hat sie aufgesetzt, seine Fragen so formuliert, dass er meine Antworten aus meinem \textit{MS}\IC{\logicfactors} nehmen könnte; besonders die Geschichte von den Hottentotten.\fnE{Gemeint ist das MS zu Carnap, ,,Logic`` (\href{https://doi.org/10.48666/950861}{RC 110-02-16}) bzw. das daraus entwickelte Interview (\href{https://doi.org/10.48666/950874}{RC 110-02-17}). Vgl. Damböck, ,,Fascism as Illogical Reasoning`` sowie Reisch, \textit{How the Cold War Transformed Philosophy of Science}, 51.} In höchster Eile nach Boston, zur \uline{Rundfunkstation}. 12\textsuperscript{h}\,--\,12,15 unser Gespräch; nationaler Broadcast, sog. blaues Netz, über 40 Stationen im ganzen Land. -- 3\,\textonehalf{}\,--\,6 \uline{\textit{Curry}}\IN{\curry} hier. Er stellt allerhand Fragen zur Syntax und über sein System mit lauter Konstanten, durch die Variablen entbehrlich werden. Für das Aussagenkalkül hat er ein System, das syntaktische Begriffe mit hineinnimmt. Er meint, der Unterschied zwischen Objektsprache und Syntaxsprache wäre doch nicht ganz scharf. Er scheint ganz scharfsinnig \editor{ein} System aufzustellen; aber seine Fragen sind nicht ganz klar, d.\,h. ich weiß nur wohin er im Ganzen hinaus will. -- 6\,\textonehalf{} wir \uline{zu Quines}\IN{\quine}\IN{\quinefrau} zum Essen. Dann wir mit Quines\IN{\quine}\IN{\quinefrau} und Goheens\IN{\goheen}\IN{\goheenfrau} nach Boston zum \uline{Kino}. ,,Meine amerikanische Frau``,\fnE{,,My American Wife`` (1936) von Harold Young.} nur halb gesehen. \textit{,,Girls dormitory}``, eine rührende Geschichte aus einer Salzburger Schule.\fnE{,,Girls' Dormitory`` (1936) von Irving Cummings.} Nachher noch wieder mit zu Quines\IN{\quine}\IN{\quinefrau}, bis \textonehalf{}\,1! \tbentry{6}{9}{1936}{\kreis} Briefe geschrieben. -- Nachmittags mit Feigl\IN{\feigl} spazieren, logische Fragen diskutiert. \tbentry{7}{9}{1936}{} Harvard\II{\harvard} Konferenz, \uline{Symposium} ,,\textit{Factors determining human behavior}``,\IW{\factorsbehavior} vormittags 4 Vorträge: 1) \textit{Adrian}\IN{\adrian}-Cambridge\II{\harvard}, Physiologe, über Nervensystem; 2) \textit{Collip}\IN{\collip}, über Hormone, spricht zu schnell und undeutlich; 3) \textit{Piaget}\IN{\piaget}, Kinderpsychologe, Genf; über Entwicklung des Kindes, unter dem Gesichtspunkt der Konservation, psychologische Konstitutionstheorie, einiges interessant; 4) \uline{Jung}\IN{\jung}, Zürich, über psychologische Faktoren, \neueseite{534545} etwas zu metaphysisch. Wir Harvard\II{\harvard}-Gäste sitzen auf dem Podium, hinter dem Redner; dadurch schlecht verstanden. \uline{Spemann}\IN{\rjspemann} ist da; er sagt, dass \uline{Merten}\IN{\merten} jetzt Studienrat in Lahr-Dinglingen ist, betrübt, weil keine Verbindung mit der Universität mehr möglich; anfangs war seine Stellung gefährdet, Spemann\IN{\rjspemann} habe für ihn gesprochen. \uline{Pannekoek}\IN{\pannekoek} kennengelernt; er hat mal für Erkenntnis geschrieben.\IW{\pannekoekwesen}\fnE{Pannekoek, ,,Das Wesen des Naturgesetzes``.} -- \uline{Nachmittags} Fortsetzung: 1) \uline{\textit{Janet}}\IN{\janet}, über psychologische Kräfte und Schwächen, einige Punkte klingen ganz behavioristisch, spricht sehr lebhaft, 2) \uline{mein Vortrag ,,Logik}``\IC{\logicfactors} (als Faktor det\editor{ermining} human behavior), ich lese ihn ab. Darin die Hottentotten-Geschichte, alle lachen und verstehen es.\fnE{Siehe Carnap, ,,Logic``, 111 sowie Damböck, ,,Fascism as Illogical Reasoning``.} 3) \uline{\textit{Lowell}}\IN{\lowell}, der frühere Harvard\II{\harvard}-Präsident, über Geschichte, englisches Parlament, liberalistisch (gegen wirtschaftliche Planung). Nachher \uline{Kelsen}\IN{\kelsen} getroffen, und \uline{Haas}\IN{\haasprof}. Dann mit \uline{Feigl}\IN{\feigl} und Psychologen zusammen im Fogg Museum beim Tee diskutiert: \uline{Brunswik\IN{\brunswik}, Tolman\IN{\tolman}, Boring\IN{\boring}, Wertheimer}\IN{\wertheimer}. Dieser noch mit zu uns. Im Garten mit Feigl\IN{\feigl} und ihm gesprochen. Er sagt, dass jetzt moralische Werte und Wahrheit oft relativiert werden; das sei große Gefahr. Wir geben es für Wahrheit zu. -- Abends gehen die anderen zum Vortrag Malinowski\IN{\malinowski}, ich bleibe zuhause, um auszuruhen. \tbentry{8}{9}{1936}{} Mittags wir drei\fnE{Hier Rudolf und Ina Carnap sowie Herbert Feigl.} Lunch im Georgian mit \uline{\textit{Senior}}\IN{\senior}. Er sagt, mein Kontrakt mit Chicago sei sehr zufriedenstellend; die damalige Schwierigkeit sei nicht auf Böswilligkeit, sondern Unfähigkeit (Mc K.s\IN{\mackeon}) zurückzuführen, das habe er auch dem Präsidenten gesagt. -- 4\,--\,7 \uline{\textit{Struik}\IN{\struik} und Frau} hier. Feigl\IN{\feigl} und ich mit ihm über dialektischen Materialismus. Er schreibt Aufsatz über Dialektik der Mathematik;\fnE{Struik über Dialektik der Mathematik \blockade{}} gemeint ist aber: der Geschichte der Mathematik. Er hat jetzt Hegel\IN{\hegel} gründlich studiert, weil Lenin\IN{\lenin} dazu auffordert. Wir sagen ihm, dass die dialektischen Formulierungen, z.\,B. Umformen der Quantität in Qualität, sehr schlecht sind, Schlagworte, keine Gesetze; dass heute Lektüre Hegels\IN{\hegel} nutzlos ist und besser moderne Logik studiert wird. -- Abends ich (Ina fühlt sich nicht wohl) mit Quines\IN{\quine}\IN{\quinefrau} und Goheens\IN{\goheen}\IN{\goheenfrau} zu \uline{Whiteheads}\IN{\whitehead}. Frau Wh. leidet sehr unter den Vorgängen in Europa und der Kriegsgefahr. Ich spreche \neueseite{534547} mit ihm über seine Rede beim Logiker-Lunch, über Frege\IN{\frege} usw. Ich berühre auch die Frage der Klasse und das ,,\textit{together}``, komme aber nicht dazu, ihm unsere Auffassung der Überflüssigkeit der Klassenzeichen darzulegen, weil er selbst allerhand erzählt.\fnE{Unsere Auffassung der Überflüssigkeit der Klassenzeichen \blockade{}} Miss \textit{Amet}\IN{\amet}, aus Newcastle, hat Buch über Whitehead\IN{\whitehead} geschrieben,\fnE{Buch über Whitehead \blockade{}} war beim Prager Kongress. \tbentry{9}{9}{1936}{} Nachmittags hier Diskussion mit \uline{Quine\IN{\quine}, Leonard\IN{\leonard}, Goodman\IN{\goodman}} und Feigl\IN{\feigl}. Erst über deren Definition, die die Reduktion ersetzt, mit ,,$P$-ableit\-bar``.\fnE{$P$-ableitbar usw. \blockade{}} Dann über deren Konstitutionssystem; Feigl\IN{\feigl} und sie möchten eigenpsychische Basis, ich Dingsprache als Basis. \tbentry{10}{9}{1936}{} Mittags zum Lunch im Commander-Hotel mit dem Direktor \uline{\textit{Weaver}\IN{\weaver} der Rockefeller} \textit{Foundation}\II{\rockefellerstiftung}. Er war in Kopenhagen\II{\kongresskopenhagen},\fnE{Beim \textit{2. Internationalen Kongreß für Einheit der Wissenschaft}, an dem Carnap wegen der Aktivitäten in Harvard nicht teilnehmen konnte.} etwas enttäuscht, weil die Diskussion über die Unbestimmtheitsrelation mit zu vielen Begriffen der traditionellen Philosophie arbeitete. Er ist Mathematiker-Physiker. \gestrunl\ Er sagt, er sympathisiert mit unserer Bewegung, hat verschiedenes von mir gelesen, kann sie aber im Allgemeinen nicht von der Stiftung aus unterstützen. Sie beschränken sich ganz auf Biologie, und Physik, Mathematik, Logik, soweit sie der Biologie dienen. Besonders Woodger\IN{\woodger}, Wrinch\IN{\wrinch}, Rashevsky\IN{\rashevsky}. Ich spreche über Hempel\IN{\hempel} und Popper\IN{\popper}; rühme Hempel\IN{\hempel} sehr; er könnte Biologie-Physik lernen und dabei schon Logik \editor{unterrichten} helfen, z.\,B. in \textit{Ch}. mit Rashevsky\IN{\rashevsky} und mir zusammen. Popper\IN{\popper} müsste eine Stelle für sich bekommen, ist individualistisch. -- Nachmittags zum Tee. Astronom Pannekoek\IN{\pannekoek}. Watson\IN{\watson}, der junge Mann aus \textit{NY}, schreibt Buch über Methode der Literaturwissenschaft, will es nicht auf Sätze und Rationales beschränken. -- Abends wir mit \uline{Quines}\IN{\quine}\IN{\quinefrau} im Auto nach Boston, zu \uline{\textit{Curtis}}\IN{\curtis} und Frau. Zuerst 7\,\textthreequarters{} Dinner im Somerset Club, dann in ihre Wohnung auf Beacon Hill. Er hat etwas Syntax gelesen, ist begeistert davon, ohne viel zu verstehen, sympathisiert mit der Anti-Metaphysik, hat viel erwirkt für meine Einladung hierher. Er spricht über die Ähnlichkeit zwischen scholastischem Denken und dem üblichen Denken \gestrunl\ der Rechtsanwälte und Richter. Wir vergessen die Zeit, plötzlich ist es fast 1\textsuperscript{h}! \neueseite{534563} \tbentry{11}{9}{1936}{} Vormittags mit \uline{Feigl}\IN{\feigl} über meine Logik-Vorlesung, die er \editor{so ähnlich}\fnA{Original \original{ähnlich so}.} machen will; und über erkenntnistheoretische Probleme. -- Nachmittags 4\,--\,6 \uline{Quine}\IN{\quine} hier. Über Chwisteks\IN{\chwistek} Brief,\fnE{Chwisteks Brief \blockade{}} über seine Missverständnisse, sein Nicht-Erkennen-Können der Notwendigkeit der Anführungszeichen. Über Quines\IN{\quine} neues System (in Journ., Heft 2),\IW{\quinecantor}\fnE{Vermutl. Quine, ,,On Cantor's Theorem``.} aus Zermelos\IN{\zermelo} entwickelt; ähnlich dem jetzigen Tarski\IN{\tarski}-System. Es will nicht eine geläufige Sprache geben, sondern wie das von Tarski\IN{\tarski}, ein möglichst einfaches System für formale Untersuchungen über Widerspruchsfreiheit und Entscheidungsverfahren usw. Es ist vielleicht tatsächlich das einfachste bisherige System! -- Abends alle 70 Gäste zum \uline{Dinner des Präsidenten} im Lowell-Haus. Ich sitze mit Kelsen\IN{\kelsen} am Tisch, setze mich später auch zu ihm. Geheimrat Wenger\IN{\wenger}, römisches Recht, aus Wien. \uline{Kelsen}\IN{\kelsen} wird im Oktober in Prag anfangen, aber vielleicht Genfer Stellung halbjährig beibehalten. Er erklärt mir die Entstehung des Kausalgedankens aus dem Wiedervergeltungsproblem; er hat das in vielem ethnologischen Material bestätigt gefunden; will das für Erkenntnis\II{\erkenntnis} schreiben, interessante Idee.\IW{\kelsencausalityerk}\IW{\kelsenkausalgesetzerk}\fnE{Kelsen, ,,Die Entstehung des Kausalgesetzes aus dem Vergeltungsprinzip``, ,,Causality and Retribution``.} Aber er lehnt ab, dass die Gesetze für Voraussagen da seien; das sei ein Rest der Auffassung der Natur für den Nutzen des Menschen. Speeches von Präsident Conant\IN{\praesidentharvard}, Hjort\IN{\hjort}, Rappard\IN{\rappard} (sehr fein über geistige Freiheit, nötiges Ventil, um soziale Erschütterung zu vermeiden), Svedberg\IN{\svedberg}. Nachher mit \uline{Rappard}\IN{\rappard} Gespräch, spricht fließend Englisch und Deutsch, ist Kelsens\IN{\kelsen} Chef in Genf, lebhaft und anziehend. -- Ina ist gleichzeitig beim Dinner von Frau Conant. Dort singen die dann zusammen Volkslieder (!). -- \tbentry{12}{9}{1936}{} Zahnarzt. -- Mit \uline{Feigl}\IN{\feigl} über Physikalismus. Er unterscheidet 2 Themen: 1) Einheit der Sprache, 2) ,,Identität`` als Forschungsprinzip, d.\,h. Erklärung der Gehirnvorgänge durch Physiologie und schließlich Physik. -- Briefe. \tbentry{13}{9}{1936}{\kreis} Vormittags: \uline{Feigl\IN{\feigl} reist ab}; Kasperle\IN{\kasper} wünscht baldige Rückkehr, um \textit{Chic}. zu beschließen. Nachmittags mit Ina in die \textit{Middlesex Fells Reservation}. Dort \neueseite{534557} um See spazieren gegangen, und auf einen Aussichtsturm. -- (\uline{Nancy} Goheen\IN{\goheenfrau} ist sehr verliebt in Ina.) \tbentry{14}{9}{1936}{} Nachmittags Zahnarzt: Zahn gezogen (unten rechts der letzte). \tbentry{15}{9}{1936}{} Nachmittags 5\textsuperscript{h} \uline{Ursula Kaufmann}\IN{\kaufmannursula} am Südbahnhof abgeholt, sie wohnt bei uns. \tbentry{16}{9}{1936}{} 3\textsuperscript{h} Empfang der 500 \gestrunl\ Delegierten in Sanders Theatre. Fast alle haben akademische Talare, auch Prof. \textit{Tomi\v{c}ak}\IN{\tomicak} von der tschechischen Universität Prag, und Prof. Hüttig\IN{\huettig} von der deutschen Technischen Hochschule Prag (er hat Prorektors Robe genommen); ich schwarzen Anzug. Wir marschieren auf die Bühne, geordnet nach dem Alter der Institution, Prag \textit{Nr}.~8 und 9. Dann Ansprache von Präsident Conant\IN{\praesidentharvard}, und Antwort von \textit{Cartan}\IN{\cartan}. Danach Tee im Memorial Delta.\fnE{Die Memorial Hall in Harvard befindet sich auf einem dreieckigen auch The Delta genannten Grundstück zwischen Kirkland St und Cambridge St.} Dazu kommt Ursula\IN{\kaufmannursula} und später Ina. \gestrunl\ Prall\IN{\prall} bringt mich zu Prof. \luecke, Head der University of Liverpool\II{\liverpooluniversity} (England), der den starken Einfluss des Positivismus auf die jungen Leute in England und Amerika bedauert. Ich erkläre ihm die unhistorische, systematische Einstellung. Prall\IN{\prall} macht mich mit \textit{Hu Shi}\fnA{Original \original{Shih}.}\IN{\hushi} bekannt, Universität Peking\II{\pekinguniversity}, sehr einflussreich in China. Zuletzt treffen wir Hockings\IN{\hocking}\IN{\hockingfrau}. Frau Hocking\IN{\hockingfrau} findet es unfair von mir, dass ich Thales'\IN{\thales} Beispiel im Vortrag (Liebe und Hass der Moleküle) genommen habe, was keiner mehr glaubt, anstatt modernes. Ich sage, das ist doch einfacher, und kränkt niemanden. Hocking\IN{\hocking} sagt, er bedauert, dass ich so weit weg sein werde in \textit{Chicago} (!). \tbentry{17}{9}{1936}{} 1:30 Lunch für die Delegierten in Memorial Hall. Ich neben einem Mexikaner, Delegierter eines College von Guadalajara. Neben dem sitzt \uline{Lewis}\IN{\lewis}. Nachher lädt er und seine Frau uns für \textit{Sa} ein. 4 Nachmittags Konzert: Bach\IN{\bach}, Haydn\IN{\haydn}, Mozart\IN{\mozart}, sehr schön; Boston Symphonieorchester. Ich habe auch Karten beschafft für: \sout{Quine}\IN{\quine} Goheens\IN{\goheen}\IN{\goheenfrau}, Ursula\IN{\kaufmannursula}, Naomi Quine\IN{\quinefrau}. -- Ursula\IN{\kaufmannursula} bringt einen Austausch-Studenten John\IN{\john}; er wohnt eine Nacht bei uns; Jurist, sehr junger, naiver Jüngling. -- Abends zum Feuerwerk am Fluss. \neueseite{534561} Ich mit Ina; Ursula\IN{\kaufmannursula} mit John\IN{\john}, sie kommen erst \textonehalf{}\,1 heim und können die Tür nicht öffnen. \tbentry{18}{9}{1936}{} Haupttag der \uline{\textit{Celebration}}. Wir versammeln uns in Widener Library. Ich habe gown und cap geliehen, die schützen mich gegen den Regen. Im Harvard\II{\harvard} Yard ist großes Theater aufgebaut. Wir marschieren hindurch und sitzen auf der Tribüne. Zuerst regnete es immerzu, nachher hört es auf. Allerhand Reden und Chorgesänge. Präsident Conant\IN{\praesidentharvard} spricht eindrucksvoll über akademische Freiheit. Dann Verleihung der \uline{Ehren-Doktorate} an uns 62. Der Präsident Conant\IN{\praesidentharvard} liest jeden Namen und dazu einen Spruch. Dabei steht der Betreffende auf. Dann bringt ein Helfer ihm das Diplom. Ina sitzt unten im Regen und friert, nachher ganz erkältet. Auch Goheen\IN{\goheen}. Ich erst einige Tage später. Nachher Lunch mit Selbstbedienung in Memorial Hall. Ich mit Prof. Perry\IN{\perrycharner}. Er erzählt, dass die deutschen Professoren ursprünglich Delegierte sein sollten. Dann aber haben sie eine Weisung aus Berlin erhalten, nur privatim aufzutreten. Nur Fischer\IN{\fischerhans}-München (Chemie)\fnE{Hans Fischer.} hat sie nicht bekommen; so war er der einzige Delegierte Deutschlands. -- Anschließend 2:30 nachmittags Versammlung, hauptsächlich für die Alumni. Wegen Regen im Sanders Theater, so dass die meisten nicht zuhören können. Sehr entschiedene und offene Rede für Lehrfreiheit von Präsident \textit{Angell}\IN{\angell} von der Yale University\II{\yale}. Auch \uline{Präsident Roosevelt}\IN{\roosevelt}, der auch vormittags schon beiwohnte, hält eine Rede; für Freiheit. -- 6\textsuperscript{h} mit Ina \uline{zu Quines}\IN{\quine}\IN{\quinefrau}. Morgen ist ihr 6-jähriger Hochzeitstag. Ich frage Quine\IN{\quine}, ob die Kandidaten für die University-Professorships (Conant\IN{\praesidentharvard} hat nachmittags mitgeteilt, dass $500000\,\$$ dafür gestiftet worden sind) schon früher bestimmt sind oder \neueseite{534559} ob ich vielleicht noch Chancen habe. Er weiß es nicht, meint, Henderson\IN{\henderson} sei wohl in Aussicht genommen; vielleicht sei noch Chance da. \tbentry{19}{9}{1936}{} Geschrieben. Ina packt. Wir fahren nachmittags 4\,--\,6 \uline{zu Lewis}\IN{\lewis} nach Lexington hinaus. Er ist sehr zurückgezogen, konservativ. Über Philosophie nur wenig, er möchte erst englische Syntax lesen. Aber etwas über Atomsätze. Ich erkläre, dass wir absolute Atomfakten ablehnen, und wir kommen hier \gestrunl\ zu Einigung im Großen. Er hat in Colorado unterrichtet, sagt dass ihn der alte Pioniergeist sehr anzieht, und in den Westen getrieben hat. -- Abends, schon im Bett (im Arbeitszimmer unten), bitte ich \uline{Nancy}\IN{\goheenfrau} für einen Augenblick zu kommen. Ich sage ihr, sie soll nicht so traurig sein; sie war den ganzen Tag dem Weinen nahe und wünschte sehr, wir führen erst Montag ab, was aber Ursulas\IN{\kaufmannursula} wegen nicht möglich war. Ich sage, sie würde Ina nicht verlieren, und wir sähen uns mal wieder. Sie hatte gefürchtet, ich wolle keine Treffen mehr, aus Eifersucht. Ich tröste sie, und küsse sie. Sie ist so rührend kindlich, besonders jetzt in ihren starken Gefühlen für Ina. \tbentry{20}{9}{1936}{} Gepackt, Ursula\IN{\kaufmannursula} hilft Bücher packen. -- Mittags wir mit Ursula\IN{\kaufmannursula} und Goheens\IN{\goheen}\IN{\goheenfrau} Abschiedsessen im St. Engler. Ausgeruht. \uline{3\textsuperscript{h} Abfahrt aus Cambridge}, mit Ursula\IN{\kaufmannursula}, die wir nach Kingston in ihr neues College bringen wollen. -- \textit{Charlemont}\ort{Charlemont MA} (\sout{\textit{N.Y}.?}) \textit{Mass.}, ,,\textit{The Inn}.`` \tbentry{21}{9}{1936}{} Durch die \uline{\textit{Adirondacks}}, über \textit{Tupper Lake}. Sehr schöne Landschaft mit großen Seen -- \uline{\textit{Potsdam} N.\,Y.},\ort{Potsdam NY} Hotel \ldots{} \tbentry{22}{9}{1936}{} Fähre über den St. Lorenz-Strom: Ogdensburg-Prescott. \neueseite{534555} Bei der Weiterfahrt durch \uline{\textit{Canada}} sprechen wir auch über Religion und Politik. Ursula\IN{\kaufmannursula} sehr naiv. Irgendetwas müssten wir doch glauben. Wir fragen, was sie glaubt. Sie sagt, \gestrunl\ nicht wie die Kirche, aber: an ein Schicksal oder \unsicher{Vorsehung} (z.\,B.: sie hat beim Skilaufen ein Bein gebrochen; und vorher hatte sie geahnt, dass sie schlecht fahren würde), und an die Natur (!); alles sehr unklar, sie kann's auch nicht erklären, es sind mehr bloße Gefühle. Im Politischen glaubt sie nicht, dass die Zeitungen in Deutschland lügen; die Kriegsgefahr käme nicht durch Hitler\IN{\hitler}. Der habe in Deutschland doch endlich wieder Ordnung und Einigkeit geschaffen, dagegen die schrecklichen Streiks in Frankreich; das seien keine fairen politischen Mittel (!die Fabrikantentochter!). -- Mittags in \uline{\textit{Kingston}}. Zuerst in die \ldots\ \textit{Hall}, zur \textit{Dean of Women}. Sie ist noch sehr jung, freundlich, ich erkläre Ursulas\IN{\kaufmannursula} Wünsche: sie möchte \textit{B.\,A}. machen (das hängt von ihren Vorkenntnissen ab und kann heute nicht entschieden werden) und als Graduate Student behandelt werden (das geht vielleicht). \gestrunl\gestrunl\ Sie bekommt ein kleines Mansardenzimmer, ist nicht sehr entzückt davon. Nach dem Lunch ich mit Ursula\IN{\kaufmannursula} zum Deutsch-Professor \textit{Hähnel}\IN{\haehnel} aus Frankfurt; er und seine Frau haben meinen Vortrag in Cambridge\II{\harvard} gehört; er war enttäuscht, dass nicht mehr Gelegenheit zur Diskussion da war, hat aber Museen besichtigt usw. Sie sind vor 4 Jahren hergekommen; seine Frau hat bei Tillich\IN{\tillich} studiert, kennt auch Wertheimer\IN{\wertheimer} ein wenig. Ich überlasse die weiteren Beratungen Ursula\IN{\kaufmannursula}; sie weiß genau was sie will. -- Wir alleine weitergefahren, sind sehr froh, endlich wieder ganz unter uns zu sein. -- \uline{\textit{Port Hope}}\ort{Port Hope ON} am Ontario-See. Beide sehr müde. \tbentry{23}{9}{1936}{\kreis\,Ina} Weitergefahren. Gestern und heute legen wir uns draußen nach \neueseite{534569} Lunch zum Ausruhen ins Gras; sonnige Tage des ,,\textit{Indian Summer}``. 5\,\textonehalf{}\textsuperscript{h }\uline{\textit{London}}.\ort{London ON} Zuerst \textit{Brescia Hall}. Ina bleibt dort bei Mutter Felicitas\IN{\felicitas}; sie hat sonst nicht Besuch und freut sich sehr. 8\textsuperscript{h} hole ich sie wieder ab. -- Auto in Ford-Garage; das Klappergeräusch bleibt weg, als ich mit dem Mann probefahre. \tbentry{24}{9}{1936}{} \textbf{ }Ich bringe Ina 10\,\textonehalf{} ins Kloster und hole sie 1\textsuperscript{h} wieder ab. Inzwischen im Hotel; geschrieben. -- 3\textsuperscript{h} \uline{Abfahrt} nach \uline{\textit{Chatham}}.\ort{Chatham ON} In die Klosterschule ,,\textit{The Pines}``, Mutter Angela\IN{\angela}. Sie zeigt uns den Klostergarten, und lädt Ina, die Nacht dort zu bleiben. Ich nehme Zimmer im feinen Hotel William Patt (2,50 mit Shower). \tbentry{25}{9}{1936}{} Wir fahren über Detroit (Ambassador Bridge) nach \textit{Pokagon State Park, Ind}.\ort{Pokagon State Park IN} wo wir Anfang April waren. \tbentry{26}{9}{1936}{} Regnerisch. Einige Spaziergänge. (Abends viel Krach, weil Mädchengruppe, die eine Tagung da haben). \tbentry{27}{9}{1936}{} Spazieren; teilweise wieder im Regen. \tbentry{28}{9}{1936}{} 10\textsuperscript{h} ab. 3\textsuperscript{h} nachmittags \uline{\textit{Chicago}}.\ort{Chicago IL} Zu Morris\IN{\morris}, ich hole ihn im Auto vom Office. Wir rufen verschiedene Apartmenthotels an, meist nichts frei. Wir gehen auf die Suche in einem nördlichen, meist jüdischem Viertel. Um 8\textsuperscript{h} Abends finden wir \uline{\textit{The Standish}} Apartmenthotel, 5110 \textit{Kenwood}, nahe Hyde Park Boulevard. Apartment im 10. Stock, keine Wohnung mehr darüber, nach Süden, schöne helle Zimmer. Das Schlafzimmer hat 2 große Fenster, soll als Study hergerichtet werden. Wir sind froh, eine Wohnung gefunden zu haben. Obwohl 25\,\textit{min}. von der Universität, hell und ruhig. \neueseite{534567} Wir müssen sie für 2 Monate fest nehmen; monatliche Kündigung. \tbentry{29}{9}{1936}{} Mit Housekeeper später Möbel-Änderung besprochen. Mittags zu \uline{Morrisens}\IN{\morris}\IN{\morrisfrau}. Inas Studienpläne besprochen, Social Sciences. Nachher mit Morris\IN{\morris} über Congress für 1939 und über Neuraths\IN{\neurath} Kommen im Oktober. 5\,--\,9 mit Ina zu \uline{Kasperle}\IN{\kasper} ins International House. Wir helfen im Auto umziehen aus dem Mayflower Hotel (dort einfaches Zimmer mit Badezimmer \$\,1.50!). Sie will doch nicht im Social Service studieren, sondern Psychologie! In Verbindung mit dem Institut für Juvenile Research\II{\ijr}. Es fällt ihr schwer, alleine zu arbeiten, das Kind zu verlassen, ganz auf sich gestellt zu sein. Sie bezahlt die teuren Universitätskosten von ihrem Geld, aus Stunden geben (\$\,1 für 1 Stunde); im übrigen gibt Feigl\IN{\feigl} ihr Geld dazu (anscheinend 3 oder 400\,\$). \tbentry{30}{9}{1936}{} Mit Ina Studienpläne besprochen. Nachmittags Vorlesung vorbereitet. \tbentry{1}{10}{1936}{} 10\textsuperscript{h} \uline{erste Vorlesung} ,,Einführung in symbolische Logik``, etwa 10 Hörer, nur ganz wenige von den alten. \tbentry{2}{10}{1936}{} 10 Vorlesung. 12 McKeon\IN{\mackeon}. Er apologized, dass er sich damals nicht klar ausgedrückt habe. Ich sage, dass wir die alte Sache als erledigt betrachten wollen. Er sagt, dass er als sicher annimmt, dass \sout{mein} ich in Wirklichkeit dauernd da bin; und er hoffe, noch vor Ablauf der 3 Jahre den Vertrag ändern zu können (anscheinend meint er: permanent Sache), und auch höheres Gehalt. Wenn die ökonomische Lage sich bessere, werde der Präsident\IN{\hutchins} individuelle Anträge für Permanenz an die Trustees\II{\trustees} stellen! Er wisse nur einen Fall, wo eine Anstellung nicht verlängert worden sei, das war nur wegen immoralischen Verhaltens. Politische Ansichten kämen nicht in Betracht. Die Trustees\II{\trustees} hätten mal Schwierigkeiten gemacht wegen 2 Professoren hier wegen \neueseite{534571} kommunistischen Ansichten; aber der Präsident\IN{\hutchins} habe sie gegen die Trustees\II{\trustees} geschützt. Auch wenn er und der Präsident jemanden für inkompetent halten würden, würden sie keinen Weg sehen, etwas gegen ihn zu unternehmen. Wenn eine sehr schwere ökonomische Krise einträte, würde man nicht Professoren abbauen, sondern lieber gleichmäßig die Gehälter kürzen. -- Mittags Lunch im Club mit dem Department. Über die Vorlesungen für nächstes Quarter. -- Abends \textonehalf{}\,7\,--\,9 zu \uline{Morris}\IN{\morris}. Auch \uline{Kasperle}\IN{\kasper}. \tbentry{4}{10}{1936}{\kreis} Nachmittags Besuche: (Perrys\IN{\perrycharner}\IN{\perrycharnerfrau} nicht zu Hause); zu \uline{Eckarts}\IN{\eckart}\IN{\eckartfrau}. Über erkenntnistheoretische Fragen der Physik. \tbentry{5}{10}{1936}{} Mittags werden wir neuen Professoren (Jaeger\IN{\jaeger} usw.) fotografiert. Jaeger\IN{\jaeger} fährt für 2 Monate nach Schottland zu Vorlesungen; Frau und Kinder sind hier. -- 6\,--\,9 Faculty \uline{Dinner}; die Neuernannten werden vorgestellt; sehr viele (über 30). (Kasperle\IN{\kasper} bei Ina) \tbentry{6}{10}{1936}{} Vorlesung. Mit Morris\IN{\morris} meinen Plan für weitere Vorlesungen, auch für nächstes Jahr, besprochen. Er sagt, dass ich im allgemeinen nicht 200-Kurse lesen brauche. Zwar ist gewöhnlich Mangel an solchen; aber von mir hatten sie von vorneherein 300 erwartet.\fnE{Bedeutung 200- und 300-Kurse \blockade{}} \tbentry{7}{10}{1936}{} 11\textsuperscript{h} zum Präsident Hutchins\IN{\hutchins}. \gestrunl\ Er ist sehr freundlich; wir berühren die früheren Schwierigkeiten und den 3-Jahres-Vertrag nicht. Zum Schluss fragt er, ob er noch irgend etwas helfen kann; da frage ich ihn wegen Zuschuss zur Übersiedlung der Bibliothek und wegen freier Tuition\fnE{Studiengebührenbefreiung.} für Ina. Ich soll melden, was die Übersiedlung kosten würde. Er will sehen, was er tun kann, obwohl es nicht üblich sei. -- 3\,\textonehalf{} erstes \uline{Seminar. \textit{Aarons}}\IN{\aarons} aus Berkeley ist für kurz hier, berichtet, dass der Einfluss von Schlick\IN{\schlick} noch sehr lebendig ist, und dass meine Veröffentlichungen ausführlich diskutiert werden. Besonders Dennes\IN{\dennes} pflege diese Probleme. \neueseite{534565} \tbentry{8}{10}{1936}{} Korrektur Testability\IC{\lewisaufsatz}. \tbentry{9}{10}{1936}{} Beim Lunch schlage ich dem \uline{Department} vor, das Lunch anderswo zu machen, damit nicht alle, besonders die jüngeren, gezwungen sind, Mitglieder zu sein. Aber außer Osborne\IN{\osborne} wollen alle doch auf jeden Fall Mitglied bleiben. Ich beschließe deshalb, auch einzutreten.\fnE{Wo einzutreten \blockade{} Club, in dem das Department Lunch stattfindet \blockade{}} \tbentry{10}{10}{1936}{} Nachmittags \uline{Trude Morris}\IN{\morrisfrau} hier. Abends mit Ina Kino ,,Mary of Scotland``, packend.\fnE{,,Mary of Scotland`` (1936) von John Ford.} \tbentry{11}{10}{1936}{} Mittags \uline{Kasperle}\IN{\kasper} hier. Sie will wahrscheinlich nach einem Quarter wieder nach Iowa, weil dort der Dr. in Psychologie viel leichter als hier (!). -- Nachmittags Besuch bei \uline{Perry\IN{\perrycharner}, Senior\IN{\senior}, Frau Smith}\IN{\frausmith}. \tbentry{12}{10}{1936}{\kreis} Ina geht vom Department Soc\editor{ial} Sc\editor{iences} zum Social Service über. \tbentry{14}{10}{1936}{} 3\,\textonehalf{} Seminar; 17 Teilnehmer. Nach kurzem Referat sehr lange und teilweise heftige Diskussion (über Geometrie). \tbentry{16}{10}{1936}{} Mittags Department Lunch; Besprechung über die Papers für Vorexamen; Zulassung von Harzel\IN{\harzel} zweifelhaft. \tbentry{17}{10}{1936}{} 11\textsuperscript{h} Sitzung der Humanities \uline{Division}. Morris wird in das Komitee für Policy gewählt. -- Lunch mit Morris\IN{\morris} und \uline{Thurstone}\IN{\thurstone}. Wir berichten ihm von Hempels\IN{\hempel} Buch\IW{\hempeloppenheimaufsatz}.\fnE{Hempel und Oppenheim, \textit{Der Typusbegriff im Lichte der neuen Logik}.} \tbentry{18}{10}{1936}{} Wir fahren zum \textit{Indiana State \uline{Dune Park}}, 1 Stunde, 20\,\textit{min}. Sonnig und schön, aber Wind. Mittags zum \sout{\unl } Picknick-Platz; dabei auch gelegen, aber Mücken. Nachmittags \uline{Hartshornes}\IN{\hartshorne} besucht, in ihrem Cottage; klein und dürftig. Er hat nur 1 Seminar; die College-Vorlesung ist wegen Mangel an Registranten (nur 4 Leute) abgesagt worden. Er beobachtet die Vögel durch sein Fenster. -- Heimfahrt zuletzt im Dunkeln.\fnA{Es folgt ein leerer Eintrag mit \original{\kreis} im Datum.} \neueseite{534583} %\tbentry{19}{10}{1936}{\kreis} \tbentry{21}{10}{1936}{Ina} Nachmittags \uline{Seminar}. Lebhafte Diskussion über Charakter der Sätze der Ethik; über Semantik und Syntax. Mit ziemlich gutem Verständnis. 11 Teilnehmer; ich sage, dass ich über die Anwesenden berichten muss, es jetzt aber noch nicht tue. \tbentry{23}{10}{1936}{} Mittags Department Lunch. Über Harzel\IN{\harzel}; Smith\IN{\smith} und ich dagegen, Morris\IN{\morris} dafür, aber mit Warnung; Hartshorne\IN{\hartshorne} kann es nicht entscheiden. \tbentry{24}{10}{1936}{} \uline{Autofahrt} zur Nordseite von \textit{Chic.}, \textit{NW} University\II{\nwuniversity}, Evanston, Kenilworth; sehr schöne Gegend, viele Gärten, Badestrand. Wie schade, dass unsere Universität nicht dort in der Nähe ist! \tbentry{25}{10}{1936}{} Gearbeitet (Umarbeitung des Abriß der Logistik\IC{\logistik}\IC{\symbolischelogik}, für die englische Ausgabe).\fnE{Beginn der Überarbeitung von Carnap, \textit{Abriß der Logistik}, für die Erstellung einer zweiten Auflage, die aber erst 1954 erschienen ist, als Carnap, \textit{Einführung in die symbolische Logik}. Siehe Buldt, ,,Carnap's Introduction to Symbolic Logic``.} \tbentry{27}{10}{1936}{} \uline{Neurath}\IN{\neurath} kommt an. Wir bekommen Telegramm zu spät, holen ihn spät am Englewood ab; wegen Privatbad will er nicht ins International House; Hotel Mayflower. Er berichtet von großen Erfolgen. Hat gleich in der ersten Zeit in \textit{NY} Aufträge für über 1000~\$ bekommen; ist für 1 Monat, vielleicht auch länger, Berater für die World's Fair 1939;\fnE{Neuraths Tätigkeit für die Weltausstellung 1939 in New York \blockade{}} hat verschiedene \uline{Möglichkeiten, hier im Lande zu bleiben; sagt aber, er möchte das nicht (!!), weil es hier bald schlimm werden würde, weil immer gleich geschossen wird}. Ich sage, dass Prag sicher schlimmer ist; schon jetzt: Studentenunruhen in Kelsens\IN{\kelsen} Vorlesung.\fnE{Olechowski, \textit{Hans Kelsen}, 612--619.} Wir fahren ihn und Morris\IN{\morris} in die Stadt, wo er bei einem Lunch der Social Workers Lichtbilder vorführt. -- Wir inzwischen nach Hause. -- 4\,--\,6 spricht \textit{N}\IN{\neurath} in der Gruppe für Wissenschaftslogik\II{\morrisgruppe} vor etwa 15 Professoren über Kopenhagener Kongress\II{\kongresskopenhagen} und Enzyklopädie.\II{\enzyklopaedie} -- Mit \textit{N}\IN{\neurath} und Morris\IN{\morris} im Club; dann bei Morris\IN{\morris}. \neueseite{534575} \tbentry{28}{10}{1936}{} 11\textsuperscript{h} mit \textit{N}\IN{\neurath} und Morris\IN{\morris} zur \uline{\textit{Univ. Press}\II{\chicagopress}. Wir schlagen vor: Zunächst nur 20 Broschüren in 2 Bänden}, in 2 Jahren; fertig vor dem Kongress 1939 in Harvard\II{\harvard}. Die Press\II{\chicagopress} steht diesem Projekt sehr günstig gegenüber. -- Lunch im Club mit 10 Professoren. -- 3:30-5:30 \textit{N}\IN{\neurath} Vortrag und Diskussion bei Social Scientists; Vorsitz Professor \textit{Wirth}\IN{\wirth}. Dieser sagt zum Schluss, ob ich nicht mit ihnen arbeiten will, um sie in logischer Analyse zu trainieren. -- 6:30 wir mit \textit{N}\IN{\neurath} zum Essen bei Morris\IN{\morris}. Auch Kasperle\IN{\kasper}. Nachher kommen Eckart\IN{\eckart}, Senior\IN{\senior} und die Linguisten Andrade\IN{\andrademanuel} und Bloomfield\IN{\bloomfield}. Wir sprechen über die Enzyklopädie.\II{\enzyklopaedie} Diese wollen umarbeiten. (\textit{N}\IN{\neurath} hat 10\textsuperscript{h} noch Besprechung!). \tbentry{29}{10}{1936}{} (\textit{N}\IN{\neurath} ist in der Stadt bei allerhand Organisationen). \textit{N}\IN{\neurath} kommt 4\textsuperscript{h}. Heftige Diskussion über Tarskis\IN{\tarski} Wahrheitsbegriff, den ich verteidige. \textit{N}\IN{\neurath} liest mir eine Menge Stellen aus Tarskis\IN{\tarski} Buch vor, die höchst bedenklich sein sollen, aber fast alle harmlos sind. Ich gebe aber zu, dass es sein kann, dass dahinter eine nicht ausgesprochene Metaphysik steckt; \textit{N}\IN{\neurath} behauptet, die werde später deutlich herauskommen, wie bei Weyl\IN{\weyl}. Über Anteil der Warschauer und Wiener an der Gedankenentwicklung. \textit{N}\IN{\neurath} liest mir aus einem \textit{MS} von Arne Næss\IN{\naess} vor, gegen Physikalismus.\IW{\naessverallgemeinerung}\fnE{Vermutl. MS zu Næss: ,,Über die Funktion der Verallgemeinerung``.} Die Einwände sind richtig, aber nur gegen die alten Formulierungen. Abends kommt Ina aus der Vorlesung. Ich gebe \textit{N}\IN{\neurath} \$\,10 für Hotel und sonstiges. Wir besuchen um 10\textsuperscript{h} noch Morris\IN{\morris} für \textonehalf{} Stunde. Dann bringen wir \uline{\textit{N}\IN{\neurath} zur Bahn} (Woodlawn, 63\textsuperscript{rd} Street). \tbentry{30}{10}{1936}{} Mittags Department Lunch. -- Nachmittags Seminar (anstatt \textit{Mi}, wegen Neurath\IN{\neurath}). \tbentry{1}{11}{1936}{\kreis} Vormittags fahren wir zum \textit{South Shore Drive} und sehen Häuser dort und beim Country Club an; es ist aber ziemlich weit, und wir finden nichts besonders Verlockendes. \tbentry{2}{11}{1936}{} Entwurf für Neurath\IN{\neurath}: ,,Vorschlag einer normierten logistischen Symbolik``.\fnE{Vgl. TS ,,Vereinheitlichung der logischen Symbolik`` (\href{https://doi.org/10.48666/1254263}{ON 212}) sowie Carnap an Neurath, 12.\,XI.\,1936 (\href{https://doi.org/10.48666/846383}{ON/RC~102-52-06}).} \neueseite{534577} \tbentry{3}{11}{1936}{} Mit Laing\IN{\laing} (University Press\II{\chicagopress}) über Übersetzung des Abriß\IC{\logistik}\IC{\symbolischelogik}, er will das \textit{MS} von Rosinger\IN{\rosinger} kommen lassen.\fnE{Die später nicht verwendete Übersetzung Rosingers von Carnap, \textit{Abriß der Logistik}. Siehe Buldt, ,,Carnap's Introduction to Symbolic Logic``, Abschnitt 4.} -- Abends 7:30 -- nach 10: \uline{Morris}\IN{\morris} im \uline{Thurstone}\IN{\thurstone} Seminar, in dessen Wohnung, über logische Analyse, und Hempels\IN{\hempel} Buch.\IW{\hempeloppenheimaufsatz} Mit Diskussion. \tbentry{4}{11}{1936}{} Gestrige Wahl: Roosevelt\IN{\roosevelt} mit überwältigender Mehrheit gewählt.\fnE{Bei den US-Präsidentenwahlen am 3.\,XI.\,1936 erreichte Roosevelt 60.8\,\% der Stimmen.} \tbentry{5}{11}{1936}{} 11 in \uline{Eckarts}\IN{\eckart} Office mit ihm über sein \textit{MS}: Messung der Quantenmechanik, ohne logistische Symbolik.\fnE{Eckarts MS \blockade{}} \tbentry{6}{11}{1936}{} (\uline{Auto} zur Winter-Umstellung.) \tbentry{8}{11}{1936}{\kreis} Mittags \uline{Morrisens}\IN{\morris}\IN{\morrisfrau} hier zum Lunch. Über Bruner\IN{\brunerfrank}. -- Nachmittags \uline{Eckarts}\IN{\eckart}\IN{\eckartfrau} hier. \tbentry{9}{11}{1936}{} Nachmittags große \uline{Lebensversicherung} abgeschlossen (\$\,12000). \tbentry{10}{11}{1936}{} Arzt kommt hierher, für Versicherung. -- 4\textsuperscript{h} unsere Professorengruppe. \uline{Bliss}\IN{\bliss} über reine und angewandte Mathematik. Wenn auch Verschiedenes nicht ganz klar, so werden wir doch in den Hauptpunkten einig. Er betont: Theorie exakt, Anwendung unexakt und auf Endliches beschränkt. \tbentry{12}{11}{1936}{} Briefe (endlich mal) an Eli\IN{\elisabeth} und Neurath\IN{\neurath}.\fnE{Carnap an Neurath, 12.\,XI.\,1936 (\href{https://doi.org/10.48666/846383}{ON/RC~102-52-06}), Rudolf an Elisabeth Carnap, 12.\,XI.\,1936 (\href{https://doi.org/10.48666/937504}{RC~025-69-19}).} \tbentry{14}{11}{1936}{} Nachmittags mit Ina ins Federal Theatre: \textit{Lewis,\IN{\lewissinclair} It can't happen here}.\IW{\lewisitcanthappen}\fnE{Bühnenfassung von Lewis, \textit{It Can't Happen Here}, die am 27.X.1936 gleichzeitig auf 21 US-Bühnen uraufgeführt worden war.} Sehr packend; für uns mehr als für die Amerikaner, denen es wahrscheinlich zu seltsam und unglaubwürdig erscheint. Es fehlt in dem Stück: 1) die große Wirkung der Vogelscheuche Kommunismus, wodurch viele gewonnen werden; 2) die positive Wirkung auf die Gebildeten (es werden nämlich nur die Gewalttaten betont); 3) die Rolle des Proletariats als Hauptgegner (hier hat ein liberaler bürgerlicher Herausgeber eine geheime Druckerei in seinem Keller). -- \neueseite{534579} \tbentry{15}{11}{1936}{\kreis} Mittags Kasperle\IN{\kasper} hier; macht Intelligenztests mit Ina. -- Abriß\IC{\logistik}\IC{\symbolischelogik} gearbeitet. -- Briefe. \tbentry{16}{11}{1936}{Ina} Abriß\IC{\logistik}\IC{\symbolischelogik}. Briefe. \tbentry{17}{11}{1936}{} Abends Ernas\IN{\loewenbergerna} Vetter \uline{Löwenberg}\IN{\loewenberg} aus Memphis (Tenn.) hier, es scheint, dass sie Ernas\IN{\loewenbergerna} Kommen sehr wohlwollend unterstützen wollen. Wir betonen aber, dass sie kein Geld braucht, sondern eine Stelle. \tbentry{18}{11}{1936}{} Im \uline{Seminar} ist Parschell\IN{\parschell} böse über \gestrunl\ Apostles\IN{\apostle} vorlautes Wesen. Er und andere beklagen sich bei Morris\IN{\morris}. \tbentry{19}{11}{1936}{} University Press\II{\chicagopress}: Besprechung wegen Abriß der Logistik\IC{\logistik}\IC{\symbolischelogik}. Ich sage, dass Rosingers\IN{\rosinger} Übersetzung gut ist. Noch keine Entscheidung. \tbentry{21}{11}{1936}{} 11 Senatssitzung, nur 10 Minuten. -- Mit \uline{Hartshorne}\IN{\hartshorne} über sein \textit{MS},\fnE{Hartshornes MS \blockade{}} das Kapitel über Positivismus. Er ist sehr unklar. -- Lunch mit \uline{Morris}\IN{\morris}. Er erzählt über die Klage der Studenten gegen die Adler\IN{\adlermortimer}-Leute\fnE{Anhänger von Mortimer Adler.} (Aristoteles\IN{\aristoteles}- und Thomas\IN{\aquin}-Anhänger), die ,,Juden``; die Studenten scheinen sehr übertrieben zu haben. \tbentry{22}{11}{1936}{} \uline{Feigl}\IN{\feigl} ist fürs Weekend hier, mit Lewin\IN{\rjlewin} gekommen. Gestern hatten sie Diskussion mit den Psychoanalytikern. Ich hole ihn um 10 am Hotel ab, zuerst zu \uline{Morris}\IN{\morris}. Über Enzyklopädie.\II{\enzyklopaedie} Über Tarskis\IN{\tarski} Semantik. Morris\IN{\morris} scheint von Neuraths\IN{\neurath} Bedenken angesteckt, hält die Begriffe, auch meine Erklärung, für metaphysisch, er möchte andere ,,Semantik`` (?). Mittags beide Feigls\IN{\feigl}\IN{\kasper} bei uns. Nachmittags mit Feigl\IN{\feigl} etwas diskutiert über Physikalismus und anderes. Um 6 bringen Ina und ich ihn in die Stadt; dort noch 1 Stunde zusammen; dann fährt er mit anderen im Auto ab. \neueseite{534579} \tbentry{23}{11}{1936}{\kreis} Neuen Abriß\IC{\logistik}\IC{\symbolischelogik}. \tbentry{24}{11}{1936}{} 11 Senior\IN{\senior}, über Schema in Enzyklopädie.\II{\enzyklopaedie} Er macht Vorschläge für methodologische Fragen; vielleicht will er doch selbst schreiben. Oder vorher Lewis\IN{\lewis} fragen, sobald wir weiteres Programm für die ersten 2 Bände haben. \tbentry{25}{11}{1936}{} Nachmittags Seminar. Parschell\IN{\parschell} berichtet weiter; die anderen sind diesmal zurückhaltender. \tbentry{26}{11}{1936}{\uline{Feiertag}: Thanksgiving} Abriß\IC{\logistik}\IC{\symbolischelogik}: \textit{MS}. \tbentry{27}{11}{1936}{} Beim Department-Lunch: Vorlesungsplan für nächstes akademisches Jahr. \tbentry{28}{11}{1936}{} Abriß-\textit{MS}\IC{\logistik}\IC{\symbolischelogik}. \tbentry{29}{11}{1936}{} Nachmittags wir im Auto zum \uline{Palos Park}, \textit{SW} von Chicago, an 7. Skisprunghügel. Bei gutem Schnee kann man vielleicht etwas auf dem dortigen Hügeln laufen. \tbentry{30}{11}{1936}{} Vorlesung vorbereitet. \sout{Abriß\IC{\logistik}\IC{\symbolischelogik}} \tbentry{1}{12}{1936}{\kreis} Abriß\IC{\logistik}\IC{\symbolischelogik}. \tbentry{3}{12}{1936}{} 5 Schilpp\IN{\schilpp} holt mich ab zur \uline{\textit{Northwestern}}\fnA{Original \original{\textit{North-Western}}.}\uline{\textit{ University}},\II{\nwuniversity} dort Dinner mit dem Department: Morris\IN{\morris}, Schilpp\IN{\schilpp}, Howard\IN{\howard} (Head of Department). Dann \uline{mein Vortrag} ,,Verification and the Unity of Science``.\fnE{Wie TB~11.\,II.\,1936\diaryref{TB-11-II-1936}.} Nachher Diskussion in Howards\IN{\howard} Zimmer. Alle sind sehr interessiert. Schilpp\IN{\schilpp} bringt mich wieder zurück; mit seiner Frau. \tbentry{5}{12}{1936}{} Abriß\IC{\logistik}\IC{\symbolischelogik}. \tbentry{6}{12}{1936}{} Mittags Kasperle\IN{\kasper} hier. -- Autotürschloss eingefroren! Wir stehen bei arger Kälte lange auf der Straße, bis ein Mann kommt. Er kann es nicht öffnen. Weiter vergeblich auf anderen gewartet. Dann zu Fuss zu \uline{Benjamins}\IN{\benjamin}, Supper. Dort auch Osborne\IN{\osborne}. \neueseite{534585} \tbentry{7}{12}{1936}{} Auto wird geöffnet. In Garage neues Schloss eingesetzt. \tbentry{8}{12}{1936}{\kreis} 4\,--\,6 unsere \uline{Gruppe}\II{\morrisgruppe}, Vortrag \uline{Rashevsky}\IN{\rashevsky}\fnA{Original \original{Raschefsky}.} ,,Biologie und Physik``. Sehr interessante mathematische Analyse. Vortrag zu lang und zu technisch. \tbentry{11}{12}{1936}{Ina} Beim Lunch Department gefragt wegen früherem Schluss im Juni, um Dampfer ,,Bremen`` zu kriegen. Smith\IN{\smith} sagt ,,wir sind doch freie Leute, machen es nach unserem Gewissen``. Perry\IN{\perrycharner} sagt, dass das jeder selbst entscheiden muss; alle sagen, wegen solchen Fragen geht man nicht zum \textit{Dean}. Da Perry\IN{\perrycharner} Sekretär sein wird, ist damit die Frage gelöst. -- Ich erzähle aus Franks\IN{\frankphilipp} Brief:\fnE{Nicht überliefert.} Dubislav\IN{\dubislav} als Vertreter abgelehnt, wachsende Gleichschaltung. \gestrunl\ Über faschistische Gefahr in Amerika; ich sage, dass sie größer ist, als die meisten hier glauben. \tbentry{12}{12}{1936}{} Abriß\IC{\logistik}\IC{\symbolischelogik}. \tbentry{13}{12}{1936}{} Nachmittags: Ina bleibt zu Hause, ich 3\,\textonehalf{} zu Morris\IN{\morris}. 5 mit Morrisens\IN{\morris}\IN{\morrisfrau} \uline{zu Benjamins}\IN{\benjamin}\IN{\benjaminfrau}, Abschiedstee für Hartshornes\IN{\hartshorne}\IN{\hartshornefrau}; er geht für 2 Quarter an die Stanford University\II{\stanford}. Frau Hartshornes\IN{\hartshornefrau} Vater, ihr ähnlich, mit weißen Haaren, lustiger Mann, früherer Englisch-Professor, sagt, ich soll Ogdens\IN{\ogden} Meaning-Frage in Ordnung bringen und Analyse der Sprache. Er schätzt Richards\IN{\richards} sehr. -- Mit Hartshorne\IN{\hartshorne} etwas philosophiert. \tbentry{14}{12}{1936}{} Abriß\IC{\logistik}\IC{\symbolischelogik}. -- Nachmittags wir mit Morrisens\IN{\morris}\IN{\morrisfrau} ins Kino International House: \uline{Skifilm} ,,Der weiße Rausch``,\fnE{,,Der weiße Rausch`` (1931) von Arnold Fanck.} verlockend und lustig. Ich kannte ihn schon. \tbentry{15}{12}{1936}{} (\sout{Keine} Vorlesung lasse ich ausfallen). Abriß\IC{\logistik}\IC{\symbolischelogik}. Inas Geburtstag. \tbentry{16}{12}{1936}{} (Nachmittags zum Seminar kommt nur Schmaude\IN{\schmaude}; fällt daher aus.)