\tbtwoA{342} \diary{30}{1.\,VII.\,1927\,--\,28.\,XII.\,1927} {\textbackslash (Anfang dieses Formats.)\textbackslash}\fnA{Carnap wechselt hier auf ein neues Papierformat, das er von nun an für alle Tagebücher bis zum Ende seines Lebens verwendet (vgl. Faksimile \refcn{tb35}), und beginnt wohl auch aus diesem Grund ein neues Konvolut. Dieses Konvolut liegt in einer Ringmappe, die die Aufschrift \original{VII 1927\,\hbox{--}\,1931} trägt sowie die später durchgestrichenen Jahreszahlen, die in diesen Bereich fallen. Auf der Umschlagrückseite finden sich hier nicht wiedergegebene Notizen zur Chronologie des Tagebuchs.}\foto{Reproduktion Tagebuchseite} \ersteseite{540103} \tbentryllong{1}{7}{1927}{}\ort{Wien} 11 Logistik. Nachher kommt \uline{Maja}\IN{\maja}; mit ihr ins Caf\'{e}, sie kann aber nicht sprechen. \uline{Abends} zu ihr. Sie erzählt mir aus Moros\IN{\moro} Leben, damit ich verstehe, dass sie ihm nichts von Schlick\IN{\schlick} gesagt hat, um ihn nicht wieder zu der anderen Frau zu treiben, die ihn herabzieht. Ich soll aber nicht zu ihm darüber sprechen, bevor sie selbst es ihm gesagt. Ich sage, dass ich sie verstehe, es aber doch nicht für richtig halte. Sie meint, dass bei Moro\IN{\moro} Gedanken und Gefühle sehr verschieden sind; er ist im Denken sehr gegen Eifersucht, wird aber leicht eifersüchtig, hat ihr selbst gestanden, dass er ihr die eine Nacht mit Schochat\IN{\schachat} 2~Jahre nachgetragen hat ohne zu verzeihen. \tbentry{2}{7}{1927}{\strich} Über Entscheidbarkeit der Arithmetik gearbeitet.\fnE{Vgl. TB~9.\,VI.\,1927\diaryref{TB-9-VI-1927}.} \tbentry{3}{7}{1927}{} Gearbeitet über Entscheidbarkeit. Abends zu Maja\IN{\maja}, mit ihr zu Jerusalems\IN{\jerusalem}\IN{\jerusalemfrau} (1\,\textonequarter{}~Stunden statt ,,10 \gestrunl~Minuten``). \tbentry{4}{7}{1927}{\strich} 5 Schlick\IN{\schlick} abgeholt, im Schwarzenbergpark\IO{Wien!Schwarzenbergpark} spazieren; \gestrunl\ ich erzähle von Maues\IN{\maue} Kind; wir sprechen über Moro\IN{\moro} und Majas\IN{\maja} Unaufrichtigkeit ihm gegenüber. Abends mit \uline{\ulinesp{Wittgenstein}}\IN{\wittgenstein} bei Schlick\IN{\schlick}. Wieder über Esperanto. Dann über Intuitionismus. Schließlich liest er uns Busch\IN{\buschwilhelm} vor.\fnE{Vgl. TB~20.\,VI.\,1927\diaryref{TB-20-VI-1927}.} \tbentry{5}{7}{1927}{} Abends \ulinesp{Diskussionsabend\II{\diskussionsabend}: Realität des Fremdpsychischen.} Roffenstein\IN{\rofanstein} und Ichheiser\IN{\ichheiser} als meine heftigen Gegner; Waismann\IN{\waismann} sekundiert mir. Sehr lebhaft und teilweise lustig. Die Hörer sind meist auf meiner Seite.~\neueseite{540105} \tbentry{6}{7}{1927}{} Mittags mit Schlick\IN{\schlick}, Waismann\IN{\waismann}, Feigl\IN{\feigl}. Nachmittags zur Frau Neurath\IN{\neuratholga}, Ramsey\IN{\ramsey} vorlesen\IW{\ramseyaufsatz} (deutsch!).\fnE{Wohl erneut Ramsey, ,,The Foundations of Mathematics``, hier simultan übersetzt von Olga Neurath.\baustellex{LIT} Vgl. TB~18.\,I.\,1927\diaryref{TB-18-I-1927}.} Abends mit Neurath\IN{\neurath} diskutiert; er streitet sehr heftig mit Frau Kampmann\IN{\kampmannfrau}, versteift \tbtwoA{342} sich auf ein unwichtiges Dogma (von der Gleichwertigkeit der möglichen Wege des Handelns).\fnE{Vermutlich besteht hier ein Bezug auf Neuraths sogenanntes Auxiliarmotiv. Vgl. Neurath, ,,Die Verirrten des Cartesius und das Auxiliarmotiv (1913)``.} \tbentry{7}{7}{1927}{} Letzte Vorlesung. \sout{Abends Schlick\IN{\schlick}} Nachmittags plötzlich \uline{Maja}\IN{\maja}. Lernt Maschinenschreiben. \ulinesp{Abends Schlick\IN{\schlick}-Zirkel\II{\schlickzirkel}.} Diskussion mit Hahn\IN{\hahnhans} über meinen Beweis der \ulinesp{Unmöglichkeit der Gabelung} der Arithmetik.\fnE{Vgl. TB~9.\,VI.\,1927\diaryref{TB-9-VI-1927}.} Dann über Wittgensteins\IN{\wittgenstein} Einwand gegen Ramseys\IN{\ramsey} Identitätsdefinition;\fnE{Vgl. TB~20.\,VI.\,1927\diaryref{TB-20-VI-1927}.} Hahn\IN{\hahnhans} erkennt den Einwand nicht an. \tbentry{8}{7}{1927}{} Letzte Logistik. Abends bei \uline{Zilsel}\IN{\zilsel}, mit Kraft\IN{\kraftvictor} und Feigl\IN{\feigl}. Über\fnA{Original \original{Und}.} Konstitutionstheorie\IC{\konstitutionstheorie} und Fremdpsychisches. Leider sind seine Einwände größtenteils schwach. Er meint, ich müsse das Fremdpsychische in gleicher Weise wie das Eigen\-psychische auf gleicher Stufe konstituieren! Später noch über nicht-aristo\-te\-li\-sche Logik. \tbentry{9}{7}{1927}{} Vormittags plötzlich Maja\IN{\maja}; schreibt Maschine. \tbentry{10}{7}{1927}{} Mit Schlick\IN{\schlick}, Waismann\IN{\waismann}, Feigl\IN{\feigl} zum Cobenzl\IO{Wien!Cobenzl}, Professor \ulinesp{Miller}\IN{\millerprof} abgeholt. Spazieren, Kahlenberg\IO{Wien!Kahlenberg}, Leopoldsberg\IO{Wien!Leopoldsberg}. (Vormittags ist Maja\IN{\maja} zu mir gekommen, man lässt sie aber nicht an meine Schreibmaschine, sie wird böse.)~\neueseite{540117} \tbentry{11}{7}{1927}{} Abends \gestrunl\ \uline{\ulinesp{Wittgenstein}}\IN{\wittgenstein}, Schlick\IN{\schlick} und Waismann\IN{\waismann} hier. Wittgensteins\IN{\wittgenstein} Standpunkt (Religion, Ethik) gegen Schlick\IN{\schlick}. \tbentry{12}{7}{1927}{} Mit Fräulein Feix\IN{\feix} in den Wald beim Cobenzl\IO{Wien!Cobenzl}. Ihre Fragen über Konstitutionstheorie (nicht sehr wichtige). Mittag an der Meierei\IO{Wien!Meierei}. Zu \uline{Feigl}\IN{\feigl}, ist \uline{Doktor}.\fnE{Feigl studierte bei Schlick. Die Promotion fand 1927 statt.} \tbentry{13}{7}{1927}{} Ins Sonnenbad. Feigls\IN{\feigl} Dissertation gelesen.\IW{\feigldiss}\fnE{Feigl, \emph{Zufall und Gesetz}.} Abends mit Feigl\IN{\feigl} spazieren, über seine Dissertation\IW{\feigldiss}; Wahrscheinlichkeitsrechnung (ob sie vielleicht doch einwandfrei gemacht werden könnte) und Zufälle. \tbtwoA{344} \tbentry{14}{7}{1927}{\strich} Nachmittags Frau \uline{Neurath}\IN{\neuratholga} Ramsey\IN{\ramsey} vorgelesen.\IW{\ramseyaufsatz} Abends mit Neurath\IN{\neurath}, Kraft\IN{\kraftvictor}, Waismann\IN{\waismann} diskutiert \gestrunl\ zuerst über Fremdpsychisches, dann über Geschichtsphilosophie. Interessant. \tbentry{15}{7}{1927}{} \uline{Unruhen in Wien}\IO{Wien} (Erregung der Arbeiterschaft wegen der Freisprechung der Schattendorfer\IO{Schattendorf} Arbeitermörder; Demonstration, Schießen der Polizei, Justizpalast\IO{Wien!Justizpalast} in Brand, sinnloses Schießen der Polizei in Passanten). Ich bleibe drinnen.\fnE{Vgl. Botz, \emph{Gewalt in der Politik}, 141\hbox{--}160.\baustellex{HIST}} \tbentry{16}{7}{1927}{} Generalstreik; Straßenbahn und Telefon still. Ins Sonnenbad. Abends Waismann\IN{\waismann} besucht, dann er mit zu mir. Über Politik. Kriegs\-erinnerungen.{\tolerance2000\par} \tbentry{17}{7}{1927}{} Straßenbahnen fahren; Bahnen und Post liegen weiter still. Zu Schlick\IN{\schlick}, er kann noch nicht abreisen wegen Bahnstreik. Über Maja\IN{\maja} (sie will~\neueseite{540115} plötzlich \textit{Do} nach Palästina\IO{Palästina} abreisen!). Ohne Mittagessen zu Neurath\IN{\neurath}, um Kommentar zu den Ereignissen zu erfahren. Mit Mieze Reidemeister\IN{\reidemeistermarie} ins Schönbrunner Schwimmbad\IO{Wien!Schönbrunner Schwimmbad}; Regen. Zurück zu Neuraths\IN{\neuratholga}\IN{\neurath}, Neurath\IN{\neurath} kommt aus der Vertrauensmännerversammlung\fnE{Unterorganisation der Sozialdemokratischen Partei Österreichs, der Neurath angehörte.} und berichtet etwas. \textonehalf{}\,10 bei Maja\IN{\maja}, ich habe sie die ganze Woche nicht gesehen. Sie will \textit{Do}~Abend abreisen, in 2~Monaten wiederkommen. Sie macht Vorwürfe, dass ich mit anderen Verabredungen habe, baden gehe, sie küsse (oder mindestens ,,möchte`` wie sie richtig errät); wegen Maue\IN{\maue}. \tbentry{18}{7}{1927}{} Abends Schlick\IN{\schlick} und Waismann\IN{\waismann} bei mir. Über Politik und Logik. %\tbentry{19}{7}{1927}{} \tbentry{20}{7}{1927}{} Nachmittags zu \uline{Maja}\IN{\maja}. Sie sagt mir, dass Moro\IN{\moro} nichts von ihrer Palästinareise\IO{Palästina} weiß! Zu \uline{Neurath}\IN{\neurath}, mit Waismann\IN{\waismann}. Über marxistische Geschichtsphilosophie, ,,Überbau``; sehr interessant. Professor Frank\IN{\frankjosef} (der Architekt) und eine Schwedin Dagmar\IN{\dagmar} kommen kurz; leider getraue ich mich nicht, Schwedisch zu reden, obwohl ich es sehr gerne wieder hören würde. Verschiedentlich telefoniert zu Schlick\IN{\schlick} und Maja\IN{\maja}; \uline{Schlick\IN{\schlick} reist ab}, sie erwartete ihn noch, er konnte nicht mehr kommen. \tbentry{21}{7}{1927}{} Nachmittags zu Maja\IN{\maja}. Mit anderen Bekannten abends zur Bahn\IO{Wien!Bahn}, \uline{Majas\IN{\maja} Abreise} 8\textsuperscript{\uline{50}}. Sie spricht von der Möglichkeit, vielleicht nicht wiederzukommen! Opernkino\IO{Wien!Opernkino} ,,Das indische Grabmal`` II, mit Conrad Veidt\IN{\veidtconrad} (spielt gut). \tbtwoA{345} \tbentry{22}{7}{1927}{} Mittags Telegramm von Maue\IN{\maue}: Geht in Klinik\IO{Wien!Klinik}. Abends mit Waismann\IN{\waismann} bei Neurath\IN{\neurath}. Weiter über Marxismus; ob wir dort~\neueseite{540121} arbeiten sollen; Neurath\IN{\neurath} sagt: Das wäre bedeutend wichtiger als in der Physik. Mitternacht finde ich Telegramm von Maue\IN{\maue}: 11~Uhr vormittags ist \uline{Birgit\IN{\birgit} geboren}.\fnE{Vgl. das Telegramm Maue Gramm an Carnap, 22.\,VII.\,1927 (\href{http://doi.org/10.48666/808005}{RC~024"~18"~32}), das die Geburt des gemeinsamen Kindes Brigitte Gramm mitteilt.} Ich bringe noch Brief und Telegramm (mit Geld im Umschlag) nach Gersthof\IO{Wien!Gersthof} zum Rohrpostkasten.\fnE{Vgl. Carnap an Maue Gramm, 23.\,VII.\,1927 (\href{http://doi.org/10.48666/808007}{RC~024"~18"~28}).} \tbentry{23}{7}{1927}{} Briefe. Abends zwei {\lspitz}Kino{\rspitz}\editor{filme}: Wege zu Kraft und Schönheit II (schön), und: Dr.~Caligaris Kabinett\fnE{Eigentlich ,,Das Cabinet des Dr.~Caligari``.} (mit Veidt\IN{\veidtconrad}, expressionistisch). \tbentry{24}{7}{1927}{} Nachmittags mit Waismann\IN{\waismann} spazieren. Seine Bedenken gegen Marxismus und Sozialismus. Abends mit ihm Urania\IO{Wien!Urania}, Film: Die Leuchte Asiens\IO{Asien}; Buddhas\IN{\rjbuddha} Leben, mit nur indischen Spielern. Schöne Gestalten und Bewegungen, die zierliche Gopa. \tbentry{25}{7}{1927}{\strich} Abriss\IC{\logistik} gearbeitet.\fnE{Das MS zu Carnap, \emph{Abriß der Logistik}. Vgl. TB~2.\,IV.\,1924\diaryref{TB-2-IV-1924}.} Nachmittags Colloquium Fräulein Rand\IN{\rand} über Konstitutionstheorie. \tbentry{26}{7}{1927}{} Sonnenbad, ordentlich gebraten. Abends Kino\IO{Wien!Kino}: Chaplin\IN{\chaplin} in ,,The Kid``. Gut. \tbentry{27}{7}{1927}{} Nachmittags und abends bei Neuraths\IN{\neurath}\IN{\neuratholga}. Zuerst ihr vorgelesen, dann mit ihm diskutiert. Auch über Bildungsfragen, Flitners\IN{\flitner} Buch\IW{\flitnersbuch}, didaktischer Materialismus.\fnE{Vermutlich gemeint ist Flitner, \emph{Laienbildung}.} Neurath\IN{\neurath} sagt, dass die Arbeiterbildung im Gegenteil auf Verständnis Hauptwert legt, und die Kenntnisse unterschätzt, weil hierin der Arbeiter den Bourgeois nicht einholen kann. (Bis zur Endstation\IO{Wien!Endstation} gefahren; Blicke gewechselt.)~\neueseite{540113} \tbentry{28}{7}{1927}{} Abriss\IC{\logistik} gearbeitet. \tbentry{29}{7}{1927}{} \textwh{Abriss\IC{\logistik} gearbeitet.} Abends Kino\IO{Wien!Kino}: ,,Der Kurier aus St. Petersburg``, russischer neuer Film, gut. Nachher eine Stunde an der Elektrischen auf die Unbekannte gewartet. \tbtwoA{346} \tbentry{30}{7}{1927}{\strich} Abends Urania\IO{Wien!Urania}, Film: Udets\IN{\udet} Segelflug von der Zugspitze. \tbentry{31}{7}{1927}{} Briefe geschrieben. Abends Volkstheater\IO{Wien!Volkstheater}: ,,Der Hexer``, Detektivkomödie, sehr spannend und witzig. \tbentry{1}{8}{1927}{} Feigls\IN{\feigl} \textit{MS}\IW{\feigldiss} fertig gelesen. Briefe. \tbentry{2}{8}{1927}{} Sonnenbad\IO{Wien!Sonnenbad}. \tbentry{3}{8}{1927}{} Nachmittags zu Neuraths\IN{\neurath}\IN{\neuratholga}, und abends. Über marxistische Denk\-weise; Offenheit gewisser philosophischer Richtungen zur politischen Einstellung. Am Schottenring\IO{Wien!Schottenring} vergeblich auf die Unbekannte gewartet. Waismann\IN{\waismann} kommt von \unsicher{Purbach}. \tbentry{4}{8}{1927}{} Nachmittags und abends Waismann\IN{\waismann} hier. \tbentry{5}{8}{1927}{} Abends Kino\IO{Wien!Kino}: ,,Dr.~Warrels Geheimnisse``\fnE{Ankündigung im Opern-Kino lt. Neuer Freier Presse: ,,Das Geheimnis des Dr.~Warrel``.} (gespaltene Persönlichkeit) mit Conrad Veidt\IN{\veidtconrad}, spannend und interessant. Am Schottenring\IO{Wien!Schottenring} vergebens gewartet.~\neueseite{540119} \tbentry{6}{8}{1927}{} 5\textsuperscript{h} Waismann\IN{\waismann}, abends auch \ulinesp{Wittgenstein}\IN{\wittgenstein}. Wittgenstein\IN{\wittgenstein} scharf gegen Popularisierung der Wissenschaft, Waismann\IN{\waismann} dafür, aufgrund seiner Volksheimerfahrungen. Nachher beide gegen Okkultismus, Wittgenstein\IN{\wittgenstein} sehr heftig. \tbentry{7}{8}{1927}{} \uline{Abriss\IC{\logistik} gearbeitet.} Abends Kammerspiele ,,Zwölf Mädels lernen heiraten``, lustig, aber nicht übermäßig geistreich. \tbentry{8}{8}{1927}{} Sonnenbad\IO{Sonnenbad}. \tbentry{9}{8}{1927}{\strich} Abriss\IC{\logistik} gearbeitet. Abends Waismann\IN{\waismann} hier. Nochmal über Okkultismus. Dann über die neue Logik, die ich mir denke (keine Unterscheidung zwischen Funktion und Gegenstand; Elementarsatz \textit{a~b}).\fnE{Vgl. Carnap, \emph{Abriß der Logistik},~3\,f.} \tbentry{10}{8}{1927}{} Briefe geschrieben. \tbentry{11}{8}{1927}{} Nachmittags zu Frau Neurath\IN{\neuratholga}. Abends mit Neurath\IN{\neurath} und Waismann\IN{\waismann} diskutiert. Sehr interessant und fruchtbar. (Über Möglichkeit (oder Unmöglichkeit) der Verständigung mit jemand, der ganz andere {\lspitz}Erlebnisse{\rspitz} hat (z.\,B. Anthroposoph); Verständigung muss nicht notwendig nach hinreichender Zeit erzielt werden, da jeder Satz sich auf ein Gesamtsystem \tbtwoA{347} bezieht, und die Frage, ob die Systeme zweier Menschen auf einander abbildbar sind, nur empirisch zu entscheiden ist.) Und über Affinität unserer Philosophie zur Arbeiterschaft. \tbentry{12}{8}{1927}{} Entschlossen, erst 16. zu fahren (wegen Frau Neurath\IN{\neuratholga}). Geschrieben.~\neueseite{540065} \tbentry{13}{8}{1927}{.} Nachmittags mit Fräulein Feix\IN{\feix} spazieren. Abends Kino\IO{Wien!Kino}, neuer russischer Film ,,Die drei Diebe`` Lustspiel, gut. \tbentry{14}{8}{1927}{} Abriss\IC{\logistik} gearbeitet. Nachmittags und abends Waismann\IN{\waismann} hier. Über Homotopie.\fnE{Vgl. das auf den 12.\,VIII.\,1927 datierte zweiseitige Typoskript ,,Bemerkungen zur Homo\-topie`` (\href{http://doi.org/10.48666/808010}{RC~081"~01"~20}).} Über Übungen für~\textit{WS}. Waismann\IN{\waismann} schlägt vor: Sprachlogik, ausmündend in Wittgensteins\IN{\wittgenstein} Probleme. \tbentry{15}{8}{1927}{} Abriss\IC{\logistik} gearbeitet. Gepackt. \tbentry{16}{8}{1927}{} \uline{Abreise}, mit Frau Neurath\IN{\neuratholga} 7\,\textonehalf{}\,\hbox{--}\,4 \uline{\ulinesp{nach München}}\IO{München}.\ort{München} Frau Neurath\IN{\neuratholga} zu Hansmanns\IN{\hansmannpaul}\IN{\hansmannfrau} gebracht. \uline{Zu Maue\IN{\maue}.} Birgitle\IN{\birgit}. Schwester \ulinesp{Grete Bergmann}\IN{\bergmanngrete} aus Barmen\IO{Barmen}, jetzt Medizinstudentin in Bonn\IO{Bonn}. Maue\IN{\maue} hatte mich schon 13. erwartet, war fast ungeduldig. Ich wohne in Rohs\IN{\rohfranz} leerer Wohnung. \tbentry{17}{8}{1927}{} Mit Maue\IN{\maue} in die Stadt, zum Mittagessen. Nachmittags \textonehalf{}\,5 wieder zu ihr, bis abends. Nachmittags zusammen im Luit\-pold\-park\IO{München!Luitpoldpark}. Sie erzählt, dass Gramm\IN{\gramm}, als er Birgits\IN{\birgit} Personalien fürs Standesamt\IO{Wien!Standesamt} aufschrieb, zum Scherz fragte: ,,Soll ich dazu schreiben: ,geborene Carnap`?\grqq{} \tbentry{18}{8}{1927}{\strich} \textonehalf{}\,3 zu Maue\IN{\maue}; für mich getippt. 4 mit ihr in Nymphenburger Park\IO{München!Nymphenburger Park} spazieren. Abends zu Rohs\IN{\rohfranz}\IN{\rohhilde}. In mein Bett; aber Verzauberung geht nicht; Tränlein. \textonehalf{}\,10 sie nach Hause gebracht.~\neueseite{540067} \tbentry{19}{8}{1927}{} Nachmittags Maue\IN{\maue} Rosen gebracht. Über ihr Leben mit Schnurr\IN{\gramm} gesprochen; Möglichkeit von ,,Ferien``. \tbentry{20}{8}{1927}{\kreuz} Nachmittags zu Maue\IN{\maue}. Abends kommt sie mit zu mir. Zusammen gesessen. Zusammen ins Bett. Zuerst brav, dann~+; Verzauberung gelingt doch nicht ganz. Sie hat auf einmal arges Heimweh nach dem Kind\IN{\birgit}.\pagebreak \tbtwoA{348} Um~11\textsuperscript{h} nachts kommt Trude {\lspitz}Keussig{\rspitz}\IN{\keussigtrude}, die mit Hilde\IN{\rohhilde} zusammen war; sie übernachtet hier. \tbentry{21}{8}{1927}{\strich} Fräulein Keussig\IN{\keussigtrude} kocht uns Kaffee. Sie ist verlobt mit Professor Pascher\IN{\pascher} (Botaniker) in Prag\IO{Prag}; sie können erst heiraten, wenn er dort Ordinarius geworden ist. Er hat gesagt, dass er meinen Vortrag gehört, aber nicht verstanden hat.\fnE{Vgl. TB~10.\,XII.\,1926\diaryref{TB-10-XII-1926}.} Sie fährt nach Dresden\IO{Dresden}. Mittags holt Maue\IN{\maue} mich ab zum Essen. Abends mit ihr zum Luitpoldpark\IO{München!Luitpoldpark}. Sie hat abends jetzt immer starkes Heimweh nach dem Kind\IN{\birgit}, wenn sie ausgeht. \tbentry{22}{8}{1927}{\strich} Frau Hansmann\IN{\hansmannfrau} \gestrunl\ und Neuräthin\IN{\neuratholga} besucht. Mittags mit Maue\IN{\maue} essen und abends aus. Wir haben jetzt immer nur so zerrissene Zeiten. Nachmittags, als ich endlich mal ruhig bei ihr lag, kam plötzlich die Aufwartung. Maue\IN{\maue} meint, sie könne langes Fernsein gut ertragen, wenn wir wirklich mal ruhig und still zusammen gewesen sind; aber jetzt immer nur in Unruhe oder bloßes Gespräch, fast nie im Arm. \tbentry{23}{8}{1927}{\kreuz} Nachmittags mit Maue\IN{\maue} hierher, zusammen gegessen; ins Bett. Die Verhexung löst sich allmählich, aber erst ganz spät, nachdem sie im Dunkeln auftaut und erklärt, dass es wohl ein Sträuben ist gegen Hildes\IN{\rohhilde} Zumutung.~\neueseite{540069} \tbentry{24}{8}{1927}{} Nachmittags zu Maue\IN{\maue}. \tbentry{25}{8}{1927}{Maue}\IN{\maue} Mit Neuräthin\IN{\neuratholga} nach \uline{Aibling}\IO{Aibling},\ort{Aibling} zu Rohs\IN{\rohfranz}\IN{\rohhilde}. Mit Hilde\IN{\rohhilde} über Maue\IN{\maue} und Gramm\IN{\gramm} gesprochen. Sie meint, ,,Ferien`` müssten doch gehen, man könne gut zusammenkommen, ohne dass die Leute es erfahren, wie sie früher mit Franz\IN{\rohfranz}. Zusammen nach Rosenheim\IO{Rosenheim}, abends mit Neuräthin\IN{\neuratholga} heim.\ort{München} Mit zu Hansmanns\IN{\hansmannfrau}\IN{\hansmannpaul}. Dort Professor Schroff\IN{\schroffprof} und Fräulein Ruoff\IN{\ruofffraeulein}; über die Heilige von Konnersreuth\fnA{Original \original{Konnersgereuth}.}\IO{Konnersreuth}\IN{\neumanntherese} gesprochen,\fnE{Therese Neumann, katholische Mystikerin aus Konnersreuth.} religionsgeschichtlich, psychologisch, interessant. \tbentry{26}{8}{1927}{} Zu Maue\IN{\maue}. \tbentry{27}{8}{1927}{\kreuz} Zu Maue\IN{\maue}. Maue\IN{\maue} abends mit hier. Zusammen gegessen; ins Bett. \tbentry{28}{8}{1927}{} Maue\IN{\maue} und Grete\IN{\bergmanngrete} etwas \gestrunl\ Magen verkorkst. Englischer Garten\IO{München!Englischer Garten}, weit hinausgegangen. Versuch, Russell\IN{\russell} zusammen zu lesen. Geht nicht. \tbtwoA{349} \tbentry{29}{8}{1927}{} Mit Schwester Grete\IN{\bergmanngrete} zum Mittagessen gegangen. Geprückelt,\fnE{Landsch. (oberbergisch) für stochern, bohren.} sie erzählt mir von sich und wundert sich nachher selbst darüber. Sie ist von den Eltern sehr geduckt worden, will aber jetzt von \editor{Zu}hause weg nach Heidelberg\IO{Heidelberg}. Später auch München\IO{München} und Wien\IO{Wien}, nach dem Physikum. Mit Maue\IN{\maue} in den Englischen Garten\IO{München!Englischer Garten}. Lange gesprochen über die \uline{Interessen} an Überpersönlichem, Politik, Wissenschaft usw. Es geht ihr sehr ein, dass sie das pflegen muss, durch Aufsuchen der richtigen Atmosphäre, Gespräche usw. Nachmittags Frau Munzinger\IN{\munzinger}, ,,Tante Maus``, besucht uns.~\neueseite{540063} \tbentry{30}{8}{1927}{} Franz\IN{\rohfranz} ist da; Wendelstein\IO{Wendelstein} verabredet. Ich bringe mittags der Schwester Grete\IN{\bergmanngrete} Pralinen und Maue\IN{\maue} weiße Rosen; und richtig, sie darf nicht mitgehen, muss liegen, Brustentzündung mit etwas Fieber; sie liegt später im Wohnzimmer. Abschied; wir sind diesmal nicht gesättigt, das macht es schwerer; aber sie hat ja das Kind\IN{\birgit}. Schwester Grete\IN{\bergmanngrete} nicht geküsst; ich hätte es getan, wenn wir uns nicht wiedersehen würden; sie kommt aber übernächsten Winter vielleicht nach Wien\IO{Wien}. Sie könnte es bei ihrer schweren Art zu gewichtig auffassen. \sout{Franz\IN{\rohfranz} da. Wendelstein\IO{Wendelstein} verabredet.} \tbentry{31}{8}{1927}{} Zu Franz\IN{\rohfranz} und Hilde\IN{\rohhilde} auf den \uline{\ulinesp{Wendelstein}}\IO{Wendelstein}.\ort{Wendelstein} Zunächst sind noch Kunstmaler Neresheimer\IN{\neresheimer} und Frau\IN{\lore} mit da; sie ist blond, lebhaft, im Drei Masken Verlag\IO{München!Drei Masken Verlag}\II{\dreimaskenverlag}; wir scherzen allerhand; früher war sie Schauspielerin. \tbmanyentries{\tbentry{1}{9}{1927}{}\,\hbox{--}\,\tbentry{2}{9}{1927}{}} Schöne sonnige Tage; wir drei meist Sonnenbad zusammen genommen. Dabei Russell\IN{\russell} ,,What I Believe``\IW{\russellwhatibelieve} vorgelesen; 1.~Kapitel (Natur) gut; 2. etwas schwächer; dann aber die ,,Moralregeln`` wieder gut. Franz\IN{\rohfranz} hält mir diese Entschiedenheit als Vorbild vor. \tbentry{3}{9}{1927}{\strich} Wir drei über Hotel Sudelfeld\IO{Bayrischzell!Hotel Sudelfeld} nach Bayrischzell\IO{Bayrischzell}; dort ist Hindenburg\IN{\hindenburg}. Zusammen in der Bahn bis Holzkirch\IO{Holzkirch}. Über Scheidung gesprochen. Hilde\IN{\rohhilde} meint, besser jetzt, als später, wo vielleicht ein bestimmter Dritter da ist und es dadurch bitterer wird; Franz\IN{\rohfranz} sagt auch, dass er seinen Vorschlag, ein neues Zusammenleben zu versuchen, zurückzieht. Die beiden nach Aibling\IO{Aibling}, ich nach \uline{\ulinesp{München}}\IO{München}.\ort{München}~\neueseite{540077} \tbentry{4}{9}{1927}{} Abriss\IC{\logistik} gearbeitet. Nachmittags Schauspielhaus\IO{München!Schauspielhaus}~-- Kammerspiele. ,,Madame Hel\`{e}ne``, ganz witzig, gut gespielt.{\tolerance1000\par} Abends Sehnsucht nach dem Kindergeschrei, aber nicht hingegangen. \tbtwoA{350} \tbentry{5}{9}{1927}{} Abriss\IC{\logistik} gearbeitet. Nachmittags Besorgungen. Auch zum \uline{Rechts\-anwalt} Doktor Fröhlich\IN{\froehlich} (von Frau \unsicher{Scheselwitz}\IN{\schelwitzfrau}); Beratung über die Möglichkeiten und Wege zur Scheidung (auf Hildes\IN{\rohhilde} dringendes Anraten). Hilde Horn\IN{\hornhilde} auf der Straße getroffen. Frau Hansmann\IN{\hansmannfrau} besucht. Abends kommt plötzlich Franz\IN{\rohfranz}. \tbentry{6}{9}{1927}{} 12\,\hbox{--}\,\textonehalf{}\,9 Freiburg\IO{Freiburg}. \textonehalf{}\,11 \uline{\ulinesp{Wiesneck\IO{Wiesneck}.}}\ort{Wiesneck} \tbentry{7}{9}{1927}{\strich} Geschrieben. Mittags und abends bei \uline{Wilkens}\IN{\wilken}\IN{\wilkenfrau}. Viel mit ihnen besprochen. Abends sage ich, um das Problem prinzipiell zu besprechen, ich hätte im Sommer mit einer Studentin gelebt. Er versteht gar nicht, dass ich den Akt als ,,Ausdruck`` einer inneren Realität empfinde, wie Händedruck und Singen. Frau Wilken\IN{\wilkenfrau} aber versteht es sehr gut und sagt, Frauen empfinden so wie ich, nicht wie er. Er nämlich sieht in der Sexualität ,,untermenschliche Mächte``, die sich des Menschen bemächtigen. \textonehalf{}\,6 bis~8 bei \uline{Christiansen}\IN{\christiansen}. Über mein Buch\IC{\konstitutionstheorie}\IC{\konstitutionstheorie},\fnE{Carnap, \emph{Der logische Aufbau der Welt}.} Verleger; über Hanne\IN{\hanne}, es sei schade um sie; warum sie hier keinen richtigeren Mann gefunden habe; über Schlick\IN{\schlick} und Reichenbach\IN{\reichenbach}; \tbentry{8}{9}{1927}{} Viele Briefe geschrieben. Mittags immer bei Wilkens\IN{\wilken}\IN{\wilkenfrau}.~\neueseite{540075} \tbentry{9}{9}{1927}{} \uline{Freiburg\IO{Freiburg}.} \uline{Mertens\IN{\merten}\IN{\maurerfrau}.} Besorgungen. \tbentry{10}{9}{1927}{\strich} Abriss\IC{\logistik} gearbeitet. \gestrunl{} \tbentry{11}{9}{1927}{\strich} Merten\IN{\merten} hier. Mittags und nachmittags zusammen bei Wilkens\IN{\wilken}\IN{\wilkenfrau}. Frau Wilken\IN{\wilkenfrau} sagt mir, dass ich Elisabeth\IN{\elisabeth} mit meinen Abwegen argen Kummer gemacht, ja sie bis zur Verzweiflung getrieben habe. Nachher Gespräch mit Merten\IN{\merten} über diese Fragen, Eifersucht usw. Er meint, er habe gelernt, nicht mehr ,,Ansprüche`` an die Menschen zu erheben; Prinzip: ,,Zwischen zwei Menschen soll so viel realisiert werden, wie dem entspricht, der weniger empfindet``. \tbentry{12}{9}{1927}{\strich} Abriss\IC{\logistik}. \tbentry{13}{9}{1927}{} Abriss\IC{\logistik} tippen angefangen. Mittags immer bei Wilkens\IN{\wilken}\IN{\wilkenfrau}. Er zuweilen ziemlich heftig gegen sie, sie sei unsozial, überlege ihre Fehler nicht usw.; sie erzählt Symptome, die ich \gestrunl\ auf unbefriedigte Sexualität deute: Sie friert oft sehr im Bett, und er stellt dann fest, dass sie ganz warm ist; sie träumt oft von Überfällen, Blut\-taten~usw.\pagebreak \tbtwoA{351} (Wilken\IN{\wilken} reist nach Wien\IO{Wien} ab, in mein Zimmer.) Brief an Schwester Grete\IN{\bergmanngrete}. \tbentry{14}{9}{1927}{} Nachmittags \uline{\ulinesp{Lungenbeschwerden}}! Schon einige Tage Schmerzen oben rechts im Rücken, die hielt ich für Hexenschuss (rheumatisch) und machte noch Gymnastik dagegen! Zu \uline{Christiansen}\IN{\christiansen}. Er meint, ich müsse doch mit Elisabeth\IN{\elisabeth} noch mal versuchen, sie sei jetzt anders, geheilt, habe auch geschrieben, im Anschluss an Kollontai\IN{\kollantay},\fnE{Vgl. TB~1.\,IV.\,1927\diaryref{TB-1-IV-1927}.} dass sie nicht mehr so altmodisch empfände wie früher. Er meint, ich sei gegen Elisabeth\IN{\elisabeth} widerborstig gewesen,~\neueseite{540073} 1)~wegen Abhängigkeit vom Vater Schöndube\IN{\schoendubeheinrich}, 2)~weil ich Elisabeth\IN{\elisabeth} übel genommen habe, dass sie zu einem anderen ging; beides würde jetzt wegfallen. Ich sage\fnA{Original \original{sagte}.} ihm, dass mir nicht scheint, als könnte ich mit Elisabeth\IN{\elisabeth} wieder anfangen. Sie will immer {\lspitz}Leiden{\rspitz}, das kann ich nicht vertragen. \tbentry{15}{9}{1927}{} Schmerzen, schlecht geschlafen; scheint mir Pneumothorax rechts. Nachmittags mit Christiansen\IN{\christiansen} überlegt, Küpferle\IN{\kuepferle} angerufen, ist verreist. \tbentry{16}{9}{1927}{} Nicht viel geschlafen, aber nicht mehr solche Schmerzen. Nachmittags Christiansen\IN{\christiansen} bei mir. \tbentry{17}{9}{1927}{Maue}\IN{\maue} Nachmittags zu Christiansen\IN{\christiansen}. \tbentry{18}{9}{1927}{} Abends nach \uline{\ulinesp{Lichtental}}\IO{Lichtental}.\ort{Lichtental} \tbentry{19}{9}{1927}{\strich} 7\,\hbox{--}\,\textonehalf{}\,10 Untersuchung bei Binswanger\IN{\binswanger}. Kein \gestrunl\ Pneumo, keine Pleuritis. Lunge aber schlecht imstande. Unten in den Flanken hört man fast nichts. In den Lungenspitzen sind Tb-Prozesse, langsam schleichend, daher ohne Auswurf und ohne Übertemperatur. Die ganze Lunge verschleimt, sie muss durch Dampfduschen und Wechselwaschungen gereinigt werden, der Schleim muss resorbiert werden oder als Auswurf herauskommen; sonst könnte in \textonehalf{}~-- 1~Jahr eine offene Tbc ausbrechen; dies hält er für eine geschlossene. Er rät zur Kur dort. Ich will noch überlegen; reise zurück; immer Regen. Abends 6 \uline{\ulinesp{Wiesneck}}\IO{Wiesneck}.\ort{Wiesneck} Christiansen\IN{\christiansen} berichtet. Er meint, nicht ans Geld denken; zunächst sei doch wohl Lichtental\IO{Lichtental} die intensivere Behandlung, vielleicht später erst Davos\IO{Davos}.~\neueseite{540079} \tbentry{20}{9}{1927}{} Nachmittags zu Christiansen\IN{\christiansen}. Ein Agent ist da, wegen Wiesneck\IO{Wiesneck} für katholische Bruderschaft. Mittags bei Kiechles\IN{\kiechles}, weil Frau Wilken\IN{\wilkenfrau} noch keine Hilfe hat. \tbtwoA{352} \tbentry{21}{9}{1927}{} Schöne Sonne. Agnes\IN{\agnes} Brief: Einladung nach Lichtental\IO{Lichtental}; Grete Bergmanns\IN{\bergmanngrete} Absage Telegramm. Lichtental\IO{Lichtental} entschlossen. Nachmittags zu \uline{Christiansen}\IN{\christiansen}. Auch über Scheidung gesprochen. Er sagt, er habe früher geglaubt, und mir gesagt, das sei eine Erleichterung für Elisabeth\IN{\elisabeth}; jetzt aber habe sie angedeutet, als sei sie imstande, manches besser zu ertragen als früher, und er meint, das heiße: Sie könne meine Belastungen jetzt ertragen; ich sage ihm, dass ich die Schwierigkeiten anderswo sehe: Wir passen nicht zusammen. \tbentry{22}{9}{1927}{} Nachmittags nach \uline{\ulinesp{Lichtental}}\IO{Lichtental}.\ort{Lichtental} \ulinesp{Zur Kur.} Zimmer über dem Baderaum. \tbentry{23}{9}{1927}{} Kur gemacht. Einsam. Das wird arg langweilig werden, fürchte ich. Und Maue\IN{\maue} kann ich nicht kommen lassen! \tbentry{24}{9}{1927}{} Nachmittags und abends zum ersten Mal wieder Abriss\IC{\logistik} gearbeitet. Keine Post! \tbentry{25}{9}{1927}{\strich} Nachmittags im Büro\IO{Wiesneck!Büro} getippt: Briefe (auch an Grete\IN{\bergmanngrete} und Maue\IN{\maue}\fnE{Carnap an Maue Gramm, 25.\,IX.\,1927 (\href{http://doi.org/10.48666/824872}{RC~024"~19"~19}).}) und Abriss\IC{\logistik}. \tbmanyentries{\tbentry{26}{9}{1927}{}\,\hbox{--}\,\tbentry{29}{9}{1927}{}} Gleichmäßig Kur; Briefe geschrieben. Abriss\IC{\logistik} gearbeitet. Jetzt besseres Wetter. Binswanger\IN{\binswanger} erzählt beim Diskussionsabend und bei Tisch oft von der Mutter\IN{\rjcarnapmutter}, wie sie Gutes unter den Gästen bewirkt hat und pädagogische Fragen in den Kasten warf (die er noch hat).~\neueseite{540081} \tbentry{30}{9}{1927}{\strich} Abends kommt meine Schreibmaschine! (Aus Oos\IO{Oos}; Wilken\IN{\wilken} hat sie aus Wien\IO{Wien} gebracht.) Gleich abends Abriss\IC{\logistik} getippt. %\tbentry{1}{10}{1927}{} \tbentrylong{2}{10}{1927}{} Abriss\IC{\logistik} getippt. \tbentry{3}{10}{1927}{} Untersuchung bei Binswanger\IN{\binswanger}; Lunge beträchtlich gebessert. \tbmanyentries{\tbentry{4}{10}{1927}{}\,\hbox{--}\,\tbentry{7}{10}{1927}{\strich}} Abends immer fleißig Abriss\IC{\logistik} getippt, auch viele Briefe. 5.~Besorgungen in der Stadt (Eureka-Flinte\fnE{Ein Spielzeuggewehr für Kinder, welches Korken und Gummipfeile verschoss.} für Brüderle\IN{\johannes}). 7.~Christiansen\IN{\christiansen} ruft abends an. Noch keine Nachricht. \tbentry{8}{10}{1927}{\strich} \uline{Untersuchung} bei Binswanger\IN{\binswanger}; bedeutende Besserung der At\-mung. Nächstes Jahr soll ich noch mal Kur machen, mit Atemgymnastik bei Frau Gminder\IN{\gminderfrau}; dann würde die Lunge wieder völlig gesund. Jetzt noch einige Wochen Höhe.{\tolerance1000\par} \tbtwoA{353} Abends endlich Nachricht von Elisabeth\IN{\elisabeth} und Agnes\IN{\agnes}: Schiff kommt erst \textit{Mo} an; ich sage Christiansen\IN{\christiansen} telefonisch Bescheid. \tbentry{9}{10}{1927}{} Abriss\IC{\logistik}-Text durchgearbeitet; Briefe geschrieben. %\tbentry{10}{10}{1927}{} \tbentry{11}{10}{1927}{} \ulinesp{Abends nach Karlsruhe\IO{Karlsruhe} und mit} \uline{\ulinesp{Elisabeth\IN{\elisabeth} und den Kindern}}\IN{\annemarie}\IN{\hanneliese}\IN{\johannes}\IN{\eline} \ulinesp{und {\lspitz}Mar\-tha{\rspitz} Lehmann{\rspitz}\IN{\lehmannmartha}} zurück nach Oos\IO{Oos}. \ulinesp{Die Kinder\IN{\annemarie}\IN{\hanneliese}\IN{\johannes}\IN{\eline} nach Wiesneck\IO{Wiesneck};} \uline{\ulinesp{Elisa"~}}\linebreak\uline{\ulinesp{beth\IN{\elisabeth} mit mir nach Lichtental\IO{Lichtental}.}}~\neueseite{540091} Sie erzählt mir viel. Die ersten beiden Abende liegen wir wohl zusammen, sind aber gehemmt. \tbentry{12}{10}{1927}{} Elisabeth\IN{\elisabeth} wird von Binswanger\IN{\binswanger} untersucht. Sie will noch ein paar Tage zur Kur bleiben.\fnA{Es folgt ein leerer Eintrag mit dem Symbol~\original{\kreuz} im Datum.} %\tbentry{13}{10}{1927}{\kreuz} \tbentry{14}{10}{1927}{} Abends 7\,\hbox{--}\,10 \uline{\ulinesp{mit Elisabeth\IN{\elisabeth} nach Stuttgart}}\IO{Stuttgart}.\ort{Stuttgart} Hotel Rheinischer Hof\IO{Stuttgart!Hotel Rheinischer Hof}, nicht ruhig. \tbentry{15}{10}{1927}{} Zur Siedlung ,,Weißenhof``\IO{Stuttgart!Weißenhof}, die Bauten der Werkbundausstellung\II{\werkbundausstellung}\IO{Stuttgart!Werkbund}.\fnE{Die Weißenhofsiedlung in Stuttgart, auch Werkbundsiedlung, wurde 1927 vom Deutschen Werkbund unter der Leitung von Ludwig Mies van der Rohe von führenden Vertretern des Neuen Bauens errichtet.} Das große Haus von Mies van der Rohe\IN{\miesvanderrohe} mit vielen Einzelwohnungen gefällt uns gut. Corbusier\IN{\corbusier} entsetzt Elisabeth\IN{\elisabeth} wegen der Formen und der trüben Farben. Mittags in der Restauration\IO{Stuttgart!Restauration} spricht sie sehr schön über das Leben, frei und leicht müssten wir's nehmen. Das freut mich sehr. Keine Bindungen und Ansprüche mehr, und doch gutes Stehen zueinander. Einkäufe. Abends Theater\IO{Stuttgart!Theater}, lustig. Abends Kummer, weil ich vom Anschreiben der Auslagen \gestrunl\ spreche. \tbentry{16}{10}{1927}{} Vormittags zu \uline{Garthes}\IN{\rjgarthe}\IN{\garthefrau}. Über Gesundheitsfragen der Lunge \gestrunl\ und über Persönliches. Leider zu kurz. 1\,\hbox{--}\,7 nach \uline{\ulinesp{Wiesneck}}\IO{Wiesneck}.\ort{Wiesneck} Die Kinder\IN{\annemarie}\IN{\hanneliese}\IN{\johannes}\IN{\eline} schon dort. Auch die Große\IN{\rjgrosse} mit ihrem Hund ,,Spizi``. Ich wohne wieder oben im Mittelzimmer. Elisabeth\IN{\elisabeth} abends noch zu Christiansen\IN{\christiansen}. Ich begleite sie ein Stück. \tbentry{17}{10}{1927}{} Vormittags zu Christiansen\IN{\christiansen}.~\neueseite{540083} \tbentry{18}{10}{1927}{\strich} Elisabeth\IN{\elisabeth} krank, Gallenspucken, Kopfschmerzen; Überanstrengung und Erregung, kleine Ärger usw. Ich nachmittags langen Spaziergang mit den Kindern\IN{\annemarie}\IN{\hanneliese}\IN{\johannes} auf die Burg\IO{Wiesneck!Burg}; herumgeklettert. Abends besucht Christiansen\IN{\christiansen} {} Elisabeth\IN{\elisabeth}. \tbentry{19}{10}{1927}{} Vormittags Christiansen\IN{\christiansen}.\pagebreak \tbtwoA{354} \tbentry{20}{10}{1927}{\kreuz} Nachmittags \ulinesp{mit Elisabeth}\IN{\elisabeth} spazieren. \ulinesp{Über} \uline{\ulinesp{Scheidung}} gesprochen. Sie möchte gern irgendjemand haben, der verpflichtet ist, für sie zu sorgen; sie sagt, ich wehre mich immer gegen Verpflichtungen. Ich sage, bei Scheidung würde ich nötigenfalls für die Kinder\IN{\annemarie}\IN{\hanneliese}\IN{\johannes} sorgen; für sich allein kann sie schon sorgen, sagt sie; mein Misstrauen gegen den Vater\IN{\schoendubeheinrich} und die Brüder\IN{\schoendubeotto}\IN{\heiner} nimmt sie aber nicht sehr gut auf. Abends sagt sie, dass sie sofort in die Scheidung einwilligen würde, wenn sie wüsste, dass es seelisch befreiend auf mich wirken würde. Sie meint, wenn die Bindung aufhört, würde vielleicht auch dadurch die Beziehung selbst leichter verloren gehen. + \tbentry{21}{10}{1927}{} Mit den Kindern\IN{\annemarie}\IN{\hanneliese}\IN{\johannes} die große Kiste ausgepackt. Zu Christiansen\IN{\christiansen}. \tbentry{22}{10}{1927}{\strich} \uline{Freiburg\IO{Freiburg}.} Manni\IN{\manni} besucht, Albrecht\IN{\albrecht} ist verreist. Zu Mertens\IN{\merten}\IN{\maurerfrau}. Nachmittags Baer\IN{\baer} getroffen, in Konditorei\IO{Freiburg!Konditorei} über Grundlagen der Mathematik gesprochen; über Hilbert\IN{\hilbert}, Behmann\IN{\behmann}, {\lspitz}Weyl{\rspitz}\IN{\weyl} usw. \tbentry{23}{10}{1927}{} \uline{Töchterle\IN{\annemarie} reist nach Vollmerhausen}\IO{Vollmerhausen}, mit Erika Kaufmann\IN{\kaufmannerika}. Vormittags zu Christiansen\IN{\christiansen}. Er sagt, wir sollen die Scheidungsfrage bis Weihnachten vertagen; ich stimme zu, ich bin auch nicht für ,,übers Knie brechen``.~\neueseite{540089} Abends Abrechnung mit Elisabeth\IN{\elisabeth}. Das gibt wieder Kummer, weil sie auf einmal mir 300\,\textit{M} schuldet; sie will sie unbedingt gleich bezahlen, ist aber erschrocken, dass sie dann nur wenig mehr hat. \tbentry{24}{10}{1927}{\kreuz} Gepackt. Verabschiedungen. Nachmittags spielen die Große\IN{\rjgrosse} und Martha\IN{\lehmannmartha} vierhändig Mozart\IN{\mozart} Ouvertüre. Abends mit Elisabeth\IN{\elisabeth} gesprochen. Ich habe die Abrechnung geändert. Stuttgart\IO{Stuttgart} und Lichtental\IO{Lichtental} bezahle ich; ich gebe ihr noch 100,-- für ein Kleid. Sie freut sich; vor Freude schimpft sie ganz offen, ich sei so schrecklich unpoetisch. Ich streichle sie, sie kommt spät noch zu mir, auf meinen Vorschlag. \tbentry{25}{10}{1927}{\strich} 9\,\hbox{--}\,7 nach \uline{\ulinesp{Davos}}\IO{Davos}.\ort{Davos} Die Große\IN{\rjgrosse} fährt mit bis Zürich\IO{Zürich}, mit dem ,,\mbox{Spezi}``; Zollaufregung in Basel\IO{Basel}. Hotel Eisenlohr\IO{Davos!Hotel Eisenlohr}. Abends noch zu Rohdens\IN{\rohdenelisabeth}\IN{\rohdenpaul}, freundliche alte Leute. \tbentry{26}{10}{1927}{\strich} Wohnungssuche. Die schönen Zimmer (auch ohne Wasser) meist 16\,\hbox{--}\,17\,\textit{fr}; im Waldheim\IO{Davos!Waldheim} bekomme ich schönes \textit{SO}-Zimmer, 3~Treppen, \gestrunl~groß, hell, mit großem Balkon für~13 (anstatt~13,50). 5\,\hbox{--}\,6 Vortrag von Professor von {\lspitz}Böchden{\rspitz}\IN{\boechdenprof} über Ludwig~14.\IN{\ludwigxiv}; brav, abgelesen, etwas philiströs-humorvoll. Mittags beim \uline{Arzt}, Doktor \uline{Hermann} \uline{Frey}\IN{\freyhermann}. (Siehe~27. und ausführlichen Brief an Elisabeth\IN{\elisabeth} vom~27.)~\neueseite{540087} \tbtwoA{355} \tbentry{27}{10}{1927}{} Wieder prachtvolle Sonne. Gelegen, nachmittags Sonnenbad, spazieren. Nachmittags wieder zum Arzt\IN{\freyhermann}, mit altem Röntgenbild. Er bespricht den Sachverhalt sehr genau mit mir; \uline{rät den Winter hier zu leben}, ohne besondere Kur. Ausführlich an Elisabeth\IN{\elisabeth} geschrieben.\fnE{Rudolf an Elisabeth Carnap, 27.\,X.\,1927 (\href{http://doi.org/10.48666/824874}{RC~025"~28"~52}).} \tbentry{28}{10}{1927}{\strich} Vor- und nachtisch Sonnenbad. Täglich am Abriss\IC{\logistik} getippt. Erster Brief an Maue\IN{\maue} wieder.\fnE{Carnap an Maue Gramm, 28.\,X.\,1927 (\href{http://doi.org/10.48666/824876}{RC~024"~20"~14}).} \tbentry{29}{10}{1927}{} Doktor Wolfensberger\IN{\wolfensberger}, den Bekannten der Großen\IN{\rjgrosse}, besucht. Viel getippt. \tbentry{30}{10}{1927}{} Nachmittags mit Rohdens\IN{\rohdenelisabeth}\IN{\rohdenpaul} in Konditorei\IO{Davos!Konditorei}. \tbentry{31}{10}{1927}{} Nach Wolfgang\IO{Wolfgang} spaziert, Wohnungen angesehen. Abends Fräulen Röpke\IN{\roepkefraeulein} bei mir; über Religion und Theologie gesprochen; ihr Schreibmaschine beigebracht. \tbentry{1}{11}{1927}{\strich} Nachmittags mit Fräulein Röpke\IN{\roepkefraeulein} spazieren; nachher wieder 37,8. \tbentry{2}{11}{1927}{} Herr Offik\IN{\offik} rät mir: Mehr Liegekur; Erfolg: 37,1. Kleiner Spaziergang mit Frau Ebba\fnA{Original \original{Elin}.} Edelsteen\IN{\edelstenebba}; schwedisch gesprochen. Briefe von Elisabeth\IN{\elisabeth} und Maue\IN{\maue}.~\neueseite{540101} \tbentry{3}{11}{1927}{\strich} \ulinesp{Die beiden \ulinestr{Schwedinnen}:} Frau Edelsteen\IN{\edelstenebba} aus einem kleinen Ort in Bohuslän\IO{Bohuslän}, Arztfrau; Vater 70-jähriger Bauer in Gotland\IO{Gotland}, jetzt in Visby\IO{Visby}; keine Kinder. Frau Hederström\IN{\hederstroemfrau}, Mann ist Jakt Mästare\fnE{Schwedisch ,,Jagdmeister``.} in Kiruna\IO{Kiruna}, Lappland\IO{Lappland}; \gestrunl~6~Kinder, sehr nette Bilder, der älteste 15~Jahre; Mann sieht streng und energisch aus, 43~Jahre; sie ist sehr schön, kurz geschnitten, blond. Beide sind mächtig groß und stark.\fnE{Vgl. Abb.\,\refcn{davosschwedinnen}.} Frau Edelsteen\IN{\edelstenebba} spricht viel mit mir Schwedisch, die andere hat nicht Geduld dazu; sie ist lebhaft, erzählt vom Lappen Turi\IN{\turi}, den sie gut kennt. \tbentry{4}{11}{1927}{Maue}\IN{\maue} Noch ruhig verhalten. \tbentry{5}{11}{1927}{\strich} Immer lebhafte und lustige Tischunterhaltung. \tbentry{6}{11}{1927}{} Nachmittags von Rohdens\IN{\rohdenelisabeth}\IN{\rohdenpaul} hier; mit ihnen spazieren. \tbtwoA{356} \tbentry{7}{11}{1927}{\strich} Brief von Schlick\IN{\schlick}. \uline{Beschlossen: Hier bleiben.} Abends lustig bei den Schwedinnen\IN{\edelstenebba}, Frau Hederström\IN{\hederstroemfrau} ist mit Rasmussen\IN{\rasmussen} befreundet und zeigt Bilder von diesem und dem Dichter Engström\IN{\engstroem}. %\tbentry{8}{11}{1927}{} \tbentry{9}{11}{1927}{} Vormittags tippe ich nach Fräulein Röpkes\IN{\roepkefraeulein} Diktat ihre Paradies\-legende. Frau Hederström\IN{\hederstroemfrau} ist kränker. Abends aber lustig bei ihr (mit ziemlich scharfem gegenseitigem Necken). Abriss\IC{\logistik} fertig getippt.~\neueseite{540095} \tbentry{10}{11}{1927}{\strich} Zum \uline{Arzt}\IN{\freyhermann}. Temperaturkurven gezeigt. Bewegungsreaktion ist ziemlich stark. Danach muss ich mich richten, brauche aber trotzdem nicht richtige Liegekur. \gestrunl\ Grenze des Zulässigen ist: Nach der Bewegung~37,5, \gestrunl~nach \textonehalf{}~Stunde Ausruhen~37,3 (rektal 6~Minuten). Atemgeräusche etwas gebessert. Atmungskapazität sehr groß (86~bis~97), das ist günstig für die Lunge allgemein. Vielleicht darf ich im Januar langsam mit Skilaufen anfangen. Gurgeln und Nasendusche mit Salzwasser oder 1~Teelöffel Glyzerin in ein großes Glas Wasser. Abends bei Frau Hederström\IN{\hederstroemfrau}. Heftig gefochten. \tbentry{11}{11}{1927}{} Maue\IN{\maue} schreibt: Will raufkommen! Aber die Zeit ist kurz bis Weihnachten. Außerdem schreibt Elisabeth\IN{\elisabeth} abends: Will einige Tage kommen, um etwas zu besprechen. Also schreibe ich Maue\IN{\maue} ab.\fnE{Vgl. Maue Gramm an Carnap, 10.\,XI.\,1927 (\href{http://doi.org/10.48666/824880}{RC~024"~20"~07}), Carnap an Maue Gramm, 12.\,XI.\,1927 (\href{http://doi.org/10.48666/824878}{RC~024"~20"~06}).} \tbentry{12}{11}{1927}{\strich} ,,Zank`` mit Frau Hederström\IN{\hederstroemfrau}; bei Tisch gegenseitig heftige Körbe. Macht aber Spaß. \tbentry{13}{11}{1927}{} Mittags nach Tisch Frau Hederström\IN{\hederstroemfrau} auf meinem Diwan. Nachmittags mit Rohdens\IN{\rohdenelisabeth}\IN{\rohdenpaul} und Herrn Wax\IN{\wax} (aus Japan\IO{Japan}) in Konditorei\IO{Davos!Konditorei}. Abends bei den Schwedinnen. Frau Hederström\IN{\hederstroemfrau} reizt mich, ich wette, dass ich sie wie eine Katze über den Abgrund halten kann. Ich packe ihren Schopf, sie schreit und schlägt und gibt sich verloren. Frau Edelsteen\IN{\edelstenebba} lacht von Herzen. \tbentry{14}{11}{1927}{\strich} Vormittags bei Frau Hederström\IN{\hederstroemfrau} auf ihrem Balkon. Sie ist gar nicht böse,~\neueseite{540097} abends macht sie sogar allerhand lustige Anspielungen. Ganzen Abend getippt. \tbentry{15}{11}{1927}{} Endlich wieder herrliche Sonne. Konstitutionstheorie\IC{\konstitutionstheorie}\IC{\konstitutionstheorie} gearbeitet. \tbentry{16}{11}{1927}{\strich} Wieder Schnee. Abends will Frau Hederström\IN{\hederstroemfrau} zu mir heraufkommen, kommt aber nicht, weil sie badet. Ich ärgere mich. \tbtwoA{357} %\tbentry{17}{11}{1927}{} \tbmanyentries{\tbentry{18}{11}{1927}{\kreuz} \tbentry{19}{11}{1927}{\kreuz} \tbentry{20}{11}{1927}{\kreuz} \tbentry{21}{11}{1927}{} \tbentry{22}{11}{1927}{\kreuz\kreuz}}\fnAD{Die folgenden Einträge sind neben die vertikal untereinander geschriebenen Tages\-angaben gesetzt, wobei die Abrenzung zwischen den Tagen unklar bleibt.} Abends \uline{\ulinesp{kommt Elisabeth}}\IN{\elisabeth}. Sie ist sehr froh und heiter. Wir suchen Wohnung: In Wiesen\IO{Wiesen}~(\textit{So}), ungemütliches Hotel\IO{Wiesen!Hotel}. In Frauenkirch\IO{Frauenkirch} (Schlittenfahrt durch die Sonne). Chalet Wieser\IO{Frauenkirch!Chalet Wieser} ist am besten. Nachts Elisabeth\IN{\elisabeth} ganz verwandelt; wild (,,Vorsicht, die Tante von der inneren Mission!\grqq). Ich erzähle von Birgit\IN{\birgit} und zeige Bilder\IN{\birgit}; sie wünscht sich Bilder, hat das Kind lieb; es sei mir sehr ähnlich. Sie mag die Schwedinnen\IN{\hederstroemfrau}\IN{\edelstenebba} sehr gern, ,,die einzigen Menschen im Haus`` (dies zur Bekräftigung der These, dass die Männer gegenwärtig weniger wert sind als die Frauen). Sie liest mir \sout{Ham} Bang\IN{\bang}\fnE{Ein nicht näher zu identifizierendes Buch von Hermann Bang.} vor; es ist mir aber zu viel ,,Lavendelduft``. Bei Tisch lustige Neckereien, Elisabeth\IN{\elisabeth} ist mit lustig. Sie ist ohne Ring, Scherze darüber bei Tisch. Sie nimmt von den Schwedinnen\IN{\hederstroemfrau}\IN{\edelstenebba} graphologische Proben. Ich sage ihr auch, dass ich Maue\IN{\maue} heraufhaben möchte im Februar, aber ganz unbestimmt.~\neueseite{540099} \tbentry{23}{11}{1927}{} Elisabeth\IN{\elisabeth} will schon 1.~Dez. mit den Kindern\IN{\annemarie}\IN{\hanneliese}\IN{\johannes}\IN{\eline} heraufkommen, verschiebt es auf~6., dann auf~9., dann auf~10.\fnA{Es folgen leere Einträge. Nur beim 24., 25. und 28.\,XI. sowie beim 2. und 5.\,XII.\,1927 befindet sich das Symbol~\original{\strich}.}~\neueseite{540093} %\tbentry{24}{11}{1927}{\strich} %\tbentry{25}{11}{1927}{\strich} %\tbentry{26}{11}{1927}{} %\tbentry{27}{11}{1927}{} %\tbentry{28}{11}{1927}{\strich} %\tbentry{29}{11}{1927}{} %\tbentry{30}{11}{1927}{} %\tbentry{1}{12}{1927}{} %\tbentry{2}{12}{1927}{\strich} %\tbentry{3}{12}{1927}{} %\tbentry{4}{12}{1927}{} %\tbentry{5}{12}{1927}{\strich} \tbentrylong{6}{12}{1927}{} Umzug in Zimmer 22. Plötzlich Nachricht von Elisabeth\IN{\elisabeth}: Kommt erst~9.{\tolerance1000\par} %\tbentry{7}{12}{1927}{} %\tbentry{8}{12}{1927}{} %\tbentry{9}{12}{1927}{} \tbentry{10}{12}{1927}{} \uline{Abends \ulinesp{kommen Elisabeth\IN{\elisabeth} und die Kinder}}\IN{\annemarie}\IN{\hanneliese}\IN{\johannes}\IN{\eline} (Fanny\IN{\fannykinder} in Basel\IO{Basel} zurückgeschickt, kommt erst~11).\fnA{Es folgen leere Einträge. Nur beim 11., 13., 15., 17. und 20.\,XII. befindet sich das Symbol~\original{\kreuz}, beim 16.\,XII.\,1927 das Symbol~\original{\strich}.}~\neueseite{540107} %\tbentry{11}{12}{1927}{\kreuz} %\tbentry{12}{12}{1927}{} %\tbentry{13}{12}{1927}{\kreuz} %\tbentry{14}{12}{1927}{} %\tbentry{15}{12}{1927}{\kreuz} %\tbentry{16}{12}{1927}{\strich} %\tbentry{17}{12}{1927}{\kreuz} %\tbentry{18}{12}{1927}{} %\tbentry{19}{12}{1927}{} %\tbentry{20}{12}{1927}{\kreuz} \tbentry{21}{12}{1927}{} Beim \uline{Arzt}\IN{\freyhermann}. Geräusche fast verschwunden. Trotz Bewegungstemperatur soll ich Bewegung etwas steigern, auch Ski laufen, aber keine Abfahrten, nur Talspaziergänge. Viel Fleisch nicht nötig.\fnA{Es folgen leere Einträge bis zum 29.\,XII. Nur beim 24.\,XII. befindet sich das Symbol~\original{\kreuz} und die Bemerkung \original{\uline{Heiliger Abend.}}, beim 25.\,XII. das Symbol~\original{\strich} und die Bemerkung \original{\uline{Weihnachten.}}, beim 27.\,XII. das Symbol~\original{\strich}, beim 28.\,XII. das Symbol~\original{\kreuz}.} %\tbentry{22}{12}{1927}{} %\tbentry{23}{12}{1927}{} %\tbentry{24}{12}{1927}{\kreuz} %uline{Heiliger Abend.} %\tbentry{25}{12}{1927}{\strich} %\uline{Weihnachten.} %\tbentry{26}{12}{1927}{} %\tbentry{27}{12}{1927}{\strich} %\tbentry{28}{12}{1927}{\kreuz} %\tbentry{29}{12}{1927}{} %%% Local Variables: %%% TeX-PDF-mode: t %%% mode: latex %%% TeX-master: "Tagebuecher_1920_bis_1935" %%% End: