\tboneA{326} \diary{16}{[7] 20.\,IX.\,1916\,--\,24.\,XI.\,1916} \ersteseite{541157} \textspkl{\uline{14.\,IX.\,\hbox{--}\,24. XI 1916} \textcircledcn{\small{7}}}\fnA{Über diesem später in blauer Tinte hinzugefügten Text steht mit der hier im Tagebuch gebräuchlichen schwarzen Tinte folgender, von Carnap später mit blauer Tinte durchgestrichener Text: \original{\uline{In Aussicht}: Mutter\IN{\rjcarnapmutter} 24.\,X. heute das wöchentliche Apfelpaket} sowie, in der Zeile darunter, \original{Agnes\IN{\agnes}, 26.\,X. ein Paket}.}~\neueseite{541177}\textbackslash\uline{\textit{Sept}. 16.}\textbackslash (\uline{Tagebuch}, Fortsetzung:) \tbentryllong{20}{9}{1916}{}\ort{Rouvrois sur Othain} 8\textsuperscript{h} mit Raedsch\IN{\raetsch} und Crousaz\IN{\crusitz} nach Beuveille\IO{Beuveille} geritten; querfeldein, scharfes Tempo; die anderen Offiziere des Regiments sind schon im Auto fort. Dort Vorführungen des Sturmbataillons Rohr. Pioniersturmtrupps, in Stahlhelm. Handgranatenwerfen (gezielt), Vorspringen über Granattrichterfeld, Zerschneiden des Drahts. Granatenwerfer. Längssäuberung des Grabens durch \gestrunl\ tragbaren Flammenwerfer. Angriff auf \textit{MG-}Nest in erobertem Graben (seitlich des Grabens im Trichterfeld und Wald vor). Vorführung eines Sturmes mit allen diesen Elementen durch eine Schlucht. Sofortiger Ausbau der genommenen Stellung. Durchs Gelände zurückgeritten; warmes Wetter. Nachmittags Unterricht (Hemmungen); Exerzieren. Fichte\IN{\fichte} gelesen.\fnE{Vielleicht Fichte, \emph{Ein Evangelium der Freiheit}. Vgl. LL \refcn{934}.} Baeßler\IN{\baessler} kommt, unsere Fliegermeldung abgelehnt, weil \textit{MG}-Offiziere nötig! \tbentry{21}{9}{1916}{} Unterricht (Schießlehre), Exerzieren südlich des Dorfes, 5~Züge unter Raedsch\IN{\raetsch}, Exzellenz von Lochow\IN{\lochow} kommt und sieht zu. Es werden 2~Kompanien gebildet; 1) \uline{Crousaz}\IN{\crusitz}, Heidrich\IN{\heidrichleutnant}, Hertwig\IN{\hertwigleutnant}, Paech\IN{\paech} (der noch nicht da ist), 2) \uline{Seidel}\IN{\seidelsoldat}, Carnap, Schubert\IN{\schubertsoldat}, Gurlt\IN{\gurlittsoldat}. Ich wäre lieber bei Crousaz\IN{\crusitz}. Oberleutnant Raedsch\IN{\raetsch} wird \textit{MGO} beim \sout{Stei} Stab. Trübes Wetter. Nachmittags und abends Fichte\IN{\fichte} gelesen. \tbentry{22}{9}{1916}{} Exerzieren südlich des Dorfes, getrennt nach Kompanien. Wir unter Seidel\IN{\seidelsoldat}. Schönes Wetter. Morgen Umquartierung nach Arrancy\IO{Arrancy}. Mittags Löwenhardt\IN{\loewenhard} antelefoniert, doch können wir heute nicht fliegen. Etwas Mathematik. Fichte\IN{\fichte} gelesen. Abends im Dunkeln mit Leutnant Seidel\IN{\seidelsoldat} und Gurlt\IN{\gurlittsoldat} noch spazieren gegangen, die Allee auf Constantin Ferme\IO{Constantin Ferme} zu. Seidel\IN{\seidelsoldat} spricht sich offen aus, sein naiver Gottesglaube; seine Bedenken: ,,Du sollst nicht töten`` und wir müssen jetzt töten, ist es nicht trotzdem Sünde. Ich \sout{versuche} weise ihn auf~\neueseite{541179} Gesinnungs- statt Gebotsethik hin.\fnE{Zu Carnaps frühen Überlegungen über Ethik vgl. Carus, ,,Werte beim frühen Carnap``.} Dann seine Bedenken über die Sinnlosigkeit des Krieges. \pagebreak Könnte Gott dasselbe nicht \tboneA{327} weniger schmerzlich durch eine Seuche erreichen. Ich versuche klarzumachen, dass der Sinn des Krieges nicht Verminderung der Menschenzahl ist, sondern naturnotwendiges Kräfteausmessen der sich ins Gehege kommenden wachsenden Völker. Und zwar sind \uline{wir} das wachsende Volk, können nicht stehenbleiben, sondern müssen um uns greifen (Analogie: Baum; Industrieunternehmen). Die Mittel dieses Kampfes (im Gegensatz zu dem Kampf zweier Geschäftskonkurrenten) noch grausam. Vielleicht später mal zwischen den Staaten ähnlicher Rechtszustand, wie jetzt zwischen den Individuen. Entwicklungsstufe: Vereinigte Staaten von Europa\IO{Europa}; sehr große Schwierigkeiten, vielleicht zu überwinden in der gemeinsamen Gefährdung durch Ostasien. \tbentry{23}{9}{1916}{} 7\,\textonequarter{} mit Unteroffizier \sout{Ker} Kurig\IN{\kurig} nach \uline{Arrancy}\IO{Arrancy sur Crusne}\ort{Arrancy sur Crusne} geritten und Quartiere besehen und vor dem 3.~Bataillon gerettet, das auch hinkommt. Die anderen Herren reiten zum Sturmbataillon, außer Raedsch\IN{\raetsch} und Crousaz\IN{\crusitz}. Diese kommen mit der Kompanie \textonehalf{}\,10. Unterbringen der Mannschaften, Pferde, Fahrzeuge; Offiziersquartiere verteilt. 1.~Kompanie kommt oben ins Schloss\IO{Arrancy!Schloss}, 2. unten Bergstraße\IO{Arrancy!Bergstraße} und Querstraße\IO{Arrancy!Querstraße}. In nettem Einzelhäuschen mit Garten Bergstraße\IO{Arrancy!Bergstraße} 2 Einzelzimmer für Seidel\IN{\seidelsoldat}, Doppelzimmer nach Süden für mich und Paech\IN{\paech} (der erst am~28. kommen wird). Gemeinsame Schreibstube der beiden Kompanien im Schloss\IO{Arrancy!Schloss}. Ich setze Dienst für morgen fest. Seidel\IN{\seidelsoldat} kommt, ist mit Dienst und Quartierverteilung einverstanden. Nachmittags Instand-Setzen der Mannschaftsquartiere, die Offizierszimmer sind hier ordentlich und möbliert. Regimentsbefehl: Morgen Sonntagsruhe. Schönes Wetter, Flieger kommen dicht über uns her. \gestrunl\ Ich bekomme 1. Zug zugeteilt,~\neueseite{541181}\textbackslash\uline{\textit{Sept}. 16}\textbackslash\ 2~Gewehre (Unteroffizier Hert\unl\IN{\hert} und Kiefer\IN{\kiefer}), liegen zusammen im Quartier Querstraße\IO{Arrancy!Querstraße} 3. Nachmittags mit Gurlt\IN{\gurlittsoldat} und Schubert\IN{\schubertsoldat} Erdbeerkompott geschlemmt. Seidel\IN{\seidelsoldat} räumt sein Zimmer als Esszimmer und zieht mit in meins. Ein Tisch wird gezimmert, und abends sitzen wir wieder alle zusammen um den Tisch, in unserem Hause, Zimmer zur Straße hin. Aber dunkel (in \textit{R}\,\editor{ouvrois} hatten wir elektrisches Licht). \tbentry{24}{9}{1916}{} \sout{Im} \gestrunl\ Auf Regimentsbefehl Sonntagsruhe, dienstfrei. Vormittags mit Crousaz\IN{\crusitz} zum Bau des Schießstandes hinausgegangen, auf die Hügel, alte Gräber, Schlachtgelände von 1914, schöne Gegend. Hertwig\IN{\hertwigleutnant} und Schubert\IN{\schubertsoldat} finden wir noch in den Betten. Essen denen die Erdbeeren auf; Schubert\IN{\schubertsoldat} schüttet Wasser aus dem Fenster, zum Gaudium der Leute auf der Straße. \gestrunl\ Auf~1\textsuperscript{h} wird plötzlich Gasappell angesetzt. Vorher zusammen \tboneA{328} in unserem Quartier gegessen, Raedsch\IN{\raetsch} und Seidel\IN{\seidelsoldat} noch nicht da. Später kommen die, Raedsch\IN{\raetsch} bindet mir das Eiserne Kreuz an,\fnE{Vgl. die Bescheinigung der Verleihung des Eisernen Kreuzes II. Klasse (\href{http://doi.org/10.48666/807708}{RC~28"~09"~06}).} Überraschung; ich rechne es mir für die Karpaten\IO{Karpaten} an; Gurlt\IN{\gurlittsoldat} bekommt's auch. 2\,\textonehalf{}~in Stinkraum \sout{vom} im Schloss\IO{Arrancy!Schloss}, mit Leichtatemeinsatz.\fnE{Leichter Atemschutz.} 3\textsuperscript{h} gebadet. Zusammen Kaffee getrunken. \gestrunl\ Mit Gurlt\IN{\gurlittsoldat} nach Pierrepont\IO{Pierrepont} gegangen, zu Fuß; recht warm in der Sonne. Er erzählt von den {\lspitz}Abstinenzlern{\rspitz} und \textit{WV}\II{\wandervogel} auf seiner Penne; über Bodenreformer. Hat sich mit Historikern beschäftigt (will Bankfach ergreifen), über Treitschke\IN{\treitschke}, Ranke\IN{\ranke}, Lamprecht\IN{\lamprecht} kann er mir ganz gut Bescheid geben. Droben hübscher Ort, alte Bäume, Gärten. Buchhandlung gibt's leider nicht. Abends Briefe von Mutter\IN{\rjcarnapmutter}, über Endfriede, dann ihr letzter auf meine Antwort auf ihren langen; jetzt wieder ruhiger.\fnE{Vgl. Anna an Rudolf Carnap, 16.\,IX.\,1916 (\href{http://doi.org/10.48666/808820}{RC~025"~15"~04}) und 12.\,IX.\,1916 (\href{http://doi.org/10.48666/808818}{RC~025"~10"~02}).} Abends noch Quartiere und Ställe revidiert. Etwas geschrieben, mit Seidel\IN{\seidelsoldat} zusammen in unserem Zimmer. \tbentry{25}{9}{1916}{} Vormittags Geländeexerzieren. Nachmittags Sturmübung mit 12.~Kompanie (Hauptmann Brodtreiß\IN{\brotries}) auf~\neueseite{541187} dem Feld westlich \textit{A}\,\editor{rrancy}. Abends spät Beschießung eines unsichtbaren französischen Flugzeug\-geschwaders durch~B.\,K.\fnE{Vermutlich Abkürzung für ,,Ballonabwehrkanone``, eine frühe Bezeichnung für Flugabwehrkanonen.} (Sonne, warm.){\tolerance1000\par} \tbentry{26}{9}{1916}{} Morgens halte ich Unterricht über Zusammenwirken der Teile. Dann mit der 10.~Kompanie (Leutnant Schmiedes\IN{\schmids}) am Sturmwerk im Wald westlich \textit{A}\,\editor{rrancy}. Übung (Ablösung in unbekanntem Gelände, ohne Annäherungsgräben). Nachmittags Anschießen der Gewehre und Handgranatenwerfen; dem Hauptmann Kuntze\IN{\kunzehauptmann} haben wir zu viel Krach \gestrunl\ gemacht, da wir nicht weit genug vom Dorf weggegangen sind. Endlich Brief von Flitner\IN{\flitner}, Paket mit Äpfeln von Mutter\IN{\rjcarnapmutter}. Warmes Sommerwetter. Abends an Mutter\IN{\rjcarnapmutter} und Flitner\IN{\flitner} geschrieben.\fnE{Carnap an Flitner, 26.\,IX.\,1916 (WF).} \tbentry{27}{9}{1916}{} Morgens fährt Raedsch\IN{\raetsch} weg, um neue Stellung zu übernehmen. Wir sollen bald folgen. Geländeexerzieren. 2 Briefe von Agnes\IN{\agnes} (Zitate aus \sout{von} Theologia Teutsch\IW{\theologiateutsch}\fnE{Von Martin Luther erstmals im Druck herausgegebene mystische Schrift.} und Goethe\IN{\goethe}). Bedeckter Himmel. Abendessen und Bowle (von mir und Gurlt\IN{\gurlittsoldat}) in unserem Esszimmer; der kleine Gurlt\IN{\gurlittsoldat} wird viel geneckt. \tboneA{329} \pagebreak \tbentry{28}{9}{1916}{} Nachmittags 3\textsuperscript{h} kommt Feldwebel Seidel\IN{\seidelfeldwebel} zu Seidel\IN{\seidelsoldat} und mir mit Befehl: Heute früh 9\textsuperscript{h} Abmarsch. 7\textsuperscript{h}~stehen wir auf, Abmarsch wird auf \textonehalf{}\,10 verschoben. Sachen gepackt. Zum Glück bekomme ich zuletzt doch noch ein Pferd (Colombus; unterwegs nehme ich Ella). Über Constantin Ferme\IO{Constantin Ferme}, Mangiennes\IO{Mangiennes} Deutscheck (großer Betrieb) nach \uline{Azannes}\IO{Azannes et Soumazannes}.\ort{Azannes et Soumazannes} Vor dem Dorf auf einer Wiese gelegen; Feldküche gibt Essen aus. Leutnant Paech\IN{\paech} stößt wieder zu uns, der in Hotonville\IO{Hotonville} geblieben war, zur Ausbildung französischer Schützen. Da das 1.~Bataillon noch herkommt, bleibt für uns kein Quartier mehr. Wir bauen Zelte unter den Bäumen, am \textit{N}-Ausgang, links der Straße. Abends 8\textsuperscript{h} erfahren wir, dass für die Offiziere auch kein Raum mehr; wir gehen mit unseren Burschen mit ins Kompaniezelt. Nachts regnet es~\neueseite{541191}\textbackslash\uline{\textit{Sept}. 16}/\textit{Okt.}\textbackslash\ mehrmals, doch ist's in dem Massenzelt warm genug. Wir sollen erst am~1. in Stellung. \tbentry{29}{9}{1916}{} 8\textsuperscript{h} stehen wir auf; kühl, bedeckter Himmel. Raedsch\IN{\raetsch} kommt wieder, ist nicht erbaut davon, dass wir alle Gewehre abgegeben haben (am~28., aber ohne Schlitten und Fahrzeuge). Exzellenz Edler von Planitz\IN{\planitz} begrüßt um~10\textsuperscript{h} das Bataillon und die beiden MGK; er ist Führer des 12.~sächsischen~\textit{AK}. An Agnes\IN{\agnes} geschrieben; gegessen. Raedsch\IN{\raetsch} zeigt uns Karten der Stellung, die Orte der \textit{MG}. Wir (2.~Kompanie) gehen zuerst hinauf, am~1. nachmittags. Wahrscheinlich 4~Tage oben, 4~in Bereitschaft hier und 4~in Lache (Billy). Seidel\IN{\seidelsoldat} teilt unsere Kompanie ein; ich bekomme Gewehr~1\,\hbox{--}\,6 (Kiesgrube und 1.~Linie). Es regnet dauernd. Im Zelt tropft's immer mehr durch. Unsere Kompanie wird nachmittags in der Schule unten untergebracht. Gurlt\IN{\gurlittsoldat} findet auf der Höhe auch Quartier für die 1., und für uns Offiziere der 2. Sommerbaracke, mit Betten; Hauptsache: Dach über dem Kopf; es regnet unaufhörlich. Man hört, in Stellung hätten wir einigermaßen Unterstände. Mit Raedsch\IN{\raetsch} ein Zimmer, Paech\IN{\paech} und Gurlt\IN{\gurlittsoldat} ein anderes. Etwas gelesen. \tbentry{30}{9}{1916}{} Zur Feldbuchhandlung hinüber; die anderen Offiziere getroffen. Mit Paech\IN{\paech} und Gurlt\IN{\gurlittsoldat} in unserer Baracke mittag\-gegessen. Gelesen. Nachmittags die anderen Offiziere unten besucht. Minkowski\IN{\minkowski}, Lorentz\IN{\lorentz}, Einstein\IN{\einstein} gelesen.\IW{Lorentz, Hendrik~A. et~al. \emph{Das Relativit"atsprinzip}, Leipzig, 1915}\fnE{Lorentz et~al., \emph{Das Relativitätsprinzip}. Siehe LL \refcn{939}.} Abends heftiges Schießen in \textit{SSW} (Chapitre\IO{Chapitre}), Leuchtsignale. \tbentry{1}{10}{1916}{} Die Uhr wird 1~Stunde zurückgestellt.\fnE{Umstellung auf Winterzeit. Vgl. TB~30.\,IV.\,1916\diaryref{TB-30-IV-1916}.} Sachen gepackt. Briefe von Mutter\IN{\rjcarnapmutter}, Agnes\IN{\agnes} und Cha\IN{\elisabeth}. Mit Paech\IN{\paech} und Gurlt\IN{\gurlittsoldat} zusammen mittag\-gegessen und Kaffee getrunken; heitere Stimmung. 5\textsuperscript{h}~Abmarsch; die \tboneA{330} \mbox{Leute} wundern sich über unser schweres Gepäck (die Leute keine De\discretionary{k-}{k}{ck}e, nur Zeltbahn und Mantel; ich Regenmantel und Decke, dazu 1~Brot (1~soll nachgebracht werden), 2~Fleischbüchsen, 2~Beutel Zwieback, 2~Feld\-flaschen mit Kaffee, Käse und Speck; ich dazu Aprikosenreis, 3~Äpfel und Nüsse; Wolljacke). Ich gehe an der Spitze, mit einem bayerischen Unter\-offizier als Führer; dann die Gewehre in Abständen, über~\neueseite{541183}\textbackslash\uline{\textit{Okt}.~16}\textbackslash\ Gremilly\IO{Gremilly}, Ornes\IO{Ornes}, Bezonvaux\IO{Bezonvaux}.\ort{Bezonvaux}\setort{Azannes et Soumazannes} Der Rucksack ist schwer, doch gewöhne ich mich wieder schnell daran. Bei Bezonvaux\IO{Bezonvaux} beschleunigtes Tempo; Seidel\IN{\seidelsoldat} kommt nachgestürzt, warum wir so rennen. In der Bezonvauxschlucht\IO{Bezonvauxschlucht} ganz kurze Pause~(7\textsuperscript{h}). Es ist dunkel. Den Berg hinauf, durch einen stark gelichteten Wald, dann Laufgraben; vorn sieht man viel Leuchtsignale. Über der Vauxschlucht\IO{Bezonvauxschlucht} hört der Graben auf; im Marsch \editorstr{Marsch} hinunter, über den Damm unter dem Teich, sumpfig. In den Stollen, gerastet. Neue bayerische Führer kommen. Endlich sind sie verteilt. Dann müssen sie selbst erst lang suchen, wo's weiter geht. Stahlhelm aufgesetzt. Hinauf. Weißes Band. Zum R"~Werk. (Bataillonsgefechtsstand, dort auch Seidel\IN{\seidelsoldat}.) Dann zur \uline{Kiesgrube} hinüber. 9\,\textonequarter{} angekommen. Der bayerische Vize sagt mir einiges. Unterdessen kommen die abgelösten Gewehre von vorne und marschieren ab. Ich zu Gewehr 5 in Stollen hinein. Ein wenig gegessen. Dann geschlafen. Der Stollen besteht aus 24~mittleren Räumen (0,80\,$\cdot{}$\,1,20). Mit \uline{Zabierski}\IN{\zabierski} am Ende gelegen. Sehr eng; dazu Beinestrecken unmöglich; eine üble Lage. (Vom anderen Tag ab habe ich mehr Platz.) \setort{Bezonvaux}\tbentry{2}{10}{1916}{} Morgens um~4 kommen schon die Pioniere, wollen arbeiten. Ich geh' solange in deren Stollen, dann wieder herüber. Wir schlafen bis~12. Dann gegessen. Dann draußen herumgestanden, wenn nicht gerade der Flieger kam, Gelände und Granateinschläge besehen, gefroren. In der Nähe liegen noch Leichen herum und sehr viele Ausrüstungsgegenstände. Abends 4\,\hbox{--}\,8 arbeiten wieder die Pioniere; ich sitze drüben bei dem Pionierunteroffizier aus Essen\IO{Essen}; die Pioniere sitzen schon lange hier, er erzählt vom Fort Vaux\IO{Fort Vaux}, den Stollen am Vauxteich\IO{Vauxteich} usw. 8\textsuperscript{h}~sind wir alle sehr hungrig und essen. Die erste Fleischbüchse mit Zabierski\IN{\zabierski} zusammen gegessen. Dann geschlafen. Die Kaffeeholer kommen nicht. Ich erwache um~12, um~2, um~5. Ich wollte mit~\neueseite{541189}\textbackslash\uline{\textit{Okt}.~16.}\textbackslash\ den Kaffeeholern zur 1.~Linie \gestrunl\ vor. \tbentry{3}{10}{1916}{} Inzwischen ist's schon zu hell geworden. Es regnet dauernd. Vormittags Gewehr gereinigt; draußen gestanden und zugesehen. Mittags 2.~Büchse auf dem Feldkocher gebraten. Die Leute haben ihren Kaffee aufgetrunken, hängen jetzt draußen \gestrunl\ unter einer aufgespannten Zeltbahn Kochgeschirr auf, und kochen davon Kaffee. Sie finden unter den \tboneA{331} herumliegenden Sachen einiges Brauchbares. Nachmittags leiser Regen. Vorn im Stollen gesessen und etwas geschrieben und Münchhausen\IN{\muenchhausen} gelesen.\fnE{Vielleicht Münchhausen, \emph{Balladen}. Vgl. LL \refcn{940}.} Ob heut' die Kaffeeholer kommen? Ein Infanterist erzählt, dass sie \sout{gestern} heut' früh schon im R"~Werk gewesen seien; ob sie sich verlaufen haben? Abends schick' ich 2~Mann zum R"~Werk. Kurz darauf kommt Seidel\IN{\seidelsoldat} zu mir, heut' Abend waren meine Kaffeeholer wieder bei ihm, \mbox{also} wieder verlaufen. Nachmittags Regen, jetzt teilweise Sternenhimmel. 8\textsuperscript{h}~mit Kabitz\IN{\kabitz} zur ersten Linie vorgegangen. Etwa 500\,\textit{m} vor uns. Wir münden etwa bei Gewehr 1, rechts. Gehen dann nach links zu den anderen Gewehren. Teilweise ist der Graben noch unterbrochen, wird gebaut. Die Gewehrbedienungen haben primitiven Wetterschutz, Dach aus Hölzern, etwas Erde oder Zeltbahn; mehr nicht. Dürfen sich bei Tage nicht bli\discretionary{k-}{k}{ck}en lassen, nachts wird gearbeitet. Liegen rechts bis vielleicht 30\,\textit{m} an den Feind ran, links vielleicht 100. In den beiden Schluchten rechts und links ist die deutsche Stellung unterbrochen, Verbindung nur durch Patrouillen. Rechts dort die feindliche Stellung weit vor, sodass sie geradezu im Rücken unseres vorgenommenen rechten Flügels steht. Die Leute vorn haben Kaffee und Wurst bekommen. Im Nebel wirken die Leuchtkugeln nur schwach, so komme ich leicht wieder zurück. \textonehalf{}\,10. Eine Ordonnanz von Seidel\IN{\seidelsoldat} ist da, ich soll sofort rüberkommen. Ich nehme schnell einen Schluck von dem eben angekommenen Kaffee und wir gehen los, finden auch schließlich glücklich das R"~Werk; ich bin ziemlich erschöpft von dem langen Krabbeln in Eile über die Granattrichter,~\neueseite{541185} dazu der lausige Stahlhelm. In die Gegend des R"~Werks wird viel geschossen. Drinnen eng und überfüllt. Die schmalen Gänge liegen und hocken noch voll von Stafettenläufern, Meldern usw. Seidel\IN{\seidelsoldat} in engem Raum mit Artillerie-Beobachtern. Üble Luft da unten. Ich verschnaufe etwas. 10\textsuperscript{h}~Seidel\IN{\seidelsoldat} zeigt mir auf \editor{der}\fnA{Original \original{die}.} Karte die französische Stellung in der Souvilleschlucht\IO{Souvilleschlucht}, der keine deutsche gegenüberliegt. Diese soll morgen unter Artilleriefeuer genommen werden. Falls die Franzosen von hier aus einen Handgranatenvorstoß machen, um unseren rechten Flügel zu umgehen, soll ich von der Kiesgrube ein ganz kurzes (50"~Schuss"~) Wirkungsfeuer durch die Schlucht abgeben; hauptsächlich der moralischen Wirkung wegen, damit die Franzosen sehen, dass hier noch etwas steht. Zurück. 10\,\textonehalf{}. Instruiere Posten und Gewehrführer kurz. Endlich Abendessen; und Durst gestillt. Erzähle den \tboneA{332} Leuten von vorn und vom R"~Werk; über die übrige Front hier; zeige meine Karten (10\textsuperscript{5}). \tbentry{4}{10}{1916}{} Teilweise bedeckt. Ein Flieger ständig über uns, sodass wir nicht hinaus können. Die Kaffeeholer für heut' früh sind nicht gekommen; 2~Mann sollten die Sachen im R"~Werk abholen, haben dann Wasser von der Quelle im Vauxteich\IO{Vauxteich} gebracht. Kaffee gekocht. Schon beschießt unsere Artillerie mächtig die französische Stellung in der Souvilleschlucht\IO{Souvilleschlucht}. Geschrieben, etwas gelesen (Münchhausen\IN{\muenchhausen}). Abends einen Trichterrand rechts an der Souvilleschlucht\IO{Souvilleschlucht} als MG-Stand ausgesucht, um die Schlucht oben beschießen zu können. \textonehalf{}\,8\,\hbox{--}\,\textthreequarters{}\,9 mit dem Gefreiten Urban\IN{\urban} zur vorderen Stellung, die 4~Gewehre revidiert. Auch Oberleutnant Herbst\IN{\herbst} gesprochen, wegen der Beschießung der Souvilleschlucht\IO{Souvilleschlucht} im Falle eines französischen Versuchs, unseren rechten Flügel zu umfassen. Etwas Regen, oben angenehm frische Luft; hier in der Kiesgrube immer der Leichengeruch. \tbentry{5}{10}{1916}{} Regen; im Stollen geblieben. Kaffee und Brot (auch Schnaps und Zigaretten) sind früh gekommen. Nachmittags kommt die Sonne. Draußen gesessen und etwas geschrieben, auch an Cha\IN{\elisabeth}. Dann gelesen (Islam\IW{\islam};\fnE{Rehm, \emph{Mohammed und die Welt des Islam}. Siehe LL \refcn{941}.} von~\neueseite{541161}\textbackslash\uline{\textit{Okt}. 16.}\textbackslash\ Kabitz\IN{\kabitz} geliehen, dem jungen munteren Kriegsfreiwilligen). Abends früh gegessen; \gestrunl{} Seidel\IN{\seidelsoldat} schickt Befehl: Heut' Nacht wird abgelöst; wann, ist unbestimmt. Rückweg über Vaux-Dorf\IO{Vaux-Dorf}. Ich schicke Befehl nach vorn. \tbentry{6}{10}{1916}{} 4\textsuperscript{h} erwache ich; die Ablösung ist noch nicht gekommen. Es wird schließlich 6\textsuperscript{h}. Damsch\IN{\damsch} glaubt, sie kommen zu sehen, wir packen in Eile zusammen. Wir stehen draußen und warten, sie kommen nicht. Man sieht auf der Höhe mehrere zurückgehende Trupps, es wird schon hell, die Ablösung kommt nicht. 7\textsuperscript{h}~legen wir uns wieder hin. Gestern sind 3~Brote gekommen; die brauche ich zum Glück nicht mit in Anspruch zu nehmen; habe noch. Außerdem kann ich 2/3~meiner Wurst, die noch ganz ist, abgeben. Zum Glück habe ich noch etwas Kaffee aufgespart. Wir liegen und schlafen einigermaßen, bis Mittag. Wurstbrot und Kommisszwieback gegessen. Hinausgegangen; bedeckt, aber sichtig. Etwas geschrieben, auch Notizen fürs Kriegstagebuch. Bei Dunkelheit mit Mann ins R"~Werk: Seidel\IN{\seidelsoldat} ist nicht mehr da; der neue Kompanie\editor{führer} sitzt in der Fuminschlucht\IO{Fuminschlucht}. Dorthin geschickt: Er sagt, die beiden Gewehre müssen jetzt ankommen, sie müssen sich verlaufen haben. So war's. 10\textsuperscript{h}~kamen sie. Kleinjohann\IN{\kleinjohann} \tboneA{333} vom Gewehr Kiefer\IN{\kiefer} hatte sie geführt, war dann selbst in der Souvilleschlucht\IO{Souvilleschlucht} in französische Gefangenschaft geraten. Abmarsch. Sturmausgangsstellung, Fuminschlucht\IO{Fuminschlucht}; über das ehemalige Dorf Vaux\IO{Vaux-Dorf} (nur Sumpf) zur Mittelschlucht\IO{Mittelschlucht}; Rast in einem Stollen. Altes französisches Langrohrgeschütz. Links hinauf. In den Graben; zur Bezonvauxschlucht\IO{Bezonvauxschlucht}. Dort Mineralwasser bekommen. Anfangs Mondschein, dann dunkel. Schlechte schlüpfrige Wege. Im Dorf Bezonvaux\IO{Bezonvaux} kommen 3~Granaten, wir hinausgewetzt. Eilig durch Ornes\IO{Ornes}. Endlich Rast an der Quelle zwischen Ornes\IO{Ornes} und Gremilly\IO{Gremilly}. 2\,\textonequarter{}\textsuperscript{h} Azannes\IO{Azannes}.\ort{Azannes et Soumazannes} Ich quartiere die Leute in der Schule\IO{Azannes!Schule} ein; die Kompanie ist schon~\neueseite{541153} nach Billy\IO{Billy sous Mangiennes}. Da kommt {\lspitz}Pontak{\rspitz}\IN{\tonik}, der Fahrer. Seidel\IN{\seidelsoldat} hat uns \sout{Wag} einen Wagen geschickt. Die Leute mit Gepäck hinauf; ich reite Columbus. Durch die schöne Nacht nach Billy\IO{Billy sous Mangiennes} geritten. Erleichtert vom Gepäck, der wunde Fuß braucht nicht mehr zu laufen; dazu herrliche Gegend. Gemischter Wald, Kiefern, Birken, Waldwiesen, \gestrunl\ Teiche; Waldlager. Eisenbahn. \sout{5\textsuperscript{h}.} \tbentry{7}{10}{1916}{} 5\textsuperscript{h} in \uline{Billy}\IO{Billy sous Mangiennes}.\ort{Billy sous Mangiennes} Bei Seidel\IN{\seidelsoldat} zurückgemeldet; befreit mich von der Besichtigung um~9\textsuperscript{h} durch Bieberstein\IN{\biebersteinsoldat}. Zu Paech\IN{\paech} und Gurlt\IN{\gurlittsoldat} ins Zimmer. Geschlafen. Viel Post (Chas\IN{\elisabeth} Karte von der beflaggten Hochstraße als Glückwunsch fürs~\textit{EK}; Margret\IN{\rjmargret} Brief und Gobineau\IN{\gobineau};\fnE{Vielleicht Gobineau, \emph{Gamber Alis Geschichte}. Vgl. LL \refcn{943}.} von Cha\IN{\elisabeth} Bücher, von Mutter\IN{\rjcarnapmutter} Pflaumenpaket; von Flitner\IN{\flitner}~\textit{B}). Nachmittags Gottesdienst. Wir essen zusammen im Nebenzimmer, wo Hertwig\IN{\hertwigleutnant} und Schubert\IN{\schubertsoldat} wohnen. Crousaz\IN{\crusitz} und Heidrich\IN{\heidrichleutnant} wohnen unten in einem feudalen Zimmer. Mit Paech\IN{\paech} durch den Ort spaziert, Regimentsmusik angehört. \tbentry{8}{10}{1916}{} Hier wenig Dienst; meist nur Appelle und Sachen instand setzen. Nachmittags Tagesdienst. Quartiere besehen, die Ställe draußen am Steinbruch. Von Mutter Brief\IN{\rjcarnapmutter} mit Eisernem Kreuz und Carnap'schem Band dazu.\fnE{Vgl. Anna an Rudolf Carnap, 30.\,IX.\,1916 (\href{http://doi.org/10.48666/808822}{RC~025"~15"~06}).} Abends sitzen wir noch \gestrunl\ alle zusammen; über unsere vermutlichen neuen Abschnitte, und frühere Kriegserlebnisse. \tbentry{9}{10}{1916}{} Gebadet, geschrieben. Revel\IN{\revel} gelesen.\fnE{Vielleicht Revel, \textit{Entwurf}. Vgl. LL \refcn{942}.} Ausführlich an Mutter\IN{\rjcarnapmutter} geschrieben.\fnE{Rudolf an Anna Carnap, 9.\,X.\,1916 (\href{http://doi.org/10.48666/808824}{RC~025"~09"~35}).} Nachmittags Unterricht (Gasangriff). Brief von Mutter\IN{\rjcarnapmutter} an~\textit{MH}\IN{\hoermann}. Abends Stabsarzt Bentrup\IN{\bentrap}, Raedsch\IN{\raetsch} und Oberleutnant Leuschner\IN{\leuschner} zum \mbox{Essen} bei uns. Über die Sommeschlacht usw. \tboneA{334} \tbentry{10}{10}{1916}{} Herrliches Wetter. Wir dienstfrei. Mit Paech\IN{\paech} und Gurlt\IN{\gurlittsoldat} spazieren. Zum Stabsarzt Bentrup\IN{\bentrap}, bei Mathematikaufgabe geholfen. Nachmittags geschrieben, an Garthe\IN{\rjgarthe} und Ulmer\IN{\ulmer}. Fichte\IN{\fichte} gelesen.~\neueseite{541159}\textbackslash\textit{Okt} 16.\textbackslash{} \tbentry{11}{10}{1916}{} Vormittags zu Stabsarzt Bentrup\IN{\bentrap}, Mathematik. Fichte\IN{\fichte} gelesen. Nachmittags Unterricht~-- König\IN{\koenigpaul} gelesen.\fnE{Vielleicht König, \emph{Die Fahrt der Deutschland}. Vgl. LL \refcn{944}.} \tbentry{12}{10}{1916}{} Gebadet. Zahnarzt. Bei Bentrup\IN{\bentrap} Mathematik.~-- 5\textsuperscript{h}~Einteilen. Abends Fernspruch: Morgen fährt Crousaz\IN{\crusitz} zum MG-Lehrkursus nach Döberitz\IO{Döberitz}. Hertwig\IN{\hertwigleutnant} übernimmt 1.~Kompanie. Heidrich\IN{\heidrichleutnant} ist empört. Seidel\IN{\seidelsoldat} stimmt ihm bei. Lebhafte Auseinandersetzung über diese unmilitärische Auffassung. Crousaz\IN{\crusitz} wird mit Sekt gefeiert.{\tolerance1000\par} \tbentry{13}{10}{1916}{} Heidrich\IN{\heidrichleutnant} bekommt Druckposten beim Regiment. Gepackt. 10\textsuperscript{30}~Appell. 1\textsuperscript{h}~Abmarsch, alle Offiziere zu Fuß. Kronprinzenweg\IO{Kronprinzenweg} bis westlich Höhe~310. \gestrunl\ Rast am Brunnen. Bis hierher wird unser Gepäck gefahren. 4\textsuperscript{h}~Abmarsch, verteilt; ich an der Spitze. Umgehungsweg östlich von Ornes\IO{Ornes} und Bezonvaux\IO{Bezonvaux}. \textonehalf{}\,6 \uline{Bezonvaux-Schlucht}\IO{Bezonvaux-Schlucht}.\ort{Bezonvaux} Leutnant Pusst\IN{\pusst} abgelöst. Die Leute untergebracht. Seidel\IN{\seidelsoldat}, Hertwig\IN{\hertwigleutnant}, Paech\IN{\paech}, Gurlt\IN{\gurlittsoldat} mit ihren Leuten nach vorn. Abends Kaffeeholer zurück: Alles heil nach vorn gekommen. Haben schönen Stollen (große Räume). Sogar Strohsack, Ofen, Karbidlampe. \tbentry{14}{10}{1916}{} 9\textsuperscript{h} Ferngespräch mit Seidel\IN{\seidelsoldat} und Hertwig\IN{\hertwigleutnant}. 1.~Kompanie hat im \uline{Fleury}abschnitt\IO{Fleury} 6~Mann Verluste. Ich schicke 7~Mann hinüber. Fernspruch nach Billy\IO{Billy sous Mangiennes}: Unteroffizier Damsch\IN{\damsch} und die übrigen Schützen sofort hierher. Ab und zu wird auch hierher gefunkt. Unteroffizier Jankowski\IN{\jankowski} wird verwundet am Regiment vorbeigetragen. Ziemlich kühl. Geschrieben. Der Kaffee ist gekocht, in 3 Raten. Stollenbretter usw. empfangen. Keller\IN{\kellergottfried} und Raabe\IN{\raabe} gelesen,\fnE{Vgl. LL \refcn{947} und \refcn{948}.} an Agnes\IN{\agnes} geschrieben.\fnE{Carnap an Agnes Kaufmann, 12.-14.\,X.\,1916 (\href{http://doi.org/10.48666/808826}{RC~025"~09"~27}).} 4\textsuperscript{h} kommen die Leute aus Billy\IO{Billy sous Mangiennes}; Damsch\IN{\damsch} für Jankowski\IN{\jankowski}. Abends besucht mich Schubert\IN{\schubertsoldat}, Erkundungsoffizier beim Regiment. \tbentry{15}{10}{1916}{} \sout{\textit{So}. 15.} \sout{Dies} Morgens Brotwagen, mit Post. Brief von Lisi\IN{\rjlisi}. Raabe\IN{\raabe} und Lensch'\IN{\lensch} Sozialdemokratie\IW{\lenschsozialdemokratie} gelesen.\fnE{Lensch, \emph{Die Sozialdemokratie}. Siehe LL \refcn{949}.} Zigaretten und Schnaps empfangen. Abends vorgeschickt,~\neueseite{541155} auch Brot; Mauerrahmen. \tbentry{16}{10}{1916}{} Früh kommt Raedsch\IN{\raetsch}; ist die Nacht \sout{durch} vorn bei den Gewehren gewesen. Kalt. Lensch\IN{\lensch}\IW{\lenschsozialdemokratie} gelesen. Abends empfindlich kalt. Diesmal für jede \tboneA{335} Kompanie 4~Rahmen vorgeschickt. Nachts beherberge ich für kurze Zeit einen Grenadieroffizier, der seinen Stollen nicht finden kann. \tbentry{17}{10}{1916}{} Früh 7\textsuperscript{h} holt ein Wagen das übrige Brot; Gepäck mitgegeben. Heidrich\IN{\heidrichleutnant} besucht mich, hat sich mit Baeßler\IN{\baessler} rumgestritten, der ihn als Zugführer unter einen jüngeren Kompanieführer (Hertwig\IN{\hertwigleutnant}) stellen will. Marschiert ab; wird 11. Kompanie in Rouvrois\IO{Rouvrois} übernehmen. Unteroffizier Giese\IN{\giese} kommt vorbei, verwundet am Kopf; sein Stollen eingeschossen (im~{\lspitz}Chap{\rspitz}, bei Leutnant Paech\IN{\paech}). Regen, dann klarer Himmel. Kalt. Abends~6\textsuperscript{h} abgelöst. Links von Bezonvaux\IO{Bezonvaux} (von rechts wird gerade geschossen), dann rechts von Ornes\IO{Ornes} (Bahndamm) zur Quelle. 7\textsuperscript{h}; dunkel. Rast. Die Wagen kommen; Gepäck drauf. 7\,\textthreequarters{}\,\hbox{--}\,10\,\textonequarter{} Marsch (Kronprinzenweg\IO{Kronprinzenweg}) nach \uline{Billy}\IO{Billy sous Mangiennes}.\ort{Billy sous Mangiennes} Vorn Engelmann\IN{\engelmann}, ich hinten; stockfinster. Nicht allzu müde. Schubert\IN{\schubertsoldat} noch auf. Nachts 4\textsuperscript{h} kommen Paech\IN{\paech} und Gurlt\IN{\gurlittsoldat}. \tbentry{18}{10}{1916}{} [\textit{B}\,\editor{illy}\IO{Billy sous Mangiennes}] Heidrich\IN{\heidrich} fährt nach Rouvrois\IO{Rouvrois}, übernimmt 11.~Kompanie. Seidel\IN{\seidelsoldat} erzählt seinen Krach mit Leutnant Fahl\IN{\fahl}, der in betrunkenem Zustand die \textit{MG} vorne hat schießen lassen. Ahrens\IN{\ahrens}, Scherz und Ernst in der Mathematik\IW{\ahrensscherzundernst} gelesen.\fnE{Siehe LL \refcn{950}.} \ulinesp{Brief von Flitner\IN{\flitner} und von Fränzel\IN{\rjfraenzel} an Flitner\IN{\flitner}; beiden stehen schwierige Tage an der Somme\IO{Somme} bevor.}\fnE{Vgl. Flitner, \textit{Erinnerungen}, 207\hbox{--}215.\baustellex{BIO}} Pakete mit Obst von Mutter\IN{\rjcarnapmutter}, Apfelwein von Agnes\IN{\agnes}. Ich ziehe mit Paech\IN{\paech} und Gurlt\IN{\gurlittsoldat} in das untere, besser möblierte Zimmer. Kalt; geheizt. Briefe von Agnes\IN{\agnes}, Mutter\IN{\rjcarnapmutter},\fnE{Vgl. Anna an Rudolf Carnap, 15.\,X.\,1916 (\href{http://doi.org/10.48666/808828}{RC~025"~15"~10}).} \uline{Garthe}\IN{\rjgarthe}. \tbentry{19}{10}{1916}{}%\hskip-0mm Zahnarzt. Mathematik beim Stabsarzt\IN{\bentrap}. Ahrens\IN{\ahrens}\IW{\ahrensscherzundernst} gelesen. Zur 1.\,Kom\-panie (Hertwig\IN{\hertwigleutnant}).~\neueseite{541167}\textbackslash\uline{\textit{Okt}. 16.}\textbackslash{} Nachmittags Gespräch mit Hertwig\IN{\hertwigleutnant}, Gurlt\IN{\gurlittsoldat} und Schubert\IN{\schubertsoldat} über humanistisches Gymnasium; Rohrbachs\IN{\rohrbach} Ideen über deutsche Bildung.\fnE{Vgl. Rohrbach, \emph{Der deutsche Gedanke in der Welt} (LL \refcn{456}).} \tbentry{20}{10}{1916}{} Mit Schubert\IN{\schubertsoldat} gegenseitig Rätsel aufgegeben (\ulinesp{Geheimschrift}). An Mutter\IN{\rjcarnapmutter} geschrieben. Nachmittags mit Schubert\IN{\schubertsoldat} und Gurlt\IN{\gurlittsoldat} spazieren; herrliche klare Luft, kalt, sonnig. \tbentry{21}{10}{1916}{} In Hertwigs\IN{\hertwigleutnant} Kompanie exerziert, Zielen, Laufspiel. Sehr kalt, klar, sonnig; \gestrunl\ Winterluft. \tbentry{22}{10}{1916}{} Wir hören heftigen Kanonendonner von der Front. An Lisi\IN{\rjlisi} geschrieben. Abends Befehl:\pagebreak \tboneA{336} \tbentry{23}{10}{1916}{} 3\textsuperscript{h} vormittags Abmarsch, 7\textsuperscript{45} Ornes\IO{Ornes} Lager.\ort{Ornes} Fliegerkämpfe gesehen. Mit Hertwig\IN{\hertwigleutnant} gewohnt, sehr eng zusammen unten im Stollen. \tbentry{24}{10}{1916}{} \ulinesp{Ich soll} auf Regimentsbefehl \ulinesp{mit 4 MG in Kasemattenschlucht}\IO{Kasemattenschlucht}; dazu 4 Gruppen Infanteristen zur Begleitung und als Träger. 10\textsuperscript{30} Abmarsch. Die Infanteristen überlastet, kommen nur schwer vorwärts. Einige Granaten. Bringe die Infanteristen nur mit größter Mühe vorwärts; \sout{ich sehe mich nach} \gestrunl\ warum trifft mich kein Splitter? 12\textsuperscript{30}~Bruleschlucht\IO{Bruleschlucht}. Wir riechen Gasbeschießung. Rast. Über den Rücken \ulinesp{zur Bezonvauxschlucht}\IO{Bezonvauxschlucht}. Wir kommen in Gas. Alles wird zersprengt. Masken aufgesetzt 12\textsuperscript{40}\,\hbox{--}\,1\textsuperscript{15}; oben mit Tückmantel\IN{\tueckmantel} gesessen. Dann wir beide ruhig hinüber, mit Masken, Gepäck. Im Granatloch verschnauft. Oben im Stollen Masken abgesetzt. Allmählich sammeln sich die MG"~Leute, außer Gretzinger\IN{\gretzinger} mit 1~MG. Die meisten Infanteristen kommen nicht. Befehl vom Regimentsgrenadier {\lspitz}7{\rspitz} durch Pfiff: Meine MG sollen \uline{Hardaumont-Werk}\fnA{Original \original{Hardimont-Werk}.}\IO{Hardaumont-Werk}\ort{Hardaumont (Zwischenwerk)} {\lhaken}\textsp{\ulinesp{\textit{Hardaumont}}}{\rhaken}\IO{Hardaumont} besetzen. Währenddessen dauernd Beschießung des Lagers Bezonvauxschlucht\IO{Bezonvauxschlucht}. Schließlich sammle ich und stelle aus den Marschfähigen einen Zug zwischen 2~MG zusammen. 6\textsuperscript{\uline{15}} Abmarsch. Da finden sich zwischen den 3 Kästen noch 3 weitere. Im Dunkeln hinauf. Mit Hauk\IN{\hauck} hinten. 12.~Kompanie sperrt den Graben, häufiger Aufenthalt.~\neueseite{541171}\fnA{In dem Konvolut im Nachlass folgt hier das Blatt mit den Einträgen zum 11. bis~24.\,XI., das in die chronologisch korrekte Reihenfolge an das Ende dieses Kapitels gesetzt wird.} Starkes Sperrfeuer. Ein Splitter klirrt auf dem Stahlhelm; dann heftige Dreckmasse über den Stahlhelm. Die Artilleriestellung, die wir durchqueren (dort das Bataillon) wird besonders heftig beschossen. 2 Volltreffer in den Graben. Leute sinken um, schreien; MG und Leute verschüttet. Wir müssen weiter. \sout{Die} Den Schwerverwundeten Dauchy\IN{\duchy} schicke ich mit Knoblich\IN{\knoblauch} zurück. Bin plötzlich allein. Verirre mich in den Seitengraben; Drähte, Wassertümpel. Zurück. Komme in einen Quergraben. Auf meinen Ruf Antwort aus einem Unterstand; hinein. Dort Hauk\IN{\hauck} und Müller\IN{\muellersoldatzwei}, Sachs\IN{\sachs} und {\lspitz}Quos{\rspitz}\IN{\quos}. 2~tot, 1~schwer verwundet, 2~leicht verwundet, 2~verschüttet (\sout{lebend} aber heil davon gekommen); 2~angekommen. Der Infanteriegruppenführer ohne Leute; ein Wasserkessel. Wir verschnaufen, essen, schlafen. Früh um~4\textsuperscript{h} schicke ich Müller\IN{\muellersoldatzwei} \gestrunl\ mit Sachs\IN{\sachs} und \unsicher{Quos}\IN{\quos} zurück, MG und Kästen \mbox{holen}. \tbentry{25}{10}{1916}{} Müller\IN{\muellersoldatzwei} wird zweimal durch besonders nahen Schuss zurückgescheucht. Schließlich los, finden nur 1~Kasten. \pagebreak 7\textsuperscript{h}~bei Licht wieder los, fin\-\tboneA{337}den 2~MG, 1~\gestrunl\ Kasten. 8\textsuperscript{h}~melde ich mich Günther\IN{\guenther}. Wir glaubten während der Nacht, allein im Werk zu sein, finden erst morgens die Infanteristen. Stellung für Gewehre gesucht, Bedienung untergebracht, selbst zum Artilleriebeobachter in die \textit{SO}-Ecke. 11\textsuperscript{h}~Brigadebefehl: Wir sollen uns den angreifenden Truppen anschließen, diese kommen nicht; Günther\IN{\guenther} wird erregt, da er kaum noch Leute hat; er hat die aus der Kasematten-Schlucht\IO{Kasemattenschlucht} Fliehenden hier \sout{beh} zurückgehalten, dazu Leutnant Müller\IN{\muellerleutnantzwei} und {\lspitz}Klea{\rspitz}\IN{\klea}. 2\textsuperscript{h}~Angriff der Franzosen wird erwartet, trifft nicht ein. 4\textsuperscript{h}~an Raedsch\IN{\raetsch} Meldung geschickt. Leutnant Berger\IN{\bergerleutnant} (Fußartillerie 9) aus Remscheid\IO{Remscheid}, kennt Fräulein \gestrunl\ Pohlmann\IN{\pohlmannfraeulein} und Dörpfeld\IN{\doerpfeld}; netter Mensch. Mit {\lspitz}Klea{\rspitz}\IN{\klea} zusammen geschla\-\tboneA{338}fen. \tbentry{26}{10}{1916}{} Vormittags kommen (auf meinen Befehl) Wasser und Konserven. Mit Leutnant Müller\IN{\muellerleutnantzwei} und Unteroffizier Müller\IN{\muellersoldatzwei} vorgegangen zu Heller\IN{\hellersoldat} (8/154) im Pilz und 7/154 dazwischen, um Stand für MG auszusuchen. Wird dann von MGK 19 besetzt. Es regnet. Nachmittags 2\textsuperscript{h} schweres Feuer. 3\,\textonehalf{}~zweimal vergeblich alarmiert, dabei dauert das Artilleriefeuer noch an. Der Hauptraum des Werkes~\neueseite{541163}\textbackslash\uline{\textit{Okt}. 16.}\textbackslash\ mehrfach durchschlagen, Offiziere verschüttet (dabei Hannasky\IN{\hannaski}). Mehrmals Gasbeschießung. 5\,\textonehalf{}~nachmittags Sachs\IN{\sachs} schwer verwundet (Rücken), Quos\IN{\quos} Augenverletzung. Abends spät noch mit Sachs\IN{\sachs} gesprochen; anderen Morgen von \gestrunl\ den Trägern wird er abtransportiert. Leutnant Günther\IN{\guenther} und Müller\IN{\muellerleutnantzwei} hausen jetzt auch bei uns. Auf dem Boden geschlafen. Auf der Treppe sitzen lauter Verwundete. \tbentry{27}{10}{1916}{} 8\textsuperscript{h} 3 Träger kommen von Hertwig\IN{\hertwigleutnant} mit Kaffee und Essen. Ich schicke ihm Meldung und bitte um Ablösung für die beiden Unteroffiziere. 1\textsuperscript{h}~mittags kommt Vizeleutnant Ritter\IN{\ritter} mit 2~Gewehrbedienungen; ich will aber bis morgen bleiben. Nachmittags einmal vergeblich alarmiert, 2\,\hbox{--}\,6 heftige Beschießung. Mehrere Stollen des Werks sind schon verschüttet. Unser Stollen ist zwar tief, {\lspitz}aber{\rspitz} zu weit gespannt. Günther\IN{\guenther}, Müller\IN{\muellerleutnantzwei}, {\lspitz}Klea{\rspitz}\IN{\klea} haben gar keine Sachen mehr; wir teilen Kaffee und Essen; heute bekommen die auch durch Träger Verpflegung. Abends (oder~26?)\fnE{Carnap hat diesen Text vermutlich nachträglich verfasst und ist sich hier wohl nicht sicher, ob das Datum stimmt.} kommt 1~Leutnant mit 8~Mann, dem Rest seines Zuges~(!), um das Werk ,,wieder zu nehmen``; nach hinten ist gemeldet, dass der Feind das Werk genommen hat. \pagebreak Mit {\lspitz}Klea{\rspitz}\IN{\klea} zusammen geschlafen. Nachts kommt Ablösungsbefehl; erst vertraulich (12\textsuperscript{h}) dann 3\textsuperscript{h} durch Ordonnanz\-offizier, Leutnant Riedel\IN{\riedel}. \tbentry{28}{10}{1916}{} Sobald es ruhiger wird (7\textsuperscript{h}), mit Unteroffizier Müller\IN{\muellersoldatzwei} und Hauk\IN{\hauck} \ulinesp{das Werk verlassen}; der große Unterstand am Ausgang, in dem wir die 1.~Nacht waren, ist ganz zerstört. Wir laufen außerhalb des Grabens; eine Atempause. \textonehalf{} Stunde bis \sout{zu} Bezonvaux-Schlucht\IO{Bezonvauxschlucht} (am~24. abends 2~Stunden!). Zu Hertwig\IN{\hertwigleutnant} in den Stollen. Ausgeruht, erzählt, getrunken, gegessen. 2~Burschen mit den Sachen. Ich höre von den anderen. Hinüber zur Ornes-Schlucht\IO{Ornesschlucht}. Mit Gurlt\IN{\gurlittsoldat} nach Gremilly\IO{Gremilly}. Dort Frühstückspause. Auf Gepäckwagen nach \uline{Billy}\IO{Billy sous Mangiennes}.\ort{Billy sous Mangiennes} Furchtbar dreckig, nur eine Wickelgamasche, Rock blutbespritzt. Nun \gestrunl\ gewaschen und umgezogen. Post,~\neueseite{541173} Briefe, {\lhaken}\textsp{Bücher}{\rhaken} von Mutter\IN{\rjcarnapmutter} und Flitner\IN{\flitner}. \tbentry{29}{10}{1916}{} An Mutter\IN{\rjcarnapmutter} kurz geschrieben. Mittags Abmarsch. Mit Hertwig\IN{\hertwigleutnant} vor der Kolonne geritten. Es regnet. Über Nouillonpont\IO{Nouillonpont}, hinauf, nach \uline{Pierre\-pont}\IO{Pierrepont}.\ort{Pierrepont} Mit Hertwig\IN{\hertwigleutnant} in einem Hause. Wir heizen und bleiben im Haus. Wir essen immer auf Hertwigs\IN{\hertwigleutnant} Zimmer. Schubert\IN{\schubertsoldat} verabschiedet sich; Bataillonsadjutant. \tbentry{30}{10}{1916}{} Nachmittags mit Gurlt\IN{\gurlittsoldat} einen verwundeten Mann im Lazarett besucht. Gelesen, Physik (Poincare\IN{\poincare}, Cohn\IN{\cohnemil}).\fnE{Vgl. LL \refcn{956} und \refcn{957}.} \tbentry{31}{10}{1916}{} Nachmittags mit Hertwig\IN{\hertwigleutnant} und Paech\IN{\paech} spazieren; schöne Gegend, bunter Herbstwald. \tbentry{1}{11}{1916}{} Morgens nach Azannes\IO{Azannes et Soumazannes}. Hertwig\IN{\hertwigleutnant} \gestrunl\ geschwollene Backe. Ich führe die Kompanie hin. Verladen. Über Laon\IO{Laon} nach Folembray\IO{Folembray}. 11\textsuperscript{h}~abends. Ausladen. Marsch nach \uline{Coucy le Chateau}\IO{Coucy le Château Auffrique}.\ort{Coucy le Château Auffrique} 2\textsuperscript{h} im Quartier. \tbentry{2}{11}{1916}{} Ausgeschlafen. Mittags auf dem Platz verteilt der \ulinesp{Oberstleutnant} an die Leute Eiserne Kreuze; \ulinesp{dann gibt er mir die Hand ,,Sie haben ihre Sache gut gemacht; ich danke Ihnen.``} Plötzlich Befehl: Wir sollen heute in Stellung! Seidel\IN{\seidelsoldat} schießt noch die Gewehre an. In Eile eingeteilt. 7~neue Gewehre bringt Raedsch\IN{\raetsch} noch gerade zum Abmarsch, \sout{zum Gl\unl} wir haben nur~5. Zuerst soll die 1.~Kompanie in Stellung; Hertwig\IN{\hertwigleutnant} ist ins Lazarett gegangen; zu mir kommt noch Gurlt\IN{\gurlittsoldat}. \textonehalf{}\,5~Abmarsch. Über Pont Sainte Mard\IO{Pont Sainte Mard} nach Vézaponin\IO{Vézaponin}, 7\textsuperscript{h}. Dort Führer. 1\textsuperscript{h}~weiter. Durch das zerstörte \uline{Nouvron}\IO{Nouvron Vingré}.\ort{Nouvron Vingré} Der Offizier, den wir ablösen, erzählt ziemlich schauerlich von der Somme\IO{Somme}. \tboneA{339} \tbentry{3}{11}{1916}{} Gurlt\IN{\gurlittsoldat}, Härich\IN{\herich}, Ritter\IN{\ritter} übernehmen die 3 Züge. Ich treffe Leutnant Günther\IN{\guenther}. Schubert\IN{\schubertsoldat} ist hier Bataillonsadjutant, schimpft über seinen Brotherren (Oberleutnant Herbst\IN{\herbst}). Nachmittags gebadet in der Höhle. \tbentry{4}{11}{1916}{} Morgens mit Raedsch\IN{\raetsch} durch die Stellung. Wir wollen ganz hindurch, verlaufen uns, kommen \sout{von} \sout{wieder} von \textit{N} wieder nach Nouvron\IO{Nouvron Vingré}. \sout{Nachmittags} \gestrunl\ Abends bringt der Lebensmittelwagen auch Post.~\neueseite{541175}\allowbreak\textbackslash\uline{\textit{Nov}.~16.}\textbackslash\ Briefe von Mutter\IN{\rjcarnapmutter},\fnE{Vgl. Anna an Rudolf Carnap, 29.\,X.\,1916 (\href{http://doi.org/10.48666/808830}{RC~025"~15"~15}).} Agnes\IN{\agnes}, Cha\IN{\elisabeth}, \sout{Buch} Bücher von Cha\IN{\elisabeth}. Nachts telefoniert Feldwebel Knoblich\IN{\knoblauch} wegen Fliegermeldung. \tbentry{5}{11}{1916}{} Fliegergesuch abgeschickt. Mit Gurlt\IN{\gurlittsoldat} in Stellung; die übrigen Gewehre besucht. Hesses\IN{\hesse} Knulp\IW{\hesseknulp} gelesen.\fnE{Siehe LL \refcn{959}.} Etwas Mathematik (Fermat\IN{\fermat}). Abends Briefe von Agnes\IN{\agnes} und Mutter\IN{\rjcarnapmutter}.{\tolerance1000\par} \tbentry{6}{11}{1916}{} Hinter Nouvron\IO{Nouvron Vingré} Raedsch\IN{\raetsch} und Seidel\IN{\seidelsoldat} getroffen; \gestrunl\ in der 2.~Stellung 2~Stellen für Beton-MG-Stände ausgesucht. Klares Wetter, frischer Wind. Spitzweg\IN{\spitzweg} gelesen.\fnE{Vielleicht Uhde-Bernays, \emph{Spitzweg}. Vgl. LL \refcn{960}.} An Mutter\IN{\rjcarnapmutter}\fnE{Rudolf an Anna Carnap, 6.\,XI.\,1916 (\href{http://doi.org/10.48666/808835}{RC~025"~09"~33}).} und Flitner\IN{\flitner} geschrieben (endlich!). Abends Post: für Gurlt\IN{\gurlittsoldat} und mich nichts! \tbentry{7}{11}{1916}{} In Stellung, die neu bezogenen Stände besehen. Schwind\IN{\rjschwind} gelesen.\fnE{Vielleicht Wolf, \emph{Schwind}. Vgl. LL \refcn{961}.} Mathematik (Fermat\IN{\fermat}). An Cha\IN{\elisabeth} geschrieben (endlich!) und Ohm Höfler\IN{\ohmhoefler}. Abends durch Seidel\IN{\seidelsoldat} abgelöst. Mit Gurlt\IN{\gurlittsoldat} zurückgeritten; Trab; frische, stürmische Luft. Wir suchen den Weg, den die Pferde kennen; von der Marokkoreise\IO{Marokko} erzählt. 11\textsuperscript{h}~bei Hertwig\IN{\hertwigleutnant} eingetroffen. Oben unser Haus am Waldrand, die Kompanie in Höhlen und Baracken. Jeder ein Zimmer für sich; geräumig, hell. \tbentry{8}{11}{1916}{} \sout{Die} Post: Briefe von Flitner\IN{\flitner} und Becker\IN{\rjbeckerfritz}; Päckchen von Agnes\IN{\agnes} und Cha\IN{\elisabeth} (aus Wiesneck\IO{Wiesneck}), Briefe von Mutter\IN{\rjcarnapmutter} (aus Dahlem\IO{Dahlem}; Else\IN{\uhdeelse} schwerkrank) mit Brief von Cha\IN{\elisabeth} aus Wiesneck\IO{Wiesneck}. Nachmittags mit Gurlt\IN{\gurlittsoldat} über Guny\IO{Guny} nach Trosly Loire\IO{Trosly Loire} zum Zahlmeister. Sonniges Herbstwetter; schöne Gegend; hinten die Burg Coucy\IO{Coucy le Chateau!Burg}. Abends Kino\IO{Guny!Kino} Guny\IO{Guny}. \tbentry{9}{11}{1916}{} 7\textsuperscript{h} nach Vézaponin\IO{Vézaponin} geritten, mit Raedsch\IN{\raetsch} MG-Stellungen in 2.~Linie ausgesucht, Schanzarbeit begonnen. Nachmittags Befehl: Hertwig\IN{\hertwigleutnant} und \tboneA{340} Gurlt\IN{\gurlittsoldat} werden versetzt (Sturmbataillon; MG-Schule). Keyserling\IN{\keyserlingeduard}, Beate und Mareile\IW{\keyserlingeduardbeate}, gelesen. \tbentry{10}{11}{1916}{}% Wir drei nach Coucy Chateau\IO{Coucy le Chateau} gefahren; herrliches sonniges Herbstwetter. \gestrunl\ Dort gebadet. Nach dem Essen die Burg\IO{Coucy le Chateau!Burg} angesehen, auf den Ruinen herumgeklettert,~\neueseite{541159} schöne Aussicht auf die Umgegend. Das Schloss\IO{Coucy le Chateau!Schloss} (Ärztewohnungen) Bilder im Treppenhaus. Schlosspark\IO{Coucy le Chateau!Schlosspark}, Kirche\IO{Coucy le Chateau!Kirche}. Zurückgefahren. Von Cha\IN{\elisabeth} 2~\textit{P}; von Flitner\IN{\flitner} kurzen Brief. \tbentry{11}{11}{1916}{} Ulmers\IN{\ulmer} Foerster\IN{\rjfoerster} gelesen.\fnE{Vielleicht Foerster, \emph{Die deutsche Jugend und der Weltkrieg}. Vgl. LL \refcn{964}.} An Mutter\IN{\rjcarnapmutter} geschrieben. Nachmittags mit Lanfermann\IN{\lahnfaehrmann} nach Guny\IO{Guny}, Stinkraum. Ich werde Stellvertretender Gasoffizier, komme wahrscheinlich zum nächsten Kursus, vielleicht Berlin\IO{Berlin}. \tbentry{12}{11}{1916}{} Früh fahren Hertwig\IN{\hertwigleutnant} und Schubert\IN{\schubertsoldat} ab. Quartiere und Ställe besehen. Einteilung für morgige Ablösung. An Agnes\IN{\agnes} langen Brief geschrieben. In ,,Tat November``\II{\tat} Aufsatz von Kurella\IN{\kurella}, \editor{Die} Zukunft der Jugend\-bewegung\IW{\kurellazukunft}; wichtig.\fnE{Zu Kurellas Rolle in dieser Phase der Jugendbewegung vgl. Ulbricht, ,,Jugend mit George``. Vgl. auch den Eintrag zum 19.\,XII.\,1917.} Unterscheidet 3~Phasen: Empirische, fordernde, tätige. Dementsprechend verschiedene Rolle der Bünde; der Einzelne \mbox{durchläuft} diese Phasen und sollte beizeiten aus dem Bunde austreten, dessen Stufe er hinter sich lässt.{\tolerance1000\par} \tbentry{13}{11}{1916}{} 5\textsuperscript{h} nachmittags lasse die Kompanie abmarschieren; reite auf dem Falken über Loire Ferme\IO{Loire Ferme} nach Leger Ferme\IO{Leger Ferme}. Dort \textonehalf{}\,6\,\hbox{--}\,\textonehalf{}\,7, mit Raedsch\IN{\raetsch} die in Aussicht genommenen \textit{MG}-Stände besprochen. Weitergeritten, neblig, stockfinster, man sieht nichts. Über Epagny\IO{Epagny}, Vézaponin\IO{Vézaponin}, über die Höhe getrabt, Nouvron\IO{Nouvron}. Seidel\IN{\seidelsoldat} abgelöst. Alles ausführlich besprochen; jetzt gibt's allerhand zu tun, durch die neuen Stände, und die Abschnitte wollen fortwährend Meldungen usw. Als Zugführer Ritter\IN{\ritter} und Härich\IN{\herich}. Wohne jetzt in dem kleinen gemütlichen Zimmer am weitesten links. \tbentry{14}{11}{1916}{} Meldungen, Ferngespräche. Nachmittags mit Ritter\IN{\ritter} rechts zum Bataillon; Hauptmann Schulte\IN{\schulte} legt auf die Posten großen Wert. Mit Schubert\IN{\schubertsoldat} und Bentrup\IN{\bentrap} Kaffee getrunken; dann etwas Mathematik. Munitionsraum ausgesucht, in Höhle~4. Zurück und wieder dienstlich geschrieben.\pagebreak \tboneA{341} \tbmanyentries{\tbentry{15}{11}{1916}{}\,\hbox{--}\,\tbentry{16}{11}{1916}{}} Klares Winterwetter. Freideutsche Jugend\II{\rjfreideutschejugend}, Judenfrage, gelesen.\fnE{Das Heft 10/11, 1916 der Monatsschrift \emph{Freideutsche Jugend} trug den Titel ,,Unsere Aussprache zur Judenfrage``.} Philippi\IN{\philippi}, Altmutter\IW{\philippialtmutter}.\fnE{Siehe LL \refcn{966}.}~\neueseite{541155}\textbackslash\textit{Nov}. 16.\textbackslash{} Mutter\IN{\rjcarnapmutter} schreibt vom~11., hat meinen Brief vom~6. (über die Erlebnisse auf dem Hardaumont\IO{Hardaumont}) immer noch nicht. Mathematik (Fermat\IN{\fermat}). Löns\IN{\loens} Werwolf\IW{\loenswerwolf}\fnE{Siehe LL \refcn{670}.} für \textit{T}\IN{\tilly} bestellt. \tbentry{17}{11}{1916}{} Sehr lebhaft von \textit{T}\IN{\tilly}, Mutter\IN{\rjcarnapmutter} und Geschwistern geträumt. Mit Raedsch\IN{\raetsch} zum Bohnegraben. Mathematik (Fermat\IN{\fermat}), eifrig.{\tolerance1000\par} \tbentry{18}{11}{1916}{} Mathematik (Fermat\IN{\fermat}), eifrig. Morgens schön. Dann Regen. Brief von Mutter\IN{\rjcarnapmutter}. Bonola\IN{\bonola} -- Liebmann\IN{\liebmann}, Nichteuklidische Geometrie\IW{\bonolanichteuklidischegeometrie}, gelesen.\fnE{Siehe LL \refcn{969}.} \editor{\uline{Wirkung:} 18.11 (an die Frau) ,,Ich würde dir gerne schreiben, denn auch an Zeit gebricht es mir nicht, aber an den Nerven liegt es, die mir meine Gedanken manchmal ganz über den Haufen werfen, und somit zum Schreiben keinen Sinn habe, denn die Tage von ,Douaumont`\IO{Douaumont} haben tiefe Spuren zurückgelassen.``}\fnA{Diese Passage steht ursprünglich am Titelblatt, das sich vor dem Eintrag zum 14.\,IX.\,1916 befindet. Sie wurde aufgrund der Datierung hierher verschoben.}\fnE{Es ist unklar, ob es sich hier um ein Selbstzitat Carnaps handelt (aus einem nicht abgeschickten Brief o.\,dgl.) oder vielleicht um die Abschrift eines von jemand anderem verfassten Textes.} \tbentry{19}{11}{1916}{} Eifrig Bonola\IN{\bonola}\IW{\bonolanichteuklidischegeometrie} gelesen. Abends durch Seidel\IN{\seidelsoldat} abgelöst. Allein zurückgeritten, dunkel. Viele Pakete, 3 mit Äpfeln aus Jena\IO{Jena}.~\neueseite{541167} \tbentry{20}{11}{1916}{} Viel dienstlich geschrieben. Auch fleißig Briefe: Mutter\IN{\rjcarnapmutter}, Kremers\IN{\rjkremers}, die beiden Verwundeten vom Hardaumont\IO{Hardaumont}. Abends erster langer Brief von Cha\IN{\elisabeth} aus Freiburg\IO{Freiburg}, und Bücher von Hesse\IN{\hesse}.\fnE{Vgl. LL \refcn{970} und \refcn{971}.} \tbentry{21}{11}{1916}{} 1~Stunde Exerzieren. {\lspitz}Kanadisches{\rspitz} \textit{MG} angeschossen. An Flitner\IN{\flitner} geschrieben. Von Cha\IN{\elisabeth} 5 \textit{P}! (Hesse\IN{\hesse}, Briefpapier, Essen.) \tbentry{22}{11}{1916}{} 1~Stunde Exerzieren. Geritten: Bonmaison Ferme\IO{Bonmaison Ferme} (wo das Pferd in den Graben gestürzt war), Leger Ferme\IO{Ferme}. Nachmittags nach Trosly\IO{Trosly} zum Baden geritten. An \textit{T}\IN{\tilly} geschrieben (habe seit Frühling~15 keinen Brief von~ihr).{\looseness1\par} \tboneA{342} \tbentry{23}{11}{1916}{} 1~Stunde Exerzieren. Raedsch\IN{\raetsch} will herziehen, verschiebt's noch. So bin ich immer noch allein. Lese Hesse\IN{\hesse}. An {\lspitz}Bücherle{\rspitz}\IN{\buehre} geschrieben. Abends von Cha\IN{\elisabeth} 2 Bücher (Hesses\IN{\hesse} Indien\IW{\hesseindien}, Bartsch\IN{\bartsch} Schwammerl\IW{\bartschschwammerl}),\fnE{Siehe LL \refcn{985} und \refcn{979}.} von Tante Tine\IN{\tinetante} aus Jena\IO{Jena} Äpfel und Wollsachen. \tbentry{24}{11}{1916}{} 1~Stunde Exerzieren. Königsbergers\IN{\koenigsberger} Helmholtz\IN{\helmholtz}\IW{\koenigsbergerhelmholtz} gelesen.\fnE{Königsberger, \emph{Hermann von Helmholtz' Untersuchungen über die Grundlagen der Mathematik und Mechanik}. Siehe LL \refcn{973}.} %%% Local Variables: %%% TeX-PDF-mode: t %%% mode: latex %%% TeX-master: "Tagebuecher_1908_bis_1919" %%% End: