\tbtwoA{607} \diary{37}{9.\,I.\,1934\,--\,8.\,I.\,1935} \ersteseite{538847} \tbentryllong{9}{1}{1934}{}\ort{Prag [\hbox{Praha}]} Kürzung am \textit{MS} Syntax\IC{\logischesyntax}; einige Abschnitte werden herausgenommen. \tbentry{10}{1}{1934}{} \uline{Rockefeller}\II{\rockefellerstiftung}: Stipendium sehr unwahrscheinlich!\fnE{Vgl. dazu Carnap an Kaufmann, 13.\,I.\,1934 (\href{http://doi.org/10.48666/808394}{RC~028"~21"~24}).\baustellex{BIO}} Wir müssen uns also nach anderen Möglichkeiten für Amerika\IO{Amerika} umsehen. Ich schreibe deswegen an von Neumann\IN{\neumannvon}. \tbentry{11}{1}{1934}{} Nach den Ferien \uline{erste Vorlesung}. Seminar. \tbentry{12}{1}{1934}{} Briefe. \tbentry{13}{1}{1934}{} 11\,\hbox{--}\,1~Vorlesung. Nachmittags Kino\IO{Prag!Kino} ,,Liebelei`` (nach Schnitzler\IN{\schnitzler}). \tbentry{14}{1}{1934}{} Nachmittags \uline{bei Franks}\IN{\frankphilipp}\IN{\frankphilippfrau}. Sie haben Linguafon-Englisch.\fnE{Sprachlernunterlagen der Firma Linguaphone.} Wir wollen künftig mit ihnen damit üben; sie lernen auch eifrig Englisch, wollen vielleicht Ostern nach England\IO{England}. Neues Grammophon mit Tanzplatten. Ich muß mit Hania\IN{\frankphilippfrau} tanzen, und sie ist sehr beglückt, dass es so gut gehe. \tbentry{15}{1}{1934}{} 5\,\hbox{--}\,7~Vorlesung (Arithmetik). Nur 3~Hörer: Ina\IN{\ina}, {\lspitz}Valoušek{\rspitz}\IN{\valoschek}, Frau Schneider\IN{\schneiderfrau}. 7\,\hbox{--}\,8 im Hotel Esplanade\IO{Prag!Hotel Esplanade} mit Doktor \uline{Miller\IN{\millerdr} von Rockefeller Foun\-da\-tion}\II{\rockefellerstiftung}. Ihre Mittel sind eingeschränkt; sehr wenige spec. Fälle. (Er wusste nicht mehr, dass ich ein solches will!); jetzt hauptsächlich konzentriert auf Physik und Biologie. Ich sage, dass ich nicht Philosoph im alten Sinne; naturwissenschaftliche Fakultät; hauptsächlich Hörer der Mathematik und Physik; vor dem Krieg 2~Jahre bei Baedeker\IN{\baedeker} experimentell gearbeitet. Er verspricht, Tisdale\IN{\tisdale}, der bald aus Amerika\IO{Amerika} zurückkommen wird, zu berichten; dieser wird mir bis~1.~Febr. die Entscheidung schreiben. \tbentry{16}{1}{1934}{} Briefe. Basic. \tbentry{17}{1}{1934}{\kreis} \textwh{Basic.} \tbentry{18}{1}{1934}{} 5~Vorl., 6~Seminar. \tbentry{19}{1}{1934}{} \textonehalf{}\,7 im \uline{Mathematischen Kränzchen}\II{\mathematischeskraenzchen} \uline{mein Vortrag} ,,Über allgemeine Fragen der Axiomatik``;\fnE{Siehe die kurzschriftliche Vortragsskizze (\href{http://doi.org/10.48666/808396}{RC~110"~07"~10}). Vgl. Bečvářová, ,,Mathematisches Kränzchen in Prag. A Forgotten German Mathematical Society``, 67.} einige Begriffe der allgemeinen Syntax. Lebhaftes Interesse, aber wenig Diskussion. \tbtwoA{608} \tbentry{20}{1}{1934}{} 11\,\hbox{--}\,1~Vorlesung. 3 Kino: ,,Die \editor{schönen} Tage von Aranjuez\IO{Aranjuez}``; Abenteuerfilm. 6 zu \uline{Franks}\IN{\frankphilipp}\IN{\frankphilippfrau}. Linguafon Englisch. Mit Hania\IN{\frankphilippfrau} getanzt.~\neueseite{538869} \tbentry{21}{1}{1934}{} Gr. Sp. \tbentry{22}{1}{1934}{} 5\,\hbox{--}\,7~Vorlesung (4~Hörer). %\tbentry{23}{1}{1934}{} \tbentry{24}{1}{1934}{} 3\,\hbox{--}\,7 \uline{Zetkin\IN{\zetkin} und Bardenhewer}\IN{\bardenhewer} hier. Er noch krank an Magengeschwür. Sie sucht Material für eine Arbeit über Sterilisationsgesetze.\fnE{Vgl. Benz et~al., \emph{Enzyklopädie des Nationalsozialismus}, 265\hbox{--}268.} \tbentry{25}{1}{1934}{} Nachmittags im Institut \uline{Doktor Hermann}\IN{\hermanndr}, Romanist, mit Empfehlung von Dubislav\IN{\dubislav}, Berliner, etwas zu gescheit; gibt Sprachstunden, will an Zeitungen arbeiten. Ich will ihm Empfehlung an Weltsch\IN{\weltsch} geben, Frank\IN{\frankphilipp} an R\'{a}dl\IN{\radl}. 5 Fakultätssitzung\II{\fakultaetssitzungprag}. %\tbentry{26}{1}{1934}{} \tbentry{27}{1}{1934}{} 11\,\hbox{--}\,1~Vorlesung. \textonehalf{}\,4 Kino ,,Der Page vom Hotel Dalmasse``.\fnE{Der genaue Filmtitel ist ,,Der Page vom Dalmasse-Hotel``.} 6\,\hbox{--}\,10 bei \uline{Franks}\IN{\frankphilipp}\IN{\frankphilippfrau}. Englisch. \tbentry{28}{1}{1934}{\kreis} \uline{Dr.~Barton}\IN{\barton} hier, mit Grüßen von Frau Doktor Feix\IN{\feix}. Über Politik. Ich sage, dass ich für seine Gruppe\II{\bartongruppe} ,,skeptische Sympathie`` habe; Bedenken, weil Splittergruppe.\fnE{Vgl. TB~16.\,VII.\,1933\diaryref{TB-16-VII-1933}.} Er meint, Lenin\IN{\lenin} sei auch Splittergruppe gewesen. Er meint, dass sie alleine den richtigen, reinen Marxismus vertreten und richtige Voraussagen machen. Wenn ich weitere Literatur will, soll ich an Feix\IN{\feix} schreiben. Ina\IN{\ina} läuft Ski, aber sehr wenig Schnee. \tbentry{29}{1}{1934}{} 5\,\hbox{--}\,7 letzte Vorlesung Arithmetik. \tbentry{30}{1}{1934}{} Ein Ingenieur vom Elektrizitätswerk\IO{Prag!Elektrizitätswerk} kommt; Besprechung wegen Hauswasserspeicher-Miete. \tbentry{31}{1}{1934}{} \textit{MS} Broschüre\IC{\aufgabederlogik} für Neurath\IN{\neurath}-Sammlung\II{\einheitswissenschaftschriftenreihe} angefangen.\fnE{Carnap, ,,Die Aufgabe der Wissenschaftslogik``.} \tbentry{1}{2}{1934}{} \textonehalf{}\,4\,\hbox{--}\,5 viele Kolloquien. 5~Vorlesung, 6~Seminar. Lebhafte Diskussion mit Dr.~\uline{Deri}\IN{\deri}, der die Frage nach dem ,,Woher`` oder ,,Wieso`` der Welt stellen, aber als prinzipiell unbeantwortbar~\neueseite{538887} bezeichnen möchte. Er beklagt sich, dass man ihm in der Berliner\IO{Berlin} Gesellschaft für wissenschaft\-\tbtwoA{609}liche Philosophie\II{\gesellschaft} diese Fragen verboten habe.~-- Ina\IN{\ina} macht jetzt die Wohnung allein, und ist sehr froh darüber.\fnA{Es folgt ein leerer Eintrag, mit der Bemerkung \original{Ina}\IN{\ina}.} %\tbentry{2}{2}{1934}{Ina}\IN{\ina} \tbentry{3}{2}{1934}{} 11\,\hbox{--}\,1 \uline{letzte Vorlesung}, Naturphilosophie.~-- \textonehalf{}\,3~12\hbox{--}15 Kolloquien ({\lspitz}am{\rspitz} \textit{Do} ebenso viele). Besorgungen. \tbmanyentries{\tbentry{4}{2}{1934}{}\,\hbox{--}\,\tbentry{9}{2}{1934}{\kreis}} Ferien. \uline{Basic} studiert. Reisepläne. \tbentry{10}{2}{1934}{} Ina\IN{\ina} auf die deutsche Gesandtschaft (,,Heil Hitler!\IN{\hitler}``) wegen Bescheinigung für Devisenamt München\IO{München!Devisenamt}. Geschrieben und gepackt. \tbentry{11}{2}{1934}{} 10,45 ab; Zetkins\IN{\zetkin}\IN{\bardenhewer} kamen zum Bahnhof\IO{Prag!Bahnhof}. In Trautenau\IO{Trautenau} versäume ich den Zug, weil ich auf Inas\IN{\ina} Befehl noch Milch trinken muss; sie mit allem Gepäck fährt ab. Ich 1\,\textonehalf{} Stunden später. Nach Freiheit-Johannisbad\IO{Freiheit-Johannisbad}. Autobus nach \uline{Petzer}\IO{Petzer} im Riesengebirge\IO{Riesengebirge}.\ort{Petzer [Pec~pod~Sněžkou]} Übernachtet im alten Kretscham\IO{Kretscham}; Zentralheizung, 2~Zimmer, aber sehr gefroren. \tbentry{12}{2}{1934}{} Wir lassen Gepäck unten und suchen eine Baude. Wir besichtigen: Braunbergbaude\IO{Braunbergbaude}, Lenzerbergbaude\IO{Lenzerbergbaude} (leider alles besetzt), neue Adolfbaude\IO{Adolfbaude}, Meergans\IO{Meergans}, Scharfbaude\IO{Scharfbaude}, Budenwiesbaude\IO{Budenwiesbaude}, Buchenbergbaude\IO{Buchenbergbaude} (nettes kleines Haus bei Töpferbaude\IO{Töpferbaude}), Töpferbaude\IO{Töpferbaude}, Skimeisterbaude\IO{Skimeisterbaude}, \uline{Fuchs\-berg\-baude}\IO{Fuchsbergbaude}. Endlich hier gemütliche Zimmer, leider ziemlich teuer, gute~\neueseite{538905} Zentralheizung, aber der Wind dringt durch die Fenster. Abends noch ein wenig mit Ski hinauf. Heute viel geleistet; nicht sehr müde. \tbentry{13}{2}{1934}{} Über Budenwiesbaude\IO{Budenwiesbaude}, Kolinbaude\IO{Kolinbaude} zum \uline{Schwarzenberg}\IO{Schwarzenberg}. Seilbahnstation. Sokolbaude\IO{Sokolbaude}. Mittags in Schwarzschlagbaude\IO{Schwarzschlagbaude}. Dann schön in Liegestühlen in der Sonne. Zurück nicht normalen Weg, sondern links durch Wald. Bei Töpferbaude\IO{Töpferbaude} verliere ich Bümlein\IN{\ina}, bin froh, ihn zu Hause zu finden.~-- Fräulein Lederer\IN{\lederer} taucht auf. \tbentry{14}{2}{1934}{} Vormittags bei argem Sturm und Harsch über den Fuchsberg\IO{Fuchsberg}. Ina\IN{\ina} verliert mich und macht Tränlein. Schönen Vorreiterweg\IO{Vorreiterweg} zurück, am Berghang entlang. Nachmittags zur Auerwiesbaude\IO{Auerwiesbaude}.~-- Rockefeller\II{\rockefellerstiftung} sagt ab. Das war vorauszusehen. Hätten Sie nur ein Jahr früher geschrieben!~-- Die Zeitungen berichten von schrecklichen Kämpfen in Wien\IO{Wien}. Das Ende der öster\-reich\-ischen Sozialdemokratie\II{\sozialdemokratischepartei}!\fnE{Von 12. bis~16.\,II.\,1934 herrschte in Österreich Bürgerkrieg. Das austrofaschistische Regime verbot zu dieser Zeit die sozialdemokratische Partei, die freien Gewerkschaften und alle anderen sozialdemokratischen Organisationen. Vgl. Tálos und Neugebauer, \emph{Austrofaschismus},~423.}\shortenpage \tbtwoA{610} \tbentry{15}{2}{1934}{} Ina\IN{\ina} bleibt heute zu Hause. Ich vormittags Kranzbaude\IO{Kranzbaude}, Töpfer\-baude\IO{Töpferbaude}, in den Wald hinunter; Auerwiesbaude\IO{Auerwiesbaude}. Mittags essen wir zur Ersparung in der Skimeisterbaude\IO{Skimeisterbaude}. Ich nachmittags Lenzerbergwiese\IO{Lenzerbergwiese}, sie ist ganz verharscht; Töpferbaude\IO{Töpferbaude}. \tbentry{16}{2}{1934}{} Ina\IN{\ina} zum ersten Mal \uline{Skikurs}. Dabei auch Fräulein Löwner\IN{\loewnerfraeulein}. Mittags zusammen zur Töpferbaude\IO{Töpferbaude}. Dort Fräulein Schneider\IN{\schneiderfraeulein}. Inas\IN{\ina} Ski bricht an der geleimten Stelle. Über Auerwiese\IO{Auerwiese} zur Waldbaude\IO{Waldbaude}. Dort kaufen wir neuen Ski (einen einzelnen alten) für 20\,\textit{K}. \tbentry{17}{2}{1934}{} Ina\IN{\ina} im Kurs. Ich Lenzerbergwiese\IO{Lenzerbergwiese} hinunter. Mittags in der Waldbaude\IO{Waldbaude}, Inas\IN{\ina} Stiefel wird repariert. Auf den Berg hinter Bohnenwies\IO{Bodenwies}, dann Weg zum Riesengrund\IO{Riesengrund} ein Stück; zurück, langen Weg tief hinab (unterhalb Buchenbergbaude\IO{Buchenbergbaude}) und mühsam hinauf; schon im Dunkeln. 6\,\textonequarter{} erst zurück.~\neueseite{538923} \tbentry{18}{2}{1934}{} Ina\IN{\ina} im Kurs. Ich nur wenig; noch müde von gestern; zur Bohnenwiesbaude\IO{Bodenwiesbaude}. Nachmittags etwas mit Ina\IN{\ina} geübt; ein kleines Stück den horizontalen Weg. \tbentry{19}{2}{1934}{} Ina\IN{\ina} im Kurs. Ich im Wald geübt. Nachmittags zusammen Kranzbaude\IO{Kranzbaude}, weiter horizontal; zurück, im Wald herumgefahren. Ina\IN{\ina} kann alle Bögen richtig mitmachen. Schneesturm. \tbentry{20}{2}{1934}{} Weil der Schneesturm, reisen wir ab. \uline{9\,\textonehalf{} Abfahrt} auf Ski: Fuchsbergwiese\IO{Fuchsbergwiese}, durch den Wald, Lenzenberg\IO{Lenzenberg}, Skibahn, Petzer\IO{Petzer}. Viel Neuschnee, Lenzenberg\IO{Lenzenberg} muss Bahn senkrecht herunter fahren, Ina\IN{\ina} ohne Fallen. So kriegen wir schon früheren Autobus als beabsichtigt. Auto 10,50\,\hbox{--}\,11,15 von Petzer\IO{Petzer} nach Freiheit\IO{Freiheit}. 12,10 über Königgrätz\IO{Königgrätz} nach \uline{Prag}\IO{Prag},\ort{Prag [\hbox{Praha}]} Denis Bahnhof\IO{Prag!Denis Bahnhof} 18,50.~-- Brief von Neumann\IN{\neumannvon}, Enttäuschung: Er schreibt freundlich, aber kein Wort über Princeton\IO{Princeton}\II{\flexnerinstitut}. \tbentry{21}{2}{1934}{} Gekramt, Geschrieben. Korrekturen Syntax\IC{\logischesyntax} gelesen. \tbentry{22}{2}{1934}{} \textwh{Gekramt, Geschrieben. Korrekturen Syntax\IC{\logischesyntax} gelesen.} Abends zu Franks\IN{\frankphilipp}\IN{\frankphilippfrau} (er ist aber in Brünn\IO{Brünn} zum Vortrag). Dort \uline{Neurath}\IN{\neurath} und die Holländerin Fräulein Fleddérus\IN{\froede}~\ldots{} Sie ist auf seinen Wunsch schleunigst hergekommen, um zu helfen, das Wiener Material zu retten. Er ist aus Moskau\IO{Moskau} gekommen, wartet Miezes\IN{\reidemeistermarie} Telegramm ab, ob er nach Wien\IO{Wien} kommen kann. Er will wahrscheinlich nach Holland\IO{Holland}. Er ist verhältnismäßig wenig deprimiert; sagt, Arbeit von 10~Jahren ist hin; aber in 1\hbox{--}2~Jahren werde er wieder obenauf sein. Er erinnert an den Münchner\IO{München} Zusammen\-\tbtwoA{611}bruch.\fnE{Anspielung auf die Münchner Räterepublik, in die Otto Neurath involviert war. Vgl. Sandner, \emph{Otto Neurath}, 122\hbox{--}143.} Er sagt, dass jetzt in Europa\IO{Europa} schreckliche Zeiten kommen, Kriege,\linebreak Bürgerkriege. Olga\IN{\neuratholga} ist immer ruhig geblieben, hat polizeiliche Haus\-suchung gehabt, wollte auf keinen Fall die Wohnung verlassen. Er sagt, dass in der Nacht, bevor es in Wien\IO{Wien} losging, alle Führer des Schutzbundes\II{\schutzbund} verhaftet wurden, bis zu den Regiments- und Bataillonsführern herab.\fnE{Vgl. Tálos und Neugebauer, \emph{Austrofaschismus}, 302\hbox{--}304.} Daher keine einheitliche Leitung möglich. Fehler war, sich in Festungen zu verstecken, die dann zerschossen wurden, anstatt Generalstrei\textsp{k}, ver\-dunkelte Stadt, Kleinkrieg in allen Straßen. Über die beiden Parteien\II{\christlichsozialepartei}: beide haben ihre Fehler; das große Verdienst der Sozialdemokratischen Partei\II{\sozialdemokratischepartei} ist jedenfalls, dass sie das Proletariat~\neueseite{538955} bewaffnet hatte, und zwar in der letzten Zeit sehr gründlich mit modernen Waffen; das hat nirgends eine andere Partei getan. Leider kein Generalstreik, weil keine einheitliche \mbox{Parole}.{\tolerance1000\par} \tbentry{23}{2}{1934}{\kreis} Briefe. \tbmanyentries{\tbentry{24}{2}{1934}{}\,\hbox{--}\,\tbentry{26}{2}{1934}{}} Korrekturen ,,Syntax``\IC{\logischesyntax} gelesen. %\tbentry{25}{2}{1934}{} %\textwh{Korrekturen ,,Syntax``\IC{\logischesyntax} gelesen.} %\tbentry{26}{2}{1934}{} %\textwh{Korrekturen ,,Syntax``\IC{\logischesyntax} gelesen.} \tbentry{27}{2}{1934}{} \textwh{Korrekturen ,,Syntax``\IC{\logischesyntax} gelesen.} Gr. Sp. %\tbentry{28}{2}{1934}{} \tbentry{1}{3}{1934}{Ina}\IN{\ina} 5 erste \uline{Vorlesung} (Einführung in die wissenschaftliche Philosophie). 8\textsuperscript{h} \uline{Vortrag Frank}\IN{\frankphilipp}, in der Mafa\II{\mafa}: ,,Mathematik und Physik als Faktoren der allgemeinen Bildung``. %\tbentry{2}{3}{1934}{} \tbentry{3}{3}{1934}{} 11\,\hbox{--}\,1~Vorlesung. Mit Frank\IN{\frankphilipp}, Neurath\IN{\neurath} und Rougier\IN{\rougier} gehen wir ins Fenix\IO{Prag!Fenix} zum Essen. \uline{Neurath}\IN{\neurath} ist aus Brünn\IO{Brünn} wieder da, konnte nicht nach Wien\IO{Wien}; will 1~Monat hier bleiben (im Carleton\IO{Prag!Carleton}). Über \uline{Basic}. Er schreibt ein Büchlein über Bildunterricht\IW{\neurathbildunterricht}\IW{\neurathbasicisotype} selbst in Basic, Ogden\IN{\ogden} wird es dann polieren.\fnE{Aus der Zusammenarbeit mit Ogden sind am Ende zwei Bücher hervorgegangen, nämlich Neurath, \emph{International Picture Language} und Neurath, \emph{Basic by Isotype}. Vgl. McElvenny, \emph{Language and Meaning in the Age of Modernism}, 129\hbox{--}134.} Er schreibt, ohne viel zu korrigieren; hat die Wortliste nicht gelernt, hat im Gefühl, welche Wörter dazugehören. Er sagt auch jetzt wieder: Esperanto wird sich nicht durchsetzen, weil für die Menschen nicht genügend Nutzen und damit Anreiz. Auch offizielle Einführung durch Staaten wird nicht kommen. Basic wird sich inoffiziell durchsetzen. Es wird \sout{also} hauptsächlich nicht für mündlichen Verkehr, sondern für Korrespondenz und Zeitschriften benutzt werden. \pagebreak Und auf Kongressen, aber nicht für die Vor\-\tbtwoA{612}träge selbst, sondern als einzige Übersetzungssprache. Ich sage ihm, dass ich sehr bedauere, das einfachere Esperanto verlassen zu müssen. Er gibt zu, dass Ogden\IN{\ogden} die Lernzeit für Basic gewaltig unterschätzt. Neurath\IN{\neurath} ist durch Frau Litvinow\IN{\litvinow} (eine Engländerin) zu Basic gekommen. Sie unterrichtet in Moskau\IO{Moskau} russische Offiziere in dieser Sprache. \uline{Rougier}\IN{\rougier} ist für einige Tage hier; er fragt nach meinen Büchern, nach Wittgenstein\IN{\wittgenstein} usw.~\neueseite{538979} Er~meint, Syntax\IC{\logischesyntax} solle ins Französische übersetzt werden;\fnE{Tatsächlich existiert bis heute keine französische Ausgabe der \textit{Logischen Syntax}.} Frank\IN{\frankphilipp} könne an Gauthier\II{\gauthier} schreiben. Er sagt jetzt, dass er an Bolls\IN{\boll} ,,Aktualität``\II{\aktualitaet}\fnE{Die von Marcel Boll herausgegebene Buchreihe \emph{Actualités scientifiques et industrielles}, in der die \emph{Actes du Congrés international de Philosophie scientifique, Sorbonne, Paris, 1935} erschienen sind.} nicht mitarbeitet. Mit Ina\IN{\ina} und Neurath\IN{\neurath} ins Kino\IO{Prag!Kino} ,,Katharina die Große`` mit Bergner\IN{\bergnerelisabeth}, englischer Tonfilm. Wir verstehen ein wenig, Ina\IN{\ina} ganz gut. %\tbentry{4}{3}{1934}{} \tbentry{5}{3}{1934}{} 5\,\hbox{--}\,7 erste Vorlesung Geometrie (nur 6~Hörer). 8 Urania\IO{Prag!Urania}\II{\uraniaprag}, Vortrag \uline{Aster}\IN{\aster} ,,Die gegenwärtige Lage der Philosophie``.\fnE{Vgl. dazu das inhaltlich dem von Carnap unten gegebenen Aufriss entsprechende Buch Aster, \emph{Die Philosophie der Gegenwart} (LL \refcn{2194}), insbesondere, 177\hbox{--}211, wo affirmative Bezüge zum ,,Logistischen Neopositivismus`` anhand von Carnaps \emph{Aufbau} und Wittgensteins \emph{Tractatus} hergestellt werden.} Langer, klarer Vortrag. Die neukantianischen Richtungen; antimetaphysisch, antipsychologistisch; aber durch das absolute Gelten kommt wieder Metaphysik hinein. Dann als wichtigste Richtung: die Phänomenologie. 2~Hauptrichtungen: die objektivistische (Pfänder\IN{\pfaender}, Scheler\IN{\scheler}), und die existentiale \gestrunl\ Philosophie von Heidegger\IN{\heidegger}. Er schildert sie liebevoll, wenn auch mit Kritik. Zuletzt: Neupositivismus, Schlick\IN{\schlick}, Carnap; der Sinn liegt in der Verifizierung (Beispiel: absoluter Raum, Gleichzeitigkeit); die heutige Physik entspricht dieser Forderung; ob sie für alle Wissenschaft gilt, hängt davon ab, ob alle Wissenschaft physikalistisch ist.{\tolerance2000\par} Rougier\IN{\rougier} zum Hotel begleitet. Er sagt, er ist jetzt nur zufällig soziologisch tätig; hat hauptsächlich erkenntnistheoretisch und logisch \mbox{gearbeitet}, anti\-meta\-physisch. \tbentry{6}{3}{1934}{} \textonehalf{}\,7 im Mathematischen Hörsaal\IO{Prag!Mathematischer Hörsaal} \uline{Philosophische Diskussion} (Kantgesellschaft\II{\kantgesellschaftprag}, Brentanogesellschaft\II{\brentanogesellschaftprag}, ,,Gruppe des Machvereins``\II{\machverein}~(!)), über ,,Wahrheit und Wert``, eingeleitet durch Vortrag von \uline{Aster}\IN{\aster}.\fnE{Zur ,,Gruppe des Machvereins`` gehörten Carnap und vermutlich auch Frank.\baustellex{WISS}} Jede verifizierbare Aussage ist eine Voraussage, eine Erwartung; die Verifikation entspricht der Erfüllung dieser Erwartung. \pagebreak Mit Werturteilen sind keine \tbtwoA{613} Erwartungen verknüpft, also keine Nachprüfung. Daher keine Diskussion möglich, obwohl es uns notwendig immer dazu treibt. \ulinesp{Dagegen \ulinestr{Kraus}}\IN{\krausoskar}, und \uline{Engländer}\IN{\englaender}, \unl\ \editor{im} Sinne Brentanos\IN{\brentanofranz}: Die Wertungen aller (Gesunden, Normalen) stimmen überein. Sie lieben die Schönheit, die Wahrheit, das Gute. \uline{Ich}: Gegen Kraus'\IN{\krausoskar} Missverständnis, als würde unsere Ablehnung der Werturteile alles gleichgültig machen. Begründung, warum ich nicht in die Diskussion eingreifen kann; das alles sind Fragen der~\neueseite{538985} Bewusstseinsanalyse, der Phänomenologie. Diese gehören in die empirische Psychologie, nicht in die Philosophie. Von ihnen müssen die logischen Fragen getrennt werden: Logische Beziehungen zwischen Sätzen; nur mit diesen Fragen befassen wir uns.\fnE{Zu Carnaps wertphilosophischen Diskussionen mit Kraus vgl. TB~11.\,IV.\,1935\diaryref{TB-11-IV-1935}, SCH, 82 sowie Damböck, ,,The Politics of Carnap's Non-Cognitivism``.}~-- Otto\IN{\ottoprof} und Utitz\IN{\utitz} fordern mich auf, einen Vortrag zu halten, oder mal eine genaue Diskussion zu machen über eine ganz bestimmte einzelne Frage. \tbentry{7}{3}{1934}{} \textonehalf{}\,4 im Fenix\IO{Prag!Fenix}: \uline{Aster}\IN{\aster} (und anfangs auch noch Professor {\lspitz}Kampel{\rspitz}\IN{\kampel}, der bärtige Brentanist). Über Physikalismus. Später über seine persönlichen Dinge. Er wohnt jetzt mit seiner zweiten Frau, Schwedin, in Schweden\IO{Schweden}; kann billig dort leben, vermisst aber Anregung. Wenn ich mal nach Schweden\IO{Schweden} komme, soll ich's unbedingt schreiben, er will mir entgegenfahren. Hat 2~Töchter erster Ehe (21~und 25~Jahre) in Berlin\IO{Berlin}; hat ihnen Freiheit gelassen, war jetzt erfreut, dass sie noch nicht gleichgeschaltet sind. In Prag\IO{Prag} kaum mehr Aussicht für ihn; die {\lspitz}\textit{a.\,o.}{\rspitz} Professur für Geschichte der Philosophie soll vorläufig unbesetzt bleiben. In Schweden\IO{Schweden} auch kaum Aussicht: Oseen\IN{\oseen} hat ihm nicht geantwortet. Er hat erfahren, dass auf Phaléns\IN{\phalen} Professur inzwischen Karitz\IN{\karitz} aus Lund\IO{Lund} berufen worden ist; die 2.~Professur (Hägerström)\IN{\haegerstroem} soll zunächst für 2~Jahre unbesetzt bleiben. Für eine neue Professur in Stockholm\IO{Stockholm} ist kein Geld da. Gerade weil die Regierung sozialdemokratisch ist, scheut sie sich, einen Ausländer und Sozialisten zu berufen, weil sie das Geschrei der Gegner fürchtet. Ich rate ihm dringend, Oseen\IN{\oseen} zu besuchen; sage auch, dass ich früher entfernt an Schweden\IO{Schweden} gedacht habe. Aster\IN{\aster} ist pensioniert, weil er Mitglied oder Vorstandsmitglied in \editor{Deutscher} Liga für Menschenrechte\II{\ligafuermenschenrechte}, Verband sozialistischer Hochschullehrer\II{\sozialistischehochschullehrer} und Sozialdemokratischer Partei\II{\spd} war. 5\textsuperscript{h} kommen \uline{Frank\IN{\frankphilipp}, Neurath\IN{\neurath}, Neider}\IN{\neider}. Neider\IN{\neider} berichtet aus Wien\IO{Wien} \ulinesp{über Schlick\IN{\schlick} und \ulinestr{Machverein}}\II{\machverein}: Die Polizei hat Tätigkeit eingestellt, Auflösung in Vorbereitung. Schlick\IN{\schlick} hat entschieden protestiert; Neider\IN{\neider} liest Schlickbrief\IN{\schlick} an die Polizeidirektion\IO{Wien!Polizeidirektion} vor: \pagebreak Verein\II{\machverein} sei rein wissenschaftlich und theo\-\tbtwoA{614}retisch; er beklagt sich, dass man gerade einem von ihm geleiteten Verein den Vorwurf der Parteitätigkeit mache, wo er gegen jede Partei ist, ,,und nun gar eine sozialistische\II{\sozialdemokratischepartei}``~(!), \ulinesp{und wo gerade er ,,der Regierung Doll\-fuß\IN{\dollfuss} mit herz\-licher Sympathie gegenüberstehe``}~(!). Neider\IN{\neider} wird beauftragt, Schlick\IN{\schlick} zu sagen, dass \gestrunl\ wir diese beiden Stellen missbilligen. Falls aufgelöst wird,~\neueseite{538981} \editor{dass} dort ,,Gesellschaft für Einheit der Wissen\-schaft`` gemacht werde, aber ohne ausländische und belastete Leute im Vorstand. Ebenso wollen wir \uline{in Prag\IO{Prag} eine ,,Gesellschaft für Einheit der Wissenschaft``} machen: Frank\IN{\frankphilipp}, ich, Deri\IN{\deri} usw.; in den Vorstand vielleicht noch: Rougier\IN{\rougier}, Boll\IN{\boll}, Russell\IN{\russell}. Rougier\IN{\rougier} wird dasselbe in Paris\IO{Paris} machen; vielleicht kann es ähnliches in Amsterdam\IO{Amsterdam}, Warschau\IO{Warschau}, Kopenhagen\IO{Kopenhagen} geben. \textonehalf{}\,7~kommt \uline{Rougier}\IN{\rougier}. Wir besprechen dies mit ihm. 30.\,\hbox{--}\,31.~September wollen wir hier (vielleicht in Marienbad\IO{Marienbad}) \uline{Vorkongress}\II{\vorbesprechunginprag} für Pariser ,,Kongress für die Einheit der Wissenschaft (1935)``\II{\pariserkongress} machen.\fnE{Vgl. TB~31.\,VIII.\,1934\diaryref{TB-31-VIII-1934}.} 9~Referate werden verteilt, nach Neuraths\IN{\neurath} Vorschlag. Es sollen etwa 30\,\hbox{--}\,35~Teilnehmer sein. Darüber soll eine Broschüre gemacht werden, die als Vorbereitung für Pariser Kongress\II{\pariserkongress} dient.\fnE{Die Akten der Prager Vorkonferenz von 1934 sind erschienen in \emph{Erkenntnis}~5, 1935, 1\hbox{--}204.}{\tolerance1000\par} \tbentry{8}{3}{1934}{} 12 \uline{Neider}\IN{\neider} hier. Erzählt von den Wiener\IO{Wien} Vorgängen. Sagt, die Arbeiterschaft sei nicht entmutigt; sie glaube, ein andermal könne es gelingen, und er glaubt das auch; wenn sie dann nämlich sich aggressiv verhält.~-- Über Übersetzungsrecht: er meint, ich sei doch an Franks\IN{\frankphilipp} Herausgebervertrag gebunden, weil Frank\IN{\frankphilipp} in meinem Vertrag als Herausgeber genannt ist; ob Springer\II{\springerverlag} zustimmen muss, wenn ich mich mit einem ausländischen Verleger einige, weiß er nicht, vermutet es aber; er rät, einen Rechtsanwalt zu konsultieren.~-- Die Broschüre soll ich schreiben; ich sage: Bis Mai.\fnE{Vgl. Carnap, ,,Die Aufgabe der Wissenschaftslogik``.}~-- 3\textsuperscript{h} mit ihm in die Stadt. \uline{Rougier}\IN{\rougier} ist leider zu einem Minister bestellt; ich fahre mit ihm ins Parlament\IO{Prag!Parlament}. Er ist mit der Hauptthese der ,,Syntax``\IC{\logischesyntax} einverstanden.~-- 5\,\hbox{--}\,7\,\textonehalf{} Fakultätssitzung\II{\fakultaetssitzungprag}.~-- 8\textsuperscript{h} Vortrag von \uline{Neurath}\IN{\neurath} im Sozialinstitut\IO{Prag!Sozialinstitut}, Wohlfahrts\gestrunl ministerium\IO{Prag!Wohlfahrtsministerium}; ,,Weltwirtschaftskrise, Weltwirtschaftsplan``, mit Lichtbildern. Klar und gut gesprochen; sehr düsterer Ausblick: Bald Kriege! %\tbentry{9}{3}{1934}{} \tbentry{10}{3}{1934}{} \textonehalf{}\,10~Vortrag von Professor \uline{Sternberg}\IN{\sternberg}, Emigrant aus Breslau\IO{Breslau}, über ,,Grundlegung der Wahrscheinlichkeitsrechnung``, aber sehr elementar; \tbtwoA{615} \textit{AS} von Bachmann\IN{\bachmannfriedrich} aus der Enzyklopädie.\fnE{Vermutlich ein nicht näher spezifizierter Beitrag von Paul Bachmann zur \emph{Enzyklopädie der mathematischen Wissenschaften}.} Ich kritisiere das \textit{AS},~\neueseite{538843} man beziehe sich besser auf Sätze als auf Ereignisse. 11\,\hbox{--}\,1~Vorlesung. Kolloquien. Ich hole \uline{Rougier}\IN{\rougier} ab, wir essen im ,,Klub des Etrangers``\IO{Prag!Klub des Etrangers} (auf seine Einladung). Er sagt, dass Frank\IN{\frankphilipp} bei Gauthier\II{\gauthier} Übersetzung meiner ,,Syntax``\IC{\logischesyntax} anregen soll, und sich dabei darauf berufen, dass auch Rougier\IN{\rougier} diesen Vorschlag unterstützt. Er will den Pariser Kongress 1935\II{\pariserkongress} am liebsten im Juli machen, trotz der Wärme, weil dann die Professoren, Studenten, Verleger usw. anwesend sind, während im Sept. alles fort sei.~-- Er sagt, dass der einzige große philosophische Verlag in Frankreich\IO{Frankreich} (Alcan\II{\alcan}) in den Händen der Verwandten von Brunschvicg\IN{\brunschvicg} ist und daher keine anderen Richtungen aufkommen lässt. Mit Ina\IN{\ina} zum Film ,,Die weiße Majestät`` mit Diessl\IN{\diessl} und Hertha Thiele\IN{\thielehertha}; Schweizer Gebirgsgeschichte. Von \uline{Neurath}\IN{\neurath} ist ein Brief da: er möchte in Syntax\IC{\logischesyntax} V mehr zitiert und hervorgehoben werden!\fnE{Vgl. Otto Neurath an Rudolf Carnap, 8.\,III.\,1934 (\href{http://doi.org/10.48666/808399}{RC~029"~10"~91}).}\fnA{Es folgt ein leerer Eintrag mit dem Symbol~\original{\kreis}.} %\tbentry{11}{3}{1934}{\kreis} \tbentry{12}{3}{1934}{} (Vorlesung wegen Hahnvortrag\IN{\hahnhans} abgesagt). 5~\uline{Vortrag Hahn}\IN{\hahnhans} im Mathematischen Institut\IO{Prag!Mathematisches Institut} der tschechischen Universität{\II{Tschechische Universität Prag}}: ,,Zusammenhang im Kleinen`` (Punktmengenlehre). Nachher mit ihm, Frank\IN{\frankphilipp}, Doktor Schönbaum\IN{\schoenbaum}, später Neurath\IN{\neurath} und Hania\IN{\frankphilippfrau} bis~10\textsuperscript{h}. \uline{Bühler}\IN{\buehlerkarl} hat Hahn\IN{\hahnhans} gesagt, dass er keine Gelegenheit für mich in Amerika\IO{Amerika} wisse, ich hätte doch ganz anderes Fach. \uline{Menger}\IN{\menger} hat Hahn\IN{\hahnhans} gesagt, dass er wünsche, dass ich ihn stärker hervorhebe in meiner Syntax\IC{\logischesyntax} (seine Ablehnung des Intuitionismus). Hahn\IN{\hahnhans} meint, dass die Wiener\IO{Wien} Kämpfe aussichtsreich gewesen wären, wenn einheitliche Führung vorhanden gewesen wäre und z.\,B. durch die städtische Feuerwehr überraschend Regierungsgebäude besetzt worden wären. Er glaubt, dass man einstweilen nicht in die Universität\II{Universität Wien} eingreifen wird. \tbentry{13}{3}{1934}{} \textonehalf{}\,4 mit \uline{Neurath}\IN{\neurath} und Frank\IN{\frankphilipp} im Institut\II{Philosophisches Institut der Deutschen Universität Prag}. Ich besänftige Neurath\IN{\neurath} und schlage Formulierung vor, wie ich ihn in ,,Syntax``\IC{\logischesyntax} zitieren und stark hervorheben will; dafür ist er einverstanden, dass ich ausdrücke, dass ich mich mit seinen Formulierungen nicht identifiziere. 5~Vortrag \uline{Hahn}\IN{\hahnhans} im Mathematischen Institut\IO{Prag!Mathematisches Institut} der tschechischen Universität\II{Tschechische Universität Prag}: ,,Additive Mengenfunktionen``.~\neueseite{538845} \tbtwoA{616} \tbentry{14}{3}{1934}{} 5 mit Ina\IN{\ina} zu \uline{Franks}\IN{\frankphilipp}\IN{\frankphilippfrau}; dort \uline{Neurath}\IN{\neurath}, \uline{Hahn}\IN{\hahnhans} und zwei tschechische Mathematiker. Ich lese aus Schlicks\IN{\schlick} Brief vor (über Machverein\II{\machverein}).\fnE{Moritz Schlick an Rudolf Carnap, 12.\,III.\,1934 (\href{http://doi.org/10.48666/808401}{RC~029"~28"~23}).} 8\textsuperscript{h}~\uline{Vortrag Hahn}\IN{\hahnhans} (Mafa\II{\mafa}, Hörsaal für Experimentelle Physik) ,,Gibt es Unendliches?{}`` Cantors\IN{\cantor} transfinite Mächtigkeiten; Frage nach der Unendlichkeit des Raumes. Sehr klar und gut.~-- Ich frage Löwner\IN{\loewner} wegen meiner Vorlesung über Mengenlehre; er ist sehr einverstanden, da sie lange nicht gelesen sei und sicher viele kommen würden; er könne dann später die mathematischen Anwendungen lesen. Ina\IN{\ina} fragt ihn, ob er am Seminar teilnehmen würde, das will er gern; gemeinsame Ankündigung möchte er nicht, weil die Professoren sich geeinigt haben, nicht über die Pflichtstundenzahl unbezahlt zu lesen.{\tolerance1000\par} \tbentry{15}{3}{1934}{} 5~Vorlesung, 6~\uline{Seminar}; \uline{Neurath}\IN{\neurath} ,,Über Physikalismus und Einheitswissenschaft``, viele Zuhörer, im großen Saal (auch Löwner\IN{\loewner}, Glaser\IN{\glaser}, Professor Körner\IN{\koernerkamillo}, Frank\IN{\frankphilipp}). Neurath\IN{\neurath} auch über die Mehrdeutigkeit jeder Voraussage und die Eindeutigkeit des Handelns, also rational nicht begründbarer Entschluss nötig (Würfeln z.\,B.; Auxiliarmotiv).\fnE{Vgl. Neurath, ,,Die Verirrten des Cartesius und das Auxiliarmotiv (1913)``.} Lebhafte Diskussion, leider meist über diesen letzteren Punkt. \tbentry{16}{3}{1934}{} 11 \uline{Neurath}\IN{\neurath} bei uns. Trotzdem ich ihm neulich mit dem Zitieren so sehr entgegengekommen bin, schimpft er jetzt arg über mich wegen ,,Unsolidarität``, ,,ihn beiseiteschieben``, usw.; weil ich Frank\IN{\frankphilipp} und ihn nicht \sout{als} in den Beraterstab der ,,Philosophy of Sc\editor{ience}``\II{\philosophyofscience} vorgeschlagen habe, ihn über diese Zeitschrift nicht hinreichend orientiert habe, nur Frank\IN{\frankphilipp} und nicht ihn zur Mitarbeit aufgefordert habe.\fnE{Vgl. TB~30.\,XI.\,1933\diaryref{TB-30-XI-1933}.\baustellex{WISS}} Ich sage, ich hätte Bedenken gehabt, weil mir seine Aufsätze nicht gefielen und schlecht formuliert seien. Er rührt alle alten Sachen wieder auf. Nur mit größter Mühe kann ich ihn zuletzt besänftigen; er sagt, es sei alles enttäuschte Liebe. \textonehalf{}\,5 \uline{Hempel}\IN{\hempel} kommt für einige Tage aus Berlin\IO{Berlin}. Bringt 3~Pakete von Agnes\IN{\agnes} mit, die er durch {\lspitz}Schläue{\rspitz} durch den Zoll gebracht hat.~\neueseite{538841} \tbentry{17}{3}{1934}{} 11\,\hbox{--}\,1 letzte Vorlesung. Mit \uline{Frank}\IN{\frankphilipp} gesprochen. Er sagt, er lege nicht besonders Wert darauf, im Beraterstab zu sein, ist aber einverstanden. Während Neurath\IN{\neurath} mir Frank\IN{\frankphilipp} als Vorbild der Solidarität hingestellt hatte, erzählt Frank\IN{\frankphilipp}, dass Neurath\IN{\neurath} auch ihn beschimpft habe; er mit Pensionsberechtigung könne sich nicht in seine Lage hineinversetzen. \textonehalf{}\,2~mit Ina\IN{\ina} und Hempel\IN{\hempel} im Fenix\IO{Prag!Fenix}. \uline{Bardenhewer}\IN{\bardenhewer} dazu. Dann zufällig Doktor \uline{Barton}\IN{\barton} \tbtwoA{617} (Freund von Feix\IN{\feix}), der mich mit \uline{Grünberg}\IN{\gruenberg} bekannt macht, hiesiger Emigrant, der mich schon hat aufsuchen wollen. Er will sich gelegentlich an mich wenden, ob ich nicht helfen könne. Ich zögere etwas mit der Bereiterklärung. \tbentry{18}{3}{1934}{} \uline{Ferien}. Mit Hempel\IN{\hempel} spazieren. Über Verfassung seiner Dissertation\IW{\hempeldiss},\fnE{Hempel, \emph{Beiträge zur logischen Analyse des Wahrscheinlichkeitsbegriffs}.} und einen Aufsatz für Amerika\IO{Amerika} über Keynes\IN{\keynes}.\fnE{Dieser Aufsatz konnte nicht nachgewiesen werden.} Über allgemeine Syntax\IC{\logischesyntax}. Über Dubislavs\IN{\dubislav} empiristische Auffassung der Logik. \tbentry{19}{3}{1934}{} Ina\IN{\ina} und Hempel\IN{\hempel} ,,Du``. Hempel\IN{\hempel}-Oppenheim\IN{\oppenheim}-Aufsatz ,,Über statische und dynamische Begriffsbildung``\IW{\hempeloppenheimaufsatz} gelesen.\fnE{Vermutlich eine frühe Fassung von Hempel und Oppenheim, \emph{Der Typusbegriff im Lichte der neuen Logik}.} Hempel\IN{\hempel} hat etwas Ordentliches daraus gemacht, aber nicht so neu und wichtig, wie Oppenheim\IN{\oppenheim} meint; immerhin für Fachwissenschaftler lehrreich. Ich empfehle: Auf Oppenheims\IN{\oppenheim} Kosten als Broschüre. Hempel\IN{\hempel} geht mit Eva\IN{\ahrendseva} für~6 (vielleicht~12) Monate zu Oppenheim\IN{\oppenheim} nach Brüssel\IO{Brüssel}, bekommt monatlich 600\,\textit{M}~(!), will versuchen, sich doch etwas freie Zeit zu verschaffen. \tbentry{20}{3}{1934}{} Mit Hempel\IN{\hempel} über Tonarten. Nachmittags mit Hempel\IN{\hempel} und \uline{Neurath}\IN{\neurath} im Caf\'{e}\IO{Prag!Caf\'{e}}. Ich sage Neurath\IN{\neurath}, dass sein Brief ,,Balsam für mein wundes Herz`` war;\fnE{Otto Neurath an Rudolf Carnap, 17.\,III.\,1934 (\href{http://doi.org/10.48666/808403}{RC~029"~10"~82}).} er meint, auch er könne einige Kilo Balsam brauchen. Wir einigen uns darauf, dass jetzt die Wunden beiderseits hoffentlich vernarbt sind. Er erzählt von Institutsplänen, will auch mit Oppenheim\IN{\oppenheim} sprechen.~-- Mit Ina\IN{\ina} ins Kino\IO{Prag!Kino} ,,Der goldene Gletscher``, schöne Bergaufnahmen. \uline{Hempel\IN{\hempel} reist ab} 17,24. \tbentry{21}{3}{1934}{\kreis} Viele Briefe.~\neueseite{538849} \tbentry{22}{3}{1934}{} Briefe. Nachmittags \textonehalf{}\,5\,\hbox{--}\,\textonehalf{}\,9 \uline{Franks}\IN{\frankphilipp}\IN{\frankphilippfrau} hier. Über Neurath\IN{\neurath}. Hania\IN{\frankphilippfrau} sagt, dass ich ihn sehr gekränkt habe durch die Aufforderung, nicht mehr Aufsätze zu schreiben. Ich sage, dass ich das längst eingesehen hätte und heute vorsichtiger wäre. Hania\IN{\frankphilippfrau} beklagt sich über die Belastung durch \gestrunl\ Neurath\IN{\neurath}, der immer geliebt und gelobt sein wolle und viel zu viel von den Menschen verlange. Über Franks\IN{\frankphilipp} bevorstehende Englandreise\IO{England}; ich werde durch Agnes\IN{\agnes} Geld hinschicken lassen. Er will \sout{mit} in Paris\IO{Paris} mit Boll\IN{\boll} über Übersetzung meiner Metaphysik\IC{\ueberwindungdermetaphysik} (die er voriges Jahr schon gesehen hat) sprechen und mit Gauthier\II{\gauthier} über Übersetzung der Syntax\IC{\logischesyntax}.\shortenpage \tbtwoA{618} %\tbentry{23}{3}{1934}{} \tbentry{24}{3}{1934}{} Einladung der Universität \uline{London}\IO{London} für 3~Vorträge!\fnE{Vgl. TB~8., 10. und 12.\,X.\,1934.}~-- Nachmittags \uline{Neurath\IN{\neurath} und Olga}\IN{\neuratholga} bei uns, die er gestern aus Brünn\IO{Brünn} mitgebracht hat (für 1~Woche). Olga\IN{\neuratholga} stimmt meiner Kritik der \uline{Sozialdemokratischen Par\-tei}\II{\sozialdemokratischepartei} und meiner Neigung zum Kommunismus zu, aber Neurath\IN{\neurath} verteidigt mit großer Heftigkeit die Sozialdemokratische Partei\II{\sozialdemokratischepartei} in Österreich\IO{Oesterreich!Österreich}. Er hat darin recht, dass die Kritik der Kommunisten\II{\kommunistischeparteioesterreich} dadurch falsch und erfolglos ist, dass sie immer die Führerpersonen angreift und verleumdet. Er meint, das sei unmarxistisch, und komme aus der russischen Mentalität, die aus Güte nicht imstande sei, einen Menschen zu bekämpfen, ohne ihn vorher schlecht zu machen und als Teufel darzustellen. Er meint, dass \gestrunl\ in künftigen Katastrophen (Krieg) beide alten Parteien\II{\christlichsozialepartei}\II{\sozialdemokratischepartei} sich auflösen und etwas Neues kommen werde. Trotzki\IN{\trotzki} habe theoretisch in vielem recht, seine Analysen seien immer aufklärend und im Faktischen zuverlässig (im Gegensatz zu den Kommunisten\II{\kommunistischeparteioesterreich}); seine Absicht, eine neue Partei zu gründen, sei utopisch. Aber vielleicht werde die später kommende neue Partei manches enthalten, was seiner Richtung entspricht. Neurath\IN{\neurath} sagt, die Kommunisten\II{\kommunistischeparteioesterreich} hätten den Fehler des \uline{Pseudo-Rationalismus}, den wir vielleicht noch mehr als die Metaphysik bekämpfen müssten. Anstatt zu sagen: ,,Wir wollen dies und wer das nicht will, den bekämpfen wir``, sagen sie: ,,\gestrunl\ Dies ist das einzige beweisbar Richtige``, wer das nicht vertritt, hat unrecht``. Daher auch bei den ,,Bekehrungen`` der Abweichungen in Russland\IO{Russland} nicht einfach der Entschluss, jetzt die offizielle {\lspitz}Lehre{\rspitz} mitzumachen, sondern es wird vom Bekehrten die Widerlegung seiner früheren ,,Irrtümer`` gefordert.~\neueseite{538855} \tbentry{25}{3}{1934}{} Briefe. Vortrag \gestrunl\ Brünn\IO{Brünn} vorbereitet. Gr.\,Sp. \tbentry{26}{3}{1934}{\kreis} Vorträge für Pressburg\IO{Pressburg} und Brünn\IO{Brünn} vorbereitet.\fnE{Siehe die kurzschriftlichen Vortragsskizzen ,,Von Gott und Seele`` (\href{http://doi.org/10.48666/807588}{RC~110"~07"~28}) und ,,Philosophie~-- Opium für die Gebildeten`` (\href{http://doi.org/10.48666/807585}{RC~110"~08"~17}) sowie TB~4. und 5.\,IV.\,1934.} \tbentry{27}{3}{1934}{} 4 Sitzung des \uline{R\'{a}dl\IN{\radl}-Komitees}\II{\radlsitzung} bei Kraus\IN{\krausoskar}.\fnE{Vgl. TB~19.\,XII.\,1933\diaryref{TB-19-XII-1933}.} Ich sage, dass ich nicht mehr die allgemeinen Sitzungen mitmachen möchte, da ich nicht für die anderen Sektionen verantwortlich sein will. R\'{a}dl\IN{\radl} und Kraus\IN{\krausoskar} sind sehr erstaunt darüber!~-- Mit Ina\IN{\ina} zu \uline{Franks}\IN{\frankphilipp}\IN{\frankphilippfrau}. Hania\IN{\frankphilippfrau} ist sehr erfreut, dass ich im Herbst nach London\IO{London} gehe. Frank\IN{\frankphilipp} sagt, es ist so billig dort, dass wir gut zu zweit für 45\,\textit{\textsterling{}} einen Monat leben können. Später kommen auch \uline{Neurath\IN{\neurath} und Olga}\IN{\neuratholga}. Neurath\IN{\neurath} taut auf, ist nicht mehr so bedrückt; wir sind alle vergnügt zusammen.\shortenpage \tbtwoA{619} \tbentry{28}{3}{1934}{} 12\,\hbox{--}\,5 \uline{Neurath\IN{\neurath} und Olga}\IN{\neuratholga} bei uns. Über ,,Wahrheitskriterium``. Über Begriffe ,,analytisch``, ,,synthetisch`` usw.; er will sie annehmen; aber ich soll nicht mehr ,,Philosophie`` gebrauchen. Plan der Enzyklopädie\II{\enzyklopaedie}. Er schlägt vor, wir wollen 1~Jahr Freundschaft halten; warum befristet? Dann wird's leichter, wenn man sich mal beherrschen muss. Wir begleiten Neuraths\IN{\neurath}\IN{\neuratholga} nach Brevnov\IO{Prag!Brevnov}. \tbentry{29}{3}{1934}{} Gepackt. An der Bahn Neurath\IN{\neurath} und Franks\IN{\frankphilipp}\IN{\frankphilippfrau}. 13,48\,\hbox{--}\,20,30 mit Olga Neurath\IN{\neuratholga} nach \uline{\ulinesp{Wien}}\IO{Wien}\ort{Wien} (Ostbahnhof\IO{Wien!Ostbahnhof}). Hotel Union\IO{Wien!Hotel Union}. Olga\IN{\neuratholga} sagt, dass sie doch bald nach Amsterdam\IO{Amsterdam} will; etwas Unangenehmes muss man bald hinter sich bringen; sie könne ihren Mann nicht so lang allein lassen. \tbentry{30}{3}{1934}{} Vormittags 11\,\hbox{--}\,1 mit \uline{Waismann}\IN{\waismann} im Rathauspark\IO{Wien!Rathauspark}. Sein \textit{MS}\IW{\waismannbuch} ist fertig, aber Wittgenstein\IN{\wittgenstein} will es unbedingt noch mit ihm im August durcharbeiten, und dann soll daraufhin Waismann\IN{\waismann} es fertig machen.\fnE{Waismann, \emph{Logik, Sprache, Philosophie}. Vgl. TB~24.\,III.\,1932\diaryref{TB-24-III-1932}.} Ich habe ihm dringend geraten, es so zu lassen, wie es ist, \gestrunl~Wittgenstein\IN{\wittgenstein} möge dann Anmerkungen hinzufügen. Er wollte das auch so, hat aber inzwischen Wittgenstein\IN{\wittgenstein} schon zugesagt. Schlick\IN{\schlick} habe über meine Syntax\IC{\logischesyntax} gemeint: Der Leser könne den Eindruck bekommen, der formale Kram~\neueseite{538851} sei nötig zur Behandlung philosophischer Probleme, was nicht der Fall sei. Ferner habe Schlick\IN{\schlick} sich gegen die Stelle geäußert, wo ich sage, dass nicht nur analytische Sätze ,,aufgrund ihrer bloßen Form`` wahr seien.\fnE{Die Formulierung findet sich so nicht in Carnaps Buch. Vgl. aber Carnap, \emph{Logische Syntax der Sprache}, 139: ,,Daß ein Satz analytisch ist, kann man allerdings an seiner Form allein erkennen, aber nur, wenn die Syntaxbestimmungen der Sprache gegeben sind; sind aber diese Bestimmungen gegeben, so kann auch die Wahrheit und Falschheit gewisser synthetischer Sätze, nämlich der determinierten, an ihrer Form allein erkannt werden.`` Damit wendet sich Carnap gegen Wittgensteins ,,absolutistische Auffassung der Sprache, bei der das konventionelle Moment im Aufbau einer Sprache übersehen wird`` (ebd.).}~-- Mittags mit \uline{Erna}\IN{\loewenbergerna} im Arkaden\IO{Wien!Arkaden}. Sie ist verzweifelt über die Lage, und triumphiert zugleich, dass der Untergang der Partei\II{\sozialdemokratischepartei} so ist, wie sie es vorausgesagt hat.~-- Nachmittags \textonehalf{}\,5\,\hbox{--}\,\textonehalf{}\,9~\uline{Gomperzzirkel}\IN{\gomperz}\II{\gomperzzirkel} bei Zilsel\IN{\zilsel}. Dabei auch Bernfeld\IN{\bernfeld}, Hahn\IN{\hahnhans}, Popper\IN{\popper}. Ich referiere über: Wissenschaftslogik ist Syntax. Lebhafte lange Diskussion; zuletzt auch über Metaphysik.~-- Im Caf\'{e}\IO{Wien!Caf\'{e}} noch einige zusammen; auch Brunswik\IN{\brunswik} und Frenkel\IN{\frenkelelse}. Bis~10\textsuperscript{h}. \tbentry{31}{3}{1934}{Ina}\IN{\ina} \textonehalf{}\,11\,\hbox{--}\,1 bei \uline{Kaila}\IN{\kaila}. Er hat Stipendium für Psychologie, macht aber hauptsächlich Erkenntnistheorie: \pagebreak Formulierung eines Systems, das \tbtwoA{620} sehr verwandt ist mit meinem ,,Aufbau``\IC{\konstitutionstheorie};\fnE{Vgl. Kaila, \emph{Über das System der Wirklichkeitsbegriffe}.} durchgeführt an einem sehr schönen Modell: 100~Elementarerlebnisse, 900~Atomsätze, Sehfelder, Bewegungen, Sehfelderweiterung, Konstitution der Wahrnehmungswelt und der physikalischen Welt, das Fremdpsychische usw. Er ist sehr beglückt, dass alles so schön geht, und sich alles ordentlich ausdrücken lässt, so dass er dann reden kann, wie er reden möchte, auch Verhältnisaussagen, Aussagen über das Psychische der Tiere usw.; wobei aber der Gehalt nicht über den der empirischen Wissenschaft hinausgeht.~-- Er erzählt, dass Saarnio\IN{\saarnio} ein großes Buch\IW{\saarniountersuchungen} geschrieben hat, viel Polemisches gegen mich und Nominalismus!\fnE{Vermutlich Saarnio, \emph{Untersuchungen zur symbolischen Logik~1}.} Er habe ihm vergeblich vorgeschlagen, das Polemische einzuschränken. Leider werde es schließlich auch metaphysisch. Mittags bei \uline{Olga Neurath}\IN{\neuratholga}, mit \uline{Reidemeisterin}\IN{\reidemeistermarie}. Nachmittags dort Zusammenkunft: Waismann\IN{\waismann}, Rand\IN{\rand}, Frenkel\IN{\frenkelelse}, Hollitscher\IN{\hollitscherwalter}, Kröner\IN{\kroenerfranz}, Neider\IN{\neider}.~\neueseite{538859} Ich über Definitionen der \uline{allgemeinen Syntax}\IC{\logischesyntax}. Dann Diskussion mit Waismann\IN{\waismann}. Er sagt, dass seine philosophischen Probleme ganz anders sind; indem er anhand von Beispielen Unklarheiten im Gebrauch grammatischer Regeln beseitigen will. Ich sage, dass er als intelligenter Mann so aus dem Handgelenk arbeiten könne, dass aber für kompliziertere Fragen die syntaktischen Begriffe erforderlich seien. Wir vertragen uns ganz gut; er sagt, nach seinem Buch werde ich ihn noch besser verstehen. Ich äußere die Befürchtung phänomenologischer Fragen; er lehnt das entschieden ab. Hollitscher\IN{\hollitscherwalter} und Frenkel\IN{\frenkelelse} bestätigen ihm das. \gestrunl\ Bis~8\,\textonehalf{}.~-- Mit \uline{Hollitscher}\IN{\hollitscherwalter} im Caf\'{e}\IO{Wien!Caf\'{e}}. Über Neuraths\IN{\neurath} übermäßige Abneigung gegen die kommunistische Partei\II{\kommunistischeparteiallgemein}. Über Trotzki\IN{\trotzki}. Ich gebe ihm Ernas\IN{\loewenbergerna} Adresse. Er will im Mai seine Dissertation\IW{\hollitscherdiss} einreichen.\fnE{Hollitscher, \emph{Über Gründe und Ursachen des Streites um das Kausalprinzip in der Gegenwart}.} Über die Februartage. Anwachsen jetzt einer Partei. \tbentry{1}{4}{1934}{} \uline{Zeppelin}\IN{\zeppelin} ist \uline{nicht in Wien}\IO{Wien}! Und auch keine Nachricht da! Vormittags mit \uline{Waismann}\IN{\waismann} im Volksgarten\IO{Wien!Volksgarten}. Schlick\IN{\schlick} und er wünschen, dass ich zum Ausdruck bringe, dass Wittgenstein\IN{\wittgenstein} schon seit Jahren auch den Toleranzfaktor hat: Er lässt volle Freiheit für Regeln der Sprache. Schlick\IN{\schlick} meine, \gestrunl~dies habe ich von Wittgenstein\IN{\wittgenstein}; Waismann\IN{\waismann} aber sagt, dass das nicht sicher sei; die Einflüsse gehen von Verschiedenen aus; allerdings bezweifelt er, dass Wittgenstein\IN{\wittgenstein} hierin von Gödel\IN{\goedel} usw. auf dem Umweg über den Zirkel\II{\schlickzirkel} beeinflusst sein könne. \pagebreak Da das Kapitel des ,,Toleranzprinzips`` \tbtwoA{621} schon umbrochen ist, will ich im Vorwort einen entsprechenden Vermerk anbringen.\fnE{Vgl. Carnap, \emph{Logische Syntax der Sprache}, VI: ,,Zu meinen Bemerkungen, besonders in §§\,17 und 67, gegen Wittgensteins frühere dogmatische Einstellung teilt mir jetzt Herr Schlick mit, daß Wittgenstein schon seit mehreren Jahren in unveröffentlichten Arbeiten die Regeln der Sprache als völlig frei wählbar hinstellt.``}~-- An Zeppelin\IN{\zeppelin} telegraphiert.~-- 4~nachmittags fahre ich zu \uline{Poppers}\IN{\popper}\IN{\popperfrau} nach Lainz\IO{Wien!Lainz}. Über das Wahrscheinlichkeitskapitel, das {\lspitz}schöne{\rspitz} neue Definition enthält.\IW{\popperldf}\fnE{Popper, \emph{Logik der Forschung}, VIII. Kapitel.} Wir sitzen zuerst im Garten, dann im geheizten Zimmer. Beide Poppers\IN{\popper}\IN{\popperfrau} fahren~\neueseite{538853} dann noch mit bis Währingerstraße\IO{Wien!Währingerstraße}. Beide haben Abbau zu befürchten.\fnE{Popper und seine Frau Hennie waren in den 1930er-Jahren als Hauptschullehrer tätig. Popper selbst ließ sich, seiner Autobiografie zufolge in den Jahren 1935 und 1936 beurlauben, ,,während meine Frau weiter unterrichtete und für uns beide verdiente``. Popper, \emph{Ausgangspunkte}, 151. Zur Entstehung von Poppers Buch vgl. auch Hacohen, \emph{Karl Popper}, Kapitel~6.} Sein Buch\IW{\popperldf} ist ziemlich fertig, enthält aber 300 anstatt 200~Druckseiten. Ich empfehle, das Kapitel Wahrscheinlichkeit und Heisenberg\IN{\heisenberg} herauszunehmen; das möchte er aber nicht. Aber er will es jetzt möglichst bald fertig machen. Er macht Auslandspläne (vielleicht Habilitation in Prag\IO{Prag}?); ich spreche von Rockefeller-Stipendium\II{\rockefellerstiftung}. Stebbing\IN{\stebbing} hat ihm geschrieben, dass sie sein altes Buch\IW{\popperms} übersetzen lassen möchte.\fnE{Vermutlich Popper, \emph{Die beiden Grundprobleme der Erkenntnistheorie}. Diese Vorstufe zur \emph{Logik der Forschung} ist 1979 auf Deutsch und 2009 auf Englisch erschienen.} (Sein neues kann er einstweilen nicht übersetzen lassen, da Springer\II{\springerverlag} in seinen Vertrag ausdrücklich hineingesetzt hat, dass ohne seine Einwilligung keine Übersetzung gemacht werden kann; \sout{und} er hatte gesagt, er werde vor 1\,\textonehalf{}~-- 2~Jahren auf keinen Fall einwilligen.) 9\textsuperscript{h}~zu Hause. \tbentry{2}{4}{1934}{} Noch keine Nachricht von Zeppelin\IN{\zeppelin}!~-- 10\,\textonehalf{} \uline{Rand}\IN{\rand}. Sie hat \mbox{Fragen} über Sprache. Sie hat irrtümlich geglaubt, meine allgemeine Syntax\IC{\logischesyntax} schränke die möglichen Kalküle ein. \sout{Unterschied zwischen} Ich erkläre den Unterschied zwischen Sprache als historischem Gegenstand und Sprache als Kalkül (Regelsystem). Sie ist erstaunt, dass man in der Streichholzsprache nicht nur Sätze, sondern auch Syntax, also Regeln, formulieren könne; wie denn ,,soll`` ausgedrückt würde~(!). Sie ist sehr erstaunt, dass ich zur Aufgabe der Wissenschaftslogik auch die Untersuchung der Alltagssprache rechne; sie hatte geglaubt, dass ich diese ausschließen wolle.~-- 12\textsuperscript{h}~Frau Edith \uline{Weisskopf}\IN{\weisskopf}, Schülerin der Frau Bühler\IN{\buehlercharlotte}, fragt mich über Entstehung und Entwicklung meiner wissenschaftlichen Interessen (für \tbtwoA{622} eine psychologisch-statistische Arbeit\IW{\weisskopfarbeit}).\fnE{Weisskopf, \emph{Wunsch und Pflicht als Funktion des Lebensalters}. Vgl. Kniefacz, ,,Edith Weißkopf (Weisskopf-Joelson)``.}~-- 1\textsuperscript{h}~mit Frau \uline{Feix}\IN{\feix} gegessen. Ihre Mutter ist sehr krank, starke Arterienverkalkung. Sie selbst keine Stellung, hat Hoffnung auf eine im Verkehrsamt. Auch über Politisches.~-- 4\textsuperscript{h}~zu \uline{Kaila}\IN{\kaila}. Ich helfe ihm, die~\neueseite{538857} Grundbegriffe seines Systems ordentlicher zu formulieren. Er lebt hier sehr einsam; mit Schlick\IN{\schlick} könne man nicht diskutieren; Bühlers\IN{\buehlerkarl}\IN{\buehlercharlotte} seien zu egozentrisch auf ihre eigenen Sachen eingestellt; nur mit Kraft\IN{\kraftvictor} spricht er regelmäßig. Über Wittgenstein\IN{\wittgenstein}; seine Beziehung zu Schlick\IN{\schlick}; seine Sache mit mir; Kaila\IN{\kaila} meint, dass das deutlich zeige, dass seine Menschenscheu und Erhabenheit ambivalent sei, gewaltsam, nicht natürlich. Über Aster\IN{\aster}. Er sagt, dass die Aussichten für Aster\IN{\aster} oder mich in Schweden\IO{Schweden} so gut wie null seien; die Cliquen hängen so zusammen und lassen keinen von außen herein. Er war Begutachter für Uppsala\IO{Uppsala}, hat ganz entschieden gegen Karitz\IN{\karitz} gesprochen, trotzdem ist er berufen worden; Karitz\IN{\karitz} sei verrückt, anscheinend \sout{schizoty} Schizophreniker. Dagegen will er sich für Aster\IN{\aster} in Finnland\IO{Finnland} bemühen; vielleicht sei Dozentur möglich. Gegen\-wär\-tig sei das Leben in Finnland\IO{Finnland} außerordentlich billig, $\frac{1}{3}$~von dem in Österreich\IO{Oesterreich@Österreich}; wegen des Valutaverhältnisses. Er fürchtet für die politische Entwicklung in Finnland\IO{Finnland}. Während Schweden\IO{Schweden} sehr gegen Hitler\IN{\hitler} sei, seien viele Finnen in einer neuen nationalistischen Bewegung (Schwarz\-hemden), die Hitler\IN{\hitler} sehr verehren;\fnE{Zur Rolle Finnlands im Nationalsozialismus vgl. Benz et~al., \emph{Enzyklopädie des National\-sozialismus}, 508\hbox{--}510.} dabei unverständlicherweise auch seine beiden Freunde, der Mathematiker Nevanlinna\IN{\nevanlinna} und der Physiologe Renqvist\IN{\renqvist}. Bis~10\textsuperscript{h}.{\tolerance1000\par} \tbentry{3}{4}{1934}{} \textonehalf{}\,10 \uline{Hollitscher}\IN{\hollitscherwalter} hier. Endlich ruft Zeppelin\IN{\zeppelin} an! Über seine Arbeit\IW{\hollitscherdiss}. Über Lenins\IN{\lenin} Buch ,,Empi~\ldots{}``\IW{\leninbuch}.\fnE{Lenin, \emph{Materialismus und Empiriokritizismus}.} Hollitscher\IN{\hollitscherwalter} setzt sich die Aufgabe, eine Brücke zu machen zwischen der russischen Philosophie und unserer Logik.~-- Zu \uline{Olga Neurath}\IN{\neuratholga}. Über die biographische Psychologie der Frau Bühler\IN{\buehlercharlotte}. Olga\IN{\neuratholga} hält diese Theorie auch (wie Kaila\IN{\kaila}) für trivial. Über Popper\IN{\popper}; Hollitscher\IN{\hollitscherwalter}. Reidemeisterin\IN{\reidemeistermarie} kommt. Heute morgen hat man das Amt versiegelt; Präsident Kokstein\IN{\kochstein} ist vorgeladen, soll~\neueseite{538861} Kasse und Belege hinbringen; es scheint also aus zu sein.~-- \textonehalf{}\,2 zu \uline{Frau Kaufmann}\IN{\kaufmannfrau}. Kaufmann\IN{\kaufmannfelix} ist im Gebirge; Nervenzusammenbruch. Durch Überarbeitung. Seine Stellung ist nicht gefährdet; trotzdem möchte er natürlich weg; in England\IO{England} in der Firma haben sie keinen Platz für ihn; Rockefeller\II{\rockefellerstiftung} hat jetzt gesagt, er sei zu \tbtwoA{623} alt~(38), während man es ihm früher immer angeboten hatte.\fnE{Vgl. TB~16.\,XI.\,1935\diaryref{TB-16-XI-1935}.} Über Menger\IN{\menger}; er sei monomanisch (wie sein Vater), fühle sich als Mittelpunkt der Welt; trotzdem versucht Kaufmann\IN{\kaufmannfelix}, die Freundschaft mit ihm aufrechtzuerhalten.~-- \textonehalf{}\,6~-- \textonehalf{}\,10 Gräfin \uline{Zeppelin}\IN{\zeppelin} im Caf\'{e} Union\IO{Wien!Caf\'{e} Union}. Sie hat Kinder; ist zum zweiten Mal verheiratet. Sie haben Schloss Wernberg\IO{Schloss Wernberg} verkauft, weil unwirtschaftlich; werden bei einem Rittergut bei Rügen\IO{Rügen} wohnen. Sie muss oft nach London\IO{London}, wegen Erbschwierigkeiten. Der Graf\IN{\zeppelingraf} ist ein Neffe des alten Zeppelin\IN{\zeppelinalt}, heftiger Nazi-Gegner. (Hat das Braunbuch\IW{\braunbuch}\fnE{\emph{Braunbuch über Reichstagsbrand und Hitlerterror}.} mit nach Deutschland\IO{Deutschland} genommen). Sie sagt, dass sie in Deutschland\IO{Deutschland} heftig gegen die Nazis ist, in England\IO{England} aber Deutschland\IO{Deutschland} verteidigt; sie sei immer in Opposition. Der Graf\IN{\zeppelingraf} hat gesagt, dass er jetzt alle Judenfreunde auf einmal einladen wolle. Sie ist auch gut orientiert über die Verwüstungen in Göttingen\IO{Göttingen}. Sie hat hauptsächlich bei Whitehead\IN{\whitehead} studiert, nach dem Krieg auch bei Russell\IN{\russell}, als dieser in London\IO{London} Vorträge hielt. Sie kennt meinen Aufbau\IC{\konstitutionstheorie} und Abriss der Logistik\IC{\logistik}, die \textit{PM}\IW{\principiamathematica} usw., möchte sich die Schriften der Warschauer beschaffen. Sie kennt Waismann\IN{\waismann} und Menger\IN{\menger} (der sie gebeten hat, für die Wiener Vorträge einen englischen \sout{Übersetzung} Verleger zu finden). Sie hat von Popper\IN{\popper} gehört; ich schlage ihr vor, ihn anzurufen und mit ihm zu sprechen über Übersetzung seines ersten \textit{MS}\IW{\popperms}. Wir sprechen eine lange Liste von Termini für meine Syntax\IC{\logischesyntaxenglisch} durch; auch die Frakturzeichen. Sie wundert sich, dass ich so viel Englisch kann, um gute Termini vorzuschlagen. Sie meint, sie könne die Übersetzung in 3~Monaten schaffen, wenn sie dranbleiben könne.~\neueseite{538865} Aber zunächst muss sie die Garibaldi\IN{\garibaldi}-Biographie\IW{\frischauergaribaldi} (von Frischauer\IN{\frischauer}) fertig machen.\fnE{Frischauer, \textit{Garibaldi}.} Und dann wird sie zunächst wieder in England\IO{England} zu tun haben. Sie hätte Lust mal nach Prag\IO{Prag} zu kommen. Vielleicht zum Kongress\II{\kongressphilosophieprag}; aber sie werde zunächst in Rügen\IO{Rügen} viel zu tun haben. Sie fragt auch (für Ogden\IN{\ogden}) nach Dubislav\IN{\dubislav}. Sie hat Gätschenbergers\IN{\gaetschenberger} ,,Zeichen``\IW{\gaetschenbergerzeichen} übersetzt. Von Blacks\IN{\black} Buch\IW{\blackbuch}\fnE{Black, \emph{The Nature of Mathematics}.} ist sie enttäuscht; auch Ogden\IN{\ogden} tadle daran, dass er alle anderen so wegwerfend behandelt. \tbentry{4}{4}{1934}{} 11\,\textonehalf{}\,\hbox{--}\,13\,\textonehalf{} nach \uline{Pressburg}\IO{Pressburg},\ort{Pressburg [Bratislava]} Hotel Zentral\IO{Pressburg!Hotel Zentral}. 5\textsuperscript{h}~kommen Direktor \uline{Heller}\IN{\hellerdirektor} und Doktor \uline{Hexner}\IN{\hexner} (Jurist, Schüler von Kohler\IN{\kohler}, kennt Kaufmann\IN{\kaufmannfelix} gut, arbeitet über Rechtsnormbegriffe). In seinem Auto auf die Burgruine Theben\IO{Burgruine Theben}, schöner Rundblick, Mündung der March\IO{March} in die Donau\IO{Donau}. Ins Caf\'{e}\IO{Pressburg!Caf\'{e}}. 8\textsuperscript{h}~in einem historischen Saal eines früheren Fürst-Brno-Palastes\IO{Fürst-Brno-Palast} \tbtwoA{624} \uline{mein Vor\-trag ,,Von Gott und Seele``}, im Verein Urania\IO{Pressburg!Urania Pressburg}\II{\uraniapressburg}. Ziemlich gut besucht. Ich vermeide provozierende Stellen, da Heller\IN{\hellerdirektor} mir vorher sagte, in Pressburg\IO{Pressburg} sei man nicht so frei und könnte vielleicht Anstoß nehmen.~-- Mit vielen noch im Caf\'{e}\IO{Pressburg!Caf\'{e}}. Mit Doktor \uline{Lorand}\IN{\lorand} (und Frau) gesprochen; Arzt, anscheinend Linkssozialist und Marxist. Über die Metaphysik in Deutschland\IO{Deutschland}. Über die Illusion des demokratischen Weges zum Sozialismus. Bis~12\textsuperscript{h}. Heller\IN{\hellerdirektor} bringt mich im Auto zum Hotel\IO{Pressburg!Hotel Zentral}. \tbentry{5}{4}{1934}{} 11\,\hbox{--}\,13 \textonequarter{} nach \uline{Brünn}\IO{Brünn},\ort{Brünn [Brno]} Hotel {\lspitz}Avenue{\rspitz}\IO{Brünn!Hotel Avenue}. \textonehalf{}\,6 Professor Bock\IN{\bockprof} (Mathematiker) holt mich ab; etwas die Stadt angesehen. 7\textsuperscript{h}~zu Frau Doktor Fischl\IN{\fischldrfrau} (er\IN{\fischldr}, Vorsitzender der Freidenker und Veranstalter meines Vortrages, ist verreist), Abendessen. Lebhafte Deutsch-Russin aus Moskau\IO{Moskau}, diskutiert heftig mit ihrer Freundin, einer jungen Ungarin, ,,Bolschewikin``. Ferner ihre Schwester, Baltin aus Reval\IO{Reval}. 8\textsuperscript{h}~ich mit Frau Fischl\IN{\fischldrfrau} und der Ungarin in die \textit{VHS}\II{\vhsbruenn}. Iltis\IN{\iltis}. 8\,\textonehalf{}\,\hbox{--}\,9\,\textonehalf{}~\neueseite{538863} \uline{mein Vortrag ,,Philosophie~-- Opium für die Gebildeten``}, gut besucht. Vorher haben \editor{in} derselben Vortragsreihe gesprochen: Neurath\IN{\neurath}, Frank\IN{\frankphilipp}, Hahn\IN{\hahnhans}. So sind die Hörer schon an die Ideen des Wiener Kreises\II{\schlickzirkel} gewöhnt. Etwas Diskussion. Nachher mit einigen ins Caf\'{e}\IO{Brünn!Caf\'{e}}, bis~12. Auch Doktor Otto \uline{Bauer}\IN{\bauerotto}. Diskussion zwischen ihm und Doktor Schwarz\IN{\schwarzdr}, einem Fabrikanten, der moderne, wertfreie internationale Ökonomie machen will (aufgrund der Begriffe der ,,Wahl`` und des ,,Vorziehens``) und für volle Wirtschaftsfreiheit eintritt. \tbentry{6}{4}{1934}{} 10\,\hbox{--}\,14\textsuperscript{h} nach \uline{Prag}\IO{Prag}.\ort{Prag [\hbox{Praha}]} Ina\IN{\ina} holt mich ab. Inzwischen ist Neurath\IN{\neurath} nach Holland\IO{Holland} abgereist (über Warschau\IO{Warschau}\,\hbox{--}\,Kopenhagen\IO{Kopenhagen}); Franks\IN{\frankphilipp}\IN{\frankphilippfrau} nach Paris\IO{Paris}\,\hbox{--}\allowbreak\,England\IO{England}. (Neuraths\IN{\neurath} Sohn\IN{\neurathsohn} hat inzwischen 2~Tage hier gewohnt, ist dann zu Fuß nach Wien\IO{Wien} ab). Gekramt.\fnA{Es folgt ein leerer Eintrag mit dem Symbol~\original{\kreis} im Datum.} %\tbentry{7}{4}{1934}{\kreis} \tbentry{8}{4}{1934}{} Gekramt; geschrieben; \textit{MS} für Broschüre\IC{\aufgabederlogik} in Neuraths\IN{\neurath} Sammlung\II{\einheitswissenschaftschriftenreihe}.\fnE{Carnap, \emph{Die Aufgabe der Wissenschaftslogik}.} \tbentry{12}{4}{1934}{} Nachmittags zu Doktor Reiner\IN{\reineranwalt}; gefragt wegen Übersetzungsrecht (Springer\II{\springerverlag}~\hbox{--}~Ogden\IN{\ogden}): er beurteilt meine Lage günstig. Mit Ina\IN{\ina} Kino ,,Die Schlacht`` (spielt in Japan\IO{Japan}), gut. %\tbentry{13}{4}{1934}{} \tbentry{14}{4}{1934}{} Erste Vorlesung nach den Ferien. \textonehalf{}\,3~mit Ina\IN{\ina} in Urania\IO{Prag!Urania Prag}\II{\uraniaprag}, Kindervorstellung: ,,Emil und die Detektive``, von Schülern aufgeführt. Schade, dass Johannes\IN{\johannes} das nicht sieht!\fnA{Es folgt ein leerer Eintrag mit dem Symbol~\original{\kreis}.} \tbtwoA{625} %\tbentry{15}{4}{1934}{\kreis} \tbentry{16}{4}{1934}{} Erstes Sonnenbad draußen! Nachmittags Vorlesung. %\tbentry{17}{4}{1934}{} \tbentry{18}{4}{1934}{} Broschüre ,,Aufgabe der Wissenschaftslogik``\IC{\aufgabederlogik} für Neuraths\IN{\neurath} Sammlung\II{\einheitswissenschaftschriftenreihe} fertig geschrieben. \tbentry{19}{4}{1934}{} \textonehalf{}\,6\,\hbox{--}\,8 Fakultätssitzung\II{\fakultaetssitzungprag}.~\neueseite{538867} %\tbentry{20}{4}{1934}{} \tbentry{21}{4}{1934}{} Vorlesung. Mittags im Fenix\IO{Prag!Fenix} mit \uline{Heurteur}\IN{\heurteur} und Frau\IN{\heurteurfrau}. Er war Schutzbundler\II{\schutzbund}, jetzt Emigrant, will noch nicht nach Russland\IO{Russland}, hofft noch auf Herbst. Er war Grafiker oder Setzer bei Neurath\IN{\neurath}. Kino\IO{Wien!Kino} ,,Viktor und Viktoria``, lustig. \tbentry{22}{4}{1934}{} Sachregister fertig gemacht. \tbentry{23}{4}{1934}{} 4\textsuperscript{h}~1.~\uline{Englischstunde} mit Ina\IN{\ina} bei \uline{Garick}\IN{\garick}. Vorlesung Geometrie, Hörerzahl auf~8 gestiegen. \tbentry{24}{4}{1934}{\kreis} Briefe. \tbentry{25}{4}{1934}{} Nachmittags 5\,\hbox{--}\,10 \uline{Heurteur}\IN{\heurteur} und Frau\IN{\heurteurfrau} hier. Ausführlich über Schutzbund\II{\schutzbund}, die Februarkämpfe, weitere Aussichten, Taktik. Er kritisiert sehr deutlich die Fehler der \textit{SP}\II{\sozialdemokratischepartei}, schimpft aber doch sehr auf die~\textit{KP}\II{\kommunistischepartei}.{\tolerance1000\par} \tbentry{26}{4}{1934}{} Englischstunde. Vorlesung. Seminar (nach langer Pause); Besprechung über Fragen und Scheinfragen; die Frage muss die Antwort zum Teil enthalten, und für das {\lspitz}unbestimmte{\rspitz} Stück die Gattung angeben. Glaser\IN{\glaser}: ,,Was ist {\lspitz}Wärme{\rspitz}?\grqq{} \tbentry{27}{4}{1934}{Ina}\IN{\ina} Scholz\IN{\scholzheinrich} gelesen und beantwortet. \tbentry{28}{4}{1934}{} Vorlesung. Mittags Fenix\IO{Prag!Fenix} mit \uline{Heurteurs}\IN{\heurteur}\IN{\heurteurfrau}. Sie gehen bald in ein Flüchtlingslager im Böhmerwald\IO{Böhmerwald}. Kino\IO{Prag!Kino} ,,Polarstürme`` mit Trenker\IN{\trenker}; sehr interessante Bilder, die Handlung etwas unklar. \tbentry{29}{4}{1934}{} \textit{MSe} von Feigl\IN{\feigl} (,,Psychophysisches Problem``\IW{\feiglpsychophysischeprobleme}) und Hollitscher\IN{\hollitscherwalter} (,,Kausalstreit``\IW{\hollitscherdiss}) gelesen und Briefe darüber geschrieben.\fnE{Vgl. Feigl, ,,The Logical Analysis of the Psychophysical Problem`` und Hollitscher, \emph{Über Gründe und Ursachen des Streites um das Kausalprinzip in der Gegenwart}.}{\tolerance2000\par} \tbentry{30}{4}{1934}{} Englischstunde. Vorlesung (nur 4~Hörer, weil morgen Feiertag). Fräulein Doktor \uline{Heesch}\IN{\heesch}; Schülerin von Scholz\IN{\scholzheinrich}, seit Kiel\IO{Kiel}; jetzt beurlaubt, hat auch bei Fraenkel\IN{\fraenkelabraham} gelernt.~\neueseite{538875} Sie bedauert, dass ich jetzt nur Elementares lese, und dass so wenig Hörer da sind.\pagebreak \tbtwoA{626} \tbentry{1}{5}{1934}{} Broschüre ,,Aufgabe der Wissenschaftslogik``\IC{\aufgabederlogik} nach Neuraths\IN{\neurath} Vorschlägen umgearbeitet.~-- Nachmittags und abends \uline{Fräulein Wistrich}\IN{\wistrichbronja} hier, Schwester einer Freundin\IN{\wistrichlola} von Erna\IN{\loewenbergerna}. Hat vergeblich Stelle als Fotografin gesucht, will dann nach Wien\IO{Wien} zurück. \tbentry{2}{5}{1934}{} Weiter Umarbeitung der Broschüre\IC{\aufgabederlogik}. \tbentry{3}{5}{1934}{} Englischstunde; 5~Vorlesung; 6~Seminar (weil künftig viele ausfallen, schlägt Fräulein Heesch\IN{\heesch} vor, eins einzulegen; und Reach\IN{\reach} stimmt zu, dass genug Diskussionsstoff da sei). \tbentry{4}{5}{1934}{} Broschüre\IC{\aufgabederlogik}. Vorwort für ,,Syntax``\IC{\logischesyntax}. \tbentry{5}{5}{1934}{} Vorlesung. Mittags mit Fräulein Wistrich\IN{\wistrichbronja}; sie bleibt doch in Prag\IO{Prag}. Nachmittags Kino\IO{Prag!Kino} ,,Der Flüchtling aus\fnA{Original \original{von}.} Chicago\IO{Chicago}``; {\lspitz}Besorgungen{\rspitz}. \tbentry{6}{5}{1934}{\kreis} Umarbeitung der Broschüre\IC{\aufgabederlogik}. (Magen verdorben, schlecht geschlafen.) \tbentry{7}{5}{1934}{} Englischstunde (Garick\IN{\garick} \gestrunl\ liest Upton Sinclair\IN{\sinclair}). Vorlesung. \textwh{(Ma\-gen verdorben, schlecht geschlafen.)}\fnA{Es folgen vier leere Einträge, beim 10.\,V.\,1934 die Bemerkung \original{Himmelfahrt}.} %\tbentry{8}{5}{1934}{} %\tbentry{9}{5}{1934}{} %\tbentry{10}{5}{1934}{Himmelfahrt} %\tbentry{11}{5}{1934}{} \tbentry{12}{5}{1934}{} Vorlesung. Mittags im Caf\'{e}\IO{Prag!Caf\'{e}} mit Fräulein \uline{Heesch}\IN{\heesch}. Sie erzählt von Scholz\IN{\scholzheinrich}, seinem Arbeitseifer usw. Sie und ihr Bruder\IN{\heeschheinrich} sind gegen die Nazis. Ihr Bruder\IN{\heeschheinrich} war Assistent von Weyl\IN{\weyl} in Göttingen\IO{Göttingen}; möchte aber in Deutschland\IO{Deutschland} bleiben und sich habilitieren. Kino.~\neueseite{538877} %\tbentry{13}{5}{1934}{} \tbentry{14}{5}{1934}{} Englisch. Vorlesung. 8\textsuperscript{h}~\uline{mein Vortrag ,,Über die soziologische Funk\-tion der Metaphysik in der Gegenwart``}, in der ,,Freien Vereinigung sozialistischer Akademiker``\II{\freievereinigung}, Karolinum\IO{Prag!Karolinum}, Hörsaal~1.\fnE{Das MS dieses Vortrags ist nicht überliefert.} Der ganze Saal besetzt, gut besucht. Dort auch: Schober\IN{\schober}, Deri\IN{\deri}, Glaser\IN{\glaser}, Sitte\IN{\sitte}, Winternitz\IN{\winternitz}, Brod\IN{\brod}. Diskussion: Dr.~Beck\IN{\beck} (\sout{mei}\gestrunl\ der Sozialismus müsse auf Metaphysik basiert werden); Philipp\IN{\philipp} (kommt von Dubislav\IN{\dubislav}; gegen Metaphysik, aber sie sei praktisch für die Massenbeeinflussung leider unentbehrlich); Schober\IN{\schober} ist geleitet von Erich \uline{Heller}\IN{\hellererich}, Jurist, Mitarbeiter in Schlamms\IN{\schlamm} ,,Europäischen Heften``\II{\europaeischehefte}, Bruder des jungen Mediziners, der in meiner Vorlesung ist; seine Einführungsworte etwas phrasenhaft. Lebhaftes Interesse der Zuhörer, wenn auch viele gegnerisch eingestellt. Zeitungsbericht\IW{\brodzeitungsbericht} von Max Brod\IN{\brod}.\fnE{Brod, ,,Vortrag Prof.~Carnap``.}{\tolerance1000\par} \tbtwoA{627} %\tbentry{15}{5}{1934}{} \tbentry{16}{5}{1934}{} Fakultätssitzung\II{\fakultaetssitzungprag}. Nachher mit \uline{Winternitz}\IN{\winternitz} über meinen Vortrag und Kommunismus. Er ist gegen Trotzki\IN{\trotzki}, weil Splittergruppe. Sein Bruder\IN{\winternitzbruder} ist jetzt hier, anscheinend tätig. \tbentry{17}{5}{1934}{} Englisch. Vorlesung. 6 \uline{Seminar}; Diskussion mit Deri\IN{\deri}. Er hält sich für einen Anti-Metaphysiker. Ich versuche ihm klarzumachen, dass seine unbeantwortbare Frage nicht korrekt formuliert werden kann. \tbentry{18}{5}{1934}{\kreis} Hilbert\IN{\hilbert}, Grundlagen I\IW{\hilbertgrundlageneins} bekommen und viel darin gelesen.\fnE{Hilbert, \emph{Grundlagen der Mathematik~1}.} \tbentry{19}{5}{1934}{} Vormittags kommt \uline{Erna Löwenberg}\IN{\loewenbergerna}, wohnt einige Tage bei uns. Ihr Freund Schmidt\IN{\schmidtfrancis} ist jetzt in Prag\IO{Prag}. Er war in meinem Vortrag und hat ihr geschrieben. \tbentry{20}{5}{1934}{Pfingsten} Nach Mittag mit Erna\IN{\loewenbergerna} auf den Hügel. Über Karl Kraus\IN{\krauskarl}, die politische Lage. Sie ist sehr für Trotzki\IN{\trotzki} und Schlamm\IN{\schlamm}. Nachmittags Bronja\IN{\wistrichbronja} und Lola Wistrich\IN{\wistrichlola} (die größere Schwester, Tennisspielerin, elegant) hier; nachher gehen die spazieren;~\neueseite{538871} ich lese politische Zeitschriften~\gestrunl. Alleine zu Abend. \tbentry{21}{5}{1934}{} Vor dem Mittag mit Ina\IN{\ina} und Erna\IN{\loewenbergerna} auf dem Hügel. Über den Rationalismus des Wiener Kreises\II{\schlickzirkel}. Nachmittags kommt \uline{Francis Schmidt}\IN{\schmidtfrancis}. Er macht einen interessanten und nicht unsympathischen Eindruck; selbstbewusst, mit Hemmungen, aber nicht so übermäßig, wie Erna\IN{\loewenbergerna} geschrieben hatte. War 1915\hbox{--}20 in Sibirien\IO{Sibirien}; wurde von der tschechischen Legion aufgefordert zum Beitritt; wollte nicht gegen die Roten kämpfen, und wurde über China\IO{China} mit abtransportiert. War 1927 als Dolmetscher in Moskau\IO{Moskau}, vorher Bankangestellter in Wien\IO{Wien}. Später einige Monate in Japan\IO{Japan}. Hat in Russland\IO{Russland} die Abspaltung Trotzkis\IN{\trotzki} mitgemacht, und konnte seitdem nicht mehr ganz die kommunistische Partei\II{\kommunistischeparteiallgemein} bejahen. Jetzt sehr deprimiert über die Zukunft in der Politik. Hat bei Trude Fleischmann\IN{\fleischmanntrude} gearbeitet, zeigt uns ein Album mit schönen Aufnahmen von ihr; besonders die Männerporträts sehr eindrucksvoll. \tbentry{22}{5}{1934}{} Vormittags Erna\IN{\loewenbergerna} bei Schlamm\IN{\schlamm}. Mittags erzählt sie von ihm. Ihre und seine Kritik Neuraths\IN{\neurath}; er nehme der Jugend Ethik und alles. Ich versuche, das Missverständnis aufzuklären. Aber Neuraths\IN{\neurath} Popularisierungen haben anscheinend doch manchmal Verwirrung angestiftet. \uline{Erna\IN{\loewenbergerna} reist ab.} \tbentry{23}{5}{1934}{\kreis} \gestrunl\ Hilberts\IN{\hilbert} neues Buch\IW{\hilbertgrundlageneins} gelesen; die Textformulierung ist nicht exakt. \tbtwoA{628} \tbentry{24}{5}{1934}{Ina}\IN{\ina} 11\,\hbox{--}\,1 Englisch. Nachmittags Kino ,,Aufruhr im 6.~Stock``. \tbentry{25}{5}{1934}{} Vorwort und Register\IC{\logischesyntax}, die von Springer\II{\springerverlag} zurückgekommen sind, gekürzt. \tbentry{26}{5}{1934}{} Nachmittags 4\,\hbox{--}\,8 \uline{Heesch}\IN{\heesch} hier. Über Scholz\IN{\scholzheinrich}, und meine Syntax\IC{\logischesyntax}. Allgemeine Syntax; Möglichkeit einer ,,anderen Logik``. \tbentry{27}{5}{1934}{} Morris\IN{\morris} \textit{MS}\IW{\morrisms} gelesen. Englische Briefe geschrieben.\fnE{Vgl. Rudolf Carnap an Charles Morris, 31.\,V.\,1934 (\href{http://doi.org/10.48666/808405}{RC~029"~04"~18}) sowie Rudolf Carnap an C.\,K. Ogden, 31.\,V.\,1934 (\href{http://doi.org/10.48666/808408}{RC~081"~13"~14}). Aus dem ersten Brief geht hervor, dass es sich bei dem MS um Morris, ,,Pragmatism and Metaphysics`` handelt.} \tbentry{28}{5}{1934}{} Englisch. Vorlesung. \tbentry{29}{5}{1934}{} Nachmittags Frau Doktor \uline{Bardenhewer}\IN{\bardenhewer} und ihr Sohn \uline{Lukas}\IN{\bardenhewerlukas} hier. Dieser ist seit mehreren Wochen in Prag\IO{Prag}; sie will ihn später in die französische Schule\IO{Prag!Französisches Gymnasium} hier schicken. Er ist ziemlich unruhig, und stellt immer~\neueseite{538879} Ansprüche an sie. Spaziergang zum Kreuzberg\IO{Kreuzberg}. Sie macht \gestrunl\ Persien\IO{Persien}-Pläne; wir lesen darauf Sachen über Persien\IO{Persien} und besehen Bilder. Angefangen \textit{MS} ,,Antinomien``\IC{\msantinomien}\fnE{Carnap, ,,Die Antinomien und die Unvollständigkeit der Mathematik``.} für Monatshefte\II{\monatshefte} fertig zu machen. \tbentry{30}{5}{1934}{} Nachmittags 4\,\hbox{--}\,8 der Mathematiker Artur \uline{Winternitz}\IN{\winternitz} und sein Bruder Josef \uline{Winternitz}\IN{\winternitzbruder} hier. Dieser hat vor 10~Jahren Philosophie und Physik getrieben (Buch über Relativitätstheorie\IW{\winternitzbuch}).\fnE{Winternitz, \emph{Relativitätstheorie und Erkenntnislehre}.} Seitdem internationale Ökonomie und Politik, jetzt Politik. Will sich einstweilen nicht habilitieren. Er spricht entschieden für die K.\,P.\II{\kommunistischepartei} Wir diskutieren über Trotzki\IN{\trotzki}, den er sehr verurteilt. \tbmanyentries{\tbentry{31}{5}{1934}{Fronleichnam}, \tbentry{1}{6}{1934}{}} \textit{MS} ,,Antinomien``\IC{\msantinomien}. %\tbentry{1}{6}{1934}{} %\textwh{\textit{MS} ,,Antinomien``\IC{\msantinomien}}. \tbentry{2}{6}{1934}{} Vorlesung. Mittags mit Bronja\IN{\wistrichbronja} im Caf\'{e}\IO{Prag!Caf\'{e}}. Kino\IO{Prag!Kino} ,,Inge und die Millionen``\fnA{Original \original{,,Irrlichter der Millionen``}.} mit \gestrunl\ Brigitte Helm\IN{\helmbrigitte}. \tbentry{3}{6}{1934}{} Mittags bis abends Bronja Wistrich\IN{\wistrichbronja} hier. An Hanne\IN{\hanne} geschrieben (seit einem Jahr zum ersten Mal). \tbentry{4}{6}{1934}{} Englisch. Vorlesung. \tbentry{5}{6}{1934}{} Wir spielen draußen mit dem neuen Gummiring. \tbtwoA{629} %\tbentry{6}{6}{1934}{} \tbentry{7}{6}{1934}{} Englisch. Vorlesung. Seminar (Physikalismus).\fnA{Es folgt ein leerer Eintrag mit dem Symbol~\original{\kreis}.} %\tbentry{8}{6}{1934}{\kreis} \tbentry{9}{6}{1934}{} Vorlesung. Nachmittags Kino\IO{Prag!Kino} ,,Sonnenstrahl\fnA{Original \original{Strahl des Lebens}.}`` (mit Annabella\IN{\annabella}). %\tbentry{10}{6}{1934}{} \tbentry{11}{6}{1934}{} Nachmittags Englisch; Vorlesung Geometrie (mit Ring als Torsomodelle), \uline{letzte Vorlesung}. \tbentry{12}{6}{1934}{} Korrektur der Register der Syntax\IC{\logischesyntax}. Englische Terminologie für Syntax\IC{\logischesyntax}.~\neueseite{538873} \tbentry{13}{6}{1934}{} Beim Ringspiel \uline{Ina\IN{\ina} Fuß verknaxt}. \tbentry{14}{6}{1934}{} Ina\IN{\ina} muss liegen. 3\textsuperscript{h}~Kolloquium; Besprechung wegen Mafagruppe\II{\mafa}. \textonehalf{}\,4\,\hbox{--}\,5 (vorverlegt) letztes Seminar. 5\,\hbox{--}\,8 Fakultätssitzung\II{\fakultaetssitzungprag}. Ich bitte Dekan Brandt\IN{\brandt} um~1~Woche Urlaub im Oktober, um später anzufangen, wegen Vorträgen London\IO{London}; er meint, Urlaub sei nicht nötig, will es aber zur Kenntnis nehmen. \tbentry{15}{6}{1934}{} Londoner Vorträge\IC{\londonervortraege}, englischer Text, angefangen.\fnE{Im Nachlass befindet sich nur eine einseitige, auf den 18.\,V.\,1934 datierte Kurzschrift\-skizze (\href{http://doi.org/10.48666/808410}{RC~110"~07"~27}) sowie eine auf den 10.\,VI.\,1934 datierte Kurzschriftskizze mit Zeitberechnungen zu den Londoner Vorträgen. Die Vorträge sind als Carnap, \emph{\foreignlanguage{english}{Philosophy and Logical Syntax}} publiziert.} \tbentry{16}{6}{1934}{} \textwh{Londoner Vorträge\IC{\londonervortraege}}. \tbentry{17}{6}{1934}{\kreis} \textwh{Londoner Vorträge\IC{\londonervortraege}}. Erster Entwurf für Vortrag I fertig! \tbentry{18}{6}{1934}{} 11\,\hbox{--}\,1 Englisch (Londoner Vorträge\IC{\londonervortraege} angefangen vorzulesen). Zahnarzt. 4\,\hbox{--}\,7 \uline{R\'{a}dl\IN{\radl}-Sitzung}\II{\radlsitzung}; ich beantrage, auch vortragen zu dürfen. Professor \uline{Kozák}\IN{\kozak} spricht mit mir über tschechische Dissertation über Mach\IN{\mach}, Russell\IN{\russell}, von der er glaubt, dass die Studentin \unl{} ({\lspitz}Prochoska{\rspitz}\IN{\prochoska}) sie nicht selbst verfasst hat; sie sei wahrscheinlich deutsch geschrieben, vermutlich von einem Schüler von mir, und von ihr übersetzt. %\tbentry{19}{6}{1934}{} \tbentry{20}{6}{1934}{} Zahnarzt. Besorgungen. \tbentry{21}{6}{1934}{} Nachmittag und Abend Fräulein \uline{Heesch}\IN{\heesch} hier. Ich sage ihr einiges für Scholz\IN{\scholzheinrich} über seine Karte zum Problem der Vergleichbarkeit von Logiksystemen; und über Änderung unseres Standpunktes inbezug auf Allsätze.\fnE{Vgl. auch LL \refcn{2150}.} Nachmittags zugleich auch \uline{Löwner}\IN{\loewner} mit seiner \uline{Frau}\IN{\loewnerfrau}, vor Kurzem \tbtwoA{630} geheiratet; Breslauerin, Sängerin, energisch, nicht sehr sympathisch. Er sagt, dass er politisch nahe an der Grenze zum Sozialismus steht. \tbentry{22}{6}{1934}{Ina}\IN{\ina} Nachmittags \uline{Zahnarzt} fertig (2~kleine Goldsachen; 3~Amalgam). Mit Erich \uline{Heller}\IN{\hellererich} zu \uline{Schlamm}\IN{\schlamm}, in die Redaktion der \uline{,,Europäischen Hefte``\II{\europaeischehefte}}.\fnA{Original \original{Europäische Blätter}.} Er macht einen lebhaften und gescheiten Eindruck; vielleicht im Theoretischen nicht immer gründlich genug, hat aber einige gute Ideen. Er betont die wichtige Rolle der Ideologie, die die Marxisten vernachlässigt hätten. Ihre Rückwirkung auf die Produktionsverhältnisse. Den Irrationalismus der heutigen Jugend müsse man nicht unterdrücken,~\neueseite{538889} sondern positiv nutzbar machen, entsprechend den positiven Prinzipien moderner Pädagogik. Ich sage, dass ich ihm zustimme, dass die Konsequenz des Fatalismus, die manche Marxisten aus dem Marxismus ziehen, zu bekämpfen ist; aber seine Formulierungen seien vielleicht etwas gefährlich, als gebe es überhaupt keine Gesetze. Wir einigen uns dahin, dass in der heutigen Zeit nicht genügend Gesetze bekannt sind, um das politische Handeln ganz darauf basieren zu können. Ich sage: auch in Zukunft nicht; Irrationales und Entschluss sind schließlich das Entscheidende. Sein negatives Urteil über Russland\IO{Russland}; es sei noch kein sozialistischer Aufbau. Wir verabreden, zunächst unformell uns wieder zu treffen; dazu sollen noch Franzel\IN{\franzel} (er sei entschiedener Sozialist, habe eine oppositionelle Gruppe in der Partei\II{\sozialdemokratischeparteitschechien}; die Begriffe ,,rechts`` und ,,links`` seien abgetan; ich meine dagegen, sie seien als Abkürzung für gewisse Einstellungen brauchbar) und ein deutscher Schriftsteller Müller\IN{\muellerschriftsteller} kommen. Ich sage: vielleicht auch Frank\IN{\frankphilipp}. Wir wollen dann miteinander über einige Probleme sprechen. Ich sage, dass ich in soziologischen Dingen inkompetent bin. Er meint, diese Unbefangenheit sei gerade gut; er sagt auch etwas von unserer Richtung; hat es aber offenbar nicht verstanden. \tbentry{23}{6}{1934}{} Nachmittags mit Ina\IN{\ina} auf dem Hügel, Englisch gelesen (Wilde\IN{\wilde}, Earnest\IW{\wildeearnest}).\fnE{Siehe LL \refcn{2160}.} Später Bronja Wistrich\IN{\wistrichbronja}. \tbentry{24}{6}{1934}{} Englischen Vortrag\IC{\londonervortraege} gearbeitet. \tbentry{25}{6}{1934}{} 11\,\hbox{--}\,1 Englisch. 3 Zahnarzt. Kino\IO{Prag!Kino} ,,Der träumende Mund`` mit \mbox{Bergner}\IN{\bergnerelisabeth}; sie spielt schön. \tbentry{26}{6}{1934}{} Englisches Vortrags-\textit{MS}\IC{\londonervortraege}. \tbtwoA{631} %\tbentry{27}{6}{1934}{} \tbentry{28}{6}{1934}{} Nachmittags Englisch. Zahnarzt. \textonehalf{}\,6\,\hbox{--}\,\textonehalf{}\,9 zu \uline{Schlamm}\IN{\schlamm}; dort Heller\IN{\hellererich} und Doktor Emil \uline{Franzel}\IN{\franzel}. Über den Zeitungsaufsatz von Beck\IN{\beck} gegen die materialistische Geschichtsauffassung.\fnE{Konnte nicht identifiziert werden.} Ich sage,~\neueseite{538885} dass es zur Klärung der theoretischen Diskussion gut wäre, unter dem Wort ,,Sozialismus`` nur die sozialistische Wirtschaftsordnung zu verstehen, und nicht unser Gesamtziel; sie sind sehr dagegen (zum Teil vielleicht, weil sie missverstehen, als wollte ich nur die Wirtschaftsordnung als Ziel). Ich betone, dass die empirische Frage der Abhängigkeit zwischen ,,Unterbau`` und ,,Überbau`` keine prinzipielle, sondern eine quantitative Frage ist. Daneben gebe es eine prinzipielle Frage (nämlich die des Physikalismus), über die wir nächstes Mal sprechen wollen.\fnA{Es folgt ein leerer Eintrag mit dem Symbol~\original{\kreis}.} %\tbentry{29}{6}{1934}{\kreis} \tbmanyentries{\tbentry{30}{6}{1934}{}, \tbentry{1}{7}{1934}{}} Englisches Vortrags-\textit{MS}\IC{\londonervortraege}. %\tbentry{1}{7}{1934}{} %\textwh{Englische Vorträge -- \textit{MS}\IC{\londonervortraege}.} \tbentry{2}{7}{1934}{} 11\,\hbox{--}\,1 Englisch. Nachmittags Kino\IO{Prag!Kino} ,,Westfront 1918; 4 von der Infanterie`` mit Diessl\IN{\diessl}. Packende Frontbilder. \tbmanyentries{\tbentry{3}{7}{1934}{}\,\hbox{--}\,\tbentry{6}{7}{1934}{\kreis}} Englisches Vortrags-\textit{MS}\IC{\londonervortraege}. %\tbentry{4}{7}{1934}{} %\textwh{Englische Vorträge -- \textit{MS}\IC{\londonervortraege}.} %\tbentry{5}{7}{1934}{} %\textwh{Englische Vorträge -- \textit{MS}\IC{\londonervortraege}.} %\tbentry{6}{7}{1934}{\kreis} %\textwh{Englische Vorträge -- \textit{MS}\IC{\londonervortraege}.} %\tbentry{7}{7}{1934}{} %\tbentry{8}{7}{1934}{} \tbentry{9}{7}{1934}{} 11\,\hbox{--}\,1 Englisch. Zum Schneider (der angebliche Emigrant scheint uns mit dem Stoff betrogen zu haben). \gestrunl\ Nachmittags Universitätsbibliothek. \textonehalf{}\,6\,\hbox{--}\,8 zu \uline{Schlamm}\IN{\schlamm}, dort auch \uline{Franzel}\IN{\franzel}. Ich\fnA{Original \original{Über}.} sage, dass Kraus\IN{\krausoskar} mir zu uneinfachen Stil schreibt, nicht unserem Stil entsprechend (Bauhaus\-architektur). Beide leugnen das; \uline{Kraus}\IN{\krausoskar} schreibe das, was er zu sagen hätte, in der denkbar einfachsten Form. Ich erkläre Physikalismus und Einheitswissenschaft. Unterscheidung der beiden Materialismusfragen im Marxismus: die prinzipielle, logische und die empirische, soziologische (Unterbau~\hbox{--}~Überbau). Zwischen Unterbau und Überbau~\neueseite{538881} gibt's keine scharfe Kluft. \uline{Schlamm}\IN{\schlamm} betont, dass man manchen Marxisten gegenüber das Recht auf psychologische Untersuchung verteidigen müsse. %\tbentry{10}{7}{1934}{} \tbentry{11}{7}{1934}{} 3\,\hbox{--}\,\textonehalf{}\,10 nachmittags \uline{Bardenhewer}\IN{\bardenhewer} hier; ihr Lukas\IN{\bardenhewerlukas} war zuerst in einem \textit{YMCA} Heim\II{\ymca}, jetzt auf eigenen Wunsch in einem kommunistischen Kinderlager\II{\kommunistischeskinderlager} (bei Böhmisch Sternberg\IO{Böhmisch Sternberg}).\fnA{Es folgt ein leerer Eintrag mit dem Symbol~\original{\kreis}.} %\tbentry{12}{7}{1934}{\kreis} \tbentry{13}{7}{1934}{} Abends 6\,\hbox{--}\,10 \uline{Bardenhewer}\IN{\bardenhewer} und Herr und Frau \uline{Fabian}\IN{\fabianfrau} hier. Sie sind Emigranten, seit 1~Jahr hier, er Zahnarzt; sie Polin, übersetzt mir den Auf\-\tbtwoA{632}satz von Sztejnbarg\IN{\steinberg} über Physikalismus. 8\,\hbox{--}\,10 hören wir im Radio \uline{Hitlers}\IN{\hitler} Rede im Reichstag\IO{Berlin!Reichstag} über die Röhm\IN{\roehm} Verschwörung.\fnE{Vgl. Benz et~al., \emph{Enzyklopädie des Nationalsozialismus}, 767\hbox{--}769.} \tbentry{14}{7}{1934}{} Londoner Vorträge~-- \textit{MS}\IC{\londonervortraege}. Gr. Sp. \tbentry{15}{7}{1934}{} Briefe. \tbentry{16}{7}{1934}{} 11\,\hbox{--}\,1 Englisch. Schneider. Mittags \uline{Gicklhorn}\IN{\gicklhorn}; er ist in schwieriger wirtschaftlicher Lage, weil Keller\IN{\kelner} nicht mehr zahlen kann. Klagt, dass nirgends mehr Interesse für theoretische Forschung.~-- \uline{Bodenstein}\IN{\bodenstein} hat Ina\IN{\ina} vorgeschlagen, dass wir in seinem Auto mit in die Dolomiten\IO{Dolomiten} fahren! Wir überlegen und planen, noch ohne Entschluss. \tbentry{17}{7}{1934}{\kreis} Londoner Vorträge~-- \textit{MS}\IC{\londonervortraege}.\fnA{Es folgen zwei leere Einträge, beim 18.\,VII.\,1934 die Bemerkung \original{Ina}\IN{\ina}.} %\tbentry{18}{7}{1934}{Ina}\IN{\ina} %\tbentry{19}{7}{1934}{} \tbentry{20}{7}{1934}{} Briefe. Kongressvortrag\IC{\vortragvorkonferenz} vorbereitet.\fnE{Vgl. TB~31.VIII} \tbentry{21}{7}{1934}{} 11\,\hbox{--}\,1 Englisch. \gestrunl\ Besorgungen. Schneider. \tbentry{22}{7}{1934}{} Kongressvortrag\IC{\vortragvorkonferenz}.\fnE{Siehe die zweiseitige kurzschriftliche Vortragsskizze (\href{http://doi.org/10.48666/808412}{RC~110"~07"~08}) sowie TB~31.\,VIII.\allowbreak\,1934. Der Vortrag ist publiziert als Carnap, ,,Formalwissenschaft und Realwissenschaft``.} Englische Vorträge\IC{\londonervortraege}.~\neueseite{538883} \tbentry{23}{7}{1934}{} Englische Vorträge\IC{\londonervortraege}. \tbentry{24}{7}{1934}{} Englische Vorträge\IC{\londonervortraege} fertig. Briefe. \tbentry{25}{7}{1934}{} 11\,\hbox{--}\,1 Englisch. Besprechung mit Bodenstein\IN{\bodenstein} wegen Autofahrt; er macht es uns aber nicht billig genug. Wir beschließen: Ich fahre allein nach München\IO{München}. \tbentry{26}{7}{1934}{\kreis} Briefe. \tbentry{27}{7}{1934}{} Nachricht von {\lspitz}\sout{Holos}{\rspitz} Hahns\IN{\hahnhans} Tod. Briefe. \tbentry{28}{7}{1934}{} Bardenhewer\IN{\bardenhewer} kommt, will in die Schweiz\IO{Schweiz}. Ina\IN{\ina} gibt ihr den Pass.~-- Mittags in die Stadt, mit dem Cello. Ich 15,43\,\hbox{--}\,23,30 nach \uline{München}\IO{München}.\ort{München} Franz\IN{\rohfranz} an der Bahn\IO{München!Bahn}. Wir suchen Hotel Zimmer; endlich im \sout{Hotel} Heinrich\IO{München!Hotel Heinrich}~\ldots{} \tbentry{29}{7}{1934}{} Zu Rohs\IN{\rohfranz}\IN{\rohhilde}. Franz\IN{\rohfranz} im Auto mit zur Bahn, wir holen \uline{Cello} und Bücherkoffer, in die Jagdstraße\IO{München!Jagdstraße}. Dort Annemarie\IN{\annemarie} und Hanneliese\IN{\hanneliese}. Sie sehr erfreut über Cello, wir üben gleich zusammen. \pagebreak Ich bleibe über Mittag. Elisabeth\IN{\elisabeth} \tbtwoA{633} kommt. Über geschäftliche Fragen. Sie bekommt bis Frühjahr Hypothek 5.000 von Husemann\IN{\husemann} zurück. Sie ist in Wüstenroter Bausparkasse\II{\wuestenroterbausparkasse} eingetreten, kann Frühjahr schon 20.000 zu~2\,\% bekommen, will dann bauen. Ich sage: Kaufen vielleicht billiger; aber sie meint, man findet nichts Passendes. 5\textsuperscript{h}~kommt Franz\IN{\rohfranz} und Horn\IN{\hornwilhelm} im Auto; sie holen mich und Elisabeth\IN{\elisabeth} zu Rohs\IN{\rohfranz}\IN{\rohhilde}. Dort Horns\IN{\hornhilde}\IN{\hornwilhelm}, der Maler Ende\IN{\edgarende} und später Dora Hansmann\IN{\hansmannfrau}. Ende\IN{\edgarende} hat die ,,Erkenntnis``\II{\erkenntnis} bei Roh\IN{\rohfranz} gelesen, und sogar mal ein wenig den Aufbau\IC{\konstitutionstheorie}; unter schweren Kämpfen hat er daraufhin die Metaphysik aufgegeben, es war ,,wie eine Operation``. Wir sprechen alle zusammen lange und lebhaft über Metaphysik. Ich erkläre Unterschied zwischen Mythos (Märchen, Aberglaube) und Metaphysik.\fnE{Vgl. zu dieser Unterscheidung Schilpp, \emph{The Philosophy of Rudolf Carnap}, 877\hbox{--}881.}~\neueseite{538895} Elisabeth\IN{\elisabeth} als einziger Gegner, aber mehr durch Missverständnisse. Meine Erläuterungen sind zu abstrakt, \gestrunl~Ende\IN{\edgarende} erklärt ihr's verständlicher (dafür aber nicht einwandfrei). Elisabeth\IN{\elisabeth} meint, Christiansens\IN{\christiansen} neues Buch (,,Der neue Gott``\IW{\christiansenderneuegott}) beweise wissenschaftlich, dass es einen Gott gibt; er sei selbst sehr gegen Aberglaube und kirchliche Dogmen; Heidegger\IN{\heidegger} sei abgesetzt, persönlich ganz geknickt, vielleicht sehe er selbst die Wertlosigkeit seiner Philosophie ein~(?!).~-- Abends als Elisabeth\IN{\elisabeth} fort, erzähle ich Dora\IN{\hansmannfrau} von Neurath\IN{\neurath}; Problem mit Marie\IN{\reidemeistermarie}-{\lspitz}Liaison{\rspitz}.\fnE{Vgl. Sandner, \emph{Otto Neurath}, 185\hbox{--}187.} Dann noch über aktuelle Probleme. Über \gestrunl\ das Tatsächliche sind die meisten doch erstaunlich gut orientiert. Ich erzähle auch von Reichs\IN{\reichwilhelm} neuer Zeitschrift\II{\reichzeitschrift},\fnE{Wilhelm Reichs \emph{Zeitschrift für Politische Psychologie und Sexualökonomie}.} und wir sind einig über die Notwendigkeit der psychologischen Ergänzung.~-- Ich werde allmählich schrecklich müde, als Horns\IN{\hornhilde}\IN{\hornwilhelm} weg sind; und Franz\IN{\rohfranz} noch lang mit Ende\IN{\edgarende} spricht, ob ethischer Fortschritt vorhanden sei. \textonehalf{}\,1~ins Bett; sehr wenig geschlafen. \tbentry{30}{7}{1934}{} Annemarie\IN{\annemarie} und Hanneliese\IN{\hanneliese} kommen zu uns in den Garten. Allerhand Gespräche, auch mit Rohs\IN{\rohfranz}\IN{\rohhilde} dabei. Über Religion; Erwachsenwerden der Menschen; Hanneliese\IN{\hanneliese} meint, ob der Glaube ans Jenseits nicht nötig sei, damit die Menschen gut zueinander wären. Annemaries\IN{\annemarie} Klagen über die Leiterin von Gaienhofen\IO{Gaienhofen} ,,Talis``\IN{\talis}.\fnE{Elisabeth Müller.} Ihre Abneigung gegen Stunden, jetzt Vorliebe für praktische Tätigkeit; ob nur zeitweise, und durch die Lehrerin bedingt? Sonst Chemie am liebsten. Pläne: Schule Miesbach\IO{Miesbach}\II{\schulemiesbach},\fnE{\emph{Wirtschaftliche Frauenschule Miesbach}.} vielleicht Ostern? Autofahrt zum Rotkreuzplatz\IO{München!Rotkreuzplatz}, zu Hannelieses\IN{\hanneliese} Schneiderin. Nach\-\tbtwoA{634}mittags Justizrat~\luecke{} bei Hilde\IN{\rohhilde}. Er hat gestern im Radio drohende Rede von Mussolini\IN{\mussolini} gehört; hält die augenblickliche Lage der deutschen Wirtschaft für äußerst kritisch, rät zu Anschaffung von Sachwerten.~-- Nach~5\textsuperscript{h} mit den beiden Mädchen zur Jagdstraße\IO{München!Jagdstraße}. Bald kommen Cha\IN{\elisabeth} und \uline{Johannes}\IN{\johannes}, er gerade von Gebesee\II{\landerziehungsheimgebesee}\IO{Gebesee}, noch erfüllt von~\neueseite{538893} den schönen Tagen in Ettersburg\IO{Ettersburg}, mit Sportkämpfen, Aufführungen usw.\fnE{Johannes Carnap besuchte das Landerziehungsheim Gebesee. In Ettersburg befand sich ein weiteres Lietzsches Landerziehungsheim.} Ich erzähle Cha\IN{\elisabeth} von den Mahnungen zu Sachwerten; dabei kommen wir auf Mussolini\IN{\mussolini}, Wiener Ereignisse usw. Alles sei Judenlüge. Die Zahl~77 sei sicher, weil H.\IN{\hitler}~sie selbst gesagt habe.\fnE{Von Hitler in seiner Reichstagsrede am~13.\,VII.\,1934 angegebene Anzahl der nach dem sogenannten Röhm-Putsch Ermordeten.} Nach dem Abendessen noch etwas mit Hanneliese\IN{\hanneliese} Cello geübt. Hanneliese\IN{\hanneliese} erzählt mir von ihrem neuen Indianerbuch (Aufzeichnungen eines lebenden Indianers). \tbentry{31}{7}{1934}{} Mit Franz\IN{\rohfranz} im Garten. Er erzählt vom Doktor Frankenberger\IN{\frankenbergerjulius} (er ist abgesetzt, angeblich nicht als Nicht-Arier, sondern weil er den Leuten nicht passte), Flitner\IN{\flitner} und Freyer\IN{\freyer}. Sie sind alle Nationalisten, aber sehr betrübt, dass sie den jetzigen Kurs nicht mitmachen können; \sout{auch} besonders Flitner\IN{\flitner} sehr kritisch jetzt.~-- Nachmittags Annemarie\IN{\annemarie} und Johannes\IN{\johannes} in unserem Garten. Ich erzähle ihnen von der Kriegsgefahr, und von den Spannungen der verschiedenen Staaten gegeneinander; und wie aus einem Konflikt leicht ein großer Weltkrieg wieder entstehen könnte.~-- Abends in der Jagdstraße\IO{München!Jagdstraße}. Cha\IN{\elisabeth} zeigt ihre Hauspläne; der Architekt von Gramms\IN{\gramm}\IN{\maue} will ihr ein Häuschen mit 4~Zimmern {\lspitz}und{\rspitz} allem Zubehör für 16.000 bauen; im ganzen mit Grundstück 20.000; soviel bekäme sie von der Bausparkasse\II{\wuestenroterbausparkasse}; und zwar neuerdings vielleicht schon jetzt! Sie will jetzt eifrig suchen und vielleicht schon im September zu bauen anfangen. Vielleicht an der Starnbergbahn\IO{Starnbergbahn}, sodass in 15\hbox{--}20~Minuten München\IO{München} erreichbar. Da könnte Annemarie\IN{\annemarie} auch mit wohnen, wenn sie in München\IO{München} lernt, und Johannes\IN{\johannes}, wenn er vielleicht auf die Technische Hochschule\IO{München!Technische Hochschule München} in München\IO{München} geht. Er will Ostern nach Buchenau\IO{Buchenau} und dort in 3 oder vier Jahren in der Werkstatt\IO{Buchenau!Werkstatt} seinen Schlossergesellen machen. Spät kommt \uline{Christiansen}\IN{\christiansen}. Wir kommen ins Gespräch, sehr ruhig, aber nur über Wissenschaft. Ich deute einige Kritik seines neuen Buches\IW{\christiansenderneuegott} an, das ich aber noch nicht ganz gelesen habe. Ich verspreche ihm, die Syntax\IC{\logischesyntax} leihweise zu schicken.~-- Ich übernachte in Gramms\IN{\gramm} leerer Wohnung.~\neueseite{538891}\pagebreak \tbtwoA{635} \tbentry{1}{8}{1934}{} Weil schlechtes Wetter, fällt die Badefahrt zum Starnbergersee\IO{Starnbergersee} aus. \sout{Ich fahre} Ich früh in der Jagdstraße\IO{München!Jagdstraße}. Hanneliese\IN{\hanneliese} ist schon weg, ins Ferienlager am Main\IO{Main}. Mit Annemarie\IN{\annemarie} (die nach Elmau\IO{Elmau} fährt, um für 1~Monat Helferin in der Küche zu sein) bis Starnberg\IO{Starnberg} {\lspitz}\sout{Autobus}{\rspitz} (11,35\,\hbox{--}\,12,08). 12,58 Autobus nach \uline{Söcking}\IO{Söcking}.\ort{Söcking} Ille Stadler\IN{\elli} ist da, die im Herbst einen Lehrer mit großem Garten heiraten will. Regen. Nachmittags schön; mit Maue\IN{\maue} lange spazieren. Ich erzähle von Prag\IO{Prag} und Wien\IO{Wien}. Gramms\IN{\gramm}\IN{\maue} und ihre Bekannten sind auch entsetzt über die Ereignisse vom Juni.\fnE{Der ,,Röhm-Putsch``. Vgl. TB~13.\,VII.\,1934\diaryref{TB-13-VII-1934}.} Abends Maue\IN{\maue} noch zu mir. \tbentry{2}{8}{1934}{} Vormittags mit den beiden Kindern weg. Auf den Hochsitz. Dann in der Sonne gelegen. Sie sind sehr lieb und nett dabei. Wollen Rätsel. Gerhard\IN{\gerhardgramm} sehr phantasievoll, will ein Vogel oder Wasser sein usw. Aber sobald Maue\IN{\maue} dabei, erhebt er immerzu Ansprüche, die leider immer erfüllt werden. Nachmittags zum Strandbad\IO{Starnberg!Strandbad} Starnberg\IO{Starnberg}. Gittli\IN{\birgit} Schwimmversuche; Maue\IN{\maue} sehr zaghaft beim Schwimmen.~-- Abends Maue\IN{\maue}. \tbentry{3}{8}{1934}{} Gramm\IN{\gerhardgramm} nach München\IO{München}, zur Bank\IO{München!Bank}; allgemein ,,Flucht in die Sach\-werte``. Regnerisch. Roh\IN{\rohfranz} sagt {\lspitz}Tomasi{\rspitz}-Plan ab; ich telefoniere Johannes\IN{\johannes} heraus und beschließe, morgen noch zu bleiben.~-- Abends Maue\IN{\maue}. \tbentry{4}{8}{1934}{} Vormittags kommt \uline{Johannes}\IN{\johannes} im Regen an. Mit ihm und Gittli\IN{\birgit} Mühle usw. gespielt. Nachmittags mit Maue\IN{\maue} spazieren. Sie erzählt von Gall\IN{\gall}. Über Erziehungsfragen; sie darf dem Gerhard\IN{\gerhardgramm} nicht so alle Wünsche erfüllen; sie versteht mich nicht richtig; ich möchte es aber nicht so scharf sagen. Abends \uline{nach München}\IO{München}.\ort{München} Wohne jetzt in der leeren Wohnung Nibelungenstraße\IO{München!Nibelungenstraße}. \tbentry{5}{8}{1934}{} Frühstück bei Elisabeth\IN{\elisabeth}. Zu Rohs\IN{\rohfranz}\IN{\rohhilde}. Mit ihnen in die Mustersiedlung Ramersdorf\IO{Ramersdorf}. Wir besichtigen verschiedene Häuser und suchen eins für Rohs\IN{\rohfranz}\IN{\rohhilde} aus. Mit ihnen ins Kino; Mittelholz\editor{er}\IN{\mittelholzerwalter}~\neueseite{538899} Flug nach Abessinien\IO{Abessinien}; Bilder aus dem Leben von Hindenburg\IN{\hindenburg}.\fnE{Der Film ,,Abbessinien-Flug`` sowie Wochenschauberichte zum Tod von Paul von Hindenburg.} \tbentry{6}{8}{1934}{} Bank; der Beamte ist optimistischer in Bezug auf die Wertpapiere als Rohs\IN{\rohfranz} Berater und der von Gramm\IN{\gramm}. Mit Maue\IN{\maue} mittags im Ethos\IO{München!Ethos};\fnE{Nach dem Abstinentenbund Ethos benanntes Restaurant.} sie ist nur kurz in München\IO{München} für Besorgungen. Nachmittags mit Johannes\IN{\johannes} \tbtwoA{636} im Deutschen Museum\IO{München!Deutsches Museum}. Er ist lebhaft interessiert; besonders an Schiffen, Brücken, Bahnen. 11\textsuperscript{h}~mit Horn\IN{\hornwilhelm} telefoniert. \tbentry{7}{8}{1934}{} Frühstück Jagdstraße\IO{München!Jagdstraße}. \sout{Zu Rohs\IN{\rohfranz}\IN{\rohhilde}}. Rohs\IN{\rohfranz}\IN{\rohhilde} holen mich ab, in die Stadt; die Bank\IO{München!Bank} ist aber geschlossen, wegen Beisetzung von Hindenburg\IN{\hindenburg}, (Elisabeth\IN{\elisabeth} und Johannes\IN{\johannes} sind gegangen die Feier im Radio anzuhören). Nachmittags nochmal mit Franz\IN{\rohfranz} in die Stadt; auf die Bank\IO{München!Bank}. Dann zusammen draußen. Abends kommt Hilde\IN{\rohhilde}. Sie planen vage einen Besuch in Prag\IO{Prag}; ich erzähle von unserem Leben. Hilde\IN{\rohhilde} untersucht meinen Arm; meint: Arthritis; rät zu klinischer Untersuchung. \tbentry{8}{8}{1934}{} Zum Frühstück Jagdstraße\IO{München!Jagdstraße}. Johannes\IN{\johannes} hat seinen Freund Henning\IN{\henning} da. Elisabeth\IN{\elisabeth} zu Bett; der Bauch ist nicht in Ordnung. Sie beklagt sich über meine Tendenz, sie herabzuwerten, und dass ich gar nicht mit ihr diskutieren wolle. Ich sage, das beziehe sich nur auf das Politische; sie soll es lieber mit Franz\IN{\rohfranz} besprechen. Über Hannelieses\IN{\hanneliese} Gesundheit: vor einem \textonehalf{}~Jahr waren wieder wunde Stellen, aber Bazillen sind nicht gefunden worden. Über Wirtschaftliches. Sie will jetzt mit Johannes\IN{\johannes} Bauplatz suchen. Als ich ihr zum Abschied freundlich Gutes wünsche, ist sie ganz gerührt; vom Bahnhof\IO{München!Bahnhof} lass' ich ihr durch Johannes\IN{\johannes} Blumen bringen.~-- Die beiden Jungen helfen mir, die Sachen von der Nibelungenstraße\IO{München!Nibelungenstraße} zum Bahnhof bringen.~-- 12,40\,\hbox{--}\,21,33 \gestrunl\ über Marktredwitz\IO{Marktredwitz}~-- Eger\IO{Eger} nach \uline{Prag}\IO{Prag}.\ort{Prag [Praha]} Ina\IN{\ina} hat Morrisens\IN{\morris}\IN{\morrisfrau} heute ins Hotel Blauer Stern\IO{Prag!Hotel Blauer Stern} gebracht und dort den Abend mit ihnen zugebracht. Sie kommt versehentlich 22\,\textonehalf{}~an den Bahnhof\IO{Prag!Bahnhof}, holt mich aber mit Taxi in Ko\v{s}i\v{r}e\IO{Ko\v{s}i\v{r}e} ein. \tbentry{9}{8}{1934}{} Nachmittags zusammen ins Splendid\IO{Prag!Splendid}. Dort wohnt \uline{Frank}\IN{\frankphilipp}, um Treppen zu vermeiden. Steifes Bein; blass. Hania\IN{\frankphilippfrau} bei ihm. Wir bringen Morrisens\IN{\morris}\IN{\morrisfrau} mit, wegen Zimmersuche.~\neueseite{538897} Dadurch ist Hania\IN{\frankphilippfrau} zur Fassung genötigt. Später mit Franks\IN{\frankphilipp}\IN{\frankphilippfrau} allein. Er erzählt von Paris\IO{Paris}. Über Vorkonferenz\II{\vorbesprechunginprag}. Wir beschließen, Neurath\IN{\neurath} für die Reise zu helfen. \tbentry{10}{8}{1934}{\kreis} Briefe. \tbentry{11}{8}{1934}{} Nachmittags \uline{Morrisens}\IN{\morris}\IN{\morrisfrau} mit Kind hier. Wir holen sie in B\v{r}evnov\IO{B\v{r}evnov} ab. Wir sprechen über die ersten beiden Teile seines \textit{MS} ,,Pragmatism and Logical Positivism``\IW{\morrisprag}\IW{\morrisbuch}, die er auf dem Kongress\II{\kongressphilosophieprag} bzw. auf der Konferenz\II{\vorbesprechunginprag} vortragen will.\fnE{Vgl. Morris, ,,\foreignlanguage{english}{The Concept of Meaning in Pragmatism and Logical Positivism}``. Siehe aber auch das auf diesen Tag datierte, vierseitige kurzschriftliche Exzerpt Carnaps (\href{http://doi.org/10.48666/825150}{RC~110"~02"~11}), \pagebreak das sich auf ein umfangreicheres Manuskript von Morris mit dem Titel ,,\foreignlanguage{english}{Pragmatism and Logical Positivism}`` bezieht. Das deutet darauf hin, dass Morris' Vortrag auf dem Prager Philosophiekongress als Grundlage eine frühe Fassung von Morris, \emph{\foreignlanguage{english}{Logical Positivism, Pragmatism, and Scientific Empiricism}} hatte und dass dieses MS hier diskutiert wurde.} \pagebreak Über den empirischen Charakter von Logik und Ma\-\tbtwoA{637}thematik. Über die Lage in Amerika\IO{Amerika} denke er seit kurzem optimistischer, nämlich dass die Krise vielleicht überwunden werde. Wenn nicht, wenn die Anzahl der Erwerbslosen steige, komme wahrscheinlich auch Faschismus. Wissenschaft brauche Liberalismus als Atmosphäre; daher werde das Schwergewicht der Wissenschaft in der nächsten Zukunft nach England\IO{England} und Amerika\IO{Amerika} hinübergehen. \tbentry{12}{8}{1934}{} Briefe. \tbentry{13}{8}{1934}{\kreis} Morris\IN{\morris} \textit{MS}\IW{\morrisprag}\IW{\morrisbuch} gelesen.~-- Ina\IN{\ina} erfragt alles über Söcking\IO{Söcking}; lieber Offenheit als Verschleierung. \tbentry{14}{8}{1934}{Ina}\IN{\ina} Vormittags Englisch.~-- Nachmittags Institut, Sachen geholt. Ins Hotel Splendid\IO{Prag!Hotel Splendid} zu \uline{Morrisens}\IN{\morris}\IN{\morrisfrau}. Mit ihm diskutiert über sein \textit{MS}\IW{\morrisprag}\IW{\morrisbuch}; \gestrunl~Beziehung zwischen Kosmologie und Syntax.\fnE{Zu Morris' Auffassung von Philosophie als ,,empirischer Kosmologie`` vgl. ders., \textit{Logical Positivism, Pragmatism and Scientific Empiricism}, 16\hbox{--}21.\baustellex{WISS}} Intersubjektivität. Gibt es private Sätze? Nein, wenn ,,Verifikation`` weit genug gefasst wird. Zuletzt kommt er spontan auf \uline{Chicago}\II{University of Chicago} zu sprechen. Im vorigen Jahr noch haben sie ein \gestrunl\ Philosophieforschungsinstitut \sout{vorgeschlagen} beantragt, mit 50.000\,\textit{\textdollar{}} jährlich; das scheint bei der gegenwärtigen Wirtschaftslage nicht möglich. Es ist aber noch eine Wechselprofessur beantragt. Falls sie zustandekommt, würde er mich als ersten für ein Jahr vorschlagen. Der Head of Department ist zurückgetreten; der Älteste ist jetzt Smith\IN{\smith} (sein Freund, sehr belesen, Skeptiker, schätzt Nicolai Hartmann\IN{\hartmannnikolai}; Soziologe), der Nächste er. Falls einer von beiden es würde, ständen die Chancen nicht schlecht.~-- Wir gehen zu \uline{Franks}\IN{\frankphilipp}\IN{\frankphilippfrau} hinüber; weil aber Fürths\IN{\fuerth} dabei sitzen, flüchten wir zu~\neueseite{538901} Morrisens\IN{\morris}\IN{\morrisfrau} an den Tisch. Als er nachher für uns zahlt, gibt's lebhafte Diskussion zwischen ihm und Ina\IN{\ina}.~-- Frau Morris\IN{\morrisfrau} spricht immer sehr offen mit Ina\IN{\ina}. Sie hat ihr auch erzählt, dass Frau Schlick\IN{\schlickfrau} über meinen Lebenswandel Ungünstiges berichtet, ich hätte keine ernsten Gedanken mit Wissenschaft und so im Kopf, sondern nur Liebschaften! \tbentry{15}{8}{1934}{} Korrektur ,,Antinomien``\IC{\msantinomien} gelesen. \tbentry{16}{8}{1934}{} Vormittags Englisch. Nachmittags Zahnarzt. \textonehalf{}\,4\,\hbox{--}\,8 \uline{R\'{a}dl\IN{\radl}-Sitzung}\II{\radlsitzung}. R\'{a}dl\IN{\radl} macht alles schrecklich langsam und umständlich. Auch Frank\IN{\frankphilipp} erscheint. Programm der Gruppe~A festgelegt. Mit Frank\IN{\frankphilipp} ins Hotel Splen\-\tbtwoA{638}did\IO{Prag!Hotel Splendid}. Über Vorkonferenz\II{\vorbesprechunginprag}. Mengers\IN{\menger} Buch\IW{\mengerbuch} findet er auch unfruchtbar.\fnE{Menger, \emph{Moral, Wille und Weltgestaltung}. Zu Carnaps Meinung über Mengers Buch vgl. Rudolf Carnap an Felix Kaufmann, 22.\,VI.\,1934 (\href{http://doi.org/10.48666/808414}{RC~028"~21"~12}).} Später kommt Hania\IN{\frankphilippfrau}; ich tröste sie, weil Neuraths\IN{\neurath} letzter Brief ihr kühl vorkommt; das kommt aber nur durch den \editorstr{ganz zu dem} vorhergegangenen ganz lyrischen Brief.~-- 10\textsuperscript{h}. \tbentry{17}{8}{1934}{} Nachmittags \uline{Morrisens\IN{\morris}\IN{\morrisfrau} hier}. Ich hole sie in B\v{r}evnov\IO{B\v{r}evnov} ab. Mit ihm über seine Vortrags \textit{MSe}\IW{\morrisprag}\IW{\morrisbuch}. Über die Aufgabe der Syntax; Beziehung zwischen seiner Kosmologie und Syntax. Ich sage, dass vielleicht viele kosmologischen Sätze zur inhaltlichen Redeweise gehören; er ist sehr erstaunt darüber; mir scheint, der Begriff der inhaltlichen Redeweise ist ihm noch gar nicht klar gewesen, obwohl er sagt, dass er Syntax\IC{\logischesyntax} Kapitel~V genau studiert hat. Ich frage abends beim Hinabgehen, wie hoch er meine Chance für eine Einladung nach Chicago\II{University of Chicago}, von der er voriges Mal gesprochen hat, einschätzt. \sout{Er sagt, die} Ich erkläre, warum ich glaube, in Mitteleuropa\IO{Mitteleuropa} keine Chance mehr zu haben. \sout{Ich} Er sagt, dass er persönlich mich sehr gern nach Chicago\II{University of Chicago} haben möchte, sowohl für eine Zeit, als \sout{dann} auch dann dauernd; sie brauchen einen Logiker, auch über Grundlagen der Mathematik. Aber es hängt von dreierlei ab: 1)~der Präsident der Universität\IN{\hutchins}\fnE{Robert Maynard Hutchins.} neigt mehr zu katholischer Philosophie, aber er pflegt ihnen nicht hineinzureden; 2)~wenn Smith\IN{\smith} Chairman of the Department würde, ist nicht sicher, wie er entscheiden würde, da er für Nicolai Hartmann\IN{\hartmannnikolai} ist; 3)~die~\neueseite{538909} finanzielle Lage der Universität\II{University of Chicago}. Der Etat des Departments ist jetzt {\lspitz}sehr{\rspitz} beschnitten; aber man hofft, dass er wieder auf die alte Höhe gebracht wird; nur dann wäre eine Einladung möglich. Er meint, dass ich im Allgemeinen wohl eine Chance hätte, \gestrunl\ auch dauernd an eine Universität zu kommen; aber für mich entspräche vielleicht nur eine Professur an einer der 7 großen Universitäten (Chicago\II{University of Chicago}, Columbia\II{Columbia University, New York}, Harvard\II{Harvard University, Cambridge (Ma)}, Princeton\IO{Princeton!Princeton Universität}, California\IO{Oakland!California Universität}, Stanford\IO{Stanford!Stanford Universität}, Yale\IO{New Haven!Yale Universität}). Ich frage, ob er den Plan einer Vortragsreise für gut halte, vielleicht mit Hilfe von Professor Menger\IN{\menger}~-- Wien\IO{Wien}. Er meint, ich solle den fragen. Aber gewöhnlich sei es so, dass in größeren Städten populäre Vorträge gehalten würden, durch die das Geld aufkomme; und dann kämen Einladungen der nahegelegenen Universitäten, die aber nicht viel bezahlten. Er geht Anfang Jan. wieder nach Chicago\IO{Chicago}; im April etwa wird der neue Chairman bestimmt; darnach erst können Beschlüsse gefasst werden. Er wird mir also erst im späten Frühjahr etwas sagen können; frühestens für Okt. 1935. \tbtwoA{639} \tbentry{18}{8}{1934}{} Briefe. %\tbentry{19}{8}{1934}{} \tbentry{20}{8}{1934}{} Vormittags Englischstunde. Nachmittags Zahnarzt fertig. 4\,\hbox{--}\,\textonehalf{}\,8 zu \uline{Morrisens}\IN{\morris}\IN{\morrisfrau} Hotel Splendid\IO{Prag!Hotel Splendid}. Mit Morris\IN{\morris} im Baumgarten\IO{Prag!Baumgarten} spazieren. Dabei erkläre ich ihm den Physikalismus: die Sätze sind äquivalent, nur nicht \textit{L}"~äq.; ob sie 2~verschiedene Tatsachen ausdrücken oder~1, ist eine Scheinfrage in materieller Redeweise.\fnE{Vgl. Carnap, \emph{Logische Syntax der Sprache}, 248\,f., 252.} Abends mit Frank\IN{\frankphilipp} im Garten des Hotel Splendid\IO{Prag!Hotel Splendid}. Über Neuraths\IN{\neurath} Reisekosten. Er möchte Geld geliehen; Frank\IN{\frankphilipp} und {\lspitz}ich{\rspitz} wollen ihm aber lieber einen kleineren Betrag schenken.~\neueseite{538903} \tbentry{21}{8}{1934}{\kreis} Resüm\'{e} von Morris'\IN{\morris} Konferenzvortrag\IW{\morrisprag} übersetzt. Nachmittags mit Ina\IN{\ina} in der Sonne. \tbentry{22}{8}{1934}{} Briefe. Aufsatz ,,Antinomien``\IC{\msantinomien} für Übersetzung in ,,Syntax``\IC{\logischesyntaxenglisch} (Zeppelin\IN{\zeppelin}) fertig gemacht.\fnE{Carnap, ,,Die Antinomien und die Unvollständigkeit der Mathematik`` wurde aufgenommen in Carnap, \emph{The Logical Syntax of Language}, \S\S\,71a-71e.} Nachmittags \uline{Bardenhewer}\IN{\bardenhewer} hier. Wir~3 spazieren, über Weißen Berg\IO{Weißer Berg}. Sie hat Hania\IN{\frankphilippfrau} getroffen und sie aufgeregt und pathologisch gefunden. Zetkin\IN{\zetkin} in der Schweiz\IO{Schweiz} hat auch erstaunlich unsachlich (,,russisch``) reagiert. Sie will Einzimmerwohnung suchen, vielleicht Hanspaulka\IO{Prag!Hanspaulka}, mit Küche und Bad. \tbentry{23}{8}{1934}{} Briefe. \tbentry{24}{8}{1934}{} Vormittags \uline{Englisch}. Nachmittag 4\,\hbox{--}\,8 zu \uline{Morrisens}\IN{\morris}\IN{\morrisfrau}, Hotel Splendid\IO{Prag!Hotel Splendid}. Mit ihm im Baumgarten\IO{Prag!Baumgarten} spazieren. [Er spricht über die \uline{Chancen in Amerika}\IO{Amerika}. Auch bei der Absicht einer Dauerberufung macht man häufig zuerst eine Einladung für 1~Jahr oder so als Gastprofessor, wobei dann beide Seiten die Lage beurteilen können. Ich spreche von der Möglichkeit, dass die Rockefellerstiftung\II{\rockefellerstiftung} einer amerikanischen Universität eine Beihilfe gibt. Er meint, das käme vielleicht mal später in Erwägung; zunächst sei es besser, die Stiftung aus dem Spiel zu lassen, und die Sache von der Universität aus alleine zu betreiben. Er werde dem Präsidenten\IN{\hutchins}, der Katholik und Gegner des Positivismus und Pragmatismus ist, mich nicht als Positivisten, sondern als Logiker darstellen und sagen, dass anstelle der früher schon mal beschlossenen Berufung von Lewis\IN{\lewis}, woraus aber nichts geworden ist (anscheinend, weil Lewis\IN{\lewis} übermäßige Gehaltforderungen machte), man mich als gleichwertigen, aber viel billigeren berufen solle. \uline{Harvard}\II{Harvard University, Cambridge~(Ma)} habe viele Mittel, \pagebreak sei eine der reichsten Universitäten; aber jetzt wohl \tbtwoA{640} auch durch Depression beschränkt. Dass Lewis\IN{\lewis} nichts über Harvard\II{Harvard University, Cambridge~(Ma)} geschrieben habe, liege wohl nur daran, dass er nicht von einer Sache schreiben wolle, bevor eine deutliche Möglichkeit vorliege. Da mehrere von den Harvard\-philosophen jetzt alt seien, besonders Whitehead\IN{\whitehead}, schon über~70, werde die Harvard Universität\II{Harvard University, Cambridge (Ma)} jetzt unbedingt jüngere Leute in meinem Alter heranziehen müssen, um später einen Ersatz zu haben.~-- Was kann ich jetzt von mir~\neueseite{1192260} aus tun? Er meint: Verbindung mit Dengler\IN{\dengler}\II{Austro-American Institute of Education} aufnehmen; das sei eine große internationale Organisation.\fnE{Das Austro-American Institute of Education und dessen Leiter Paul Leo Dengler.}~-- Lewis\IN{\lewis} werde sicher durch meine ,,Syntax``\IC{\logischesyntax} viel stärkeren Eindruck gewinnen als durch ,,Aufbau``\IC{\konstitutionstheorie}; dieser habe ihn zwar auch interessiert, aber die Syntax\IC{\logischesyntax} eröffne ganz neues Feld und werde als bedeutungsvoll angesehen.] Dann noch über ,,analytisch``; ob reine Syntax wirklich analytisch? Ich sage: Die Tätigkeit, wie jede, empirisch; aber die Sätze zweifellos analytisch.~-- 9\,\hbox{--}\,10~zu \uline{Franks}\IN{\frankphilipp}\IN{\frankphilippfrau}; sie sind wieder in der Wohnung. Er ist auch unzufrieden mit Neuraths\IN{\neurath} Konferenzvorbereitung; unnötiger Kartendruck, ungenügende Benachrichtigung der Leute. Er hat an Neurath\IN{\neurath} geschrieben, dass er nicht mehr Geld geben könne, wegen {\lspitz}Kultur{\rspitz} Reise; dass er ihm dies aber für beliebige Zeit lasse.~-- Ina\IN{\ina} sehr müde; Tränlein, weil ich sie unterbreche. Aber auf dem Heimweg sehr gut zueinander. Sie erzählt, dass Frau Morris\IN{\morris} mich beobachtet habe, und sich gedacht hat, dass es uns gut zusammen geht; und nach meiner früheren Familie gefragt hat, usw. \tbmanyentries{\tbentry{25}{8}{1934}{}, \tbentry{26}{8}{1934}{}} Briefe. %\tbentry{26}{8}{1934}{} %Briefe. \tbentry{27}{8}{1934}{} Vortrag\IC{\vortragvorkonferenz} für Vorkonferenz\II{\vorbesprechunginprag} vorbereitet.\fnE{Vgl. TB~22.\,VII.\,1934\diaryref{TB-22-VII-1934}.} \tbentry{28}{8}{1934}{} Nachmittags zu \uline{Morrisens}\IN{\morris}\IN{\morrisfrau}. Sally\IN{\morrisenskind} hat Geburtstag; wir bringen Kuchen, Kerzen, Plastilin. Mit Morris\IN{\morris} nur wenig über Wissenschaft; er hat einige Fragen über analytische Sätze; diesmal ganz verständnisvoll. Zusammen Abend gegessen; Sally\IN{\morrisenskind} wünscht Rätsel. Morris\IN{\morris} erzählt von einem Kreis von vielen Leuten, in Chicago\IO{Chicago}, die Vorträge über Geschichte ihrer Wissenschaft gehalten haben, und die auch sehr an Philosophie der Wissenschaft interessiert sein würden. \tbentry{29}{8}{1934}{} 11\,\hbox{--}\,1 letzte Englischstunde. \textonehalf{}\,5\,\hbox{--}\,8 mit \uline{Franks}\IN{\frankphilipp}\IN{\frankphilippfrau} im Caf\'{e} Grafen\IO{Prag!Caf\'{e} Grafen}. Besprochen: Vorkonferenz\II{\vorbesprechunginprag}: Noch einige Änderungen; die projektierte Tee\-einladung in Franks\IN{\frankphilipp} Institutszimmer.~\neueseite{538907} \tbtwoA{641} \tbentry{30}{8}{1934}{} 12\textsuperscript{h} plötzlich \uline{Popper}\IN{\popper}. Sein Buch\IW{\popperldf} ist im Druck; er erzählt von neuer Deutung der Unbestimmtheitsrelation; sie sage nur etwas über Streuung, nicht über Unmöglichkeit der genauen Messung; er habe Gedankenexperiment mit genauer Bahnvorausberechnung angegeben!\fnE{Popper, \emph{Logik der Forschung}, IX. Kapitel.} Er fragt nach Habilitationsmöglichkeit; Schwierigkeit: er will Schulamt in Wien\IO{Wien} behalten. Dort wird er aber sehr schikanös behandelt.\fnE{Vgl. TB~1.\,IV.\,1934\diaryref{TB-1-IV-1934}.} Über statistische Gesetze. Bis~3\textsuperscript{h}.~-- Ina\IN{\ina} verknaxt den Fuß. Plötzlich kommen \uline{Jørgensen\IN{\joergensen} und Frau}\IN{\joergensenkrista}. Sie sind nett und vergnügt. Wir sprechen auch etwas Englisch.~-- 6\,\hbox{--}\,7~\uline{Hollitscher}\IN{\hollitscherwalter}. Er will logische Analyse der dialektischen Formeln von Marx\IN{\marx} machen.~-- Englische Vorträge\IC{\londonervortraege} und Sachen für morgen fertig gemacht; Ina\IN{\ina} muss zu Bett liegen. \tbentry{31}{8}{1934}{} \uline{Vorkonferenz}\II{\vorbesprechunginprag} für den Pariser Kongress\II{\pariserkongress};\fnE{Siehe die Kongressakten der \textit{Vorkonferenz der internationalen Kongresse für Einheit der Wissenschaft} in \emph{Erkenntnis} 5, 1935, 1\hbox{--}204 sowie Stadler, \emph{Studien zum Wiener Kreis}, 395\hbox{--}402.} heute und morgen je 2~Sitzungen, vor- und nachmittags je 4~Stunden (mit Diskussion)! Vormittags: Morris\IN{\morris}, Neurath\IN{\neurath}, Ajdukiewicz\IN{\ajdukiewicz}. Nachmittags: Rougier\IN{\rougier}, Ajdukiewicz\IN{\ajdukiewicz}, Carnap. Mittags im Hotel Grafen\IO{Prag!Hotel Grafen} zusammen gegessen. Über Basic. Reichenbach\IN{\reichenbach}, Hempel\IN{\hempel} und Eva\IN{\ahrendseva}, Neurath\IN{\neurath}, Jørgensens\IN{\joergensen}\IN{\joergensenkrista}, Frank\IN{\frankphilipp} usw. \tbentry{1}{9}{1934}{} Vormittags Vorträge Frank\IN{\frankphilipp}, Reichenbach\IN{\reichenbach}, Zilsel\IN{\zilsel}; lebhafte Diskussion über Induktion; daher wird Fortsetzung morgen beschlossen.\fnE{Diese um die Vorträge von Reichenbach und Hosiasson gruppierte Diskussion nimmt einen wichtigen Teil der Kongressakten ein. Siehe \emph{Erkenntnis} 5, 1935, 37\hbox{--}45 und 168\hbox{--}178.} Mittags Beratung über Paris\IO{Paris}.\fnE{Der Erste Kongress für Einheit der Wissenschaft in Paris. Siehe TB~16. bis~21.\,IX.\,1935.} Nachmittags Vorträge Lukasiewicz\IN{\lukasiewicz}, Jørgensen\IN{\joergensen}, Tarski\IN{\tarski}.~-- Etwa 50~Teilnehmer; gute und lebhafte Diskussionen. Abends sehr müde. \tbentry{2}{9}{1934}{} Vormittags Diskussion über Induktion; Referat von Reichenbach\IN{\reichenbach}.~-- Nachmittags \uline{Lukasiewicz\IN{\lukasiewicz} und Frau\IN{\lukasiewiczfrau}} 4\,\hbox{--}\,6 bei uns. (Rougier\IN{\rougier} und Tarski\IN{\tarski} kommen plötzlich nicht.) \uline{Neurath}\IN{\neurath} kommt erst 6; bis \textonehalf{}\,11! Lukasiewicz\IN{\lukasiewicz} erzählt von Scholz\IN{\scholzheinrich}, bei dem er war. Mit Neurath\IN{\neurath} sein \textit{MS} Erwiderung auf Schlick\IN{\schlick}\IW{\neurathradikal}\fnE{Vermutlich Neurath, ,,Radikaler Physikalismus und ,Wirkliche Welt`\,``.} durchgesprochen; wir verständigen uns freundschaftlich.~\neueseite{538915} \tbtwoA{642} \tbentry{3}{9}{1934}{} \uline{Philosophenkongress}\II{\kongressphilosophieprag}.\fnE{Siehe \emph{Actes du Huitième Congrès International de Philosophie à Prague. 2\,\hbox{--}\,7 septembre 1934}.} Vormittags Vortrag von \uline{Driesch}\IN{\driesch} in Plenarsitzung im Amphitheater\IO{Prag!Amphitheater der Tschechischen Universität} der tschechischen Universität\II{Tschechische Universität Prag}; in der Diskussion sprechen Reichenbach\IN{\reichenbach} und ich; Petzäll\IN{\petzaell} sagt nachher, das sei ein Justizmord an Driesch\IN{\driesch} gewesen.\fnE{Driesch, ,,Naturwissenschaft und Philosophie``. Vgl. die kritischen Bemerkungen von Reichenbach und Carnap in der Diskussion in \emph{Actes du Huitième Congrès International de Philosophie à Prague. 2\,\hbox{--}\,7 septembre 1934}, 31\hbox{--}36.}~-- (Die Nachmittage immer Sitzungen unserer Gruppe~\textit{A}: ,,Die Bedeutung der logischen Analyse für die Erkenntnis``.) \sout{hätten vorher noch die} Mittags Beratung über Paris\IO{Paris}\II{\pariserkongress}. Bei Hempel\IN{\hempel} ausgeruht. Empfang des Kongresses bei \uline{Benesch}\IN{\benesch}, im Palais Czernin\IO{Prag!Palais Czernin}; schöne Wandelhalle\IO{Prag!Wandelhalle des Palais Czernin}. Miss Oakeley\IN{\oakeley}. Dozent \uline{Morgenstern}\IN{\morgenstern}, kennt Logistik\IC{\logistik}, hat Syntax\IC{\logischesyntax} schon gekauft!~-- Heute Sitzung erst~\textonehalf{}\,7. Ich Vorsitzender. Heute längere Vorträge: Lukasiewicz\IN{\lukasiewicz}, Schlick\IN{\schlick} (über Ganzheit\IW{\schlickganzheit}),\fnE{Schlick, ,,Über den Begriff der Ganzheit``.} Jørgensen\IN{\joergensen}.\fnE{Siehe \emph{Actes du Huitième Congrès International de Philosophie à Prague. 2\,\hbox{--}\,7 septembre 1934}, 75\hbox{--}120.} Weil zwischendurch diskutiert wird, kann der arme Jørgensen\IN{\joergensen} erst \textonehalf{}\,10 seinen Vortrag beginnen; er wird aber doch noch aufmerksam angehört, und \editor{es wird} diskutiert. \tbentry{4}{9}{1934}{} Endlich mal wieder ausgeschlafen; vormittags zu Hause. Sitzung 3\,\hbox{--}\,7: Vortrag \uline{Schiller}\IN{\schillerfcs}; ich mache scharfe Einwände gegen die logischen und mathematischen Schnitzer;\fnE{Dazu und für die im Folgenden erwähnten Beiträge der zweiten Sektion des Kongresses siehe \emph{Actes du Huitième Congrès International de Philosophie à Prague. 2\,\hbox{--}\,7 septembre 1934}, 123\hbox{--}160.} nachher setze ich mich aber zu ihm und sage, dass es nicht unfreundlich gemeint war. Er spricht später in der Diskussion über meinen Vortrag\IC{\vortragkongressprag}\fnE{Carnap, ,,Die Methode der logischen Analyse``.} sehr freundlich. Vorträge Morris\IN{\morris}, Neurath\IN{\neurath}, Carnap. Interessante Diskussion zwischen Neurath\IN{\neurath} und dem Dominikanerpater \uline{Bochenski}\IN{\bochenski}, der sich sehr für unsere Logistik interessiert; er sagt aber, dass das sehr wenige Thomisten tun.~-- Mit Neurath\IN{\neurath}, Hempel\IN{\hempel}, Eva\IN{\ahrendseva} und Dr.~Alter\IN{\alter} zu Fuß zum Hradschin\IO{Hradschin}; Alter\IN{\alter} hat die Logistik\IC{\logistik} studiert, kauft jetzt Syntax\IC{\logischesyntax}. Mit Neurath\IN{\neurath} in die \uline{Burg}\IO{Prag!Burg}. Empfang des Kongresses\II{\kongressphilosophieprag} bei der Tochter von Masaryk\IN{\masaryk}. Schöne Räume, schöner Blick auf die Stadt. Ein wenig mit Ajdukiewicz\IN{\ajdukiewicz} und Tarski\IN{\tarski} gesprochen. Ajdukiewicz\IN{\ajdukiewicz} stützt seinen Begriff ,,Synonym`` auf ,,unmittelbare Folge``, ich auf ,,Folge``; Tarski\IN{\tarski} scheint \tbtwoA{643} mir hier zuzustimmen.\fnE{Vgl. Ajdukiewicz, ,,Sprache und Sinn``, hier: 123\hbox{--}129 sowie Carnap, \emph{Logische Syntax der Sprache}, 128\hbox{--}130.} Nachher geht man in den Garten\IO{Prag!Garten der Burg} der Burg\IO{Prag!Burg}; sehr schön, Blick auf Burg\IO{Prag!Burg} und Stadt. Mit Kaufmann\IN{\kaufmannfelix}; er sagt, man würde mich in England\IO{England} sehr gut aufnehmen; er \gestrunl\ empfiehlt mir, Beziehung zur Economical Schule\II{London School of Economics} aufzunehmen.\fnE{Die London School of Economics. Vgl. TB~6.\,IX.\,1934\diaryref{TB-6-IX-1934}.}~-- Über Dejvice\IO{Dejvice} nach Hause.~\neueseite{538913} \tbentry{5}{9}{1934}{} Vormittags zu Hause. 4\,\hbox{--}\,8~Vorträge: \uline{Reichenbach}\IN{\reichenbach}, Ajdukiewicz\IN{\ajdukiewicz}, Zawirski\IN{\zawirski}, Nagel\IN{\nagel}, Kaila\IN{\kaila}; (Hosiasson\IN{\hosiasson} höre ich nicht mehr).~-- \uline{Reichenstein}\IN{\reichenstein} schenkt mir seine Biographie\IW{\reichensteineinstein} Einsteins\IN{\einstein}.\fnE{Reichenstein, \emph{Albert Einstein}.} \tbentry{6}{9}{1934}{} Ganzen Tag zu Hause. Nachmittags bei uns: \uline{Kaufmann\IN{\kaufmannfelix} und Frau\IN{\kaufmannfrau}, Jørgensen\IN{\joergensen} und Frau\IN{\joergensenkrista}, Schlick\IN{\schlick}, Kaila\IN{\kaila}, Grelling\IN{\grelling}} (Reichenbach\IN{\reichenbach} und Jacobsson\IN{\jakobsonmalte} haben abgesagt). Ich rede unter Kaufmanns\IN{\kaufmannfelix} Beihilfe Schlick\IN{\schlick} energisch zu, Waismanns\IN{\waismann} Buch\IW{\waismannbuch}\fnE{Waismann, \emph{Logik, Sprache, Philosophie}. Vgl. TB~24.\,III.\,1932\diaryref{TB-24-III-1932}.} doch auf jeden Fall jetzt zu drucken, auch ohne Rücksicht auf Wittgenstein\IN{\wittgenstein}, der ja, wenn er will, Zusätze dazu schreiben kann. Kaufmann\IN{\kaufmannfelix} gibt mir Adresse für London\IO{London} für School of Economics\II{London School of Economics}. Abends bringen wir die meisten nach B\v{r}evnov\IO{B\v{r}evnov} hinaus. Der Nachmittag ist sehr nett, aber man hat von den Einzelnen zu wenig. \tbentry{7}{9}{1934}{} Mit Ina\IN{\ina} (zum ersten Mal) zum Kongress\II{\kongressphilosophieprag}, zum Schluss der Vormittagssitzung. Zum Splendid\IO{Prag!Splendid}. Mit Morrisens\IN{\morris}\IN{\morrisfrau} und T\editor{homas} V\editor{ernor} \uline{Smith}\IN{\smith} im Garten zu Mittag. Über den Kelsen\IN{\kelsen}-Fall. Smith\IN{\smith} hat eine Resolution aufgesetzt, \gestrunl\ die dafür eintritt, dass auch die Emigranten Delegierte für einen Philosophenkongress {\lspitz}melden{\rspitz} können, und dass allen Delegierten Redefreiheit gewährt wird.\fnE{Kelsen war als Sprecher des Achten Internationalen Philosophiekongresses vorgesehen, wurde aber auf Druck der nationalsozialistischen Regierung in Deutschland wieder ausgeladen. Vgl. Olechowski, \textit{Hans Kelsen}, 599\,f.} Ich sage, er soll es auf alle Redner ausdehnen, und schärfer bestimmen; ich schreibe dann, dass alle Konflikte an das Internationale Komitee gewiesen werden sollen. Er will die Resolution aber erst nach~1~Jahr oder so dem Internationalen Komitee unterbreiten.~-- \uline{Morris}\IN{\morris} sagt mir, dass wahrscheinlich doch nicht Smith\IN{\smith} Head of Department wird, sondern ein Historiker der Philosophie (\textit{Brett}\fnA{Original \original{\textit{Bredd}}}\IN{\bredd}?); dadurch wird die persönliche Frage (meine Berufung anstelle der früheren von Lewis\IN{\lewis}) zwar nicht berührt, wohl aber die finanzielle: \pagebreak Es ist nicht sicher, wie viel die\-\tbtwoA{644}ser Mann aus dem Budget des Department bekommen würde.~-- 4\textsuperscript{h} mit Morris\IN{\morris} zur Nachmittagssitzung. Ich diskutiere mit \uline{Ingarden}\IN{\ingarden}, und erwidere auf seine klaren Einwände, die aber zum Teil Missverständnisse sind. Metzger\IN{\metzger} redet metaphysische Philosophie. Neurath\IN{\neurath} sagt, dass wir unbedingt noch Kaufmann\IN{\kaufmannfelix} anhören müssen; dadurch wird's aber zu spät für Petzäll\IN{\petzaell}. Wir machen \textonehalf{}\,7~bis~7\,\textthreequarters{} Sitzung des Komitees\II{\radlsitzung} für unseren Pariser Kongress\II{\pariserkongress}; dabei auch Lukasiewicz\IN{\lukasiewicz}, Morris\IN{\morris}, Jørgensen\IN{\joergensen}.~-- Mit \uline{Nagel}\IN{\nagel} durch die Stadt gegangen. Er bleibt 1~Jahr in Europa\IO{Europa}.~\neueseite{538919} Er will jetzt nach Polen\IO{Polen}; dann Mitte November für einige Wochen nach Prag\IO{Prag}. Ich sage ihm, dass meine Vorlesungen jetzt zu elementar sind; dass ich aber privat gerne mit ihm sprechen und Bücher leihen will; er hat schon alles gelesen aus unserem Kreis\II{\schlickzirkel}. \textonehalf{}\,8~Hotel \unl, Professor \uline{Schiller}\IN{\schillerfcs}; er hat mich zum Essen und zur Diskussion gebeten. Ich bin froh, dass er meine scharfen Entgegnungen nicht übel genommen hat; wir sprechen sehr freundlich miteinander. Er meint, die Logik müsse die Wandlung der Begriffe betonen, die sich nie festlegen lassen. Ich: Die Logik spricht nur konditional über Sprachstrukturen; praktisch niemals absolut fest, aber das betrifft die Logik nicht. Ich soll ihn in Oxford\IO{Oxford} besuchen, er könne mich sogar beherbergen; als er hört, dass Ina\IN{\ina} mitkommt, geht das doch nicht, weil er im College\IO{Oxford!College} wohnt. Bis~10\textsuperscript{h}. Ina\IN{\ina} kommt {\lspitz}erst{\rspitz}~11,40; sie war noch in der Schlusssitzung; dann mit Jørgensens\IN{\joergensen}\IN{\joergensenkrista}, Hempels\IN{\hempel}\IN{\ahrendseva}, Grelling\IN{\grelling} usw. Abendessen. \tbentry{8}{9}{1934}{} Mittags kommen \uline{Hempel\IN{\hempel} und Eva}\IN{\ahrendseva}. Nachmittags {Jørgensens}\IN{\joergensen}\IN{\joergensenkrista} und die \uline{Polen}: \ulinesp{Tarski}\IN{\tarski}, Ajdukiewicz\IN{\ajdukiewicz}, Hosiasson\IN{\hosiasson}, Frau Kokoszyńska\IN{\kokoschinska}. Zusammen Spaziergang auf den Berg\IO{Prag!Berg}.\fnE{Vgl. Abb.\,\refcn{berg} u. \refcn{tarski}.} Dann am Kaffeetisch Unterhaltung über logische Fragen: \ulinesp{Wahrheitsbegriff}; Verifikation und ihre syntaktische Erfassung; Definition der allgemeinen Syntax: logische und diskrete Zeichen, \textit{L}"~~und \textit{P}"~Bestimmungen; Tarski\IN{\tarski} meint, Negation und Disjunktion könnten in einfacher Weise definiert werden. Bis nach~8.~-- Abends noch Hempels\IN{\hempel}\IN{\ahrendseva} und Jørgensens\IN{\joergensen}\IN{\joergensenkrista} hier. Wir sind vergnügt zusammen. Wir bringen sie noch nach B\v{r}evnov\IO{B\v{r}evnov} hinauf. \tbentry{9}{9}{1934}{Ina}\IN{\ina} Mittags kommen \uline{Hempel\IN{\hempel} und Eva}\IN{\ahrendseva}. Über ein Kapitel aus Hempels\IN{\hempel} \textit{MS}\IW{\hempeloppenheimaufsatz} (wissenschaftliche Begriffsbildung); es soll jetzt ein größeres Buch werden.\fnE{Vgl. TB~19.\,III.\,1934\diaryref{TB-19-III-1934}.} Es scheint mir ganz gut zu werden. Wir besprechen, dass Hempel\IN{\hempel} lieber den Rockefeller\II{\rockefellerstiftung} auf Herbst~36 verschiebt; denn bis dahin kann er sich wahrscheinlich Oppenheim\IN{\oppenheim} sichern; \pagebreak und bis dahin sind mehr Ver\-\tbtwoA{645}öffentlichungen da. 8\textsuperscript{h}~wir beide \uline{zu Franks}\IN{\frankphilipp}\IN{\frankphilippfrau}. Hania\IN{\frankphilippfrau} klagt, dass Neurath\IN{\neurath} so egozentrisch, und rücksichtslos gegen Dienstmädchen usw.~\neueseite{538911} Wir sind vom Kongress\II{\kongressphilosophieprag} befriedigt. \tbentry{10}{9}{1934}{oral} Endlich Ruhetag (seit 30.8. Hochbetrieb). Geschrieben. \htmllatex{\begin{tabular}{|p{10.3cm}|} Bei Gelegenheit des Kongresses\II{\kongressphilosophieprag} waren \uline{bei uns} \newline \uline{eingeladen und gekommen}: Lukasiewicz\IN{\lukasiewicz} und Frau\IN{\lukasiewiczfrau}, Neurath\IN{\neurath}, Hempel\IN{\hempel} und Eva\IN{\ahrendseva}, Jørgensen\IN{\joergensen} und Frau\IN{\joergensenkrista}, Ajdukiewicz\IN{\ajdukiewicz}, Tarski\IN{\tarski}, Hosiasson\IN{\hosiasson}, Frau Kokoszyńska\IN{\kokoschinska}, Kaila\IN{\kaila}, Schlick\IN{\schlick}, Kaufmann\IN{\kaufmannfelix} und Frau\IN{\kaufmannfrau}, Grelling\IN{\grelling}, \newline \uline{eingeladen, aber nicht gekommen}: Franks\IN{\frankphilipp}\IN{\frankphilippfrau}, Rougier\IN{\rougier}, Reichenbach\IN{\reichenbach}, Jacobsson\IN{\jakobsonmalte}, \newline \uline{nicht eingeladen}: Petzäll\IN{\petzaell} und Frau, Menger\IN{\menger}, Neider\IN{\neider}, Fräulein Frenkel\IN{\frenkelelse}, \newline Heesch\IN{\heeschheinrich}, Nagel\IN{\nagel}, Dürr\IN{\duerr}, Morris\IN{\morris} (aber früher, und jetzt wir bei ihnen), Smith\IN{\smith}, Zilsel\IN{\zilsel}, Popper\IN{\popper} (aber vorher mittags), Strauß\IN{\straussprag}, Hollitscher\IN{\hollitscherwalter} (vorher einen Nachmittag kurz), Meiner\IN{\meinerfelix}, Naess\IN{\naess}. \end{tabular}}{$\left[\text{\begin{tabular}{p{10.3cm}} Bei Gelegenheit des Kongresses\II{\kongressphilosophieprag} waren \uline{bei uns} \newline \uline{eingeladen und gekommen}: Lukasiewicz\IN{\lukasiewicz} und Frau\IN{\lukasiewiczfrau}, Neurath\IN{\neurath}, Hempel\IN{\hempel} und Eva\IN{\ahrendseva}, Jørgensen\IN{\joergensen} und Frau\IN{\joergensenkrista}, Ajdukiewicz\IN{\ajdukiewicz}, Tarski\IN{\tarski}, Hosiasson\IN{\hosiasson}, Frau Kokoszyńska\IN{\kokoschinska}, Kaila\IN{\kaila}, Schlick\IN{\schlick}, Kaufmann\IN{\kaufmannfelix} und Frau\IN{\kaufmannfrau}, Grelling\IN{\grelling}, \newline \uline{eingeladen, aber nicht gekommen}: Franks\IN{\frankphilipp}\IN{\frankphilippfrau}, Rougier\IN{\rougier}, Reichenbach\IN{\reichenbach}, Jacobsson\IN{\jakobsonmalte}, \newline \uline{nicht eingeladen}: Petzäll\IN{\petzaell} und Frau, Menger\IN{\menger}, Neider\IN{\neider}, Fräulein Frenkel\IN{\frenkelelse}, \newline Heesch\IN{\heeschheinrich}, Nagel\IN{\nagel}, Dürr\IN{\duerr}, Morris\IN{\morris} (aber früher, und jetzt wir bei ihnen), Smith\IN{\smith}, Zilsel\IN{\zilsel}, Popper\IN{\popper} (aber vorher mittags), Strauß\IN{\straussprag}, Hollitscher\IN{\hollitscherwalter} (vorher einen Nachmittag kurz), Meiner\IN{\meinerfelix}, Naess\IN{\naess}. \end{tabular}}\right]$} \tbmanyentries{\tbentry{11}{9}{1934}{}, \tbentry{12}{9}{1934}{}} Geschrieben. %\tbentry{12}{9}{1934}{} %Geschrieben. \tbentry{13}{9}{1934}{} 14,18 \uline{ab Prag}\IO{Prag} (Auto zur Bahn\IO{Prag!Bahn}). 19,12 in \uline{Leipzig}\IO{Leipzig}.\ort{Leipzig} \uline{Eva}\IN{\eva} holt uns ab; wir wohnen bei ihr. Ich bringe ihr Rosenbaums\IN{\rosenbaum} Brief aus Palästina\IO{Palästina}. Sie hat ihn im Sommer in Italien\IO{Italien} gesprochen; er hat gesagt, er wolle mit seiner Frau sprechen, um die Entscheidung herbeizuführen. Sie ist entsetzt, dass er nun wieder alles in der Schwebe lässt. Bis~12\,\textthreequarters{}; ich bin sehr müde. \tbentry{14}{9}{1934}{} Leipzig\IO{Leipzig} ab~9,00. Hagen\IO{Hagen} an 16,18.\ort{Hagen} \uline{Agnes}\IN{\agnes} holt uns im Auto ab. 6\textsuperscript{h}~in \uline{Vollmerhausen}\IO{Vollmerhausen}. Ursula\IN{\kaufmannursula} ist im Lager; die stille Dorothea\IN{\kaufmanndorothea} mag ich besonders gern; Gisela\IN{\kaufmanngisela} hat sich nett entwickelt; Gerhard\IN{\kaufmanngerhard} ist zu anhänglich und verwöhnt; die kleine Irmela\IN{\kaufmannirmela} ist sehr nett und immer vergnügt.~\neueseite{538917} \tbentry{15}{9}{1934}{} Ina\IN{\ina} in die Fabrik\IO{Vollmerhausen!Fabrik}. Agnes\IN{\agnes} berichtet mir über {\lspitz}\uline{Schutte}{\rspitz}\IN{\schutte}; Niemann\IN{\niemann} will von unserem Grundstück kaufen. Ich habe Bedenken, Sachwert wegzugeben; aber Reinhard\IN{\reinhardkaufmann} meint, das sei unberechtigt; bei einer Markherabsetzung würden die Grundstückspreise nicht steigen; \sout{sodass man} gegen diese Entwertung könne man sich in keiner Weise schützen. Nachmittags mit Agnes\IN{\agnes} und Ina\IN{\ina} spazieren. Agnes\IN{\agnes} erzählt von den Ronsdorfern und dem Kirchenstreit (sehr umständlich).\fnE{Vgl. den ,,Kirchenkampf`` zwischen den teils antiklerikal ausgerichteten, die Kirchen aber gleichzeitig instrumentalisierenden Nationalsozialisten und den teils kritisch, teils affirmativ, teils ambivalent zum Nationalsozialismus stehenden christlichen Kirchen. Vgl. Benz et~al., \emph{Enzyklopädie des Nationalsozialismus}, 599\,f. u. 204\hbox{--}222.}\pagebreak \tbtwoA{646} \tbentry{16}{9}{1934}{} \uline{Wilhelm\IN{\carnapwilhelm} und Hilde Carnap}\IN{\carnaphilde} kommen im Auto, 10\textsuperscript{h}. Agnes\IN{\agnes} spielt auf dem Grammophon Bachs\IN{\bach} Doppelkonzert. Wir freuen uns darüber. Dorothea\IN{\kaufmanndorothea} horcht ganz versunken. Dann wird ,,Die güldene Sonne`` besungen, Dorothea\IN{\kaufmanndorothea} spielt dazu Geige. Hilde Carnap\IN{\carnaphilde} sieht sich meine ,,Syntax``\IC{\logischesyntax} an. Sie ist erstaunt, dass die~\luecke\ allerhand Namen haben. Mittags \gestrunl\ \uline{Tante Helene Kaufmann\IN{\kaufmannhelene} und Hilde\-gard}\IN{\hildegard}; beide sind mir jetzt sehr fremd. Nachmittags mit Wilhelm Carnap\IN{\carnapwilhelm} spazieren. Er hält, ähnlich wie Reinhard\IN{\reinhardkaufmann}, Hitler\IN{\hitler} für die einzige Rettung Deutschlands\IO{Deutschland}; im Übrigen kritisieren beide vieles scharf. Reinhard\IN{\reinhardkaufmann} in \textit{SA}-Uniform, muss samstagabends zur Versammlung; und Sonntag ganz früh bis zum Mittagessen einschließlich; für den Nachmittag lässt er sich beurlauben. Beide klagen auch sehr über die Erschwerung der Wirtschaft durch die Devisenvorschriften. \tbentry{17}{9}{1934}{} Mit Agnes\IN{\agnes} über {\lspitz}Schutte{\rspitz}\IN{\schutte} gesprochen und diesen angerufen. Nachmittags 1\,\hbox{--}\,3~wir alle mit Reinhard\IN{\reinhardkaufmann} die Spinnerei\IO{Vollmerhausen!Spinnerei} besichtigt. Abends fahren Carnaps\IN{\carnapwilhelm}\IN{\carnaphilde} mit ihrem Sohn Günther\IN{\carnapguenther} wieder weg. Agnes\IN{\agnes} schenkt mir viele Sachen: Schuhe, Smoking (wo ich mir gerade den alten hatte richten und und eine neue Hose machen lassen!), usw. Bei Ina\IN{\ina} regt sich etwas Stolz, als armer Verwandter beschenkt zu werden.~-- Und Hilde\IN{\carnaphilde}~\neueseite{538927} reagiert unsachlich und beklagt sich über Agnes'\IN{\agnes} ungeeignete Geschenke, will ihr aber nicht sagen, dass ihr etwas anderes lieber wäre.{\tolerance1000\par} \tbentry{18}{9}{1934}{} Mit Ina\IN{\ina} im Auto nach \uline{Köln}\IO{Köln}.\ort{Köln} Besorgungen. Ab~12,06. Zum ersten Mal nach Holland\IO{Holland}. \uline{\ulinesp{Haag}}\IO{Haag} an 17,19.\ort{Den Haag} Zu \uline{\ulinesp{Neuraths}}\IN{\neurath}\IN{\neuratholga}, in die holländische ,,Boven\-wohnung``\fnE{Boven niederländisch für ,,oben``, Bovenwohnung Plattdeutsch für ,,Dachwohnung``.}, Schuyt\-straat\IO{Haag!Schuytstraat}~201. Neuraths\IN{\neurath} Räume, oben hat Mieze Reide\-meister\IN{\reidemeistermarie} eine sehr nette Etage, 2~Zimmer. Paul Neurath\IN{\neurathsohn} ist da; hat Wanderung (mit Autofahrt) gemacht von Wien\IO{Wien}\,\hbox{--}\,Marseille\IO{Marseille}\,\hbox{--}\,Haag\IO{Haag}. Olga\IN{\neuratholga} ist sehr einsam; das Einkommen ist zu dürftig, als dass sie geselligen Verkehr anfangen könnten. \tbentry{19}{9}{1934}{} Ich schlafe im kleinen Zimmer unten, Ina\IN{\ina} oben im\fnA{Original \original{am}.} Wohnzimmer. Vormittags spricht Neurath\IN{\neurath} über seine Ideen gegen Definitionen, \gestrunl\ angeknüpft als Kritik meines Beispiels ,,Schimmel~= weißes Pferd``; alles sei viel unbestimmter. Wir klären schließlich die Sache so (mein früheres Elefantenbeispiel): Bei der rationalen Nachkonstruktion der Wissenschafts\-sprache scheint es zweckmäßig, nicht so sehr viel mit Definitionen zu \tbtwoA{647} arbeiten, sondern mehr mit undefinierten Termen, die in Hypothesen (generelle und singuläre) auftreten.\fnE{Vgl. Carnap, ,,Testability and Meaning``, 448\,ff.} Nachmittags im Büro\IO{Haag!Büro} in der Kanalvilla. \uline{Mannoury}\IN{\mannoury} kommt aus Amsterdam\IO{Amsterdam}, für eine Stunde. Sehr interessanter alter Herr. Ist aus der kommunistischen Partei\II{\kommunistischeparteiniederlande} ausgeschlossen worden, angeblich als Trotzkist, in Wirklichkeit wegen seines Relativismus (so nennt er das, was wir aber Konventionalismus nennen würden). Den Ausschluss hat er mit Humor ertragen. Er spricht klug und humorvoll, lächelnd auch über sein eigenes Schicksal. Sehr angeregte Unterhaltung. Er will hauptsächlich unterscheiden zwischen theoretischen und emotionalen \sout{Sätzen} oder volitionalen Sätzen; zu den letzteren gehören nach ihm auch die unbeschränkten Allsätze (da man ja~\neueseite{538929} niemanden zu ihrer Annahme auch nur in dem Grade zwingen kann, wie bei singulären Sätzen). Auf dem Nachhauseweg erzählt Neurath\IN{\neurath} von Hoffnung auf amerikanisches Geld. Ich erzähle Olga\IN{\neuratholga} von Morris\IN{\morris} und den Amerikaplänen\IO{Amerika}. Ich kritisiere Neuraths\IN{\neurath} Benachrichtigung der Leute für die Vorkonferenz\II{\vorbesprechunginprag}.\fnE{Vgl. TB~24.\,VIII.\,1934\diaryref{TB-24-VIII-1934}.} Er rechtfertigt sich mit ungeheurem Impuls und hat wohl auch im Ganzen recht. Er bringt uns an die Bahn\IO{Haag!Bahn}; 2~falsche Gulden, das holländische Geld wird knapp. Haag\IO{Haag} ab~22,22. Hoek van Holland\IO{Rotterdam!Hoek van Holland} an~23,20. \uline{Dampfer} ab~23,45. Eine Kabine mit Ina\IN{\ina}. \sout{Trotz} Vasano hilft uns gegen die Seekrankheit; es schaukelt ziemlich. Aber ich schlafe gar nicht; und gegen Morgen wird's mir unbehaglich. \tbentry{20}{9}{1934}{} Harwich\IO{Harwich} an~6,15. \gestrunl\ Zum ersten Mal in England\IO{England}! Bahn\IO{Harwich!Bahn} ab~6,55. \uline{\ulinesp{London}}\IO{London}\ort{London} an 8,38; Frühstück, englisch, sehr reichlich, im Speisewagen. Schellbourne Hotel\IO{London!Schellbourne Hotel}. 2~Zimmer, mit fließendem Wasser, aber sonst etwas dürftig. Ausgeschlafen. Die gute Ina\IN{\ina} geht zum American Express\IO{London!American Express}; telefoniert mit Stebbing\IN{\stebbing} und Ogden\IN{\ogden}. Nachmittags zusammen spaziert durch die Straßen. Middlesex Hospital\IO{London!Middlesex Hospital}; Woodger\IN{\woodger} ist nicht da. Bei Lyons\IO{London!Lyons} billigen netten Imbiss genommen. Abends im Zimmer; geschrieben. \tbentry{21}{9}{1934}{} Kurz im British Museum\IO{London!British Museum}, Ethnologische Sammlung. Im Hydepark\IO{London!Hydepark} gesessen. Durch die Straßen gebummelt; Besorgungen. Sehr müde. Gegen Abend gebummelt, Kino\IO{London!Kino} ,,Schatzinsel``, netter Film, riesiges Theater. Spät in kleine Imbissstube. \tbentry{22}{9}{1934}{} Briefe geschrieben. Nachmittags 4\,\hbox{--}\,7 wir bei \ulinesp{Miss} \uline{\ulinesp{Stebbing}}\IN{\stebbing}. Gro\-ßes Zimmer im Gebäude ihrer Schule\II{\schulevonstebbing}\IO{London!Schule von Stebbing}, die sie mit ihrer Schwester und \tbtwoA{648} Freunden hat.\fnE{Die \emph{Kingsley Lodge School for Girls}, Hampstead, die Stebbing leitete.} Wir sitzen am Kamin. Sie ist sehr einfach angezogen, große breite Figur. Ziemlich reserviert. Sie ist erfreut, dass wir Englisch können und meint, ich brauche mich nicht an das \textit{MS}\IC{\londonervortraege} beim Vortrag~\neueseite{538921} zu halten. Sie lobt die Vorträge\IC{\londonervortraege} sehr. Sie ist sehr beschäftigt, durch Universität\II{Universität London} und Schule\IO{London!Schule von Stebbing}\II{\schulevonstebbing}, viel Verwaltungsarbeit, kommt selten zu eigener Arbeit. Die beiden anderen Professoren der Philosophie in London\IO{London}, Mac Murray\IN{\macmurray} und Hallet\IN{\hallet}, lehnen die Logik offen und energisch ab, machen nur Ethik und Soziologie. Von Schiller\IN{\schillerfcs} hält sie auch nicht viel, sie ist froh, dass ich ihm scharf entgegnet habe. In Oxford\IO{Oxford} ist niemand, der sich für Logik interessiert. Miss Stebbing\IN{\stebbing} fängt gar kein wissenschaftliches Gespräch an, vielleicht mit Rücksicht auf Ina\IN{\ina}. \textspkl{(}Abends Kino\IO{London!Kino} ,,Die Schatzinsel`` (nach Stevenson\IN{\stevenson}), netter Film. \textspkl{oder~21.?)} \tbentry{23}{9}{1934}{} Mittags am ,,Cenotaph``\IO{London!Cenotaph} Vorbeizug von Kriegerverein~(?) mit Kränzen usw. James-Park\IO{London!James-Park}. 1\textsuperscript{h}~zu \uline{Ogden}\IN{\ogden} in seinen Klub, dann mit ihm in den Automobilklub\IO{London!Automobilklub}. Einen der feinsten von London\IO{London}. Feines Lunch mit ihm; Hummer usw. Dann Tee in einem großen Saal am Fenster. Über die Syntax\IC{\logischesyntax}. Er meint, die Vorträge\IC{\londonervortraege} würden der Syntax\IC{\logischesyntax} den Absatz wegnehmen, ist aber beruhigt, als er hört, dass sie nur kurz werden. Ich sage ihm zu seiner Beruhigung, dass ich, falls Kegan Paul\II{\keganpaulverlag} die Syntax\IC{\logischesyntax} nicht nehmen wolle, sodass er sie von seinem Institut aus macht, ich dann die Vorträge\IC{\londonervortraege} auch nicht Kegan Paul\II{\keganpaulverlag}, sondern ihm geben werde.\fnE{Carnap, \emph{Logische Syntax der Sprache} ist bei Kegan Paul erschienen, Carnap, \emph{Philosophy and Logical Syntax} in der von Ogden edierten Reihe \emph{Psyche Miniatures} (ebenfalls Kegan Paul).} Er ist erfreut darüber. Er plant dann einen Prospekt über alle 3~Bücher zusammen, und vielleicht ein (von ihm bezahltes) ganzseitiges Inserat im Mind\II{\mind}. Er beurteilt den Absatz der Syntax\IC{\logischesyntaxenglisch} sehr pessimistisch: In England\IO{England} vielleicht 20~Käufer, nur 10 werden es verstehen. Überhaupt urteilt er sehr ab über alle Leute; Stebbing\IN{\stebbing} und Moore\IN{\moore} wissen nichts von Wissenschaft; sie halten \gestrunl\ die Psychologie für unwichtig; das sei der entscheidende Punkt; daher sieht er den\fnA{Original \original{die}.} Unterschied zwischen Wittgenstein\IN{\wittgenstein} und uns als sehr groß. Zuletzt auch über Esperanto. Er sagt, dass dänische Leute in 40~Stunden Basic gelernt haben und dann in London\IO{London}~\neueseite{538925} sprechen konnten. Er meint, bei 850~Wörtern sei tatsächlich eine scharfe Grenze: 20~weniger würden eine große Lücke bedeuten; 20~mehr nicht viel Nutzen bringen. \textonehalf{}\,8~mit ihm in ein feines französisches Restaurant \textit{,,L'Escargot``}\IO{London!L'Escargot}. \pagebreak Dort \uline{Miss Morris}\IN{\morrismiss}, früher Tänzerin, \tbtwoA{649} jetzt Lehrerin für Tanz und Heilgymnastik. Hat ein Ogden\IN{\ogden}-Bändchen über Bewegungs-\gestrunl Symbolik geschrieben. Ogden\IN{\ogden} lädt uns wieder ein: Haselhuhn usw. Nach~10 gehen wir; die beiden noch in ein Caf\'{e}\IO{London!Caf\'{e}}. \tbentry{24}{9}{1934}{} 12,05\,\hbox{--}\,37 von Waterloo Station\IO{London!Waterloo Station} nach \uline{\ulinesp{Epsom}}\IO{Epsom}.\ort{Epsom} Doktor \uline{\ulinesp{Woodger}}\IN{\woodger} \sout{es} und Frau\IN{\woodgerfrau} holen uns im Auto ab. Sie waren mit 4~Kindern jetzt im Sommer im kleinen Auto in den Alpen\IO{Alpen}, mit Bertalanffy\IN{\bertalanffy} zusammen. Er will dessen Buch ins Englische übersetzen; diese\textsp{r} sein Buch ins Deutsche. Sie sind sehr lieb zu uns. Die Frau\IN{\woodgerfrau} ist sehr mütterlich, besorgt auch um ihren Mann\IN{\woodger}; möchte, dass ich ihn ermutige und seine Arbeit anerkenne, weil er in England\IO{England} keinen Anklang findet. Wir sprechen über Physikalismus; er meint, wenn wir die physikalische Sprache so weit nehmen, gehört \gestrunl\ natürlich alles dazu. Ich mache es klar an der Analogie zwischen {\lspitz}elektrischem Feld{\rspitz} und unbewusstem Wunsch.\baustellex{WISS} Er arbeitet an einem~\textit{AS}\IW{\woodgerbuch} für biologische Begriffe (Zellteilung und Fusion). Verwandt mit Hempels\IN{\hempel} Überlegungen über gewisse Strukturen, Stammbäume, Generationen usw. Ina\IN{\ina} taut sehr auf und fühlt sich wohl, worüber ich sehr erfreut bin. Abends fahren alle ins Kino\IO{Epsom!Kino}. Ich bleibe allein zu Hause, um mal gut auszuruhen. Schreibe, lese. \gestrunl{} \tbentry{25}{9}{1934}{} Sonniger Tag. Mit Woodger\IN{\woodger} in der Veranda gesprochen; er erklärt sein \textit{AS}\IW{\woodgerbuch}.\fnE{Vgl. Woodger, \emph{The axiomatic Method in Biology}, 53\,ff.} Nach dem Lunch im Auto zur Bahn\IO{Epsom!Bahn}. \uline{London}\IO{London}.\ort{London} Ins Hotel\IO{London!Hotel}. 4\,\hbox{--}\,6~\neueseite{538939} zu \uline{Ginsberg}\IN{\ginsberg}, Professor an der London\IO{London} School of Economics\II{London School of Economics}, gut bekannt mit Kaufmann\IN{\kaufmannfelix}. Kaufmann\IN{\kaufmannfelix} hat mir dringend empfohlen, ihn aufzusuchen; er scheint aber nicht recht zu wissen, wozu wir kommen. Über Physikalismus; er scheint im Grunde einig mit uns; meint, sein Missverständnis komme hauptsächlich durch den Namen ,,Physikalismus``. Er nimmt uns mit ins Caf\'{e}\IO{London!Caf\'{e}}; erzählt vom jüdischen Emigrantenhilfskomitee\II{\emigrantenhilfskomitee}.~-- Wir fahren zum Westminsterplatz\IO{London!Westminsterplatz}, bummeln durch Collegehöfe und alte Gassen. \tbentry{26}{9}{1934}{} Besorgungen (Mantel für Ina\IN{\ina}; American Express\IO{London!American Express}). 1\textsuperscript{h}~\uline{Ogden}\IN{\ogden} abgeholt; er lädt uns zum Lunch ein. Dann durch den James-Park\IO{London!James-Park} zum \uline{Orthologie-Institut}\II{Orthological Institute}. Bis \textonehalf{}\,8. Miss Graham\IN{\graem}, Amerikanerin (Columbia University\II{Columbia University, New York}) arbeitet über Basic-Bilder. Miss \uline{Lockhart}\IN{\lockhart}. Diskussion über Esperanto. Sein Grammophone; rückwärts sprechen. Basic Lehrbücher in Japanisch und anderen Sprachen. Abends lädt er uns zum Gargoyle Club\II{Gargoyle Club London} ein. Er schlägt mir vor, lieber mit prominenten Spezialisten (die an symbolischen Fragen interessiert seien, was ich aber ein wenig bezweifle) zu \tbtwoA{650} sprechen, als mit den Cambridge\IO{Cambridge} Leuten. Bis \textonehalf{}\,11. Er begleitet uns bis nach Hause! \tbentry{27}{9}{1934}{\kreis} 12\textsuperscript{h} zu \uline{Woodger}\IN{\woodger} ins Hospital\IO{London!Hospital}; mit ihm ins chinesische Restaurant. 4\,\hbox{--}\,7 mit ihm im Bedford College\II{Bedford College}; Tee \gestrunl\ mit \uline{Stebbing}\IN{\stebbing}, dem Psychologen {\textit{Mace}}\IN{\mace} und Schal\unl,\IN{Schal\unl, Schülerin von Susan Stebbing} Schülerin von Stebbing\IN{\stebbing}. Diskussion: Struktur, das Unsagbare; Verifizierbarkeit; materiale Redeweise; alle Wörter; usw. Es geht sprachlich sehr gut, aber ich spreche ganz langsam.~-- (Stebbing\IN{\stebbing} ist enttäuscht, dass wir ihre Einladung mit Black\IN{\black} für Samstag nicht annehmen können. \sout{Kein} Für die Diners \gestrunl\ und Vorträge Straßenanzug!) \tbentry{28}{9}{1934}{} Geschrieben. \textonehalf{}\,1~ins orthologische Institut\II{Orthological Institute}. Gräfin \uline{Zeppelin}\IN{\zeppelin}. Mit ihr und Ogden\IN{\ogden} zum Automobilklub\IO{London!Automobilklub} zum Lunch, in der Sonne hinter dem Haus. Sie erzählt, dass Menger\IN{\menger} eifersüchtig darauf ist, dass sie mein Buch\IC{\logischesyntax} übersetzt; und dass er böse darüber war, dass ich die~\neueseite{538937} Übersetzung\IC{\logischesyntaxenglisch} schon nach~1~Jahr herausbringen darf; er glaubte, er hätte als Einziger dies Privileg. Erst um~4 zurück ins orthologische Institut\II{Orthological Institute}. Ich ruhe \textonehalf{} Stunde. Dann mit Zeppelin\IN{\zeppelin} über Terminologie. Sie versäumt wieder ihren Autobus und fährt spät. Sie hat noch viel mit Erbschaftssachen zu tun, ist noch kaum zum Beginn der Übersetzung\IC{\logischesyntaxenglisch} gekommen. Ogden\IN{\ogden} wünscht das \textit{MS} der Übersetzung\IC{\logischesyntaxenglisch} im Dez., aber das wird wohl nicht möglich sein. Er meint, das Drucken dauert dann vielleicht 4~Monate. Sie wird mir immer schon einzelne Kapitel schicken. \uline{Ogden}\IN{\ogden} will meinen ersten Vortrag\IC{\londonervortraege} schon jetzt in ,,Psyche``\II{\psyche} drucken, und dabei das Büchlein\IC{\londonervortraege} ankündigen.\fnE{Carnap, ,,The Rejection of Metaphysics`` und \emph{Philosophy and Logical Syntax}.} Miss Graham\IN{\graem} hat einige Verbesserungen im Ausdruck gemacht, die wir durchsprechen. Später soll das \textit{MS}\IC{\londonervortraege}, wenn ich Änderungen gemacht habe, nochmal gründlich umstilisiert und mir dann zur Revision geschickt werden. Abends nimmt Ogden\IN{\ogden} uns mit in ein kleines französisches Restaurant ,,De~Heme``\IO{London!Restaurant De Heme}, fein aber billig; sein Geheimnis, wir sollen das Restaurant\IO{London!Restaurant De Heme} nicht anderen verraten. Über die Chance, nach England\IO{England} eingeladen zu werden; er meint, Universität London\II{Universität London} hat keine Gelder für so etwas, wohl aber Oxford\IO{Oxford} und Cambridge\IO{Cambridge}. Aber auch da jetzt kaum eine Chance. Vielleicht Rockefeller\II{\rockefellerstiftung}; wenn man ihm klarmacht, dass meine Sache für die Sprachfrage wichtig ist. Er hat von Rockefeller\II{\rockefellerstiftung} 30000\,\textit{\textdollar{}} für Basic in Japan\IO{Japan}. Er hat Ina\IN{\ina} gefragt, ob ich 2~Tage mit ihm gegen Bezahlung arbeiten will. Ich sage: Vielleicht, wenn ich nicht zu müde sein werde. Worüber? Er: Vergleich mit Esperanto; aber das möchte ich nicht. \tbtwoA{651} \tbentry{29}{9}{1934}{} 12,05 von Waterloo Station\IO{London!Waterloo Station} nach \uline{\ulinesp{Epsom}}\IO{Epsom}. Woodgers\IN{\woodger}\IN{\woodgerfrau} holen uns ab. Nachmittags mit ihm über sein System. Schwierigkeiten der Definition von ,,folgende Systeme``. \tbentry{30}{9}{1934}{} \ulinesp{Max} \uline{\ulinesp{Black}}\IN{\black} kommt für den ganzen Tag.\fnE{Vgl. Abb.\,\refcn{black}.} Es ist für das Wochenende von Newcastle\IO{Newcastle}~\neueseite{538931} herübergekommen, um mich zu treffen. Gestern war er bei Stebbing\IN{\stebbing}; sie war gekränkt, dass ich ihre Einladung abgelehnt hatte; aber ich hatte vorher schon die von Woodger\IN{\woodger} für \textit{Sa} angenommen gehabt. Mit ihm und Woodger\IN{\woodger} über Physikalismus. Analogie zum Temperaturbegriff. Vereinfachung der Sprache durch Einführung \uline{eines} Zeichens; ebenso bei ,,rot wahrnehmend``. Nachmittags das Rätsel mit den drei Stirnmarken; ich bin zu blöd, es zu raten! Black\IN{\black} reist ab. Ich mit Woodger\IN{\woodger} ein wenig spazieren. Ich fordere ihn auf, beim Pariser Kongress\II{\pariserkongress} vorzutragen. \tbentry{1}{10}{1934}{} Vormittags Woodger\IN{\woodger} in London\IO{London}. Ich schreibe. Ergänzung zur ersten Vorlesung. Nachmittags mit \ulinesp{Woodger} über sein System. Ausschaltung der Klassenzeichen. Abends Pläne: Nächsten oder übernächsten Sommer zusammen nach Burgstein\IO{Burgstein}?\fnE{Vgl. TB~5.\,VIII. bis~30.\,VIII.\,1935.} Ich frage nach der Möglichkeit, mit Neurath\IN{\neurath} und Hempel\IN{\hempel} einen Kurs zu machen. Er meint, es wird nicht gut gehen. \tbentry{2}{10}{1934}{} 11\,\hbox{--}\,1 fahren wir mit Frau Woodger\IN{\woodgerfrau} im Auto über Petersfield\IO{Petersfield} nach \uline{Harting}\IO{Harting}.\ort{Harting} \uline{\ulinesp{Russell}}\IN{\russell} hat uns eingeladen. Lunch in der ,,Ship Inn``\IO{Harting!Ship Inn}. Ich berichte Russell\IN{\russell} über Woodgers\IN{\woodger} Axiomensystem. Er wundert sich, dass die Biologie schon reif sei dafür. Ich sage, dass Woodger\IN{\woodger} in der Genetik einen guten Anfang gemacht hat (Mendelismus usw.). Russell\IN{\russell} fragt, ob seine Relationsarithmetik irgendwo verwendet sei. Ich sage, dass der Begriff Struktur~= Relationszahl bei uns sehr wichtig ist.\baustellex{WISS} Er meint, man könne in der Allgemeinen Relativitätstheorie noch sehr viel weiter kommen ohne \gestrunl\ Koordinatensystem, indem man anstatt Differential-Gleichungen alles in Topologie mit Relationen macht; da doch die Koordinatensysteme gleichgültig seien, \sout{so}\gestrunl\ soweit sie topologisch übereinstimmen, müsse man ganz ohne sie auskommen können.\baustellex{WISS} Er sagt, dass er meine früheren Arbeiten mit Interesse verfolgt hat, besonders den ,,Aufbau``\IC{\konstitutionstheorie}, aber die Syntax\IC{\logischesyntax} noch nicht richtig gelesen hat. Ich sage, ,,Aufbau``\IC{\konstitutionstheorie} ist veraltet; ich glaube nicht mehr, alles muss explizit definiert werden; physikalische Terme können auch durch allgemeine Gesetze~\neueseite{538935} eingeführt werden. Russell\IN{\russell} spricht zwischendurch sehr gutes Deutsch. Er schlägt vor, dass ich deutsch und er \tbtwoA{652} englisch spricht. Nach dem Lunch sitzen wir noch etwas am Kamin. Dann im Auto auf den Berg\IO{Harting!Berg} hinauf. Oben in sein großes verwildertes Waldgrundstück, zum Haus. Das ist die frühere Schule. Sehr einsam; das nächste Haus 1~Meile (1,6\,\textit{km}) weit weg. Das Haus ist im Um\-räumen begriffen. Seine ,,Frau``\IN{\russellfrau},\fnE{Patricia Helen Spence, ehemalige Studentin und ab~1936 dritte Ehefrau von Bertrand Russell.} eine frühere Studentin, ist beim Fußboden\-streichen. Wir gehen in die Bibliothek. Feuer im Kamin. Hoher, kühler Raum. Wir sitzen um den Kamin. Zuerst etwas über Logik. Physikalismus. Er meint, das sei eine Art von Materialismus. Ich sage: Ja, methodischer Materialismus.\baustellex{WISS} Er hat Bedenken, lässt es sich näher erklären, und gibt einiges zu. Er fragt nach Chwistek\IN{\chwistek}. Ich: Schwer verständlich. Autonymische Methode; nur deswegen intensionale Sprache und verzweigte Typentheorie nötig.\fnE{Vgl. Chwistek, ,,Die nominalistische Grundlegung der Mathematik``.} Ich komme ohne diese aus und ziehe extensionale Sprache vor. Er:~Da kann man doch nicht alles ausdrücken; z.\,B.: A~glaubt~\ldots{} Ich sage, wenn ein Satz über einen anderen spricht, so muss nicht dieser, sondern dessen Name vorkommen, wie man ja auch nicht den ganzen Baum auf das Papier setzt. So wird der Satz dann extensional.\fnE{Vgl. Carnap, \textit{Logische Syntax der Sprache}, 210\hbox{--}219.} Er findet das ,,sehr nett`` und lacht darüber; fragt, ob das {\lspitz}nachher{\rspitz} im Buch steht, und will es lesen.~-- Über Wittgenstein\IN{\wittgenstein}. Wittgenstein\IN{\wittgenstein} hat ihn als Student nach einigen Gesprächen gefragt, ob er ganz idiotisch sei oder nicht; wenn ja, wolle er Flieger werden anstatt Philosoph. Russell\IN{\russell} hat geantwortet: Ich weiß nicht; schreiben Sie einen Aufsatz. Und der war dann gut. Er sagt, Wittgenstein\IN{\wittgenstein} sei zu pedantisch mit der Sprache; er \sout{habe}\gestrunl{} Russell\IN{\russell} habe drei Kleckse auf einem Papier gemacht und gesagt: Hier sehen wir doch: es gibt drei Dinge in der Welt; warum soll man das nicht sagen können. Russell\IN{\russell} meint, es gibt eine Hierarchie von Sprachen; in jeder~\neueseite{538933} höheren kann man über die niedere sprechen; er wundert sich, dass Wittgenstein\IN{\wittgenstein} das nicht zugeben will. Er wundert sich, dass Wittgenstein\IN{\wittgenstein} mir nicht mehr erlaubt, mit ihm zu sprechen.~-- Später über Politik. \gestrunl\ Hitler\IN{\hitler}. Gefahr des Nationalismus in Prag\IO{Prag}. Sadistischer Trieb der Menschen; Folge der Unterdrückung durch die Väter. Teilweise lebhaftes, zu schnelles Gespräch mit Frau Woodger\IN{\woodgerfrau}, dem ich nicht ganz folgen kann. Ein schöner rotbrauner großer, sehr scheuer Hund kommt herein. Später Tee. Dann kommt seine Frau\IN{\russellfrau} für kurze Zeit; ich spreche dann wieder Englisch oder gemischt. Zum Schluss gebe ich ihm ,,Unity``\IC{\unityofscience};\fnE{Carnap, \emph{The Unity of Science}.} \shortenpage auf seinen Wunsch schreibe ich hinein ,,To Bertrand Rus\-\tbtwoA{653}sell``\IN{\russell}. Ich sage, wie sehr ich \editor{mich} gefreut habe, ihn zu sehen, wo ich seinem Werk\fnA{Von Carnap später von \original{Wert} zu \original{Werk} korrigiert.} so viel verdanke; er ist sichtlich erfreut darüber. Die Frauen gehen schon; da sagt er, leider konnten wir heute nicht so viel über Philosophie sprechen. Wenn ich wieder nach England\IO{\russell} komme, würde er gerne mehr mit mir sprechen.~-- Wir fahren im Auto zurück. Frau Woodger\IN{\woodgerfrau} spricht über das Problem des Geschlechtsverkehrs vor der Ehe, und ob man das einer Tochter erlauben soll. Sie spricht sehr offenherzig über ihr eigenes Leben. Zur Station Epsom\IO{Epsom}; sehr herzlicher Abschied. (Sie spricht von der Möglichkeit, noch zu ihrem Haus zu kommen und den Abend dort zu verbringen, und dann nach London\IO{London} zu fahren! Wir sagen, das würde doch zu spät. Wir wundern uns, dass sie uns nicht für die Nacht einlädt. Wir sagen aber nichts, da sie selbst früher mal gesagt hat, dass man sich niemals selbst einladen soll.)~--\ort{London} Andere Zimmer, nach hinten, mit lauter Kirchenuhr; aber Ogdens\IN{\ogden} Ohrwachs hilft.\setort{Harting} \tbentry{3}{10}{1934}{}\setort{London} Geschrieben. \uline{\ulinesp{Helmer}}\IN{\helmer} kommt 12\textsuperscript{h}. Er ist seit Wochen hier, sucht ein scholarship zu bekommen; schwierig jetzt. Wir holen zusammen \uline{Woodger}\IN{\woodger} in der Medical school\II{Medical School, London} ab.~\neueseite{538949} Wir laden beide zum Lunch ins ,,Diner Francais``\IO{London!Dinner Francis} ein. Helmer\IN{\helmer} erzählt von seinen Versuchen, eine finitistische Mathematik zu machen.~-- \textonehalf{}\,7~zum Bedford College\II{Bedford College} \gestrunl. Ina\IN{\ina} hat nachmittags vergeblich passende Schuhe zum schwarzen Kleid gesucht, kommt verzweifelt nach Hause. Auf der Straße Regen, ihre Strümpfe werden bekleckert; sie ist sehr verzweifelt. Schließlich nehmen wir für das letzte Stück Taxi. Miss \uline{\ulinesp{Stebbings\IN{\stebbing} Dinner}} (Personen siehe ihren Brief\fnE{Nicht überliefert.}). Der junge \uline{\ulinesp{Ayer}}\IN{\ayer} aus Oxford\IO{Oxford}; er \gestrunl\ ist in Wien\IO{Wien} gewesen; Freund von Quine\IN{\quine}; will ein Buch\IW{\ayerbuch} über die Auffassungen schreiben, die er mit uns gemeinsam hat.\fnE{Ayer, \emph{Language, Truth and Logic}.} \uline{\ulinesp{Braithwaite}}\IN{\braithwaite}. Bei Tisch sitze ich neben Stebbing\IN{\stebbing}; sie spricht sehr wenig, meist mit \uline{\ulinesp{Moore}}\IN{\moore}. Dieser spricht auch nachher fast gar nicht mit mir; nur in der \ulinesp{Dis\-kus\-sion}. Nach dem Essen großer Halbkreis um den Kamin (elektrisch). Dis\-kus\-sion. Auf Moores\IN{\moore} Aufforderung fängt Braithwaite\IN{\braithwaite} an. Über Physikalismus; \ulinesp{Moore\IN{\moore} versteht nicht, was Syntax ist; ist überhaupt über alles er\-staunt.} Stebbing\IN{\stebbing} spricht ziemlich wenig. Bis~11\textsuperscript{h}. Braithwaite\IN{\braithwaite} lädt uns ein, bei ihm in Cambridge\IO{Cambridge} zu wohnen; ich sage aber, dass wir Ogdens\IN{\ogden} Gäste sein werden; und weil er nächstes weekend nicht kann, sage ich ganz ab für Cambridge\IO{Cambridge}. \ulinesp{Moore\IN{\moore} sagt nichts über ein Treffen in Cambridge\IO{Cambridge}}. \tbtwoA{654} \sout{Mit~Woodger}\IN{\woodger} Stebbing\IN{\stebbing} zeigt mir den Vortragssaal für den ersten Vortrag\IC{\londonervortraege}.~-- 11\textsuperscript{h}~mit Woodger\IN{\woodger} nach Hause (er zu seinem Club\IO{London!Club von Woodger}). \tbentry{4}{10}{1934}{} American Express\IO{London!American Express}. Zu Ogden\IN{\ogden} ins Institut\II{Orthological Institute}. Mit ihm Lunch im nahen \textit{PEP} Club (Club für ökonomische und politische Planung\II{PEP Club London}); wir drängen um~2 zum Aufbruch, er bringt uns im Taxi zum Hotel\IO{London!Hotel}.~-- 4~bei Frau Irene \uline{Grant}\IN{\grantirene}. Sie ist mit Kaufmann\IN{\kaufmannfelix} befreundet; ist im Februar mit ihrem Mann sofort nach Wien\IO{Wien} gefahren und hat privat zusammengebetteltes und geborgtes Geld hingebracht. Bei ihr wohnt~\neueseite{538945} \uline{Polanyi}\IN{\polanyi} (vom Konjunkturinstitut\II{Konjunkturinstitut London}) mit Frau und Kind, nettes kleines Mädchen. Er seit Jan. hier, hat Chance, an eine englische Universität zu kommen, zunächst vielleicht für ein Jahr. Wir sprechen gemischt englisch und deutsch. Seine Frau war in Haubinda\II{\haubinda}\IO{Haubinda} als Schülerin. Polanyi\IN{\polanyi} doziert, teilweise interessant, aber ermüdend über England\IO{England}: Große Klassenunterschiede, aber starkes Volkszusammengehörigkeitsgefühl; die Engländer hätten keine Ehrfurcht vor überkommenen Einrichtungen, sondern nur praktische Gesichtspunkte, sowohl im Konservieren wie im Fortschritt. Im Auto von \uline{\ulinesp{\textit{Spearman}}}\IN{\spearmanyoung} (es~kommt 7\,\textonequarter{} anstatt~\textonehalf{}\,7) in \textthreequarters{}~Stunde zu seinem Landsitz, einem schönen kleinen Schloss in Woodford\IO{Woodford}~(?).\ort{Woodford} Die \ulinesp{Zeppelin}\IN{\zeppelin} hat die Einladung angeregt. Die unbekannte Hausfrau führt uns auf unser Zimmer: Doppelbett~(!), alles sehr fein und alt eingerichtet, aber primitives Waschgerät. Das ganze Haus sehr stilvoll, viele alte Bilder, riesiger deutscher Gobelin, alte Möbel, riesige Räume. Außer dem Kamin auch Zentralheizung, die der jetzige Besitzer aber zum Teil abgebaut hat~(!). Mit Frau Spearman\IN{\spearmanyoungfrau} und der Zeppelin\IN{\zeppelingraf} am Feuer des Kamins im Drawingroom. Dann kommt der junge Hausherr\IN{\spearmanyoung}, sieht aus wie ein durchschnittlicher Geschäftsmann. Zum Dinner. Wieder offenes Feuer. Riesiger kreisrunder Mahagonitisch ohne Tischtuch; in der Mitte silberner Leuchter mit 5~roten Kerzen. Er kann nur Englisch, ist jetzt an der Börse\IO{London!Börse}. Sie hat an der School of Economics\II{London School of Economics} studiert, schreibt {\lspitz}\sout{hat}{\rspitz} jetzt Buch über Diktatur\IW{\spearmanyoungfraubuch}\fnE{Spearman, \emph{Modern Dictatorship}.} \sout{geschrieben}, nach Studien in Deutschland\IO{Deutschland}, Italien\IO{Italien}, Polen\IO{Polen}, Ungarn\IO{Ungarn}, Türkei\IO{Türkei}! Nach dem Essen sitzen wir am Kamin im großen Drawing room. Großer und kleiner Hund. 10\,\textthreequarters{}~kommt endlich der allgemein erwartete \uline{Bernal}\IN{\bernal}, Kristallograph in Cambridge\IO{Cambridge}, hat utopischen Roman\IW{\bernalroman} geschrieben,\fnE{Bernal, \emph{The World, the Flesh \&\ the Devil}.} für alles interessiert, seltsamer Mann~\neueseite{538941} 33~Jahre. Wir sind von gestern sehr müde, wollten früh schlafen. Aber ich diskutiere mit ihm bis~12\textsuperscript{h}! Er hat seltsame Ideen über Logik. Auch Zeichnungen seien Sätze. Eine Behauptung sei eine irreführende Form, weil sie nicht zeige, dass jeder Satz \tbtwoA{655} ein Befehl sei.~-- Im Schlafzimmer sehr kalt. Doppelbett. Wärmflasche. Wir können nicht schlafen. Das Mädchen hat unseren Koffer ganz ausgepackt! \tbentry{5}{10}{1934}{Ina}\IN{\ina} Um~8\textsuperscript{h} kommt plötzlich überraschend das Mädchen und bringt Tee ans Bett und meldet: 9\textsuperscript{h}~Frühstück; 9\,\textonehalf{}~Abfahrt im Auto. Beim Frühstück erzählt Bernal\IN{\bernal}, dass er mit Zeppelin\IN{\zeppelingraf} bis~3\textsuperscript{h} noch weggewesen; dann sind sie hungrig geworden und haben vergeblich etwas zu essen gesucht, sind aus Versehen in die Kammer des Kochs geraten. Das ganze Haus macht einen geschlossenen Eindruck eines bestimmten Lebensstils: Luxus (sehr kostbare Sachen, viel überflüssige Bedienung) verbunden mit Rigorosität (keine Bequemlichkeiten, viele kalte Zimmer, usw.). 9\,\textonehalf{}~Abfahrt im Auto: der Herr\IN{\spearmanyoung}, Bernal\IN{\bernal}, Zeppelin\IN{\zeppelingraf} und wir; nach London\IO{London}.\ort{London} 10\,\textonehalf{}~im Hotel\IO{London!Hotel}. 11\textsuperscript{h}~kommt \uline{\ulinesp{Braithwaite}}\IN{\braithwaite} (ins Zimmer!). Mit ihm in der Lounge am Kamin diskutiert; Unterschied zwischen analytischen und \textit{P}-gültigen Sätzen erklärt. Er ist sehr interessiert. Er hat die Syntax\IC{\logischesyntaxenglisch} gekauft. Ina\IN{\ina} ist zu müde und isst nicht. Ich mit Braithwaite\IN{\braithwaite} zu einem französischen Rest.\IO{London!Französisches Restaurant}, wo \uline{\ulinesp{seine Frau}}\IN{\braithwaitefrau} schon wartet. Sie war früher seine Schülerin. Hat lange bei Wittgenstein\IN{\wittgenstein} studiert. Wöchentlich dreimal drei Stunden (5\,\hbox{--}\,8). Dann das Diktierte getippt. Sie will mir wahrscheinlich gegen Weihnachten das \textit{MS}\IW{\mastermanmswittgenstein} leihweise schicken;\fnE{Das MS ,,The Blue Book``, publiziert in Wittgenstein, \emph{The Blue and Brown Books}.} es sei das einzige Exemplar, alles Wort für Wort von ihm diktiert; sie überwindet ihre Bedenken, er selbst würde es wohl nicht gestatten. Ich sei der von Wittgenstein\IN{\wittgenstein} meist genannte und meist kritisierte Philosoph. Er erlaubt keinem Schüler,~\neueseite{538947} eine philosophische Arbeit zu schreiben; viele schickt er weg (was ein eigentlicher lecturer nicht darf). Frau Braithwaite\IN{\braithwaitefrau} hat, als Wittgenstein\IN{\wittgenstein} den Satz ,,Ich habe Zahnschmerzen`` stundenlang analysiert hat, und dann immer wieder dasselbe gesagt hat, schließlich eine Vorlesung versäumt und ist dann ausgeschlossen worden. Sie hat jetzt einige kritische Bedenken gegen Wittgensteins\IN{\wittgenstein} Auffassung und fragt sehr interessiert. Er bringt mich noch bis zum Hotel\IO{London!Hotel}. Ich soll ihm unbedingt schreiben, wenn ich wieder nach England\IO{England} komme; möglichst während des Terms, dann könnte ich im Philosophischen Club\IO{London!Philosophischer Club} vortragen und diskutieren.~-- 6\,\hbox{--}\,9 etwas gebummelt; Einkäufe, Abendessen.~-- Geschrieben. \tbentry{6}{10}{1934}{} Geschrieben. 11,50\,\hbox{--}\,13,15 \ulinesp{mit} \uline{\ulinesp{Ogden}}\IN{\ogden} \ulinesp{nach} \uline{\ulinesp{Cambridge}\IO{Cambridge}};\ort{Cambridge} Lunch im Zug. Ins Orthologische Institut\II{Orthological Institute}. Dort eine Stunde im Bett ausgeruht. Unten am Kamin mit Ogden\IN{\ogden} gesprochen. Er zeigt Bücher von sich und anderen. King's College\II{King's College, University of Cambridge} besichtigt: Kirche, Halle. Gespräch mit \uline{\textit{Cornforth}}\IN{\cornforth}, \tbtwoA{656} Kommunist, Student mit Familie, schreibt Buch über Dialektischen Materialismus\IW{\cornforthmaterialismus};\fnE{Vermutlich Cornforth, \emph{Dialectical Materialism and Science}.} ich weise ihn auf Physikalismus hin, er kann aber nicht gut Deutsch lesen.~-- 5\textsuperscript{h}~ins Magdalene College\II{Magdalene College, University of Cambridge} zu \uline{\ulinesp{Richards}}\IN{\richards}. Er diskutiert einige Punkte aus ,,\sout{Unei}\gestrunl`` ,,Unity``\IC{\unityofscience}, und aus der ersten Londoner Vorlesung\IC{\londonervortraege} (Korrekturbogen für ,,Psyche``\II{\psyche}). Kann ,,töten ist böse`` nicht empirisch verifiziert werden? Ich: Ja; dann ist es Psychologie, empirische Ethik, nicht normativ.\fnE{Vgl. Carnap, \emph{Philosophy and Logical Syntax}, 22\hbox{--}26 und Carnap, \emph{The Unity of Science}, 23\,f.} Dann über physikalistische Übersetzung. Dann über Nutzen der Symbolik. Er sagt, vielleicht ist Ihre Abneigung nur daher, weil Sie gesehen haben, dass die hiesigen Verwender dieser Methode sich zu starr an ein bestimmtes System gebunden haben; Sie scheuen diese Gefahr. Richards\IN{\richards} diskutiert viel besser als Ogden\IN{\ogden}; er formuliert klarer. \textonehalf{}\,8 geht Ina\IN{\ina} mit Miss Graham\IN{\graem} ins Hotel\IO{London!Hotel} zum Dinner. Richards\IN{\richards}, Ogden\IN{\ogden} und ich in die Halle des Colleges\II{Magdalene College, University of Cambridge} zum Dinner. Großer, feierlicher Raum, Halbdunkel, nur Kerzen.~\neueseite{538943} Richards\IN{\richards} als Ältester liest von einer Holztafel ein lateinisches Gebet und spricht zum Schluss des Essens ,,\gestrunl~Gratias~deo``. Wir mit anderen Professoren an einem Tisch auf erhöhtem Podium. Nachher die offene Treppe hinauf, in einen kleinen Raum, wir sitzen um den Kamin; noch dunkler. Über englische Aussprache. Bis~9\textsuperscript{h}. Dann wieder in Richards\IN{\richards} Zimmer. Ina\IN{\ina} kommt auch. Ogden\IN{\ogden} fragt Richards\IN{\richards} wegen meiner Amerikapläne\IO{Amerika}, schlägt ihm vor, für mich an Whitehead\IN{\whitehead} zu schreiben. Die Harvard Universität\II{Harvard University, Cambridge (Ma)} habe immer noch Geld genug für einen Visiting Professor. Wenn Whitehead\IN{\whitehead} mich vorschlage, werde es unbedingt angenommen. Der neue junge Präsident\IN{\praesidentharvard}\fnE{James B. Conant.} fragt auch die jungen ,,Harvard fellows`` um ihre Meinung; (zu diesen gehört Quine\IN{\quine}!) Ogden\IN{\ogden} sagt, dass er mit den maßgebenden Leuten der Johns Hopkins Universität\II{Johns Hopkins University, Baltimore} gesprochen hat; damals hätte er gut eine suggestion anbringen können. Der Weg von oben her sei immer der beste für eine amerikanische Universität\IO{Amerika}; durch das Department (wie z.\,B. durch Morris\IN{\morris}) könnte es dann auch kommen, aber das allein sei nicht so wirkungsvoll. Russell\IN{\russell} ist nicht mehr befreundet mit Whitehead\IN{\whitehead}, weil dieser zu patriotisch ist; dieser war sogar gegen Wittgenstein\IN{\wittgenstein}, weil dieser Deutscher ist!~-- 11\textsuperscript{h}~ins {\lspitz}Bull{\rspitz} Hotel\IO{Cambridge!Bull Hotel} als Ogdens\IN{\ogden} Gäste. \tbentry{7}{10}{1934}{} Im Bett gefrühstückt. Geschrieben. 12\textsuperscript{h}~in Ogdens\IN{\ogden} Institut\II{Orthological Institute}. Mit ihm durch die Colleges spazieren. Die Säule, an der Richards\IN{\richards} klettern übt. Lunch bei Richards\IN{\richards} in seinem Haus; seine Frau ist nicht da. Nachher lege \tbtwoA{657} ich mich oben hin. Dann Tee. Gute Gespräche mit \ulinesp{Richards}\IN{\richards} und ein wenig \ulinesp{Ogden}\IN{\ogden} über den Charakter der Mathematik; ich erkläre: Analytische Hilfssprache. Frage, ob Feststellung der Wahrheit eines Satzes für die Analyse nötig ist; Richards\IN{\richards} glaubt das. Ich: Für logische Analyse nicht, für psychologische Analyse des Sinnes in meinem Sinne auch nicht.\fnE{Zu Carnaps Auffassung des Sinns (,,content``) eines Satzes (,,proposition``) als ,,Entailment`` vgl. Carnap, ,,On the Character of Philosophic Problems``, 11\hbox{--}13. Vgl. außerdem Carnap, \emph{Logische Syntax der Sprache}, 244, wonach ,,es nicht Aufgabe der Syntax~[ist], zu bestimmen, welche Sätze von der festgelegten Protokollsatzform jeweils wirklich als Protokollsätze aufgestellt werden; denn ,wahr` und ,falsch` sind keine syntaktischen Begriffe; die Protokollsätze aufzustellen ist Sache des beobachtenden, protokollierenden Physikers``.} \foreignlanguage{english}{Richards}\IN{\richards} will an Whitehead\IN{\whitehead} schreiben. Wir fahren mit Ogden\IN{\ogden} 8\,\textonehalf{}\,\hbox{--}\,10 nach \uline{London}\IO{London};\ort{London} Abendessen im Zug.~\neueseite{538953}\setort{Cambridge} \tbentry{8}{10}{1934}{}\setort{London}% Vortrag vorbereitet: Korrekturbogen durchgelesen. 4\,\textthreequarters{} Tee im Bedford College\II{Bedford College}. Eine Menge Leute werden uns vorgestellt, ich weiß die Namen nicht. Dabei Miss Oakeley\IN{\oakeley}, die in Prag\IO{Prag} war. Greenwood\IN{\greenwood}, der die kleine Zeitschrift ,,Philosopher``\II{\philosopher} herausgibt. Ich sehe, dass Stebbing\IN{\stebbing} mitarbeitet; aber sie sagt, sie habe es nur getan, weil er sie so darum gebettelt hat, und es tauge nicht viel. \uline{Mein erster Vortrag}\IC{\londonervortraege} 5\,\textonequarter{}\,\hbox{--}\,6\,\textonequarter{}. Stebbing\IN{\stebbing} macht die ,,Introduction``: Dabei müsse man oft lügen, aber diesmal nicht, weil ich der Philosoph sei, von dem sie am meisten halte, und von dem sie am meisten wünsche, dass er hier vortrage. Ich lese anfangs sehr langsam, sehe dazwischen die Leute an; nur an der Tafel spreche ich kurze Zeit frei. Ich bemühe mich, deutlich auszusprechen; aber es war wohl zu langsam. Nachher stelle ich Helmer\IN{\helmer} der Stebbing\IN{\stebbing} vor; sie lädt ihn zu einem Lunch ein. Vögelin\IN{\voegelin} kommt, ist vorübergehend in London\IO{London}. Die schöne Psychologin aus Warschau\IO{Warschau}\ und ihr Mann sind da; sie hat Stipendium für 1~Jahr.~-- Wir gehen mit \uline{Woodger}\IN{\woodger} ins chinesische Restaurant. Es tut ihm leid, dass wir bald wegfahren. Ich erzähle von Hempel\IN{\hempel}. Er lädt ihn und Eva\IN{\ahrendseva} ein, nach Epsom\IO{Epsom} zu kommen. Er spricht auch über einige wissenschaftliche Fragen; ich bin aber zu müde. \tbentry{9}{10}{1934}{} American Express\IO{London!American Express}; Konto eröffnet. Westminster Abbey\IO{London!Westminster Abbey}; Grab des unbekannten Soldaten; er hat sein Leben ,,für Gott, den König und sein Land`` gegeben. 12\textsuperscript{h}~zu \uline{Ogden}\IN{\ogden} ins Institut\II{Orthological Institute}. Vereinbarung über die Veröffentlichung der drei Vorträge. Mit Miss Graham\IN{\graem} einige stilistische Änderungen besprochen. Mit ihm zum Lunch in das ältere ,,De~Heme``\IO{London!Restaurant De Heme}; die Besitzerin kümmert sich freundlich um uns. \pagebreak Im Institut\II{Orthological Institute} ausgeruht. \tbtwoA{658} 5\,\hbox{--}\,\textonehalf{}\,8~Doktor~\uline{Wind}\IN{\wind}, früher Privatdozent in Hamburg\IO{Hamburg}; ist mit der ganzen Warburgbibliothek\IN{\warburg} nach London\IO{London} umgezogen. Ursprünglich Kunsthistoriker, an allgemeinen erkenntnistheoretischen Fragen interessiert. Die Relativität des Längenmaßstabes sei analog zu der des~\neueseite{538957} Geldes (Infla\-tion) und des Kunsturteils. Ich (und Ogden\IN{\ogden}) behaupten gegen ihn, dass alle ästhetischen Urteile nur Urteile über das Verhalten von bestimmten Menschengruppen sind; er gibt das nur zum Teil zu, und meint, dasselbe gelte für die Physik.\fnE{Zu dessen Erkenntnistheorie vgl. Wind, \emph{Das Experiment und die Metaphysik}.}~-- Wir eisen uns mit Mühe los (Ogden\IN{\ogden} lädt uns zum Automobilclub\IO{London!Automobilclub} ein) und essen in der großen Lyonsbrasserie Oxford Corner\IO{London!Lyonsbrasserie Oxford Corner}.~-- Geschrieben. \tbentry{10}{10}{1934}{} Vorlesung~2 vorbereitet.~-- Alleine ausgegangen: Haarschneiden, Lunch.~-- 5\,\textonequarter{}\,\hbox{--}\,6\,\textonehalf{} \uline{2.~Vortrag} ,,Logische Syntax``\IC{\logischesyntax}; kleinerer Hörsaal mit großer Wandtafel; voll besetzt. Vorn sitzt \uline{Schiller}\IN{\schillerfcs}, sagt, er kann nicht bis zum Schluss bleiben. Ich schreibe viel an die Tafel und habe daher viel frei zu sprechen; zwischendurch aus dem \textit{MS}\IC{\londonervortraege} gelesen.~-- Nachher mit Woodger\IN{\woodger} und Helmer\IN{\helmer} im chinesischen Restaurant. \tbentry{11}{10}{1934}{} Geschrieben.~-- 1\textsuperscript{h} wir holen \ulinesp{Woodger\IN{\woodger} und Frau}\IN{\woodgerfrau} vom Hospital\IO{London!Hospital} ab, essen zusammen in einem Whitehall Restaurant. Danach ich mit Woodger\IN{\woodger} durch den James Park\IO{London!James Park}. Dann ins orthologische Institut\II{Orthological Institute}. Ausgeruht. Dann mit Miss Graham\IN{\graem} Text der Lectures\IC{\londonervortraege} besprochen. Dann mit \uline{Ogden}\IN{\ogden}. Er vertritt wieder den Standpunkt, dass für Analyse Verifikation nötig ist; sie suche nach dem \gestrunl\ ,,Referenten``, wenn der Satz falsch ist und finde da Schwierigkeiten; ich würde deshalb die Frage nach dem Referenten eines Satzes ganz aufgeben.\fnE{Vgl. TB~7.\,X.\,1934\diaryref{TB-7-X-1934} und 25.\,V.\,1932 sowie Carnap, ,,Über Protokollsätze``, wo Carnap, in Abgrenzung von Neurath, Protokollsätze einführt, in denen kein Bezug auf den Sprecher enthalten sein muss.} \textonehalf{}\,5\,\hbox{--}\,kurz vor 6 \uline{\textit{Ayer}}\fnA{Von Carnap später von dem urprünglichen \original{\textit{Ayre}} zu \original{\textit{Ayer}} geändert.}\IN{\ayer}, ist aus Oxford\IO{Oxford} gekommen, stellt Fragen über Syntax\IC{\logischesyntax}. Ist besonders daran interessiert, dass ich ihm zugebe, dass für die exakte Analyse einer historischen Sprache historisch-psychologische Untersuchungen erforderlich sind. Ogden\IN{\ogden} stiftet mir Taxi, damit ich länger bleiben kann. Ins Hotel\IO{London!Hotel}. Ina\IN{\ina} war inzwischen mit Eden Woodger\IN{\woodgerfrau} zusammen; sie hat ihr das Projekt von Frau Ginsberg erzählt: \textit{\textsterling}\,500. Ich glaube es nicht, dass es ernstlich gemeint ist; jedenfalls scheint es mir ziemlich unmöglich.~-- Smoking angezogen. 7\,\textonehalf{}~offizielles \uline{Universitätsdinner} im Bedford College\II{Bedford College}. Ginsberg\IN{\ginsberg} und Frau; die Vorsteherin des~\neueseite{538959} Colleges (,,the principal``); \shortenpage ein Physiker Wilson\IN{\wilsonphysiker} (nicht der \tbtwoA{659} be\-rühmte); Mace\IN{\mace} und Frau;~\ldots{} Bei Tisch erzählt \uline{Stebbing}\IN{\stebbing} von ihrem Pazifismus. Sie wusste vor dem Krieg nichts von Politik und war anfangs begeistert; aber nach einigen Monaten Kriegsgegner. Sie versuchte in verschiedenen Kreisen zu sprechen und war entsetzt, als man nur ihre Person betrachtete und das begeisterte Mädchen interessant fand, aber ihre Sache nicht ernst nahm. Sie war dann sehr enttäuscht vom Versailler\IO{Versailles} Vertrag, und versuchte vergeblich, Protestaktionen dagegen einzuleiten. Ich sage ihr, dass für mich Pazifismus Teil eines größeren Zieles sei. Nachher mit \uline{Ginsberg}\IN{\ginsberg}; er verteidigt normative Ethik; ihre Sätze würden von allen zugegeben werden, wenn nur alle die Situation klar genug sähen; die Unterschiede seien im Grunde nicht so groß. Bis~11\textsuperscript{h}. \tbentry{12}{10}{1934}{} 3.~Vorlesung vorbereitet. 3\,\textonehalf{}\,\hbox{--}\,5 Diskussion in Stebbings\IN{\stebbing} Zimmer mit einer Gruppe von Studentinnen; dabei auch Helmer\IN{\helmer}, der zum Lunch bei der Stebbing\IN{\stebbing} war. Diesmal spreche ich viel leichter und besser, als damals bei der ersten Diskussion. Es wird nach der Abgrenzung der Beobachtungssätze und der Protokollsätze gefragt. Und darnach, was uns veranlasst, eine Sprache so oder so zu machen. 5\,\textonequarter{}\,\hbox{--}\,6\,\textonehalf{} \uline{mein letzter Vortrag} \sout{Syn}\gestrunl\ ,,Syntax als \uline{die} Methode der Philosophie``. Ich lese viel vor, aber schneller und leichter als vorher. Nachher \uline{Korsch}\IN{\korsch}; ist jetzt dauernd hier; ist mit Brecht\IN{\brecht} zusammen, sagt, dieser interessiere sich für unsere Sache.\fnE{Vgl. dazu etwa Sautter, ,,Brechts Logischer Empirismus`` und Danneberg, ,,Zu Brechts Rezeption des Logischen Empirismus`` sowie Buckmiller, ,,Karl Korsch und der Logische Empirismus``.} Ich mache ihn mit \uline{Wind}\IN{\wind} bekannt. Miss \uline{Oakeley}\IN{\oakeley} dankt mir sehr für die Vorträge (sie ist aber Metaphysikerin). Es waren noch 40\hbox{--}50~Zuhörer. Stebbing\IN{\stebbing} ist sehr befriedigt von dem Erfolg, meint, die Leute haben gut zugehört. \uline{Helmer}\IN{\helmer} erzählt uns, dass Dora Russell\IN{\russelldora} ihm angeboten hat, an ihre Schule\II{\schuledorarussell} zu kommen;\fnE{Die von Dora Russell und Bertrand Russell gemeinsam gegründete bildungsreformerische Beacon Hill School.} aber dort sind nur Kinder bis~12~Jahre; vielleicht tut er's doch.~-- Wir laden \uline{Woodger}\IN{\woodger} ein, mit uns~\neueseite{538951} in seinem Universitätsclub zu essen. Er hält das Ginsbergprojekt\IN{\ginsberg} auch für psychologisch sehr schwierig. Bis \textonehalf{}\,10. \tbentry{13}{10}{1934}{} American Express\IO{London!American Express}; Fahrkarten und Registermark. \textonehalf{}\,1~im Escargot\IO{London!Escargot} (französisches Rest. in der Greek Street\IO{London!Greek Street}), wir haben \uline{Stebbing}\IN{\stebbing} eingeladen. Sie ist sehr erfreut, uns nach den Vorlesungen nochmal zu sehen und mit uns allein zu sein. Die Universität\II{Universität London} hat vergessen, den Scheck für mich rechtzeitig fertig zu machen. \pagebreak Nun bringt sie mir \textit{\textsterling}\,45 bar von sich; sie wird \tbtwoA{660} es dann von der Universität\II{Universität London} bekommen. Da wir doch genug haben, nehme ich es nicht; sie wird es an American Express überweisen. Sie schätzt Ogden\IN{\ogden} nicht sehr; er nutze die Autoren geschäftlich aus; er schreibe unter verschiedenen Pseudonymen, und der eine Name lobt dann die Bücher des anderen. Sie war 1931 \textonehalf{}~Jahr an der Columbia University\II{Columbia University, New York}, bekam dafür 500\,\textit{\textsterling}, eine flat und freies Essen! Sie war froh, mal Zeit für sich zu haben, hat es aber nur getan, um Geld für die Schule\II{\schulevonstebbing} zu bekommen; sie hat dabei noch Geld bekommen für Vorträge in anderen \gestrunl{} Städten. Ich spreche von meinen Amerikaplänen\IO{Amerika}; sie will an Montague\IN{\montague} schreiben. Sie fragt, ob ich auch Dauerstellung annehmen würde. Sie meint, mein Name sei jetzt bekannt, und ich könnte leicht eine Gastprofessur bekommen. Sie meint, Ogdens\IN{\ogden} 5\,\textit{\textsterling} für die Vorlesungen\IC{\londonervortraege} sei viel zu wenig; ein anderer habe von ihm für ein ähnliches Buch 10\,\textit{\textsterling} bekommen. Ich sage: Dafür wird Ogden\IN{\ogden} mit der Syntax\IC{\logischesyntax} Verlust haben; aber sie glaubt nicht, dass er irgendetwas annimmt, was Verlust bringt.~-- Im Hotel\IO{London!Hotel} finden wir gelbe Rosen von Woodger\IN{\woodger}. Ina\IN{\ina} bringt sie der Stebbing\IN{\stebbing} in die Wohnung. Ich \textonehalf{}\,5~orthologisches Institut\II{Orthological Institute}; \uline{Bernal}\IN{\bernal} \ulinesp{und Ogden}\IN{\ogden}, später auch Ina\IN{\ina}; bis~\textonehalf{}\,8. Diskussion mit Bernal\IN{\bernal}. Alle Sätze der Wissenschaft seien Anordnungen, Rezepte; die Handlungen seien der eigentliche Bestand der Wissenschaft. Zeichnungen seien auch Behauptungen und gehörten auch zur Sprache. Für sie und andere kontinuierliche Sprachen müsste eine weitere Logik geschaffen werden. Die Reihenfolge~\neueseite{538965} der Sätze eines Buches drücke vieles aus; das werde durch die jetzige Logik vernachlässigt. Er ist sehr an den Beziehungen zwischen Physik und Biologie interessiert. Er ist Marxist.~-- Wir mit Ogden\IN{\ogden} in den Reformclub\IO{Reformclub}, alter konservativer Klub aus Benthams\IN{\bentham} Zeit, der Gesetze und Verfassung reformieren wollte. Schöne Bilder und Lesezimmer. Wir nehmen ein feines Abschiedsdinner. Im Taxi nochmal zum Institut (weil Handtasche vergessen), Ogden\IN{\ogden} bringt uns zum Hotel\IO{London!Hotel}.~-- Ina\IN{\ina} packt. \tbentry{14}{10}{1934}{} 10\textsuperscript{h} \uline{\ulinesp{Abreise}} \ulinesp{von London\IO{London}}, Victoria Bahnhof\IO{London!Victoria Bahnhof}. Überfahrt Dover\IO{Dover}\,\hbox{--}\,Ost\-ende\IO{Ostende}. 12\,\hbox{--}\,15\,\textonequarter{}.~Etwas bewegte See; infolge Vasano geht es gut. 17,15~\uline{\ulinesp{Brüs-}}\linebreak\uline{\ulinesp{sel}}\IO{Brüssel}.\ort{Brüssel [Bruxelles]} \ulinesp{Hempel\IN{\hempel} und Eva}\IN{\ahrendseva} holen uns ab, in ihre Wohnung. Wir wohnen bei ihnen, um von Oppenheim\IN{\oppenheim} unabhängiger zu sein; außerdem ist dieser wegen Erkrankung seiner Frau\IN{\oppenheimfrau} abgereist. Wir erzählen von London\IO{London}. Nette Wohnung. Wir bekommen 2~Zimmerchen über ihnen, können aber infolge harter Betten und Lärm des Hagels nicht schlafen. \tbentry{15}{10}{1934}{} Besorgungen in der Stadt: Der alte Rathausplatz\IO{London!Alter Rathausplatz}. American Express\IO{London!American Express} will kein Konto eröffnen (Minimalbetrag: 5000\,\textit{b.\,fr.}). Nachmittags \tbtwoA{661} über Physikalismus. Ich erkläre Hempel\IN{\hempel} die neuen Gedankengänge, damit er für London\IO{London} gerüstet ist.\fnE{Vgl. Hempel, ,,An Intellectual Autobiography``,~10. Demnach wurde Hempel 1934 von Susan Stebbing zu einer Konferenz am Bedford College eingeladen.\baustellex{WISS}} Ich schlage Hempel\IN{\hempel} und Eva\IN{\ahrendseva} das ,,\uline{Du}`` vor.~-- Ich schlafe unten, viel besser. \tbentry{16}{10}{1934}{} Mittags Essen in \uline{Oppenheims}\IN{\oppenheim} Haus. Sein Sohn \uline{Felix}\IN{\oppenheimfelix} ist Gastgeber; Ästhet, für italienische Kunst interessiert. Nachmittags wir alle im Auto nach \uline{Gent}\IO{Gent}. Ich schrecklich Schnupfen. Umweg wegen Straßensperrung. Regen. In Gent\IO{Gent}: Dom\IO{Gent!Dom} (zum Eyckaltar können wir nicht); die alten Kirchen und Häuser, die Korporationshäuser am Kanal\IO{Gent!Kanal}. Die alte Burg\IO{Gent!Burg der Grafen von Flandern} der Grafen von Flandern\IO{Flandern}. Im Dunkeln zurück.~-- Abends über Syntax\IC{\logischesyntax}. Ein wenig über Hempels\IN{\hempel} \textit{MS}\IW{\hempeloppenheimaufsatz}.\fnE{Vgl. TB~9.\,IX.\,1934\diaryref{TB-9-IX-1934}.}~\neueseite{538961} \tbentry{17}{10}{1934}{} Brüssel ab~9,18. \uline{Köln}\IO{Köln} an 14,00.\ort{Köln} \uline{Agnes}\IN{\agnes} und \uline{Ursula}\IN{\kaufmannursula}. Ina\IN{\ina} und ich machen Einkäufe (mit Registermark\fnE{In den 1930er-Jahren gebräuchliche deutsche Währung für den ausländischen Zahlungsverkehr.}): Regenmantel, Handkoffer, Handtasche, Armbanduhr für Ina\IN{\ina}, Drogeriesachen. Im Auto nach \uline{Vollmerhausen}\IO{Vollmerhausen}.\ort{Vollmerhausen} Wir erzählen von London\IO{London}, vom englischen Schloss usw. \tbentry{18}{10}{1934}{} \uline{Wilhelm Carnap}\IN{\carnapwilhelm} kommt. Mit ihm vormittags spazieren; sonniger kühler Herbstmorgen. Seine Schwierigkeiten mit Hilde\IN{\carnaphilde}; sie ist leicht gekränkt, z.\,B. darüber, dass er bei seinen Eltern in Ronsdorf\IO{Ronsdorf} nicht erwirkt, dass sie auch eingeladen wird, usw. Er war mal in Düsseldorf\IO{Düsseldorf} in Behandlung bei einem Nervenarzt Doktor Mohr\IN{\mohr}; aber Hilde\IN{\carnaphilde} will nicht hin. Ich sage, wenn wirtschaftlich möglich, sei zeitweilige Trennung vielleicht gut.~-- Nachmittags mit Agnes\IN{\agnes} über Verkauf Barmen\IO{Barmen}.\fnE{Bezieht sich vermutlich auf das Haus in Barmen (Wuppertal), in dem Carnaps Familie zwischen 1898 und 1909 wohnhaft war.}~-- Abends fährt Wilhelm\IN{\carnapwilhelm} ab. \tbentry{19}{10}{1934}{} 8\,\hbox{--}\,10 im Auto nach Hagen\IO{Hagen}. Deutsche Bank\IO{Hagen!Deutsche Bank} (Reiseschecks). 9,59\,\hbox{--}\allowbreak\,17,04 nach \uline{Leipzig}\IO{Leipzig}.\ort{Leipzig} (\uline{Ina}\IN{\ina} fährt weiter nach \uline{Dresden}\IO{Dresden}, um Frau Weinhagen\IN{\weinhagen} zu besuchen). Ich wohne bei \uline{Eva}\IN{\eva}. Nach dem Essen kommen Till\IN{\till} und Jorinde\IN{\jorinde}. Eva\IN{\eva} hat kein Mädchen mehr, muss morgens 6\textsuperscript{h} aufstehen; sie bereitet Mittagessen vor, die Kinder richten es sich dann allein. Sie hat Antwort von Rosenbaum\IN{\rosenbaum}; er will ihr Aufenthaltserlaubnis für 1~Jahr erwirken; der Hauptfrage, ob er sich von seiner Frau trennen will, weicht er immer aus. Eva\IN{\eva} würde sich nötigenfalls von den Kindern trennen, \pagebreak sie den Großeltern \tbtwoA{662} geben, und nach Palästina\IO{Palästina} fahren; aber nur, wenn sie Sicherheit hat, dass sie ganz zu ihm kann. \textonehalf{}\,12~kommt Eva\IN{\eva} nach allerhand Hemmungen noch in meine Arme; sie spricht freier, es kommen Tränen; aber alles streng und asketisch. \tbentry{20}{10}{1934}{\kreis} 8,38\,\hbox{--}\,10,24 nach \uline{Dresden}\IO{Dresden}.\ort{Dresden} Ina\IN{\ina} kommt; ich sehe kurz {\lspitz}Charles{\rspitz} \uline{Kalke}\IN{\kalke} (braun; geschäftlich tüchtig, Direktor) und Ruth \uline{Meßmer}\IN{\messmerruth}, die Tochter des Besitzers der Burg Lauenstein\IO{Burg Lauenstein}. Bank\IO{Dresden!Bank}, Besorgungen. 12,24\,\hbox{--}\,15,43 nach \uline{Prag}\IO{Prag}.\ort{Prag [Praha]} Gekramt.~\neueseite{538967} \tbentry{21}{10}{1934}{} Gekramt, geschrieben. \tbentry{22}{10}{1934}{} \uline{Erste Vorlesung} 5\,\hbox{--}\,7 (Mengenlehre). Ich nehme das alte dunkle Zimmerchen von Glaser\IN{\glaser}. \tbentry{23}{10}{1934}{} Geschrieben. \tbentry{24}{10}{1934}{} Seminar vorbereitet. Nachmittags \uline{Heurteurs}\IN{\heurteur}\IN{\heurteurfrau} hier. Sie sind aus dem Lager entlassen,\fnE{Vgl. TB~28.\,IV.\,1934\diaryref{TB-28-IV-1934}.} weil sie angeblich in Österreich\IO{Oesterreich@Österreich} nicht mehr gefährdet sind, und sie fahren jetzt nach Wien\IO{Wien} zurück. Ich gebe ihnen~24\,\textit{S}. Er hat noch in Wallern\IO{Wallern} eine persönliche Schuld von~55\,\textit{K}; falls der {\lspitz}Betreffende{\rspitz} diesen Betrag nicht von der Flüchtlingsfürsorge zurückbekommt, soll er mir später schreiben; dann schick' ich dem den Betrag. Er hat sich vor einiger Zeit für Russland\IO{Russland} gemeldet, scheint aber nicht angenommen worden zu sein; er meint, er habe nicht genug auf die alten Führer geschimpft.~-- \tbentry{25}{10}{1934}{} Im \gestrunl\ Institut\II{Philosophisches Institut der Deutschen Universität Prag} \uline{Frank}\IN{\frankphilipp}; seinem Bein geht es ein wenig besser. 5~Vorlesung; 6~Vorbesprechung Seminar Mengenlehre. \tbentry{26}{10}{1934}{} Englische Vorlesungen\IC{\londonervortraege} für den Druck fertig gemacht. \tbentry{27}{10}{1934}{} 11\,\hbox{--}\,1 erste Vorlesung ,,Naturphilosophische Strömungen der Gegenwart [und jüngsten Vergangenheit]``. Dabei Professor \uline{Warren}\IN{\warren} aus Amerika\IO{Amerika}, nachher mit ihm auf dem {\lspitz}Karlsplatz{\rspitz}\IO{Prag!Karlsplatz} gesessen; er war auch beim Kongress\II{\kongressphilosophieprag}, ist für 1~Jahr in Europa\IO{Europa}; hat noch nichts vom Wiener Kreis\II{\schlickzirkel} gelesen; arbeitet über Werte, will zeigen, dass auch der Wahrheitswert ein Wert ist, usw.{\tolerance1000\par} Mittags im Metro\IO{Prag!Metro}, wir mit \uline{Frank\IN{\frankphilipp} und Hania}\IN{\frankphilippfrau}. Hania\IN{\frankphilippfrau} ist äußerst begierig auf Bericht über England\IO{England}. Wir bringen ihr eine schwarze Handtasche (,,aus London``\IO{London}) mit.~-- \textonehalf{}\,5\,\hbox{--}\,10 bei \uline{Bardenhewer\IN{\bardenhewer} und Zetkin}\IN{\zetkin}, über der Hanspaulka\IO{Prag!Hanspaulka}, neue nette Wohnung. \shortenpage Er liegt, mit Magengeschwür. Wir erzählen von \tbtwoA{663} England\IO{England}, und vom Kongress\II{\kongressphilosophieprag}. Er hat Schwierigkeiten, hier auf sein Schweizer Interimspapier\fnE{Vermutlich vorläufiger Identitätsnachweis (als Passersatz).} hin die Aufenthaltsdauer verlängert zu bekommen. Lukas\IN{\bardenhewerlukas} geht in die französische Schule\IO{Prag!Französisches Gymnasium}; er ist ruhiger jetzt.~\neueseite{538963} \tbentry{28}{10}{1934}{\kreis} Geschrieben. \tbentry{29}{10}{1934}{} 5\,\hbox{--}\,7~Vorlesung. \tbmanyentries{\tbentry{30}{10}{1934}{}, \tbentry{31}{10}{1934}{}} Für Aufsatz ,,Wahrheitsbegriff`` gearbeitet (Einsetzung mit Argumenten). %\tbentry{31}{10}{1934}{} % %\textwh{Für Aufsatz ,,Wahrheitsbegriff``\IC{\wahrheitsbegriff} gearbeitet ({\lspitz}Einsetzung{\rspitz} mit Argumenten).} \tbentry{1}{11}{1934}{Feiertag \kreis} \textit{MS} ,,Formalwissenschaft und Realwissenschaft``\IC{\vortragvorkonferenz} geschrieben (das ist der Vortrag von der Vorkonferenz\II{\vorbesprechunginprag}).\fnE{Carnap, ,,Formalwissenschaft und Realwissenschaft``.}\fnA{Es folgt ein leerer Eintrag mit der Bemerkung \original{Ina}.\IN{\ina}}{\tolerance1000\par} %\tbentry{2}{11}{1934}{Ina}\IN{\ina} \tbentry{3}{11}{1934}{} Abends zusammen angefangen, Scheurmanns\IN{\scheuermann} ,,Papalagi``\IW{\scheuermannpapalagi} in Basic zu übersetzen. %\tbentry{4}{11}{1934}{} \tbentry{5}{11}{1934}{} Doktor \uline{Gutmann}\IN{\gutmanndr}, wegen Rheuma, zum 2.~Mal. Er will keine Bezahlung annehmen! 5\,\hbox{--}\,7~Vorlesung. Frau \uline{Mayer}\IN{\mayerfrau} will etwas über allgemeine Syntax arbeiten. \textonehalf{}\,8\,\hbox{--}\,10 zu \uline{Franks}\IN{\frankphilipp}\IN{\frankphilippfrau}. Wir erzählen über England\IO{England}. Eine Engländerin kommt. \tbentry{6}{11}{1934}{} Nachmittags 5 Sitzung des Kongresskomitees\II{\radlsitzung}. R\'{a}dl\IN{\radl} berichtet von der Angelegenheit des verrückten Harms\IN{\harms}. Ich sage \uline{Kraus}\IN{\krausoskar}, dass ich gern bereit bin, privat oder öffentlich mit ihm zu diskutieren; er möge aber nicht die Broschüre\IW{\wissweltauffassung},\fnE{Verein Ernst Mach, \emph{Wissenschaftliche Weltauffassung}.} sondern Syntax\IC{\logischesyntax} \unl\ als Grundlage nehmen. Mit Frank\IN{\frankphilipp} durch die Stadt gegangen; er will einen Aufsatz über Planck\IN{\planckm} für Erkenntnis\II{\erkenntnis} schreiben.\fnE{Dieser Aufsatz ist nicht zustande gekommen.} \tbentry{7}{11}{1934}{} Briefe. \tbentry{8}{11}{1934}{} 5~Vorlesung. 6~Seminar (nur 4~Teilnehmer, wegen Vortrag Fürth\IN{\fuerth}; ich referiere selbst). \tbentry{9}{11}{1934}{} Nachmittags 5\,\hbox{--}\,10 bei \uline{Franks}\IN{\frankphilipp}\IN{\frankphilippfrau}. Josef Frank\IN{\frankjosef} ist da, aus Schweden\IO{Schweden}. Er sagt, dass Jacobsson\IN{\jakobsonmalte} Gouverneur geworden ist, und dass nächstes Jahr seine Professur frei werde; die Chance für einen Ausländer sei aber wohl gering. Er liest und singt uns seine \unl\ und Himbeergedichte vor, die sehr gut den Ton treffen.~\neueseite{538969} \tbtwoA{664} \tbentry{10}{11}{1934}{} 11\,\hbox{--}\,1~Vorlesung. 4\,\hbox{--}\,5 wir beide zu \uline{Vo\v{c}adlo}\IN{\vocadlo} und Frau, dem Basic Vertreter. Wir sprechen Englisch. Er unterrichtet Englisch hier an der Handelsschule\IO{Prag!Handelsschule} und in Pressburg\IO{Pressburg} an der Masarykhochschule\IO{Pressburg!Masarykhochschule}. Er war 6~Jahre in England\IO{England}. Hat eine lange Vortragsreise in Amerika\IO{Amerika} gemacht, rät mir, mich mit dem hiesigen Amerikanischen Institut\II{Amerikanisches Institut Prag} in Verbindung zu setzen, zu dessen Stab er selbst gehört. Er hat ein Heft über Basic für Tschechen geschrieben. Er ist jede Woche \textit{Di}\,\hbox{--}\,\textit{Fr} vormittags in Pressburg\IO{Pressburg}.~-- Kino ,,Der König des Mont Blanc``.\fnA{Es folgt ein leerer Eintrag mit dem Symbol~\original{\kreis}.} %\tbentry{11}{11}{1934}{\kreis} \tbentry{12}{11}{1934}{} Nachmittags zum \uline{American Institute}\II{Amerikanisches Institut Prag} (auf Vo\v{c}adlos\IN{\vocadlo} Rat). Ministerialrat Doktor \uline{Kose}\IN{\kose}, gibt freundlich Auskunft. Dieses Institut\II{Amerikanisches Institut Prag} ist zuständig für mich, zur Vermittlung an das New Yorker\IO{New York} Institut\II{\iie}.\fnE{Das Institute for International Education vgl. TB~6.\,XII.\,1934\diaryref{TB-6-XII-1934} und 27.\,II.\,1935.}~-- Kurz zu \uline{Nagel}\IN{\nagel}. 5~Vorlesung. \tbentry{13}{11}{1934}{} Heyting\IN{\heyting}, Mathematische Grundlagenforschung\IW{\heytinggrundlagenforschung}, gelesen. Gut. (Für Rez.\IC{\rezensionheyting}).\fnE{Carnap, ,,Rezension von Arend Heyting, \emph{Mathematische Grundlagenforschung}``.} \tbentry{14}{11}{1934}{} Nachmittags und abends \textonehalf{}\,4\,\hbox{--}\,\textonehalf{}\,9 \uline{Nagel}\IN{\nagel} zum 1.~Mal hier. Er ist Instructor an der Columbia University\II{Columbia University, New York}, seit 4~Jahren. In den letzten Jahren haben die übliche Gehaltserhöhungen und Beförderungen aufgehört, an manchen Universitäten sogar Gehaltsabzüge! Das Buch ,,Introduction to Logic``\IW{\nagelintroduction}\fnE{Nagel und Cohen, \emph{Introduction to Logic and Scientific Method}.} hat er alleine geschrieben, Morris Cohen\IN{\cohenmorris} nur kleine Teile, z.\,B. Kapitel~\textit{XVIII} über Werte. Er meint, viele Universitäten werden kein Geld haben, um mich für mehrere Wochen einzuladen, meist wohl nur~1 oder wenige Vorträge. \tbentry{15}{11}{1934}{} 5~Vorlesung, 6~Seminar. Bei beiden \uline{Nagel}\IN{\nagel}. Im Seminar auch Reach\IN{\reach}. \tbentry{16}{11}{1934}{} Ganzen Tag Vorlesung vorbereitet (Naturphilosophie der Gegenwart). \tbentry{17}{11}{1934}{} Vormittags Vorlesung. Mittags mit \uline{Nagel}\IN{\nagel} gegessen. Dann mit ihm Kino ,,Little Women``, sentimentaler amerikanischer Film; ich verstehe \mbox{wenig}. \tbentry{18}{11}{1934}{} Mittags bis abends \uline{Nagel}\IN{\nagel} hier (2\,\hbox{--}\,10). Etwas über Syntax\IC{\logischesyntax}. Dann Beratung über~\neueseite{538971} Themen für meine amerikanischen Vorträge.\fnE{Es ist unklar, welche Vorträge hier gemeint sind, da die Einladungen von Harvard und Chicago erst 1935 konkret wurden.} \shortenpage Über wis\-\tbtwoA{665}senschaftliche Vorurteile; Politik. Sein Freund Hook\IN{\hook} ist Kommunist, merkwürdigerweise noch in einer Universitätsstellung. Er selbst hat Sympa\-thien für Kommunismus, aber Kritik gegen die Partei; viel Trotzki\IN{\trotzki} gelesen. Hook\IN{\hook} ist in einer neugegründeten Partei ,,\ldots{}~workers~\ldots{}``\II{\workerspartei}.\fnE{Zu Hooks wechselnden politischen Anschauungen und dem parallel dazu wechselnden Verhältnis zu Carnap vgl. Reisch, \emph{How the Cold War Transformed Philosophy of Science}, 150\hbox{--}153 u. 278\hbox{--}282. Die von Hook 1933 mitbegründete Partei war die (kurzzeitig existierende) \textit{American Workers Party} (ebd., 152).} Nagel\IN{\nagel} war 2~Jahre verheiratet, jetzt geschieden; will bald wieder heiraten. Ina\IN{\ina} fragt ihn über seine {\lspitz}Mikko{\rspitz}\IN{\mikko} aus. \tbentry{19}{11}{1934}{} Nachmittags Vorlesung. \tbentry{20}{11}{1934}{\kreis} 3\textsuperscript{h} kommt plötzlich Doktor Friedrich \uline{Bachmann}\IN{\bachmannfriedrich}, Schüler von Scholz\IN{\scholzheinrich}. Ich hatte ihn aufgefordert, herzukommen, um mit mir Minimal\-axiome zu besprechen.\fnE{Schlüsselbegriff aus Carnap und Bachmann, ,,Über Extremalaxiome``.} 5\,\hbox{--}\,7 Kommissionssitzung\II{\mafa} über die Vorschläge von Blüh\IN{\blueh}, wegen Allgemeinbildung der Studenten. Blüh\IN{\blueh}, {\lspitz}Quora{\rspitz}\IN{\quora}, Spengler\IN{\spengler}. Es kommt nichts heraus, weil viele Bedenken; Überlastung der Studenten; die Vorlesungszahl könne nicht herabgesetzt werden. \tbentry{21}{11}{1934}{} \textonehalf{}\,4\,\hbox{--}\,\textonehalf{}\,8 \uline{Bachmann}\IN{\bachmannfriedrich} und \uline{Nagel}\IN{\nagel} hier. Ich erkläre Extremalaxiome. Vielleicht wird Bachmann\IN{\bachmannfriedrich} es ausarbeiten. \tbentry{22}{11}{1934}{} (Ich sage Löwner\IN{\loewner}, dass wir nicht zu ihnen kommen wollen samstagabends, weil wir überhaupt keine Gesellschaften mitmachen). 5~Vorlesung, 6~Seminar; auch Nagel\IN{\nagel} dabei. \tbentry{23}{11}{1934}{} Vorlesung vorbereitet (Konventionalismus). \tbentry{24}{11}{1934}{} Umsonst zum Institut\II{Philosophisches Institut der Deutschen Universität Prag}, keine Vorlesung, Studentenstreik wegen der Insignienfrage (die sollen der tschechischen Universität\II{Tschechische Universität Prag} übergeben werden).\fnE{Am~24.\,XI.\,1934 demonstrierten Studenten der Tschechischen Universität Prag vor der Deutschen Universität für die Herausgabe der Universitätsinsignien. Vgl. auch den Eintrag zum 26.\,XI.\,1934.} Mit \sout{Bachmann}\IN{\bachmannfriedrich} Nagel\IN{\nagel} im Fenix\IO{Prag!Fenix}; mittags auch Ina\IN{\ina}. (Sie kommt nur, weil Bachmann\IN{\bachmannfriedrich} nicht mitgekommen ist). \textonehalf{}\,4\,\hbox{--}\,6 im Institut\II{Philosophisches Institut der Deutschen Universität Prag} Besprechung über Fragen zur Syntax\IC{\logischesyntax}, die von Bachmann\IN{\bachmannfriedrich} und Nagel\IN{\nagel} gestellt werden. Dabei: diese, Frank\IN{\frankphilipp}, Ina\IN{\ina}, Frau Mayer\IN{\mayerfrau}, Reach\IN{\reach}. Hauptsächlich über ,,alle Eigenschaften``; Bridgmans\IN{\bridgman} Kritik des Diagonalverfahrens. \tbtwoA{666} \tbentry{25}{11}{1934}{} \gestrunl\ 2\,\hbox{--}\,10 \uline{Nagel}\IN{\nagel} hier. Über die Scheidung seiner nicht-legalisierten ,,common law``-Ehe.\fnE{Nach US-amerikanischem Recht Ehe ohne Trauschein.}~\neueseite{538975} \tbentry{26}{11}{1934}{} Keine Vorlesung. Universität\II{Deutsche Universität Prag} gesperrt wegen der Unruhen \sout{auf} \gestrunl, die aus dem Insignienstreit entstanden sind. Dann wird \uline{Schließung bis~6.~Jan.} beschlossen!\fnA{Es folgt ein leerer Eintrag mit der Bemerkung \original{Ina}.\IN{\ina}} %\tbentry{27}{11}{1934}{Ina}\IN{\ina} \tbentry{28}{11}{1934}{} \textonehalf{}\,4\,\hbox{--}\,\textonehalf{}\,8 \uline{Nagel}\IN{\nagel} und \uline{Bachmann}\IN{\bachmannfriedrich} hier. Über Axiomatik; vollständige Isomorphie; Gabelbarkeit und Polymorphie syntaktisch auszudrücken. \tbentry{29}{11}{1934}{} 4 im Institut\II{Philosophisches Institut der Deutschen Universität Prag} \uline{Nagel}\IN{\nagel} und \uline{Bachmann}\IN{\bachmannfriedrich}; über Axiomatik. \textonehalf{}\,6\,\hbox{--}\,\textonehalf{}\,8~Vortrag Professor Pringsheim\IN{\pringsheim} über die Arbeiten des Pflanzenphysiologischen Instituts\IO{Prag!Pflanzenphysiologisches Institut}. \tbentry{30}{11}{1934}{} \textonehalf{}\,6\,\hbox{--}\,\textonehalf{}\,11 \uline{Franks}\IN{\frankphilipp}\IN{\frankphilippfrau} hier. Ich frage, ob wir nicht mit R\'{a}dl\IN{\radl} und anderen Professoren eine Kundgebung gegen den Nationalismus (Insignienstreit) veröffentlichen sollen; er meint, vielleicht ja, aber es würden sich nur sehr wenige beteiligen, z.\,B. Löwners\IN{\loewner}\IN{\loewnerfrau} nicht. Sie berichten von Löwners\IN{\loewner}\IN{\loewnerfrau}, schreckliches Verhalten der Frau Löwner\IN{\loewnerfrau}.~-- Frank\IN{\frankphilipp} meint, wir sollten mit anderen zusammen die logischen Probleme der Quantenmechanik besprechen und die Begriffe in Ordnung bringen; sie sei reif dazu; Matrizenrechnung nicht nötig; viel übliche Formulierung verkehrt; das werde dann eine gute Probe für die Fruchtbarkeit der Wissenschaftslogik. \tbentry{1}{12}{1934}{} 4\,\hbox{--}\,\textonehalf{}\,8 \uline{Nagel}\IN{\nagel} hier. Über Syntax\IC{\logischesyntax} und Ontologie. %\tbentry{2}{12}{1934}{} \tbentry{3}{12}{1934}{\kreis} \textonehalf{}\,2\,\hbox{--}\,\textonehalf{}\,8 \uline{Bachmann}\IN{\bachmannfriedrich} und \uline{Nagel}\IN{\nagel} hier. Über Axiomatik. Syntaktische Fragen. \tbentry{4}{12}{1934}{} 4\,\hbox{--}\,\textonehalf{}\,7 Besprechung über Syntax\IC{\logischesyntax} im Mathematischen Institut\IO{Prag!Mathematisches Institut}. Dabei Nagel\IN{\nagel}, Bachmann\IN{\bachmannfriedrich}, Reach\IN{\reach}, Frau Mayer\IN{\mayerfrau}. Ich erkläre ,,analytisch in~II`` und Stufensystem.\fnE{Vgl. Carnap, \emph{Logische Syntax der Sprache}, 88 u. 139\hbox{--}142.} Reach\IN{\reach} fragt, wie verschiedene Koordinatensysteme und ihre Transformationen in einer physikalischen Sprache ausgedrückt werden können. \tbentry{5}{12}{1934}{} \textonehalf{}\,2\,\hbox{--}\,9 \uline{Nagel}\IN{\nagel} hier. Ku\v{c}era\IN{\kucera} fotografiert mich für Amerikaprospekt. Mit Nagel\IN{\nagel} über Marxismus und Historischen Materialismus. (Nagel\IN{\nagel} reist 7.~nach Wien\IO{Wien})~\neueseite{538973} \tbtwoA{667} \tbentry{6}{12}{1934}{} Nachmittags \uline{Amerikanisches Institut}\II{Amerikanisches Institut Prag}; mit Direktor \uline{Lewis}\IN{\lewisdirektor} gesprochen, mein Gesuch für New York\IO{New York}\II{\iie} gebracht.\fnE{Vgl. TB~27.\,II.\,1935\diaryref{TB-27-II-1935}.} Er ist erfreut, dass ich Mitglied werden will. 5\textsuperscript{h}~Fakultätssitzung\II{\fakultaetssitzungprag}; der Bericht des Dekans\IN{\brandt}\fnE{Bernhard Brandt.} über die Vorgänge beim Insignienstreit wird verschoben, um die Zustimmung des Rektors\IN{\rektorprag}\fnE{Otto Grosser.} einzuholen. \tbentry{7}{12}{1934}{} \textit{MS} Aufsatz ,,Gültigkeitskriterium``\IC{\gueltigkeitskriterium} gearbeitet.\fnE{Carnap, ,,Ein Gültigkeitskriterium für die Sätze der klassischen Mathematik``.} \tbentry{8}{12}{1934}{} \textonehalf{}\,4\,\hbox{--}\,8 \uline{Bachmann}\IN{\bachmannfriedrich} hier. \tbentry{9}{12}{1934}{\kreis} \textit{MS} ,,Gültigkeitskriterim``\IC{\gueltigkeitskriterium} gearbeitet. \tbentry{10}{12}{1934}{} 3\textsuperscript{h} Fakultätssitzung\II{\fakultaetssitzungprag}, wegen Dekanbericht. Dieser wird zum zweiten Mal verschoben (gegen die Stimmen von Frank\IN{\frankphilipp}, mir und anderen), weil der Rektor\IN{\rektorprag} verreist war. (Eine neue Sitzung wird auf \textit{Mi}~9\textsuperscript{h} angesagt; da sage ich aber wegen Erkältung ab). \tbentry{11}{12}{1934}{} 10\,\hbox{--}\,4 \uline{Bachmann}\IN{\bachmannfriedrich} hier. Über die Fragen von Scholz\IN{\scholzheinrich}. Er reist ab. \tbmanyentries{\tbentry{12}{12}{1934}{}, \tbentry{13}{12}{1934}{}} \textit{MS} ,,Gültigkeitskriterium``\IC{\gueltigkeitskriterium}. %\tbentry{13}{12}{1934}{} %\textwh{\textit{MS} ,,Gültigkeitskriterium``\IC{\gueltigkeitskriterium}}. \tbentry{14}{12}{1934}{} 4\,\hbox{--}\,abends \uline{Bardenhewer}\IN{\bardenhewer} und \uline{Zetkin}\IN{\zetkin} hier. \tbmanyentries{\tbentry{15}{12}{1934}{\kreis}, \tbentry{16}{12}{1934}{}} \textit{MS}\IC{\gueltigkeitskriterium}. %\tbentry{16}{12}{1934}{} %\textwh{\textit{MS}\IC{\gueltigkeitskriterium}}. \tbentry{17}{12}{1934}{} \textwh{\textit{MS}\IC{\gueltigkeitskriterium}} fertig. %\tbentry{18}{12}{1934}{} %\tbentry{19}{12}{1934}{} \tbentry{20}{12}{1934}{} Briefe. \tbmanyentries{\tbentry{21}{12}{1934}{}, \tbentry{22}{12}{1934}{\kreis}} Quines\IN{\quine} Buch\IW{\quinebuch} gelesen.\fnE{Quine, \emph{A System of Logistic}. Siehe LL \refcn{2182}.}\fnA{Es folgt ein leerer Eintrag mit der Bemerkung \original{Ina}.\IN{\ina}}~\neueseite{538977} %\tbentry{22}{12}{1934}{\kreis} %\textwh{Quines\IN{\quine} Buch\IW{\quinebuch} gelesen.}~\neueseite{} %\tbentry{23}{12}{1934}{Ina}\IN{\ina} \tbentry{24}{12}{1934}{} Nachmittag. Zetkin\IN{\zetkin} bringt uns \unl schnitten, gerade als ich zu ihnen will. Wir \sout{und} mit ihm nach Brevnov\IO{Brevnov}; wir zu \uline{Franks}\IN{\frankphilipp}\IN{\frankphilippfrau}, 5\,\hbox{--}\,11. \uline{Wir bringen} eine Platte der Dreigroschenoper (Seeräuberlied). Frank\IN{\frankphilipp} war auch nicht in der letzten Fakultätssitzung\II{\fakultaetssitzungprag}. Hania\IN{\frankphilippfrau} ist glücklich, dass wir so lang bleiben. Heiterer Abend. Sie schenken uns ein Reisethermometer, kleine Porzellansachen, Portemonnaie. \tbentry{25}{12}{1934}{Weihnachten} Ina\IN{\ina} hat Tannenzweige und zwei rote Kerzen auf ihrem Schreibtisch aufgebaut.\shortenpage \tbtwoA{668} An Quine\IN{\quine} über sein Buch\IW{\quinebuch} geschrieben; an Ajdukiewicz\IN{\ajdukiewicz} über Quines\IN{\quine} Buch\IW{\quinebuch} geschrieben. %\tbentry{26}{12}{1934}{} %\tbentry{27}{12}{1934}{} \tbentry{28}{12}{1934}{} Briefe. \tbentry{29}{12}{1934}{} Wir warten vergeblich auf Schnee, um ins Riesengebirge\IO{Riesengebirge} zu fahren.\fnA{Es folgen zwei leere Einträge, beim 30.\,XII.\,1934 das Symbol~\original{\kreis}.} %\tbentry{30}{12}{1934}{\kreis} %\tbentry{31}{12}{1934}{} \tbentry{1}{1}{1935}{} Vormittags \uline{Aufsatz über psychologische Begriffe}\IC{\franzoesischeraufsatz} angefangen.\fnE{Carnap, ,,Les Concepts psychologiques et les concepts physiques sont-ils foncièrement différent?{}``.} Nachmittags \uline{Zetkin\IN{\zetkin} und Bardenhewer}\IN{\bardenhewer} hier. Er ziemlich deprimiert, teils wegen Magen und Leistenbruch, teils wegen politischer Gründe. \tbentry{2}{1}{1935}{} Prag\IO{Prag} \textit{W}~-- \uline{Oberschreiberhau}\IO{Oberschreiberhau}\ort{Oberschreiberhau [Szklarska Por\c{e}ba Gorna]} 11,38\,\hbox{--}\,19,57 mit 4-mal Umsteigen und langen Aufenthalten; alles Personenzug. Königshotel\IO{Oberschreiberhau!Königshotel}. Ein wenig ganz nasser Schnee, +\,2$^\circ{}$. Wenig geschlafen. \tbentry{3}{1}{1935}{} Besorgungen; Lebensmittel, Leihbücher, Paket an Annemarie\IN{\annemarie}, Rucksack, Bank. 1\textsuperscript{h}\,\hbox{--}\,2 zur Zackelfallbaude\IO{Zackelfallbaude}; wenig Schnee, aber schon zum Anschnallen. Gegessen. 3\textsuperscript{h}~los; wir suchen einen anderen als den üblichen Aufstieg, weil~\neueseite{538983} dieser steil sein soll, müssen aber doch meist tragen; die Spur hört auf einmal auf, sehr anstrengend weiter; es wird schon dunkel; Bümlein\IN{\ina} immer tapfer mit; ganz dunkel; auf einmal das Licht der \uline{Neuen Schlesischen Baude}\IO{Neuen Schlesischen Baude}, 1200\,\textit{m}. Einfaches nettes Zimmer mit fließendem Wasser (pro~Person~3,20\,\textit{M}!).~-- Schlecht geschlafen. \tbentry{4}{1}{1935}{} Erst 11\textsuperscript{h} los. Horizontaler Weg nach Osten um den Reifträger herum; eng und oft steinig, mühsam; zuweilen durch Latschen. Schließlich hinüber zur Alten Schlesischen Baude\IO{Alte schlesische Baude}, \gestrunl\gestrunl. 2\textsuperscript{h}. \textonequarter{}~vor~3 bis~5 zurück. Über Sausteine\IO{Sausteine}, zuletzt schlechte Wegabfahrt. \tbentry{5}{1}{1935}{} 11\,\hbox{--}\,1 Kammweg\IO{Kammweg} zur Schneegrubenbaude\IO{Schneegrubenbaude}; Wind und Schneetreiben. 2\,\hbox{--}\,4 zurück. Es hellt auf, Abfahrt zum Weg, der zur Vosseckerbaude\IO{Vosseckerbaude} führt. Jägerhütte\IO{Jägerhütte}. \tbentry{6}{1}{1935}{} Vosseckerbaude\IO{Vosseckerbaude}~-- Elbfallbaude\IO{Elbfallbaude}; leider alles im Nebel. Schöne sanfte Abfahrt zurück; dabei plötzlich klare Sicht. Zur Reifträgerbaude\IO{Reifträgerbaude} hinauf, besichtigt. Abfahrt, über Jägerhütte. (Abends lese ich viel: Ludwig\IN{\ludwig}, Geschenke des Lebens\IW{\ludwiggeschenke}; Michaelis\IN{\michaelis}, Flammende Tage\IW{\michaelisflammendetage}).\fnE{Siehe LL \refcn{2181} und \refcn{2183}.} \tbtwoA{669} \tbentry{7}{1}{1935}{} Jägerhütte\IO{Jägerhütte}, Kammweg\IO{Kammweg}, durch den Wald zum Vosseckerweg\IO{Vosseckerweg}; Elbfallbaude\IO{Elbfallbaude}. Wieder Nebel, und bei Rückfahrt Aufklarung; zurück über Jägerhütte\IO{Jägerhütte}. Ina\IN{\ina} ist froh, dass sie so gut abfahren kann, seit die psychischen Hemmungen überwunden sind. (Netteres, ruhigeres Zimmer). \tbentry{8}{1}{1935}{} Skiabfahrt nach Schreiberhau\IO{Schreiberhau}; Waldweg\IO{Waldweg} zum Mornafelsen\IO{Mornafels}, nicht gut. Dann (anstatt zur Gebertbaude\IO{Gebertbaude}) rechts ,,Skiabfahrt`` (sollte besser ,,Rodel\-weg`` genannt werden) nach Schreiberhau\IO{Schreiberhau}. Mehrmals gestürzt; dann abgeschnallt. Besorgungen; Post\IO{Schreiberhau!Post}; Schokolade an Hanneliese\IN{\hanneliese}, Eline\IN{\eline}, Johannnes\IN{\johannes}, Jorinde\IN{\jorinde}; Bank\IO{Schreiberhau!Bank}. Nachmittags Aufstieg\fnA{Der Satz wird am Beginn des folgenden Konvoluts fortgesetzt.} %%% Local Variables: %%% TeX-PDF-mode: t %%% mode: latex %%% TeX-master: "Tagebuecher_1920_bis_1935" %%% End: