\tbtwoA{575} \diary{36}{1.\,I.\,1933\,--\,8.\,I.\,1934} \ersteseite{538995} \tbmanyentries{\tbentry{1}{1}{1933}{Ina}\IN{\ina}\ort{Prag [\hbox{Praha}]}, \tbentry{2}{1}{1933}{\kreis\ oral}\,\hbox{--}\,\tbentry{4}{1}{1933}{}} Meist vor- und nachmittags auf; die Bücherkisten~\kern-.05em(26!) aus Freiburg\IO{Freiburg} ausgepackt und sortiert; Johannes\IN{\johannes} schleppt die Bücher aus der Diele herbei, Ina\IN{\ina} ordnet ein. Noch nicht hinübergegangen. Johannes\IN{\johannes} spielt viel Flöte. Schach. Standesamt\IO{Prag!Standesamt} macht Schwierigkeiten (Übersetzung der Papiere).%{\tolerance2000\par} \tbentry{5}{1}{1933}{} Nachmittags zum Lungen- und Röntgen\uline{arzt} \uline{Doktor Gutmann}\IN{\gutmanndr} Er hält die Sache für nicht so ernstlich wie Professor Schlesinger\IN{\schlesingerprof}, macht aber Röntgenaufnahme. Er sagt, dass die Krankenkasse\IO{Prag!Krankenkasse} fast nichts zuzahlt. %\tbentry{6}{1}{1933}{} \tbentry{7}{1}{1933}{} Nachmittags zu \uline{Doktor Gutmann}\IN{\gutmanndr}; er sagt, die Röntgenaufnahme zeigt die \uline{Lunge gesund}! Ich brauche gar nicht wegfahren; höchstens prophylaktisch. Er rät, noch Sputumuntersuchung bei Professor {\lspitz}Gehonnen{\rspitz}\IN{\gehonnen} machen zu lassen. Später (nach der Vorweisung im Heilfonds\II{Heilfonds} im April) kann ich mir die Röntgenplatte bei ihm holen. Mit Ina\IN{\ina} und Johannes\IN{\johannes} im Kino; ,,Bring sie lebendig``, Tierfilm im Dschungel, Johannes\IN{\johannes} liest gerade Kiplings\IN{\kipling} Dschungelbuch\IW{\kiplingdschungelbuch}. \tbentry{8}{1}{1933}{} Briefe geordnet. Johannes\IN{\johannes} packt seinen Koffer. Abends Weihnachtsbaum angezündet, Johannes\IN{\johannes} spielt unzählige Lieder auf der Blockflöte; Schach gespielt, bis spät. \tbentry{9}{1}{1933}{\kreis} \uline{Johannes\IN{\johannes} reist ab}. 8,50. Ina\IN{\ina} bringt ihn zur Bahn. Er hat keine Angst vor der Alleinreise, ist aber doch erregt. Bücher gekramt. \tbentry{10}{1}{1933}{} \textonehalf{}\,10 zusammen beim \uline{Rechtsanwalt Doktor Reiner}\IN{\reineranwalt}, wegen der Heiratsformalitäten. Ministerium\IO{Prag!Ministerium}, wegen Übersiedlungskosten und Staats\-bürgerschaftskosten; Professor Otto\IN{\ottoprof} getroffen. Rechnungsdepartement\IO{Prag!Rechnungsdepartement}: Übersiedlungskosten sind schon angewiesen.{\tolerance1000\par} \tbentry{11}{1}{1933}{} Bücher gekramt.~\neueseite{539015} \tbentry{12}{1}{1933}{} 5~Vorlesung, 6\,\hbox{--}\,8~Seminar. \tbentry{13}{1}{1933}{} Vorlesung vorbereitet. Briefe \tbentry{14}{1}{1933}{} 11\,\hbox{--}\,13 Vorlesung.\fnA{Es folgt ein leerer Eintrag mit der Bemerkung \original{Ina}\IN{\ina}.} %\tbentry{15}{1}{1933}{Ina}\IN{\ina} \tbentry{16}{1}{1933}{} \sout{\textonehalf{}\,6\,\hbox{--}\,\textonehalf{}\,8 Vorlesung.} 4\textsuperscript{h}~mit \uline{Reach}\IN{\reach}; er hat ganz gut die semantische Antinomienformel aufgestellt.\pagebreak \tbtwoA{576} \textonehalf{}\,6\,\hbox{--}\,\textonehalf{}\,8 Vorlesung, Ina\IN{\ina} nicht da wegen Kopfschmerzen. \tbentry{17}{1}{1933}{} Briefe. \tbentry{18}{1}{1933}{\kreis} Zum ersten Mal in \uline{Universitätsbibliothek}\II{Universitätsbibliothek der Deutschen Universität Prag}, schönes Professorenzimmer. 11\textsuperscript{h}~im Klementinum\IO{Prag!Klementinum} Vortrag von \uline{Cassirer}\IN{\cassirerernst} ,,Sprache und Aufbau der Gegenstandswelt``, sehr poetische Umkleidung psychologischer Sachverhalte. \tbentry{19}{1}{1933}{} 5 Vorl., 6\,\hbox{--}\,8 Seminar. %\tbentry{20}{1}{1933}{} \tbentry{21}{1}{1933}{} 11\,\hbox{--}\,1 Vorl. Mit Frank\IN{\frankphilipp} Mittag.\fnA{Es folgt ein leerer Eintrag mit dem Symbol~\original{\kreis}.} %\tbentry{22}{1}{1933}{\kreis} \tbentry{23}{1}{1933}{} 4 im Institut Reach\IN{\reach}; sein Entwurf einer Metalogik\IW{\reachnamerelation}. Ich korrigiere seine Formeln. \textonehalf{}\,6\,\hbox{--}\,\textonehalf{}\,8 Vorlesung. \tbentry{24}{1}{1933}{} \textonehalf{}\,6\,\hbox{--}\,7 \ulinesp{in Kraus\IN{\krausoskar} Vorlesung} über Aufgabe und Methode der symbolischen Logik gesprochen, im Klementinum\IO{Prag!Klementinum}.\fnE{Siehe die zweiseitige kurzschriftliche Vortragsskizze vom 22.\,I.\,1933 (\href{http://doi.org/10.48666/808353}{RC~110"~07"~14}).} Viele Hörer, lebhaft gesprochen. Kraus\IN{\krausoskar} macht Zwischenfragen. Nachher mit \ulinesp{Kraus\IN{\krausoskar} und Katkov\IN{\katkov}} bis~\textonehalf{}\,9 im Caf\'{e}\IO{Prag!Caf\'{e}}. Über Bedenklichkeit des Wahrheitsbegriffs; Kraus\IN{\krausoskar} will das nicht glauben, sagt, er habe eine einwandfreie Definition für ,,wahr``. Er meint, wir müssten zum Aufbau einer characteristica universalis Bewusstseinsanalysen betreiben. Er will später mal über Physikalismus diskutieren.~\neueseite{539029} \tbentry{25}{1}{1933}{} (Sehr kalt.) \tbentry{26}{1}{1933}{} Kolloquium über Logik; 1~gut, 2~versagen und werden verschoben. 5\,\hbox{--}\,6 Vorlesung. 6\,\hbox{--}\,8 Fakultätssitzung\II{\fakultaetssitzungprag}. %\tbentry{27}{1}{1933}{} \tbentry{28}{1}{1933}{\kreis} 11\,\hbox{--}\,1 Vorlesung. 12,45\,\hbox{--}\,14,10 Kolloquium. %\tbentry{29}{1}{1933}{} \tbentry{30}{1}{1933}{} 4~Reach\IN{\reach}. 5 Kolloquium. \textthreequarters{}\,6\,\hbox{--}\,7\,\textonequarter{} Vorlesung. \tbentry{31}{1}{1933}{} \sout{\textonehalf{}\,8~Vortrag \ulinestr{Frank\IN{\frankphilipp} Vortrag}: Russische Philosophie. Gut.} \tbentry{1}{2}{1933}{} \textonehalf{}\,8~\uline{Frank\IN{\frankphilipp} Vortrag}: Russische Philosophie. Gut. \tbentry{2}{2}{1933}{} 4~Kolloquium. 5\,\hbox{--}\,6 Vorlesung, 6\,\hbox{--}\,8 Seminar. \tbentry{3}{2}{1933}{\kreis} \uline{Ferien}! Nach~2~Monaten endlich wieder \uline{\textit{MS} Syntax}\IC{\logischesyntax} gearbeitet.\fnE{Hier verwendet Carnap erstmals die Bezeichnung ,,Syntax`` für das zunächst ,,Meta\-logik``, dann ,,Semantik`` betitelte Manuskript der späteren \emph{Logischen Syntax} und folgt damit dem schließlich beibehaltenen Titelvorschlag Franks vom 25.\,V.\,1932.} Umarbeitung des fertig getippten \textit{MS}\IC{\logischesyntax} begonnen.\pagebreak \tbtwoA{577} \tbentry{4}{2}{1933}{} Syntax\IC{\logischesyntax}. 2~Kisten kommen nachträglich von Menger\IN{\menger}. Gleich ausgepackt und eingeordnet. \tbentry{5}{2}{1933}{} Syntax\IC{\logischesyntax}. 5\,\hbox{--}\,9 zu \uline{Franks}\IN{\frankphilipp}\IN{\frankphilippfrau}. Sie wollen nach Kopenhagen\IO{Kopenhagen}! \tbentry{6}{2}{1933}{} \textonehalf{}\,4\,\hbox{--}\,7 Reach\IN{\reach} hier; sein \textit{MS} Metalogik\IW{\reachnamerelation} besprochen. \tbentry{7}{2}{1933}{} Syntax\IC{\logischesyntax} gearbeitet.~\neueseite{539053} \tbentry{8}{2}{1933}{Ina}\IN{\ina} \uline{Trauung} im Rathaus\IO{Prag!Rathaus} Smichov\IO{Prag!Smichov}. Franks\IN{\frankphilipp}\IN{\frankphilippfrau} als Zeugen. Erst verlangt der Standesbeamte\IO{Prag!Standesamt} amtlichen Dolmetsch, lässt sich dann bereden. Sehr komisch seine tschechische Rede; wir müssen langen Spruch nachstottern. Mit Franks\IN{\frankphilipp}\IN{\frankphilippfrau} im Caf\'{e}\IO{Prag!Caf\'{e}}. \tbmanyentries{\tbentry{9}{2}{1933}{}\,\hbox{--}\,\tbentry{12}{2}{1933}{}} \textit{MS} Syntax\IC{\logischesyntax} gearbeitet. %\tbentry{10}{2}{1933}{} %\textwh{\textit{MS} Syntax\IC{\logischesyntax} gearbeitet.} %\tbentry{11}{2}{1933}{} %\textwh{\textit{MS} Syntax\IC{\logischesyntax} gearbeitet.} %\tbentry{12}{2}{1933}{} %\textwh{\textit{MS} Syntax\IC{\logischesyntax} gearbeitet.} \tbentry{13}{2}{1933}{} Briefe. \tbentry{14}{2}{1933}{} 11,45\,\hbox{--}\,16,25 nach Schlackenwerth\IO{Schlackenwerth}; Autobus 16,30\,\hbox{--}\,1\sout{5}7,40 über Gottesgab\IO{Gottesgab} nach \uline{Waldschlössl}\IO{Waldschlössl}\ort{Oberwiesenthal} im \gestrunl\ \uline{Erzgebirge}\IO{Erzgebirge}.\fnE{Das damalige Hotel Waldschlößl in Oberwiesenthal.} Mit Ina\IN{\ina}. 2~Einzelzimmer.{\tolerance1000\par} \tbentry{15}{2}{1933}{} Wind und Schneetreiben. Vor- und nachmittags zusammen Ski. Auf der Judenwiese\IO{Judenwiese} (mit dem neuen Judenhaus\IO{Judenhaus}) etwas geschützt. Bil\-geri\-bindung gebrochen, wird abends repariert. \tbentry{16}{2}{1933}{} Ganze Nacht nicht geschlafen, unruhiges Gastzimmer. Wir \gestrunl\ nehmen ein anderes Zimmer für mich. Dolles Schneetreiben. Vormittags zu Hause, geschrieben. \tbmanyentries{\tbentry{17}{2}{1933}{}, \tbentry{18}{2}{1933}{\kreis}\,\hbox{--}\,\tbentry{20}{2}{1933}{}} Meist vormittags 2\,\hbox{--}\,2\,\textonehalf{} und ebenso nachmittags draußen. Ski. Ina\IN{\ina} übt Schneepflug und Stemmbogen. Zusammen \gestrunl\ Spazierfahrten: Kronschanzenweg\IO{Kronschanzenweg}; Keilberg\IO{Keilberg}-Ostabfahrt, Spittelwiese\IO{Spittelwiese}. Ina\IN{\ina} fängt an zu fotografieren.\fnE{Vgl. Abb.\,\refcn{baer}.} Dazwischen immer gut ausgeruht, im Bett. Nichts geschrieben, nichts Wissenschaftliches gelesen. Gelesen ,,Abel mit der Mundharmonika``\IW{\hausmannabel} von Hausmann\IN{\hausmann},\fnE{Siehe LL \refcn{2084}.} sehr schön. \tbentry{21}{2}{1933}{} Sonne. Letzter Tag. \tbentry{22}{2}{1933}{} 9~Autobus nach Joachimsthal\IO{Joachimsthal}\,\hbox{--}\,Schlackenwerth\IO{Schlackenwerth}. 10,43\,\hbox{--}\,15,21 nach \uline{Prag}\IO{Prag}.\ort{Prag [\hbox{Praha}]} Kalte Wohnung, viel Post.~\neueseite{539049}\textspns{(\textit{Quine}\IN{\quine})} \tbentry{23}{2}{1933}{} 1.~Vorlesung Logik~II. (Frank\IN{\frankphilipp} kommt erst~\textit{Mo} von Kopenhagen\IO{Kopenhagen} zurück). \tbtwoA{578} %\tbentry{24}{2}{1933}{} \tbentry{25}{2}{1933}{} 1.~Vorlesung ,,Kritische Geschichte der Philosophie der Neuzeit``. Endlich die 5000\,\textit{K\v{c}} Übersiedlungsgebühr! Dafür gehen wir ins Kino ,,F.\,P.\,1\fnA{Original \original{L.\,P.\,1}.} antwortet nicht``, interessante Bilder.{\tolerance1000\par} \tbentry{26}{2}{1933}{} Wir beide \uline{Ski} auf allen Hügeln; unzählige Menschenmassen. \tbentry{27}{2}{1933}{} Mittags \uline{Reichenbach}\IN{\reichenbach} \textonehalf{}\,2\,\hbox{--}\,\textonehalf{}\,4 Masaryk-Bahnhof\IO{Prag!Masaryk-Bahnhof}. Es kommen auch Ina\IN{\ina} und Franks\IN{\frankphilipp}\IN{\frankphilippfrau}. \textit{MSe} übergeben gegenseitig. Er hält in Wien\IO{Wien} Vortrag im Kulturbund\II{\kulturbundwien} (500\,\textit{S}!) und in Pressburg\IO{Pressburg} (auch irgendein internationaler Bund, 100\,\textit{S}); dann mit seinem Jungen auf die Turracher Höhe\IO{Turracher Höhe} (weil billiger als Arlberg\IO{Arlberg};~9\,\textit{S}).{\tolerance2000\par} 4~Institut Reach\IN{\reach}, sein \textit{MS}\IW{\reachnamerelation} weiter besprochen. Vorlesung. \tbentry{28}{2}{1933}{} Briefe. \tbentry{1}{3}{1933}{\kreis} Endlich wieder \textit{MS} Syntax\IC{\logischesyntax}. \tbentry{2}{3}{1933}{} Vorlesung, Seminar. Plötzlich ist \uline{\ulinesp{Quine}}\IN{\quine} da. %\tbentry{3}{3}{1933}{} \tbentry{4}{3}{1933}{} Vorlesung. 4\,\hbox{--}\,7 \uline{Quines}\IN{\quine}\IN{\quinefrau} bei uns. Beide tüchtig im Sparen. Erzählen von Balkanreise\IO{Balkan}, und von Amerika\IO{Amerika}.\fnE{Zu Quines Europareise vgl. ders., \emph{The Time of my Life}, 86\,\hbox{--}\,108.} Ich scheue mich \sout{deutsch} englisch zu sprechen. \tbentry{5}{3}{1933}{} Vortrag vorbereitet.\fnE{Siehe die dreiseitige kurzschriftliche Vortragsskizze ,,Wozu ist Mathematik da?{}`` (\href{http://doi.org/10.48666/825012}{RC~110"~07"~01}) sowie TB~8.\,III.\,1933\diaryref{TB-8-III-1933}.} Briefe \tbentry{6}{3}{1933}{} \textonehalf{}\,4~Reach\IN{\reach}; 5\,\hbox{--}\,7 Vorlesung, Quine\IN{\quine} mit Frau\IN{\quinefrau}. \tbentry{7}{3}{1933}{Ina}\IN{\ina} \textit{MS} Syntax\IC{\logischesyntax}. (Schnupfen).~\neueseite{539059} \tbentry{8}{3}{1933}{} \textit{MS} Syntax\IC{\logischesyntax}. (Schnupfen). 8\textsuperscript{h} \uline{mein Vortrag} MaFa\II{\mafa} ,,Wozu ist die Mathematik da?\grqq\ (sie nennen es ,,Wozu betreiben wir Mathematik?\grqq); gut besucht. In der Diskussion: Berwald\IN{\berwald}, Katkov\IN{\katkov}, Professor Engländer\IN{\englaender} (fast blind, Nationalökonom, Bren\-tano\IN{\brentanofranz}-Anhänger). \tbentry{9}{3}{1933}{} \textonehalf{}\,4~Reach\IN{\reach}. 5~zu Frank\IN{\frankphilipp}. Weil anfangs Kolloquium, gehen wir erst~6\textsuperscript{h} zur Fakultätssitzung\II{\fakultaetssitzungprag} hinunter. Bis~8\textsuperscript{h}~!\pagebreak \tbtwoA{579} %\tbentry{10}{3}{1933}{} \tbentry{11}{3}{1933}{} 11\,\hbox{--}\,1 Vorlesung. Mittags mit Frank\IN{\frankphilipp}. 3\,\hbox{--}\,7 bei \uline{Quines}\IN{\quine}\IN{\quinefrau}. Sie erzählen von ihrer Reise nach Bulgarien\IO{Bulgarien}, Istanbul\IO{Istanbul}, Athen\IO{Athen}. Über Studien und Examina in Amerika\IO{Amerika}. Englisch gesprochen. \tbentry{12}{3}{1933}{} \textonehalf{}\,5\,\hbox{--}\,9\,\textthreequarters{} \uline{Franks}\IN{\frankphilipp}\IN{\frankphilippfrau} hier. Über die politische Lage, Hitlerregierung\IN{\hitler} usw.\fnE{Zur ,,Machtergreifung`` der Nationalsozialisten vgl. Benz et~al., \emph{Enzyklopädie des Nationalsozialismus}, 633\,f. Die letzten nur teilweise freien Reichstagswahlen hatten am~5.\,III.\,1933 stattgefunden.} \tbentry{13}{3}{1933}{} \textonehalf{}\,4 Reach\IN{\reach}, 5\,\hbox{--}\,7 Vorlesung. \tbentry{14}{3}{1933}{} \textit{MS} ,,Syntax``\IC{\logischesyntax}. \textonehalf{}\,7 mit Kraus\IN{\krausoskar} und Frank\IN{\frankphilipp} im Klementinum\IO{Prag!Klementinum}, über R\'{a}dls\IN{\radl} Programm. 7\,\hbox{--}\,\textonehalf{}\,9 R\'{a}dl\IN{\radl} Sitzung\II{\radlsitzung},\fnE{Vgl. TB~19.\,XII.\,1933\diaryref{TB-19-XII-1933}.} ich gehe weg. \uline{Otto}\IN{\ottoprof} fordert mich auf, in den Vorstand der \uline{Kantgesellschaft}\II{\kantgesellschaftprag} einzutreten; ich sage ab.\baustellex{WISS} \tbentry{15}{3}{1933}{\kreis} \textit{MS} ,,Syntax``\IC{\logischesyntax}. \tbentry{16}{3}{1933}{} \textonehalf{}\,4 Reach\IN{\reach}. 5 Vorlesung, 6\,\hbox{--}\,8 Seminar. Quines\IN{\quine} Freund \textit{Haskell}\IN{\haskell}, Mis\-sionarssohn, Psychologe, der mit ihnen auf dem Balkan\IO{Balkan} war; arbeitet über Pawlow\IN{\pawlow} Experiment und ähnliches. \tbentry{17}{3}{1933}{} Vorl. vorbereitet. Briefe. \tbentry{18}{3}{1933}{} 11\,\hbox{--}\,1 Vorlesung. 4\,\hbox{--}\,8 \uline{Quines}\IN{\quine}\IN{\quinefrau} hier. Über Logik; er berichtet über seine Verbesserung der Grundlagen~\neueseite{539063} der~\textit{PM}\IW{\quinepm}.\fnE{Quine, \emph{The Logic of Sequences}.} Ich über Grundsätze der streng formalen Darstellung. \tbentry{19}{3}{1933}{} Nachmittags mit Quines\IN{\quine}\IN{\quinefrau} bei \uline{Franks}\IN{\frankphilipp}\IN{\frankphilippfrau}. \tbentry{20}{3}{1933}{} 5\,\hbox{--}\,7 Vorlesung. Bei Frank\IN{\frankphilipp} Tee. Mit Franks\IN{\frankphilipp}\IN{\frankphilippfrau} und Quines\IN{\quine}\IN{\quinefrau} zur \uline{Marx\-feier}\IN{\marx}, Rede von \uline{Max Adler}\IN{\adlermax}; wir wollen ihn nachher sprechen, er ist aber zu sehr in Anspruch genommen. \tbentry{21}{3}{1933}{} \textit{MS} Syntax\IC{\logischesyntax}. \tbentry{22}{3}{1933}{} Nachmittags 4\,\hbox{--}\,8 \uline{Quine}\IN{\quine} hier. Über sein morgiges Referat; über Definitionsregeln. Er sagt, dass in Amerika\IO{Amerika} die meisten Professionals (d.\,h.~Lehrer, Ärzte usw.) Sozialisten seien.\fnE{Vgl. Reisch, \emph{How the Cold War Transformed Philosophy of Science}, 57\hbox{--}61.} \tbentry{23}{3}{1933}{} \textonehalf{}\,4 Reach\IN{\reach}. 5 Vorlesung, 6\,\hbox{--}\,8 Seminar. Quine\IN{\quine} referiert über seine Reihenlogik;\IW{\quinepm}\fnE{Vgl. Quine, \emph{The Logic of Sequences}.} es ist ziemlich schwierig, ich gebe einige Erläuterungen. \tbtwoA{580} \tbentry{24}{3}{1933}{} \textit{MS} Syntax\IC{\logischesyntax}. \tbentry{25}{3}{1933}{\kreis} 11\,\hbox{--}\,1 Vorlesung. \textit{MS} Syntax\IC{\logischesyntax}. \tbentry{26}{3}{1933}{} Briefe. \tbentry{27}{3}{1933}{} 5\,\hbox{--}\,7 Vorlesung. %\tbentry{28}{3}{1933}{} %\tbentry{29}{3}{1933}{} \tbentry{30}{3}{1933}{} 5\,\hbox{--}\,6 Vorlesung; 6\,\hbox{--}\,\textonehalf{}\,8 Fakultätssitzung\II{\fakultaetssitzungprag}. \tbentry{31}{3}{1933}{} Nachmittags \uline{Quines}\IN{\quine}\IN{\quinefrau} hier. Er über mein \textit{MS} Syntax\IC{\logischesyntax}.\fnE{Vgl. das kurzschriftliche Gesprächsprotokoll (\href{http://doi.org/10.48666/808355}{RC~102"~60"~12}).} \tbentry{1}{4}{1933}{} 11\,\hbox{--}\,1 Vorlesung; \uline{Ferien}! Mit Frank\IN{\frankphilipp} im Fenix\IO{Prag!Phönix} gegessen. Dann wir Kino ,,Dreigroschenoper`` (auch früher schon in Wien\IO{Wien}).~\neueseite{539057}\textspns{(\uline{Zetkin}\IN{\zetkin} und Gertrud \editor{Bardenhewer}\IN{\bardenhewer})} \tbmanyentries{\tbentry{2}{4}{1933}{}, \tbentry{3}{4}{1933}{\kreis}} Für Monistenheft\II{Natur und Geist, Zeitschrift}\IC{\theoretischefragen} geschrieben.\fnE{Das auf den 3.\,IV. und den 8.\,IV.\,1933 datierte Typoskript zu Carnap, ,,Theoretische Fragen und praktische Entscheidungen`` (\href{http://doi.org/10.48666/808358}{RC~110"~04"~11}). Der Aufsatz ist 1934 erschienen in der hier als ,,Monistenheft`` bezeichneten Zeitschrift \emph{Natur und Geist}. Siehe Einleitung,~S.\,\pagerefcn{theorfrpr}.} %\tbentry{3}{4}{1933}{\kreis} %\textwh{Für Monistenheft\II{Monistenheft}\IC{\theoretischefragen} geschrieben.} \tbentry{4}{4}{1933}{} Nachmittags \uline{Quines}\IN{\quine}\IN{\quinefrau} zum letzten Mal hier.\fnE{Siehe das kurzschriftliche Gesprächsprotokoll (\href{http://doi.org/10.48666/808360}{RC~102"~60"~13}).} Sie reden mir zu, falls mit Rockefeller\II{\rockefellerstiftung} nichts wird, spontan an amerikanische Universitäten\IO{Amerika} zu schreiben; sie meinen, ich hätte gewiss dabei Aussichten; ich bin aber skeptisch. Sie wollen jetzt nach Italien\IO{Italien} und Tripolis\IO{Tripolis}; dann Warschau\IO{Warschau}. \tbentry{5}{4}{1933}{} \textit{MS} Syntax\IC{\logischesyntax}. \tbmanyentries{\tbentry{6}{4}{1933}{Ina}\IN{\ina}\,\hbox{--}\,\tbentry{9}{4}{1933}{}} \textwh{\textit{MS} Syntax}\IC{\logischesyntax} (neue Definition: Reduktion, analytisch, Bewertung).\fnA{Es folgen drei leere Einträge, beim 11.\,IV.\,1933 das Symbol~\original{\kreis}.} %\tbentry{7}{4}{1933}{} %\textwh{\textit{MS} Syntax\IC{\logischesyntax} (neue Definition: Reduktion, analytisch, Bewertung).} %\tbentry{8}{4}{1933}{} %\textwh{\textit{MS} Syntax\IC{\logischesyntax} (neue Definition: Reduktion, analytisch, Bewertung).} %\tbentry{9}{4}{1933}{} %\textwh{\textit{MS} Syntax\IC{\logischesyntax} (neue Definition: Reduktion, analytisch, Bewertung).}\fnA{Es folgen drei leere Einträge, beim 11.\,IV.\,1933 das Symbol~\original{\kreis}.} %\tbentry{10}{4}{1933}{} %\tbentry{11}{4}{1933}{\kreis} %\tbentry{12}{4}{1933}{} \tbentry{13}{4}{1933}{} \textwh{\textit{MS} Syntax\IC{\logischesyntax} (neue Definition: Reduktion, analytisch, Bewertung).}\fnA{Es folgen drei leere Einträge, beim 16.\,IV. die Bemerkung \original{Osern}.} %\tbentry{14}{4}{1933}{} %\tbentry{15}{4}{1933}{} %\tbentry{16}{4}{1933}{Ostern} \tbentry{17}{4}{1933}{\textwh{Ostern}} Marx\IN{\marx} gelesen.\fnE{Siehe LL \refcn{2091}.} Briefe. \tbmanyentries{\tbentry{18}{4}{1933}{}\,\hbox{--}\,\tbentry{19}{4}{1933}{}} \textit{MS} Syntax\IC{\logischesyntax}. %\tbentry{19}{4}{1933}{} %\textwh{\textit{MS} Syntax}\IC{\logischesyntax}. \tbentry{20}{4}{1933}{} \textwh{\textit{MS} Syntax}\IC{\logischesyntax}. \tbtwoA{581} Nachmittags kommt \uline{Doktor Zetkin}\IN{\zetkin} und Genossin\fnA{Im Original \original{Genossen}, später in Altersschrift zu \original{Genossin} korrigiert.}\IN{\bardenhewer},\fnE{Vermutlich ist hier und am~23.\,IV. Gertrud Bardenhewer gemeint.} {} Flüchtlinge aus Deutschland\IO{Deutschland}. Zu Fuß~\neueseite{539061}\textspns{(\textit{{\ulinesp{Hempel}\IN{\hempel}}} kommt für 4~Wochen.)} über Böhmerwald\IO{Böhmerwald}. Durch Beziehung mit Roh\IN{\rohfranz} (Arzt Doktor Mayer\IN{\mayerdr}) und Neider\IN{\neider}, den sie aber nicht kennen. Dabei eine Genossin\IN{\bardenhewer}, Ärztin aus Berlin\IO{Berlin}. Er auch Arzt, will nach Russland\IO{Russland}. Wir sprechen über die Lage und die trüben Aussichten. Schwierigkeiten in Russland\IO{Russland}. \tbmanyentries{\tbentry{21}{4}{1933}{}\,\hbox{--}\,\tbentry{22}{4}{1933}{}} \textit{MS} Syntax\IC{\logischesyntax}. %\tbentry{22}{4}{1933}{} %\textwh{\textit{MS} Syntax\IC{\logischesyntax}.} \tbentry{23}{4}{1933}{} 10\textsuperscript{h} \uline{Zetkin}\IN{\zetkin} und Gen\sout{ie}ossin\IN{\bardenhewer} hier. Besprochen, dass Hempel\IN{\hempel} Sachen mitbringen kann. Nachmittags 5\,\hbox{--}\,\textonehalf{}\,10 zu \uline{Franks}\IN{\frankphilipp}\IN{\frankphilippfrau}. Dort Wolfgang \uline{Schu\-mann}\IN{\schumannwolfgang} (Flüchtling aus Dresden\IO{Dresden}, Journalist und Leiter der jetzt aufgelösten \textit{VHS}\IO{Dresden!VHS Dresden}\II{\vhsdresden}; Neurathfreund\IN{\neurath}) und dessen Freund \uline{Rein\-hold}\IN{\reinhold}; \uline{Löwner}\IN{\loewner} und Schwester. Über Deutschland\IO{Deutschland}; Schumann\IN{\schumannwolfgang} kritisiert die Bonzokratie der \textit{SPD}\II{\spd}. Die einzige Hoffnung sei ein Krieg. Er wünscht, dass die \textit{SPD}\II{\spd} sich auflöse. \tbentry{24}{4}{1933}{\kreis} \textit{MS} ,,Syntax``\IC{\logischesyntax}. \tbmanyentries{\tbentry{25}{4}{1933}{}\,\hbox{--}\,\tbentry{27}{4}{1933}{}} \textwh{\textit{MS} ,,Syntax``\IC{\logischesyntax}.} %\tbentry{26}{4}{1933}{} %\textwh{\textit{MS} ,,Syntax``\IC{\logischesyntax}.} %\tbentry{27}{4}{1933}{} %\textwh{\textit{MS} ,,Syntax``\IC{\logischesyntax}.} \tbentry{28}{4}{1933}{\kreis} \textwh{\textit{MS} ,,Syntax``\IC{\logischesyntax}.} Nachmittags Doktor \uline{Zetkin}\IN{\zetkin} und Frau Doktor \uline{Bar\-den\-hewer}\IN{\bardenhewer} hier. \tbentry{29}{4}{1933}{} Abends \uline{kommt} \uline{Hempel}\IN{\hempel} (für 4~Wochen); Ina\IN{\ina} verfehlt ihn am Bahnhof\IO{Wien!Bahnhof}. Seine politischen Ansichten sind radikaler geworden; er erzählt von den Zuständen in Deutschland\IO{Deutschland}; besonders deutsche Studenten in Berlin\IO{Berlin}. \tbentry{30}{4}{1933}{} Nachmittags hier: Franks\IN{\frankphilipp}\IN{\frankphilippfrau}, \uline{Zetkin}\IN{\zetkin} und Bardenhewer\IN{\bardenhewer}. Meist über die politische Lage in Deutschland\IO{Deutschland}; Russland\IO{Russland}.~\neueseite{538993} \tbentry{1}{5}{1933}{} \textit{MS} Syntax\IC{\logischesyntax}; mit Hempel\IN{\hempel} spazieren. \tbentry{2}{5}{1933}{} \textwh{\textit{MS} Syntax\IC{\logischesyntax}}. Nachmittags mit Hempel\IN{\hempel} Stadtbibliothek\IO{Prag!Stadtbibliothek} (Zeitungen, Zeitschriften), zum 1.~Mal. 6\,\hbox{--}\,7 (1.) Sitzung der Prüfungskommission\II{\mafa}.\fnA{Es folgt ein leerer Eintrag, mit der Bemerkung \original{Ina}\IN{\ina}.} %\tbentry{3}{5}{1933}{Ina}\IN{\ina} \tbentry{4}{5}{1933}{} 5\,\hbox{--}\,6 1. Vorlesung nach den Ferien. 6\,\hbox{--}\,8 Fakultätssitzung\II{\fakultaetssitzungprag}. \tbentry{5}{5}{1933}{} Briefe. Vorlesung vorbereitet. \tbentry{6}{5}{1933}{} 11\,\hbox{--}\,1 Vorlesung. Mittags wir zwei mit Hempel\IN{\hempel} und Frank\IN{\frankphilipp} im Fenix\IO{Prag!Phönix}. Dann mit Hempel\IN{\hempel} im Kino\IO{Prag!Kino}: ,,Brennendes Geheimnis``. \tbtwoA{582} \tbentry{7}{5}{1933}{\kreis} Briefe. \tbentry{8}{5}{1933}{} Ina\IN{\ina} und Hempel\IN{\hempel} zur Universität\II{Deutsche Universität Prag}. Nachmittags Vorlesung. \tbmanyentries{\tbentry{9}{5}{1933}{}\,\hbox{--}\,\tbentry{10}{5}{1933}{}} \textit{MS} Syntax\IC{\logischesyntax}. \tbentry{11}{5}{1933}{} Nachmittags Vorl., Seminar. \tbentry{12}{5}{1933}{} \textwh{\textit{MS} Syntax\IC{\logischesyntax}.} \tbentry{13}{5}{1933}{} Vormittags Vorlesung. \tbentry{14}{5}{1933}{} \textwh{\textit{MS} Syntax\IC{\logischesyntax}.} \tbentry{15}{5}{1933}{} 5\,\hbox{--}\,7 Vorlesung. \tbmanyentries{\tbentry{16}{5}{1933}{}\,\hbox{--}\,\tbentry{17}{5}{1933}{}} \textwh{\textit{MS} Syntax\IC{\logischesyntax}.} %\tbentry{17}{5}{1933}{} %\textwh{\textit{MS} Syntax\IC{\logischesyntax}.} \tbentry{18}{5}{1933}{} 5 Vorlesung, 6\,\hbox{--}\,8 Seminar; \uline{Hempels\IN{\hempel} 1.~Referat} über Wahrscheinlichkeit.\fnE{Steht vermutlich im Zusammenhang mit Hempel, \emph{Beiträge zur logischen Analyse des Wahrscheinlichkeitsbegriffs}.} %\tbentry{19}{5}{1933}{} \tbentry{20}{5}{1933}{\kreis} 11\,\hbox{--}\,1 Vorlesung.~\neueseite{538987}\textspns{(\uline{\textit{Székely}}\IN{\szekely}) (\textit{Hempel}\IN{\hempel} Abreise)} %\tbentry{21}{5}{1933}{} \tbentry{22}{5}{1933}{} 5\,\hbox{--}\,7 Vorlesung. \tbmanyentries{\tbentry{23}{5}{1933}{}\,\hbox{--}\,\tbentry{26}{5}{1933}{}}\fnAD{Beim 25.\,V.\,1933 die Bemerkung \original{Himmelfahrt}.} \textit{MS} Syntax\IC{\logischesyntax}. %\tbentry{24}{5}{1933}{} %\textwh{\textit{MS} Syntax\IC{\logischesyntax}.} %\tbentry{25}{5}{1933}{Himmelfahrt} %\textwh{\textit{MS} Syntax\IC{\logischesyntax}.} %\tbentry{26}{5}{1933}{} %\textwh{\textit{MS} Syntax\IC{\logischesyntax}.} \tbentry{27}{5}{1933}{} 11\,\hbox{--}\,1 Vorlesung. Mit Frank\IN{\frankphilipp} im Caf\'{e}\IO{Prag!Caf\'{e}}. %\tbentry{28}{5}{1933}{} \tbentry{29}{5}{1933}{} \uline{Zahnarzt}. 5\,\hbox{--}\,7 Vorlesung. %\tbentry{30}{5}{1933}{} \tbentry{31}{5}{1933}{} Zahnarzt. 5\,\hbox{--}\,\textonehalf{}\,8 Fakultätssitzung\II{\fakultaetssitzungprag}; Kolloquium Doktor Glaser\IN{\glaser}. \tbentry{1}{6}{1933}{} Zahnarzt. 5 Vorlesung. 6\,\hbox{--}\,8 Seminar; Hempels\IN{\hempel} 2.~Referat über Wahrscheinlichkeit. Auch Frank\IN{\frankphilipp} dabei. \tbentry{2}{6}{1933}{\kreis} \textonehalf{}\,11\,\hbox{--}\,12 \ulinesp{\ulinestr{Székely}}\IN{\szekely} hier, ungarischer Jude jetzt in Brünn\IO{Brünn}, macht Examen an der Technik\II{Deutsche Technische Hochschule Brünn}. Hat im Dez. meinen Vortrag über Metaphysik\IC{\ueberwindungdermetaphysik} in der \textit{VHS}\IO{Brünn!VHS Brünn}\II{\vhsbruenn} Brünn\IO{Brünn} gehört. Möchte antimetaphysische Philosophie lernen. 24~Jahre, scheint sehr begabt und einfallsreich; hoffentlich hat er genug Geduld zur Schulung, bevor er sein ,,System`` schreibt, das ihm schon seit Jahren vorschwebt. Mit Hempel\IN{\hempel} letzten Spaziergang, und Ina\IN{\ina}. Zahnarzt. Mit Hempel\IN{\hempel} und Ina\IN{\ina} im Caf\'{e}\IO{Prag!Caf\'{e}}. 17,24~\uline{Hempels\IN{\hempel} Abreise} nach Berlin\IO{Berlin}. Vielleicht treffen wir uns in \gestrunl\ Wien\IO{Wien} wieder. \tbtwoA{583} \tbentry{3}{6}{1933}{} (Pfingstferien). Auf dem Hügel in der Sonne gelegen. An Elisabeth\IN{\elisabeth} geschrieben (schwieriger Brief wegen Politik).\fnE{Die Korrespondenz zwischen Elisabeth und Rudolf Carnap aus dieser Zeit ist nicht überliefert.}~\neueseite{538989} \tbentry{4}{6}{1933}{Pfingsten} Angefangen, \uline{englische} Grammatik zu lernen. Briefe. \tbmanyentries{\tbentry{5}{6}{1933}{\textwh{Pfingsten}}, \tbentry{6}{6}{1933}{Ina}\IN{\ina}, \tbentry{7}{6}{1933}{}} \textit{MS} Syntax\IC{\logischesyntax}. %\tbentry{6}{6}{1933}{Ina}\IN{\ina} %\textwh{\textit{MS} Syntax\IC{\logischesyntax}.} %\tbentry{7}{6}{1933}{} %\textwh{\textit{MS} Syntax\IC{\logischesyntax}.} \tbentry{8}{6}{1933}{} Zahnarzt, Vorlesung, Seminar (letztes). \tbentry{9}{6}{1933}{} Vorlesung vorbereitet. Briefe. \tbentry{10}{6}{1933}{} 11\,\hbox{--}\,1 Vorlesung. 1~Kolloquium. Kino\IO{Prag!Kino} ,,Anna Christie`` mit Garbo\IN{\garbo}. Nicht gut.\fnA{Es folgt ein leerer Eintrag mit dem Symbol~\original{\kreis} im Datum.} %\tbentry{11}{6}{1933}{\kreis} \tbentry{12}{6}{1933}{} Zahnarzt. 5\,\hbox{--}\,7 \uline{letzte Vorlesung}. \tbentry{13}{6}{1933}{} \textit{MS} Syntax\IC{\logischesyntax}. \tbentry{14}{6}{1933}{} 10\,\hbox{--}\,11 \uline{Frau Mayer\IN{\mayerfrau} Nebenrigorosum} (meine erste Prüfung). Ich prüfe \textonehalf{}~Stunde (axiomatische Methode; Geometrie und Erfahrung; Russells\IN{\russell} Grundlegung der Mathematik), sie weiß gut Bescheid. Winternitz\IN{\winternitz} fragt sehr unbeholfen. Sie gibt mir ihre Dissertation, die sie bei Winternitz\IN{\winternitz} gemacht hat. 12\textsuperscript{h}~zu \uline{Kraus}\IN{\krausoskar} ins Archiv\IO{Prag!Archiv}. \uline{Utitz}\IN{\utitz} und \uline{Landgrebe}\IN{\landgrebe} flüchtig gesehen. Mit Kraus\IN{\krausoskar} über meinen Vorschlag der Änderung der Prüfungs\-bestimmungen für Lehramtsprüfung. Das Meiste hält er für aussichtslos. Gegessen, Besorgungen, Institut. \textonehalf{}\,6~\uline{Glaser}\IN{\glaser} Probevorlesung ,,Licht und Materie``, sehr gut. Fakultätssitzung\II{\fakultaetssitzungprag}. \tbentry{15}{6}{1933}{Fronleichnam} \uline{Ferien!} \tbentry{16}{6}{1933}{} \uline{\textit{MS} ,,Syntax}``\IC{\logischesyntax}. Durcharbeitung (außer~V) beendet; \uline{Plan der Zwei\-teilung}.\fnE{Diesen Plan teilte Carnap auch in dem Brief an Moritz Schlick vom 19.\,VI.\,1933 (MS 95/Carn-36) mit, scheint ihn später aber wieder verworfen zu haben. Vgl. TB~10.\,VII.\,1933\diaryref{TB-10-VII-1933}.} \tbentry{17}{6}{1933}{\kreis} \sout{Briefe}.~\neueseite{538991} \tbentry{18}{6}{1933}{} 5\textsuperscript{h} zu \uline{Franks}\IN{\frankphilipp}\IN{\frankphilippfrau} (nach langer Zeit, weil Hempel\IN{\hempel} da war). Über Plan der Zweiteilung. 7\textsuperscript{h}~kommen Doktor \uline{Manheim}\IN{\manheimernst} und Frau. Er ist Schüler von Freyer\IN{\freyer}, wollte sich in Leipzig\IO{Leipzig} für Soziologie habilitieren, \pagebreak jetzt in Prag\IO{Prag} \tbtwoA{584} (ungarischer Jude). Seine Frau blonde Osnabrückerin\IO{Osnabrück}, Gegner des dritten Reichs. Er erzählt aus Leipzig\IO{Leipzig}: Freyer\IN{\freyer} seit 1926 nach rechts geschwenkt, seit 1930 Nazis\II{\nsdap} gewählt, seit 5.\,3.\,33 sehr enttäuscht; am~1.~Mai hat er schwarz-weiß-rot Flagge statt Hakenkreuz am Auto gehabt, demonstrativ; er hofft aber noch auf eine Erneuerung, die seinen Wünschen entspricht.\fnE{Zu Freyers politischer Haltung in dieser Zeit vgl. Muller, \emph{The Other God that Failed}, Kapitel 4\hbox{--}7.} Über Verbrennungen der Bücher; Durchsuchung aller Bibliotheken, auch privater; die Universitätsbibliothek\II{Universitätsbibliothek Berlin} und die Deutsche Bücherei\IO{Leipzig!Deutsche Bücherei} dürfen die verbotenen Bücher behalten, aber nur gegen besonderen Erlaubnisschein ausgeben. Sie sind mit dem Motorrad hier. Manheim\IN{\manheimernst} hat mit Kraus\IN{\krausoskar}, Ernst\IN{\ottoprof}\fnE{Vermutlich Ernst Otto.} und anderen gesprochen; sie haben sich bereit erklärt, aber bisher will keiner die Habilitation aktiv übernehmen. Seine Dissertation ,,Zur Logik des konkreten Begriffs``\IW{\manheimdiss}; seine Habilitationsschrift ,,Zur Soziologie der Öffentlichkeit``\IW{\manheimhabil}.\fnE{Manheim, \emph{Zur Logik des konkreten Begriffs} und \emph{Die Träger der öffentlichen Meinung}.} \tbentry{19}{6}{1933}{} Nachmittags 4\,\hbox{--}\,6 Doktor \uline{Landgrebe}\IN{\landgrebe} hier. Er ist Wiener, seit einigen Jahren Deutscher; Schüler von Husserl\IN{\husserl}, auch von Heidegger\IN{\heidegger} beeinflusst. Er meint, die Nazis seien die letzte Rettung für Deutschland\IO{Deutschland}, falls sie enttäuschen würden, könne nur das Chaos folgen, da keine unverbrauchten Schichten mehr da seien. Er hat den 2.~Teil von Husserls\IN{\husserl} Logik\IW{\landgrebehusserlslogik} ausgearbeitet.\fnE{Husserl, \textit{Erfahrung und Urteil}. Vgl. Landgrebes Einleitung, ebd., XXI-XXVIII.\baustellex{WISS}} Wir sprechen über Phänomenologie; ich erkläre ihm, warum ich die Phänomenfragen für syntaktische Fragen halte. \textonehalf{}\,8\,\hbox{--}\,\textonehalf{}\,10 mit \uline{Maja}\IN{\maja} im Caf\'{e} {\lspitz}Wilson{\rspitz}\IO{Prag!Caf\'{e} Wilson}. Wir haben uns seit Herbst 1930 nicht gesehen. Sie war in Milano\IO{Milano} und Zürich\IO{Zürich}, wird noch nach Wien\IO{Wien} fahren, Geld sammeln; heute sehr schwierig. Moro\IN{\moro} leide sehr unter den Zuständen in Deutschland\IO{Deutschland}. Er verausgabe sich, weil er immer nur Frauen als Freundinnen habe; er müsse unter Männer kommen, z.\,B. einige Zeit~\neueseite{539003} nach Wien\IO{Wien} oder Prag\IO{Prag} zu wissenschaftlichem Arbeiten; habe aber kein Geld. Der Verlag geht sehr schlecht. Über Schlick\IN{\schlick}. Er hat ihr ausführlichen Brief über mich und Ina\IN{\ina} geschrieben; dem habe ich es zu verdanken, dass sie die Sache jetzt anders ansehe, während sie mir zuerst Vorwürfe wegen Maue\IN{\maue} machte. %\tbentry{20}{6}{1933}{} \tbentry{21}{6}{1933}{} Briefe. \tbtwoA{585} %\tbentry{22}{6}{1933}{} %\tbentry{23}{6}{1933}{} \pagebreak \tbentry{24}{6}{1933}{} \uline{Aufsatz für Amerika}\IO{Amerika} begonnen: ,,Über den Charakter der philosophischen Probleme``\IC{\problemederphilosophieaufsatz}, in Anlehnung an den Vortrag in Schweden\IO{Schweden}\IC{\problemederphilosophie}.\fnE{Vgl. TB~14.\,XI.\,1932\diaryref{TB-14-XI-1932} sowie Carnap, ,,Über den Charakter der philosophischen Probleme``. Dieser Aufsatz basiert auf dem Manuskript (\href{http://doi.org/10.48666/808363}{RC~110"~04"~02}), das auf den 24. und 25.\,VI.\,1933 datiert ist. Das Manuskript wiederum war die Grundlage für Carnap, ,,On the Character of Philosophic Problems``.} Abends plötzlich \uline{Maja}\IN{\maja} für 1~Stunde bei uns. Sie sagt, die Philosophen (Schlick\IN{\schlick} und ich) müssten wegen Deutschland\IO{Deutschland} ihre Stimme erheben. Sie wollte ursprünglich 1 oder 2~Tage bei uns ausruhen, fährt aber jetzt die Nacht schon nach Wien\IO{Wien}. \tbentry{25}{6}{1933}{} \textit{MS} für Amerika\IO{Amerika}\IC{\problemederphilosophieaufsatz}. Nachmittags \uline{Franks}\IN{\frankphilipp}\IN{\frankphilippfrau} hier. Tagungsplan wird aufgegeben; Hahn\IN{\hahnhans} hat es für nicht opportun erklärt. \tbentry{26}{6}{1933}{} \textit{MS} für Amerika\IO{Amerika}\IC{\problemederphilosophieaufsatz} fertig. \tbentry{27}{6}{1933}{\kreis} Briefe. %\tbentry{28}{6}{1933}{} \tbentry{29}{6}{1933}{} Rezension Lewis\IN{\lewis}\IC{\lewisrezension} und Rezension Dubislav\IN{\dubislav}\IC{\dubislavrezension} geschrieben.\fnE{Carnap, ,,Rezension von \emph{Lewis, C.\,I., and C.\,H. Langford, Symbolic Logic}`` und ,,Rezen\-sion von \emph{Dubislav, Walter, Die Philosophie der Mathematik in der Gegenwart}``.}\fnA{Es folgen zwei leere Einträge, beim 30.\,VI.\,1933 die Bemerkung \original{Ina}\IN{\ina}.}~\neueseite{538997} %\tbentry{30}{6}{1933}{Ina}\IN{\ina} %\tbentry{1}{7}{1933}{} \tbentrylong{2}{7}{1933}{} Nachmittags und abends \uline{bei Franks}\IN{\frankphilipp}\IN{\frankphilippfrau}. Hania\IN{\frankphilippfrau} zeigt ein eindrucksvolles Bild ihres Vaters, scharf blickend, energisch; sie sagt: sehr gütig. Sie hängt sehr an ihm, daher ihr Verehrungsbedürfnis\fnA{Original \original{Vorehrungsbedürfnis}.}. %\tbentry{3}{7}{1933}{} \tbentry{4}{7}{1933}{} Briefe. (Gr. Sp.) \tbentry{5}{7}{1933}{} Vormittags \uline{Meiner}\IN{\meinerfelix} hier. Hält Herausgabe Gesammelter Aufsätze jetzt nicht für möglich. Erkenntnis\II{\erkenntnis} geht noch ganz gut. (Siehe Zettel über die Besprechung).\fnE{Nicht überliefert.} Briefe. Ina\IN{\ina} packt. \tbentry{6}{7}{1933}{} 13.48\,\hbox{--}\,20,30 nach \uline{Wien}\IO{Wien}\ort{Wien} Ostb., \uline{mit Ina}\IN{\ina}. Wir wohnen bei Inas\IN{\ina} Bruder Franz\IN{\stoegerfranz}.\fnE{Franz Stöger-Marenpach.} I.~Stallburggasse\IO{Wien!Stallburggasse}~2\,V, 1~Mansardenzimmer mit riesigem Fenster. (Das Haus ist sehr bewacht, weil Dollfuß\IN{\dollfuss} da wohnt). \tbentry{7}{7}{1933}{} \uline{Schlick}\IN{\schlick}, Liebiggasse\IO{Wien!Liebiggasse}. Obwohl keine Vorlesungen seit Pfingsten, ist er sehr müde durch Seminarien, Sprechstunden usw. (infolge Krankheit). Auf seinen Wunsch geh' ich mit ins Arkaden\IO{Wien!Caf\'{e} Arkaden}, wo \uline{Maja}\IN{\maja} ist. (Er sagt mir, dass sie \tbtwoA{586} täglich kommt oder anruft, Tränenszene im Caf\'{e}\IO{Wien!Caf\'{e}} gemacht hat usw; sodass er sich nicht zu helfen weiß. Trotzdem aber etwas ruhiger als früher; sie will ihn in den Dolomiten\IO{Dolomiten} besuchen, er möchte das nicht, traut sich aber nicht, es ihr zu sagen). Mittags mit \uline{Neurath}\IN{\neurath} und Reidemeister\IN{\reidemeisterkurt} gegessen Ullmannstraße\IO{Wien!Ullmannstraße}. 4\,\hbox{--}\,7 \uline{Gödel}\IN{\goedel} hier. Er ist für 1~Jahr zum Flexner Institut\II{\flexnerinstitut} nach~\neueseite{538999} Princeton\IO{Princeton} berufen, durch Veblen\IN{\veblen} und von Neumann\IN{\neumannvon}, für Grundlagen der Mathematik.\fnE{Das von Abraham Flexner mitte 1930 gegründete Institute for Advanced Study in Princeton. Vgl. Dawson, \emph{Logical Dilemmas}, 94\,ff.} Vielleicht will er drüben bleiben, wenn's in Europa\IO{Europa} immer schlimmer wird. Allerhand über Politik. Er ist vom Zirkel\II{\schlickzirkel} sehr unbefriedigt; Haltung von Waismann\IN{\waismann} und Schlick\IN{\schlick}. Über Wittgensteins\IN{\wittgenstein} Brief;\fnE{Vgl. TB~30.\,VIII.\,1932\diaryref{TB-30-VIII-1932}.} er sagt, er hat seine Seltsamkeit immer schon als Geltungstrieb gedeutet. 7\textsuperscript{h}~\uline{Popper}\IN{\popper}; Burggarten\IO{Wien!Burggarten}, bis~10. Über seine Einwände (Protokollsätze); einige Punkte seines Buches\IW{\popperldf}\IW{\popperms}, das er jetzt für die Sammlung\II{\sammlung} fertig macht.\fnE{Popper, \emph{Logik der Forschung} ist in der von Schlick und Frank edierten Reihe \emph{Schriften zur wissenschaftlichen Weltauffassung} erschienen, als gekürzte Fassung von Popper, \emph{Die beiden Grundprobleme der Erkenntnistheorie}. Vgl. TB~1.\,IV.\,1934\diaryref{TB-1-IV-1934}.} Er fährt morgen auf 6~Wochen nach Tirol\IO{Tirol}, Achensee\IO{Achensee}. \tbentry{8}{7}{1933}{} 11 beide Arkaden\IO{Wien!Caf\'{e} Arkaden} \uline{Neurath}\IN{\neurath}. Er hat Büros in New York\IO{New York}, London\IO{London}, Amsterdam\IO{Amsterdam}, Moskau\IO{Moskau}. Auf 90~Leute vergrößert. Er ist in Amerika\IO{Amerika} als großer Mann gefeiert worden, das tut ihm sehr gut. Trotzdem fühlt er sich als armes Haserl und einsam, weil er über seine Dinge, besonders Bild\-sta\-tistik, mit keinem wirklich Sachverständigen sprechen kann. Er hat weitere Pläne für Indien\IO{Indien} und China\IO{China}! Im Herbst wieder England\IO{England} und Amerika\IO{Amerika}.\fnE{Zu den internationalen Aktivitäten von Neuraths Gesellschafts- und Wirtschafts\-museum vgl. Sandner, \emph{Otto Neurath}, 176\hbox{--}187.} Er zeigt uns schnell das Museum\IO{Wien!Museum im Rathaus} im Rathaus\IO{Wien!Rathaus}\II{\museumneurath}. Taxi nach {\lspitz}Ernst{\rspitz}straße. \mbox{Olga}\IN{\neuratholga}. Heftige Diskussion über Protokollsätze. Ich bestreite, dass man nicht Gegenstände und Sätze vergleichen könne. Er sagt, das richte sich gegen {\lspitz}\sout{den}{\rspitz} die idealistische Metaphysik, die noch im Zirkel\II{\schlickzirkel} spuke; er formuliert es um. Er hat schon ein neues \textit{MS}\IW{\neuratheinheitswissenschaftbuch}, zweites Heft für seine Sammlung\II{\einheitswissenschaftschriftenreihe}.\fnE{Der als erstes Heft der Sammlung \emph{Einheitswissenschaft} erschienene Aufsatz Neurath, ,,Einheitswissenschaft und Psychologie`` sowie eine von Neurath geplante zweite, aber unpubliziert gebliebene Broschüre mit dem Arbeitstitel ,,Frage des Physikalismus``. Vgl. TB~14.\,VII.\,1933\diaryref{TB-14-VII-1933}.} \textonehalf{}\,7\,\hbox{--}\,11 beide bei \uline{Kaufmanns}\IN{\kaufmannfelix}\IN{\kaufmannfrau}. Er ist sehr bedrückt durch die Zustände {\lspitz}in{\rspitz} Deutschland\IO{Deutschland}; überlegt auch Amerika\IO{Amerika}, ist aber nicht entschlossen. Er rät \tbtwoA{587} mir, wegen meiner Amerikafragen\IO{Amerika} zu Haberler\IN{\haberler} zu gehen.\fnE{Vgl. TB~10.\,VII.\,1933\diaryref{TB-10-VII-1933}.} Ich erzähle ein wenig von allgemeiner Syntax. Viel über Politik. Er möchte den Menschen anstelle der~\neueseite{539001} Religion etwas anderes geben, zum moralischen Halt, will später darüber schreiben! Beim \gestrunl\ Sozialismus sei die Gefahr, dass die Führer die übermäßige technische Macht ausnutzen. Sie sind sehr stolz auf den 1\,\textonehalf{}~jährigen Sohn, der schon 7~Lieder singen kann. Wir können nicht einschlafen, weil nebenan bis~2\textsuperscript{h} Bridge. \tbentry{9}{7}{1933}{} Zu Hause, geschrieben. Mittags Inas\IN{\ina} Freundin Paula\IN{\paula} hier. 4\,\hbox{--}\,7 bei \uline{Gödel}\IN{\goedel}. Er meint, mit den indefiniten Begriffen fängt die Theologie an.\fnE{Vgl. dazu und zum Folgenden das Gesprächsprotokoll (\href{http://doi.org/10.48666/808365}{RC~102"~43"~10}).\baustellex{WISS}} Über Einteilung der Zeichen in arithmetische und diskrete, der Folgebestimmungen in logische und physikalische. Er stimmt im Ganzen zu. Über Lewis'\IN{\lewis} Buch\IW{\lewisbuch}.\fnE{Lewis und Langford, \emph{Symbolic Logic}.} 8 zu \uline{Erna}\IN{\loewenbergerna}, dort Ina\IN{\ina}. Erna\IN{\loewenbergerna} berichtet sehr energisch über ihre Kritik an der Partei\II{\sozialdemokratischepartei} und den Austritt. Sie meint, die Wiener Sozialdemokratie\II{\sozialdemokratischepartei} sei nicht besser als die deutsche\II{\spd}, hier werde dasselbe geschehen, nur etwas später. Sie kritisiert das Bonzentum, das feine bürgerliche Leben einiger Führer (nicht Bauer\IN{\bauerotto}). Bauer\IN{\bauerotto} sei gut zum Bücherschreiben, aber nicht als Führer (wie Marx\IN{\marx}). \tbentry{10}{7}{1933}{} 11\textsuperscript{h} bei Dozent \uline{Haberler} in der Handelskammer\IO{Wien!Handelskammer}; auf Rat von Kaufmann\IN{\kaufmannfelix}; er kennt den Van Sickle\IN{\vansiep} von der Rockefeller Foundation\II{\rockefellerstiftung}; er wird ihm schreiben, dass man mir sagt, ob es wirklich was wird.\fnE{Vgl. Carnap an Kaufmann, 27.\,IX.\,1933 (\href{http://doi.org/10.48666/808368}{RC~028"~22"~08}).\baustellex{BIO}} Er meint, wegen der abgesetzten \editor{Wissenschaftler} in Deutschland\IO{Deutschland} sind jetzt alle anderen Sachen zurückgeschoben, überhaupt pflege man gerne Entscheidungen aufzuschieben. Gutachten von Russell\IN{\russell} wäre gut, politische Bedenken habe man nicht; man habe auch sozialistischen Leuten Stipendien gegeben. Er glaube, wenn das Geld bewilligt sei, könne ich mir die Zeit ansetzen, wie ich wolle. Heiß im Zimmer. 6\textsuperscript{h} Josefinum\IO{Wien!Josefinum} \uline{Schlick}\IN{\schlick}. Nochmal über 2 Bände; er ist einverstanden, dass ich Springer\II{\springerverlag}~\neueseite{539005} 1~größeren Band vorschlage.\fnE{Vgl. TB~16.\,VI.\,1933\diaryref{TB-16-VI-1933}.} Wegen \uline{Amerika}\IO{Amerika}: auf Feigls\IN{\feigl} Wunsch hat er mal an Flexner\IN{\flexner} geschrieben; jetzt hat Feigl\IN{\feigl} ihn gebeten, nochmal zu schreiben. Er will aber nicht; ein Amerikaner hat ihm gesagt, dass es drüben nicht gern gesehen wird, wenn jemand ungefragt empfiehlt. Ich erinnere ihn daran, dass Feigl\IN{\feigl} sich selbst beworben hat; \tbtwoA{588} er meint, das ginge eher. Wittgensteinbuch\IN{\wittgenstein}\IW{\waismannbuch} wird wahrscheinlich in der Wiener Akademie\II{\akademiewien} erscheinen;\fnE{Um~1932/33 war geplant, dass Wittgenstein das am Ende als Waismann, \textit{Logik, Sprache, Philosophie} erschienene Buch mit bearbeiten sollte. Vgl. ebd. das Nachwort, S.\,652\,f.} er möchte es nicht im offenen Buchhandel haben, damit es nicht so leicht zugänglich ist. Es soll schon bald fertig sein. Waismann\IN{\waismann} habe fest zugesagt, in diesen Ferien sein Buch fertig zu machen; Schlick\IN{\schlick} glaubt es auch, er hat schon großen Teil des \textit{MS}\IW{\waismannbuch} gesehen.\fnE{Waismann, \emph{Logik, Sprache, Philosophie}. Vgl. TB~24.\,III.\,1932\diaryref{TB-24-III-1932}.} Um Maja\IN{\maja} hat er Sorge; sie will sogar ein Kind von ihm!! Sie ruft ihn täglich und dauernd an, er kann sich ihrer gar nicht erwehren. Manchmal hängt er einfach ab. \textonehalf{}\,8 \uline{Zirkel}\II{\schlickzirkel}. Ich über Syntax. Diskussionen müssen über Sprache gehen. Toleranzprinzip.\fnE{Siehe die Vortragsskizze ,,Wien, Zirkel, 10.\,7.\,33`` (\href{http://doi.org/10.48666/808370}{RC~110"~07"~22}).} Hahn\IN{\hahnhans} stimmt entschieden zu. Menger\IN{\menger} auch. Beide meinen, eine finitistische Mathematik könne in der Anwendung gar keine Vorteile haben.\fnE{Zu den von Carnap 1940 mit Quine und Tarski fortgesetzten Diskussionen über finitistische Mathematik siehe Frost-Arnold, \emph{Carnap, Tarski, and Quine at Harvard}.} Schlick\IN{\schlick} schließt schon~\textonehalf{}\,10. Auf der Straße auf Neuraths\IN{\neurath} Wunsch erklärt Waismann\IN{\waismann} seine Auffassung über ,,Ich``; anscheinend der Unterschied zwischen phänomenologischer und physikalischer Sprache. \tbentry{11}{7}{1933}{} 11\,\hbox{--}\,1 mit \uline{Neider}\IN{\neider} im Volksgarten\IO{Wien!Volksgarten}. Über Schlick\IN{\schlick} Seminar, Neider\IN{\neider} macht dort zuweilen Opposition im Sinne eines radikalen Physikalismus;\fnE{Zu Neiders Physikalismus und dessen Bedeutung für Carnap vgl. Uebel, \emph{Empiricism at the Crossroads}, 128\hbox{--}137.} Schlick\IN{\schlick} wird dann aber leicht nervös. Über Politik. Neider\IN{\neider} meint (ähnlich wie Erna\IN{\loewenbergerna}), dass die Sozialdemokratie\II{\sozialdemokratischepartei} hier versagt hat, dass es jetzt zu spät ist. Man hätte 1919 oder wenigstens 1927 die Macht ergreifen sollen, dann durch Drohung mit den Machtmitteln einer anderen Partei eine Koalition aufzwingen und dadurch eine Pseudodemokratie einrichten sollen (ähnlich Ungarn\IO{Ungarn}).\fnE{Die in Ungarn 1919 unter Béla Kun eingerichtete (aber nur kurzzeitig erfolgreiche) sozialistische Räterepublik.} Er erzählt von München\IO{München}.~\neueseite{539009} Er hat dort Horn\IN{\hornwilhelm} und Hilde\IN{\hornhilde} gesehen (von Roh\IN{\rohfranz} gehört, der immer in Hotels herumwohnte) mit Maue\IN{\maue} gesprochen, dabei Christiansen\IN{\christiansen} von fern auf der Straße gesehen. Maue\IN{\maue} sehr gegen die Nazis, aber nicht deutlich politisch interessiert. 12\,\hbox{--}\,1 bei \uline{Springer\II{\springerverlag}, Direktor Lange}\IN{\langetoenjes}. Schlick\IN{\schlick} hat ihn über meinen Zweiteilungsplan nicht richtig orientiert. Er rät mir jetzt, einen Brief an ihn zu schreiben, mit dem er in Berlin\IO{Berlin} versuchen will etwas zu erreichen. \tbtwoA{589} \textonehalf{}\,5\,\hbox{--}\,7 \uline{Hosiasson}\IN{\hosiasson} bei mir. Sie hat einige Fragen über Protokollsätze und über Wahrscheinlichkeit, die aber schwer zu verstehen sind. Brief an Springer\II{\springerverlag} aufgesetzt. \tbentry{12}{7}{1933}{} 11\,\hbox{--}\,12 Schlick\IN{\schlick}-Seminar. Er lässt nicht referieren, sondern nur Gespräche; ausführliches Protokoll. Über Weber\IN{\weberernst}-Fechnersches\IN{\fechner} Gesetz. 4\,\hbox{--}\,7 wir beide zu \uline{Neurath}\IN{\neurath}. Nach langer Mühe entreiße ich ihm seine Formulierung ,,nur Sätze sind vergleichbar``.\fnE{Vgl. TB~8.\,VII.\,1933\diaryref{TB-8-VII-1933}.} Er sagt, ich solle morgen im Zirkel\II{\schlickzirkel} die Differenz zu Schlick\IN{\schlick} und Waismann\IN{\waismann} hervorheben, damit die jüngeren Leute erfahren, dass da etwas nicht stimmt; sonst würde er eines Tages, gegen Franks\IN{\frankphilipp} Rat, lostoben, wodurch der Bestand des Zirkels\II{\schlickzirkel} gefährdet würde. Schlicks\IN{\schlick} Ansicht sei Idealismus. Ich dürfe nicht nur die logische Einwandfreiheit der vorliegenden Formulierungen beachten, sondern auch die Gefahr, die die Benutzung dieser Methode mit sich bringt. 8 bis nach~11 bei \uline{Gödels}\IN{\goedel}. Seine Mutter eine brave, aber etwas eng denkende Fabrikantenfrau, betrübt, dass ihre Söhne studieren, anstatt einen gesicherten Beruf zu ergreifen. Sein etwas älterer Bruder Arzt, will sich für Röntgenologie spezialisieren, sehr intelligent. Sie erzählen, dass Kurt\IN{\goedel} schon auf der Schule sehr~\neueseite{539013} geglänzt hat, niemals überhaupt einen Fehler in einer Lateinarbeit gehabt hat usw. Später auch Hahn\IN{\hahnhans}. Über Okkultismus. Hahn\IN{\hahnhans} glaubt an Telekinese. Auf der Straße noch mit \uline{Hahn}\IN{\hahnhans} über Neuraths\IN{\neurath} Physikalismus; er sagt, dass er überhaupt keine deutlichen Formulierungen gehört hat; besonders hat ihn gestört, dass nur Sätze sollen verglichen werden können. Er stehe aber Neurath\IN{\neurath} näher als Schlick\IN{\schlick}. \tbentry{13}{7}{1933}{} Vormittags mit \uline{Hollitscher}\IN{\hollitscherwalter} im Volksgarten\IO{Wien!Volksgarten}. Er will eine Arbeit über die soziologischen Grundlagen der Kausalitätstheorie schreiben;\IW{\hollitscherdiss}\fnE{Vgl. Hollitscher, \emph{Über Gründe und Ursachen des Streites um das Kausalprinzip in der Gegenwart}.} er entwickelt interessante, selbständige Überlegungen. Über die politische Lage; er glaubt, dass Dollfuß\IN{\dollfuss} Koalition mit rechts machen wird.\fnE{Die NSDAP war in Österreich im Juni 1933 zwar verboten worden, Dollfuß bemühte sich aber um eine Allianz mit Mussolini (etwa im Rahmen eines Treffens im August 1933).} Er ist aber im ganzen optimistisch, glaubt, dass schon in einigen Jahren Besseres geschieht. Er berichtet Interessantes über die \gestrunl\ illegale Arbeit in Deutschland\IO{Deutschland}. \tbtwoA{590} 7\textsuperscript{h} bis \textonehalf{}\,11 \uline{Zirkel}\II{\schlickzirkel}. \ulinesp{Über Protokollsätze}.\fnE{Siehe das zweiseitige kurzschriftliche Protokoll ,,Über Protokollsätze (Zirkel, Wien, 13.\,7.\,33)`` (\href{http://doi.org/10.48666/808384}{RC~110"~07"~31}).} Schlick\IN{\schlick} stellt seine Auffassung dar, aber müde, missgestimmt, unsicher, unklar, kann auf Fragen nicht antworten, sagt, dass es unsinnig ist, über Protokollsätze zu diskutieren, wie es in der Erkenntnis\II{\erkenntnis} geschehen sei, wir verwechselten psychologische und logische Fragen (während er dauernd von ,,verstehen`` und so was spricht, aber leugnet, dass das psychologisch sei); er weiß nicht, ob er das, was am Ende der Nachprüfung steht, Sätze nennen will oder nicht. Sehr unerquicklich. Er geht schon um~9\textsuperscript{h}! Waismann\IN{\waismann} viel deutlicher: verschiedene Verifikation, also verschiedener Sinn. Ich erläutere Unterschied zwischen logischen und physikalischen Grundsätzen, logischer und physikalischer Gehaltsgleichheit. Auch Zilsel\IN{\zilsel} dabei; Popper\IN{\popper} und Menger\IN{\menger} schon verreist. \uline{Neurath}\IN{\neurath} sehr befriedigt von meiner Einstellung. Aber ich sage, dass Waismanns\IN{\waismann} Auffassung inhaltlich nicht so schlimm ist, wie er meint; wohl aber Schlicks\IN{\schlick} persönliches Verhalten.~\neueseite{539011} \tbentry{14}{7}{1933}{} 12\,\hbox{--}\,\textonehalf{}\,2 mit \uline{Gödel}\IN{\goedel} im Votivpark\IO{Wien!Votivpark}. Über \textit{f}-Begriffe und Terminologie.\fnE{Vgl. TB~15.\,VII.\,1933\diaryref{TB-15-VII-1933}.} 4\,\hbox{--}\,\textonehalf{} 6 zu \uline{Neurath}\IN{\neurath} ins Büro. Ich frage, warum seine geplante neue Broschüre (,,Frage des Physikalismus``) nötig sei.\fnE{Vgl. TB~8.\,VII.\,1933\diaryref{TB-8-VII-1933}.} Er sagt, nicht als Expektoration,\fnE{Hier wohl im Sinne von ,,Gefühlserguss`` zu lesen.} sondern aus sachlichen Gründen tue er immer so was. Die konkrete Arbeit im Sinne der Einheitswissenschaft müsse jetzt gefördert werden, das soll die Broschüre. Professor \uline{Samuel}\IN{\samuel} (Physiker aus Breslau\IO{Breslau}, jetzt Indien\IO{Indien}) und Frau. Er will jetzt in Einheitswissenschaft arbeiten; Neurath\IN{\neurath} schlägt ihm vor: Über Skalierungssachen. \gestrunl\ \textonehalf{}\,7\,\hbox{--}\,\textonehalf{}\,9 mit \uline{Schlick}\IN{\schlick} im Schwarzenbergpark\IO{Wien!Schwarzenbergpark}. Ich sage, dass er gestern müde und unklar gesprochen hat. Heute spricht er klarer. Dann auch über Persönliches. Er erzählt von Frau Haas\IN{\haasproffrau}; mit ihr und Professor Haas\IN{\haasprof} wird er in Laurana sein, später vielleicht mit Lila\IN{\lila} bei Meran\IO{Meran}.~-- Später bis~\textonehalf{}\,11 mit Stögers\IN{\stoegers} zusammen, auch Theodor\IN{\theodor}; sie waren gekränkt gewesen, dass wir nicht mit ihnen sprachen. \tbentry{15}{7}{1933}{} \textonehalf{}\,11\,\hbox{--}\,\textonehalf{}\,2 mit \uline{Rand}\IN{\rand} im Volksgarten\IO{Wien!Volksgarten}. Sie will nicht über ihre Arbeiten sprechen, sondern über die jetzigen Probleme. Wittgenstein\IN{\wittgenstein} lehne die behavioristische Behandlung der Sprache ab, weil sie das Wesen nicht treffe; Regeln sind nicht nur kausale Vorgänge, sondern bestehen unabhängig davon, ob sich jemand nach ihnen richtet. Ich: Gefahr der ,,Norm``- \tbtwoA{591} Philosophie.\fnE{Vgl. Carnaps Kritik an der Philosophie der Normalsprache (,,ordinary language philosophy``) im Stil Wittgensteins, der gegenüber er geplante Sprache bevorzugt. Dazu auch TB~2.\,III.\,1935\diaryref{TB-2-III-1935} sowie (SCH,~67\hbox{--}71).} 4\,\hbox{--}\,8 \uline{Gödel}\IN{\goedel} bei mir. Ausführlich über \textit{f}-Begriffe usw.;\fnE{Vgl. Carnap, \emph{Logische Syntax der Sprache}, 88.} siehe besondere Blätter.\fnE{Siehe das Gesprächsprotokoll (\href{http://doi.org/10.48666/808365}{RC~102"~43"~10}).} Er ist erstaunt über Hahns\IN{\hahnhans} positives Vorurteil im Okkultismus; seine Begründungen seien doch sehr schwach gewesen. (Verabredung mit Maja\IN{\maja} wird nichts, weil sie zu spät nach Wien\IO{Wien} zurückkommt.) \tbentry{16}{7}{1933}{} \textonehalf{} zu \uline{Neuraths}\IN{\neurath}\IN{\neuratholga}, später auch Ina\IN{\ina}. Neuraths\IN{\neurath} Einteilung:~\neueseite{539007} die, deren Fehler stets zur absolutistischen Seite gehen; die, deren Fehler zur relativistischen, Ogden\IN{\ogden} ist objektivistisch; und die pendelnden. Er rechnet Schlick\IN{\schlick} und mich zur ersten Art und ist hocherfreut, dass ich es zugestehe. Über seine Veröffentlichungen und die geplante neue Broschüre. Er ist sehr betroffen, dass ich ihm sage, er solle lieber organisieren usw., aber nicht selbst schreiben. Das sei eine ,,Rohheit``. (Auch meine Äußerung zu Zilsel\IN{\zilsel}, dass Schlick\IN{\schlick} nur zögernd seiner Einladung zugestimmt habe, sei eine Rohheit!) Ich sage ihm, dass er mich über Hahn\IN{\hahnhans} falsch orientiert hat, dass dieser dem Physikalismus nicht zustimmt. Er meint, doch, wenn vorsichtig formuliert, nur dann nicht, wenn der Okkultismus in Gefahr komme. \textonehalf{}\,4 \uline{Feix}\IN{\feix}. Im Caf\'{e} Döblingerhof\IO{Wien!Caf\'{e} Döblinger Hof}. Sie gibt mir eine von ihr übersetzte Broschüre, die inzwischen beschlagnahmt ist, und zeigt Brief von Trotzki\IN{\trotzki}.\fnE{Anna Feix stand in den frühen 1930er-Jahren im brieflichen Kontakt mit Leon Trotzki. Vgl. University of Harvard, Houghton Library, Leon Trotzky exile papers, MS Russ 13.1 (15371, 11235, 15960, 7755\hbox{--}7767, 943\hbox{--}974).} Sie ist im Verlag Zsolnay\II{\zsolnayverlag} abgebaut; will jetzt versuchen, ihre Sprachkenntnisse auszuwerten. \textonehalf{}\,6 (wegen strömendem Regen im Taxi) zu \uline{Waismann}\IN{\waismann}, später auch Ina\IN{\ina}. Sie wohnen Hochschulstraße\IO{Wien!Hochschulstraße}, schön im Grünen. Auch \uline{Hosiasson}\IN{\hosiasson}. Er möchte nicht in die sachlichen Probleme gehen, aber menschliche Bemerkung machen: Ich hätte mich durch Neurath\IN{\neurath} und politische Gesichtspunkte zu unsachlichem Schreiben verführen lassen; der ,,Aufbau``\IC{\konstitutionstheorie} sei schon im Stil ganz anders. Er {\lspitz}bedauere{\rspitz} das lebhaft. Neuraths\IN{\neurath} Veröffentlichung sei pathologisch;\fnE{Vermutlich Neurath, \emph{Einheitswissenschaft und Psychologie}.} er habe sich zuweilen gefragt, ob der noch bei Sinnen sei. Ich entgegne ruhig, dass die jetzigen Differenzen bei früher gemeinsamer Grundlage sicher durch emotionale Gründe zu erklären seien; meine Deutung: Dass er Angst vor gewissen Resultaten habe. Er leugnet das natür\-\tbtwoA{592}lich. Hosiasson\IN{\hosiasson} sagt, dass die Polen\IO{Polen} eher dem Physikalismus zustimmen würden. Waismann\IN{\waismann} betont beim Abschied, dass er~\neueseite{539021}\fnA{Am Beginn der Seite \original{(16.)}.} sehr wünscht, dass unsere persönliche Beziehung durch die Differenzen nicht leiden möge. Bis~8. abends noch mit Stögers\IN{\stoegers}. \tbentry{17}{7}{1933}{} 12\,\hbox{--}\,1 mit \uline{Maja}\IN{\maja} Caf\'{e} Bastei\IO{Wien!Caf\'{e} Bastei}. Sie ist sehr müde, muss aber vielleicht noch nach London\IO{London}. Sie war gestern mittag bei Schlicks\IN{\schlick}\IN{\schlickfrau} zum Essen, sagt, dass Schlick\IN{\schlick} es nicht gut zu Hause hat. Sie will Maue\IN{\maue} noch an\-rufen. Ab\-reise (Ina\IN{\ina} kommt in der letzten Minute nach Hause)~15,25; über \mbox{Leoben}\IO{Leoben} nach \uline{Präbichl}\IO{Präbichl},\ort{Präbichl} Hotel Reichenstein\IO{Präbichl!Hotel Rechenstein},~20,44. Haupthaus besetzt; wir nehmen Doppelzimmer; Einzelzimmer sind nicht nett. Viele Leute, weil wenig Deutsche hierher kommen. \tbentry{18}{7}{1933}{} Vormittags spazieren zum Erzberg\IO{Erzberg}. Nachmittags, mit Regen, Richtung Winterweg\IO{Winterweg} zur Leobner Hütte\IO{Leobner Hütte}. \tbentry{19}{7}{1933}{} Sommerweg zur Leobner Hütte\IO{Leobner Hütte}, links abgeschwenkt. Hoch oben Sonnenbad. Nachmittags im Wald, gelesen. \tbentry{20}{7}{1933}{\kreis} Vormittags Richtung Reichenstein\IO{Reichenstein} (im Tal, dann rechts hinauf, traversiert, in den Wald). Nachmittags im Wald~\kreis. \tbentry{21}{7}{1933}{} \uline{Erzberg}\IO{Erzberg}. Betrieb besichtigt, alles Tagebau. Nach Stadt Eisenerz\IO{Eisenerz} hinunter. {\lspitz}Alte{\rspitz} Häuser, kulturhistorisches Museum\IO{Eisenerz!Kulturhistorisches Museum}. Autobus zurück, sehr steile Straße. \tbentry{22}{7}{1933}{} Winterweg zur Leobner Hütte\IO{Leobner Hütte} (1650\,\textit{m}). Hirschegg-Sattel\IO{Hirschegg-Sattel}, \uline{Polster} (der Gipfel über Präbichl\IO{Präbichl}) (1911\,\textit{m}). Beim Abstieg plötzlich starker Regen und Hagel. Ganz durchnässt in die Hütte. Sachen getrocknet, später in der Sonne. Schöner Blick auf Griesmauer\IO{Griesmauer} und Trenchtling\IO{Trenchtling}. Nachmittags hinunter, wieder Winterweg\IO{Winterweg}.~-- Abends Karten geschrieben. \tbentry{23}{7}{1933}{} Trüb. Erzbergstraße\IO{Erzberg}, Weg zur Alm hinauf. Nachmittags Regen. Gelesen.~\neueseite{539025} \tbentry{24}{7}{1933}{\kreis\ oral} Sommerweg Richtung Leobner Hütte\IO{Leobner Hütte}, bis über den Wald; schöner Blick auf die Griesmauer\IO{Griesmauer} und Trenchtling\IO{Trenchtling}. Beschlossen: Ich fahre doch nach Deutschland\IO{Deutschland}; es wird schwierig sein mit Elisabeth\IN{\elisabeth} wegen der politischen Differenzen, aber ich muss mich um die Kinder kümmern.~\hbox{--}~\gestrunl . Nachmittags auf der anderen Seite, am Forsthaus vorbei. \tbtwoA{593} \tbentry{25}{7}{1933}{} Erzbergstraße\IO{Erzberg}, oberer Parallelweg. Zugeschaut beim Ausschütten der Steine.~-- Nachmittags nach Vordernberg\IO{Vordernberg}; zurück halb Autobus. \tbentry{26}{7}{1933}{} Winterweg\IO{Winterweg}, im Wald zum Lammingeck\IO{Lammingeck}, (Pass zwischen Gries\-mauer\IO{Griesmauer} und Trenchtling\IO{Trenchtling}) hinauf auf die Hochfläche des \uline{Trenchtlings}\IO{Trenchtling}, über diesen Hinweg, weit, aber nicht ganz bis zum Gipfel. Mittags Rast und Sonnenbad. Abstieg über Leobner Hütte\IO{Leobner Hütte} und Sommerweg. Hier treffen wir Professor Liebus\IN{\liebus}, Geologe aus Prag\IO{Prag}, mit Frau und Tochter. \tbmanyentries{\tbentry{27}{7}{1933}{}, \tbentry{28}{7}{1933}{\kreis\ Ina}\IN{\ina}} Ruhetag, kleine Spaziergänge. Zusammen Englisch gelesen. %\tbentry{28}{7}{1933}{\kreis\ Ina}\IN{\ina} %\textwh{Ruhetag, kleine Spaziergänge. Zusammen Englisch gelesen.} \tbentry{29}{7}{1933}{} Ina\IN{\ina} fährt 12\textsuperscript{h} nach Wien\IO{Wien}. \uline{Abreise}. Ich 9,42 Autobus über Eisenerz\IO{Eisenerz} nach Hieflau\IO{Hieflau}. Über Bischofshofen\IO{Bischofshofen}~-- Salzburg\IO{Salzburg} (Feuchtwanger\IN{\feuchtwanger}\IW{\feuchtwangerbuch} deponiert)\fnE{Feuchtwanger, \emph{Erfolg}. Siehe LL \refcn{2105}. Carnap hat die Bücher wohl in Salzburg deponiert, um Unannehmlichkeiten bei der Einreise nach Deutschland zu vermeiden. Feuchtwanger war eines der Opfer der nationalsozialistischen Bücherverbrennung im Mai 1933.}~-- \uline{München}\IO{München} 19,00.\ort{München}~-- In Elisabeths\IN{\elisabeth} Wohnung Jagdstraße\IO{München!Jagdstraße} 5 übernachtet (sie sind heute früh nach Geitau\IO{Geitau} abgereist). \tbentry{30}{7}{1933}{} Vormittags und mittags bei \uline{Rohs}\IN{\rohfranz}\IN{\rohhilde}. Er erzählt von der 14tägigen Schutzhaft.\fnE{Roh wurde im Frühjahr 1933 für zwei Wochen im KZ Dachau interniert. Vgl. Lersch, ,,Roh, Franz``.} Es ging ihm dabei verhältnismäßig gut; die Depressionen kamen erst nachher. Weils\IN{\weilernst}\IN{\weilgertrude} sind nach London\IO{London}, Tschicholds\IN{\tschichold}\IN{\tschicholdfrau} nach Basel\IO{Basel} emigriert.\baustellex{BIO} Mittags mit Franz\IN{\rohfranz} in die neue~\neueseite{539023} Wohnung (Laim\IO{München!Laim}; Agnes-Bernauer\-straße\IO{München!Agnes-Bernauer-Straße}~106). Kleine Parterrewohnung im Garten (mit Garage~70\,\textit{M}). Abends zu \uline{Horns}\IN{\hornhilde}\IN{\hornwilhelm}. Hilde\IN{\hornhilde} hat sich sehr um Rohs\IN{\rohfranz}\IN{\rohhilde} usw. bekümmert. Ihm geht es gut, die maßgebenden Leute der \sout{Ge}\gestrunl\ Gegend schätzen ihn als Arzt. Der Christoph\IN{\hornchristoph} ist in der Hitlerjugend\II{\hitlerjugend}, sie lassen ihn gewähren. \tbentry{31}{7}{1933}{} 10,17 nach Starnberg\IO{Starnberg}; zu Fuß (\textthreequarters{} Stunde) nach \uline{Söcking}\IO{Söcking}.\ort{Söcking} \uline{Gramms}\IN{\gramm} neues Häuschen, sehr nett, herrliche Aussicht, heute ganze Alpenkette. Papa Stadler\IN{\stadlervater} ist zu Besuch da. Die Kinder\IN{\birgit}\IN{\gerhardgramm} reizend und {\lspitz}auf{\rspitz}geweckt; ziemlich verwöhnt, alle Aufmerksamkeitswünsche werden von \gestrunl\ den Eltern sofort erfüllt. Daher viel Unruhe. Die Kinder\IN{\birgit}\IN{\gerhardgramm} sonst reizend, besonders Gittli\IN{\birgit}. Nachmittags mit Maue\IN{\maue} in der Sonne gelegen; sie erzählt viel, ihre Spannungen gegen mich kommen nicht mehr so hervor, ich bin sehr erleichtert dadurch. Sie sagt selbst, dass sie über den Berg hinweg ist. Sie erzählt von \uline{Neresheimer}\IN{\neresheimer}: Er todkrank (Magenkrebs), Lore\IN{\lore} seit einigen Monaten aus Berlin zurück; Schwierigkeiten wegen des {\lspitz},,Kätzle``{\rspitz}, das er inzwischen \tbtwoA{594} bei sich hat. Mit den Kindern bei der Familie {\lspitz}Bosserode{\rspitz}\IN{\berode}, nette Frau mit Tochter Inge und vielen Tieren; Mann kommt \unl\ {\lspitz}dazu{\rspitz}.~-- Schöner Abendspaziergang mit Maue\IN{\maue} über die Hügel. Ich schlafe im großen Zimmer unten, die offene Tür zum Garten und in die Landschaft. Spät nachts noch Maue\IN{\maue} bei mir. \tbentry{1}{8}{1933}{} Trüb, regnerisch. Mit Maue\IN{\maue} in den Wald spazieren. Sie ist auch froh, dass wir uns gut vertragen, will sich aber ja nicht wieder ganz in mich verlieben. Sie erzählt andeutungsweise von einem Sommerausflug mit einem anderen Mann, den sie nicht nennen will (Gall\IN{\gall}??).~-- Mit Gramm\IN{\gramm} und Stadler\IN{\stadlervater} über Inflation.~-- Abends 20\,\textonehalf{} mit Autobus nach Starnberg\IO{Starnberg}; ab~20,40; München\IO{München} 21,{\lspitz}14{\rspitz} an.\ort{München}~\neueseite{539017} \tbentry{2}{8}{1933}{} 8,42 nach \uline{Geitau}\IO{Geitau}\ort{Geitau} bei Bayrischzell\IO{Bayrischzell}; an~10,49. Elisabeth\IN{\elisabeth} und die 4~Kinder\IN{\annemarie}\IN{\hanneliese}\IN{\johannes}\IN{\eline}. Sie wohnen mit Cilly\IN{\cilly} bei {\lspitz}Heissenbäuerin{\rspitz}, kochen selbst. Ich finde endlich ein Zimmer bei {\lspitz}Miethaner{\rspitz}\IN{\miethaner} (letztes Haus nach~\textit{S}). Nachmittags über einen Waldberg\IO{Waldberg} hinab zum Wolfsee\IO{Wolfsee}, unten herum zurück. Die Kinder wollen immer Rätsel. Elisabeth\IN{\elisabeth} kann sich nicht enthalten, immer wieder auf Politik zu kommen. Sehr unvorsichtig und laut, wo andere Leute in der Nähe. Sie berichtet, dass Gall\IN{\gall} und Frau Martin\IN{\martinfrau} in der Hauptsache mit ihr einig seien; ich glaube das nicht recht. Die Kinder sind sehr erfreulich, sie gehen mir trotz vieler Unruhe nicht auf die Nerven (wie Gerhard\IN{\gerhardgramm}); aber Elisabeth\IN{\elisabeth} wird zuweilen ein wenig nervös, aber auch nicht so schlimm wie früher.~-- Abends bei Familie Heissenberger\IN{\heissenberger} in der Küche; er erzählt von Hitler\IN{\hitler}. \tbentry{3}{8}{1933}{} Vormittags Straße hinunter \sout{st} spaziert. Elisabeth\IN{\elisabeth} erzählt von \uline{Hilde Carnap}\IN{\carnaphilde}: sie ist mit Christiansen\IN{\christiansen} in München\IO{München} in heftigen Disput geraten, weil sie behauptete, sie hätte meine Sachen gelesen, Wort für Wort verstanden~(!); und er habe nicht recht (anscheinend damit, dass es mir nicht auf den Sinn ankomme). Nachmittags mit Elisabeth\IN{\elisabeth} und Annemarie\IN{\annemarie} nach \uline{Bayrischzell}\IO{Bayrischzell}, dann zurück. Über Heidegger\IN{\heidegger}: Christiansen\IN{\christiansen} hält ihn für unecht. Auch \unl\ habe von dessen \unll\ gesprochen; es scheinen also dort einige Leute ihn kritisch anzuschauen. Elisabeth\IN{\elisabeth} entrüstet, als ich sage, auch Christiansen\IN{\christiansen} sei so ein Metaphysiker. Sie hat erzählt, dass er ein Buch über Gott schreiben will. Vorher aber eine Erkenntnistheorie.\IW{\christiansenderneuegott}\fnE{Christiansen, \emph{Der neue Gott}. Das Buch über Erkenntnistheorie ist nicht nachweisbar.}~-- Ausführlich über Methode der Graphologie. Saudek\IN{\saudek} gehört zu unserer Richtung: auch er sei zu eng und bleibe im Experimentellen stecken.~-- Über Anne\-maries\IN{\annemarie} Zukunft. Elisabeth\IN{\elisabeth}: Die Auslese ist jetzt sehr streng, Frauen ha\-\tbtwoA{595}ben in akademischen Berufen wenig Aussicht. Annemarie\IN{\annemarie} hat Neigung zu Hand\-arbeiten.~\neueseite{539019} Sie meint, die Münchner Meisterschule\IO{München!Münchner Meisterschule}\II{\muenchnermeisterschule} sei gut. Vielleicht vorher noch 1~Jahr Gaienhofen\IO{Gaienhofen!Deutsches Landerziehungsheim für Mädchen in Gaienhofen}\II{\dlehgaienhofen} (die verlangen nur~60). Annemarie\IN{\annemarie} selbst sagt, dass sie zwar gerne verschiedene Möglichkeiten des Berufes offen haben möchte, aber keine bestimmte Neigung hat. Elisabeth\IN{\elisabeth} meint, sie sei zwar begabt, aber nicht konzentriert und fleißig genug, um den heutigen Anforderungen zu genügen. Ferner sei es gut, wenn die Töchter bald wirtschaftlich selbständig würden. Hanneliese\IN{\hanneliese} habe Neigung zu Gymnastik, auch zum Zeichnen, aber nicht geschickt mit Händen sonst; für Naturwissenschaftliches interessiert, aber nicht theoretisch.~-- Wenn Annemarie\IN{\annemarie} weiter lernen wolle, käme wohl nur Gaienhofen\IO{Gaienhofen!Deutsches Landerziehungsheim für Mädchen in Gaienhofen}\II{\dlehgaienhofen} in Betracht, nicht die Staatsschule\IO{München!Staatsschule für angewandte Kunst in München}\II{\staatsschulemuenchen} in München\IO{München}, wenigstens nicht die Luisenschule\fnE{Städtisches Luisengymnasium München.}\II{\luisenschule} mit ihren übermäßigen Ansprüchen, wobei sie 1~Jahr verlieren würde. Wenn sie aber auf die Meisterschule\IO{München!Münchner Meisterschule}\II{\muenchnermeisterschule} ginge, könnte sie bei Elisabeth\IN{\elisabeth} wohnen. Abends muss ich den Kindern viel erzählen von Raketenflugzeugen, Fahrt zum Mond, schwereloser Zustand usw. \tbentry{4}{8}{1933}{} Endlich schöneres Wetter. Mit Cha\IN{\elisabeth} und den Kindern ganzen Tag zum \textit{Soinsee}\IO{Soinsee} an der Rotwand\IO{Rotwand}. Die Kinder munter beim Aufstieg, besonders Johannes\IN{\johannes} sehr eifrig. Mittags am See gelegen; die schönem zackigen Ruchenköpfe\IO{Ruchenköpfe}. Viel mit Elisabeth\IN{\elisabeth} gesprochen. Sie mag die Kinder nicht mehr nach Prag\IO{Prag} schicken, weil sie den Einfluss von Ina\IN{\ina} fürchtet (sie führt an, dass Ina\IN{\ina} geschrieben hat, sie hätte morgens den Johannes\IN{\johannes} lange in ihr Bett genommen, und zusammen gelesen), ich könnte sie aber immer besuchen. Sie ist entrüstet, als ich bemerke, dass Christiansens\IN{\christiansen} Einfluss zuweilen gewalt\-tätig und gefährlich ist. Über Mexiko\IO{Mexiko} und Rusches\IN{\rusches} (siehe besonderen Zettel).\fnE{Nicht überliefert.} Ich frage Annemarie\IN{\annemarie}, was sie zu meiner Heirat gedacht hat; sie sagt, \gestrunl\ nichts Besonderes, sie wüsste \gestrunl\ nichts dazu zu bemerken, sie hätte es vorher \unsicher{eh} gedacht. Ich sage, dass Hanneliese\IN{\hanneliese} unrecht hatte, mir einen Vorwurf zu machen: \sout{sie habe nicht gewusst}, da ja Elisabeth\IN{\elisabeth} schon lange mit Christiansen\IN{\christiansen} zusammen war. Mit Elisabeth\IN{\elisabeth} über Hannelieses\IN{\hanneliese} Katholizismus.\fnE{Hanneliese Carnap konvertierte in den 1930er-Jahren zum Katholizismus.} Sie lehnt Hannes\IN{\hanne} Meinung, das sei von Christiansen\IN{\christiansen}~\neueseite{539031} aus Opposition gegen mich, suggeriert worden, heftig ab. Christiansen\IN{\christiansen} habe gesagt, für Hanneliese\IN{\hanneliese} sei Katholizismus gut, \gestrunl\ überhaupt für viele Frauen, aber nicht für Jungens, also nicht für Johannes\IN{\johannes}, auch nicht für Annemarie\IN{\annemarie}. \tbtwoA{596} \tbentry{5}{8}{1933}{} Vormittags mit Johannes\IN{\johannes} zu den Felsen hinauf. Er klettert sehr eifrig und schnell. Zu den Höhlen kommen wir nicht; aber wir sehen oben in einem kleinen Loch einer Felsenwand eine kranke Gemse. Später Johannes\IN{\johannes} mit Annemarie\IN{\annemarie} nochmal hinauf.~-- Nachmittags mit Annemarie\IN{\annemarie} nach Süden zu einer Alm hinauf und durch den Wald weglos gekraxelt. Sie erzählt, dass Cha\IN{\elisabeth} und Broder\IN{\christiansen} ihr Lavranstochter\IW{\lavranstochter} geschenkt haben,\fnE{Undset, \emph{Kristin Lavranstochter}.} obwohl beide es nicht kannten (nur weil Mädele\IN{\maedele} es gern gelesen hatte); Max\IN{\rill} und Gustel\IN{\rillfrau} waren sehr erstaunt. Sie haben es aber verstanden. Bei den Mahlzeiten ist immer Cilly\IN{\cilly} dabei; das stört mich etwas, weil ich vorsichtig sein muss, bestimmte Themen nicht zu berühren. \tbentry{6}{8}{1933}{} Ich entschließe mich, heute noch nicht zu reisen, sondern bis \textit{Di} oder \textit{Mi} zu bleiben; sehr schönes Wetter jetzt, auch für {\lspitz}mich{\rspitz} Erholung; mit den Kindern komme ich vielleicht lang nicht wieder zusammen, weil Elisabeth\IN{\elisabeth} sie nicht nach Prag\IO{Prag} lassen will. Mit Annemarie\IN{\annemarie} lange Wohnung gesucht, in \unl\ Geitau\IO{Geitau} vergeblich. Endlich in Hammer\IO{Hammer}, Jodelhof\IO{Hammer!Jodelhof}. Harmbacher\IO{Hammer!Harmbacher Haus} (bemaltes Haus). Ich fahre immer zu Rad hin und zurück. Mit Annemarie\IN{\annemarie} und Johannes\IN{\johannes} zum Wolfsee\IO{Wolfsee}, gebadet. 2\textsuperscript{h}~kommt \uline{Christiansen}\IN{\christiansen}. Er fragt nach der politischen Lage in Prag\IO{Prag} und Wien\IO{Wien}. Ich gebe sachlich Auskunft. Später komme ich zu ihm und frage, ob er von den bisherigen Maßnahmen enttäuscht oder befriedigt ist. Er: In der kurzen Zeit konnte nicht viel getan werden; aber was getan ist, damit sei er~\neueseite{539027} zufrieden. Ich: Das ist ja wirklich interessant, dass es einen gebildeten Menschen gibt, der Derartiges bejaht. Meine ganze Erbitterung, lange aufgespeichert, entlädt sich in dieser ironischen Bemerkung. Er gerät in Wut. Wir reden beide gegeneinander, immer lauter. Er: Dass ich mich auf die Seite der jüdischen Lügenpresse schlage, nehme er mir persönlich übel; ich hätte ein Vorurteil gegen Deutschland\IO{Deutschland}. Ich hätte ihnen eine Lügenzeitung geschickt (\unl~G.). Ich sage, dass ich mit Leuten, die die Äußerung einer Gegenansicht mit Zuchthaus und Todes\-strafe bedrohen, überhaupt nicht diskutiere. Er schreit, während die Bauernfamilie im Nebenzimmer ist! Über Einstein\IN{\einstein}; Goethe\IN{\goethe}. Über die ,,Greuel``; ob ich bestimmte Fälle wisse? Ja. Wie viele? Das sage ich hier nicht, er möge nach Prag\IO{Prag} kommen. Usw. Er schimpft über die Judenpresse, und dass meine Freunde ,,Juden oder wie Juden Denkende`` seien. Schließlich geh' ich hinaus und sage, es hat keinen Sinn, miteinander zu reden. Er ist noch im vollsten Affekt, beide sind wir sehr erregt. Elisabeth\IN{\elisabeth} erzählt mir später, er habe ihr gesagt, sie solle mir ausrichten, auf meine ironische Bemerkung hin hätte er mir eigentlich eine herunterhauen sollen.\shortenpage \tbtwoA{597} Mit Annemarie\IN{\annemarie} spazieren. Christiansen\IN{\christiansen} kommt nicht zum Abendessen. Fährt um~8\textsuperscript{h} nach München\IO{München} zurück. Ich sehe ihn nicht mehr. (Unruhig geschlafen.) \tbentry{7}{8}{1933}{} Vormittags mit Annemarie\IN{\annemarie} auf den nahen Berg. Über Wirtschaftsplan. \gestrunl\ Mit \uline{Hanneliese}\IN{\hanneliese} gestern oder vorgestern nachmittag über Religion. Warum ich nicht an Gott glaube; sie bringt allerhand Argumente: Jesus\IN{\jesus} habe selbst gesagt, dass er Gottes Sohn sei; wer denn die Welt geschaffen habe; sie könne doch nicht immer bestanden haben; ohne Glauben würden die Menschen nicht mehr der Versuchung widerstehen; und Ähnliches.~\neueseite{539033} Ich spreche von den verschiedenen Religionsformen, jede glaube die alleinige Wahrheit zu haben; man müsse tolerant sein, jeder sich bemühen, die Wahrheit zu finden. Heute frage ich sie, wie sie das im Brief über meine Heirat gemeint habe, warum sie das für unrecht ansehe. Sie sagt: Wenn ein Mann eine Frau hat und Kinder mit ihr und \sout{geht} nimmt dann eine andere~\ldots{} Ich: Da weißt Du wohl nicht, dass wir schon seit Jahren nicht mehr Mann und Frau sind. Und vor 4~Jahren auch öffentlich geschieden. Das wusste sie nicht. Und dass die Mama ja auch einen anderen Mann hat; früher hätte sie überlegt, ob Christiansen\IN{\christiansen} und sie sich heiraten sollten, aber sie hätten es dann doch nicht getan. Das sei ja gleich. Sie \sout{sagt} ist verwundert; sie sagt, sie hätte gemeint, wir seien nur äußerlich getrennt, in verschiedenen Städten. Ich sage, man hat es ihnen nur nicht gesagt, weil man dachte, sie sind noch zu klein und verstehen es noch nicht richtig. Nachmittags mit \uline{Elisabeth}\IN{\elisabeth} auf die Nordseite hinüber, später zur Krugalm\IO{Krugalm} und dort gesessen. Sie ist zornig darüber, dass ich gegen Christiansen\IN{\christiansen} so unsachlich geredet und so frech gegen den Älteren gesprochen habe. Ich sage, sie müsse die Erbitterung in mir aus der Lage verstehen. Später über Wilhelm\IN{\carnapwilhelm} und Hilde Carnap\IN{\carnaphilde}; Gall\IN{\gall} und Albrecht\IN{\albrecht}. Über Lietz\IN{\lietz}; sie meint, der würde heute Nationalsozialist \gestrunl\ sein. Wir sprechen jetzt ruhiger, schreiben zusammen an Agnes\IN{\agnes} und Gall\IN{\gall}. Auf dem Rückweg spreche ich von der Verherrlichung der Rathenaumörder\IN{\rathenau} und den notorischen Mördern Heinz\IN{\hennes} und Killinger\IN{\killing}.\fnE{Zum Kontext vgl. Sabrow, \emph{Der Rathenaumord}. Friedrich Wilhelm Heinz und Manfred von Killinger standen mit dem Rathenau-Mord in Verbindung.\baustellex{HIST}} Sie weiß von beidem nichts~(!), daher auch nicht, was Christiansen\IN{\christiansen} dazu denkt. Ich sage, dass die Empörung im Ausland nicht hauptsächlich auf den ,,Greueln`` beruht, sondern mehr noch auf den offiziellen Maßnahmen. \tbentry{8}{8}{1933}{} Vormittags mit \uline{Elisabeth}\IN{\elisabeth} auf den Südberg\IO{Südberg}. Über den Einfluss der einzelnen Personen~\neueseite{539035} in der Geschichte, \shortenpage nach Marxismus, und nach bürger\-\tbtwoA{598}licher Auffassung. Ich versuche, ihr den Ernst der Lage klarzumachen: Latenter Bürgerkrieg. Christiansens\IN{\christiansen} Freunde erschießen meine Freunde. Wie soll da harmlose Teeunterhaltung möglich sein!~-- Nachmittags kommt Christiansen\IN{\christiansen} wieder aus München\IO{München}, bleibt aber dem Haus fern. \uline{Hanneliese}\IN{\hanneliese} noch immer mit Fieber zu Bett. Sie erzählt mir von der Tauffeier. Dann vom Geschichtsunterricht. In allen Klassen ist jetzt die Geschichte des Krieges und der Zeit nachher durchgenommen worden, außerhalb des sonstigen Stoffes. Allerdings nur in großen Zügen (dazu gehören aber dann: die Erschießung der Geiseln in München\IO{München} und ,,Befreiung`` (München\IO{München} durch Epp\IN{\epp}).\fnE{Vgl. Jones, \emph{Am Anfang war Gewalt}, 293\hbox{--}298.}~-- Nachmittags mit \uline{Annemarie}\IN{\annemarie} auf den Südberg\IO{Südberg}. Die Gämse ist weg, wohl inzwischen gesund geworden. Ich erkläre ihr die Wahrscheinlichkeitsrechnung, weil sie nach dem Thema von Hempels\IN{\hempel} Doktor-Arbeit\IW{\hempeldiss} fragt.~-- Schöner Abend. Noch spaziert mit Annemarie\IN{\annemarie} und \uline{Eline}\IN{\eline}. Sie erzählt Märchen, weiß eine Menge Blumennamen, die sie selbst im Buch nachgeschlagen hat. \tbentry{9}{8}{1933}{} Vormittags mit den Kindern (außer Hanneliese\IN{\hanneliese}, die wieder Temperatur hat) zum Wolfsee\IO{Wolfsee}, gebadet.~-- Elisabeth\IN{\elisabeth} bringt den Zettel, Christiansen\IN{\christiansen} hat ihr das für mich diktiert.\fnE{Nicht überliefert.}~-- Nachmittags mit Elisabeth\IN{\elisabeth} und Annemarie\IN{\annemarie} zur Krugalm\IO{Krugalm}. Über Hannelieses\IN{\hanneliese} alte Sache: noch immer nicht ganz geheilt.\fnE{Vgl. TB~15.\,VIII.\,1930\diaryref{TB-15-VIII-1930}.} Vor \textonehalf{} Jahr beim Arzt, sie wird nächstens wieder hingehen. \uline{Über Agnes}\IN{\agnes}. Die Aussprache damals in München\IO{München} sei sehr unerfreulich gewesen. Agnes\IN{\agnes} habe ihr Mahnungen gegeben: sie müsse sich opfern können, solle auf die ,,Anregungen der Großstadt`` verzichten, sich an Tante Tine\IN{\tinetante} ein Beispiel nehmen, bescheiden in einer Kleinstadt leben; in einem Brief an Agnes\IN{\agnes} habe Tante Tine\IN{\tinetante} gemeint, sie treibe Graphologie des Ruhmes wegen. Agnes\IN{\agnes} glaube dadurch, dass sie ihr helfe, ein Anrecht auf Kritik zu haben; aber sie helfe doch gar nicht ihr, sondern mir. Die Kritik sei nicht wohlwollend gewesen. Ich versuche, ihr zu erklären: Agnes'\IN{\agnes} Eifersucht, Anhänglichkeit an mich, Kritiklust; trotzdem \editor{sei sie}\fnA{Original \original{sie sei}.} wohlwollend. Über die \uline{wirtschaftlichen} Schwierigkeiten. Meine Lage,~\neueseite{539039} Kapitalaufzehrung, Sperrung der Zinsen. Sie sagt immer wieder, sie könne nicht von dem jetzigen Standard herunter. In die Borstei\IO{München!Borstei Vorstädte} z.\,B. würden sie nicht 10~Pferde bringen;\fnE{Die Borstei ist eine Wohnhausanlage in München.} Massenquartier~(!); auch nur 20\,\textit{M} billiger. Sie hat ernstlich \tbtwoA{599} vor, in der Gegend des Botanischen Gartens\IO{München!Botanischer Garten} ein \uline{Häuschen} zu bauen. Sie meint, es würde mit Grundstück 15000\,\textit{M} kosten, dieselbe Zimmerzahl wie jetzt, nur kleiner. Die Regierung habe vor, Bauhypotheken zu geben, die langsam amortisiert würden. Sie leide jetzt sehr unter der Eingesperrtheit, brauche notwendig einen Garten, um nicht zu verkümmern. Als ich auf andere Familien verweise, die mit ihren Kindern mit weniger Geld auskommen, sagt sie: Sie könne das nur, wenn sie \sout{an}\gestrunl\ jemand neben sich habe, der für sie sorge, jetzt hänge alles an ihr; sie habe niemand. Ich: Christiansen\IN{\christiansen}; dass ihr nicht in einer Familie seid, ist doch euer freier Wille. Sie energisch: Nein! Christiansen\IN{\christiansen} könne sie nicht erhalten, gebe Nudi\IN{\nudi} gar nichts und Anne\IN{\christiansenanne} nur 30\,\textit{M}. Er helfe ihr etwas durch Graphologie. Warum sie verdienen müsse und Ina\IN{\ina} nicht? Ich: Auch Ina\IN{\ina} hat das vor.~-- Ich kurz über Amerikaplan\IO{Amerika}. Wirtschaftlich nötig, weil ich sonst nicht weiß, wie weiter das Geld für die Kinder aufzubringen.~-- Werde Gesuch wegen gesperrter Zinsen machen; nötigenfalls muss sie dann auch.~-- Abends alle zu Rad nach Hammer\IO{Hammer}, zu meinem Haus; dann zu Fuß zum Bahnhof Fischbachau\IO{München!Bahnhof Fischbachau}. Elisabeth\IN{\elisabeth} bittet zum Abschied um einen Kuss. 19,01\,\hbox{--}\,21,47 nach \uline{München}\IO{München}.\ort{München} Jagdstraße\IO{München!Jagdstraße}.\setort{Geitau} \tbentry{10}{8}{1933}{}\setort{München}% Vormittags Bank\IO{München!Bank} und andere Besorgungen. Zu Hause geschrieben. 1\textsuperscript{h}~zu \uline{Rohs}\IN{\rohfranz}\IN{\rohhilde} nach Laim\IO{München!Laim}, in die neue Wohnung, nett eingerichtet. Nachmittags Freundinnen von Hilde\IN{\rohhilde} da. Franz\IN{\rohfranz} mit mir im Auto nach Dachau\IO{Dachau}, am Konzentrationslager\IO{Dachau!Konzentrationslager Dachau} vorbei. Über meine Auseinandersetzung mit Christiansen\IN{\christiansen}. Ich lese ihm den Zettel vor. Ich unterscheide zwischen der strategischen und der pädagogischen Aufgabe in der * Politik.\fnE{Die Bedeutung des von Carnap explizit gesetzten Symbols \original{*} ist unklar.\baustellex{HIST}} Christiansen\IN{\christiansen} denkt nur an die 2.: Menschenbeeinflussung; hiervon verstehe ich~\neueseite{539037} allerdings wenig, \sout{wohl} mehr von der ersten. Franz\IN{\rohfranz}: Auch in seinen Intuitionen scheint ihm Christiansen\IN{\christiansen} oft fehlgreifend, besonders in seinem Urteil über mich. Frage der Wahrhaftigkeit; Franz\IN{\rohfranz} meint nicht, dass das Regime auf Lüge beruhe; er hält die Führer und Zeitungsleute für subjektiv wahrhaftig. Ich sage: Vielleicht die einzelnen Redakteure, nicht aber das Presseamt\IO{München!Presseamt}. Mir scheint, dass \gestrunl\ seine Ansicht zum Teil daher rührt, dass er keine ausländischen Zeitungen kennt. Er möchte aber nicht nach Prag\IO{Prag}; weil, wenn man die Freiheit gespürt, das Leben in Deutschland\IO{Deutschland} nachher noch drückender wirken würde. Er meint, in den Diskussionen solle man nicht von den ,,Greueln`` reden, auch nicht von den Mördern an prominenten Stellen; Ähnliches sei in Russland\IO{Russland} gewesen und werde hier bei einer Revolution sein.~-- Abends mit Franz\IN{\rohfranz} und Hilde\IN{\rohhilde}. Auch über Elisabeth\IN{\elisabeth} und Ina\IN{\ina}; \tbtwoA{600} sie wundern sich über Elisabeths\IN{\elisabeth} Eifersucht und dass sie die Kinder nicht nach Prag\IO{Prag} lassen will. Über Christiansen\IN{\christiansen}, seine Kulturreaktion. \tbentry{11}{8}{1933}{} 9,15\,\hbox{--}\,21,17 über Salzburg\IO{Salzburg}\,\hbox{--}\,\sout{L} \gestrunl\ Linz\IO{Linz} bei schrecklicher Hitze nach \uline{Prag}\IO{Prag}.\ort{Prag [\hbox{Praha}]} Erst kurz vor 11 zu Hause. Ina\IN{\ina} schon seit 2 hier. Wir sind froh, wieder zusammen zu sein. \tbentry{12}{8}{1933}{} Gekramt. Nachmittags kommt \uline{Hempel}\IN{\hempel}, wird einige Wochen hier wohnen, mit Auftrag und Geld von Oppenheim\IN{\oppenheim}.\fnE{Paul Oppenheim unterstützte in dieser Zeit die Forschungsarbeiten von Carl Gustav Hempel finanziell. Vgl. Rescher, ,,H\textsubscript{2}O``.} Ina\IN{\ina} holt ihn ab. Zusammen spazieren.\fnE{Vgl. Abb.\,\refcn{hempelblumen}.} Er berichtet, dass Reichenbach\IN{\reichenbach} nach Konstantinopel\IO{Konstantinopel} geht, neue Universität\II{Universität Konstantinopel}, Professor für Philosophie.\fnE{Vgl. Gerner, \emph{Hans Reichenbach}, 121\hbox{--}143.} \tbentry{13}{8}{1933}{} Gekramt, geschrieben. \tbentry{14}{8}{1933}{\kreis} Briefe. \tbentry{15}{8}{1933}{} Nachmittags und abends \uline{Lucia} Moholy\IN{\luzia} hier. Ein Freund ist ver\-haf\-tet, sie ist in Sorge. Sie schreibt an einem Buch zur Geschichte der Foto\-grafie\IW{\moholybuch}.\fnE{Moholy, \emph{A Hundred Years of Photography}.} Ich erzähle von meiner kritischen Einstellung gegenüber Sozial\-demokratie.~\neueseite{539041} Ich gehe mit ihr auf den Weißen Berg\IO{Weißer Berg}. Sie liest in Prag\IO{Prag} viele politischen Zeitungen usw. Ich spreche von Trotzki\IN{\trotzki}. Sie meint, man solle sich keiner Splittergruppe anschließen. \tbentry{16}{8}{1933}{} \textit{MS} Syntax\IC{\logischesyntax}. Mit Hempel\IN{\hempel} über \editor{Oppenheim}\IN{\oppenheim}.\fnA{Original \original{Oppenheimer}.} \tbentry{17}{8}{1933}{} \uline{Letzte Durcharbeitung des neuen \textit{MS} Syntax\IC{\logischesyntax} begonnen}; wird fertig gemacht zum letzten Abtippen. \tbmanyentries{\tbentry{18}{8}{1933}{}\,\hbox{--}\,\tbentry{21}{8}{1933}{}} \textit{MS} Syntax\IC{\logischesyntax}. %\tbentry{19}{8}{1933}{} %\textwh{\textit{MS} Syntax\IC{\logischesyntax}.} %\tbentry{20}{8}{1933}{} %\textwh{\textit{MS} Syntax\IC{\logischesyntax}.} %\tbentry{21}{8}{1933}{} %\textwh{\textit{MS} Syntax\IC{\logischesyntax}.} \tbentry{22}{8}{1933}{} \textwh{\textit{MS} Syntax\IC{\logischesyntax}.} 12\,\hbox{--}\,\textonehalf{}\,4 \uline{Poznański}\IN{\poznanski} aus Warschau\IO{Warschau} hier. (Wegen Konferenz über Jerusalemer\IO{Jerusalem} Universitätsbibliothek\IO{Jerusalem!Universitätsbibliothek}). Erzählt vom Konversatorium bei Kotarbinski\IN{\kotarbinski}. Er hat dort seine Auffassung über Wahrheitsbegriff und Nachprüfung in der Physik vertreten: Kreisprozess, nicht der einzelne Satz wird nachgeprüft, sondern nur im System. Er möchte darüber Aufsatz schreiben, vielleicht für Erkenntnis\II{\erkenntnis}. \tbtwoA{601} \klammerabsatz{0.09}{%1 \tbentry{23}{8}{1933}{}\\\footnotesize \hspace*{10pt}$\cdot$\\\hspace*{10pt}$\cdot$\\\hspace*{10pt}$\cdot$\\\hspace*{10pt}$\cdot$ \kreis \\\hspace*{10pt}$\cdot$\\\hspace*{10pt}$\cdot$\\\hspace*{10pt}$\cdot$\\\hspace*{10pt}$\cdot$\\\hspace*{10pt}$\cdot$\\\hspace*{10pt}$\cdot$\\\hspace*{10pt}$\cdot$}{\normalsize \textit{MS} Syntax\IC{\logischesyntax}.\fnAreset\fnAmark\\ Einmal \uline{Lucia}\IN{\luzia} hier.\\ Einmal \uline{Frank}\IN{\frankphilipp} hier. Er war in London\IO{London}, Paris\IO{Paris}, Belgien\IO{Belgien} bei Einstein\IN{\einstein} (2~Detektive\fnEmark). Über Plan des Pariser Kongresses\II{\pariserkongress} für Ostern.\fnEmark\\ Einmal \uline{Bardenhewer}\IN{\bardenhewer} hier. Zetkin\IN{\zetkin} \gestrunl\ wird kommen, vielleicht nach Paris\IO{Paris} dann.\\ Mit \uline{Hempel}\IN{\hempel} öfter über Oppenheim\IN{\oppenheim} gesprochen. Ferner über Politik. Skepsis in Bezug auf Demokratie ist das aktuelle Problem.\raggedright} \fnAtext{Unter dem Eintrag mehrere Wiederholungszeichen, die den Eintrag auch den folgenden Tagen zuzuordnen scheinen.} \fnEtext{Bezug unklar.} \fnEtext{Vermutlich der \emph{1. Kongreß für Einheit der Wissenschaft}, der allerdings erst im September 1935 in Paris stattfand. Vgl. TB~30.\,XI.\,1933\diaryref{TB-30-XI-1933}} \tbentrylong{4}{9}{1933}{\kreis} Fleißig am \textit{MS} ,,Syntax``\IC{\logischesyntax} weitergemacht; \gestrunl\ Ina\IN{\ina} tippt schon dran.~\neueseite{539045} %\tbentry{5}{9}{1933}{} \klammerabsatz{0.09}{%1 \tbentry{6}{9}{1933}{}\\\footnotesize \hspace*{10pt}$\cdot$\\\hspace*{10pt}$\cdot$\\ \normalsize\tbentry{9}{9}{1933}{\kreis}\\\footnotesize \hspace*{10pt}$\cdot$\\\hspace*{10pt}$\cdot$}{% \normalsize Einmal mit Hempel\IN{\hempel} und Ina\IN{\ina} auf den Berg über Cibulka\IO{Cibulka}, Wasser\-werk\IO{Cibulka!Wasserwerk} im Bau. Einmal mit Hempel\IN{\hempel} nachmittags von unserer Station\IO{Cibulka!Bahnstation} mit Bahn nach \textit{\v{R}epy}\IO{\v{R}epy}, zu Fuß über Weißen Berg\IO{Weißer Berg} zurück.} \tbentry{17}{9}{1933}{\kreis} 14,12 \uline{Hempel\IN{\hempel} reist ab} (nach Berlin\IO{Berlin}; dann einige Tage zu Oppenheim\IN{\oppenheim} nach Brüssel\IO{Brüssel}). Mit Ina\IN{\ina} ins Kino: ,,Niemandsland``, gut. \klammerabsatz{0.4}{ \tbentry{18}{9}{1933}{} Gr. Sp.\footnotesize\\\quad \\\quad }{\uline{Schnupfen} (und etwas Bauch verdorben).} \vspace{-20pt} \klammerabsatz{0.2}{\tbentry{19}{9}{1933}{Ina}\IN{\ina} \footnotesize\\ \hspace*{10pt}$\cdot$\\\hspace*{10pt}$\cdot$\\ \normalsize\tbentry{27}{9}{1933}{\kreis}\\{ }} {Immer fleißig \textit{MS} Syntax\IC{\logischesyntax}. Schöne sonnige Tage, ganz warm. Manchmal draußen gelesen.} \tbentrylong{4}{10}{1933}{\kreis} Bis heute noch schönes Sonnenbad im Zimmer (dabei \textit{MS}\IC{\logischesyntax} verglichen). %\tbentry{5}{10}{1933}{} %\tbentry{6}{10}{1933}{} \tbentry{7}{10}{1933}{} Gr.\,Sp.\pagebreak \tbtwoA{602} \tbentry{9}{10}{1933}{} Viele Briefe um Gutachten für Rockefeller\II{\rockefellerstiftung} geschrieben.\fnE{Diese Briefe sind nicht überliefert.} \tbentry{11}{10}{1933}{} Noch Sonnenbad.\fnA{Es folgt ein leerer Eintrag mit dem Symbol~\original{\kreis}.\fnAhack{10em}} %\tbentry{13}{10}{1933}{\kreis} \tbentry{14}{10}{1933}{} Gr.\,Sp. \tbentry{15}{10}{1933}{Ina}\IN{\ina} Zum ersten Mal \uline{geheizt}. \tbentry{19}{10}{1933}{} Nachmittags Fakultätssitzung\II{\fakultaetssitzungprag}. (Nach langer Zeit zum ersten Mal in die Stadt.) \tbentry{20}{10}{1933}{} Abends Bardenhewer\IN{\bardenhewer} und \uline{Zetkin}\IN{\zetkin} hier . \tbentry{21}{10}{1933}{} \uline{1.~Vorlesung}: 11\,\hbox{--}\,1 Naturphilosophie (44~Hörer!). [Die meisten anderen Vorlesungen haben schon 12.\,\hbox{--}\,{\lspitz}14{\rspitz} begonnen!] Mittags mit Frank\IN{\frankphilipp}. Mit Ina\IN{\ina} Kino\IO{Prag!Kino}: russischer Film ,,Die Erde dürstet``, 5 russische Burschen machen eine Bewässerung in Turkestan\IO{Turkestan}.~\neueseite{539043} %\tbentry{22}{10}{1933}{} \tbentry{23}{10}{1933}{} Zahnarzt. \uline{1.~Vorlesung Grundlagen der Arithmetik} (14~Hörer). Nachher zu \uline{Franks}\IN{\frankphilipp}\IN{\frankphilippfrau}. Hania\IN{\frankphilippfrau} ist ganz begeistert von England\IO{England}, will unbedingt wieder hin; alle Leute waren so freundlich und hilfreich, besonders als sie zuletzt ohne Frank\IN{\frankphilipp} dort war. \tbentry{24}{10}{1933}{} Viele Briefe.\fnA{Es folgt ein leerer Eintrag mit dem Symbol~\original{\kreis}.} %\tbentry{25}{10}{1933}{\kreis} \tbentry{26}{10}{1933}{} Zahnarzt. 5~Vorlesung; 6 Seminarvorbesprechung. \tbentry{27}{10}{1933}{} Endlich wieder Syntax\IC{\logischesyntax}; Kapitel~IV fertig gemacht. \tbentry{28}{10}{1933}{Staatsfeiertag} Syntax\IC{\logischesyntax}; Neubearbeitung von Kapitel~V angefangen. \hfill{} Gr.\,Sp.{\tolerance1000\par} \tbentry{29}{10}{1933}{} Nachmittags \uline{Franks}\IN{\frankphilipp}\IN{\frankphilippfrau} hier. \tbentry{30}{10}{1933}{} 5\,\hbox{--}\,7 Vorlesung. %\tbentry{31}{10}{1933}{} \htmlonly{\tbentry{1}{11}{1933}{}\\ \tbentry{2}{11}{1933}{} (Fauler Tag, keine Vorlesung.)\fnA{Es folgt ein leerer Eintrag mit dem Symbol~\original{\kreis}. Neben den Einträgen zum 1. und 2.\,XI. stehen zwei Pfeile, die auf diese Einträge verweisen mit der Bemerkung \original{oder} und dem Zusatz \original{Zetkin alleine hier}.}} \latexonly{\vspace{-7pt}\hspace{-6.2pt}% $ \left.\begin{array}{l} \text{\parbox[t]{6cm}{\tbentry{1}{11}{1933}{}\tbentry{2}{11}{1933}{} (Fauler Tag, keine Vorlesung.)\fnAmark}} \end{array}\right.\text{\parbox[c]{5cm}{\vspace{15pt}\small$\begin{array}{l} \text{$\begin{array}{l} \text{\rotatebox{-17}{$\leftarrow$}}\\[-4pt]\text{\,\quad oder}\\[-4pt]\text{\rotatebox{17}{$\leftarrow$}} \end{array}$} \end{array}$\quad Zetkin\IN{\zetkin} alleine hier.}} $% \fnAtext{Es folgt ein leerer Eintrag mit dem Symbol~\original{\kreis}.}} %\tbentry{3}{11}{1933}{\kreis} \tbentry{4}{11}{1933}{} 11\,\hbox{--}\,1 Vorlesung. Mittags mit Frank\IN{\frankphilipp} im Fischrestaurant. Kino: ,,\editor{Die} Frau im Feuer``. \tbtwoA{603} %\tbentry{5}{11}{1933}{} \tbentry{6}{11}{1933}{} 5\,\hbox{--}\,7 Vorlesung. %\tbentry{7}{11}{1933}{} %\tbentry{8}{11}{1933}{} \tbentry{9}{11}{1933}{} 5 Vorlesung. 6 Fakultätssitzung\II{\fakultaetssitzungprag}. (Pepitschek\IN{\pepitschek} wird mit Scharlach ins Krankenhaus\IO{Prag!Krankenhaus} gebracht.) \tbentry{10}{11}{1933}{} 5\textsuperscript{h} wir zu Franks\IN{\frankphilipp}\IN{\frankphilippfrau}. Dort Funks\IN{\funk} und \uline{von Laue}\IN{\laue}. Er bemüht sich sehr um abgesetzte Dozenten, ist sehr deprimiert über die Zustände in Deutschland\IO{Deutschland}; meint, das Regime könne nicht lange dauern; er behauptet, die Mehrheit der Studentenschaft sei unzufrieden, es seien nur 50~Schreier (das ist aber wohl nicht so).\fnE{Zur Haltung der Studierenden im Nationalsozialismus vgl. Jarausch, \emph{Deutsche Studenten}, 165\hbox{--}211.} Abends bleiben wir bei Hania\IN{\frankphilippfrau}.~\neueseite{539051} \tbentry{11}{11}{1933}{} 11\,\hbox{--}\,1 Vorlesung. Essen im Fenix\IO{Prag!Fenix}. Sitzen dann bei Frank\IN{\frankphilipp}, Fürth\IN{\fuerth}, \uline{von Laue}\IN{\laue}. Nachmittags Kino\IO{Prag!Kino}: ,,Ein Lied für Dich`` mit \sout{von} Kiepura\IN{\kiepura}.\fnA{Es folgt ein leerer Eintrag mit der Bemerkung \original{Ina}\IN{\ina}.} %\tbentry{12}{11}{1933}{Ina}\IN{\ina} \tbentry{13}{11}{1933}{} 5\,\hbox{--}\,7 Vorlesung. \klammerabsatz{0.9}{% \tbentry{14}{11}{1933}{}\\ %\tbentry{15}{11}{1933}{}\\ \tbentry{16}{11}{1933}{} 5\,\hbox{--}\,6 Vorlesung; 6\,\hbox{--}\,7\,\textonehalf{} \uline{erstes Seminar}, über Franks\IN{\frankphilipp} Buch ,,Kausalgesetz``\IW{\frankkausalgesetz}; dabei auch Frank\IN{\frankphilipp} und Glaser\IN{\glaser}. Es wird lebhaft diskutiert.\\ \tbentry{17}{11}{1933}{} Nachmittags Zetkin\IN{\zetkin} und Bardenhewer\IN{\bardenhewer} hier, \textonehalf{}\,4\,\hbox{--}\,\textonehalf{}\,10.\\ \tbentry{18}{11}{1933}{} 11\,\hbox{--}\,1 Vorlesung. Mit Frank\IN{\frankphilipp} Fisch essen. Kino ,,Kleiner Mann, was nun{?}``.\advance\hsize-2em \tbentry{19}{11}{1933}{} Immer schöne Sonnentage, jeden Tag spazieren.\\ \tbentry{20}{11}{1933}{} 5\,\hbox{--}\,7 Vorlesung.\fnAmark}{\rotatebox{90}{\hspace{-40pt}Wir beide sehr \uline{erkältet}} \rotatebox[]{90}{(Sorge um Ina\IN{\ina} wegen Scharlach).}} \fnAtext{Es folgen zwei leere Einträge, beim 22.\,XI.\,1933 das Symbol~\original{\kreis}.} %\tbentry{21}{11}{1933}{} %\tbentry{22}{11}{1933}{\kreis} \tbentry{23}{11}{1933}{} 5 Vorlesung. 6\,\hbox{--}\,7\,\textonehalf{} Seminar, auch Frank\IN{\frankphilipp} dabei. \tbentry{24}{11}{1933}{} \uline{\textit{MS} ,,Syntax``}\IC{\logischesyntax} Text (2.~Bearbeitung, von 1933), \uline{fertiggeschrieben}! \tbentry{25}{11}{1933}{} 11\,\hbox{--}\,1 Vorlesung. Mittags mit Frank\IN{\frankphilipp}. Ina\IN{\ina} zu \uline{Professor P\v{r}ibram}\IN{\pribram} in die Sprechstunde; sie soll zunehmen, Diät, Höhensonne. Ich ins Kino ,,Ein gewisser Herr Gran``, Ina\IN{\ina} kommt nicht hin, weil zu spät. \tbentry{26}{11}{1933}{} Gr.\,Sp.\pagebreak \tbtwoA{604} \tbentry{27}{11}{1933}{} 5\,\hbox{--}\,7 Vorlesung. \tbentry{29}{11}{1933}{} \textonehalf{}\,4\,\hbox{--}\,\textonehalf{}\,6 \uline{Hauptrigorosum Reach}\IN{\reach} (Ich prüfe 1~Stunde, er weiß gut Bescheid: Kennzeichnungen; reelle Zahlen, Typentheorie, Gödel\IN{\goedel}; Frank\IN{\frankphilipp}: Naturphilosophie; Pollak\IN{\pollak}: Kosmische Physik; Note ,,ausgezeichnet``).~\neueseite{539047} \tbentry{30}{11}{1933}{} \textonehalf{}\,4 im Institut \uline{Neurath}\IN{\neurath}. Er berichtet von Boll\IN{\boll} und Rougier\IN{\rougier}; September 1934 wird Vorbesprechung in Prag\IO{Prag}\II{\vorbesprechunginprag} geplant, zur Vorbereitung des Kongresses Paris\IO{Paris} 1935\II{\pariserkongress}.\fnE{Die \emph{Vorkonferenz der internationalen Kongresse für Einheit der Wissenschaft} sowie der \emph{1.~Kongreß für Einheit der Wissenschaft}.} Für den Kongress will Neurath\IN{\neurath} eine kleine halbjährige Zeitschrift machen, mit aktuellen Berichten über Diskussionen und Vorgänge, ganz {\lspitz}kleine{\rspitz} Aufsätze usw., nur von uns und ganz Nahe\-stehenden.\fnE{Vgl. \emph{Actes du Congrés international de Philosophie scientifique, Sorbonne, Paris, 1935}.} Er erzählt von Ogden\IN{\ogden}. Er ist sehr für dessen \textit{\uline{Basic English}}; das allein habe Zukunftsaussichten, nicht Esperanto.\fnE{Vgl. McElvenny, \emph{Language and Meaning in the Age of Modernism}, besonders Kapitel~4.} Der kleine Unterschied in der Schwierigkeit sei \sout{aufgewogen durch} weit aufgewogen dadurch, dass für 130 Millionen Menschen verständlich. Ich 5\,\hbox{--}\,6 Vorlesung. 6\,\hbox{--}\,7 \textonehalf{} \uline{Seminar}, dabei spricht \uline{Neurath}\IN{\neurath} über Physikalismus, und Sozio\-logie (auch Löwner\IN{\loewner}, Gicklhorn\IN{\gicklhorn} und viele andere dabei). Lebhafte Diskussion (Glaser\IN{\glaser}, Schuber\IN{\schuber}). Zusammen Taxi \uline{zu Franks}\IN{\frankphilipp}\IN{\frankphilippfrau}. Es werden Vortragszyklen verabredet für Brünn\IO{Brünn}, Pressburg\IO{Pressburg}, Wien\IO{Wien}: unser Quadrupel (Frank\IN{\frankphilipp}, Hahn\IN{\hahnhans}, Neurath\IN{\neurath}, Carnap); ich über ,,Philosophie~-- Opium für die Gebildeten``.\fnE{Vgl. TB~5.\,IV.\,1934\diaryref{TB-5-IV-1934}.} Ich erkläre mich schließlich bereit. Neurath\IN{\neurath} tritt energisch für die geplante neue Zeitschrift\II{\philosophyofscience} ein;\fnE{\emph{Philosophy of Science}. Das erste Heft erschien im Jänner 1934, mit Carnap, ,,On the Character of Philosophic Problems`` als erstem Beitrag. Dass sich Neurath hier auf diese Zeitschrift bezieht, geht implizit hervor aus Neider an Carnap, 26.\,I.\,1934 (\href{http://doi.org/10.48666/808387}{RC~029"~07"~42}). Vgl. TB~16.\,III.\,1934\diaryref{TB-16-III-1934}.} Erkenntnis\II{\erkenntnis} werde sicher schlecht und unaktuell werden; trotzdem sollen wir sie nicht aufgeben, da man jede Position halten muss.~-- Neurath\IN{\neurath} hat in England\IO{England} frei vorgetragen und frei diskutiert, nach~4\,\hbox{--}\,5~Wochen Englischlernen. \sout{Das} Die hierzu nötige Sicher\-heit habe ihm Basic English gegeben; er habe gewusst, dass er immer alles, wenn auch simpel, ausdrücken könne.~-- Ogden\IN{\ogden} sei mit der von Black\IN{\black} geplanten Einleitung zu meiner Übersetzung\IC{\unityofscience} nicht sehr zufrieden;\fnE{Carnap, \emph{The Unity of Science}, 7\hbox{--}20.} Black\IN{\black} \sout{spr}\gestrunl\ beurteile den Wiener Kreis\II{\schlickzirkel} nach gewissen Eigentümlichkeiten des Formalismus, die uns doch wohl nicht wesentlich seien; \pagebreak er habe eine Kalkula\-\tbtwoA{605}tionsmanie.~-- Rougier\IN{\rougier} und Boll\IN{\boll} seien ihm oft zu unpräzise gewesen; er ist erstaunt, als Frank\IN{\frankphilipp} und ich sagen, dass ebenso er uns oft als unpräzise vorkommt.~\neueseite{539055} %\tbentry{1}{12}{1933}{} \tbentrylong{2}{12}{1933}{} 11 \uline{Vorlesung, letzte}. Ina\IN{\ina} hat Nachricht vom Tod von Mutter Aquinata\IN{\mutteraquinata}, ist tagelang sehr niedergeschlagen. %\tbentry{3}{12}{1933}{} \tbentry{4}{12}{1933}{} 5 \uline{Vorlesung, letzte} (weil \textit{Do}~Sitzung; \textit{Sa}~nicht mehr, weil \textit{Fr} Feiertag). \tbentry{5}{12}{1933}{\kreis} --\,10\,\textdegree! %\tbentry{6}{12}{1933}{} \tbentry{7}{12}{1933}{} 6\textsuperscript{h} Fakultätssitzung\II{\fakultaetssitzungprag}. (Keine Vorlesung mehr, weil die Sitzung auf~5\textsuperscript{h} angesetzt war). \tbentry{8}{12}{1933}{Ina}\IN{\ina} \uline{Bardenhewer}\IN{\bardenhewer} und \uline{Zetkin}\IN{\zetkin} hier. (Er hatte Magengeschwür.) %\tbentry{9}{12}{1933}{} \tbentry{10}{12}{1933}{} \uline{Franks}\IN{\frankphilipp}\IN{\frankphilippfrau} hier. Über Neuraths\IN{\neurath} und Ogdens\IN{\ogden} Pläne. Unsere Absicht eines Komitees für abgesetzte Wissenschaftler. %\tbentry{11}{12}{1933}{} %\tbentry{12}{12}{1933}{} \tbentry{13}{12}{1933}{} \uline{\textit{MS} Syntax\IC{\logischesyntax} fertig}, zu Ende getippt, fertig verglichen, fertig durchgesehen. \tbentry{14}{12}{1933}{} \textit{MS} Syntax\IC{\logischesyntax} an Springer\II{\springerverlag} abgeschickt.\fnE{Vgl. TB~8.\,I.\,1934\diaryref{TB-8-I-1934}.\baustellex{BIO}} Ogden\IN{\ogden} schickt viele Sachen über \textit{\uline{Basic English.}}\fnE{Vgl. den Brief von C.\,K. Ogden an Rudolf Carnap vom 11.\,XII.\,1933 (\href{http://doi.org/10.48666/808390}{RC~081"~13"~07}).} \tbentry{17}{12}{1933}{} Black\IN{\black}-Buch\IW{\blackbuch} gelesen;\fnE{Black, \emph{The Nature of Mathematics}.} Basic English studiert; Briefe geschrieben. %\tbentry{18}{12}{1933}{} \tbentry{19}{12}{1933}{} 5\,\hbox{--}\,7 R\'{a}dl\IN{\radl}-Sitzung\II{\radlsitzung}. Ich weigere mich, den Kommissionen beizutreten, da ich nichts von Philosophie verstehe.\fnE{Vermutlich das Organisationskomitte für den \emph{8.~Internationalen Kongress für Philosophie} in Prag im September 1934. Vgl. TB~3.\,IX.\,1934\diaryref{TB-3-IX-1934}.}~-- Mit Frank\IN{\frankphilipp} über Übersetzungsrecht gesprochen. \tbentry{20}{12}{1933}{\kreis} Weihnachtsbriefe.\fnA{Es folgen zwei leere Einträge, beim 21.\,XII.\,1933 das Symbol~\original{\kreis}.} %\tbentry{21}{12}{1933}{\kreis} %\tbentry{22}{12}{1933}{} \tbentry{23}{12}{1933}{} \uline{Bardenhewer}\IN{\bardenhewer} und \uline{Zetkin}\IN{\zetkin} hier, bringen Hyazinthe.~\neueseite{1192257} %\tbentry{24}{12}{1933}{} \tbentry{25}{12}{1933}{} \uline{Weihnachten}. Wir machen keinen Baum, schenken uns auch nichts.{\tolerance1000\par} \tbentry{26}{12}{1933}{} \textit{Basic} studiert.\pagebreak \tbtwoA{606} %\tbentry{27}{12}{1933}{} %\tbentry{28}{12}{1933}{} \tbentry{29}{12}{1933}{\kreis} \uline{Hollitscher}\IN{\hollitscherwalter} hier. Er soll für Neurath\IN{\neurath} neue Bibliographie aufstellen. \gestrunl\ Er berichtet über Schlick\IN{\schlick} und Waismanns\IN{\waismann} Ich-Sätze. Bringt 1.~Teil des~\textit{MS} seiner Dissertation\IW{\hollitscherdiss} (Gründe und Ursachen des Streits um die Kausalität).\fnE{Hollitscher, \emph{Über Gründe und Ursachen des Streites um das Kausalprinzip in der Gegenwart}.} %\tbentry{30}{12}{1933}{} \tbentry{31}{12}{1933}{} Ogdens\IN{\ogden} Bücher gelesen. %\tbentry{1}{1}{1934}{} \tbentryllong{2}{1}{1934}{} \uline{Hollitscher}\IN{\hollitscherwalter} hier. Über seine Dissertation\IW{\hollitscherdiss}. Über Dialektik. Über Partei und Trotzki\IN{\trotzki}. Hollitscher\IN{\hollitscherwalter} setzt sich zum Ziel, die kausale Erklärung von Ideologie zu untersuchen. Dazu will er gründlich Logik lernen, und dann die Methode des Marxismus präziser machen. Er sagt, dass Neurath\IN{\neurath} infolge seiner politischen Vergangenheit keine Hörer bei den Kommunisten mehr finde (in Russland\IO{Russland}). %\tbentry{3}{1}{1934}{} %\tbentry{4}{1}{1934}{} \tbentry{5}{1}{1934}{} \uline{Zetkin}\IN{\zetkin} und \uline{Bardenhewer}\IN{\bardenhewer} hier. Über ,,Wiss. Weltauffassung``\IW{\wissweltauffassung}. Zetkin\IN{\zetkin} ist im Allgemeinen einverstanden; ebenso mit Metaphysikaufsatz\IC{\ueberwindungdermetaphysik}. \tbentry{6}{1}{1934}{\kreis} Briefe %\tbentry{7}{1}{1934}{} \tbentry{8}{1}{1934}{Ina}\IN{\ina} \ulinesp{\textit{MS}\IC{\logischesyntax} von Springer\II{\springerverlag}} \uline{zurück}! Es ist zu lang!\fnE{Vgl. TB~9.\,I.\,1934\diaryref{TB-9-I-1934} sowie Carnap an Kaufmann, 16.\,I.\,1934 (\href{http://doi.org/10.48666/808392}{RC~28"~21"~23}), woraus hervorgeht, dass Carnap die gekürzte Fassung am~15.\,I. erneut an Springer übermittelt hat. Die gestrichenen Passagen wurden als Carnap, ,,Ein Gültigkeitskriterium für die Sätze der klassischen Mathematik`` und Carnap, ,,Die Antinomien und die Unvollständigkeit der Mathematik`` getrennt publiziert und in die englische Übersetzung erneut integriert. Vgl. Carnap, \textit{The Logical Syntax of Language},~xi.\baustellex{BIO}} %%% Local Variables: %%% TeX-PDF-mode: t %%% mode: latex %%% TeX-master: "Tagebuecher_1920_bis_1935" %%% End: