\tbtwoA{265} \diary{28}{3.\,I.\,1926\,\hbox{--}\,31.\,XII.\,1926} \ersteseite{540483} \textspns{(\uline{Glaris}\IO{Glaris})} \tbentryllong{3}{1}{1926}{}\ort{Glaris bei Davos} \fnA{Der Text setzt den am Ende des vorigen Dokumentes begonnenen Satz fort. Das neue Dokument ist in demselben Papierformat wie das vorherige verfasst. Keine durchgestrichenen Seiten.}seine ,,Energie 3.~Art``, die dem Energiesatz widerspricht.\fnE{Vgl. Jacoby, \textit{Jenseits von ,Musikalisch` und ,Unmusikalisch`}, 76\,f., wo davon die Rede ist, dass durch die Beziehung von Klängen ,,Energie`` entsteht.} Dann \ulinesp{Diskussion, von Giedion\IN{\giedion} angefangen, über meine Frage an ihn} und Moholys\IN{\moholy} Ansicht darüber. Ist mir schrecklich, diese Erörterung in ihrer krassen Art (dauernd ,,Sexualität`` usw.) wegen~CW\IN{\giedionfrau}. Zum Glück ist sie nicht so empfindlich und anscheinend einiges gewöhnt. Moholys\IN{\moholy} Auffassung der gegenseitigen Freiheit usw. stimmt \sout{zum Teil} mit meiner überein, die ich gestern Giedion\IN{\giedion} gesagt habe. \tbentry{4}{1}{1926}{} Alle auf Ski nach \sout{Fr} Monstein\IO{Monstein}, und auf dem Weg wieder hinab.\fnE{Vgl. Abb.\,\refcn{glariseins} u. \refcn{glariszwei}.} Gespräch mit Moholy\IN{\moholy} über seine erotischen Erlebnisse und das von ihm aufgestellte Frauenproblem (was bildet für sie den Inhalt des Lebens?). Abends \textonehalf{} Stunde mit CW\IN{\giedionfrau} spazieren. Sie sagt mir, dass SG\IN{\giedion} doch jetzt nicht ertragen könnte, wenn sie 3~Tage mit mir bliebe. Sie bittet sehr, trotzdem mit auf die Parsenn\IO{Parsenn} zu kommen. Kuss. Abends Gespräch über neue Architektur mit \sout{Bildern} Fotos von Moholy\IN{\moholy}. \tbentry{5}{1}{1926}{} Moholy\IN{\moholy} reist ab. Nachmittags in Davos\IO{Davos}, einkaufen. Kaffee im Kurhaus\IO{Davos!Kurhaus}, mit Jazz-Musik; Tanz zugesehen. Lucia\IN{\luzia} bleibt in Davos\IO{Davos}. Sie erzählen von Elsbeth Posse\IN{\posseelsbeth}, an der CW\IN{\giedionfrau} ungeheuer hängt, und Moholys\IN{\moholy} Absicht. Abends alle gepackt.~\neueseite{540487}\textbackslash{(Glaris\IO{Glaris})}\textbackslash \tbentry{6}{1}{1926}{} Vormittags erstes offenes Gespräch mit~SG\IN{\giedion}. Er schildert mir offen seine jetzige schwierige innere Lage, in der ihm Störungen untragbar sind, glaubt das später entwickeln zu können. Sein Bekenntnis rührt mich, ich sage ihm, dass ich nun sehe, dass es jetzt besser ist, nicht mit~CW\IN{\giedionfrau} hier zu bleiben. Er sagt, ich solle trotzdem mit auf die Parsenn\IO{Parsenn}, wenn ich kameradschaftlich mitkommen kann. Das bejahe ich. Nachmittags nach \uline{Wolfgang}\IO{Wolfgang}; mit Giedions\IN{\giedion}\IN{\giedionfrau} auf die \uline{Parsennhütte}\IO{Parsennhütte}. Wir drei auf dem Matratzenlager. Dumpfe, heiße Luft, Giedion\IN{\giedion} will kein Fenster öffnen. Ich liege wach bis vielleicht 3~Uhr, und lausche CWs\IN{\giedionfrau} Atem. Zwischen uns liegt SG\IN{\giedion}.\shortenpage \tbtwoA{266} \tbentry{7}{1}{1926}{} Mit Giedions\IN{\giedion}\IN{\giedionfrau} Aufstieg zur Wasserscheide\IO{Wasserscheide}. Wir verlieren in dichtem Nebel und {\lspitz}Schnee{\rspitz} die Spur der Führerpartie vor uns. Wir versuchen trotzdem vorzudringen. Zurück und hinter Windschutz verschnauft. Dann vor und langsam hinab. SG\IN{\giedion} führt. Aus Angst für ihn wird CW\IN{\giedionfrau} toll. Erst fährt sie zu dicht hinter ihm. Später, als wir ihrem Drängen zur Rückkehr nicht folgen, wird sie wütend und kehrt zweimal alleine um, folgt aber doch nach. Es wird lichter. Wir finden die Spur, Jubel! Auf den Parsenn-Furka-Hang\IO{Parsenn-Furka-Hang}. Leute beim Abfahren. Es hellt schnell auf, Sonne, prachtvolles Landschaftsbild, zuweilen wieder bedeckt. CW\IN{\giedionfrau} immer noch wütend~\neueseite{540491}\textbackslash{(Parsenn)}\textbackslash{} (steht ihr aber gut) treffen wir häufig, allmählich \gestrunl\ nimmt sie den Kontakt wieder auf. \gestrunl\ SG\IN{\giedion} sagt ihr mal, mit meiner Zustimmung, streng die Meinung. Später bremse ich seine wiederholten Versuche, auf die Diskussion zurückzukommen, immer ab. CW\IN{\giedionfrau} ist ziemlich erschöpft. Mit Bahn von Küblis\IO{Küblis} nach \uline{Wolfgang}\IO{Wolfgang}. SG\IN{\giedion}~ärgert sich, weil er \editorstr{merkt, dass er} uns in einem Gespräch bemerkt (über mein Urteil über CWs\IN{\giedionfrau}~Wut) und sagt ihr, sie könne das Gespräch fortsetzen; aber so, dass es ihr unmöglich ist. Ferner ärgert er sich darüber, dass ich noch mal frage, wie er jetzt über ein um~1~Tag längeres Dableiben von CW\IN{\giedionfrau} denken würde (das er selbst gestern, vielleicht im Scherz nur, vorgeschlagen). Bis~2 oder 3~Uhr wachgelegen. \tbentry{8}{1}{1926}{} SG\IN{\giedion} ist verstimmt und sagt mir, dass er heute alleine sein will. CW\IN{\giedionfrau}~könne machen, was sie wolle. Ich danke ihm für das Vertrauen; aber so meint er's nicht. CW\IN{\giedionfrau} reagiert zunächst negativ, ich lockere ihren Trotz, sie geht mit mir hinauf, trotz \unsicher{schneiend}. Ich nehme ihren Rucksack in meinen. Rast in Parsennhütte\IO{Parsennhütte}. Sie will lieber beim~,,Sie`` bleiben, ,,Du``~ist ihr zu banal. Wir sprechen alles noch mal durch, ich sage ihr, warum ich nun doch mit ihr gehe. Sie wird locker und heiter. Küsse zu unterlassen, hat sie ihm versprechen müssen (!);~\neueseite{540495}\textbackslash (Parsenn)\textbackslash\fnA{Am oberen Seitenanfang steht, vermutlich in fremder Handschrift und von Carnap gestrichen, \original{\textit{\sout{The Life of Johnson by Boswell}}}.} ich helfe ihr, das Versprechen halten. Wüster Schneesturm auf der Furka\IO{Furka}. Erst vorsichtig hinab, dann immer lose, schöner Schnee, es läuft nicht ganz so schnell wie gestern. Anfangs schneit's. Wir genießen alles sehr fröhlich. In Küblis\IO{Küblis} in die Gaststube\IO{Küblis!Gaststube}. Sie nimmt den späteren Zug. Auf einmal kommt mit dem früheren SG\IN{\giedion}, und zu uns herein! Er ist verstimmt und gereizt. Sie aber so leicht und heiter, dass sie ihn tatsächlich herumkriegt und etwas erleichtert, so dass wir Männer so freundlich, \pagebreak wie es eben jetzt möglich ist, \tbtwoA{267} voneinandergehen. Sie schenkt mir die Aluminium-Skispitze. Sie hofft auf baldige Entwicklung von SG\IN{\giedion}, glaubt im März mal von Freiburg\IO{Freiburg} zu kommen. Briefe werde ich nur schreiben, wenn sie darum bittet, weil ich sonst nicht weiß, ob er's verträgt. Er öffnet oft ihre Briefe, vielleicht aber jetzt nicht mehr.{\tolerance1000\par} \uline{Alleine} Bahn nach Wolfgang\IO{Wolfgang}.~\neueseite{540499}\textbackslash (Parsenn)\textbackslash \tbentry{9}{1}{1926}{} \uline{\ulinesp{Alleinfahrt mit Fußknax.}} Wolfgang\IO{Wolfgang} (1633\,\textit{m}) ab~8,12. Parsennhütte\IO{Parsennhütte} (2280\,\textit{m}) passiert 9,30. Von hier bis Waldzone\IO{Waldschneise} keine Spur. Ich will in Küblis\IO{Küblis} Mittagszug kriegen. \sout{Kr\unl} Ist noch viel Zeit; daher Richtung Wasserscheide\IO{Wasserscheide} (vielleicht sogar Weissflue\fnA{Original \original{Weissfluh}.}). Ich komme aber zu hoch und gebe das auf. Furka\IO{Furka} (2436\,\textit{m}) 10,09\hbox{--}10,17. Prachtvolle Aussicht. Sonne. Von hier bis Conters\IO{Conters} keine Skiläufer. \ulinesp{In Waldzone (\textit{ca}.~1800\,\textit{m}) Sturz, Sehnenzerrung am linken Fußgelenk.} Weiterfahrt vorwiegend auf rechtem Ski. Hütte Conters Schwendi\IO{Conters!Schwendi} (1591\,\textit{m}) 11,42\hbox{--}11,52. Limonade. Später zwei oder dreimal Versuch, zu Fuß zu gehen. Geht nicht. Auftreten schmerzt zu sehr. Das Tal öffnet sich, Conters\IO{Conters} liegt ganz unten; ich gebe den Zug auf. Erreiche aber Conters\IO{Conters} (1133\,\textit{m}) 1,15. Leihe mir Rodel. 1,19~\hbox{--}~34 steile Abfahrt, ich lasse laufen; auf glattem Fahrweg (2,5\,\textit{km}~?). Küblis\IO{Küblis} (818\,\textit{m}) 1,34. Ein Mann zieht mich auf dem Schlitten zum Bahnhof\IO{Conters!Bahnhof} 1,41. Der Zug geht 1,46. Erreicht! Beschwerliches Umsteigen in Landquart\IO{Landquart}, Konstanz\IO{Konstanz}, Donaueschingen\IO{Donaueschingen}. 10,20~Himmelreich\IO{Himmelreich}. Grete\IN{\grete} hat mein Telegramm nicht bekommen. Elisabeth\IN{\elisabeth} ist da. \ulinesp{Zu Fuß }\uline{\ulinesp{nach Hause}}\ulinesp{, 1\,\textonehalf{} Stunden!}\ort{Wiesneck}~\neueseite{540497} \tbentry{10}{1}{1926}{} Nachmittags \ulinesp{Frau Gramm}\IN{\maue}, abends auch Herr Gramm\IN{\gramm}. Ich lege mich unten hin. Sie ist sehr vergnügt, fast aggressiv. Sie hört mit höchstem Interesse über meine Frage an Giedion\IN{\giedion}, aber ich breche ab, als Gramm\IN{\gramm} kommt. \tbentry{11}{1}{1926}{\strich} Nachmittags etwas aufgestanden, unten geschrieben. %\tbentry{12}{1}{1926}{} \tbentry{13}{1}{1926}{} Nachmittags {\lspitz}hinunter{\rspitz}, geschrieben. \tbentry{14}{1}{1926}{\strich} Nachmittags Elisabeth\IN{\elisabeth} mit Grete\IN{\grete} nach Freiburg\IO{Freiburg}, bis \gestrunl\ \unl{} \textit{Sa}~Nachmittag. (Ganzen Tag aufgestanden.){\tolerance2000\par} \tbentry{15}{1}{1926}{\strich} Nachmittags 2\,\hbox{--}\,3 Christiansen\IN{\christiansen} bei mir; über Konstitutionstheorie\IC{\konstitutionstheorie} gesprochen. \textwh{(Ganzen Tag aufgestanden.)} \tbentry{16}{1}{1926}{} Nachmittags \ulinesp{Albrecht}\IN{\albrecht} kurz hier. \ulinesp{Diagnose: Bruch des Wadenbeins!} \tbtwoA{268} \uline{\ulinesp{Frau Gramm}}\IN{\maue} kommt mit Elisabeth\IN{\elisabeth} (bis Montag bei Grete\IN{\grete}). Abends ich mit lahmem Bein auf der Chaiselongue, spreche mit ihr. \ulinesp{Kuss. Sie ist \unsicher{er\-schreckt}, später doch erfreut.} Beängstigt, aber beruhigt sich.~\neueseite{540493} \tbentry{17}{1}{1926}{} Gramms\IN{\gramm}\IN{\maue} vormittags in die Kirche\IO{}, dann Stunde bei Grete\IN{\grete}. Endlich kommt sie. Wir sprechen zusammen, auch noch nachmittags. Ihr Herz geht auf. Gewissensbedenken wegen der Kirche (Beichte). Mit Gott glaubt sie es gut ins Reine bringen zu können, nicht mit der Kirche, diese aber braucht sie doch wegen des Weges zu Gott (Sakramente, besonders Abendmahl). Ich mache ihr klar, \sout{an \unl} dass sie manches abstreifen muss, das nicht zu ihrem Wesen gehört, aber ihren Gottesglauben ruhig behalten kann. Nachmittags Liebensteins\IN{\albrecht}\IN{\manni} und Galls\IN{\galls}. Sie üben Ski. Sind abends zum Tee da. Abends mit Grammin\IN{\maue} alleine, Elisabeth\IN{\elisabeth} zu Christiansen\IN{\christiansen}. \tbentry{18}{1}{1926}{} Mit Grete\IN{\grete} und Grammin\IN{\maue} im Auto nach \uline{Freiburg}\IO{Freiburg}, \uline{Klinik}\IO{Freiburg!Klinik}. Röntgenaufnahme, Verband. Mittags bei Gramms\IN{\gramm}\IN{\maue}. Nachher Abschied; sie sehr lieb und dankt mir; wenn wir alleine sind, sagt sie immer Du (früher als ich). Geschrieben. Abends Elisabeth\IN{\elisabeth} zu Christiansen\IN{\christiansen}. \tbentry{19}{1}{1926}{\strich} Nachmittags Christiansen\IN{\christiansen} bei mir. Abends Elisabeth\IN{\elisabeth} zu Christiansen\IN{\christiansen}. \uline{Grete}\IN{\grete} hier. Ich erzähle von der Grammin\IN{\maue}. Wir sprechen lange zusammen und kommen uns wieder ganz nahe. \tbentry{20}{1}{1926}{} \ulinesp{Brief von der Grammin\IN{\maue}.}\fnE{Maue Gramm an Carnap, 19.\,I.\,1926 (\href{http://doi.org/10.48666/824856}{RC~024"~10"~50}).} Nachmittags Christiansen\IN{\christiansen} hier. Abends etwas fiebrig. \tbentry{21}{1}{1926}{} Ich bekomme das Kinderzimmer als Arbeitszimmer. Abends mit Fieber zu Bett. \uline{Grippe} (bis~26ten).~\neueseite{540501} %\tbentry{22}{1}{1926}{} \tbentry{23}{1}{1926}{} Abends kommt plötzlich \uline{\ulinesp{Hanne}}\IN{\hanne}, die wir erst \textit{Mo} erwarten. Sie erzählt mir von dem \ulinesp{Krach mit ihrem Vater} wegen ihres Lebens mit Hans Arnold\IN{\hansarnold}. Das ist ihr tiefer gegangen als wir angenommen hatten. Sie hat sehr darunter gelitten, gewinnt aber schon ihre {\lspitz}heitere{\rspitz} Überlegenheit wieder. Albrecht\IN{\albrecht} kurz da. \tbentry{24}{1}{1926}{} Grete\IN{\grete} kommt aus Freiburg\IO{Freiburg} zurück, bringt \ulinesp{Gramms\IN{\gramm}\IN{\maue} mit}. Merten\IN{\merten} kommt. Nachmittags wird unten gemeinsam Tee getrunken. Ich bitte \ulinesp{Dort\-che}\IN{\maue} alleine herauf und spreche mit ihr. Wie schön, dass sie ihrem \tbtwoA{269} Mann\IN{\gramm} gleich von mir gesprochen hat; über die ,,Form`` unseres Erlebnisses kann sie aber zu ihm noch nicht sprechen. \gestrunl\ Beim Abschied schenkt sie mir ganz schnell zwei Fotos von sich.\fnE{Vgl. Abb.\,\refcn{maue}.} Hanne\IN{\hanne} kommt heute nicht herüber. \tbentry{25}{1}{1926}{} Vormittags und nachmittags kommt \ulinesp{Hanne}\IN{\hanne} etwas zu mir. Wir verstehen uns wieder so gut, als wären wir \gestrunl\ nicht immer auseinander. \tbentry{26}{1}{1926}{} Fast fieberfrei. \tbentry{27}{1}{1926}{\strich} \uline{Freiburg}\IO{Freiburg}, im Frosch.\fnE{Vgl. TB~19.\,X.\,1925\diaryref{TB-19-X-1925}.} Klinik\IO{Freiburg!Klinik}, Verband ab, 1. Heißluftmassage. Mittags \ulinesp{mit Grete\IN{\grete} und Hanne\IN{\hanne} bei Gramms}\IN{\gramm}\IN{\maue}; \gestrunl\ als nachher die beiden Besorgungen machen, lässt Gramm\IN{\gramm} mich und Dörthe\IN{\maue} allein! Mit Elisabeth\IN{\elisabeth} und Hanne\IN{\hanne} bei Grete\IN{\grete} zum Tee, oben.~\neueseite{540503} \tbentry{28}{1}{1926}{} Geschrieben. \tbentry{29}{1}{1926}{\strich} Nachmittags mit Grete\IN{\grete} nach Freiburg\IO{Freiburg}, Massage. \ulinesp{Dörthe}\IN{\maue} kommt kurz zum Auto. \tbentry{30}{1}{1926}{} Abends bei Hanne\IN{\hanne} drüben. Geschrieben. \tbentry{31}{1}{1926}{\strich} \textwh{Geschrieben.} \tbentry{1}{2}{1926}{} Nachmittags mit Grete\IN{\grete} zu Frosch nach Freiburg\IO{Freiburg}, Massage. Abends Symphoniekonzert im Theater\IO{Freiburg!Theater}. \ulinesp{Dörthe\IN{\maue} kurz} in der Garderobe gesprochen.{\tolerance2000\par} \tbentry{2}{2}{1926}{} Nachmittags mit Grete\IN{\grete} nach Freiburg\IO{Freiburg}. \ulinesp{Ich will nicht zu Gramms\IN{\gramm}\IN{\maue}.} Grete\IN{\grete} bringt mir aber \ulinesp{Dortchens\IN{\maue} Brief}.\fnE{Maue Gramm an Carnap, 1.\,II.\,1926 (\href{http://doi.org/10.48666/824858}{RC~024"~10"~46}).} Deshalb nach Klinik\IO{Freiburg!Klinik} (Massage, orthopädische Maschine) doch hin; \ulinesp{ich will mit dem Professor\IN{\gramm} sprechen. Aber Dortchen\IN{\maue} ist zu Hause. Mit ihr 1~Stunde gesprochen. Alles Gequälte über\-wun\-den.} Sie kommt morgen mit hinaus. Abends mit Mertens\IN{\merten}\IN{\maurerfrau} in seinem politischen Kursus. Über die verschiedenen Mächte des politischen Lebens. Gute Neutralität und doch interessant. Bei Mertens\IN{\merten}\IN{\maurerfrau} übernachtet. \tbentry{3}{2}{1926}{} Klinik\IO{Freiburg!Klinik}, Massage. \ulinesp{Dortchen}\IN{\maue} fährt mit im Frosch mit hinaus. \ulinesp{Ihr Mann\IN{\gramm} weiß alles} und verträgt es gut, um ihretwillen froh darüber. Den ganzen Nachmittag hier \gestrunl\ mit ihr verbracht. \textspkl{(}Grete\IN{\grete} und Hanne\IN{\hanne} kommen zum Tee.\textspkl{)}~\neueseite{540507} Wir sind sehr froh, uns endlich wieder richtig aussprechen zu können. Sie ist jetzt ganz frei und froh. \tbtwoA{270} Abends kommt Wilken\IN{\wilken}, um am Grammophon eine Bruckner\IN{\bruckner}-Symphonie zu hören. Ich liege auf dem Boden dabei und schaue \ulinesp{Dortchen\IN{\maue} an}, die auf der Truhe am Ofen sitzt. Sie übernachtet bei Grete\IN{\grete}. \tbentry{4}{2}{1926}{\strich} Vormittags und nachmittags mit \ulinesp{,,Maue`` (Dortchen)}\IN{\maue} zugebracht. Sie erzählt auch viel von ihren Eltern und Geschwistern, auch von ihrer Verlobungsgeschichte. \ulinesp{Sie ist stark beeindruckt und froh über die ,,Wiesnecker Atmosphäre`` und über meine einfache Menschlichkeit.} Nachmittags zum Tee bei Grete\IN{\grete}. Dann noch kurz mit ihr \textspkl{Maue}\IN{\maue} spazieren. (Währenddessen sprechen Elisabeth\IN{\elisabeth}, Grete\IN{\grete} und Hanne\IN{\hanne} über mich und sie; sie ist ihnen jetzt fremd, weil sie infolge Befangenheit zu laut und {\lspitz}gesprächig{\rspitz} ist; Elisabeth\IN{\elisabeth} erzählt es mir abends; das ist betrüblich für mich.) Maue\IN{\maue} mit Grete\IN{\grete} nach Freiburg\IO{Freiburg}. Alleine etwas geschrieben, und noch über Maue\IN{\maue} usw. gedacht. \tbentry{5}{2}{1926}{} \sout{Nachmittags mit Grete\IN{\grete} nach Freiburg\IO{Freiburg}, Massage.} Nachmittags 3\textsuperscript{h} mit Bahn nach Freiburg\IO{Freiburg}. Zum Tee \ulinesp{zu Gramms}\IN{\gramm}\IN{\maue}, dort auch Herr und Frau Scholl\IN{\scholl}\IN{\schollfrau}, \ulinesp{die Grammin\IN{\maue} sagt vor allen ,,Du`` zu mir}. Zur Massage 7 in die Klinik\IO{Freiburg!Klinik}. Konzert Döbereiner\IN{\doebereiner}, alte Musik auf alten Instrumenten. Ich sitze mit Grete\IN{\grete} und Hanne\IN{\hanne}, vorne Elisabeth\IN{\elisabeth} und Christiansen\IN{\christiansen}, oben Gramms\IN{\gramm}\IN{\maue} und Vater Stadler\IN{\stadlervater}. \textspkl{(}Nachmittags kam schon Elisabeth\IN{\elisabeth} Fruchtwasser, vielleicht Geburt schon nahe.\textspkl{)}{\tolerance2000\par} Mit Grete\IN{\grete} und Hanne\IN{\hanne} heim. Nachts fingen Elisabeths\IN{\elisabeth} Wehen an, als sie \textspkl{wohl mit Christiansen\IN{\christiansen}} im Engel\IO{Freiburg!Hotel Engel} \textspkl{wohl in Freiburg}\IO{Freiburg} wohnt. Christiansen\IN{\christiansen} muss Gramms\IN{\gramm}\IN{\maue} und Diepgen\IN{\rjdiepgen} herbeitelefonieren.~\neueseite{540511} \ulinesp{Frau Gramm\IN{\maue} bringt Elisabeth\IN{\elisabeth} zum Loretto-Krankenhaus}\IO{Freiburg!Loretto-Krankenhaus} und bleibt die Nacht bei ihr. \ulinesp{Sie sagen ,,Du``.} \tbentry{6}{2}{1926}{} Auf die telefonische Nachricht morgens mit Grete\IN{\grete} nach Freiburg\IO{Freiburg}. Elisabeth\IN{\elisabeth} besucht, die Wehen sind schwach. Zur Fußmassage. Dann \ulinesp{von Gramms}\IN{\gramm}\IN{\maue} an Elisabeth\IN{\elisabeth} telefoniert. Zu Mertens\IN{\merten}\IN{\maurerfrau}, dort bis abends geblieben. Als ich abends 6~Uhr das Krankenhaus\IO{Freiburg!Krankenhaus} anrufe, ist gerade Elisabeth\IN{\elisabeth} am Apparat um uns anzurufen; gerade vorher hatte Christiansen\IN{\christiansen} angerufen und sie auch am Apparat getroffen. Die Wehen haben ausgesetzt und sie zieht in ein anderes Zimmer. Ich gehe hinauf zu ihr und bleibe die Nacht bei ihr, da 2 Betten da sind. Grete\IN{\grete} und Hanne\IN{\hanne} kommen kurz zu Besuch. \tbentry{7}{2}{1926}{} Da die Wehen ganz aufgehört haben, steht Elisabeth\IN{\elisabeth} auf. \ulinesp{Zusammen zu Gramms\IN{\gramm}\IN{\maue}.} Da große Überraschung als Elisabeth\IN{\elisabeth} kommt. Mit Gramms\IN{\gramm}\IN{\maue} in Kunstverein\II{Kunstverein Freiburg}, Jutz'\IN{\hotz} Bilder. \ulinesp{Mit Gramm\IN{\gramm} philosophiert, mit der Grammin\IN{\maue} \tbtwoA{271} geplaudert.} Nachmittags zu Mertens\IN{\merten}\IN{\maurerfrau}, später kommt auch Elisabeth\IN{\elisabeth} hin. Geht dann ins Krankenhaus\IO{Freiburg!Krankenhaus} zurück. Abends 9\textsuperscript{h} fangen die Wehen richtig an. 9\,\textthreequarters{} wird \uline{\ulinesp{Eline}} Dorothea\IN{\eline} geboren. Die letzten Minuten schaue ich zu, wie der Kopf herauskommt und dann der Körper.~\neueseite{540509} (Elisabeth\IN{\elisabeth} hat die Namen gewählt: Eline als Variation von ,,Elisabeth``, Dorothea weil gleicher Bedeutung mit Theodor, das Christiansen\IN{\christiansen} wünschte, als Gabe Gottes, und zugleich wegen Dörthe\IN{\maue}). Elisabeth\IN{\elisabeth} ist froh und kann schon wieder lachen, aber dann kommen die Schmerzen der Nachgeburt. Nachts immer noch Nachwehen, ich wohne noch mit dort. \tbentry{8}{2}{1926}{} \ulinesp{Dortchen}\IN{\maue} kommt und bringt Schneeglöckchen. Mit ihr in die Stadt. Klinik\IO{Freiburg!Klinik} Massage 8. Mittagessen \ulinesp{bei Gramms}\IN{\gramm}\IN{\maue}. Wir drei sind sehr vergnügt und necken uns. Gramm\IN{\gramm} erzählt die Spukgeschichten seiner Jugend. Nachher mit Dortchen\IN{\maue} geplaudert; ob ich sie mal ganz sehen werde, sie wagt nicht zu antworten. Zum Notariat\IO{Freiburg!Notariat}, dann zu Elisabeth\IN{\elisabeth}. Grete\IN{\grete} \sout{kommt} und Hanne\IN{\hanne} kommen aus Tengen\IO{Tengen} zurück. Mit ihnen heimgefahren. Abends lange \ulinesp{mit Hanne\IN{\hanne} gesprochen}, über mich jetzt, Elisabeths\IN{\elisabeth} Verhältnis zu Christiansen\IN{\christiansen}, daraus mein Alleinsein und Hinwendung zu anderen, CW\IN{\giedionfrau}~und Dörthe\IN{\maue}. Wir verstehen uns gut, und obwohl ich nichts vom Kind sage, versteht sie auch meine innere Loslösung von Elisabeth\IN{\elisabeth} als notwendig. Sie sieht mich hauptsächlich an mein Werk gebunden. (Vorher Wilkens\IN{\wilken}\IN{\wilkenfrau} kurz da.) \tbentry{9}{2}{1926}{\strich} Geschrieben.~\neueseite{540513} \tbentry{10}{2}{1926}{} Mit Grete\IN{\grete} zu Elisabeth\IN{\elisabeth} nach \uline{Freiburg}\IO{Freiburg}. Massage 9 in der Klinik\IO{Freiburg!Klinik}. Zurück. Abends Hanne\IN{\hanne} bei mir. Über Tolstoj\IN{\tolstoj}, die Kirche; Hans Arnold\IN{\hansarnold}. \tbentry{11}{2}{1926}{} Mit Grete\IN{\grete} nach Freiburg\IO{Freiburg}. Alle Kinder\IN{\annemarie}\IN{\hanneliese}\IN{\johannes} zu Elisabeth\IN{\elisabeth}, um das Kind\IN{\eline} zu sehen. Ich in Klinik\IO{Freiburg!Klinik}, Massage. Dann Arzt-Untersuchung: Noch 5~Massagen. 2\textsuperscript{h} zu Grammin\IN{\maue}, bis~5. (Gespräch: ,,Ja``~wichtiger als die Realität.) Zu Elisabeth\IN{\elisabeth} ins Krankenhaus\IO{Freiburg!Krankenhaus}. Abends bei Grete\IN{\grete} und Hanne\IN{\hanne} drüben. \tbentry{12}{2}{1926}{} In Gretes\IN{\grete} Wohnzimmer gearbeitet. Abends Hanne\IN{\hanne} hier. Über Grete\IN{\grete} und Albrecht\IN{\albrecht}; allgemeine Probleme. Etwas Cello gespielt. \tbentry{13}{2}{1926}{\strich} Grete\IN{\grete} zu Bett. Mit Bahn nach Freiburg\IO{Freiburg}, 3\,\hbox{--}\,6; zu Elisabeth\IN{\elisabeth}. \ulinesp{Abfahrt im Zug mit der Grammin\IN{\maue}; sie zu ihrem Mann\IN{\gramm}.} \tbtwoA{272} Abends Gall\IN{\gall} bei mir. Über Gottesbegriff, Möglichkeit des Sprechens usw.; nicht als Handwerk. \tbentry{14}{2}{1926}{Maue?}\IN{\maue} \ulinesp{Die Grammin\IN{\maue} den ganzen Tag bei mir.} Sie erzählt, dass sie immer Verlangen hatte nach \ulinesp{,,einfachem Sein`` \textspkl{\textit{Sein}}, im Gegensatz zur Leistungsmoral}. Kluge Menschen, Briefwechsel Caroline\IN{\humboldtcaroline} Humboldt\IN{\humboldtwilhelm}.\fnE{Vgl. Humboldt und Humboldt, \emph{Wilhelm und Caroline von Humboldt in ihren Briefen}.} Ihr Mann\IN{\gramm} unterdrückt dies. Abends 10\textsuperscript{h} begleite ich sie heim.~\neueseite{540519} \tbentry{15}{2}{1926}{} Mit Grete\IN{\grete} nach Freiburg\IO{Freiburg}. Massage (1.~oder 2.~Reihe). Mittags bei \ulinesp{Elisabeth}\IN{\elisabeth}, bis~4~Uhr; auf Mercystraße\IO{Freiburg!Mercystraße} spazieren gegangen. \ulinesp{Sie will nicht, dass ich Hanne\IN{\hanne} alles sage. Ich versuche ihr bewusst zu machen, wie stark sie sich von mir losgelöst hat.} \gestrunl\ Mit Bahn\IO{Freiburg!Bahn} zurück. \ulinesp{Gramm\IN{\gramm} kommt zu mir, bringt Brief von der Grammin\IN{\maue} und redet mir zu, abends sie zu besuchen}, sie ist erkältet. \ulinesp{Ich bitte ihn um ein offenes Wort und er sagt mir ruhig, wie er alles ansieht:} Dass ihr etwas gefehlt hat, seit langem schon, dass sie es haben muss, dass er ihr Freiheit geben will, weil alles gewaltsame Absperren das Gegenteil bewirken würde (ist das Christiansens\IN{\christiansen} Einfluss?). Es wird doch bald in ruhigere Bahnen kommen, bei ihr sei das noch nicht so. Er habe Vertrauen zu mir. Er sei doch unsicher geworden und nicht so ruhig geblieben, wie es nach außen den Anschein hatte. Ich bin sehr froh über diese Offenheit und auch {\lspitz}ruhig{\rspitz} trotz der Erschütterung, die ihn offenbar gepackt hat. Nach dem Essen \ulinesp{nimmt er mich mit zur Grammin}\IN{\maue} und geht in den Hirschen\IO{Kirchzarten!Gasthaus Zum Hirschen}. Sie liegt bekleidet auf dem Bett. Wir sprechen über mögliche Wanderung, über möglichen (unmöglichen) Besuch in Wien\IO{Wien}, über mein Gespräch mit ihm usw. Ich kann um~10 nicht weg, weil er den Schlüssel mit hat. Er kommt \textonehalf{}\,12, ich gehe. \tbentry{16}{2}{1926}{} Gekramt, auf \ulinesp{Grammin}\IN{\maue} gewartet. Mittags Nachricht: Sie \ulinesp{hat Grippe}, 39\,\textordmasculine{} Fieber, nicht zu besuchen. \textonehalf{}\,6 gehe ich hin, es geht etwas besser, ich kann bei ihr sein, 1~Stunde. (Inzwischen telefoniert mir Gramm\IN{\maue}, ich soll kommen.)~\neueseite{540521} \tbentry{17}{2}{1926}{} \sout{\textonehalf{}\,11\,\hbox{--}\,\textonehalf{}\,1 bei Maue\IN{\maue}. Ihr Traum von unserem Kind.} Mit Grete\IN{\grete} nach Freiburg\IO{Freiburg}. Massage (2.). Verhandlung mit Lueck\IN{\lkaeufer} über Verkauf von Wiesneck\IO{Wiesneck}.\fnE{Der hier bereits anvisierte Verkauf von Wiesneck fand offenbar erst 1931 statt. Vgl. TB~14.-22.\,VIII.\,1931.} \ulinesp{Besorgungen}, auch \ulinesp{für Maue}\IN{\maue} allerhand. Zu Elisabeth\IN{\elisabeth}. \sout{Abend} Sie sagt, dass Christiansen\IN{\christiansen} Abschied machen will, da er aus meinem Brief bemerkt habe, dass ich es nicht länger ertragen könne. Bei Lie\-\tbtwoA{273}bensteins\IN{\albrecht}\IN{\manni} gegessen (Blumenstock für Maue\IN{\maue}!). Mit ihnen im Auto hinaus, Albrecht\IN{\albrecht} fährt mich bis \ulinesp{zu Lenas\IN{\lena} Häusle}. \textonehalf{}\,9\,\hbox{--}\,10 \ulinesp{bei Maue}\IN{\maue}. Es geht ihr ziemlich besser, das Bild darf ich aber nicht da lassen (Holbein\IN{\holbein} Kopf),\fnE{Vermutlich ein Gemälde von Hans Holbein bzw. eine Reproduktion davon.} sie sieht es gar nicht an. \tbentry{18}{2}{1926}{} \textonehalf{}\,11\,\hbox{--}\,\textonehalf{}\,1 \ulinesp{bei Maue}\IN{\maue}. Sie \ulinesp{hat versucht, einiges ,,abzuwürgen``, ohne Erfolg}. Sie \ulinesp{wird nun doch wieder freier}. \ulinesp{Ihr Traum von unserem Kind.} 3\textsuperscript{h} \ulinesp{Elisabeth\IN{\elisabeth} und Eline\IN{\eline} kommen heim}. Grete\IN{\grete} und Hanne\IN{\hanne} nachmittags hier. Mit Hanne\IN{\hanne} über Tolstoj\IN{\tolstoj} gesprochen. Ihr Brief an ihren Vater. Abends \ulinesp{Gramm\IN{\gramm} hier, Besuch bei Elisabeth\IN{\elisabeth}}. \tbentry{19}{2}{1926}{\strich} 11\textsuperscript{h} mit Bahn nach \uline{Freiburg}\IO{Freiburg}; zu Mertens\IN{\merten}\IN{\maurerfrau}. Klinik\IO{Freiburg!Klinik}; \ulinesp{Großmama Gramm\IN{\grammgrossmama} besucht.} Besorgungen. Konzert Pauer\IN{\pauer}, Grete\IN{\grete} und Hanne\IN{\hanne} getroffen, mit ihnen im Auto hinaus. Große Tafel Schokolade; wir sind lustig.~\neueseite{540515}{\tolerance1000\par} \tbentry{20}{2}{1926}{} Weil Gramm\IN{\gramm} in Freiburg\IO{Freiburg}, Vor- und Nachmittag \ulinesp{bei Maue\IN{\maue} am Bett}. Sie erzählt von Florenz\IO{Florenz}. \ulinesp{Hanne}\IN{\hanne} kommt mal \ulinesp{kurz herein}. \ulinesp{Brief von Christiansen\IN{\christiansen}: Meine Beziehung zu Maue\IN{\maue} missfällt ihm; er löst sich von Elisabeth\IN{\elisabeth} und wünscht, dass auch ich zurückkehre.} \ulinesp{Abends mit Elisabeth\IN{\elisabeth} gesprochen. Sie ist sehr niedergedrückt durch seine gewaltsame Lösung.} \tbentry{21}{2}{1926}{} Vormittags \ulinesp{Gramm\IN{\gramm} hier}, \ulinesp{tröstet Elisabeth}\IN{\elisabeth} etwas über Christiansens\IN{\christiansen} unorganisches Vorgehen. \ulinesp{Bittet mich, nachmittags zu Maue\IN{\maue} zu kommen.} \ulinesp{Nachmittags zu Gramms\IN{\gramm}\IN{\maue}.} \ulinesp{Erst mit ihm gesprochen.} Sehr offen. Seit gestern hat er wieder sehr gute Fühlung mit Maue\IN{\maue}, fühlt, dass sie ruhiger ist, gereift durch alles, ist sehr froh. 2\,\hbox{--}\,5 \ulinesp{bei Maue}\IN{\maue}. Sie erzählt auf einmal die ,,unpassende`` Geschichte vom Tragen zum Nachbarn. Dadurch kommt das ganze Problem heraus, das ich immer noch verschwiegen hatte. (,,bambino``.) Ich mache ihr klar, dass dies für sie wichtiger und notweniger wäre als ich. Der ,,Nachbar`` könnte einer sein, den sie nicht wirklich liebt, weil sonst zu starke Bindung kommt. Oder wir müssten dann auf weitere äußere Beziehung verzichten. Sie glaubt kaum, dass Gramm\IN{\gramm} es jemals können wird, sowohl persönlich als wegen der bindenden Gesetze (innerlich empfundene kirchliche Gesetze). Ich mache ihr klar, dass es jedenfalls \uline{das entscheidende Problem} für den Inhalt ihres Lebens ist.~\neueseite{540517}\textspns{Grete und Hanne.} Abends \ulinesp{Grete\IN{\grete} und Hanne}\IN{\hanne} bei uns, ich lese Curt Goetz\IN{\goetz} vor,\fnE{Vgl. TB~2.\,III.\,1926\diaryref{TB-2-III-1926}.} zu großer Erheiterung. \tbtwoA{274} \tbentry{22}{2}{1926}{\strich} Abends zu Maue\IN{\maue}, Gramm\IN{\gramm} in Freiburg\IO{Freiburg}. \tbentry{23}{2}{1926}{\strich} Vormittags \ulinesp{zu Maue}\IN{\maue}, Gramm\IN{\gramm} in Freiburg\IO{Freiburg}. \ulinesp{Gramm\IN{\gramm} hat ihr gesagt, viel\-leicht darf sie mal mit mir verreisen, z.\,B. nach England\IO{England}.} \ulinesp{Sie erzählt viel, und freut sich doch, als ich sie lieber ruhig habe, um sie selbst zu ha\-ben.} \uline{Grete\IN{\grete} nach Hamburg\IO{Hamburg}.} Mit nach \uline{Freiburg}\IO{Freiburg}. Massage~(4.), Mertens\IN{\merten}\IN{\maurerfrau}. Albrecht\IN{\albrecht} fährt Hanne\IN{\hanne} und mich um~7 hinaus (für 3,--~= \textonehalf{}~Pfund Pralinen). \tbentry{24}{2}{1926}{} Nachmittags mit Hanne\IN{\hanne} auf den Sonnenberg\IO{Sonnenberg}. Abends sagt mir Elisabeth\IN{\elisabeth} \ulinesp{Christiansens\IN{\christiansen} Antwort auf meinen Brief}. \tbentry{25}{2}{1926}{} Nachmittags und abends \ulinesp{bei Maue}\IN{\maue}. Spazieren in den Wald, in der Sonne geschlafen. Nachher \ulinesp{lange über Katholizismus gesprochen}. Elisabeth\IN{\elisabeth} und Hanne\IN{\hanne} zum Stepun\IN{\stepun}-Vortrag. \klammerabsatz{0,79}{%8 \tbentry{26}{2}{1926}{\strich} Vormittags \ulinesp{mit Maue\IN{\maue} spazieren (vorher das Wa\-schen!)}. Auf der \unsicher{Kettler}er Bank. Zeitlos und glücklich.\\ Fritz Pess\unl r\IN{\pesserfritz} aus \unsicher{Moskau} zurück.\\ \tbentry{27}{2}{1926}{} Abends kommen Gramms\IN{\gramm}\IN{\maue}, er berichtet von Stepuns\IN{\stepun} Dostojewski\IN{\dostojewski}-Vortrag; Gespräch, Hanne\IN{\hanne} lebhaft. } {Hanne\IN{\hanne} auf den Feldberg\IO{Feldberg} bei Sommers\IN{\rjsommers}.~\neueseite{540523}} \textspns{(Hanne\IN{\hanne} reist ab.)} \tbentry{28}{2}{1926}{} Elisabeth\IN{\elisabeth} bekommt Grippe. \ulinesp{Abends zu Maue\IN{\maue}}, weil Gramm\IN{\gramm} plötzlich nach Freiburg\IO{Freiburg}. \ulinesp{Letzter Abend im Lena\IN{\lena} Häusle! Schwerer Abschied.} \tbentry{1}{3}{1926}{} \ulinesp{Zu Maue\IN{\maue}.} Sie ist noch zu Bett, steht auf und \ulinesp{wäscht sich in meiner Gegenwart}. \ulinesp{Abschied von ihrer Buchenbacher Zeit\IO{Buchenbach}.} Nachmittags etwas und abends \ulinesp{mit Hanne}\IN{\hanne}. Sie ist froh über ihre Zeit hier, wir verstehen uns gut. Wir wissen nicht, wann und wo wir uns wiedersehen; vielleicht verkaufen wir ja inzwischen unser Haus, weil Elisabeth\IN{\elisabeth} fortziehen will. Vielleicht auch geht sie inzwischen weg. Wir werden uns trotzdem nicht verlieren. \tbentry{2}{3}{1926}{} \uline{Hanne\IN{\hanne} reist ab}, bringt \uline{Töchterle\IN{\annemarie} und Hanneliese}\IN{\hanneliese} bis Köln\IO{Köln}, die nach Vollmerhausen\IO{Vollmerhausen} reisen. Ich 7\textsuperscript{h} mit nach Freiburg\IO{Freiburg} und bring' sie in den Zug. Klinik\IO{Freiburg!Klinik}, 5. Massage, Schluss. Arzt-Untersuchung: Einlage nötig; mittags Abguss. \textonehalf{}\,3 \ulinesp{zu Maue}\IN{\maue}. Später \ulinesp{Tee mit Gramm}\IN{\gramm}, er ist heiter und gut aufgelegt. Sie geht mit mir in die Stadt, in grüner Jacke und grünem Hut. \ulinesp{Abends mit Maue\IN{\maue} zum \textit{VHS}\II{\rjvhsfreiburg} Schlussfest.}\gestrunl\ Aufführungen von Curt Goetz\IN{\goetz}: \tbtwoA{275} Lohengrin (die Pleite der beiden Kompagnons) und ,,Der Hund im Hirn`` (der heroische Tittori).~\neueseite{540527} Ich muss bei Mertens\IN{\merten}\IN{\maurerfrau} übernachten, kann Maue\IN{\maue} nicht nach Hause bringen. Abschied auf der Straße. Bei Mertens\IN{\merten}\IN{\maurerfrau} Küsse gezählt. \tbentry{3}{3}{1926}{\strich} Mit Merten\IN{\merten} Sachen aus {\lspitz}Paulussaal{\rspitz}\IO{Freiburg!Paulussaal} gekramt; über Willensfreiheit. 12\textsuperscript{h}~heimgefahren. Elisabeth\IN{\elisabeth} noch zu Bett, aber besser. \tbentry{4}{3}{1926}{\strich} Gekramt; ,,Jahr der Wandlung`` gelesen (Ask und Embla\IW{\jahrderwandlung}).\fnE{Kraze, \emph{Jahr der Wandlung}. Ask und Embla bezeichnen mythische Baumgestalten in diesem Buch.} Abends \ulinesp{an Maue\IN{\maue} geschrieben (zum ersten Mal)}. Dann bis~12 noch \ulinesp{Gespräch mit Elisabeth}\IN{\elisabeth} oben, über Christiansens\IN{\christiansen} Theorie des ,,Entweder~\hbox{--}~Oder`` bei erotischen Beziehungen. %\tbentry{5}{3}{1926}{} \tbentry{6}{3}{1926}{\strich} Merten\IN{\merten} hier. Über Willensfreiheit. Abends \ulinesp{mit Elisabeth\IN{\elisabeth} lange über Trennung gesprochen}, in aller Ruhe und schön. \tbentry{7}{3}{1926}{} Vormittags kommen Albrecht\IN{\albrecht} und Fräulein Resche\IN{\ruschefraeulein}, haben die Nacht im Regen auf dem Hügel geschlafen! \tbentry{8}{3}{1926}{} 11\textsuperscript{h} Freiburg\IO{Freiburg}. \ulinesp{Maue\IN{\maue} ist sehr krank und bleich;} später kommt der Arzt: \ulinesp{Darmblutungen;} sie soll absolut ruhig liegen, hat Blutverlust gehabt; und gerade vorher hat sie sich noch so bewegt, und ich sie! Über ihr Mitkommen nach Glaris\IO{Glaris} geplaudert, kommt aber nicht in Betracht wegen Krankheit.~\neueseite{540525} \tbentry{9}{3}{1926}{\strich} Gramm\IN{\gramm} telefoniert; wieder Zustand von Maue\IN{\maue}, \sout{Ziegler}\IN{\zieglerarzt} hat Kochsalzlösungsinfusion gemacht. Ich schreibe an Ziegler\IN{\zieglerarzt} wegen Transfusion (Irrtum; es war Fickler\IN{\ficklerarzt}). Abends mit Elisabeth\IN{\elisabeth} über Monismus vorgelesen; über Monismus und ihren Katholizismus mit ihr gesprochen. %\tbentry{10}{3}{1926}{} \tbentry{11}{3}{1926}{} 11\textsuperscript{h} Freiburg\IO{Freiburg}; kurz \ulinesp{zu Maue}\IN{\maue}, und nachmittags länger. Sie liegt noch ganz still, es geht ihr aber besser. Ich telefoniere mit Doktor Fickler\IN{\ficklerarzt}, der über ihren Zustand beruhigende Auskunft gibt. Mit \ulinesp{Gramm\IN{\gramm} und Lütte}\IN{\luette} Tee getrunken. Maue\IN{\maue} erzählt mir von Lüttes\IN{\luette} Problem, zu wenig Taschengeld, Walters\IN{\walterluette} vornehmes Leben. \tbentry{12}{3}{1926}{} \uline{Grete\IN{\grete} und Walter\IN{\diederichsenwalter} kommen;} ich hole sie in Freiburg\IO{Freiburg} ab, bleibe aber dort; Klinik\IO{Freiburg!Klinik}, Einlagen angepasst. \ulinesp{Maue\IN{\maue}.} \tbtwoA{276} Abends mit Elisabeth\IN{\elisabeth} bei Diederichsens\IN{\diederichsenwalter}\IN{\grete}. Sie erzählen von ihren Plänen, und von Mexiko\IO{Mexiko}. \tbentry{13}{3}{1926}{\strich} (Abends \unsicher{Grel}\IN{\grel} aus Heidelberg\IO{Heidelberg} bei Maue\IN{\maue}.) \tbentry{14}{3}{1926}{} 11\textsuperscript{h} nach Freiburg\IO{Freiburg}. \ulinesp{Zu Maue\IN{\maue}.} Mit Gramm\IN{\gramm} über Polarität usw. diskutiert. Nachher noch mal kurz zu Maue\IN{\maue}. Elisabeth\IN{\elisabeth} wieder Fieber, zu Bett. Abends ich bei Diederichsens\IN{\diederichsenwalter}\IN{\grete}. \tbentry{15}{3}{1926}{\strich} Abends mit Grete\IN{\grete} und Walter\IN{\diederichsenwalter} zum Bachkonzert\IN{\bach} von Edwin\fnA{Original \original{Erwin}.} Fischer\IN{\fischererwin}; sehr schön.~\neueseite{540531} \tbentry{16}{3}{1926}{} \uline{Freiburg\IO{Freiburg}.} Merten\IN{\merten}. \uline{Einlagen} in Klinik\IO{Freiburg!Klinik} bekommen. 5\,\hbox{--}\,7 \ulinesp{bei Grammin}\IN{\maue}. Abends Vortrag von Merten\IN{\merten} über das Problem der Willensfreiheit.\fnA{Es folgen zwei leere Einträge, beim 18.\,III. das Symbol \original{\strich}.} %\tbentry{17}{3}{1926}{} %\tbentry{18}{3}{1926}{\strich} \tbentry{19}{3}{1926}{} Rosen heute geschnitten. Abends Grete\IN{\grete} und Walter\IN{\diederichsenwalter} hier. Sie wollen vielleicht im Mai nach Mexiko\IO{Mexiko}. \tbentry{20}{3}{1926}{} Vormittags \ulinesp{bei Maue}\IN{\maue}; gestern ist \ulinesp{die alte Frau Gramm\IN{\grammgrossmama} gestorben}. Abends \ulinesp{an Maue\IN{\maue} geschrieben}. \tbentry{21}{3}{1926}{} Mit Grete\IN{\grete} und Walter\IN{\diederichsenwalter} im Frosch \uline{zu Stackelberg}\IN{\stackelberg}\ort{Tengen} (100\,\textit{km}, 3~Stunden). Kindweihe für Hans Jürgen\IN{\stackelberghansjuergen}. Die Freunde sprechen auch einige Worte; ich über Aufgabe der Zukunftsgestaltung. Stampa\IN{\stampa} kennengelernt und den Physiker Fues\IN{\fues}. Musik. Feuer. Stackelberg\IN{\stackelberg} liest Onkel Bräsig\IW{\onkelbraesig}\fnE{Hauptfigur aus Fritz Reuter, \emph{Ut mine Stromtid}.} vor. Tanzen. (Beim Tanz, Essen, Feuerspringen usw. sind fast immer die Ehe\-leute zusammen!) Finsler\IN{\fischerbauer} spielt sehr gut Cello, ist Bauer auf dem Haslacher Hof\IO{Haslacher Hof}. Stackelbergs\IN{\stackelberg} Bruder mit deutsch-russischer Frau, wohnen in Freiburg\IO{Freiburg}. Der Keramiker Schreder\IN{\schreder} und Frau. Disput über Höherwerden der herabgestimmten Cellosaite; ich leugne Möglichkeit mit Fues\IN{\fues}, muss aber schließlich dessen Erklärung von {\lspitz}elastischer{\rspitz} Nachwirkung zugeben.~\neueseite{540533} \tbentry{22}{3}{1926}{} Grete\IN{\grete} nimmt die Freiburger Stackelbergs\IN{\stackelbergbruder}\IN{\stackelbergbruderfrau} im Auto mit. Ich fahre mittags mit Stackelberg\IN{\stackelberg} zu Stampa\IN{\stampa}, wir bleiben den Nachmittag dort. Stackelberg\IN{\stackelberg} und ich sprechen für Industrialisierung der Landwirtschaft, Stampa\IN{\stampa} und Frau\IN{\stampafrau} dagegen. Sie bringen mich zur Bahn. 7\,\hbox{--}\,10\,\textonehalf{} heimgefahren.\ort{Wiesneck} \tbentry{23}{3}{1926}{} 11\textsuperscript{h} nach Freiburg\IO{Freiburg}. \ulinesp{Zu Maue}\IN{\maue}, weil sie es wünschte. Herr Stadler\IN{\stadlervater} da, wegen der gestrigen Beerdigung von Frau Gramm\IN{\grammgrossmama}. \pagebreak Nach Tisch mit Lütte\IN{\luette} \tbtwoA{277} auf den Schlossberg\IO{Freiburg!Schlossberg} spazieren. Ihre Vorurteile gegen Geld annehmen und anderes haben sich schon wesentlich gelockert, sodass ich gar nicht zu pruckeln\fnE{Landschaftl. (v.\,a. im Bergischen Land) für bohren, stochern, schüren.} brauche, sondern nur einiges von selbst klar werden lasse. 3\,\hbox{--}\,6 wieder bei Maue\IN{\maue} gesessen. Über Siddhartha\IW{\hessesiddhartha} von Hesse\IN{\hesse}. \ulinesp{Ob sie mal nach Wien\IO{Wien} kommen kann, Gramm\IN{\gramm} ist anscheinend dafür.} Wieder elektrisches Licht im Hause! Abends \gestrunl\ Gymnastikstunde bei Grete\IN{\grete}, zum ersten Mal wieder mitgemacht. \tbentry{24}{3}{1926}{\strich} Abends bei Diederichsen\IN{\diederichsenwalter}. \tbentry{25}{3}{1926}{} Abends mit Wilken\IN{\wilken} Bach\IN{\bach} und Beethoven\IN{\beethoven} gespielt. \tbentry{26}{3}{1926}{\strich} Freiburg\IO{Freiburg}. Mittags bei Merten\IN{\merten}. Nachmittags \ulinesp{bei Maue}\IN{\maue}. Lütte\IN{\luette} ist weg; Schnurrin\IN{\gramm} hat langes Gespräch über unsere ,,naturalistische`` Moral gehabt mit Maue\IN{\maue}. Abends mit Wilken\IN{\wilken} Bach\IN{\bach} und Beethoven\IN{\beethoven} gespielt.~\neueseite{540535} %\tbentry{27}{3}{1926}{} \tbentry{28}{3}{1926}{} Nachmittags \ulinesp{zu Maue}\IN{\maue}; schöner, stiller Nachmittag. \ulinesp{Vielleicht kommt sie doch nach Wien\IO{Wien}.}{\tolerance2000\par} Abends Matthäus-Passion von Schütz\IN{\schuetz}. \tbentry{29}{3}{1926}{} Weibel\IN{\rjweibel} hier wegen Bücherverkauf. Abends bei Grete\IN{\grete} 1.~Probe des St\editorl{ückes} ,,Taube in der Hand``.\fnE{Siehe TB~4.\,IV.\,1926\diaryref{TB-4-IV-1926}.} \tbentry{30}{3}{1926}{} Nachmittags \ulinesp{bei Maue}\IN{\maue}. Wir sind vergnügt \ulinesp{(sie hat mir von der Mög\-lich\-keit Wien\IO{Wien} geschrieben)}. Ich trage sie ins Ostzimmer hinüber. %\tbentry{31}{3}{1926}{} \tbentry{1}{4}{1926}{} Mittags \ulinesp{zu Maue}\IN{\maue}. Ich hatte ihr meinen alten Brief an Hanne\IN{\hanne} dagelassen. Jetzt \ulinesp{lese ich ihre harte Antwort an mich (,,Taktlosigkeit``~\ldots{})}; aber sie sagt, dies sei schon wieder überwunden. Wie ahnungslos ich ihr Schmerz gemacht habe! \tbentry{2}{4}{1926}{Karfreitag} Nachmittags 4\,\hbox{--}\,6 \ulinesp{zu Maue}\IN{\maue}. Sommerlich. Ich rezitiere den ganzen \gestrunl\ Balthasar. Über Diplomatie und Abenteuerlust. Da es Schnurr\IN{\gramm} nicht sehr lieb zu sein scheint, \sout{schickt sie mich} lässt sie mich nicht bis zum 10\textsuperscript{h}-Zug bleiben. Fastenkunst. (Die anderen alle nach Schluchsee\IO{Schluchsee} im Frosch.)~\neueseite{540541} \tbentry{3}{4}{1926}{} \textonehalf{}\,8 mit Frosch nach Freiburg\IO{Freiburg}. 10\,\hbox{--}\,1 \ulinesp{bei Maue}\IN{\maue}. Ihr viel Blumen vom Markt\IO{Freiburg!Markt} gebracht. Sommerliche Luft.\pagebreak \tbtwoA{278} Abends Hauptprobe bei Grete\IN{\grete}. \tbentry{4}{4}{1926}{Ostern \kreis i} Von 12\,\hbox{--}\,12 bei Grete\IN{\grete} zum Fest. Es kommen Stackelbergs\IN{\stackelbergbruder}\IN{\stackelbergbruderfrau} aus Freiburg\IO{Freiburg} und Liebensteins\IN{\albrecht}\IN{\manni}; abends auch Mertens\IN{\merten}\IN{\maurerfrau}. Stackelberg\IN{\stackelberg}\IN{\stackelberglene} aus Tengen\IO{Tengen} sagen ab. Nachmittags Ballspiele und Scharaden. Auch etwas mit Frau Stackelberg\IN{\stackelbergbruderfrau} musiziert. Abends 9\textsuperscript{h} unser Stück ,,Die Taube in der Hand`` von Curt Goetz\IN{\goetz}. Es gelingt uns gut, Elisabeth\IN{\elisabeth} und Walter\IN{\diederichsenwalter} sind ziemlich erregt. Nachher Gesellschaftsspiele. Nachts kommt Elisabeth\IN{\elisabeth} spät von Christiansen\IN{\christiansen} noch zu mir. \tbentry{5}{4}{1926}{} 3\,\hbox{--}\,7 \ulinesp{bei Maue}\IN{\maue}; die anderen fahren in den Kaiserstuhl\IO{Kaiserstuhl}. Cello gespielt (Boccherini\IN{\boccherini}, Bach\IN{\bach}). \tbentry{6}{4}{1926}{} Nachmittags auf dem Hügel in der Sonne ,,Physikalische Begriffs\-bildung``\IC{\physikalischebegriffsbildung} angefangen! \tbentry{7}{4}{1926}{} Physikalische Begriffsbildung gearbeitet.\IC{\physikalischebegriffsbildung} Koffer verladen. Abends Unterredung mit Elisabeth\IN{\elisabeth} über die bestehende Loslösung. \tbentry{8}{4}{1926}{\strich} Freiburg\IO{Freiburg}. 3\,\hbox{--}\,6 \ulinesp{bei Maue}\IN{\maue}. Sie liegt jetzt in ihrem Wohnzimmer. Hinterzarten\IO{Hinterzarten} ist fraglich geworden; trotzdem mache ich allerhand übermütige Bosheiten.~\neueseite{540537} \tbentry{9}{4}{1926}{} Gearbeitet. \tbentry{10}{4}{1926}{\strich} Freiburg\IO{Freiburg}. Merten\IN{\merten}. \ulinesp{Nachmittags Maue\IN{\maue}.} \tbentry{11}{4}{1926}{\strich} Nachmittags gearbeitet. (Die anderen nach Badenweiler\IO{Badenweiler}.) Abends mit Wilkens\IN{\wilken}\IN{\wilkenfrau} bei Diederichsen\IN{\diederichsenwalter} musiziert (Boccherini\IN{\boccherini}, Bach\IN{\bach} 3.~Sonate). \tbentry{12}{4}{1926}{} Ganzen Nachmittag auf dem Hügel in der Sonne gearbeitet. \tbentry{13}{4}{1926}{\strich} Vormittags Freiburg\IO{Freiburg}; \ulinesp{bei Maue\IN{\maue}.} Sie geht zum ersten Mal in den Garten. \ulinesp{Wir Pläne von Hinterzarten\IO{Hinterzarten} und Wien\IO{Wien}.} \tbentry{14}{4}{1926}{} 1~Stunde im Garten gegraben. Nachmittags bei Grete\IN{\grete} im Sonnenbad gearbeitet. \tbentry{15}{4}{1926}{} Freiburg\IO{Freiburg}. Vor- und nachmittags wegen Gretes\IN{\grete} Hausverkauf beim Notar. Mittags \ulinesp{bei Gramms}\IN{\gramm}\IN{\maue}. \tbentry{16}{4}{1926}{} Nachmittags Freiburg\IO{Freiburg}. \ulinesp{Bei Maue\IN{\maue};} sie verbrennt ihren vorgestrigen Kummerbrief an mich.~\neueseite{540539} \tbtwoA{279} \tbentry{17}{4}{1926}{\kreis i} Abends Gespräch \ulinesp{mit Elisabeth}\IN{\elisabeth}. Sie ist traurig und will keine Geburtstagsfeier. Wir sprechen über eventuelle Trennung, sie möchte dann mit den Kindern\IN{\annemarie}\IN{\hanneliese}\IN{\johannes}\IN{\eline} nach Mexiko\IO{Mexiko}. Nachts kommt sie noch zu mir. \tbentry{18}{4}{1926}{} Wir feiern Elisabeths\IN{\elisabeth} Geburstag, weil \textit{Mi} ich und Diederichsens\IN{\diederichsenwalter}\IN{\grete} fort sind. Abends kommen Diederichsens\IN{\diederichsenwalter}\IN{\grete} und\fnA{Original \original{aus}.} Liebensteins\IN{\albrecht}\IN{\grete} und wir sind sehr vergnügt. Klavierspiel, nachher lese ich ,,Hund im Hirn`` von Goetz\IN{\goetz} vor. \tbentry{19}{4}{1926}{\kreis i} \textonehalf{}\,10 nach \gestrunl\ \ulinesp{\ulinestr{Hinterzarten}\IO{Hinterzarten},\ort{Hinterzarten} zu Maue}\IN{\maue}, in den Adler \ulinesp{\textspkl{(bis}}\linebreak\ulinesp{\textspkl{Groß\unl)}}. Ich glaubte sie noch zu schwach, aber sie kann schon alles erleben. \tbentry{20}{4}{1926}{\strich} Nachmittags kommen Grete\IN{\grete} und Walter\IN{\diederichsenwalter} im Frosch vorbei, unterwegs nach Stackelbergs\IN{\stackelberg}\IN{\stackelberglene} und München\IO{München}. \gestrunl\ Nachmittags schöner kleiner Spaziergang; Maues\IN{\maue} Brief an Schnurr\IN{\gramm}. Nachts Störung durch Präs., Widerstand, unmöglich. Kummer überschlafen, weg. (Morgens~\strich). \tbentry{21}{4}{1926}{} Briefe getippt. Nachmittags spazieren, schon etwas weiter. Über die Art unserer Verwandschaft trotz großer Verschiedenheit. Abends über Verhütung und einige andere psychologische Fragen. Brav um~1 zu Bett. Heute viel besprochen, gebeichtet und verstanden. \tbentry{22}{4}{1926}{(\kreis\kreis i)} Nachmittags etwas gearbeitet: 1. Entwurf der ,,Physikalischen Begriffsbildung``\IC{\physikalischebegriffsbildung} fertig.~\neueseite{540543} \tbentry{23}{4}{1926}{(\kreis i)} Viel Post bekommen. Nachmittags näht Maue\IN{\maue}; sehr fröhlich zusammen. Nachts bis~4 zusammen. \tbentry{24}{4}{1926}{(\kreis i)} Nachmittags schöne Sonne, hinaus. Plötzlich 5\textsuperscript{h}~Zug anstatt~2\textsuperscript{h} beschlossen \textspkl{für mich}. Sonnenbad oben Berg, schließlich ganz oben. \textonehalf{}\,7~nach \uline{Wiesneck}\IO{Wiesneck}.\ort{Wiesneck} \textspkl{(Maue\IN{\maue} bleibt oben.)} \ulinesp{Elisabeth\IN{\elisabeth} ist ziemlich bitter; ihr ist die Zeit doch schwer geworden. Sie sagt aber, hauptsächlich werde ihr mein Hiersein schwer, nicht meine Abwesenheit.} \tbentry{25}{4}{1926}{} Ganze Familie Merten\IN{\mertensfamilie} hier, bis~4\textsuperscript{h}. Zusammen Sonnenbad auf dem Hügel. Elisabeth\IN{\elisabeth} ist heiter.\pagebreak \tbtwoA{280} Dann gekramt und geschrieben. Abends an Maue\IN{\maue} geschrieben. \tbentry{26}{4}{1926}{\strich} Viel gekramt und geschrieben. \ulinesp{Hannes\IN{\hanne} trauriger Brief:} Hans Arnold\IN{\hansarnold} ist eben abgereist; Küstermanns\IN{\hanne}\IN{\hansarnold} Vermögen ist verloren. \tbentry{27}{4}{1926}{\strich} Geschrieben. Abends mit Wilken\IN{\wilken} musiziert. \tbentry{28}{4}{1926}{} \uline{Freiburg\IO{Freiburg}.} \ulinesp{Gramm\IN{\gramm} besucht.} Mertens\IN{\merten}\IN{\maurerfrau}. Besorgungen. \uline{Maue}\IN{\maue} schickt das \uline{Märchen der 6~Tage}.\fnE{Vgl. Maue Gramm an Carnap, 27.\,IV.\,1926 (\href{http://doi.org/10.48666/824860}{RC~024"~11"~29}).}~\neueseite{540545} \tbentry{29}{4}{1926}{\strich} Briefe geschrieben. Abends kommen \uline{Hanneliese\IN{\hanneliese} und Töchterle}\IN{\annemarie} aus Vollmerhausen\IO{Vollmerhausen} zurück. \tbentry{30}{4}{1926}{} Gepackt. \tbentry{1}{5}{1926}{} Koffer und Kisten zur Bahn. Abends \ulinesp{mit Elisabeth}\IN{\elisabeth} über Häuslebauer\IO{Häuslebauer} spazieren; auf Nusshalde\IO{Nusshalde} gesessen. Ich mache ihr klar, dass das Fehlen des körperlichen Empfindens notwendig zu Konflikten führen musste, und auch bei Christiansen\IN{\christiansen} führen wird und schon geführt hat. Über das, was zwischen mir und Maue\IN{\maue} gewesen ist, will ich nichts Genaueres sagen, nur, dass wir innerlich so stehen, dass alles möglich ist. \sout{Vielleicht} \gestrunl\ Dass Maue\IN{\maue} mich vielleicht in Wien\IO{Wien} besucht. Sie sagt nachher, dass es sehr gut ist, dass ich ihr alles klar gesagt habe, wie es steht. Aber sie ist doch sehr traurig. \tbentry{2}{5}{1926}{} 9\,\textonehalf{}\,\hbox{--}\,10 \ulinesp{nach} \uline{\ulinesp{München}}\IO{München}.\ort{München} In Hinterzarten\IO{Hinterzarten} sitzt Maue\IN{\maue} auf einer Wiese neben der Bahn\IO{Hinterzarten!Bahn}, wir sehen uns nach und winken uns. \tbentry{3}{5}{1926}{} 8 \textonehalf{}\,\hbox{--}\,6 nach \uline{\ulinesp{Wien}}\IO{Wien}.\ort{Wien} Trübseliges Zimmer im Hotel Westbahn\IO{Wien!Hotel Westbahn}. Wohnungsofferten studiert. An Maue\IN{\maue} geschrieben.~\neueseite{540547} \tbentry{4}{5}{1926}{} 7\textsuperscript{h} Passrevision. \textonehalf{}\,10\,\hbox{--}\,4 Wohnungssuche. Schrecklich trostlos. Scheint fast aussichtslos. Die schönen Zimmer in Dornbach\IO{Wien!Dornbach} nicht zu haben. Das Schreiberhäuschen\IO{Wien!Schreiberhäuschen} {\lspitz}in{\rspitz} Favoriten\IO{Wien!Favoriten} schon verkauft. Hauptschwierigkeit: Maues\IN{\maue} Zimmer. Endlich bei Frau Kuhn\IN{\kochanfrau}, \ulinesp{XVIII, Edelhof\editor{gasse}\IO{Wien!Edelhofgasse}~7}. \uline{Schlick}\IN{\schlick} besucht, auch seine Frau\IN{\schlickfrau}, und beide sehr nett und freundlich. Habilitation wird noch viel länger dauern, als ich dachte. Brief von Maue\IN{\maue}, abends an Maue\IN{\maue} geschrieben.{\tolerance5000\par} \tbtwoA{281} \tbentry{5}{5}{1926}{} Vormittags umgezogen nach: XVIII, Edelhofgasse\IO{Wien!Edelhofgasse}~7\,/\,6 (Kuhn)\IN{\kochanfrau}. Zunächst kleine Zimmer. Nachmittags immerzu die Sängerin nebenan! Arbeiten unmöglich. Abends Stevenson\IN{\stevenson} gelesen.\fnE{Bezug unklar.} \tbentry{6}{5}{1926}{\strich} Gearbeitet (Physikalische Begriffsbildung\IC{\physikalischebegriffsbildung}). Abends Schlick\IN{\schlick}-Zirkel\II{\schlickzirkel} über Wittgenstein\IN{\wittgenstein}. \tbentry{7}{5}{1926}{\strich} Vor- bis nachmittags mit Feigl\IN{\feigl} spazieren und im Gasthaus, diskutiert, über Konstitutionstheorie\IC{\konstitutionstheorie}, seine Theorie der Induktion usw. Abends gearbeitet.~\neueseite{540243} \tbentry{8}{5}{1926}{\strich} Vormittags mit Waismann\IN{\waismann} spazieren, diskutiert, über sein Raumproblem; Finitismus. Nachmittags 5 Besuche. \tbentry{9}{5}{1926}{} Besuche bei Srbik\IN{\sarbik} und Gomperz\IN{\gomperz}. Nachmittags zum Tee zu Schlick\IN{\schlick}. Abends mit Feigl\IN{\feigl} diskutiert. \tbentry{10}{5}{1926}{} Endlich Post! (Lieber Brief von Elisabeth\IN{\elisabeth}, 3~von Maue\IN{\maue}.\fnE{Vgl. Maue Gramm an Carnap, 8.\,V.\,1926 (\href{http://doi.org/10.48666/824862}{RC~024"~11"~22}) und die umliegenden Briefe.}) Abends Kino\IO{Wien!Kino}: 3~Musketiere mit Douglas Fairbanks\IN{\rjfairbanksdouglas}. \tbentry{11}{5}{1926}{} Vor- und nachmittags Besuche. Mit Thirring\IN{\thirring} und Hahn\IN{\hahnhans} über Okkultismus. \tbentry{12}{5}{1926}{} Briefe. Nachmittags und abends gearbeitet. \tbentry{13}{5}{1926}{} Ausflug mit Waismann\IN{\waismann} und Feigl\IN{\feigl}. Grinzing\IO{Wien!Grinzing}, Cobenzl\IO{Wien!Cobenzl}, Salmannsdorf\IO{Wien!Salmannsdorf}, Pötzleinsdorf\IO{Wien!Pötzleinsdorf}. Viel diskutiert über Topologie und Metrik, Konstitu\-tions\-theorie\IC{\konstitutionstheorie}, psychologische Probleme. \tbentry{14}{5}{1926}{} Geschrieben. Nachmittags zu \uline{Maja}\IN{\maja}. Sie wohnt in der Nervenanstalt\IO{Wien!Nervenanstalt},\fnE{Vermutlich eine Wohnung am Steinhof, wo sich neben Wohnbauten auch ein psychiatrisches Krankenhaus befand.} freut sich sehr. Sie ist sehr lebendig, innerlich frei, sympathisch; ich erzähle von mir und Maue\IN{\maue}. 4\,\hbox{--}\,7.~\neueseite{540249} 8\,\hbox{--}\,11 mit Waismann\IN{\waismann}, nachher auch Feigl\IN{\feigl} im Caf\'{e} Central\IO{Wien!Caf\'{e} Central}. Über Waismanns\IN{\waismann} Arbeit; die Sinnesräume und ihre Zuordnung.\fnE{Vermutlich handelt es sich um ein unvollendet gebliebenes Buchprojekt über Phänomenologie und das Raumproblem, an dem Waismann Mitte der 1920er-Jahre gearbeitet hat. Vgl. Limbeck-Lilienau, ,,Waismann in the Vienna Circle``,~32.}\pagebreak \tbtwoA{282} \tbentry{15}{5}{1926}{\strich} Gearbeitet. \tbentry{16}{5}{1926}{} Gearbeitet, Cello gespielt. Abends 7\,\hbox{--}\,1 zu Maja\IN{\maja}. Ins Kino\IO{Wien!Kino}, ins Caf\'{e}\IO{Wien!Caf\'{e}}, spazieren. Im Zimmer. Über Schlick\IN{\schlick}, seine Güte und mangelnde Härte, Gefesseltheit durch Familie. ,,Du`` und Kuss. \tbentry{17}{5}{1926}{} \ulinesp{Brief von Elisabeth\IN{\elisabeth}: Sie will mit den Kindern\IN{\annemarie}\IN{\hanneliese}\IN{\johannes}\IN{\eline} nach Mexiko\IO{Mexiko}.} Umzug in ,,unsere`` Zimmer. Geschrieben. \tbentry{18}{5}{1926}{} An Elisabeth\IN{\elisabeth} geschrieben. Nachmittags \textonehalf{}\,3\,\hbox{--}\,9 mit Feigl\IN{\feigl} spazieren und in Caf\'{e}\IO{Wien!Caf\'{e}}; über das intersubjektiv Übertragbare; Kausalität, Induktion, Wahrscheinlichkeit. 10\textsuperscript{h} zu Maja\IN{\maja}, ins Caf\'{e}\IO{Wien!Caf\'{e}} bis~1, Spazieren im Regen bis nach~2. Erzähle ihr von der \gestrunl\ bevorstehenden Reise der Familie nach Amerika\IO{Amerika}; sie erzählt davon, wie sie innerlich selbstständig geworden ist, durch Hingabe an andere als persönlich-erotische Interessen.~\neueseite{540251}\textbackslash Wien\textbackslash \tbentry{19}{5}{1926}{\strich} Gearbeitet. \tbentry{20}{5}{1926}{} Vormittags Zollamt\IO{Wien!Zollamt}. Nachmittags ,,Physikalische Begriffsbildung``\IC{\physikalischebegriffsbildung} fertig geschrieben. Abends Schlick\IN{\schlick}-Zirkel\II{\schlickzirkel} (Wittgenstein\IN{\wittgenstein}). \tbentry{21}{5}{1926}{} Geschrieben. Gepäck kommt endlich! Gekramt. Philosophische Gesellschaft\II{\philosophischegesellschaft}, Vortrag Kraft\IN{\kraftvictor}. Abends mit Waismann\IN{\waismann} im Caf\'{e}\IO{Wien!Caf\'{e}}. Über Konstitution des dreidimensionalen Raumes. \tbentry{22}{5}{1926}{\strich} Nachmittags zum ersten Mal mit der Sängerin musiziert. \tbentry{23}{5}{1926}{Pfingsten} 10\,\hbox{--}\,4 bei Schlick\IN{\schlick}. Vormittags mit ihm im Park\IO{Wien!Park} spazieren. Über Scholz\IN{\scholzheinrich} und verschiedene andere; schließlich auch über Maja\IN{\maja}. Er fürchtet, sie wird unglücklich werden infolge ihrer Leidenschaft. Abends 10\,\hbox{--}\,1 mit Maja\IN{\maja} und ihrer Freundin Julchen\IN{\julchen} aus Graz\IO{Graz} spazieren. Die Freundin\IN{\julchen} bittet mich, Maja\IN{\maja} selten zu besuchen, da sie zu wenig schläft, und ihr bei der Examensarbeit zu helfen. Maja\IN{\maja} erzählt von jiddischem \sout{Theater} und hebräischem Schauspiel, von den Chassidim.\fnE{Der Chassidismus ist eine im 18.~Jahrhundert entstandene mythisch-religiöse Bewegung des osteuropäischen Judentums.} \tbentry{24}{5}{1926}{} Gelesen, geschrieben, gearbeitet.~\neueseite{540257} \tbtwoA{283} \tbentry{25}{5}{1926}{} Getippt. Nachmittags mit Feigl\IN{\feigl} auf den Schafberg\IO{Wien!Schafberg}, ins Luftbad\IO{Wien!Luftbad}. Über Wahrscheinlichkeit. Abends 8\,\hbox{--}\,12 bei Maja\IN{\maja}. Sie ist sehr müde und hat Kopfschmerzen und Stiche im Rücken. Tür geölt, \unl. \tbentry{26}{5}{1926}{\kreis\kreis i} Getippt. 6\textsuperscript{h}~\uline{\ulinesp{Maue\IN{\maue} kommt}}. Spazieren im Türkenschanzpark\IO{Wien!Türkenschanzpark}. \tbentry{27}{5}{1926}{\kreis i} Mit Maue\IN{\maue} um den Schafberg\IO{Wien!Schafberg} spazieren. Nachmittags in der Stadt gebummelt. Abends Schlick\IN{\schlick}-Zirkel\II{\schlickzirkel}. \tbentry{28}{5}{1926}{\kreis i} Mit Maue\IN{\maue} zu Maja\IN{\maja}; im Gras gesessen. Die beiden gleich gute Freunde. Nachmittags getippt und Briefe geschrieben. \tbentry{29}{5}{1926}{Maue}\IN{\maue} Getippt. Nachmittags zu \uline{Bühlers}\IN{\buehlerkarl}\IN{\buehlercharlotte}. \gestrunl\ Unter den Leuten nur wenige interessante; Major Links\IN{\lingsmajor}, begeistert von Schlick\IN{\schlick} und Russell\IN{\russell}. \textonehalf{}\,9 zu Maja\IN{\maja}; sie ist fiebrig im Bett. Maue\IN{\maue} kommt auch hin. Netter Abend zusammen. \tbentry{30}{5}{1926}{} Ich lese Maue\IN{\maue} vor: Schlick\IN{\schlick}, Vom Sinn des Lebens\IW{\schlicksinndeslebens}.\fnE{Vermutlich hatte Schlick Carnap das Manuskript des erst im März 1927 erschienenen Aufsatzes zur Verfügung gestellt.} \textonehalf{}\,7 kommt Maja\IN{\maja} zu uns. Mit ihr und Maue\IN{\maue} ins Volkstheater\IO{Wien!Volkstheater}.~\neueseite{540259} \gestrunl\ Shaw\IN{\shaw}, Mensch und Übermensch. Mit Schlicks\IN{\schlick}\IN{\schlickfrau} in einer Loge. Nachher nicht ins Caf\'{e}\IO{Wien!Caf\'{e}}, da Maue\IN{\maue} unwohl. Sie ist erschreckt durch Frau Schlicks\IN{\schlickfrau} Kühle. Maja\IN{\maja} kommt noch mit zu uns. Ich habe plötzlich Widerstände. Maue\IN{\maue} in meinem Bett, Maja\IN{\maja} davor auf dem Boden, reizend. Nach~1 bringe ich Maja\IN{\maja} heim, trabe zurück. Maue\IN{\maue} kommt noch herüber. Wir sprechen zusammen im Bett, bis~\textonehalf{}\,5, heller Tag! \ulinesp{Sie will ein Kind.} \tbentry{31}{5}{1926}{\kreuz\kreuz} Beide zu Hause geblieben. Getippt. Abends mit Maue\IN{\maue} zu Neuraths\IN{\neurath}\IN{\neuratholga}. Dort gefällt es ihr sehr gut. Fräulein Reidemeister\IN{\reidemeistermarie} dort. Im Regen heim. Um~3\textsuperscript{h} zum Schlafen. \tbentry{1}{6}{1926}{\kreuz} Getippt. \tbentry{2}{6}{1926}{\kreuz} \gestrunl\ Mittags mit Maue\IN{\maue} ins Museum\IO{Wien!Kunsthistorisches Museum}, Bruegel\IN{\bruegel} Bilder.\fnE{Das Kunsthistorische Museum in Wien beherbergt eine der größten Sammlungen von Gemälden Pieter Bruegels des Älteren.}\pagebreak \tbtwoA{284} Nachmittags 5\,\hbox{--}\,8 mit Maue\IN{\maue} zu Schlicks\IN{\schlick}\IN{\schlickfrau}. Sonst keine Gäste. Maue\IN{\maue} verliert ihre Angst vor Frau Schlick\IN{\schlickfrau}; es ist sehr nett. \tbentry{3}{6}{1926}{} Ausflug mit Schlick\IN{\schlick}, Waismann\IN{\waismann}, Feigl\IN{\feigl}, Natkin\IN{\natkin}. \gestrunl\ Von Mödling\IO{Mödling} über Hinterbrühl\IO{Hinterbrühl}\,\hbox{--}\,Wassergspreng\IO{Wassergspreng}\,\hbox{--}\,bei Gießhübl\IO{Gießhübl} vorbei durch die Wälder nach Kaltenleutgeben\IO{Kaltenleutgeben}. Gespräch mit Waismann\IN{\waismann} über Zusatzkraft im Gravitationsfeld. Mit Natkin\IN{\natkin} über Kausalität und Metakausalität;~\neueseite{540261} mit Schlick\IN{\schlick} über Problem der objektiven Werte: Alle Werte gehen auf Gefühle zurück; der bessere Geschmack ist der, auf den hin die Entwicklung meist mit Lustgefühlen sich ändert.\fnA{Es folgt ein leerer Eintrag, mit den Symbolen \original{\kreuz\kreuz} im Datum.} %\tbentry{4}{6}{1926}{\kreuz\kreuz} \tbentry{5}{6}{1926}{\kreuz} Hut gekauft für Maue\IN{\maue}. Zum Atelierfest der Frau \unsicher{Feodorowna}\IN{\fedorfrau} rein. Leider langweilig, übliche Couplets wurden gesungen. \textonehalf{}\,9~weg. Frau Doktor Neumann\IN{\neumanngrete} aus Perchtoldsdorf\IO{Perchtoldsdorf}, Schülerin von Schlick\IN{\schlick} und Freundin, kommt mit zu uns. \tbentry{6}{6}{1926}{\kreuz} Mit Maue\IN{\maue} zu Maja\IN{\maja}, wir essen dort. Ich prüfe sie in Psychologie. Währenddessen Maue\IN{\maue} mit dem russischen Juden Baratz\IN{\baratz} im Garten, der beim hebräischen Theater Habimah\II{Habimah, heb. Theatergruppe} ist.\fnE{Das 1917 in Moskau gegründete hebräische Theater hat 1926 die Sowjetunion verlassen und ist auf Tournee in Europa und in den USA gegangen. Aus der Theatertruppe hervorgegangen ist das heutige Israelische Nationaltheater in Tel Aviv.} Mantel zu Neuraths\IN{\neurath}\IN{\neuratholga} zurückgebracht. Mit Maue\IN{\maue} ins Volkstheater\IO{Wien!Volkstheater}: Lonsdale\IN{\lonsdale}, Mrs. Cheneys Ende; eine lustige moderne englische Komödie, mit der Bergner\IN{\bergnerelisabeth} als Gast. \tbentry{7}{6}{1926}{\kreuz} Vergeblich ins Belvedere\IO{Wien!Belvedere}, vergeblich zur Opernkasse\IO{Wien!Oper}. Nachmittags mit Maue\IN{\maue} zu Frau Doktor Borma\IN{\bormafrau} zum Tee und musiziert.~\neueseite{540253} Abends vergeblich zum Theater\IO{Wien!Theater}: Keine Karten! \tbentry{8}{6}{1926}{\kreuz} Wechselndes Wetter; endlich nachmittags beschlossen: \uline{Wiener Wald\IO{Wiener Wald}.} Perchtoldsdorf\IO{Perchtoldsdorf}, Neumanns\IN{\neumanngrete} besucht zum Kaffee. Über Gießhübl\IO{Gießhübl} nach \uline{Wassergspreng}\IO{Wassergspreng}.\ort{Wassergspreng} Hübsches, weißes \textit{SW} Zimmer, zum ersten Mal ein gemeinsames Zimmer. \tbentry{9}{6}{1926}{\kreuz} Spazieren auf den Mitterberg\IO{Mitterberg}, Sonnenbad. +. Abendspaziergang im Wald\IO{Mitterberg!Wald}, auch über Zukunft gesprochen, alles noch unbestimmt. \tbentry{10}{6}{1926}{\kreuz} Auf den Höllenstein\IO{Höllenstein}, Julienturm\IO{Höllenstein!Julienturm}. Im Wald gelegen. Über unsere Eigenart; Maue\IN{\maue} ist anlehnungsbedürftig, \pagebreak muss heiraten, ich aber könnte \tbtwoA{285} nur ganz selbständige Menschen neben mir haben. Also Schnurr\IN{\gramm} für sie nötig. Regen, ins Naturfreundehaus\IO{Wien!Naturfreundehaus}. Etwas für meinen Vortrag geschrieben. \tbentry{11}{6}{1926}{} Im Wald\IO{Wien!Wald} spazieren. Nachmittags über Gießhübl\IO{Gießhübl} nach Perchtoldsdorf\IO{Perchtoldsdorf}; abends noch lange oben mit Blick auf die Ebene gesessen. Nach \uline{Wien}\IO{Wien}.\ort{Wien} \tbentry{12}{6}{1926}{\kreuz} Nachmittags mein Vortrag Konstitutionstheorie\IC{\konstitutionstheorie} I bei Heilsberg\IN{\helsberg}.\fnE{Die Treffen bei Heilsberg an diesem Tag und am~19.\,VI. sind möglicherweise Zusammenkünfte des Gomperz-Kreises. Vgl. Stadler, \textit{Studien zum Wiener Kreis}, 489\hbox{--}501.} Gomperz\IN{\gomperz} schnarcht. Er, Bühler\IN{\buehlerkarl}, Neurath\IN{\neurath}, Gerstel\IN{\gerstel}, Zilsel\IN{\zilsel} nehmen an der Diskussion teil; Schlick\IN{\schlick} ist verhindert.~\neueseite{540255} \tbentry{13}{6}{1926}{\kreuz\kreuz} Mit Maue\IN{\maue} nach Perchtoldsdorf\IO{Perchtoldsdorf}. Mit Schlicks\IN{\schlick}\IN{\schlickfrau} die Prozession betrachtet, dann mit der ganzen Familie in den Wald hinauf, sehr heiß. Picknick. Gemütlich, Alberts\IN{\schlickalbert} Zelt, zwanglos und heiter, mit allerhand Neckerei. Wir früher zurück, wegen Oper im Redoutensaal; anstatt Mozart\IN{\mozart} aber plötzlich: Donizetti\IN{\donizetti}, Don Pasquale. Leicht und heiter, nett. Nachts Maue\IN{\maue} zurückgerufen, nachdem sie schon gegangen. Sie spricht im Schlaf aus tiefstem Herzen, kann nicht weg. Bis~4~Uhr. \tbentry{14}{6}{1926}{} Briefe geschrieben. Abends im Volkstheater\IO{Wien!Volkstheater}: Shaw\IN{\shaw}, \editor{Die} heilige Johanna, mit Elisabeth Bergner\IN{\bergnerelisabeth} als Gast. Sehr gut und ergreifend.\hfill Bis~2~Uhr. \tbentry{15}{6}{1926}{\kreuz} Für Colloquium vorbereitet. Abends Figaro\editor{s Hochzeit} im Akademietheater\IO{Wien!Akademietheater}.\hfill Bis~1~Uhr. \tbentry{16}{6}{1926}{\kreuz} Für Colloquium. Nachmittags im Regen mit Maue\IN{\maue} zu Maja\IN{\maja}, sie liegt im Bett. Sie erzählt von Dybuk,\fnE{Vgl. TB~30.\,X.\,1926\diaryref{TB-30-X-1926}.} wir sprechen über Maue\IN{\maue} und Gramm\IN{\gramm}, Maja\IN{\maja} wünscht, sie solle sich loslösen; ich spreche dagegen von ihrer Efeunatur.~\neueseite{540269} \tbentry{17}{6}{1926}{} \uline{Colloquium.} Nachmittags Tee bei Schlicks\IN{\schlick}\IN{\schlickfrau}. Immer mit \uline{Frau Dub}\IN{\dubefrau} gesprochen, Frau eines volkswirtschaftlichen Mitarbeiters\IN{\rjvwmitarbeiter} (Redakteurs?). Frau Prese\IN{\presefrau}, hat studierte Töchter, ist philosophisch interessiert, klettert in den Alpen\IO{Alpen}, musikalisch, Brucknerverehrerin\IN{\bruckner}. \tbtwoA{286} Im Taxi mit Schlick\IN{\schlick} und Maue\IN{\maue} zur Boltzmanngasse\IO{Wien!Boltzmanngasse}. Schlick\IN{\schlick}-Zirkel\II{\schlickzirkel} (über Wittgenstein\IN{\wittgenstein}). \tbentry{18}{6}{1926}{\kreuz\kreuz} Ins Landesgericht\IO{Wien!Landesgericht}. Maue\IN{\maue} ungeduldig, weg. Ich höre einige Straf\-sachen an, Diebstähle von Mädchen usw. Abends Urania\IO{Wien!Urania}: Musikalisches Lustspiel, Pergolesi\IN{\pergolesi}, Gluck\IN{\gluck}. \tbentry{19}{6}{1926}{} \textonehalf{}\,5 mein 2. Vortrag über Konstitutionstheorie\IC{\konstitutionstheorie} bei Heilsberg\IN{\helsberg};\fnE{Vgl. TB~12.\,VI.\,1926\diaryref{TB-12-VI-1926} sowie das einseitige Typoskript mit kurzschriftlichen Notizen ,,Thesen zur Konstitutionstheorie (Vortrag Wien, 19.\,6.\,26 und 3.7.)`` (\href{http://doi.org/10.48666/807972}{RC~081"~05"~07}).} lebhafte Diskussion gegen Bühler\IN{\buehlerkarl}. 8~mit Maue\IN{\maue} in den Festsaal der Hofburg\IO{Wien!Hofburg}: Mozart\IN{\mozart}, \editor{Die} Entführung \editor{aus dem Serail}. Nachts bis~3. \tbentry{20}{6}{1926}{\kreuz} Briefe. Abends mit Maue\IN{\maue} zu Maja\IN{\maja}. Nachts bis~2. \tbentry{21}{6}{1926}{\kreuz} Gearbeitet. Abends im Josefstädter Theater\IO{Wien!Theater in der Josefstadt}: ,,Die Gefangene`` von Bourdet\IN{\bourdet}, sehr gut gespielt, erschreckend (Besessenheit von Liebe zu Frau). Nachts bis~3.~\neueseite{540267} \tbentry{22}{6}{1926}{\kreuz} Ganzen Tag mit Maue\IN{\maue} im Luftbad\IO{Wien!Luftbad} auf dem Schafberg\IO{Wien!Schafberg}, zum ersten Mal zusammen. Abends ich zu Schlick\IN{\schlick} ins Arkaden Caf\'{e}\IO{Wien!Arkaden Caf\'{e}}; viel über Maja\IN{\maja}, ihre Leidenschaft zu ihm, Schwierigkeiten und Gefahren; über den Verlag meines Buches. \textonehalf{}\,9\,\hbox{--}\,\textonehalf{}\,12. Nachts bis~2. \tbentry{23}{6}{1926}{} Maja\IN{\maja} kurz hier. Gearbeitet. 5\textsuperscript{h} Urania\IO{Wien!Urania} Film: \editor{Das} Blumenwunder; sehr schön und eindrucksvoll. Abends bei Neuraths\IN{\neurath}\IN{\neuratholga}. Um~1~Uhr schlafen gegangen. \tbentry{24}{6}{1926}{\kreuz} 4\textsuperscript{h} zusammen mit Schlick\IN{\schlick} von Pötzleinsdorf\IO{Wien!Pötzleinsdorf} spazieren durch den Wald, Salmannsdorf\IO{Wien!Salmannsdorf}, zum Caf\'{e} in die Stadt. Dann 8\textsuperscript{h} mit Schlick\IN{\schlick} zum Zirkel\II{\schlickzirkel}. Nachts bis \textonehalf{}\,2. \tbentry{25}{6}{1926}{\kreuz} 11\textsuperscript{h} zu Maja\IN{\maja}, ich bleibe dort zum Mittag. Etwas gearbeitet. Sie erzählt auch Persönliches, weint auch; Bernstein\IN{\moro} hat sie verloren, sie meint \tbtwoA{287} aber, nicht durch Schlick\IN{\schlick}. Sie ist sehr nervös wegen Examen und persönlicher Dinge. 5\textsuperscript{h} mit Maue\IN{\maue} in Film ,,\editor{Panzerkreuzer} ,Potemkin`\,``, packend. \tbentry{26}{6}{1926}{Maue}\IN{\maue} Vormittags Feigl\IN{\feigl} bei mir, über physikalische Begriffsbildung\IC{\physikalischebegriffsbildung}. Maue\IN{\maue} geht mit Waismann\IN{\waismann} spazieren, er erklärt ihr die Konstitutionstheorie\IC{\konstitutionstheorie}. Nachher mit Waismann\IN{\waismann} und Feigl\IN{\feigl} über Konstitutionstheorie\IC{\konstitutionstheorie}. Feigl\IN{\feigl} geht mit uns mittagessen. Nachmittags mit Maue\IN{\maue} zu Maja\IN{\maja}. Etwas gearbeitet. Zank mit Maue\IN{\maue} wegen~\neueseite{1192245} Wasserspritzer auf Majas\IN{\maja} Kleid, meine Heftigkeit. 7\textsuperscript{h} im Taxi nach Favoriten\IO{Wien!Favoriten}, Quellen-Kino\IO{Wien!Quelle-Kino}, ,,Goldrausch`` mit Chaplin\IN{\chaplin}. \tbentry{27}{6}{1926}{} Geschrieben. Nachmittags mit Maue\IN{\maue} zu Professor Hahn\IN{\hahnhans} zum Tee; dort auch Schlick\IN{\schlick}, Professor Radermacher\IN{\radermacher} (aus dem Oberbergischen\IO{Oberbergischer Kreis}; Hellenist), Doktor Duschek\IN{\duschek} (Mathematiker, mit dessen Frau\IN{\duschekfrau} Maue\IN{\maue} sich gut unterhält), Radaković\IN{\radakovic}; aber nicht Neuraths\IN{\neurath}\IN{\neuratholga}. Abends ich noch zu Maja\IN{\maja}, lege mich zur Beruhigung zu ihr ins Bett. Spät zurück. \textonehalf{}\,2~zu Bett. \tbentry{28}{6}{1926}{\kreuz} Maja\IN{\maja} Examen. Ich hole sie und Anni\IN{Anni} im Taxi ab. Sie hat ziemliche Angst; Prüfung bei Schlick\IN{\schlick} und Bühler\IN{\buehlerkarl}. Es geht gut. Maue\IN{\maue} bringt Blumen. Wir mit Maja\IN{\maja} \gestrunl\ und Schlick\IN{\schlick} im Ratskeller\IO{Wien!Ratskeller} gegessen. Dann mit Maja\IN{\maja} ins Caf\'{e}\IO{Wien!Caf\'{e}}. Abends kommt Maja\IN{\maja} noch zu uns. \textonehalf{}\,1~geschlafen. \tbentry{29}{6}{1926}{\kreuz} 12\,\hbox{--}\,3 nach Payerbach\IO{Payerbach}. Raxbahn\IO{Raxbahn} auf die \uline{Rax}\IO{Rax}.\ort{Rax} Zum Ottohaus\IO{Rax!Ottohaus}. Unser Zimmerle. Schöner Spaziergang, Sonne, schöne Aussicht, aber kühl.~\neueseite{540263} \tbentry{30}{6}{1926}{\kreuz} Sturm, zuweilen Regen; zunächst noch Aussicht. Über dem Plateaurand \sout{zu} gegen die Preiner Wand\IO{Preiner Wand} hin gegangen. Maue\IN{\maue} sucht viele Blumen. Regen, darum Heimkehr beschlossen. Seilbahn\IO{Seilbahn}, dann zu Fuß Payerbach\IO{Payerbach}. 6\,\hbox{--}\,9 \uline{nach Hause}.\ort{Wien} \tbentry{1}{7}{1926}{} Geschrieben. Nachmittags Probevorlesung vorbereitet. \tbentry{2}{7}{1926}{\kreuz\kreuz} 11\textsuperscript{h} Probevorlesung ,,Physikalische Begriffsbildung``, nach 20 \textit{min.} erledigt. Mit Schlick\IN{\schlick} zu Springer\IO{Wien!Springer Verlag}\II{\springerverlag}. Nachmittags geschrieben.\enlargethispage{1mm} Bis~1~Uhr. \tbtwoA{288} \tbentry{3}{7}{1926}{} Ministerium\IO{Wien!Ministerium} wegen Wintervorlesungsankündigung. Nachmittags \textonehalf{}\,5 3.\,Vortrag bei Heilsberg\IN{\helsberg}.\fnE{Vgl. TB~19.\,VI.\,1926\diaryref{TB-19-VI-1926}.} Diesmal auch Schlick\IN{\schlick} und Hahn\IN{\hahnhans} dabei. Lebhafte Diskussion, auch über die Notwendigkeit der Begriffe ,,transzendent``, ,,Realität``, ,,Ding an sich``. Abends mit Neurath\IN{\neurath}\IN{\neuratholga}, Maue\IN{\maue} und Fräulein Reidemeister\IN{\reidemeistermarie} in ein ,,Beisel``. Bis~1~Uhr.~\neueseite{540271} \tbentry{4}{7}{1926}{\kreuz\kreuz} Maue\IN{\maue} bekommt Telegramm: Soll heimkommen. 2\,\hbox{--}\,4 wir beide zu Schlick\IN{\schlick}, bei ihm allein gesessen, dann in Park spazieren. 6\,\hbox{--}\,7 Maja\IN{\maja} bei uns. Bis~2. \tbentry{5}{7}{1926}{} Mittags Besorgungen zusammen. Dann nachmittags Maja\IN{\maja} bei uns bis abends. Maue\IN{\maue} packt. \uline{\ulinesp{11\textsuperscript{h} Maue reist ab!}} \tbentry{6}{7}{1926}{} Ins Schlick\IN{\schlick}-Seminar. Dann mit Feigl\IN{\feigl}. Heiß. Geschrieben. \tbentry{7}{7}{1926}{} Besorgungen. Schlick\IN{\schlick} Seminar, Waismanns\IN{\waismann} Referat. Mittags mit Kaufmann\IN{\kaufmannfelix} gegessen, über seine Mengenlehre.\fnE{Vgl. Kaufmann, \emph{Das Unendliche in der Mathematik und seine Ausschaltung}, Abschnitt~III.} Wohnung Doktor Menger\IN{\menger} besichtigt. 5\textsuperscript{h} mit Feigl\IN{\feigl} und Waismann\IN{\waismann} nach Neuwaldegg\IO{Neuwaldegg}, abends spazieren durch den Wald\IO{Neuwaldegg!Wald}, Sommerheidenweg\IO{Sommerheidenweg}. \tbentry{8}{7}{1926}{\strich} Gepackt, gelesen, Thirring\IN{\thirring} besucht. Abends Schlick\IN{\schlick}-Zirkel\II{\schlickzirkel}. Frau Neurath\IN{\neuratholga} Rosen von Maue\IN{\maue} gebracht.~\neueseite{540277} \tbentry{9}{7}{1926}{} Gepackt. Früh Maja\IN{\maja} hier, dann kurz Feigl\IN{\feigl}. Sachen in Mengers\IN{\menger} Wohnung. An Maue\IN{\maue} geschrieben. Abends mit Maja\IN{\maja} und Schochat\IN{\schachat} im Arkaden Caf\'{e}\IO{Wien!Arkaden Caf\'{e}}, dann Kino ,,Sterne der Sahara``, dann Caf\'{e}garten\IO{Wien!Caf\'{e}garten} in Döbling\IO{Wien!Döbling}. Nach 1 ins Bett. \tbentry{10}{7}{1926}{} \uline{\ulinesp{Abreise von Wien\IO{Wien}.}} Maja\IN{\maja} mit zum Bahnhof\IO{Wien!Bahnhof}. 11\,\hbox{--}\,9 nach \uline{\ulinesp{München}}\IO{München}.\ort{München} Ins Atelier Wasow\IO{München!Atelier Wasow}\IN{\wasow}; dort Rohs\IN{\rohfranz}\IN{\rohhilde}; Kurs von Jacoby\IN{\jacoby} geht zu Ende; Gertrud Vogel\IN{\gertrud} auch dort. Außerdem die Individualpsychologen Doktor Seif\IN{\seif} und Weinmann\IN{\weinheim}\fnA{Original \original{Weinheim}.}; Horn\IN{\hornwilhelm} und Frau\IN{\hornhilde} (geb. Posse, Freundin von CW\IN{\giedionfrau}), \unsicher{Häger}\IN{\hxxer} (Freund von Wilken\IN{\wilken}, Mann der verstorbenen Ali\unl\ Gerhard\IN{\gerhardlu}). \textonehalf{}\,4 schlafen. \tbtwoA{289} %\tbentry{11}{7}{1926}{} \tbentry{12}{7}{1926}{} Ganzen Vomittag mit Franz\IN{\rohfranz} spazieren; von Wien\IO{Wien} erzählt; über Eheprobleme gesprochen. Nachmittags Deutsches Museum\IO{München!Deutsches Museum}. Abends mit Rohs\IN{\rohfranz}\IN{\rohhilde} ins Kino\IO{München!Kino}; ,,\editor{Das} Blumenwunder``; ,,Die Qualen der Nacht``.~\neueseite{540273} \tbentry{13}{7}{1926}{\strich} Mit Franz\IN{\rohfranz} ins Sonnenbad\IO{München!Sonnenbad}. Nachmittags Gepäck abgeschickt. Abends mit Franz\IN{\rohfranz} spazieren; über Physiognomik; Flitners\IN{\flitner} Stellung zur Erotik. \tbentry{14}{7}{1926}{} Mit Franz\IN{\rohfranz} spazieren. Über Wissenschaft und Metaphysik; Flitners\IN{\flitner} Urteil über meine unnütze wissenschaftliche Tätigkeit, wobei das Menschliche vernachlässigt werde. An Maue\IN{\maue} geschrieben. Abends mit Hilde\IN{\rohhilde} spazieren; über Ehefragen usw. \tbentry{15}{7}{1926}{\strich} Ausflug nach Feldafing\IO{Feldafing} am Starnberger See\IO{Starnberger See}. Ganz verregnet. Zank über Bubikopf.\fnE{In den 1920er-Jahren verbreiteter modischer Kurzhaarschnitt.} Gespräch über Vermeidung von Zank, Überlegenheit usw. \tbentry{16}{7}{1926}{} Hilde\IN{\rohhilde} unterweist mich am Nornenbrunnen\IO{München!Nornenbrunnen}, Stachus\IO{München!Stachus}, anatomisch~\hbox{--} physiologisch. \uline{\ulinesp{Abreise.}} 12\,\hbox{--}\,8 nach \uline{\ulinesp{Freiburg}-Wiehre}\IO{Freiburg!Wiehre}, 1~Stunde Aufenthalt; \ulinesp{mit Maue\IN{\maue} spa\-zie\-ren.} Sie ist überraschend schön und heiter; aber die Ungewissheit der Zukunft. 10\textsuperscript{h} \uline{\ulinesp{Wiesneck}}\IO{Wiesneck}.\ort{Wiesneck} Elisabeth\IN{\elisabeth} holt mich ab, im Regen. Wir vertragen uns sehr gut. Das schöne Haus im Garten, die vielen Blumen. Spät noch bei ihr im Bett. Sie ist sehr erfreut, ruhig bei mir sein zu können, ohne an Maue\IN{\maue} denken zu müssen. \tbentry{17}{7}{1926}{\strich} Mitbringsel und Spaß mit den Kindern\IN{\annemarie}\IN{\hanneliese}\IN{\johannes}. Viel Geschäftskram. Nachmittags mit den Kindern im Bach\IO{Wiesneck!Bach} gebadet.~\neueseite{540281} \tbentry{18}{7}{1926}{} Abends \ulinesp{mit Elisabeth}\IN{\elisabeth} aufs Luftschiff.\fnE{Vgl. TB~1.\,IX.\,1925\diaryref{TB-1-IX-1925}.} \ulinesp{Deutlich von Trennung ge\-spro\-chen.} Wir vertragen uns sehr gut. Sie überlegt, zu Christiansen\IN{\christiansen} zu gehen, aber vorher doch lieber nach Mexiko\IO{Mexiko}. \tbentry{19}{7}{1926}{} Geschäftliches; Brief an Schöndube\IN{\schoendubeheinrich}. \tbentry{20}{7}{1926}{\strich} Geschäftskram; Steuern. \tbtwoA{290} \tbentry{21}{7}{1926}{} 5\textsuperscript{h} Maue\IN{\maue} in Kirchzarten\IO{Kirchzarten} abgeholt; auf den Giersberg\IO{Giersberg}. Sie erzählt viel von Arnold\IN{Arnold} und Otto\IN{\ottomaue}. In Oberried\IO{Oberried} abends 9\textsuperscript{h} gegessen. 11\textsuperscript{h}~fährt sie von Kirchzarten\IO{Kirchzarten} heim. Sie sagt, \ulinesp{dass Schnurr\IN{\gramm} sie im Winter zu mir fahren lässt, wenn er nur sie nicht ganz verliert}. \tbentry{22}{7}{1926}{} Freiburg\IO{Freiburg}, nachmittags bei Mertens\IN{\merten}\IN{\maurerfrau}. Abends mit Elisabeth\IN{\elisabeth} in ihrem Zimmer; wir sind ruhig und schön zusammen, sind uns klar, dass wir uns trennen müssen. Nachher muss ich, alleine, an Mutter\IN{\rjcarnapmutter} denken; es kommen mir die Tränen, Elisabeth\IN{\elisabeth} kommt plötzlich in mein Zimmer. \tbentry{23}{7}{1926}{} Nachmittags 6\,\hbox{--}\,7 mit Maue\IN{\maue}, Lütte\IN{\luette} und Otto\IN{\ottomaue} am Bach\IO{Inselwiese!Bach} hinter der Inselwiese\IO{Inselwiese}. Maue\IN{\maue} ist bockig, Verabredung kommt nicht zustande. Abends Elisabeth\IN{\elisabeth} zu Christiansen\IN{\christiansen}; ich bringe sie in den Wald hinauf.~\neueseite{540275} \tbentry{24}{7}{1926}{} Mittags und nachmittags Merten\IN{\merten} und die 13-jährige Lene\IN{\lene} hier; nachmittags gebadet im Bach. Abends Liebensteins\IN{\albrecht}\IN{\manni} hier. Morgens Maues\IN{\maue} böser Brief; ich antworte nachmittags. \tbentry{25}{7}{1926}{\strich} ,,Physikalische Begriffsbildung``\IC{\physikalischebegriffsbildung}, Änderungen am \textit{MS} vorgenommen und abgeschickt. Abends bei Wilkens\IN{\wilken}\IN{\wilkenfrau}, auch Familie Schwarz\IN{\schwarzfamilie} da. \tbentry{26}{7}{1926}{} Brief an Maue\IN{\maue}, sie kriegt ihn nachmittags und kommt plötzlich nach Kirchzarten\IO{Kirchzarten}. Dort 1~Stunde zusammen. Auflösung des Kummers und der Quälerei. Danach mit \uline{Wilhelm\IN{\carnapwilhelm} und Hilde Carnap}\IN{\carnaphilde}, die für einige Tage im Hirschen\IO{Kirchzarten!Gasthaus Zum Hirschen} sind, und Elisabeth\IN{\elisabeth} und den Kindern\IN{\annemarie}\IN{\hanneliese}\IN{\johannes}\IN{\eline} auf Luftschiff. Abends mit ihnen spazieren. \tbentry{27}{7}{1926}{\strich} Mittags und nachmittags Wilhelm\IN{\carnapwilhelm} und Hilde Carnap\IN{\carnaphilde} hier. \tbentry{28}{7}{1926}{} Mit Wilhelm\IN{\carnapwilhelm} und Hilde\IN{\carnaphilde} nach Kirchzarten\IO{Kirchzarten}, Besorgungen. Abends mit Elisabeth\IN{\elisabeth} spazieren. Über unsere Stellung, Zukunft, Trennung. \tbentry{29}{7}{1926}{} Mittags Carnaps\IN{\carnapwilhelm}\IN{\carnaphilde} und Wilkens\IN{\wilken}\IN{\wilkenfrau} hier. Mit Baumann\IN{\rjbaumann} gesprochen~\gestrunl. Abends Carnaps\IN{\carnapwilhelm}\IN{\carnaphilde} hier. Hildes\IN{\carnaphilde} Kummer wegen der grafologischen Analyse. \tbentry{30}{7}{1926}{\kreuz\kreuz} \uline{Carnaps\IN{\carnapwilhelm}\IN{\carnaphilde} reisen ab.} \ort{Alpersbach Esche}Nachmittags 5\textsuperscript{h} \ulinesp{mit Maue}\IN{\maue} nach Posthalde\IO{Posthalde}, hinauf nach \uline{Alpersbach Esche}\IO{Alpersbach}\fnE{Gasthof in Alpersbach.}. Endlich mal wieder zusammen. Schöner Abendspaziergang.~\neueseite{540279} Wir besprechen manches über ihre Zukunft. Schnurr\IN{\gramm} kann sie nicht entbehren. Sie ist ungewiss, was sie tun soll; nur, dass sie eine Berufstätigkeit nehmen muss, ist klar.\pagebreak \tbtwoA{291} \tbentry{31}{7}{1926}{} \ulinesp{Mit Maue}\IN{\maue} nach Hinterzarten\IO{Hinterzarten}, Bahn\IO{Hinterzarten!Bahn} \uline{nach Hause}.\ort{Wiesneck} Mittags \uline{kommt Walter}\IN{\diederichsenwalter} plötzlich (wegen Kündigung von Baumann\IN{\rjbaumann}, und dergleichen).\fnE{Die hier und in den folgenden Tagen mehrfach erwähnten Gespräche mit Walter Diederichsen und dem Verwalter Baumann scheinen sich um einen Pachtvertrag für einen Teil des Anwesens Wiesneck zu drehen. Vgl. TB~17.\,II.\,1926\diaryref{TB-17-II-1926}.} Nachmittags 3\,\hbox{--}\,7 mit Albrecht\IN{\albrecht} und Fräulein Resche\IN{\ruschefraeulein} rüber zum Paulcke\IO{Paulcke}, Rad hinter Motorrad geschleppt. Elisabeth\IN{\elisabeth} noch zu Bett. Abends mit Walter\IN{\diederichsenwalter} bei ihr gesessen. Walter\IN{\diederichsenwalter} schläft bei mir und Brüderle\IN{\johannes}. \tbentry{1}{8}{1926}{} Geschäftliches mit Walter\IN{\diederichsenwalter} besprochen und geschrieben. \tbentry{2}{8}{1926}{} Freiburg\IO{Freiburg}; Schilling\IN{\schilling} wegen Baumann\IN{\rjbaumann}. 4\,\hbox{--}\,6 \ulinesp{mit Maue}\IN{\maue} und Missi\IN{Missi} spazieren. \tbentry{3}{8}{1926}{} Vormittags und abends Besprechung mit Walter\IN{\diederichsenwalter} und Baumann\IN{\rjbaumann}. \tbentry{4}{8}{1926}{} \textwh{Vormittags und abends Besprechung mit Walter\IN{\diederichsenwalter} und Baumann\IN{\rjbaumann}.}~\neueseite{540287} \tbentry{5}{8}{1926}{\kreuz} \uline{Mit Maue}\IN{\maue} Hinterzarten\IO{Hinterzarten}\,\hbox{--}\,Nesselbach\IO{Nesselbach}\,\hbox{--}\,Himmelreich\IO{Himmelreich}. Wenig Sonne. Rast am Waldrand. Waldnest. Ihre Zukunft besprochen; für Berlin\IO{Berlin}~-- den Montessori\IN{\montessori}-Kurs\fnE{Maue Gramm hat 1926/27 einen Montessori-Kurs in Berlin besucht.}~-- spricht: Die Sache, die Selbständigkeit, Schnurrs\IN{\gramm} Empfinden, die Finanzierung; andererseits ist's schwierig und unglücklich, die liebevolle Gegenwart für eine ungewisse Zukunft herzugeben. \tbentry{6}{8}{1926}{} Neuer Pachtvertrag mit Baumann\IN{\rjbaumann} unterschrieben. Nachmittags Freiburg\IO{Freiburg}. Abends Besprechung mit Frank\IN{\frankwiesneck} wegen Wald- und Gutsaufsicht. \tbentry{7}{8}{1926}{} Freiburg\IO{Freiburg}. Nachmittags Geschäftsbriefe usw.; Walter\IN{\diederichsenwalter} packt für Elisabeth\IN{\elisabeth}. Abends Albrecht\IN{\albrecht}. \tbentry{8}{8}{1926}{\strich} 7\textsuperscript{h} \uline{Walter\IN{\diederichsenwalter} reist ab} nach Hamburg\IO{Hamburg}\,\hbox{--}\,Flensburg\IO{Flensburg}. Geschrieben, Geschäftliches. \tbentry{9}{8}{1926}{} Mit Rad nach Hirschsprung\IO{Hirschsprung}; dann Bahn\IO{Hirschsprung!Bahn} 9\,\hbox{--}\,8 nach \uline{Oberstdorf}\IO{Oberstdorf},\ort{Oberstdorf} in Immenstadt\IO{Immenstadt} \uline{Albrecht\IN{\albrecht} und die Reschin}\IN{\ruschefraeulein} getroffen. Touristenunterkunftshaus\IO{Immenstadt!Touristenunterkunftshaus}. \tbentry{10}{8}{1926}{} Wir~3 mit schwerem Rucksack über Spielmannsau\IO{Spielmannsau} auf die~\neueseite{540289} \uline{Kempt\-ner Hütte}\IO{Kemptner Hütte}, unterwegs Sonnenbad. \tbentry{11}{8}{1926}{} Wir wollen auf den Muttlerkopf\IO{Muttlerkopf}. Durch falschen Wegweiser verführt, gehen wir links auf die Scharte westlich der Krottenspitze\IO{Krottenspitze} und hin\-\tbtwoA{292}über zum Märzle\IO{Märzle}. Sonnenbad. Plötzlicher Regen. Zurück, dann auf den Muttlerkopf\IO{Muttlerkopf}, den Grat hinaufgeklettert zum \unsicher{Badehosen} Schnee. \tbentry{12}{8}{1926}{} Auf den \uline{großen Krottenkopf}\IO{Krottenkopf}, den höchsten Gipfel des Allgäus\IO{Allgäu}. \sout{Infolge} Wegen vielen Schnees nicht auf dem Weg, sondern oben über die Blöcke geklettert, leicht, meist ohne Hände. Kalt, Nebel, Graupeln. Schnell hinab. Rast mit Essen im \unsicher{Zabarski}sack auf dem Sattel. Kurz Sonnenschein und Ausblick. Dann wieder Nebel. Ich zieh' jetzt aus dem Zimmer ins Winterhäusle\IO{Krottenkopf!Winterhäusle}, Matratzenlager, zu den beiden anderen. \tbentry{13}{8}{1926}{} Schönes Wetter. Anstieg zum \uline{Kratzer}\IO{Kratzer}. In der Nacht hat's Neuschnee gegeben. Schwieriges Klettern, wegen Schnee, Eis und Feuchtigkeit. Heute geh' ich auch ins Seil. Endlich oben, prachtvoller Ausblick. Albrecht\IN{\albrecht} turnt noch zum anderen Gipfel hinüber. Hinabgeklettert. Bröckeliges~\neueseite{540283} Gestein. Beim Aufstieg kleine Steine auf die Stirn, beim Abstieg großer Block auf den rechten Fuß. Zum Glück ist das Klettern vorbei. In Geröllhalde\IO{Kratzer!Geröllhalde} und Schnee stehend hinabgerutscht nach der Südseite. Abschied von den beiden. Von der Hütte\IO{Kratzer!Hütte} zu Tal\IO{Kratzer!Tal}, von Spielmannsau\IO{Spielmannsau} Stellwagen\fnE{Fuhrwerk.} wegen des schmerzenden Fußes. Oberstdorf\IO{Oberstdorf}, Hotel Pickel\IO{Oberstdorf!Hotel Bickel}. \tbentry{14}{8}{1926}{\strich} 9\,\hbox{--}\,10 Bahn Oberstdorf\IO{Oberstdorf}\,\hbox{--}\,\uline{Wiesneck}\IO{Wiesneck}.\ort{Wiesneck} Dazwischen 1~Stunde Aufenthalt \ulinesp{in Freiburg\IO{Freiburg}\,\hbox{--}\,Wiehre}\IO{Freiburg!Wiehre}; \ulinesp{mit Maue}\IN{\maue} spazieren gegangen. Sie hat die Geschwister da und erzählt viel vom Treiben im Hause. Ich habe noch Sehnsucht nach den Bergen. Die eine abgerissene Stunde macht uns beide etwas bockig. Ich erzähle Elisabeth\IN{\elisabeth} noch allerlei aus den Bergen. \tbentry{15}{8}{1926}{} Gekramt und geschrieben. Nachmittags Mertens\IN{\merten}\IN{\maurerfrau} hier, auch Reckendorf\IN{\reckendorf}, der sich für Bondys\IN{\rjbondy} Schule\IO{Wiesneck!Schule von Bondy} {\lspitz}um{\rspitz} Wiesneck\IO{Wiesneck} interessiert. \tbentry{16}{8}{1926}{} Mit Baumann\IN{\rjbaumann} Verzeichnisse unterschrieben. 5\,\hbox{--}\,11 \ulinesp{mit \ulinestr{Maue}}\IN{\maue} bei Himmelreich\IO{Himmelreich} spazieren. Sie musste noch mal~\neueseite{540291} kommen, weil sie \ulinesp{in argen Konflikten ist, ob sie Schluss machen soll mit mir}. Christiansen\IN{\christiansen} will dies, ebenso ihre Geschwister, und die Türkin! Dann hatte sie \sout{gekränkt} schwer getroffen, dass ich gesagt hatte, dass Hanne\IN{\hanne} mich am besten von allen verstände. Wir machen aber noch nicht Schluss, wollen vielleicht im September 2 oder 3~Tage zusammen sein, und dann vielleicht ,,kündigen``, d.\,h. Briefe und Zusammentreffen unterlassen, bis Berlin\IO{Berlin} überstanden ist. \tbtwoA{293} Elisabeth\IN{\elisabeth} ist jeden Abend bei Christiansen\IN{\christiansen}. \tbentry{17}{8}{1926}{} Gekramt und geschrieben. 5\textsuperscript{h} \uline{\ulinesp{Elisabeth\IN{\elisabeth} reist ab}}, mit Eline\IN{\eline} und Töchterle\IN{\annemarie}. Christiansen\IN{\christiansen} bringt sie im Auto nach Freiburg\IO{Freiburg}, dann Schlafwagen nach Hamburg\IO{Hamburg}. \tbentry{18}{8}{1926}{} 7\,\hbox{--}\,12 nachts \ulinesp{mit Hanneliese\IN{\hanneliese} und Brüderle\IN{\johannes} nach} \uline{\ulinesp{Hamburg}}\IO{Hamburg}.\ort{Hamburg} Beide sind sehr artig; nur abends kann Brüderle\IN{\johannes} schlecht schlafen und weint zuweilen. Walter\IN{\diederichsenwalter}, Grete\IN{\grete} und Hanne\IN{\hanne} holen uns ab. Berliner Hof\IO{Berliner Hof}. \tbentry{19}{8}{1926}{\kreis i} Nachmittags alle mit den Kindern zu Hagenbeck\IO{Hamburg!Tierpark Hagenbeck}, Tiere, Inder. Abends früh mit Elisabeth\IN{\elisabeth} zu Bett. Dann kommen noch Walter\IN{\diederichsenwalter} und Grete\IN{\grete} für 1~Stunde, um wegen Lena\IN{\lena} zu sprechen. Dann noch lange mit Elisabeth\IN{\elisabeth} gesprochen;~\neueseite{540299} \dickelinied Sie glaubt ganz unvoreingenommen und ohne Eifersucht zu urteilen und \ulinesp{sagt, dass Frau Gramm\IN{\gramm} nicht zu mir passe}. Auch Gefährdung der Karriere (!). \ulinesp{Christiansen\IN{\christiansen} Urteil über ihre diplomatische Art;} sie sei von mir angezogen worden, weil sie infolge meiner Blindheit eine unverdiente Bejahung gespürt habe, die sie brauche. \ulinesp{Zum Schluss bittet sie mich zu ihr zu kommen.} Mir tauchen alte Erinnerungen wehmütig wieder auf; ,,Liebes Chachale``, sie freut sich sehr. \tbentry{20}{8}{1926}{} Mexikanisches Konsulat\IO{Hamburg!Mexikanisches Konsulat}. Nachmittags \textonehalf{}\,3 \ulinesp{mit Hanne\IN{\hanne}, Nudi Chris\-tian\-sen}\IN{\nudi} und den 3~Kindern zu Eimbcke,\fnE{Hamburger Schiffsmaklerfirma.} lange aufs Auto gewartet, \ulinesp{hinaus zum Schiff}. Elisabeth\IN{\elisabeth} Kabine mit den 4~Kindern\IN{\annemarie}\IN{\hanneliese}\IN{\johannes}\IN{\eline}, Grete\IN{\grete} und Walter\IN{\diederichsenwalter} zwei Einzelkabinen nebeneinander. 5\textsuperscript{h}~vom Schiff, \ulinesp{der Abschied ist schwer}.\fnE{Vgl. Abb.\,\refcn{riobravo}.} Elisabeth\IN{\elisabeth} kommt noch herunter ans Geländer. Ob ich nicht Lust habe, plötzlich mitzukommen. Nein. Sie aber hat auf einmal Lust, dazubleiben. \uline{\ulinesp{Das Schiff fährt hinaus.}} \ulinesp{Mit Hanne}\IN{\hanne} 7\,\hbox{--}\,8 \ulinesp{nach Lübeck}\IO{Lübeck},\ort{Lübeck} \ulinesp{zu Küstermanns}\IN{\hanne}\IN{\hansarnold}. 3 Jungen: Der kleine Otto, der mittlere Wolfgang, ähnelt sehr Hans Arnold\IN{\hansarnold}, der große Klaus, selbstgebauter Radioapparat. Das schöne Krempelsdorf\IO{Lübeck!Krempelsdorf}. \ulinesp{Hanne\IN{\hanne} abends noch lange bei mir.}~\neueseite{540297} \tbentry{21}{8}{1926}{\strich} \ulinesp{Mit Hanne}\IN{\hanne} ausführlich über Christiansens\IN{\christiansen} grafologische Analyse von mir gesprochen.\fnE{Vgl. (\href{http://doi.org/10.48666/807974}{RC~21"~74"~02}).} Wir verstehen uns sehr gut, aber ganz freundschaft\-\tbtwoA{294}lich.\pagebreak \tbentry{22}{8}{1926}{} Nachmittags \ulinesp{mit Hanne}\IN{\hanne} spazieren. Über meine Eheuntauglichkeit. Über die Unselbständigkeit der meisten Frauen; das wird von Hanne\IN{\hanne} geleugnet, auch dass nur die männlichen Frauen innerlich selbstständig sein könnten. %\tbentry{23}{8}{1926}{} \tbentry{24}{8}{1926}{} Nachmittags mit Hanne\IN{\hanne} durch die Heide\IO{Lübeck!Heide} gegangen. \tbentry{25}{8}{1926}{} 10\,\hbox{--}\,\textonehalf{}\,6 über Kiel\IO{Kiel} (Scholz\IN{\scholzheinrich} ist nicht da) nach Husum\IO{Husum}, zu Fuß 1~Stunde nach \uline{Halebüll}\IO{Halebüll}\ort{Husum/Halebüll} \textspkl{(zu Friedel\IN{\friedel}?)}. Hier sind auch Tante Tine\IN{\tinetante} und Trudel\IN{\rjtrudel}. \tbentry{26}{8}{1926}{} \ulinesp{Nudi}\IN{\nudi} (jetzt ,,Sie``) und ihre Kusine Greta\IN{\greta} sind hier. Nudi\IN{\nudi} hat sich sehr herausgemacht; ist noch still aber unbefangen. Nachmittags alle gebadet.~\neueseite{540293} \tbentry{27}{8}{1926}{} Tante Tine\IN{\tinetante} und Trudel\IN{\rjtrudel} reisen ab, wir bringen sie nach Husum\IO{Husum} im Auto. Das alte Bauernhaus\IO{Husum!Bauernhaus} mit \ulinesp{Friedel}\IN{\friedel} besichtigt. Zu Fuß alleine zurück. Zu Fuß über den Damm\IO{Husum!Damm} zur Insel Nordstrand\IO{Nordstrand}; Nudi\IN{\nudi} begleitet mich \textonehalf{} Stunde. Etwas geschrieben. Radierung besehen, Weben zugesehen. \tbentry{28}{8}{1926}{\strich} \ulinesp{Mit Ingwer\IN{\paulseningwer} und Friedel}\IN{\friedel} zu Rad nach Husum\IO{Husum}. 12\,\hbox{--}\,7 Bahn \ulinesp{nach} \uline{\ulinesp{Lübeck}}\IO{Lübeck}.\ort{Lübeck} \tbentry{29}{8}{1926}{\strich} \ulinesp{Mit Hanne}\IN{\hanne} ins Museum\IO{Lübeck!Museum}, Fräulein Scheffers\IN{\schefferfrau} Weberei\IO{Lübeck!Weberei} besehen; und in den Dom\IO{Lübeck!Dom}. Nachmittags etwas spazieren. \ulinesp{Sie warnt mich davor, für nächsten Sommer mich positiv zu binden mit Frau Gramm\IN{\maue};} meint aber auch, dass ,,negative Bindung`` (vorzeitige Trennung aus Pflicht) für mich nicht das Richtige sei. Die Frau muss spüren, was ihre Kräfte in der Zukunft vermögen, und wird, wenn das Weitere ihre Kräfte übersteigen würde, instinktiv Schluss machen. Abends lese ich ihr aus Maues\IN{\maue} Brief vor, sie liegt schon zu Bett. \ulinesp{Der Abschied fällt uns schwer.} Ob wirklich Weihnachten Kitzbühel\IO{Kitzbühel}? Ich glaube es nicht ernstlich.~\neueseite{540295} \tbentry{30}{8}{1926}{\strich} 8\,\hbox{--}\,1 nach \uline{\ulinesp{Berlin}}\IO{Berlin}.\ort{Berlin} Kleines Privathotel (Cöthener Hof\IO{Cöthener Hof}) Nähe Potsdamer Bahnhof\IO{Potsdamer Bahnhof}; nicht schön. Nachmittags und abends bei \uline{Dubislav}\IN{\dubislav}. Er erzählt die verunglückte Kieler\IO{Kiel} Geschichte.\fnE{Dubislav hat sich in Kiel erfolglos um die Habilitation bemüht. Vgl. Milkov, ,,On Walter Dubislav``, Abschnitt~5.} Diskussion über verschiedene logische Dinge; seine Einwände gegen Russell\IN{\russell} usw. Über Konstitu\-\tbtwoA{295}tions\-theorie\IC{\konstitutionstheorie} wird er alles schreiben, auch Kürzungsmöglichkeiten (V.~Abschnitt).\fnE{Vgl. Dubislavs ,,Bemerkungen zu Carnaps ,Konstitutionstheorie`\,`` vom Jänner 1927 (\href{http://doi.org/10.48666/824864}{RC~028"~13"~06}) und Carnaps briefliche Reaktion vom 21.\,I.\,1927 (\href{http://doi.org/10.48666/807976}{RC~028"~13"~05}).} \tbentry{31}{8}{1926}{} 10\,\hbox{--}\,2 nach \uline{Halberstadt}\IO{Halberstadt}.\ort{Halberstadt} Mit \uline{Rugard}\IN{\rugard} auf seinem Zimmer und spazieren. Das Unerfreuliche des überlasteten Lehrerdaseins. In Rugards\IN{\rugard} Bewegungen zeigen sich Hemmungen, vielleicht geht auch sein unerotischer Zustand auf solche Hemmungen zurück. Er hält dies aber für Anlage. 7\,\hbox{--}\,\textonehalf{}\,11 nach Dessau\IO{Dessau}.\ort{Dessau} Moholy\IN{\moholy}. Hotel\IO{Dessau!Hotel}. \tbentry{1}{9}{1926}{} \ulinesp{Mit Moholy\IN{\moholy} nach Leipzig\IO{Leipzig},\ort{Leipzig} Messe\IO{Leipzig!Messe}.} Rosenpavillon\IO{Leipzig!Rosenpavillon}, technische Sachen, Bausachen, amerikanische Architektur. Das Stahlhaus\IO{Leipzig!Stahlhaus} bei der Geldschrankfabrik Kästner\IO{Leipzig!Geldtresorfabrik Kästner}.\fnE{Musterhaus, das von der Tresorbaufirma später in Dessau modifiziert als Dessauer ,,Bauhaus-Stahlhaus`` gebaut wurde, nach Entwurf von Georg Muche und Richard Paulick. Vgl. Kottjé, \emph{Wohnhäuser aus Stahl}, 8.} Abends bei Moholys\IN{\moholy}\IN{\luzia}, er in Sitzung. Sie erzählt von der Rhön. \tbentry{2}{9}{1926}{} \uline{Asthmatische Beschwerden.}\fnE{Offenbar die ersten Symptome von Carnaps Lungenerkrankung. Vgl. TB~7.\,IX.\,1926\diaryref{TB-7-IX-1926} und die darauffolgenden Tage.} Vormittags bei Moholy\IN{\moholy}, mit ihr\IN{\luzia} auf dem Dach gesessen. Sehr schönes Haus. Nächstes Mal soll ich dort wohnen.~\neueseite{540301} Sie findet aber die Einzelwohnungen zu individualistisch. Lieber viele Wohnungen zusammen, gemeinsames Kochen, gemeinsamer Reinigungsbetrieb usw., damit sie sich nicht um den Haushalt kümmern muss. 12\,\hbox{--}\,4 nach \uline{Naumburg}\IO{Naumburg}.\ort{Naumburg} Zu \uline{Räubers}\IN{\rjraeuber}\IN{\rjraeuberfrau}. Dankwart\IN{\dankwart} netter Junge geworden. Er studiert Volkswirtschaft, ist aber sehr ungewiss über die Zukunft, \gestrunl\ allerhand Wunschträume. 8\,\hbox{--}\,\textonehalf{}\,10 nach \uline{Jena}\IO{Jena}.\ort{Jena} Wohne bei Tante Tine\IN{\tinetante}, in Onkel Wilhelms\IN{\wilhelmonkel} Zimmer. Nur Trudel\IN{\rjtrudel} ist noch da. \tbentry{3}{9}{1926}{} Wegen der Beschwerden kaum geschlafen. Vormittags bei Flitners\IN{\flitner}\IN{\rjlisi}. Tante Tine\IN{\tinetante} hat allerhand Sachen wegen Haus, Mieter, Mietenzahlung im Rückstand, Reparaturen, Steuern usw. Nachmittags geruht, und geschrieben. Mit Henk\IN{\henk} und Professor Müller\IN{\muellerhansprof} gesprochen. Abends bei Flitner\IN{\flitner}, auch Natter\IN{\nater} da, erzählt von Dalmatien\IO{Dalmatien}. \tbentry{4}{9}{1926}{} Geschrieben. (Mit den Beschwerden geht's etwas besser.) Mittags \ulinesp{kommt Eva}\IN{\eva}. Es geht ihr ziemlich gut. \pagebreak Das Auge ist auch besser, \tbtwoA{296} aber doch noch unsymmetrisch in der Lidbewegung. Geige spielen kann sie nicht mehr.~\neueseite{540307} \tbentry{5}{9}{1926}{} \ulinesp{Mit Eva}\IN{\eva} etwas spazieren; auch mit ihr und Flitner\IN{\flitner} zusammen gesprochen. Sie ist innerlich sehr mit Rosenbaum\IN{\rosenbaum} verbunden, lebt aber ganz streng, um sich nicht diese Freundschaft zu verscherzen. Ich deute ihr kurz von Maue\IN{\maue} an, als wir zur Bahn\IO{Jena!Bahn} gehen abends. Beim Abschied Kuss, der einzige! Sie spricht mehrmals von späteren Urlauben, im September und im Winter, aber es zieht mich nicht dazu, ihr eine gemeinsame Reise vorzuschlagen. \tbentry{6}{9}{1926}{} Vor- und nachmittags mit Flitner\IN{\flitner} gesprochen. Über Gogarten\IN{\rjgogarten}, Buber\IN{\buber}, Metaphysik; Pantheismus und Dualismus; Metapyhsik und Aufklärung.\fnE{Vgl. TB~24.\,IX.\,1921\diaryref{TB-24-IX-1921}.} Sein Theismus, der persönliche Weltschöpfer. Ich bin erstaunt. Viel geschrieben. \tbentry{7}{9}{1926}{} Beschwerden noch vorhanden, nicht mehr stark. Geschrieben. Gespräch mit Lisi\IN{\rjlisi}. Sie fragt auch, ob Eline\IN{\eline} mein Kind sei; ,,wir wollen es annehmen``. Wir sprechen \gestrunl\ offen über manche Fragen, ich habe den Eindruck, wir würden uns schließlich doch gut verstehen, wenn wir mal offen auch über alles Persönliche sprechen würden. 3\,\hbox{--}\,4 nach \uline{Weimar}\IO{Weimar}.\ort{Weimar} \ulinesp{Zu Frankenberger\IN{\frankenbergerkurt}.} Viel gesprochen, über Julius'\IN{\frankenbergerjulius} Faust-Buch\IW{\frankenbergerfaust}\fnE{Frankenberger, \emph{Walpurgis}.}, meine Konstitutionstheorie\IC{\konstitutionstheorie}, Frankenbergers\IN{\frankenbergerkurt} übertriebene Skepsis und Opposition, die er selbst schildert, die seine Produktion hemmt. \uline{Arzt} stellt fest: Affektion von Rippenfell und Herzbeutel, Bettruhe! Daher Düsseldorf\IO{Düsseldorf} aufgegeben, will zu Agnes\IN{\agnes} fahren. Schlecht geschlafen.~\neueseite{540303} \tbentry{8}{9}{1926}{} 10\,\hbox{--}\,\textonehalf{}\,9 nach Dieringhausen\IO{Dieringhausen}. \uline{\ulinesp{Vollmerhausen\IO{Vollmerhausen}.}}\ort{Vollmerhausen} Harald\IN{\harald} holt mich ab; Agnes\IN{\agnes} ist in Köln\IO{Köln}, kommt nachts. Reinhard\IN{\reinhardkaufmann} ist auf der Reise nach Jena\IO{Jena}. \tbentry{9}{9}{1926}{} Doktor Luycken\IN{\luycken} aus Gummersbach\IO{Gummersbach} untersucht mich. Nachmittags im Gummersbacher Krankenhaus\IO{Gummersbach!Krankenhaus} geröntgt. Feststellung: Pneumothorax (=~Luft zwischen Lunge und Rippenfell) auf der linken Seite, Herz nach rechts gedrückt, linke Lunge beengt. Er rät: Liegekur, nicht nach Düsseldorf\IO{Düsseldorf}. \tbentry{10}{9}{1926}{\strich} Im Bett und auf dem Liegestuhl im Garten gelegen. Am Nachmittag Hildegard\IN{\hildegard}. Abends Pastor Kunze\IN{\kunze} bei mir; gutes Gespräch mit ihm; unser Gegensatz: Offenbarungsreligion~\hbox{--}~Rationalismus. \tbtwoA{297} %\tbentry{11}{9}{1926}{} \tbentry{12}{9}{1926}{} Vor- und nachmittags aufgestanden: Wilhelm\IN{\carnapwilhelm} und Hilde Carnap\IN{\carnaphilde} da. Über Bauhaus\II{\bauhaus}, Politisches, Ronsdorf\IO{Ronsdorf}, Agnes\IN{\agnes}, Vaters\IN{\carnapvater} Biografie. \tbentry{13}{9}{1926}{} Doktor Luycken\IN{\luycken} rät: Spezialisten zuziehen.~\neueseite{540311} \tbentry{14}{9}{1926}{\strich} In Krawinkels\IN{\krawinkelbernhard} Auto mit Agnes\IN{\agnes} nach Rosbach\IO{Rosbach} bei Waldbröl\IO{Waldbröl}. Zur Volksheilstätte\IO{Roßbach!Volksheilstätte}, zu Doktor Krause\IN{\krausedr}. Röntgenaufnahme. Bestätigt Pneumothorax, Verletzung des Lungenfells vielleicht durch früheren Herd in der Lunge, vielleicht durch Skisturz; jetzt durch Anstrengung aufgerissen, schnell wieder geschlossen. Muss vorsichtig behandelt werden, soll mich als krank ansehen. Auf keinen Fall nach Düsseldorf\IO{Düsseldorf}. Soll in Sankt Blasien\IO{Sankt Blasien} Doktor Bacmeister\IN{\backmeister} besuchen, vielleicht einige Wochen dort zur Beobachtung bleiben. An Elisabeth\IN{\elisabeth} geschrieben. \tbentry{15}{9}{1926}{} Geschrieben. Pastor Kunze\IN{\kunze} hier; über Notwendigkeit einer Mythologie; er nennt irreligiöses, ethisches Leben ,,Schnittblumen``, die sich eine Zeitlang ohne Wurzeln halten können und dann welken. Viel geschrieben. Maues\IN{\maue} Telegramm: Kommt nicht. \tbentry{16}{9}{1926}{\strich} Maue\IN{\maue} schreibt: Kommt nicht. Geschrieben. \tbentry{17}{9}{1926}{} Vor- und nachmittags im Garten gelegen. \tbentry{18}{9}{1926}{} \textwh{Vor- und nachmittags im Garten gelegen.} \tbentry{19}{9}{1926}{} Etwas Sonnenbad.~\neueseite{540305} \tbentry{20}{9}{1926}{Maue}\IN{\maue} Vor- und nachmittags etwas Sonnenbad. Abends Gespräch mit Agnes\IN{\agnes} über ihre Ehedinge. \tbentry{21}{9}{1926}{} Nebel. Nachmittags Doktor Luycken\IN{\luycken} da. %\tbentry{22}{9}{1926}{} \tbentry{23}{9}{1926}{} 8\,\hbox{--}\,\textonehalf{}\,11 nach \uline{Düsseldorf}\IO{Düsseldorf}.\ort{Düsseldorf} Friedrich\IN{\rohdenfriedrich} und Marianne\IN{\rjmarianne} bei Tante Clara\IN{\claratante}, vergebliche Versuche, Sauerbruch\IN{\sauerbruch}~-- München\IO{München} und Breuer\IN{\breuer}~-- Hamburg\IO{Hamburg} zu finden.\fnE{Suche nach Adresse oder Telefonnummer im Zusammenhang mit Carnaps Lungen\-erkran\-kung.} Diepgen\IN{\rjdiepgen} getroffen. Maue\IN{\maue} kommt plötzlich zu Tante Clara\IN{\claratante}. Nachmittags Maue\IN{\maue} hertelefoniert und mit ihr gesprochen, um Tage in Bonn\IO{Bonn} oder Finnentrop zu verabreden. Sie ist aber bockig, weil ich \gestrunl\ gleich zu sachlich spreche. Möchte gern mich am Abend haben, das geht aber doch nicht. Abends mit Friedrich\IN{\rohdenfriedrich} auf Professorensuche.\fnE{Wie zuvor, die Suche nach einem Facharzt.} \tbtwoA{298} \tbentry{24}{9}{1926}{} \textonehalf{}\,10 in Maues\IN{\maue} Wohnung. Nach 10 kommt sie. In ihrem Zimmer gesessen; zur GeSoLei,\II{\gesolei}\fnE{Ausstellung für Gesundheitspflege, soziale Fürsorge und Leibesübungen, 1926 in Düsseldorf.} Rundfahrt, dann draußen gesessen. Wir kramen allerhand aus, ohne es richtig zu Ende sprechen zu können. Maue\IN{\maue} hat keinen Mut, dass wir schöne Tage haben würden. Ich ziehe die Folgerung: Also jetzt Schluss. Ich sage bei Tante Clara\IN{\claratante} Mittagessen ab und gehe mit Maue\IN{\maue}. Sie meint plötzlich, nun sei doch zu viel unbereinigt geblieben; ich lasse es offen, ob wir uns noch treffen, sie soll es bestimmen.~\neueseite{540313} Sie meint, nicht mehr nach Vollmerhausen\IO{Vollmerhausen} schreiben zu können, weil ich von ,,zu viel Eilbriefen`` gesprochen hatte (?). Sie muss eiligst zur Bahn\IO{Düsseldorf!Bahn}. 4\textsuperscript{h} Klinik\IO{Düsseldorf!Klinik}, \uline{Professor Rehn}\IN{\rehen}, Chirurg. Will nicht Pneumothorax glauben, bei meinem guten Aussehen. Röntgenaufnahme. Alleine ins Planetarium\IO{Düsseldorf!Planetarium}.\fnE{Das Planetarium Düsseldorf wurde 1926 in der neu erbauten Rheinhalle (heute Tonhalle) eröffnet und beherbergte in diesem Jahr auch die GeSoLei.} Gertrud Carnap\IN{\carnapgertrud}, Lies\IN{\lies} und Otto Wiebalck\IN{\ottowiebalck} zufällig getroffen. Schöne Ausstellung Architektur (Zukunftslinien) und die Rheinbrücke\IO{Düsseldorf!Rheinbrücke} in Beleuchtung. \tbentry{25}{9}{1926}{} 8\textsuperscript{h} in Klinik\IO{Düsseldorf!Klinik}, Röntgendurchleuchtung und Besichtigung der Platte, dazu auch Professor Boden\IN{\bode} (Internist). Kleiner Randpneumothorax, drei\-eckig, unten, ist noch vorhanden. Dazu Katarrh in unterem Lappen. Ursache anscheinend doch Tuberkulose. Wenn die Sache nicht bald von selbst verschwindet, wäre künstlicher Pneumothorax gut. Er sagt mir sehr wenig, ich muss nach allerhand fragen. Er will an Doktor Luycken\IN{\luycken} schreiben. Mit der Tante\IN{\claratante} in der Küche gesessen und geplaudert. 11\textsuperscript{h}~nach \uline{Köln}\IO{Köln}, Post geholt, Brief von Elisabeth\IN{\elisabeth} aus Kuba\IO{Kuba}. Brief an Maue\IN{\maue} geschrieben. 3\textsuperscript{h}~Dieringhausen\IO{Dieringhausen}. \uline{Vollmerhausen\IO{Vollmerhausen}.}\ort{Vollmerhausen}~\neueseite{540321} \tbentry{26}{9}{1926}{} Nachmittags kommen Friedrich\IN{\rohdenfriedrich} und Marianne\IN{\rjmarianne}. Im Garten gelegen, Friedrich\IN{\rohdenfriedrich} spielt mit den Kindern Krocket. Friedrich\IN{\rohdenfriedrich} erzählt von seinen Konstitutionsforschungen.\fnE{Bezug unklar.} \tbentry{27}{9}{1926}{} Mit Friedrich\IN{\rohdenfriedrich} und Marianne\IN{\rjmarianne} über Maue\IN{\maue} gesprochen; Problem der Polygamie. Abends kommt Doktor Luycken\IN{\luycken}, Befund günstig, Pneumothorax sehr zurückgegangen, allgemein gutes Befinden, überraschend gute Entwicklung. Ergebnis: Mitte oder Ende Oktober soll ich nach Freiburg\IO{Freiburg}, so lange hierbleiben, dann Doktor Bacmeister\IN{\backmeister} fragen, ob Tuberkulose vorliegt oder nicht; wenn ja, nach Davos\IO{Davos}, sonst nach Wien\IO{Wien}. \pagebreak Luycken\IN{\luycken} glaubt \tbtwoA{299} nicht an Tuberkulose, ist böse über den Brief von Boden\IN{\bode}, auch wegen des vorgeschlagenen künstlichen Pneumothorax und Durchschneidung des Nerves. \tbentry{28}{9}{1926}{\kreuz} 10\,\hbox{--}\,2 nach \uline{Altona}\IO{Altona},\ort{Altona} dort Maue\IN{\maue} und Koko\IN{\koko} mit dem Auto. ,,Märkischer Hof``\IO{Altona!Märkischer Hof}. Koko\IN{\koko} nachmittags weg. Wir nehmen zwei Zimmer, vertragen uns sehr gut. Abends noch etwas spazieren. \tbentry{29}{9}{1926}{\kreuz} Vormittags zur Post\IO{Altona!Post} spazieren, Maue\IN{\maue} läuft alleine nach Hause; nur Spaß-Zank. Geschrieben. Wir erzählen uns viel. Nachmittags zusammen geschlafen, +. Nachts brav zusammen, ich spüre Stechen in der Brust. 10\,\hbox{--}\,2. Viel erzählt. Ich auch von Elisabeth\IN{\elisabeth} und mir, und Elisabeth\IN{\elisabeth} und Christiansen\IN{\christiansen}. Das ist sehr wichtig und erleichternd für Maue\IN{\maue}, und sie ist mir sehr~\neueseite{540315} dankbar. Wir verstehen uns sehr gut. Sie will nun nicht unbedingt mehr völlige Trennung; falls kein Bambino, kommt sie noch mal. \tbentry{30}{9}{1926}{\kreuz} Etwas ins Tal\IO{Altona!Tal} hinaus spazieren. Allerhand gesprochen über ihre Geschwister, Christiansen\IN{\christiansen}, Katholizismus, Gesetz und Freiheit, Verhütungsverbot usw. Etwas geschrieben. Bis~12 zusammen. \tbentry{1}{10}{1926}{\kreuz\kreuz} 10\textsuperscript{h} mit Maue\IN{\maue} nach \uline{Hagen}\IO{Hagen}, Hotel ,,Lümmer``\IO{Hagen!Hotel Lümmer}, ein Zimmer zusammen. Halbschuhe für mich gekauft. Nachmittags lange geschlafen, geruht, + und geplaudert. Dann Mantel gekauft. Abends bis~2\textsuperscript{h} geredet, über allerhand Wichtiges noch; meine Kritik ihrer Geschwister, unser glückliches Zusammensein, aber später muss sie zu Schnurr\IN{\gramm}, nur: Wie das eheliche Zusammensein mit ihm? +, bis~4~Uhr. \tbentry{2}{10}{1926}{} \textonehalf{}\,10 \uline{Maue\IN{\maue} nach Berlin}\IO{Berlin}. 11\,\hbox{--}\,2 ich nach Dieringhausen\IO{Dieringhausen}; \uline{Vollmer\-hau\-sen\IO{Vollmerhausen}.}\ort{Vollmerhausen} Abends kommt Wilhelm Carnap\IN{\carnapwilhelm}. \tbentry{3}{10}{1926}{\strich} Wilhelm\IN{\carnapwilhelm} ganzen Tag hier. Viel zusammen gesprochen, über Politik, über seine und Hildes\IN{\carnaphilde} Nervosität, Verhältnis zur Krim\IO{Ronsdorf!Krim}.\fnE{Anspielung auf das Haus der Familie Carnap In der Krim in Ronsdorf bei Wuppertal.} Abends kurzer Besuch bei Kommerzienrats\IN{\kommerzienrats}.~\neueseite{540317} \tbentry{4}{10}{1926}{} Geschrieben. \tbentry{5}{10}{1926}{} Liegekur. Abends plötzlich starken Schnupfen, schlechte Nacht. \tbentry{6}{10}{1926}{} Geschrieben. Pastor Kunze\IN{\kunze} hier. Über Japan\IO{Japan}, Buddhismus, Begründung der Ethik, Möglichkeit atheistischen Lebens. Besser geschlafen. \tbtwoA{300} \tbentry{7}{10}{1926}{} Liegekur. Geschrieben. 1. Brief aus Mexiko\IO{Mexiko}. \tbentry{8}{10}{1926}{} An Elisabeth\IN{\elisabeth}, Hanne\IN{\hanne} und Maue\IN{\maue} geschrieben. Erkältung allmählich besser. %\tbentry{9}{10}{1926}{} \tbentry{10}{10}{1926}{} 7\,\hbox{--}\,\textonehalf{}\,10 mit Agnes\IN{\agnes} nach \uline{Ronsdorf}\IO{Ronsdorf}.\ort{Ronsdorf} Zu Wilhelm\IN{\carnapwilhelm}, Agnes\IN{\agnes} in die Krim\IO{Ronsdorf!Krim}. Hilde\IN{\carnaphilde} verreist, kommt erst spät nachts zurück. Reizende Kinder: Eva\IN{\carnapeva} und Renate\IN{\carnaprenate}. Viel mit Wilhelm\IN{\carnapwilhelm} gesprochen, auch über Eheethik, Muckermanns\IN{\muckermann} Vortrag;\fnE{Vgl. Weingart et~al., \emph{Rasse, Blut und Gene}, 242. Hermann Muckermann war Jesuit und Aktivist der ,,eugenischen Eheberatung``.} Abtreibungsgesetz usw. Nachmittags mit ihm in die Krim\IO{Ronsdorf!Krim}. Mit Agnes\IN{\agnes} zu Magdalena\IN{\magdalenacarnap}. Sie sitzt im Sessel, ist aber sterbenskrank. Ihr richtiges altes Gesicht, wie die guten alten~\neueseite{540319} Ronsdorfer Frauengesichter; erinnert mich auch an die Mutter\IN{\rjcarnapmutter} und an das schöne Bild von Magdalenas Mutter. In die Krim\IO{Ronsdorf!Krim} zurück. Dort geschäftliche Konferenz mit Arnold\IN{\arnold}. Ich mit Lies\IN{\lies} und Fräulein Weihe\IN{\weiefrau} aus Freiburg\IO{Freiburg}. Kennt Laubenburg\IN{\laubenburg} gut, spricht von Albrecht\IN{\albrecht}. Kennt Frau Sommer\IN{\sommerfrau}. Fragt plötzlich nach Hanne\IN{\hanne}; Agnes\IN{\agnes} meint, sie hat vielleicht \sout{Sachen} Geschichten über mich und Hanne\IN{\hanne} in die Krim\IO{Ronsdorf!Krim} importiert. Wilhelm\IN{\carnapwilhelm} und ich eisen uns schwierig los und sind den Abend für uns. \tbentry{11}{10}{1926}{} Hilde\IN{\carnaphilde} ist da. Mit ihr zu Pfeifers\IN{\pfeiferernst}\IN{\pfeiferelse}. Arnold\IN{\arnold} wird bei Carnaps\IN{\carnapjosephjohannes}\IN{\carnapwilhelm} eintreten und nach Amerika\IO{Amerika} reisen.\fnE{Die von Johannes Sebulon Carnap in Ronsdorf gegründete Bandfabrik wurde von dessen Sohn Joseph Johannes Carnap und später von Wilhelm Carnap, einem Sohn von Joseph Johannes, weitergeführt. Vielleicht wurde auch nach Amerika exportiert.} Else\IN{\pfeiferelse} bevormundet die Anna\IN{\pfeiferanna} arg; die hat vor einigen Monaten ein ganz kleines Kind verloren, sieht schlecht aus. Das Klima ist ihr zu kalt. Mittags lebhaft mit Wilhelm\IN{\carnapwilhelm} und Hilde\IN{\carnaphilde} gesprochen. Sie erzählt mir von der äußerst heftigen Auseinandersetzung in der Krim\IO{Ronsdorf!Krim} vor einiger Zeit, will nun nicht mehr hin und ich gebe ihr recht. Sie kommt noch mal auf {\lspitz}Christiansens{\rspitz}\IN{\christiansen} grafologische Analyse, die hat doch einen Stachel~\neueseite{540329} bei ihr hinterlassen. Ich versuche sie zu beruhigen. In der Krim\IO{Ronsdorf!Krim} Agnes\IN{\agnes} abgeholt, 3\,\hbox{--}\,\textonehalf{}\,7 nach \uline{Vollmerhausen}\IO{Vollmerhausen}. Agnes\IN{\agnes} vermutet, dass Frau Weihe\IN{\weiefrau} in der Krim\IO{Ronsdorf!Krim} manches erzählt hat, vielleicht auch von Elisabeth\IN{\elisabeth} und Christiansen\IN{\christiansen}, die sie vielleicht im Konzert gesehen hat. Denn Gertrud\IN{\carnapgertrud} schätzt Elisabeth\IN{\elisabeth} sehr, schien aber jetzt ein klein wenig kühler. \tbentry{12}{10}{1926}{} Viel geschrieben. Regen. \tbtwoA{301} \tbentry{13}{10}{1926}{\strich} Pastor Kunze\IN{\kunze} hier. Liest mir aus dem ,,\unsicher{Ber\unl bacher Buche}`` %\IW{\berbacherbuch} vor. Ich gebe ihm Schlicks\IN{\schlick} Aufsatz über ,,Erleben, Erkennen, Metaphysik``\IW{\schlickerleben}. Geschrieben. Angefangen ,,Logistische Sprachanalyse``.\fnE{Aus dieser Zeit ist kein Manuskript dieses Titels erhalten. In \emph{Scheinprobleme in der Philosophie} spricht Carnap noch von ,,erkenntnistheoretischer Analyse``. Der Begriff der logischen Sprachanalyse tritt hingegen erst in den Schriften der frühen 1930er-Jahre in den Vordergrund, allen voran in Carnap, ,,Überwindung der Metaphysik durch logische Analyse der Sprache``. Möglich wäre auch ein Bezug zu Carnap, \textit{Abriß der Logistik}. Vgl. TB~19.\,XI.\,1926\diaryref{TB-19-XI-1926}.} \tbentry{14}{10}{1926}{} Geschrieben. \textwh{Angefangen ,,Logistische Sprachanalyse``.} \tbentry{15}{10}{1926}{\strich} Geschrieben, Briefe. Abends mit Agnes\IN{\agnes} über den Wert der Ehe gesprochen; \unsicher{Lhotzky}\IN{\lxxky} gelesen\IW{\lhotzkyehe}.\fnE{Möglicherweise Lhotzky, \emph{Das Buch der Ehe}. Vgl. auch LL 272.} \tbentry{16}{10}{1926}{Maue}\IN{\maue} ,,Logistische Sprachanalyse`` weiter geschrieben. (1. Entwurf fertig, Blatt 1a\hbox{--}13.) Nachmittags mit Agnes\IN{\agnes} spazieren. Abends noch mit Agnes\IN{\agnes} über Ehe usw. gesprochen.~\neueseite{540327} \tbentry{17}{10}{1926}{} 8\,\hbox{--}\,\textonehalf{}\,9 nach \uline{Freiburg}\IO{Freiburg}.\ort{Freiburg} \sout{Zu} Bei Liebensteins\IN{\albrecht}\IN{\manni} übernachtet. Sie raten zu Professor Küpferle\IN{\kuepferle} anstatt Bacmeister\IN{\backmeister}. \tbentry{18}{10}{1926}{} Vormittags zu Mertens\IN{\merten}\IN{\maurerfrau}. \textonehalf{}\,5 zu Küpferle\IN{\kuepferle}, Röntgenaufnahme. 7 nach Himmelreich\IO{Himmelreich}. \uline{Wiesneck\IO{Wiesneck}.}\ort{Wiesneck} Zu Kiechles\IN{\kiechles}; sie sind sehr freundlich und sorgen gut für mich. Später ins Häusle\IO{Wiesneck!Häusle}; einsam und leer steht es da. \tbentry{19}{10}{1926}{\strich} Maues\IN{\maue} Geburtstag. 8 nach Freiburg\IO{Freiburg}. Zu Küpferle\IN{\kuepferle}; die Lunge ist links oben nicht sauber. Aber Kur augenblicklich nicht notwendig. Ich kann nach Wien\IO{Wien}, soll mich aber alle 6\hbox{--}8~Wochen untersuchen lassen. Größere Anstrengungen vermeiden; darf aber Wanderungen und leichte Skifahrten machen. Mittags bei Manni\IN{\manni}. Nach Wiesneck\IO{Wiesneck}. Zu Wilkens\IN{\wilken}\IN{\wilkenfrau}. Ich richte mir oben Elisabeths\IN{\elisabeth} sonniges Zimmer ein. Zu Franks\IN{\frankswiesneck}, langes Bereden der Wasserschwierigkeiten. Abends bei Wilkens\IN{\wilken}\IN{\wilkenfrau}.\hfill Sp \tbentry{20}{10}{1926}{\strich} Gekramt, geschrieben. Nachmittags 1~Stunde zu Christiansen\IN{\christiansen}; sehr lange haben wir uns nicht gesehen. Meist über Grafologie gesprochen; sie dringe tiefer als Mimik, weil man die eigene Handschrift nicht so kontrolliert wie die Gesichtszüge. Abends bei Franks\IN{\frankswiesneck} gegessen.~\neueseite{540323} \tbtwoA{302} \tbentry{21}{10}{1926}{\strich} Geschrieben: Elisabeth\IN{\elisabeth}, Schlick\IN{\schlick}.\fnE{Vgl. Carnap an Elisabeth Carnap, 20.\,X.\,1926 (\href{http://doi.org/10.48666/807979}{RC~25"~31"~07}) sowie Carnap an Schlick, 21.\,X.\,1926 (MS 95/Carn-12).} Sachregister für Physikalische Begriffsbildung\IC{\physikalischebegriffsbildung}. Abends lange mit Wilken\IN{\wilken} diskutiert; er hält Bäche und Blitze für belebt! Gebadet.\hfill Sp \tbentry{22}{10}{1926}{} Viele Briefe geschrieben. Nachmittags mit Frank\IN{\frankwiesneck} ans Rathaus\IO{Wiesneck!Rathaus}, zur Auflassung.\fnE{Juristischer Begriff: Einigung zwischen Käufer und Verkäufer über die Überlassung eines Grundstückes.} Abends bei Franks\IN{\frankswiesneck}. \tbentry{23}{10}{1926}{\strich} 11 nach Freiburg\IO{Freiburg}. Brief von Elisabeth\IN{\elisabeth}, und Maue\IN{\maue}. Zu Merten\IN{\merten}. Doktor Baer\IN{\baer} (aus Kiel\IO{Kiel}) da, über Grundlagenfragen der Mathematik gesprochen, Logistik, Mengenlehre usw. \tbentry{24}{10}{1926}{} Briefe geschrieben. Mittags bei Wilkens\IN{\wilken}\IN{\wilkenfrau} Esperanto angefangen. \tbentry{25}{10}{1926}{} Abends bei Franks\IN{\frankswiesneck}, er nicht da; die Frau sehr freundlich, klagt etwas über sein unglückliches Temperament. \tbentry{26}{10}{1926}{\strich} Freiburg\IO{Freiburg}, zu Mertens\IN{\merten}\IN{\maurerfrau}. Viele Besorgungen. Brief von Maue\IN{\maue}. \tbentry{27}{10}{1926}{} Soll ich noch nach Berlin\IO{Berlin}? Gepackt. \tbentry{28}{10}{1926}{} Für Berlin\IO{Berlin} entschlossen, da kein Brief von Schlick\IN{\schlick} da. Gepackt.~\neueseite{540325} Nachmittags Gepäck zur Bahn\IO{Freiburg!Bahn}. Im Regen zu Fuß nach Kirchzarten\IO{Kirchzarten}, wegen Telegramm an Maue\IN{\maue}. Zu Christiansen\IN{\christiansen}; über Grafologie, mathematisches Unendlichkeitsproblem (Seine These: In jeder Unendlichkeit steckt etwas dualistisches, deswegen widerspruchsvolle Begriffe möglich und gefordert (!)); erzählt von Elisabeths\IN{\elisabeth} Nachricht, dass Papa\IN{\schoendubeheinrich} Übertragung von Wiesneck\IO{Wiesneck} erwägt; sagt mir, dass ich mir meine Bindung an Elisabeth\IN{\elisabeth} verheimliche; Niveauhöhe von Elisabeth\IN{\elisabeth} und Grete\IN{\grete}; zuletzt unsere Stellung zueinander, seine Neigung und Achtung. Bei Wilkens\IN{\wilken}\IN{\wilkenfrau} auch ernstes freundschaftliches Gespräch über Eheschwierigkeiten, Wilkens\IN{\wilken} Auffassung der heutigen Nervosität; Flucht des Menschen vor den Aufgaben der Liebe in der menschlichen Gemeinschaft, \gestrunl\ nämlich Flucht in Genuss oder Gesellschaft oder dergleichen (beachtenswert!). Ich sage nicht, wohin ich fahre; sie raten vergeblich. Abschied bei Franks\IN{\frankswiesneck}. \tbentry{29}{10}{1926}{\kreuz} Abschied von Wiesneck\IO{Wiesneck} im Regen. Lina\IN{\lina} mit zur Bahn\IO{Wiesneck!Bahn}.\pagebreak \tbtwoA{303} 7\,\hbox{--}\,11 abends nach \uline{\ulinesp{Berlin}}\IO{Berlin}.\ort{Berlin} {Unterwegs die ersten Notizen für die Vorlesung Physik geschrieben.}\fnE{Vgl. TB~9.\,XII.\,1926\diaryref{TB-9-XII-1926}.} Mit Maue\IN{\maue} ins \unl nser Hotel\IO{Berlin!Hotel}, Friedrichstraße\IO{Berlin!Friedrichstraße}. Großes, aber lautes Zimmer. Wir sind glücklich, wieder zusammen zu sein. \gestrunl\ (,,Halt, ich habe noch nicht alles gesagt.``)~\neueseite{540331} \tbentry{30}{10}{1926}{\kreuz} Mittags mit Maue\IN{\maue} zu Baratz\IN{\baratz}, dem Habima-Schauspieler. Er erzählt über Russland\IO{Russland}, besonders die Sitte der Ehe und der freien Liebe. Abends in ,,Dybuk``,\fnE{Aufführung des Stücks von Salomon An-ski durch die Habima-Theatergruppe im Theater am Nollendorfplatz.} Maue\IN{\maue} hört ihn zum 3.~Mal. Sehr schön. \tbentry{31}{10}{1926}{\kreuz\kreuz} Lange geschlafen. Zank über Frühstück. Vergeblich Hospiz gesucht. Schlicks\IN{\schlick} Telegramm ,,Eile unnötig, Bestätigung verspätet.``\fnE{Das Telegramm ist nicht überliefert. Vgl. aber den Brief Schlicks an Carnap vom 20.\,X.\,1926 (\href{http://doi.org/10.48666/807981}{RC~29"~32"~15}).} Mittags in Jägerstübchen\IO{Berlin!Jägerstübchen}, abends im Hotel\IO{Berlin!Hotel}. Noch einige Zwiste. Tiefsinniger Doktor. Vielleicht Ursache, weil ich Möglichkeit des Zusammenlebens negiert habe. Aussprache darüber. Zusammenleben innerlich möglich. Sehr glückliches, tiefes Zusammensein. \tbentry{1}{11}{1926}{\kreuz} Sehr lange geschlafen. Maue\IN{\maue} nachmittags ins Institut,\fnE{Das Institut, an dem die von Maue Gramm besuchten Montessori-Kurse stattgefunden haben.} \textonehalf{}\,4\,\hbox{--}\,7. Ich hole sie nachher ab; zusammen mit Otto\IN{\ottomaue} am Kurfürstendamm\IO{Berlin!Kurfürstendamm} gesessen. \tbentry{2}{11}{1926}{} Reichenbach\IN{\reichenbach} in Universität\II{Universität Berlin} getroffen und nachmittags in Zehlendorf\IO{Berlin!Zehlendorf} besucht, bis abends 11\textsuperscript{h} geblieben. Wohnt bei seinem Bruder, Doktor Hermann Reichenbach\IN{\reichenbachhermann}, mit Chinesin verheiratet. Viel und fruchtbar mit ihm diskutiert. Ich erkläre~\neueseite{540339} ihm die ,,uneigentlichen Begriffe``, die durch Axiome implizit definiert werden.\fnE{Vgl. Carnap, ,,Eigentliche und uneigentliche Begriffe``, 359\hbox{--}361.} Er erklärt mir den Unterschied zwischen Lorentz\IN{\lorentz}- und Einstein\IN{\einstein}-Verkürzung. Er erzählt von der Schrödinger'schen\IN{\schroedinger} Atomtheorie und den vierdimensionalen (Phasen"~) Räumen, die da verwendet werden. Er erzählt auch von seinen Schwierigkeiten mit der Habilitation hier und von seinen Aussichten in Prag\IO{Prag}.\fnE{Zu Reichenbachs Habilitation in Berlin vgl. Gerner, \emph{Hans Reichenbach}, 62\hbox{--}70, zum Prager Ruf vgl. TB~6.\,X.\,1929\diaryref{TB-6-X-1929}.} Maue\IN{\maue} wohnt wieder in ihrer Wohnung; ich alleine im Hotel\IO{Berlin!Hotel}! \tbtwoA{304} \tbentry{3}{11}{1926}{} Maue\IN{\maue} krank im Bett, von der ,,Sabatie``, Frau Schlesinger\IN{\schlesingerfrauberlinmaue}, gut versorgt. Ich besuche sie 11\,\hbox{--}\,2 ; 4\,\hbox{--}\,5; \textonehalf{}\,8\,\hbox{--}\,10. Sie geht nachmittags doch ins Institut\IO{Berlin!Institut für Philosophie}, hat kein Fieber. Sie ist jetzt, wenn auch durch Berlin\IO{Berlin} etwas nervös, doch sicherer und ruhig und froh in ihrer Tätigkeit. Walter\IN{\walterluette} ist im Winter hier, sie wird sich aber seinem Einfluss sehr entziehen; sie lebt jetzt doch in Gedanken sehr in meiner Welt, glaubt sich darin auch bestärkt durch sehr vieles der Montessoripädagogik\IN{\montessori}. Nachmittags 5\,\hbox{--}\,7 mit Reichenbach\IN{\reichenbach} im Physikalischen Kolloquium\II{\physikalischeskolloquiumberlin}; Laue\IN{\laue} über Schrödingers\IN{\schroedinger} Theorie, kaum zu verstehen. \tbentry{4}{11}{1926}{} Vormittags bei Maue\IN{\maue}. Sie ist nicht eifersüchtig, dass ich Weihnachten vielleicht mit Hanne\IN{\hanne} Ski laufen gehe. Sie würde aber doch betrübt sein,~\neueseite{540333} wenn ich ihr nicht treu bliebe, aber ich soll nichts versprechen. 1\,\hbox{--}\,\textonehalf{}\,9 nach \uline{Prag}\IO{Prag}.\ort{Prag [\hbox{Praha}]} Hotel de Saxe\IO{Prag!Hotel de Saxe}. \tbentry{5}{11}{1926}{} Lange nach Frank\IN{\frankphilipp} gesucht, Institut\II{Philosophisches Institut der Deutschen Universität Prag} und Wohnung. Endlich mittags kommt er ins Hotel\IO{Prag!Hotel}. Er ist mit Hahn\IN{\hahnhans} und Neurath\IN{\neurath} befreundet. Er erzählt vom Plan des Lehrstuhls. Ich soll mal hier einen Vortrag halten. Nachmittags wieder Stadt angesehen, auf dem Hradschin\IO{Prag!Hradschin} gebummelt. Große, alte Stadt, das Gegenteil einer amerikanischen, im Guten und Schlechten. Abends um~8\textsuperscript{h} mit \uline{Frank}\IN{\frankphilipp} in seine Wohnung, junge russische Frau\IN{\frankphilippfrau}, kindlich und nett, spricht sehr gut Deutsch. Aus dem Krieg erzählt; über die neue Stelle, die werden soll usw.; 11\textsuperscript{h} schon (!) weg, weil morgen früh raus. \tbentry{6}{11}{1926}{\strich} \textonehalf{}\,7\,\hbox{--}\,1 nach \uline{\ulinesp{Wien}}\IO{Wien}.\ort{Wien} Hotel Union\IO{Wien!Hotel Union}. Mittagessen überschlagen. Mengers\IN{\menger} Wohnung ist weg! Zu Schlick\IN{\schlick}. Verzögerung der Bestätigung. Über Maja\IN{\maja}; ein wenig von Maue\IN{\maue} erzählt. Feigl\IN{\feigl} besucht, liegt im Bett.~\neueseite{540341} \tbentry{7}{11}{1926}{} Ganzen Tag Wohnungssuche, 19., 9. und 8.~Bezirk. In die engere Wahl kommen: 2~Zimmer in Gersthof\IO{Wien!Gersthof}, Eckpergasse\IO{Wien!Eckpergasse}~\ldots{}, und 2 Zimmer Bandgasse\IO{Wien!Bandgasse}; beide ziemlich gleich teuer. Vorzug der ersten: Frische Luft, Spaziergänge; der zweiten: Essen im Vegetarischen\IO{Wien!Vegetarisches Restaurant} möglich. Feigl\IN{\feigl} hilft mir nachmittags suchen. \tbentry{8}{11}{1926}{} Noch einige Wohnungen besehen. Dann Bandgasse\IO{Wien!Bandgasse} {\lspitz}\sout{miet}{\rspitz} gemietet. Frau Tschernjakow\IN{\tscherniakowfrau}, gebildete \unsicher{Polin}-Jüdin. Elegante Zimmer, nach Westen. Nachmittags Umzug mit Koffern und Kisten. Abends in Schlicks\IN{\schlick} Vorlesung, Frau Doktor Neumann\IN{\neumanngrete} getroffen. Gekramt. \tbentry{9}{11}{1926}{\strich} Gekramt. Besorgungen. Abends viele Geschäftsbriefe. \tbtwoA{305} \tbentry{10}{11}{1926}{} Mittags Bestätigung erfahren. Mit Schlick\IN{\schlick} und Feigl\IN{\feigl} im Ratskeller\IO{Wien!Ratskeller} gegessen. Mit Feigl\IN{\feigl} ins Dorotheum\IO{Wien!Dorotheum}, Versteigerungen zugesehen. \tbentry{11}{11}{1926}{} Mit Schlick\IN{\feigl} zu Springer\IO{Wien!Springer Verlag}\II{\springerverlag}; vielleicht wird's gehen mit Honorar\-verzicht.\fnE{Springer war in dieser Phase als Verlag für den \emph{Aufbau} im Gespräch.} Anschlagzettel besorgt. Abends Waismann\IN{\waismann} und Feigl\IN{\feigl} bei mir. Zusammen Tee gekocht. Von Mexiko\IO{Mexiko} erzählt. Wissenschaftliches gesprochen; Problem: Quantitatives Maß für den Ordnungsgrad.~\neueseite{540335} %\tbentry{12}{11}{1926}{} \tbentry{13}{11}{1926}{} 5\,\hbox{--}\,8 bei Schlick\IN{\schlick} zum Tee. Dort auch der Oberst\IN{\schneideroberst}\fnE{Möglicherweise der unten erwähnte Oberst Schneider.} und seine Frau aus Millstatt\IO{Millstatt}; sie ist interessant, spricht darüber, was die Menschen tun werden, wenn alles erforscht ist, ob sie doch noch die Wissenschaft als Sport treiben oder verkümmern werden. Exzellenz Breisky,\IN{\pieske}\fnA{Original \original{Peiske}.} früher Vizekanzler, jetzt im Statistischen Amt\IO{Wien!Statistisches Amt}, alter netter Herr. Ein Kapellmeister, der mal in Moskau\IO{Moskau} Opern dirigiert hat und hier nichts mehr hören will. \tbentry{14}{11}{1926}{\strich} Nachmittags \uline{zweimal} in Film ,,Der heilige Berg``, Tänzerin Diotima, zwei Bergsteiger, schöne Landschaften, schönes Skilaufen, Berg\-erklet\-terung im Schnee; der eine hält den anderen die Nacht durch am Seil; seine Phantasien der Eisdome und des Eisaltars, der zerbricht. Sehr schön und eindrucksvoll. \tbentry{15}{11}{1926}{} Abends etwas bei Frau Tschernjakow\IN{\tscherniakowfrau}; sie ist geschiedene Frau, war 18~Jahre verheiratet, hat 17-jährige Tochter (sie zeigt mir ein Bild: Große Dame), sieht dabei aus wie Anfang 30. An Maue\IN{\maue} geschrieben. \tbentry{16}{11}{1926}{} Auf einmal 3 wichtige Briefe: Von Hanne\IN{\hanne}, von Maue\IN{\maue} (mit verzweifeltem Brief von Schnurr\IN{\gramm}), von Elisabeth\IN{\elisabeth} (Vater\IN{\schoendubeheinrich} schlägt ihr vor, Wiesneck\IO{Wiesneck} zu nehmen).~\neueseite{540347} Briefe geschrieben. \tbentry{17}{11}{1926}{} Bestätigungsschreiben auf dem Dekanat\IO{Wien!Dekanat} geholt. Meldung bei Dekan und Rektor. Nachmittags 5 bis~6~Uhr die Vorbesprechung mit den Hörern über die Zeitansetzung. Nachher mit Feigl\IN{\feigl} und Natkin\IN{\natkin} gegessen und diskutiert; Problem der mathematischen Definition der Einfachheit; diskontinuierliche Kausalität usw. \tbtwoA{306} \tbentry{18}{11}{1926}{} An Maue\IN{\maue} geschrieben, auf ihre Frage: Sie muss wohl zu Schnurr\IN{\gramm} zurück. 7 Vorbesprechung mit Schlick\IN{\schlick}, dann mit Schlick\IN{\schlick}, Waismann\IN{\waismann}, Feigl\IN{\feigl} ins Caf\'{e}\IO{Wien!Caf\'{e}}. \ulinesp{8\textsuperscript{h} Zirkel\II{\schlickzirkel}: Wittgenstein\IN{\wittgenstein}.} Mit Neuraths\IN{\neurath}\IN{\neuratholga} zu Fuß nach Hause; Frau Neurath\IN{\neuratholga} geführt,\fnE{Olga Neurath war in jungen Jahren aufgrund einer Sehnervenentzündung erblindet.} Gespräch über meine Arbeiten und über Rohs\IN{\rohfranz}\IN{\rohhilde}. \textonehalf{}\,1 schlafen. \tbentry{19}{11}{1926}{\strich} 11\,\hbox{--}\,1 zum ersten Mal Übungen ,,Logistik`` in der Liebiggasse\IO{Wien!Liebiggasse}, 12~Hörer; es geht sehr gut. Waismann\IN{\waismann} und Feigl\IN{\feigl} auch dabei. Abends 7 Philosophische Gesellschaft\IO{Wien!Philosophische Gesellschaft}\II{\philosophischegesellschaft}; Professor Hahn\IN{\hahnhans} über \gestrunl\ subjektive und objektive Physik, interessant, aber nicht philosophisch. Nachher mit Waismann\IN{\waismann} und Feigl\IN{\feigl} im Caf\'{e}\IO{Wien!Caf\'{e}}. Ich erzähle von der logischen Sprachanalyse; wir sprechen über Weyls\IN{\weyl} Metrik, Heisenberg\IN{\heisenberg} und Schrödinger\IN{\schroedinger}.~\neueseite{540351} \tbentry{20}{11}{1926}{} 2 Bücherkisten verzollt. \tbentry{21}{11}{1926}{} Nachmittags Deutsches Volkstheater\IO{Wien!Volkstheater}: Shaw\IN{\shaw}, Die Heuchler; sein Erstlingswerk; ganz nett, aber nicht so hervorragend. Abends bei Neu\-raths\IN{\neurath}\IN{\neuratholga}, auch Fräulein Reidemeister\IN{\reidemeistermarie} da. Neurath\IN{\neurath} sagt, dass mein Buch\IC{\konstitutionstheorie} leider in der ethischen Einstellung nicht richtig auf die wirke, für die es eigentlich geschrieben sei, weil es dem Materialismus und Realismus schärfer gegenübertritt als dem Idealismus, der doch der schlimmere Feind sei. Er spricht davon, wie die Weltanschauung der neuen Zeit übersehen wird. Der Kollektivismus müsse in meinem Buch stärker hervorkommen, der ,,methodische Solipsismus`` gefällt ihm nicht.\fnE{Vgl. den als direkte Reaktion auf diese Diskussion (am selben Tag) verfassten Einschub zum \emph{Aufbau}-Manuskript (\href{http://doi.org/10.48666/807983}{RC~029"~19"~04}) sowie Uebel, ,,Neurath's Influence on Carnap's \textit{Aufbau}``, 58\hbox{--}61} \tbentry{22}{11}{1926}{\strich} Geschrieben. \tbentry{23}{11}{1926}{} Nachmittags Weihnachtssachen für Mexiko\IO{Mexiko} gekauft: Spielsachen und Schlupfhöschen. \tbentry{24}{11}{1926}{} Principia Mathematica\IW{\principiamathematica} gearbeitet.\fnE{Betrifft offenbar die Vorbereitung auf die Zirkel-Diskussion am folgenden Tag.} \tbentry{25}{11}{1926}{} 2\,\textonehalf{}\,\hbox{--}\,4 \uline{erstes Kolleg} über Grundlagen der Physik. Allgemeine Gedanken; dann Temperarturmessung (ziemlich abstrakt).~\neueseite{540343} Abends Boltzmanngasse\IO{Wien!Boltzmanngasse}. Schlick\IN{\schlick}-Seminar über Philosophie der Zahlen. Ich referiere über Russells\IN{\russell} Theorie. Es gelingt mir gut. \tbtwoA{307} \tbentry{26}{11}{1926}{\strich} 11\,\hbox{--}\,1 Logistik. Müde; Straßen gebummelt. Gebadet. \tbentry{27}{11}{1926}{} Logistik gearbeitet. An Elisabeth\IN{\elisabeth} Weihnachtsbrief.\fnE{Siehe Brief Carnaps an Elisabeth Carnap vom 27.\,XI.\,1926 (\href{http://doi.org/10.48666/807985}{RC~025"~31"~02}).} Montessori\IN{\montessori}-Vortrag, keine Karten bekommen. 9\textsuperscript{h}~versucht, hinzugehen; alles weg. Kino\IO{Wien!Kino}: ,,Kokottchen``. \tbentry{28}{11}{1926}{} Vormittags mit Schlick\IN{\schlick} spazieren, von Grinzing\IO{Wien!Grinzing} auf Kahlenberg\IO{Wien!Kahlenberg} und Leopoldsberg\IO{Wien!Leopoldsdorf}, hinüber nach Kahlenbergerdorf\IO{Wien!Kahlenbergerdorf}. Er liest mir aus Briefen von Maja\IN{\maja} und Bernstein\IN{\moro} vor. Ich spreche über das Problem Maue\IN{\maue} und erzähle von Gramm\IN{\gramm}. Er ist gegen gewaltsame Lösung, denkt aber wohl, sie solle herkommen. Nachmittags Theater Josefstadt\IO{Wien!Theater in der Josefstadt}, ein Schwank ,,Der Igel``. Lustig, aber nicht sehr witzig. Abends Weihnachtsbrief an die Kinder\IN{\annemarie}\IN{\hanneliese}\IN{\johannes} und Grete\IN{\grete}. \tbentry{29}{11}{1926}{} Maues\IN{\maue} Brief: Der Traum ist erfüllt.\fnE{Vermutlich ist Maue Gramms Kinderwunsch gemeint. Vgl. TB~22.\,VII.\,1927\diaryref{TB-22-VII-1927}.} Ich schicke Brief und Brieftelegramm.~\neueseite{540345} \tbentry{30}{11}{1926}{} Seit einigen Tagen Schnupfen; etwas grippig. \tbentry{1}{12}{1926}{} Abriss Logistik\IC{\logistik} gearbeitet (Klasse, Relation, Typentheorie). \tbentry{2}{12}{1926}{} Erkältung etwas besser. Nachmittags Vorlesung, die 2. über Physik; diesmal geht's besser, es wird verständlicher und nicht so abstrakt. Besprechung mit Springer\II{\springerverlag}. Abends Schlick\IN{\schlick}-Zirkel\II{\schlickzirkel}. \tbentry{3}{12}{1926}{} 11\,\hbox{--}\,1 Logistik. \tbentry{4}{12}{1926}{} 8\textsuperscript{15} zur \uline{Rax}\IO{Rax},\ort{Rax} mit Ski. Zuweilen etwas Sonne, nachmittags Schneesturm. Die Steine gucken noch viel durch. Gemütliches Zimmer zum Arbeiten war Illusion; Ottohaus\IO{Rax!Ottohaus}, \gestrunl\ kaltes Zimmer mit 2 andern zusammen! Unten richtige Gaststube\IO{Rax!Gaststube}. \tbentry{5}{12}{1926}{} Arger Schneesturm; 1~Stunde hinaus. Kaum zu machen. Mittags zur Seilbahn\IO{Rax!Seilbahn} hinüber, unterwegs geübt. Heimfahrt, weil keine Aussicht auf Sonne.\ort{Wien} Abends Kino\IO{Wien!Kino}: ,,Die tolle Herzogin``.~\neueseite{540349} \tbentry{6}{12}{1926}{\strich} Angefangen mit radikaler Kürzung der Konstitutionstheorie\IC{\konstitutionstheorie}.\fnE{Vgl. Damböck, ,,Die Entwicklung von Carnaps \textit{Aufbau} 1920\hbox{--}1928``, 43\hbox{--}48.} \tbtwoA{308} \tbentry{7}{12}{1926}{} Besorgungen für Elisabeths\IN{\elisabeth} Auftrag. Vortrag Professor Dasgupta\IN{\dasgupta} aus Kalkutta\IO{Kalkutta} ,,Geistiges Leben in Indien``, auf Englisch. Gegen Eudämonismus; mehr Predigt als Vortrag. Schlick\IN{\schlick} und Frau\IN{\schlickfrau} gesprochen. \tbentry{8}{12}{1926}{} Kolleg und Vorträge\IC{\rjzeit} vorbereitet. \tbentry{9}{12}{1926}{\strich} Geschrieben. 2\,\textonehalf{} Vorlesung Physik; Feigl\IN{\feigl} meint, dass ich jetzt im richtigen Vorlesungsfahrwasser bin, klar und verständlich. Abends im Schlick\IN{\schlick}-Seminar mein Referat über Weyl\IN{\weyl} angefangen. \tbentry{10}{12}{1926}{} 7\,\textonehalf{}\,\hbox{--}\,2 nach \uline{Prag}\IO{Prag}.\ort{Prag [\hbox{Praha}]} 6\textsuperscript{h} Vortrag über \textit{KZ}-System\IC{\rjzeit} vor einem engeren Kreis von Physikern und Mathematikern;\fnE{Vgl. Bečvářová, ,,Mathematisches Kränzchen in Prag. A Forgotten German Mathematical Society``, 63, wo als Vortragstitel ,,Über die topologische Struktur des Raum-Zeit-Kontinuums`` angegeben ist.} wird gut aufgenommen, Polemik mit Kraus\IN{\krausoskar}, interessante Diskussion. Nachher im Caf\'{e}\IO{Prag!Caf\'{e}} (Professor Pick\IN{\pick} mit weißem Spitzbart, Doktor Fürth\IN{\fuerth} und Frau, Professor Berwald\IN{\berwald} mit schwarzem Spitzbart, Doktor Winternitz\IN{\winternitz}, Professor Rausch von Traubenberg\IN{\traubenberg}, Frank\IN{\frankphilipp}). \tbentry{11}{12}{1926}{} \textonehalf{}\,11 zu Professor Rausch von Traubenberg\IN{\traubenberg} ins Physikalische Institut\II{\physikalischesprag}. Balte. Zeigt mir Institut\II{\physikalischesprag}, Atomforschungen. Diskutiert, er glaubt an Apriorität der euklidischen Geometrie, hat aber sonst~\neueseite{540361} im Allgemeinen richtige, moderne Ansichten. Nachher auch Frank\IN{\frankphilipp}. Mittags bei \gestrunl\ Rausch\IN{\traubenberg} gegessen, große Frau, 5-jährige Dorothea.\IN{\traubenbergdorothee} Nachmittags ausgeruht. \textonehalf{}\,6 Frank\IN{\frankphilipp} im Institut\II{Philosophisches Institut der Deutschen Universität Prag} getroffen, im Caf\'{e}\IO{Prag!Caf\'{e}} diskutiert, über Kausalität und dergleichen. 8\textsuperscript{h} mein \uline{Vortrag} ,,Über die logischen Grundlagen der physikalischen Methode``\fnE{Siehe die einseitige kurzschriftliche Vortragsskizze Carnaps (\href{http://doi.org/10.48666/807987}{RC~110"~07"~16A}).} im Verein {\lspitz}Lotus{\rspitz}, Hörsaal\IO{Prag!Verein-Lotus-Hörsaal} des Physikalischen Instituts\II{\physikalischesprag} (in diesem Hause haben Mach\IN{\mach} und Einstein\IN{\einstein} gearbeitet). Der Vortrag wird sehr gut aufgenommen, lebhafte Diskussion, wieder Streit mit Kraus\IN{\krausoskar}. Nachher noch kurz Tee bei Rausch\IN{\traubenberg}. \tbentry{12}{12}{1926}{} Etwas in der Stadt gebummelt, Jahrmarkt. Geschrieben. Mittags mit Professor Knoll\IN{\knoll} und einem anderen gegessen. Nachmittags 5 zum Tee bei Franks\IN{\frankphilipp}\IN{\frankphilippfrau}, bis gegen 9. Professor Eichenwald\IN{\eichenwald} aus Moskau\IO{Moskau}, erzählt aus Russland\IO{Russland}, schöne junge russische Frau. Professor Kraus\IN{\krausoskar}, schenkt mir Brentanos\IN{\brentanofranz} ,,\editor{Von der} Klassifikation der psychischen Phänomene``\IW{\brentanoklassifikation}. Professor Knoll\IN{\knoll}, Botaniker, mit Frau.\vspace*{-2mm}\pagebreak \tbtwoA{309} \tbentry{13}{12}{1926}{} \textonehalf{}\,12 zu Frank\IN{\frankphilipp} ins Institut\II{Philosophisches Institut der Deutschen Universität Prag}; etwas diskutiert, er sagt, die Liste wird später erst aufgestellt, die Vorträge haben guten Eindruck gemacht. Er fragt (für den 3. Kandidaten) nach Lewin\IN{\rjlewin} und Gerhards\IN{\rjgerhards}.\fnE{Vgl. TB~6.\,X.\,1929\diaryref{TB-6-X-1929}.}~\neueseite{540355} Schönes Wetter. Mittags auf den Hradschin\IO{Prag!Hradschin}. 4\,\hbox{--}\,11 nach \uline{Wien}\IO{Wien}.\ort{Wien} \tbentry{14}{12}{1926}{} 11 Logistik für \textit{Fr} nachgeholt. Abends Waismann\IN{\waismann} und Feigl\IN{\feigl} bei mir, 8\textsuperscript{h} wir zusammen zu Professor Kraft\IN{\kraftvictor}, diskutiert über Konstitutionstheorie\IC{\konstitutionstheorie} und Metaphysik; Realsetzung, das ,,Du``, usw. Bis \textonehalf{}\,2! \tbentry{15}{12}{1926}{\strich} Mittags mit Schlick\IN{\schlick} gegessen, über Prag\IO{Prag} berichtet. \uline{Lungenuntersuchung} bei Professor Wilhelm Neumann\IN{\neumannwilhelm}, Schwarzspanierstraße\IO{Wien!Schwarzspanierstraße} 16. Sehr befriedigend, ich darf auch vorsichtig Ski laufen. Ich soll alle zwei Monate Temperatur messen, Untersuchung nicht mehr nötig. Briefe geschrieben. \tbentry{16}{12}{1926}{} 2\,\textonehalf{} Vorlesung Physik. Abends Schlick\IN{\schlick}-Zirkel\II{\schlickzirkel}. Danach mit Schlick\IN{\schlick} zum Internationalen Akademikerklub\IO{Wien!Internationaler Akademikerklub}\II{Internationaler Akademikerklub Wien}. \tbentry{17}{12}{1926}{\strich} 11\,\textonehalf{} Logistik. 5\textsuperscript{h} Tee bei Schlicks\IN{\schlick}\IN{\schlickfrau}; mit Schlick\IN{\schlick} bei der Sängerin Frau \unsicher{Heyse}\IN{\saengerinfrauh} gesessen. 7\textsuperscript{h} zu Mengers\IN{\menger} Vortrag; der ist aber wegen Krankheit nicht gekommen.~\neueseite{540357} \tbentry{18}{12}{1926}{} Geschrieben, gepackt. Nachmittags 4 bei Kraft\IN{\kraftvictor} Vortrag von Doktor Bernheimer\IN{\bernheuber} über die neuesten Ergebnisse der Astronomie. \tbentry{19}{12}{1926}{} 11\,\hbox{--}\,9 nach \uline{München}\IO{München}.\ort{München} Zu Rohs\IN{\rohfranz}\IN{\rohhilde}. \tbentry{20}{12}{1926}{} Nachmittags mit Hilde\IN{\rohhilde} Besorgungen. Abends Franz\IN{\rohfranz} zum Vortrag nach Augsburg\IO{Augsburg}. Hilde\IN{\rohhilde} klebt hier eine Mappe, wir bleiben bis~2\textsuperscript{h} auf. Hilde\IN{\rohhilde} meint, ich taugte mindestens so gut zur Ehe wie Franz\IN{\rohfranz}; Elisabeth\IN{\elisabeth} habe sich nicht richtig auf mich eingestellt. \tbentry{21}{12}{1926}{} Hilde\IN{\rohhilde} ganzen Tag im Beruf weg. Mit Franz\IN{\rohfranz} gesprochen; über Wittgensteins\IN{\wittgenstein} Metaphysik, Fortschritt der Menschheit, Flitner\IN{\flitner}, Neurath\IN{\neurath}; meine Zukunft. Franz\IN{\rohfranz} hält es für schwierig, dass ich noch mit Elisabeth\IN{\elisabeth} zusammenleben könnte; er meint, ich müsste eine selbstständigere, männlichere Frau finden, die in Beruf oder Kindern ihre Selbstständigkeit hat.\pagebreak \tbtwoA{310} Abends noch lange mit Franz\IN{\rohfranz} und Hilde\IN{\rohhilde} gesprochen. Über Frau Gramm\IN{\maue}. Franz\IN{\rohfranz} ist gegen sie, Hilde\IN{\rohhilde} nimmt sie mehr in Schutz. Beide meinen, sie sei vielleicht zu sehr auf sich eingestellt. Sie meinen im Ganzen: Abwarten, bis sich etwas (\gestrunl\ z.\,B. Zusammenbleiben mit Frau Gramm\IN{\gramm} oder auch mit einer anderen, die innerlich selbstständig ist, vielleicht einen Beruf hat) als innerlich notwendig ergibt. Hilde\IN{\rohhilde} meint im Gegensatz zu mir, es gebe genug Frauen, die selbständig genug wären und nicht mehr von mir erwarten würden, als~\neueseite{540353} ich geben kann. \tbentry{22}{12}{1926}{\strich} 9\,\hbox{--}\,\textonehalf{}\,6 nach \uline{Sankt Anton}\IO{Sankt Anton},\ort{Sankt Anton} über Kufstein\IO{Kufstein}\,\hbox{--}\,Innsbruck\IO{Innsbruck}. Pension Sonnenheim\IO{Innsbruck!Pension Sonnenheim}. \tbentry{23}{12}{1926}{} Schönes Skigebiet. Vormittags nur etwas gebummelt. Nachmittags Straße nach Sankt Christoph\IO{Sankt Christoph}, hinab Straße, dann beim Mooserkreuz\IO{Sankt Anton!Mooserkreuz} auf die Hänge. \tbentry{24}{12}{1926}{} Vormittags Kurs angefangen; nachmittags Skireparatur, zu Fuß nach Sankt Jakob\IO{Sankt Jakob}. Abends gibt's unten Weihnachtsbaum mit Lichtern, Blitzlichtaufnahmen, Grammophon, Kuchen (für die anderen auch Punsch) usw., bis beinah~12.{\tolerance2000\par} \tbentry{25}{12}{1926}{\strich\ Weihnachten } Vor- und Nachmittag Kurs mitgemacht. (2.~Gruppe.) \tbentry{26}{12}{1926}{} Vor- und Nachmittag Kurs. Nachmittags in der Sonne. (Ich bin so ziemlich Bester der Gruppe; die 3.~Gruppe macht's aber zu schwierig.) Abends 10\textsuperscript{h} kommt \uline{Hanne}\IN{\hanne}.~\neueseite{540365} \tbentry{27}{12}{1926}{} Kurs mitgemacht, Hanne\IN{\hanne} übt für sich. \tbentry{28}{12}{1926}{} Kurs (3.~Gruppe); Hanne\IN{\hanne} auch im Kurs! (1.~Gruppe); mittags oben in der Sonne geblieben, zusammen, und gegessen. \tbentry{29}{12}{1926}{} \sout{Beide zum Kurs} Regen, kein Kurs. Mittags Schneesturm. Nachmittags etwas mit Hanne\IN{\hanne} auf Ski hinaus. \textonehalf{}\,6 kommen \uline{Moholy}\IN{\moholy} und Lucia\IN{\luzia}, Horn\IN{\hornwilhelm} und Frau Hilde\IN{\hornhilde}. Wir essen für uns, alle sehr vergnügt. \tbentry{30}{12}{1926}{} Kurs, Horns\IN{\hornhilde}\IN{\hornwilhelm} und Hanne\IN{\hanne} 2. Gruppe, nachmittags Horn\IN{\hornwilhelm} in meine~3. Moholys\IN{\moholy}\IN{\luzia} fahren für sich herum. Hanne\IN{\hanne} lässt sich Bubikopf schneiden. \tbentry{31}{12}{1926}{} Vormittags Kurs bei Moos\IO{Moos}. Mittags kommen alle hinauf. Dann alle nach Sankt Christoph\IO{Sankt Christoph}. Horn\IN{\hornwilhelm} und ich über meinen Sattel hinab. Abends immer Gespräche. Meine Kritik über Moholys\IN{\moholy} Aufsatz ,,Gerad\-linigkeit des Geistes, Umwege der Technik``\IW{\moholygeradlinigkeit}: ,,Der Geist ist die immanente \tbtwoA{311} Emanation des menschlichen Daseins``;\fnE{Moholy-Nagy, ,,geradlinigkeit des geistes~-- umwege der technik``, 5: ,,geist ist immanente emanation menschlichen daseins.``\baustellex{LIT}} immanent hatte er mit eminent oder immens verwechselt. Hanne\IN{\hanne} bei mir bis~3~Uhr! Sehr nah, aber plötzlich Grenze wegen Hans Arnold\IN{\hansarnold}. %%% Local Variables: %%% TeX-PDF-mode: t %%% mode: latex %%% TeX-master: "Tagebuecher_1920_bis_1935" %%% End: