\tboneA{306} \diary{15}{[6] 3.\,V.\,1916\,--\,19.\,IX.\,1916} \textsp{\textbackslash\uline{V\,\hbox{--}\,IX 1916. \quad \textcircledcn{\small{6}}.}\textbackslash} \uline{\ulinesp{Tagebuch}} \ersteseite{541199} \tbentryllong{3}{5}{1916}{}\ort{Thillot} Nachmittags Zahnarzt, in Saint Maurice\IO{Saint Maurice sous les Côtes} Leutnant Reimann\IN{\reimann} getroffen, \gestrunl\ kleiner lustiger Kerl aus Krotoschin\IO{Krotoschin}. Cha\IN{\elisabeth} langer Brief aus Schwaneberg\IO{Schwaneberg}; erzählt aus dem schweren Leben ihrer Großmutter, und der Jugend des Vaters\IN{\schoendubeheinrich}. Abends an Cha\IN{\elisabeth} geschrieben. \tbentry{4}{5}{1916}{} Geschrieben. \gestrunl\ Nachmittags Leutnant von Poser\IN{\poserleutnant} und Unteroffizier Stefani\IN{\stefani} hier (Ulanen von der Francheville Ferme\IO{Francheville Ferme}). Abends Bierabend mit den Unteroffizieren in der Kompanielaube; dazu Zither und Mandolinenmusik. \tbentry{5}{5}{1916}{} An Onkel Wilhelm\IN{\wilhelmonkel} geschrieben (über Nernst\IN{\nernst}).\fnE{Carnap an Wilhelm Dörpfeld, 5.\,V.\,1916 (\href{http://doi.org/10.48666/808833}{RC~025"~09"~33}).} Gelesen. Nachmittags Zahnarzt. Brief von Flitner\IN{\flitner} und Cha\IN{\elisabeth} aus Wiesneck\IO{Wiesneck}. Abends bis~11\textsuperscript{h} gemauschelt, \sout{bei} unten beim Schein des Kerzenleuchters; Disput mit Hertwig\IN{\hertwigleutnant}, ob mathematische Wahrscheinlichkeit auf Glücksspiel anwendbar. \tbentry{6}{5}{1916}{} Früh um 6 in den Heldenkeller gesprungen. Auf der Cote\IO{Cote} Trommelfeuer. Die amerikanische Note gelesen und besprochen;\fnE{Bezieht sich wohl auf den vom Deutschen Kaiserreich am 4.\,V.\,1916 verabschiedeten Sussex Pledge, der das Ziel verfolgte, die USA von einem Kriegseintritt abzuhalten.\baustellex{HIST}} die Beziehungen werden wohl nicht abgebrochen werden; nun liegt's an Wilson\IN{\wilson}, ob er energisch gegen England\IO{England} vorgehen wird. Mittags mehrere Gewitter. Nachmittags an Flitner\IN{\flitner} geschrieben: Treffen für 15. verabredet. Sachen für den Schützengraben zusammengekramt. \tbentry{7}{5}{1916}{} 1\textsuperscript{h} aufgestanden. 2\textsuperscript{h} Abmarsch. Reite mit der Kompanie. Hertwig\IN{\hertwigleutnant} und Schmidt\IN{\schmidtsoldat} holen uns bald ein. [\textit{Sch}.]\fnA{Im Folgenden notiert Carnap regelmäßig, ob er sich im Schützengraben \original{[\textit{Sch.}]} oder im Quartier in Thillot \original{[\textit{Th.}]} befindet.} Gespräch über die viele Muße zum Lesen. Die beiden schlagen z.\,B. Literaturgeschichte vor. Spreche mit Hertwig\IN{\hertwigleutnant} über Kater Murr\IW{\katermurr};\fnE{Hoffmann, \textit{Kater Murr}. Siehe LL \refcn{828}.} mehrere alte Bücher, Bjørnson\IN{\bjoernson} und Ibsen\IN{\ibsen}. 5\textsuperscript{h}~abgelöst. Mit Seidel\IN{\seidelsoldat} noch gesessen; von den Arbeiten bei den Gewehren. Über Leutnant Paech\IN{\paech} (Zahnbehandlung). Etwas ausgeruht. Gerechnet. 11\textsuperscript{h}~Mittagessen. Gerechnet, gelesen. Etwas geschlafen. 5\textsuperscript{h}~mit Beimer\IN{\beimer} durch die \tboneA{307} Stellung, es regnet leise. Bei Gewehr~\neueseite{541237}\fnA{Auf der Rückseite dieses Blattes befinden sich großflächig durchgestrichene Notizen zur Chronologie von Carnaps Kriegsdienst sowie Angaben über Geburtstage von Bekannten Carnaps. Beides wird hier nicht wiedergegeben.} {\lspitz}29{\rspitz} (linker Flügel, Unteroffizier Kiefer\IN{\kiefer}) mehrere Einschläge ganz dicht, von heute Nachmittag. Der Beton\-stand ist zu gut zu bemerken. Geschrieben. Gemütlich im geheizten Unterstand; jetzt sind die Wände mit Brettern verschlagen. \tbmanyentries{\tbentry{8}{5}{1916}{}\,\hbox{--}\,\tbentry{12}{5}{1916}{}} Ziemlich kühl, zweimal geheizt. Anfangs viel gerechnet; Merkatz\IN{\meerkatz};\fnE{Vielleicht Merkatz, \emph{Das neue MG Schießverfahren nach den Kriegserfahrungen}. Vgl. LL~\refcn{830}} Kater Murr\IW{\katermurr}, dann Lagerlöf\IN{\lagerloef}\IW{\lagerloefkejsarn}.\fnE{Lagerlöf, \textit{Kejsarn av Portugallien}. Siehe LL~\refcn{831}.} Auch mal Beschießung des Hirschgrabens\IO{Hirschgraben}; Granate in die Buche oberhalb des Gewehrunterstands. Gewöhnlich abends durch die Stellung; einmal wird gerade die Stelle, wo wir gehen, heftig befeuert; wir kriechen in ein Loch; fast nach jedem Schuss fliegen Brocken vor unserer Luke. \gestrunl{} Der Bursche schläft beim Gewehr; abends gewöhnlich Feuer; liege oft noch wach. Der gemütliche Unterstand im Flackerlicht des Feuers; draußen schwirrt's und kracht's. Unendlich behaglich. Oft ertönt spät mit lauter Stimme im Fernsprecher der Tagesbericht. Diesmal wenig geschrieben. Die letzten Tage wärmer, kann wieder oben sitzen. \tbentry{13}{5}{1916}{} Früh abgelöst. Viel Post unten, Brief von Agnes\IN{\agnes}, Mutter\IN{\rjcarnapmutter}, Onkel Wilhelm\IN{\wilhelmonkel}, Cha\IN{\elisabeth} und Flitner\IN{\flitner}; [\textit{Th}.\IO{Thillot}] Nachmittags noch 2~große Pakete von Mutter\IN{\rjcarnapmutter}. \tbentry{14}{5}{1916}{} Morgens reiten wir zusammen zur Vorstellung der ,,Priesterwerfer``\fnE{Granatenwerfer.} nach Avillers\IO{Avillers}. \tbentry{15}{5}{1916}{} 7\,\hbox{--}\,9 nach Benoit\IO{Benoit}\ort{Saint-Benoît en Woëvre} geritten. Unterwegs nach Seppl Ulmer\IN{\ulmer} gefragt; ist auf Urlaub in Nürnberg\IO{Nürnberg}. Treffe \uline{Flitner}\IN{\flitner}. Pferd ins Schloss Benoit\IO{Benoit!Schloss} gebracht. Nach Xammes\IO{Xammes}\ort{Xammes} gegangen. Flitner\IN{\flitner} berichtet von ihrem Leben, den Interessen der Offiziere (Bier usw.); wie es in Batterie zugeht (betr. Sorgfalt und Fleiß beim Schießen). Wir fahren mit den beiden Hauptleuten hinauf ins Waldlager. Dann zu Fuß in die Stellung. Wir essen in Flitners\IN{\flitner} Unterstand (schlemmerhaft). In \gestrunl\ die Batterie~\neueseite{541241}\textbackslash\textit{Mai} 16.\textbackslash\ gegangen. Habe geschossen, alle $K_2$ und~$K_1$. \pagebreak Gefechtsstand mit Fernsprecherzentrale. Auf der \tboneA{308} Höhe vorne Beobachtungsstand mit 2~schweren Fernrohren. Leider trüb, es regnet heftig. Vizewachmeister Kunz\IN{\kunz} getroffen, aus meinem Depot in Naumburg\IO{Naumburg} (gleicht Hueck\IN{\hueckhermann} etwas). Im Unterstand mit Hoffmann\IN{\hoffmannsoldat} und dem alten Cäsar\IN{\caesaralter}. Nachmittags Kaffee beim Hauptmann. Dann hinunter. Über Nohl\IN{\rjnohl}, Roh\IN{\rohfranz}, Heidrich\IN{\heidrichernst}.\fnE{Franz Roh hatte bei dem im November 1914 gefallenen Kunsthistoriker Ernst Heidrich studiert. Vgl. Flitner, \emph{Erinnerungen}, 126.} Flitner\IN{\flitner} bringt mich im Wagen bis Benoit\IO{Benoit}; ich reite dann zurück über Woel\IO{Woel}. Die Sonne kommt noch hervor, schöner Heimritt.\ort{Thillot} Zu Hause Briefe von Cha\IN{\elisabeth} und \textit{MH}\IN{\hoermann} (mit Kranz). \tbentry{16}{5}{1916}{} Vormittags 9\,\hbox{--}\,12 Aufsicht beim Schulschießen. Wieder warmes Wetter. Abends mit dem zahnkranken Heidrich\IN{\heidrichleutnant} zu Hause geblieben, die anderen gehen zur Probierstube.\fnE{Weinlokal.} An Cha\IN{\elisabeth} geschrieben. \tbentry{17}{5}{1916}{} 9\,\hbox{--}\,10 Exerzieren. Nachmittags 2\,\hbox{--}\,4 sitzen wir am Berg in der Laube und zensieren die Kompaniepost. Warmer Sonnenschein. Später mit Heidrich\IN{\heidrichleutnant} das hübsche Holzhaus der Intendantur besehen. Wir zeigen es auch Raedsch\IN{\raetsch}, er ist aber nicht sehr dafür. Geburtstagsbrief von Cha\IN{\elisabeth}, und die Mexikobilder\IO{Mexiko}.~-- Montagnachmittag sind die Franzosen nach tüchtiger Artillerievorbereitung in ein Stück des Grabens der 7ten (links von uns) eingedrungen, mit Handgranaten wieder hinausgeworfen haben sie Gefangene gemacht. Abends gehen wir nach Billy\IO{Billy sous les Côtes} ins Kino. \tbentry{18}{5}{1916}{} Ausgeschlafen. Nachmittags Zahnarzt in Saint Maurice\IO{Saint Maurice sous les Côtes}. Briefe von Mäusch\IN{\mausch} und Eva\IN{\eva}. An Cha\IN{\elisabeth} weiter. Abends einige Aufnahmen von unserem Quartier gemacht. \tbentry{19}{5}{1916}{} 3\textsuperscript{h} mit Hertwig\IN{\hertwigleutnant} und Schmidt\IN{\schmidtsoldat} in Stellung geritten (auf Ella). Vollmond, herrliche Nacht. [\textit{Sch.}] Unten der stille Ort und die Ebene. Dann der Wald und darin die Nebelschleier.~\neueseite{541249} Seidel\IN{\seidelsoldat} ist unzufrieden, dass wir später kommen als die Leute. Verfehle in der Stellung Oberleutnant \gestrunl\ Raedsch\IN{\raetsch}. Nachmittags zu ihm. Flankierende Stellung für Gewehr~14 besprochen. Er stellt mich dem Major vor. Beimer\IN{\beimer} die Stelle des Flankierungsstandes gezeigt. Wird heut' Abend anfangen (mit 4 Infanteristen). Die Posten sollen wieder nur nachts stehen, wo \gestrunl\ \sout{kein} das Gewehr im Unterstand (bei uns überall im Unterstand). Abends an Cha\IN{\elisabeth} geschrieben, draußen gesessen, war sehr warmer Tag. Nachts 1\textsuperscript{h} Feuerüberfall auf Hirschgraben\IO{Hirschgraben}. \tboneA{309} \tbentry{20}{5}{1916}{} Früh durch die Stellung, Major getroffen. Neuen Flankierungsstand für Gewehr~14 gesehen, wird heut' abend fertig \lhaken stimmt nicht\rhaken. Warmer Tag. Draußen gesessen. Lagerlöf\IN{\lagerloef}\IW{\lagerloefkejsarn} zu Ende gelesen. Lisis\IN{\rjlisi} Geburtstagsbrief. \tbentry{21}{5}{1916}{} Morgens durch die Stellung. Brief von Leni\IN{\rjleni} und Cha\IN{\elisabeth} (mit Bildern aus Wiesneck\IO{Wiesneck}). Brentano\IN{\brentanoclemens} zu Ende gelesen.\fnE{Vielleicht Brentano, \emph{Gockel, Hinkel und Gackeleia}. Vgl. LL~\refcn{834}.} Nachmittags 4\textsuperscript{h}; in der Vauxecke geht's wieder los, Gewehr~14 alarmbereit (für den neuen Flankierungsstand). Ich sitze beim Abschnittskommandaten, Hauptmann Kuntze\IN{\kunzehauptmann}, dabei auch der Adjutant Leutnant Reichel\IN{\reichel} und 2~andere Leutnants. Erzähle von den Karpaten\IO{Karpaten} und Schmiedeberg\IO{Schmiedeberg}, einer von den Leutnants ist aus Schmiedeberg\IO{Schmiedeberg} und wäre gern \sout{bei} beim~\textit{SB.} 6\textsuperscript{15}~Alarmbereitschaft aufgehoben. Abends 10 wieder Alarmbereitschaft für Gewehr~14; ein Befehlsempfänger für mich sitzt beim Abschnitt. Doch nachts ruhig. \tbentry{22}{5}{1916}{} Morgens durch den Abschnitt, nur auf den Graben~7 wird geschossen. Holitscher\IN{\holitscherarthur}, Amerika\IW{\holitscheramerika}, gelesen.\fnE{Holitscher, \emph{Das amerikanische Gesicht}. Siehe LL \refcn{835}.} \sout{Abends} Nachmittags sehr heftiges Feuer auf Graben~7. Detonation einer schweren Mine. 7\textsuperscript{h} abends zum Gewehr~14, mit Gewehrführer zum Abschnittskommandanten. Dann das Gewehr zum Weber-Stützpunkt gebracht, Leutnant {\lspitz}Dänne{\rspitz}\IN{\daenne}; Infanteri\-sten helfen \gestrunl\ Patronen schleppen, 4200. Mit Leutnant \unsicher{Dänne}\IN{\daenne} Stand ausgesucht, vor dem Drahthindernis. Zurück zum Abschnitt. Ein englischer Doppeldecker wird hinuntergeschossen; großes Glück, da er sonst alle die Bewegungen in den Gräben beobachten würde. Der Hauptmann ist zeitweise im Druck, schickt mehrfach den~\neueseite{541243} Adjutanten weg, geht einmal kurz sogar selbst, ich sitze für ihn am Fernsprecher. Ein Kompanieführer bittet um die Karte, um \gestrunl\ die Bayernkaserne\IO{Bayernkaserne} zu finden. Hauptmann kann die Karte nicht entbehren, ich biete mich an und gehe hin, um nach den Andeutungen des Hauptmanns zu führen. Dort schon Raedsch\IN{\raetsch}. \gestrunl{} Es wird durchgesagt: Erhöhte Gasbereitschaft, es droht Gasangriff am Louvemont\IO{Louvemont}. Schicke deshalb Beimer\IN{\beimer} zum Gewehr zurück in den Hirschgraben\IO{Hirschgraben}, der schickt mir anderen Befehlsempfänger. Später legt der Hauptmann sich schlafen. Das Bataillon aus Neustriegau\IO{Neustriegau} ist schon unterwegs, Kompanien besetzen Kabelgraben und Graben vor dem Friedenstal\IO{Friedenstal} usw. 12\textsuperscript{30}~Gasbereitschaft aufgehoben. Reservekompanie zurück. Ich gehe nach Hause. 3\textsuperscript{h}~ruft der Adjutant an: Das Gewehr~14 ist wieder am alten Platz (in Wahrheit ist's dort erst~4\textsuperscript{h}). \tboneA{310} \tbentry{23}{5}{1916}{} Bis 8 geschlafen. Durch die Stellung gegangen. Gewehr~13 hat kaum Feuer bekommen gestern. Garthes\IN{\rjgarthe} Brief. Morgens trübe, mittags kommt die Sonne. Ruhig. \tbentry{24}{5}{1916}{} Morgens kommt der Major, ich noch ohne Schuhe. \sout{Will} Fragt nach dem neuen Stollen hier. Dann durch die Stellung. Dann zum Abschnittskommandanten Hauptmann Mathesius\IN{\mathesius}; \gestrunl\ bespricht mit mir 2~neue Stände für Gewehr~12 (in \textit{V} 13,\fnE{Bezeichnung für einen Stand im Schützengraben, die auch unten auftaucht (,,V~17`` usw.).} flankierend nach \textit{W} und \textit{O}). Nachmittags \gestrunl{} gelesen (Julius Cäsar)\IW{\juliuscaesar}\fnE{Shakespeare, \emph{Julius Cäsar}. Siehe LL \refcn{836}.} \gestrunl\ an Agnes\IN{\agnes} geschrieben. Kräftige Hagelschauer, Gewitter, Regen. Draußen gesessen, Stielers\IN{\stieler} Winter\sout{id\unl}idyll\IW{\stielerwinteridyll} gelesen. \tbentry{25}{5}{1916}{} [\textit{Th}.\IO{Thillot}] Früh abgelöst. \sout{\textit{Fr}. 26} Der junge Offiziersstellvertreter Gurlt\IN{\gurlittsoldat}, Abiturient, treibt zum Spaß Mathematik und liest Wundt\IN{\wundt}. Zuweilen mathematische Dispute. \tbentry{27}{5}{1916}{} Abends nach Billy\IO{Billy sous les Côtes} ins Kino. Regnerisch, abends klarer; über Feuerwerk der Lichtkugeln, Mündungsfeuer, Scheinwerfer usw. Brief von Cha\IN{\elisabeth} mit Bildern (badende Kinder usw.).~\neueseite{541247} \tbentry{28}{5}{1916}{} Oberleutnant Raedsch\IN{\raetsch} fährt auf Urlaub (und Gaskursus) und Leutnant Seidel\IN{\seidelsoldat} lässt sich morgen durch mich oben ablösen. Nachmittags 3~große Pakete: Jena\IO{Jena}, Bergneustadt und \sout{Buchenbach}\IO{Buchenbach} Wiesneck\IO{Wiesneck}. \tbentry{29}{5}{1916}{} [\textit{Sch}.] \textonehalf{}\,3 mit Pferdebursche hinaufgeritten. Pünktlich vor~5\textsuperscript{h} bei Gewehr~14. Mit Seidel\IN{\seidelsoldat} die neuen Stände in \textit{V}~17 besehen. Ich soll nicht~8, sondern nur 2~Tage oben bleiben; das lohnt sich ja kaum. Gehe durch die Stellung. Messers\IN{\messer} Freideutsche Jugend\IW{\messerjugend} gelesen;\fnE{Messer, \emph{Die freideutsche Jugendbewegung}. Siehe LL \refcn{838}.} etwas Mathematik (Fermat\IN{\fermat}). An Mutter\IN{\rjcarnapmutter} geschrieben. \tbentry{30}{5}{1916}{} Morgens durch die Stellung, auf dem Abschnitt Leutnant Gotzner\IN{\gutzner} besucht. Goethe\IN{\goethe} Heft der Maler-Zeitschrift\fnE{Vielleicht Kaemmerer und Horn, ,,Aufsätze über die Farbenlehre``. Vgl. LL \refcn{839}.} gelesen: Farbenlehre Goethe\IN{\goethe}~--~Newton\IN{\newton}; viel physikalischer Unsinn.\fnE{Vgl. zu den im Folgenden mehrfach erwähnten physikalischen Diskussionen den Eintrag zum 6.\,VII.\,1916.} \tbmanyentries{\tbentrylong{31}{5}{1916}{}\,\hbox{--}\,\tbentrylong{5}{6}{1916}{}} [\textit{Th}.\IO{Thillot}] \gestrunl\ Unten mit Seidel\IN{\seidelsoldat}, Paech\IN{\paech}, später auch Baeßler\IN{\baessler} und Heidrich\IN{\heidrichleutnant}. Einmal abends nach Billy\IO{Billy sous les Côtes} ins Kino. Keinmal in die Weinstube. Täglich Dienst, aber wenig. Sonntags Gottesdienst. \pagebreak \gestrunl\ Systematik \tboneA{311} der Farbenlehre geschrieben; Integral eines Spektrumsabschnitts errechnet. Cha\IN{\elisabeth} Bücherpaket. Van~Zantens Glückliche Zeit\IW{\vanzanten} gelesen.\fnE{Bruun, \emph{Van Zantens glückliche Zeit}. Siehe LL~\refcn{840}.} Brief von Mutter\IN{\rjcarnapmutter} und Cha\IN{\elisabeth} über ihren Plan, \sout{nach} in Jena\IO{Jena} Kursus vom Roten Kreuz mitzumachen. Hoffentlich kann ich nächstes Mal Flitner\IN{\flitner} und Ulmer\IN{\ulmer} treffen. \tbentry{6}{6}{1916}{} [\textit{Sch}.] 2\textsuperscript{h} Kompanie abmarschieren lassen. \textthreequarters{}\,3 mit Seidel\IN{\seidelsoldat} und Paech\IN{\paech} hinaufgeritten. Zum ersten Mal in Abschnitt Nord. Niedriger Unterstand; Ratten. Fast dauernd Regen. Sehr großer Abschnitt, aber auch interessant, häufig Blick auf die französische Stellung. Olympischer Frühling\IW{\olympischerfruehling} gelesen.\fnE{Spitteler, \emph{Olympischer Frühling}. Siehe LL~\refcn{843}, \refcn{845}.} Nachmittags an Agnes\IN{\agnes} geschrieben; ausführlich über das Erotische (van~Zanten\IW{\vanzanten}; unsere Familientradition). \tbmanyentries{\tbentry{7}{6}{1916}{}\,\hbox{--}\,\tbentry{8}{6}{1916}{}} Regnerisch, Olympischer Frühling\IW{\olympischerfruehling} gelesen; an Agnes\IN{\agnes} fertig geschrieben. \tbentry{9}{6}{1916}{} Newtons\IN{\newton} Optik\IW{\newtonoptik} gelesen,\fnE{Siehe LL \refcn{844}.} an Gabert\IN{\gabert} geschrieben (Goethes\IN{\goethe} Farbenlehre\IW{\goethefarbenlehre}; Literatur).~\neueseite{541245}\textbackslash\uline{\textit{Juni} 1916}.\textbackslash \tbentry{10}{6}{1916}{} Heut' und vorgestern Nachmittag Seidel\IN{\seidelsoldat} im Hirschgraben\IO{Hirschgraben} besucht. Während wir uns unten zuweilen zankten (einmal sehr scharf), kommen wir hier gut miteinander aus. Er erzählt gern und viel, dass ich kaum loskomme. Beim Durchgang durch die 19.~Stellung Oberstleutnant von Jordan\IN{\jordan} getroffen, Kommandeur der~19er Will bessere Maskierung der \textit{MG}"~Stände. Wird nachts besorgt. \tbentry{11}{6}{1916}{\uline{Pfingsten}} Regnet in Strömen. Finde endlich die Meldung der \textit{MG} auf dem Tisch liegen, und melde dem \textit{IR} 19 telefonisch die erfolgte Verbesserung der Maskierung. Ein Buch von \textit{T}\IN{\tilly}! Grimberg\IN{\grimberg}, Svenska folkets underbara öden\IW{\grimbergsvenska}.\fnE{Siehe LL \refcn{848}.} Viel drin gelesen; \gestrunl\ Gründung des Russischen Reichs auf die schwedischen \sout{K} ,,Rodskarler`` zurückzuführen (vergl. Rohrbach\IN{\rohrbach}); Wikingerfahrten; Island\IO{Island}; Runen.\fnE{Vermutlich Anspielung auf Paul Rohrbach. Vgl. LL \refcn{807}.} \tbentry{12}{6}{1916}{Pfingstmontag} [\textit{Th}.\IO{Thillot}] Abgelöst. Brief von Cha\IN{\elisabeth} und Mutter\IN{\rjcarnapmutter}; sie schreibt, dass Cha\IN{\elisabeth} später in Jena\IO{Jena} ankommen kann; hat sie eingeladen.{\tolerance5000\par} \tboneA{312} \tbentry{14}{6}{1916}{} Seppl Ulmer\IN{\ulmer} besucht. Im Regen zu Fuß hin. Flitner\IN{\flitner} hat sich leider durch das schlechte Wetter abhalten lassen. Von Elmau\IO{Elmau}\II{\elmau} erzählt,\fnE{Vgl. Fußnote~\ref*{mueller}, S.~\pagerefcn{mueller}.} auch Bilder. Schulpläne. Griechische Tragödie, Wilamowitz\IN{\wilamowitz}.\fnE{Blüher, \emph{Ulrich von Wilamowitz und der deutsche Geist}. Siehe LL \refcn{853}.} Laboratorium von Doktor Lorentz,\fnA{Bezug unklar. Statt \original{Lorentz} könnte auch \original{Lorenz} gelesen werden.} Münchner Freiländer.\II{Münchner Freiländer}\fnE{Münchner Gruppe um den Esperantisten und Lebensreformer Theophil Christen, der ein Anhänger von Silvio Gesells Freiwirtschaftslehre war. Vgl. Linse, \emph{Die Kommune der deutschen Jugendbewegung}, 27\,ff.} In dessen geräumiger Stube. An Müller\IN{\muellerjohannes}, Mutter\IN{\rjcarnapmutter}, Flitner\IN{\flitner} und Rugard\IN{\rugard} zusammen geschrieben. \tbentry{16}{6}{1916}{} 7\textsuperscript{h} Exerzieren auf der Höhe zwischen Thillot\IO{Thillot} und Saint Maurice\IO{Saint Maurice sous les Côtes}. Abends ins Kino nach Billy\IO{Billy sous les Côtes}. Komme jetzt mit Seidel\IN{\seidelsoldat} gut aus; Paech\IN{\paech} sehr phlegmatisch. Ich habe das große Zimmer für mich, und kann ungestört lesen und schreiben. Schreibe sehr wenig Briefe. Mehrmals zum Zahnarzt.~\neueseite{541251} \tbentry{18}{6}{1916}{} [\textit{Sch}.] Früh abgelöst. Zum Abschnitt Nord jetzt nur noch 4~Gewehre (5\,\hbox{--}\,8). Die 4~anderen (Schneidergraben\IO{Schneidergraben} usw.) unterstehen jetzt der~\textit{MGK}~19. Tasso\IW{\goethetasso} gelesen.\fnE{Siehe LL~\refcn{854}.} \tbmanyentries{\tbentry{19}{6}{1916}{}\,\hbox{--}\,\tbentry{21}{6}{1916}{}} Newton II\IW{\newtonoptik}, Ørstedt\IN{\oersted}, Lagerlöf\IN{\lagerloef} Liljekron\IW{\lagerloefliljecronas} gelesen.\fnE{Vgl. LL \refcn{855}, \refcn{856} und \refcn{847}.} Agnes\IN{\agnes} schreibt über Van Zanten\IW{\vanzanten}. An Geheimrat Wien\IN{\rjwien} geschrieben. Schönes Wetter. Am~20. bei Seidel\IN{\seidelsoldat} mit Paech\IN{\paech} Kaffee getrunken (meine frühere Veranda), dann in seiner Stellung (Abschnitt West) fotografiert. Ihm geholfen, Stollen ausmessen; durch die ganze Stellung spaziert. \tbmanyentries{\tbentry{24}{6}{1916}{}\,\hbox{--}\,\tbentry{26}{6}{1916}{}} [\textit{Th}.\IO{Thillot}] Starkes Gefühl der Leere. 25. Abends Brief an Cha\IN{\elisabeth}; am~26. doch mitgeschickt. Chas\IN{\elisabeth} Morgensternbücher\IN{\morgensternchristian} fassen mich nicht;\fnE{Vgl. LL \refcn{857}, \refcn{865}, \refcn{867}.} Bücher an sie zurückgeschickt. Ihr Tagebuch aus Mexiko\IO{Mexiko} lese ich mit großem Interesse.\fnE{Siehe (ES).} Flitner\IN{\flitner} ist Leutnant, kann nicht kommen. Ich aus militärischen Gründen auch nicht hin (hinterher zeigt sich, dass es nicht so dringlich war). Fange Zenneck\IW{\zennecktelegr} an.\fnE{Vermutlich Zenneck, \textit{Lehrbuch der drahtlosen Telegraphie}. Siehe LL \refcn{877}.}\pagebreak \tboneA{313} \tbmanyentries{\tbentrylong{30}{6}{1916}{}\,\hbox{--}\,\tbentrylong{1}{7}{1916}{}} [\textit{Sch}.] Abgelöst. Winterstellung; kleiner Abschnitt, wenig zu tun, man kann immer oben gehen; ungestört. Lese Blühers\IN{\blueher} \textit{WV}\II{\wandervogel} als erotisches Phänomen\IW{\blueherwv}.\fnE{Blüher, \emph{Die deutsche Wandervogelbewegung als erotisches Phänomen}. Siehe LL \refcn{869}.} Spittelers\IN{\spitteler} Olympischer Frühling\IW{\olympischerfruehling} zu Ende; jetzt geht mir eigentlich erst seine volle Schönheit auf; die Gestalten Hermann, Apoll, Herakles. \tbentrylong{4}{7}{1916}{} Nachmittags zum Hirschgraben\IO{Hirschgraben} (Weg: Hoher Graben\IO{Hoher Graben}, Schlucht, Drahthindernis~(!)), mit Seidel\IN{\seidelsoldat} den Abschnitt besprochen. \tbentry{5}{7}{1916}{} Übernehme Abschnitt West, da Seidel\IN{\seidelsoldat} auf Urlaub fährt. Regen. \tbentry{6}{7}{1916}{} [\textit{Th}.\IO{Thillot}] Mit Heidrich\IN{\heidrichleutnant} allein, später auch Raedsch\IN{\raetsch}. Einmal alle zusammen nach Saint Maurice\IO{Saint Maurice sous les Côtes}, Musenstall (Cabaret). Meist abends mit Heidrich\IN{\heidrichleutnant} allein ausgegangen (Billy\IO{Billy sous les Côtes}~-- Kino,~\neueseite{541201}\fnA{Es folgt hier ein Blatt, auf dessen Vorderseite das Fragment einer Lektüreliste zu finden ist, die exakt den Einträgen \refcn{878} bis \refcn{896} der Leseliste entspricht.}\textbackslash\uline{\textit{Juli} 1916}.\textbackslash{} Maurice\IO{Saint Maurice sous les Côtes}~-- Kino, Maurice\IO{Saint Maurice sous les Côtes}~-- Musikabend). Gabert\IN{\gabert} schickt mir Goethes\IN{\goethe} Farbenlehre\IW{\goethefarbenlehre}; an ihn und Flitner\IN{\flitner} geschrieben, 9 Thesen über Reduktion bei Bewegungsvorgängen.\fnE{Siehe Carnap an Flitner, 8.\,VII.\,1916 (\href{http://doi.org/10.48666/807600}{RC~115"~03"~14}) sowie ,,Zur Frage der Reduktion in der Physik. 9 Thesen (zur Abgrenzung und Richtungsbestimmung der Diskussion)`` (\href{http://doi.org/10.48666/807698}{RC~115"~03"~70}) und die Einleitung, S.\,\pagerefcn{physikimkrieg}.\baustellex{BIO}} Max Geißlers\IN{\geisslermax} Jockele und die Mädchen, Roman aus dem heutigen Weimar\IW{\geisslerjockele};\fnE{Siehe LL \refcn{879}.} Gedanken über den eigenen Weg und das Ziel, über das eigene Wesen ,,und die Mädchen``; Erinnerung an unsere ,,Weimarer Zeit`` und die Orte, Ettersberg\IO{Ettersberg}, Tiefurt\IO{Tiefurt}, Belvedere\IO{Weimar!Belvedere}. \sout{An die} \gestrunl\ Leni\IN{\rjleni} schreibt, dass sie, Fritz von Baußnern\IN{\baussnernfritz} und andere jetzt regelmäßig zusammenkommen, mehrstimmig singen usw.; dass sie sich nicht mehr so zurückzieht. Also Fritz\IN{\baussnernfritz} in Jena\IO{Jena}? \sout{Am 7.} \gestrunl\ Am 6. kommt Cha\IN{\elisabeth} nach Jena\IO{Jena}, Lazarett Nordschule\IO{Jena!Nordschule}. Agnes\IN{\agnes} noch dort. Mutter\IN{\rjcarnapmutter} schreibt von ihr. \tbentry{12}{7}{1916}{} [\textit{Sch}.] Abschnitt West. Goethes\IN{\goethe} Farbenlehre\IW{\goethefarbenlehre} gelesen und mit Randbemerkungen versehen. Auch Leni\IN{\rjleni} schickt mir eine Farbenlehre. Mutter\IN{\rjcarnapmutter} schreibt, dass Heinz\IN{\heinz} gefallen. \tbmanyentries{\tbentry{18}{7}{1916}{}\,\hbox{--}\,\tbentry{19}{7}{1916}{}} [\textit{Th}.\IO{Thillot}] Zuerst Heidrich\IN{\heidrichleutnant} unten, später Raedsch\IN{\raetsch}. Der neue Leutnant Schubert\IN{\schubertsoldat}. Wenig ausgegangen. Schönes Wetter. Ein Pferde\-appell, ein Gasmaskenappell und Stinkraum.\fnE{Raum zur Funktionsüberprüfung von Gasmasken.} Mehrmals abends wird {\lspitz}Retzo\-wichs{\rspitz}\IN{\retzowich} Geburtstag durch Saufen gefeiert, ich geh' nicht mit. \pagebreak Am 19.~Kam\-\tboneA{314}mermusikabend in Neustriegau\IO{Neustriegau} vor dem Major von Platen\IN{\platenmajor}. Ich fahre mit Heidrich\IN{\heidrichleutnant} hin. Schönes Programm, Beethoven\IN{\beethoven}, Haydn\IN{\haydn}. Boss\IN{\boss} spielt selbst die 1.~Violine. Unglaubliches Benehmen der Offiziere; noch ganz nüchtern plaudern sie dermaßen, dass man von Musik kaum Genuss haben kann. An Flitner\IN{\flitner} geschrieben, hierüber und über Heinz\IN{\heinz}. Wir wollen uns bei der Besprechung der Hochschulkurse in Conflans\IO{Conflans}\II{\hochschulkurseconflans} treffen, am~29.\fnE{,,Hochschulkurse für studierende Heeresangehörige``, vom 13.~November bis 10.~Dezember 1916 in Conflans, Jarny und Labry, an denen auch Herman Nohl teilnahm. Vgl. Thys, \emph{Ein Landsturmmann im Himmel} 134 sowie Carnap an Flitner, 20.\,VII.\,1916 (\href{http://doi.org/10.48666/807614}{RC~115"~03"~15}).} Ich gehe deshalb schon am~23. in Stellung. Chas\IN{\elisabeth} Bilder kommen; sehr verschieden. Agnes\IN{\agnes} schreibt von dem schönen Abend, als Leni\IN{\rjleni}, Fritz von Baußnern\IN{\baussnernfritz} usw. auf der Lindenhöhe\IO{Lindenhöhe} waren. Cha\IN{\elisabeth} schreibt ausführlich und erfreulich von Jena\IO{Jena}; sehr viel Arbeit,~\neueseite{541195} schöner Kriegsberichtabend von Stoy\IN{\stoy}.{\tolerance500\par} \tbmanyentries{\tbentry{23}{7}{1916}{}\,\hbox{--}\,\tbentry{26}{7}{1916}{}} [\textit{Sch}.] 5\textsuperscript{h} hinaufgeritten und 7\textsuperscript{h} Seidel\IN{\seidelsoldat} abgelöst; Abschnitt West. Mehrmals wird abends auf den Hirschgraben\IO{Hirschgraben} geschossen. Auch sonst allerhand los. Heidrich\IN{\heidrichleutnant} und Seidel\IN{\seidelsoldat} sollen vor dem Divisionär nicht gut Bescheid gewusst haben; hoffentlich besucht er mich nicht morgens zu früh. Ich studiere weiter die Farbenlehre\IW{\goethefarbenlehre} (\gestrunl\ historischer Teil); fange mit Vergnügen Bruuns\IN{\bruun} ,,Vom Bosporus``\IW{\bruunvombosporus} an. Am~23. überlege ich, ob ich mit Cha\IN{\elisabeth} noch weiter korrespondieren soll; es fällt schwer und bleibt notwendig unlebendig und daher bedeutungslos. Doch setze ich es fort, um das 1.~Wiedersehen unbefangener zu gestalten. Am~26. Meldung zu Fliegern; ich gehe ins Friedenstal\IO{Friedenstal} und überlege mit Raedsch\IN{\raetsch}; \gestrunl\ kaum Aussicht, zur Gebirgs-\textit{MGA} zurückzukommen; ich \gestrunl\ gehöre nicht in den Schützengraben-Krieg, meine Fähigkeiten gehen nach anderer Richtung. Raedsch\IN{\raetsch} versteht mich und will mich melden. \tbentry{29}{7}{1916}{} [\textit{Th}.\IO{Thillot}] Früh \sout{nach} hinuntergeritten. Muss zum Arzt, wegen Fliegermeldung. Schleunigst mit Schubert\IN{\schubertsoldat} nach Neustriegau\IO{Neustriegau} geritten. Untersuchung. Dann in Hast gewaschen, umgezogen. 2~Stunden nach Mars la Tour\IO{Mars la Tour}\ort{Mars la Tour} mit Wagen gefahren; warme Sonne auf den Feldern, auf dem Straßenwall herrliche Blumen (Wiese, rote, gelbe und die blauen). Unterwegs Mutters\IN{\rjcarnapmutter} Brief über Cha\IN{\elisabeth} gelesen. Nach \uline{Conflans}\IO{Conflans en Jarnisy} gefahren. Dort Flitner\IN{\flitner}. 3\,\hbox{--}\,4 spazieren, über Blühers\IN{\blueher} Wilamowitz\IW{\blueherwilamowitz} und Antifeminismus\IW{\blueherantifeminismus}.\fnE{Siehe LL \refcn{853}, \refcn{861}. Vgl. Schoeps, ,,Sexualität, Erotik und Männerbund``.} 4\,\hbox{--}\,7 Besprechung der Hochschulkurse\II{\hochschulkurseconflans}. Ich sitze bei Flitner\IN{\flitner}, bei der philo\-sophisch-historischen Sektion. \gestrunl\ Dort auch Worringer\IN{\worringer}, von dem mir Flit\-\tboneA{315}ner\IN{\flitner} schon erzählt hat, Professor Weyhe\IN{\weihe} aus Leipzig\IO{Leipzig} (Artilleriegefreiter, richtige Muschiksgestalt\fnE{Bedeutung unklar.}), ein Hauptmann (echter Philologe); abends sitzen wir noch zusammen. Da auch der Physiker Schulz\IN{\schulzphysiker} vom Schallmesstrupp; wir besprechen \gestrunl\ die Methode dieses Trupps. Er liest vielleicht über Schwingungslehre, durch die ganze Physik; vielleicht kann ich ihm dabei assistieren. Abends spät nach Thiaucourt\IO{Thiaucourt}\ort{Thiaucourt Regniéville}\setort{Mars la Tour} gefahren. Zu Flitners\IN{\flitner} Batterie gegangen. Wir sind~\neueseite{541209}\textbackslash\uline{\textit{Aug.} 16.}\textbackslash\ müde und durstig. Essen in Hauptmanns Wohnzimmer zu Abend. Flitner\IN{\flitner} liest mir aus einem Brief von Leni\IN{\rjleni} vor. \setort{Thiaucourt Regniéville}\tbentry{30}{7}{1916}{} Auf Hauptmanns Veranda gesessen; über Freideutsche Jugend.\II{\freideutschejugend} Abgestürzten Flieger besehen. Batterie besucht, bei Leutnant Reiss\IN{\reiss} Kaffee getrunken. Wieder hinunter. Unterwegs von Heinz\IN{\heinz}, dem Mädchen, Mutters\IN{\rjcarnapmutter} Meinung. Erotik im Seraleben\II{\sera}; Blüher\IN{\blueher}, hat er in Bezug auf uns Recht? Sind wir ,,Verschrobene M\editor{änner}B\editor{ündler}?\grqq\ Auch abends noch hierüber; auf den kahlen Hügel hinübergegangen. Über die sexuelle Enthaltsamkeit; mögliche Gründe. Blüher\IN{\blueher} bestreitet unser Recht, über Frauen zu urteilen. Inwieweit mit Recht? Über Frauentypen; Dürers\IN{\duerer} Madonna, Kellers\IN{\kellergottfried} Judith.\fnE{Frauenfigur in Keller, \emph{Der grüne Heinrich}, LL \refcn{272}.} Über das ,,polygame Moment``, nacheinander, gleichzeitig, auf dem Zimmer noch weitergesprochen. Leni\IN{\rjleni}. 2\textsuperscript{h} zu Bett. \tbentry{31}{7}{1916}{} Flitner\IN{\flitner} begleitet mich im Wagen bis Benoit\IO{Benoit}. Über Goethes\IN{\goethe} Farbenlehre\IW{\goethefarbenlehre}, Flitner\IN{\flitner} stimmt meinen Thesen zu; glaubt: mehr Physikkenntnisse als Voraussetzung nötig. Von Schellings\IN{\schelling} Naturansicht (Ins-Dasein-Treten des Absoluten), der Goethe'schen\IN{\goethe} verwandt. \tbentry{1}{8}{1916}{}\ort{Thillot} Goethes\IN{\goethe} Farbenlehre\IW{\goethefarbenlehre} zu Ende durchgearbeitet, auch die ,,Sprüche in Prosa``\IW{\goethesprueche}. Von \textit{MH}\IN{\hoermann} Auszug aus Malotkis\IN{\malotki} Arbeit über Goethes\IN{\goethe} Farbenlehre\IW{\goethefarbenlehre} bekommen.\fnE{Vermutlich ein unveröffentlichtes Manuskript von Hans von Malotki.} Diesen sowie Gedenkblatt an Heinz\IN{\heinz} an Flitner\IN{\flitner} geschickt,\fnE{Siehe Carnap an Flitner, 2.\,VIII.\,1916 (\href{http://doi.org/10.48666/807700}{RC~115"~03"~17}).} über Elfriede Oertel\IN{\oertelelfriede} geschrieben. Zoth\IN{\zoth}, Mischfarben\IW{\zothmischfarben} gelesen.\fnE{Zoth, \emph{Über die Natur der Mischfarben}. Siehe LL \refcn{898}.} \tbentry{4}{8}{1916}{} [\textit{Sch}.] Auf Seidels\IN{\seidelsoldat} Wunsch schon heute hinauf. Hier oben ist's angenehm kühler als unten.~\neueseite{541205} An Cha\IN{\elisabeth} geschrieben, ohne ihren Brief abzuwarten. Von ihr sehr nette Aufnahmen (Ursula\IN{\kaufmannursula}, Mutter\IN{\rjcarnapmutter}, Agnes\IN{\agnes}) aus dem Jenaer Garten\IO{Jena!Garten}. Frischer Bericht \tboneA{316} (über Foerster\IN{\rjfoerster} -- Nelson\IN{\nelsonleonard}).\fnE{Zur Debatte um die Beurlaubung von Friedrich Wilhelm Förster wegen dessen Kritik der deutschen Kriegspolitik und Leonard Nelsons Kritik an der unpolitischen Haltung der Freideutschen Jugend vgl. Laqueur, \emph{Die deutsche Jugendbewegung}, 111 sowie Werner, ,,Mit den blanken Waffen des Geistes``, 417 u. 423, Fiedler, \emph{Jugend im Krieg}, 95\,ff. und Wipf, \emph{Studentische Politik und Kulturreform}, 242.} Machs\IN{\mach} populäre Vorlesungen\IW{\machvorlesungen} gelesen\fnE{Siehe LL \refcn{900}.} (Ökonomieprinzip, Erhaltung der Kraft (Wärme-Energie interessant!), Doppelknall). \tbentry{7}{8}{1916}{} Von Cha\IN{\elisabeth} ausführliche Briefe (6 freie Tage in Jena\IO{Jena}, das Singen, Fritz\IN{\baussnernfritz}, Leni\IN{\rjleni}, Wöllmisse\IO{Wöllmisse}). An \textit{MH}\IN{\hoermann} und {\lspitz}Freyer{\rspitz}\IN{\freyer} über Farbenlehre. Bruun\IN{\bruun}, Vom Bosporus\IW{\bruunvombosporus}, gelesen.\fnE{Siehe LL \refcn{904}.} Nachts von Cha\IN{\elisabeth}, Mutter\IN{\rjcarnapmutter}, Heinz\IN{\heinz} geträumt. Warme sonnige Tage. Oben um die Veranda lasse ich Schattenzweige stellen. Die sonnige Luft ist im Wald hier nie drückend. Lese bei Bruun\IN{\bruun} von Indien\IO{Indien}. \tbentry{9}{8}{1916}{} An Fränzel\IN{\rjfraenzel} geschrieben. In der Stellung einmal Hauptmann Mathesius\IN{\mathesius} getroffen, macht bei allen Gewehren Gasalarm, geht ihm nicht schnell genug. Oberstleutnant kommt einmal bei mir im Hirschgraben\IO{Hirschgraben} vorbei: Schlechte Führung der MGK (es~sind Diebstähle vorgekommen). 9.~Abends Befehl; Gewehr~12 und 14\textit{a} nach~10 bez.~14; Gewehr~13 (Beimer\IN{\beimer}) nach 22 \textit{C}. Spät abends noch Umzug. \tbentry{10}{8}{1916}{} Bedeckter Himmel. Bearbeite Interferenz, Doppelknall. \tbentry{11}{8}{1916}{} [\textit{Th}.\IO{Thillot}] 5\textsuperscript{h} abgelöst; mit Paech\IN{\paech} hinunter; unten Heidrich\IN{\heidrichleutnant} und \gestrunl\ Schubert\IN{\schubertsoldat}. Mit Heidrich\IN{\heidrichleutnant} Urlaubsmöglichkeit besprochen. Darüber an Cha\IN{\elisabeth} geschrieben. \tbentry{13}{8}{1916}{} Geht Heidrich\IN{\heidrichleutnant} hinauf. Ich bin der Älteste unten. Schreibe Aufsatz über ,,Theorie des Doppelknalls`` mit Zeichnungen; will's vielleicht Flitner\IN{\flitner} zum Geburtstag schicken. Chas\IN{\elisabeth} Bild (sitzend).\foto{Cha?}~\neueseite{541203}\textbackslash\uline{\textit{Aug}. 16.}\textbackslash{} Ich schreibe Briefe, längst geschuldete, auch an Margret\IN{\rjmargret}.~-- Tagesdienst, Quartiere und Wache revidiert; neue Fliegerwache. \tbentry{15}{8}{1916}{} Mit Paech\IN{\paech} und Schubert\IN{\schubertsoldat} im Dienstanzug nach Neustriegau\IO{Neustriegau}, weil nicht bei den Beerdigungen.\pagebreak \tboneA{317} Tagesdienst, Abends revidiert. \tbentry{16}{8}{1916}{} ,,Doppelknall`` an Flitner\IN{\flitner} geschickt.\fnE{Vgl. Carnap an Flitner, 20.\,VIII.\,1916 (\href{http://doi.org/10.48666/807702}{RC~115"~09"~18}) und 29.\,VIII.\,1916 (\href{http://doi.org/10.48666/807606}{RC~115"~03"~19}), das Manuskript zum ,,Doppelknall`` selbst ist nicht übrliefert.} Von Cha\IN{\elisabeth} ausführlicher Brief, noch nichts vom Urlaub; auch Briefe von Jutta\IN{\rjjutta}, Grete\IN{\grete}, Agnes\IN{\agnes}, Mädele\IN{\maedele} dabei; und Bilder vom Jenaer Haus. Witte\IN{\witte}, Raum und Zeit\IW{\witteraumundzeit} (Relativitätstheorie) angefangen.\fnE{Siehe LL \refcn{907}.} Sonst wenig (Laurids'\IN{\bruun} Bosporus\IW{\bruunvombosporus} zu Ende, einiges im Mach\IN{\mach}\IW{\machvorlesungen}) gelesen diese Tage. Heute Crousaz\IN{\crusitz} angekommen. \tbentry{17}{8}{1916}{} [\textit{Sch}.] 5\textsuperscript{h} abgelöst. Abschnitt West. Heidrich\IN{\heidrichleutnant} kommt ganz kurz herein, glaubt mir damals alles übertragen zu haben. Marburger Tagung\IW{\marburgertagung}\fnE{Siehe LL \refcn{908}.} und Witte\IN{\witte} (Raum und Zeit\IW{\witteraumundzeit}, Relativitätstheorie) gelesen. \tbentry{18}{8}{1916}{} ,,Der Kanzler``, Bismarck\IN{\bismarck}-Buch\IW{\bismarckbuch}, gelesen.\fnE{Klein, \emph{Der Kanzler}. Siehe LL \refcn{909}.} Regen, Chas\IN{\elisabeth} Bild (großes) bekommen. \tbentry{19}{8}{1916}{} ,,Der Kanzler``\IW{\bismarckbuch} zu Ende; ergreifend. Nachmittags Urlaub eingereicht, abends genehmigt, an Cha\IN{\elisabeth} geschrieben. \tbentry{20}{8}{1916}{} An Leni\IN{\rjleni} geschrieben; an Pastor Le Seur\IN{\leseur} geantwortet.\fnE{Vgl. TB~5.\,III.\,1916\diaryref{TB-5-III-1916}.} \tbentry{21}{8}{1916}{} Chas\IN{\elisabeth} Fotos aus Schwarzwald\IO{Schwarzwald} und Jena\IO{Jena}. Nachmittags Witte\IN{\witte}\IW{\witteraumundzeit} exzerpiert. Abends an Eva\IN{\eva} geschrieben. \tbentry{22}{8}{1916}{} Fichte\IN{\fichte} angefangen.\fnE{Fichte, \emph{Ein Evangelium der Freiheit}. Siehe LL \refcn{934}.} Nachmittags aus Witte\IN{\witte}\IW{\witteraumundzeit} \textit{Z} I und \textit{Z} II quantitativ bestimmt, abends \textit{R} II. \tbentry{23}{8}{1916}{} [\textit{Th}.\IO{Thillot}] 5\textsuperscript{h} abgelöst. Werd' morgen schon fahren! Bücher und Wäsche gepackt. Ortsdienst. \tbentry{24}{8}{1916}{} 12\textsuperscript{h} nach Vigneulles\IO{Vigneulles}. Von Metz\IO{Metz} bis \gestrunl\ Saarbrücken\IO{Saarbrücken}\ort{Saarbrücken} mit Flitners\IN{\flitner} Kamerad Ries\IN{\ries} zusammen gefahren. \tbentry{25}{8}{1916}{} 6\textsuperscript{h} in \textit{\uline{Jena}}\IO{Jena}.\ort{Jena} (Siehe besonderes Blatt.)~\neueseite{541211}\fnA{Bevor das Tagebuch mit dem Eintrag zum 2.\,IX. im vorherigen Format auf dem hier üblichen liniierten Papier weiter geführt wird, erfolgt hier der Einschub eines doppelseitigen tabellarischen Tagebuchs auf unliniertem Papier für die Zeit vom 25.\,VIII. bis zum 1.\,IX. Siehe die folgenden Doppelseiten.}\textbackslash\uline{\textit{Sept}. 16.}\textbackslash Urlaub August\,\hbox{--}\,September 1916, Jena\IO{Jena}. \tboneA{318}~\neueseite{541207} \newpage \endentry % % % % % % % % % % % % % % % % % % % % % % % % TABELLE ANFANG {\small \renewcommand*{\arraystretch}{1.5} \begin{tabular}{>{\RaggedRight\arraybackslash}p{3cm}|>{\RaggedRight\arraybackslash}p{3cm}|>{\RaggedRight\arraybackslash}p{3.5cm}} Fr 25.\,VIII.\,16 & Sa 26 & So 27 \\ \hline \ulinesp{{\latexonly{\makeatletter\let\ul@leader@hook\ul@black@hook\makeatother}\uline{Ankunft:}} \textspkl{In Jena\IO{Jena}}} Grete\IN{\grete} und Cha\IN{\elisabeth},\newline 6 mit zur Bahn.\newline Auf meinem Zimmer, bis Mutter\IN{\rjcarnapmutter} aufsteht.\newline Geschlafen.\newline Gebadet. & [Weg: Abhang, Wiese, links zur Horizontalen, oberhalb Ziegenhain kehrt, ebenso zurück.] [Gespräch: {\lspitz}Kliefoth{\rspitz}\IN{\kliefoth}, Arzt auf der Hinreise.] & Bücher aufgeräumt. \\ \hline & Tante Elisabeth\IN{\elisabethtante} besucht uns vor ihrer Abreise, Kuchen für mich. & Fritz\IN{\baussnernfritz} und Krougs\IN{\wolfgang}\IN{\egmont} bleiben aus. \\ \hline Mit Cha\IN{\elisabeth} auf den Berg. Vorher: \uline{Kaffee} bei \uline{Trüpers\IN{\rjtruepers}}.\newline [Weg: Schlucht, rechts Zickzack, langsam. Schlucht hinunter~(?)] Bei Bauersfriede\IO{Bauersfriede} gelegen; vom Schützengraben erzählt, den Offizieren, Kino usw., Karten gezeigt. & [Weg: Schlucht (unten Trüpers\IN{\rjtruepers} getroffen), rechts Zickzack, Hori\-zontale nach rechts, hinauf zur Haeckel\-höhe\IO{Haeckelhöhe}, still dort gesessen, Leuchtenburg\IO{Leuchtenburg} gesehen. Über Bauersfriede\IO{Bauersfriede} hinunter.] & Noch Bücher geräumt? Auf den Berg\newline [Weg: Schlucht, rechts Zickzack, links hinauf; oben geradeaus links, Anemonen. Birnbaum, Bauern auf dem Feld. Zum rechten Rand der Wöllmisse\IO{Wöllmisse}, weiter durch die Kiefern. Dort am Rand gelegen; warum ich nicht so froh; Tränen, der erste Kuss. Zurück Ziegen\-hainer Rand\IO{Ziegenhainer Rand}, dann gleichen Weg, Anemonen geholt.] \\ \hline Mutter\IN{\rjcarnapmutter} und Cha\IN{\elisabeth} bei mir;\newline Fichte\IN{\fichte}\fnEmark\ vorgelesen.\newline Mit Cha\IN{\elisabeth} Karpaten\-bilder\IO{Karpaten} besehen. & \vspace{-1.5em}\klammerabsatz{0}{\quad\newline\quad\newline\quad\newline\quad\newline}{Ebenso} Mit Cha\IN{\elisabeth}: Sera\II{\sera}-Bilder besehen.~(?) & Mutter und Cha\IN{\elisabeth} gedenken Chas Tante: Tieck\IN{\tieck}, Des Lebens Überfluss\IW{\tieckdeslebens}, Von Schenkendorf\IN{\schenkendorf}, Kein schönrer Tod ist's.\fnEmark \\ \end{tabular} \fnEtext{Vgl. TB~22.\,VIII.\,1916\diaryref{TB-22-VIII-1916}.} \fnEtext{Volks- und Schlachtlied von Max von Schenkendorf.} \newpage \tboneA{319} \begin{tabular}{>{\raggedright\arraybackslash}p{5cm}|>{\raggedright\arraybackslash}p{5cm}} Mo 28 & Di 29 \\ \hline Mit Cha\IN{\elisabeth} \uline{zur Stadt}. Steueramt\IO{Jena!Steueramt}. Alleine ins Institut\II{Philosophisches Institut der Universität Jena}. Nur Wahl\IN{\wahl} dort [Professor Vollmer\IN{\vollmer} war einige Wochen dort und flog auf den Kunitzer Wiesen\IO{Kunitzer Wiesen}; neuer Ton {\lspitz}Variatur{\rspitz};\fnEmark\ Grösser\IN{\groesser} längst eingezogen; Pretzsch\IN{\pretzsch} abgestürzt; Wien\IN{\rjwien} und Vollmer\IN{\vollmer} bei Berlin\IO{Berlin}]. Treffe Cha\IN{\elisabeth} bei Fritz\IN{\baussnernfritz}; Bücher und Lieder.& An Flitner\IN{\flitner} geschrieben (Physikbücher). [Weg: Schlucht, rechts Zickzack, Horizontale nach rechts; hinauf.] Oberhalb der Haeckelbank\IO{Haeckelbank} am Rande des Abhangs liest Cha\IN{\elisabeth} Hinzelmeier\IW{\stormjenseit} vor.\fnEmark{} (Ob~morgen Gracchius\fnEmark\ Frankenberger\IN{\frankenbergerkurt} kommt?) \\ \hline Fritz\IN{\baussnernfritz} und Krougs\IN{\wolfgang}\IN{\egmont} da.& \\ \hline Lieder geübt. Beim \uline{Kaffee} über Foerster\IN{\rjfoerster}; Egmont\IN{\egmont} geht; mit Wolfgang\IN{\wolfgang} gegen Fritz\IN{\baussnernfritz} für Foersters\IN{\rjfoerster} Konsequenz.\fnEmark{} Auf den \uline{Berg}. Mit Wolfgang\IN{\wolfgang} über die Freideutschen\II{\freideutschejugend}; zuweilen Schamgefühl, (Reformphilister oder Dogmatiker); Relativitätstheorie.& Zu \textit{Cz}\IN{\czapskis}. Habe Lisi\IN{\rjlisi} beglückwünscht. In der Laube. Nach dem Kaffee mit Leni\IN{\rjleni} oben gesessen. Über Bücher, Fritz\IN{\baussnernfritz}, das Singen usw. Lisi\IN{\rjlisi} kommt, sie besehen mexikanische Bilder. Mit beiden in der Laube gesessen. Mein Doppelknallgeschenk an Flitner\IN{\flitner}.\fnEmark{} Sommerakademie-Plan am Walchensee\IO{Walchensee}. \\ \hline Cha liest mir Bjørnson\IN{\bjoernson} (Synnøve Solbakken\IW{\bjoernsonsolbakken}) vor.\fnEmark{} (Nicht zu Ende gelesen.) & In Mutters\IN{\rjcarnapmutter} Zimmer ihr und Cha\IN{\elisabeth} Periklesrede\IN{\perikles} vorgelesen.\fnEmark{} Mutter\IN{\rjcarnapmutter} unbefriedigt (Unsterblichkeit). Hölderlins\IN{\rjhoelderlin} Gedicht.\fnEmark \neueseite{541221} \\ \end{tabular} \fnEtext{Kunitz ist ein Ort nördlich von Jena.} \fnEtext{Storm, \emph{Von Jenseit des Meeres und Hinzelmeier}. Siehe LL \refcn{912}.} \fnEtext{Wohl sprichwörtlich für ,,Bruder``.} \fnEtext{Zu Förster vgl. TB~4.\,VIII.\,1916\diaryref{TB-4-VIII-1916}.} \fnEtext{Siehe den Eintrag zum 16.\,VIII.\,1916.} \fnEtext{Siehe LL \refcn{911}.} \fnEtext{Gefallenenrede des Perikles aus Thukysides, \textit{Der Pelloponesische Krieg}, 2, 35\hbox{--}46.} \fnEtext{Bezug unklar, vielleicht Hölderlins ,,Hymne an die Unsterblichkeit``.}\newpage \tboneA{320} \htmlonly{\addtocounter{MarkedNotes}{6}} \begin{tabular}{>{\raggedright\arraybackslash}p{5cm}|>{\raggedright\arraybackslash}p{5cm}} Mi 30 & Do 31 \\ \hline [Horizontale nach rechts, am Weg zur Haeckelhöhe\IO{Haeckelhöhe} unten gesessen (weil Cha\IN{\elisabeth} müde); dann doch weiter an der Horizontalen nach rechts. Schließlich hinauf.] Bergastern für Leni\IN{\rjleni} gepflückt.& Regen. Im blauen Zimmer. Ich \textonequarter{}~Stunde hinauf. Entschließe mich endlich. Hinunter. \uline{Bruch.} Mutter\IN{\rjcarnapmutter} sieht uns sitzen. Ich lese den beiden Müller\IN{\muellerjohannes} ,,Losung``\IW{\muellerjohanneslosung} vor.\fnEmark\ Mutter\IN{\rjcarnapmutter} geht. Uns hat's gestärkt. Ich gehe oben in Mutters\IN{\rjcarnapmutter} Zimmer. Mit ihr gesprochen. Ihr sehr hart; erschrickt. Ob ich weiß, was ich zerstöre; mein Tod wäre nicht so schlimm. Erzählt von sich (Schwankung im Gefühl). \\ \hline & Nichts gegessen. \\ \hline Cha\IN{\elisabeth} holt die Brosche, die sie auf der Horizontalen liegen gelassen hat. Ich~ruhe und lese dann etwas Relativitätstheorie (für Kroug\IN{\wolfgang}).\fnEmark{} Mit~Cha\IN{\elisabeth} auf den Birnbaum. Aus Gaienhofen\II{\dlehgaienhofen}\IO{Gaienhofen} erzählt.& \multirow{2}{5cm}{Mutter\IN{\rjcarnapmutter} kommt zu mir, will lieber nicht zu Cz\IN{\czapskis}. Geht zu Cha\IN{\elisabeth}. Ich dann auch. Ich sage, ich sei ganz ruhig und gehe jetzt zu Krougs\IN{\egmont}\IN{\wolfgang}. Wir wollen gehen. Ich will mit Mutter\IN{\rjcarnapmutter} hinaus. Cha\IN{\elisabeth} bittet mich, zu bleiben. Hänge immer am Fenstergriff. Ich soll nicht das Gefühl haben, die Mutter\IN{\rjcarnapmutter} wolle vermitteln. Ich sage ihr: Mein Erbe der Unentschiedenheit bekämpfe ich gerade in der Mutter\IN{\rjcarnapmutter}. Ob ich gedrückt sei. %\blockade{Der darunter stehende Text (Nein jetzt freier usw.) muss ohne horizontalen Strich hier unmittelbar angeschlossen werden.} Nein, jetzt freier.~--- Ich mit Fritz\IN{\baussnernfritz} bei Krougs\IN{\egmont}\IN{\wolfgang}. Mit Wolfgang\IN{\wolfgang} über Stetigkeit usw., Relativitätstheorie. Mit Fritz\IN{\baussnernfritz} \uline{zu~Cz\IN{\czapskis}}. Bei der Lesehalle treffen wir Mutter\IN{\rjcarnapmutter} und Cha\IN{\elisabeth}. Wir fürchten uns, nebeneinander zu gehen. Großer Kreis in der Laube. Dann im Garten spaziert. Mit Fritz\IN{\baussnernfritz} und Lisi\IN{\rjlisi} über Sommerakademie, Cha\IN{\elisabeth} und Leni\IN{\rjleni}. Dann im Zimmer. Auf dem Rückweg spricht Mutter gegen Cz\IN{\czapskis}, wohl Kultur, aber äußerlich. Will uns zum Reden bringen, ich kann nicht.\newline Ich sitze bis~1 auf. } \\\cline{1-1} 6\textsuperscript{h} Krougs\IN{\egmont}\IN{\wolfgang}, Fritz\IN{\baussnernfritz}, Leni\IN{\rjleni} und Lisi\IN{\rjlisi}. Wir gratulieren Leni\IN{\rjleni};\fnEmark\ wir sitzen unten in der Laube über dem Abhang. Cha\IN{\elisabeth} zieht statt des gelb-weißen wieder das blaue an (auf meinen Wunsch).\newline Später kommen Hilde Ruß\IN{\hilderuss}, Else Hörmann\IN{\hoermannelse}, Frau Petit\IN{\petitfraeulein}, Fräulein Wolf\IN{\wolffraeulein}, 2~Studentinnen. \uline{Gesungen}, Fritz\IN{\baussnernfritz} dirigiert; Bachchoräle, 3-stimmige Lieder. Egmont\IN{\egmont} und ich Bass. Cha\IN{\elisabeth} singt schön, aber ungeschult. Abschied am Gartentor oben. Mit Cha\IN{\elisabeth} Larsson\IN{\larsson}\fnEmark\ besehen. Evas\IN{\eva} Schale Scherben, Schwedensachen besehen und Cha\IN{\elisabeth} geschenkt. Chas\IN{\elisabeth} Schublade, Bücher und Zeichnungen.& \\ \rule{0pt}{7mm} \end{tabular} \fnEtext{Helene Holzmann hatte an diesem Tag Geburtstag.} \fnEtext{Siehe LL \refcn{914}.} \fnEtext{Vgl. TB~22.\,VIII.\,1916\diaryref{TB-22-VIII-1916}.} \fnEtext{Larsson, \emph{Das Haus an der Sonne}. Siehe LL \refcn{410b}.}\newpage \tboneA{321} \begin{tabular}{>{\raggedright\arraybackslash}p{5cm}|>{\raggedright\arraybackslash}p{5cm}} Fr 1.\,IX. & Sa 2 \\ \hline Cha\IN{\elisabeth} geschrieben. Ich mit Mutter\IN{\rjcarnapmutter} im Esszimmer. Sie gegen den Bruch, will Entscheidung hinausschieben. Ich sehe nicht, wie das möglich ist. Sie erzählt von Agnes\IN{\agnes} und Reinhard\IN{\reinhardkaufmann}. Ich werfe ihr Unentschiedenheit vor, will Klarheit haben. Welches Glück ich von mir gewiesen habe; das sei gleich, man müsse nur \uline{recht} handeln. Dass ich keine Fehler etwa bemerkt habe.& 6 mit Cha\IN{\elisabeth} zur Bahn. In meinen Sachen gekramt. Mit Mutter\IN{\rjcarnapmutter} gesprochen und gegessen. Dass ich so bedrückt bin; ich nähme manches zu schwer, weil sie damals viel Sorge gehabt habe, wie die älteren Geschwister mich aufnehmen würden. Nur müsse ich mich allen anderen Einflüssen (sie meint Leni\IN{\rjleni}) fernhalten, das sei meine Pflicht; denn dadurch habe ich dies verschuldet. Zum 1.~Mal im Leben \gestrunl\ \sout{abe} habe ich ihr Kummer gemacht. Aber sie sei nun beruhigt, und ich solle mir keine Unruhe machen und fröhlich an mein Werk gehen. 12\textsuperscript{h}~fahre ich. \neueseite{541217} \\ \hline Ich sehe in den Sonnengarten hinaus, zögere. Sie fragt, was wir tun wollen. Auf ihr Zimmer. Ich gehe häufig auf und ab, schüttle die Starrheit von mir. Es wird heller zwischen uns. Warum sie mir keine Vorwürfe mache. Ob ich die neuen Bücher von ihr annehmen will. Ob sie wirklich \gestrunl\ denke, dass ich nichts mehr von ihr wissen will. Ich möchte gern sagen, dass nicht alles aus ist zwischen uns, nur dürfe sie sich dadurch nicht neue Hoffnungen machen. Die Erwartungen hätten mich gerade \sout{vorher} schon immer gequält. Auf den Berg. Abwechselnd Solbakken\IW{\bjoernsonsolbakken} gelesen. Disteln für Agnes\IN{\agnes} gepflückt. Sie will nicht zu Jutta\IN{\rjjutta}, weil die jetzt nicht verstehen würden, warum es nicht ganz aus ist zwischen uns. Sonne; dann kühler; wir früh zusammen hinunter. Sie später ,,geschwisterlich``. \\ \hline Abends mit Mutter\IN{\rjcarnapmutter} Harnacks\IN{\harnack} Rede\IW{\harnackrede} vorgelesen.\fnEmark\ Vorher beide in Eile gepackt, uns vergnügt geholfen. \\ \end{tabular} \fnEtext{Harnack, \emph{An der Schwelle des dritten Kriegsjahres}. Siehe LL \refcn{913}.}\newpage \tboneA{322} } % % % % % % % % % % % % % % % % % % % % % % % % % TABELLE ENDE \tbentrylong{2}{9}{1916}{} 12\textsuperscript{h} von Jena\IO{Jena}. In Oberstein\IO{Oberstein} (hinter Kreuznach\IO{Kreuznach})\ort{Oberstein} übernachtet. \tbentry{3}{9}{1916}{} [\textit{Th}\IO{Thillot}.] Zug fährt nur bis Benoit\IO{Benoit}, \textonehalf{}\,5. Wagen kommt nicht. Bis Vigneulles\IO{Vigneulles} mit Kameraden gefahren, dann gelaufen.\ort{Thillot} Brauche die Nacht noch nicht in Stellung. \tbentry{4}{9}{1916}{} Regen. \sout{\textonehalf{}\,8 Unterricht. Später instruiert uns Raedsch\IN{\raetsch} am französi\-schen Gewehr} Kein Dienst. \gestrunl\ Viele Bücher sind gekommen. Brief von Cha\IN{\elisabeth}, von der Reise nach Bergneustadt\IO{Bergneustadt}. An Mutter\IN{\rjcarnapmutter} kurz geschrieben. \tbentry{5}{9}{1916}{} \textonehalf{}\,8 Unterricht. Später instruiert uns Raedsch\IN{\raetsch} am französischen Gewehr (Heidrich\IN{\heidrichleutnant}, Paech\IN{\paech}, Schubert\IN{\schubertsoldat}). Mein Koffer da. Mutters\IN{\rjcarnapmutter} Eingemachtes noch heil. Quantentheorie gelesen,\fnE{Vielleicht Valentiner, \emph{Grundlagen der Quantentheorie in elementarer Darstellung}. Vgl. LL \refcn{920}.} abends: Freideutsche Jugend\II{\rjfreideutschejugend}\fnE{Vgl. LL \refcn{916}.} (Hodanns\IN{\hodann} Artikel\IW{\hodannartikel}; Greifenbund\II{\greifenbund})\fnE{Vermutlich Hodann, ,,Jugend und Intellektualismus``. Nicht in LL.} und Hodanns\IN{\hodann} ,,Schriften zur Jugend\-bewegung``\IW{\hodannschriften}.\fnE{Siehe LL \refcn{921}.} Abends kommt Raedsch\IN{\raetsch} aus Neustriegau\IO{Neustriegau} mit neuen Vermutungen. Regen. \tbentry{6}{9}{1916}{} Klarer Himmel. 9\,\hbox{--}\,\textonehalf{}\,11 Exerzieren, 4 Offiziere. Vor- und nachmittags Brief an Pastor Le Seur\IN{\leseur} für Mutter\IN{\rjcarnapmutter} abgeschrieben.\fnE{Vgl. TB~5.\,III.\,1916\diaryref{TB-5-III-1916} sowie Carnap an seine Mutter, 7.\,IX.\,1916 (\href{http://doi.org/10.48666/807704}{RC~25"~01"~33}).} Hodanns\IN{\hodann} Schriften zur Jugendbewegung\IW{\hodannschriften} gelesen. Abends 8\textsuperscript{h} nach Neustriegau\IO{Neustriegau}, Regimentsbowle. Unterhalten mit Oberleutnant Leuschner\IN{\leuschner}, Schubert\IN{\schubertsoldat}, Baeßler\IN{\baessler}, Paech\IN{\paech}. 2\textsuperscript{h} zu Bett. \tbentry{7}{9}{1916}{} \textonehalf{}\,8 Unterricht. 9 Exerzieren, Raedsch\IN{\raetsch} und 5 Zugführer! Es wird wohl nicht mehr lange dauern, wir packen. An Mutter\IN{\rjcarnapmutter} geschrieben\fnE{Rudolf an Anna Carnap, 7.\,IX.\,1916 (\href{http://doi.org/10.48666/807704}{RC~025"~01"~33}).} und Brief an und von Le Seur\IN{\leseur}, abends mit Heidrich\IN{\heidrichleutnant} nach Maurice\IO{Saint Maurice sous les Côtes}, Kino. \tbentry{8}{9}{1916}{} 9 Exerzieren. Nachmittags mit Heidrich\IN{\heidrichleutnant} und Schubert\IN{\schubertsoldat} spazieren geritten. Gepackt. Morgen schon hinauf, damit die anderen auch packen können. \tbentry{9}{9}{1916}{} 4\textsuperscript{h} mit Heidrich\IN{\heidrichleutnant} und Crousaz\IN{\crusitz} in Stellung geritten. [\textit{Sch}.] \uline{Winter\-stellung.} Geschlafen. Geschrieben. Freideutsche Jugend\II{\rjfreideutschejugend} (August Sept.) gelesen; Ricarda Huch\IN{\huchricarda}\IW{\huchlebenslauf} gelesen;\fnE{Huch, \emph{Lebenslauf des heiligen Wonnebald Pück}. Siehe LL \refcn{923}.} mit Gewehrführern Ablösungsmaßnahmen besprochen. \tboneA{323} [Hierzu siehe auch ,,Diensttagebuch`` im folgenden Notizbuch.]\fnE{Offenbar nicht erhalten.}~\neueseite{541219}\textbackslash\uline{\textit{Sept}.~16.}\textbackslash \tbentry{10}{9}{1916}{} Spielmann, Nordland\IW{\spielmannnordland} und Germanentum\IW{\spielmanngermanentum}\fnE{Siehe LL \refcn{924} und \refcn{925}.} gelesen. Bjørnson\IN{\bjoernson}, Das Haus Kurt\IW{\bjoernsonhauskurt},\fnE{Siehe LL \refcn{926}.} angefangen. Draußen gesessen und gestanden, gelesen; eintönig, unbequem, man \gestrunl\ kommt nicht zum Schreiben. Abends Nachricht von Paech\IN{\paech} (der für Heidrich\IN{\heidrichleutnant} nach Nord gekommen ist), dass ich ihn morgen früh abzulösen habe. \tbentry{11}{9}{1916}{} 5\textsuperscript{h} nach Hirschgraben\IO{Hirschgraben} und \uline{Abschnitt Nord}. 9\textsuperscript{h} kommt Gurlt\IN{\gurlittsoldat} kurz, der die neuen Offiziere durchgeführt hat. Bringt Befehl: Die französischen Gewehre bleiben oben. Später auch Hertwig\IN{\hertwigleutnant}. Nachmittags Besuch von Crousaz\IN{\crusitz}. Schöner, vertiefter und vermauerter Unterstand. Schreibe an Becker\IN{\rjbeckerfritz} und Buchenau\IN{\buchenauzwei}. Brief von Mutter\IN{\rjcarnapmutter} (mit feinem Brief von Agnes\IN{\agnes}, nach Chas\IN{\elisabeth} Besuch) und Agnes\IN{\agnes}.\fnE{Vgl. Anna an Rudolf Carnap, 4.\,IX.\,1916 (\href{http://doi.org/10.48666/808810}{RC~025"~10"~05}) und 7.\,IX.\,1916 (\href{http://doi.org/10.48666/808812}{RC~025"~10"~04}) sowie Agnes Kaufmann an Anna Carnap, 4.\,IX.\,1916 (\href{http://doi.org/10.48666/808814}{RC~025"~10"~03}) und Agnes Kaufmann an Rudolf Carnap, 8.\,IX.\,1916 (\href{http://doi.org/10.48666/808816}{RC~025"~10"~06}).} Bjørnson\IN{\bjoernson}, Haus Kurt\IW{\bjoernsonhauskurt}, gelesen. \tbentry{12}{9}{1916}{} Morgens den neuen Hauptmann durchgeführt (deutsche Gewehre). Wird wahrscheinlich 14. früh ablösen. Leutnant Paech\IN{\paech} zu den 6.~Grenadieren nach Maurice\IO{Saint Maurice sous les Côtes} (für französische Gewehre). Nachmittags besucht \editor{mich}\fnA{Original \original{mit}.} Leutnant von Crousaz\IN{\crusitz}. Schönes Wetter. Nachmittags zum rechten Flügel \gestrunl. Laue\IN{\laue}, Relativitätsprinzip\IW{\lauerelativitaetsprinzip}, gelesen.\fnE{Siehe LL \refcn{927}.} \tbentry{13}{9}{1916}{} Zeitweise Regen. Vormittags kommt Crousaz\IN{\crusitz}; Abschnitt West ist abgelöst; er fürchtet, man lässt ihn mit den beiden deutschen Gewehren in der Winterstellung sitzen. Ich habe auch noch keinen Ablösungsbefehl, rechne aber auf morgen früh~5\textsuperscript{h}. Nachmittags durch die Stellung. Bjørnson\IN{\bjoernson}\IW{\bjoernsonhauskurt} zu Ende. Verschiedenes in Laue\IN{\laue}, Relativitätsprinzip\IW{\lauerelativitaetsprinzip}, gelesen; mehr das Physikalische, als das Mathematische. Leider macht er sich mit dem Logischen und dem Erkenntnistheoretischen sehr wenig Kopfzerbrechen. \tboneA{324}~\neueseite{541231}\fnA{Auf dem folgenden Blatt steht in der im Tagebuch gebräuchlichen schwarzen Tinte ein Eintrag, der zum 18.\,XI.\,1916 verschoben wurde (siehe dort). Dieser Eintrag ist mit derselben blauen Tinte großflächig durchgestrichen, mit der die folgende spätere Einfügung niedergeschrieben wurde.} \textspkl{\uline{14.IX\,\hbox{--}\,24.\,XI.\,1916} \quad \textcircledcn{\small{7}}}\fnA{Die im Kreis stehende Nummerierung stimmt mit der der folgenden Blätter überein, was darauf hindeutet, dass die Einträge vom 14.\,IX. bis zum 24.\,XI.\,1916 für Carnap eine (inhaltliche) Einheit bilden.}~\neueseite{541225}\textbackslash\uline{\textit{Sept.} 16.}\textbackslash \uline{Tagebuch.} \tbentry{14}{9}{1916}{} [\textit{Sch}.] 12\textsuperscript{h} Mitternacht, ein Unteroffizier kommt: Wir werden noch diese Nacht abgelöst. 2\textsuperscript{h} kommt Befehl herüber von Raedsch\IN{\raetsch}. 4\textsuperscript{h} Abschnitt übergeben Regen. 5\textsuperscript{h} mit Crousaz\IN{\crusitz} nach Thillot\IO{Thillot} [\uline{\textit{Th}.}]\IO{Thillot} Etwas geschlafen, dann gepackt. \sout{1\textsuperscript{3}} Heut' nacht soll's los gehen, wir bleiben im Westen. 1\textsuperscript{30} Appell, Fahrzeuge nachgesehen. Gebadet. Gepackt, Bücherkoffer nach Hause geschickt. Der Himmel ist klar geworden. Brief von \textit{MH}\IN{\hoermann}: \gestrunl\ (über Nohls\IN{\rjnohl} und Flitners\IN{\flitner} Urlaub, Nohl\IN{\rjnohl} will sich wieder mehr mit eigenen Gedanken befassen; Bregazzi\IN{\bregazzi} wieder in den Karpaten\IO{Karpaten}! \gestrunl\ Hinterlach\IN{\hinterlach} interessiert sich für Farbenlehre). Abends alle zusammen in der Weinstube, gemütlich, Karten gespielt. 11\,\hbox{--}\,1 geschlafen. \tbentry{15}{9}{1916}{} Nachts 2\,\textonehalf{} \uline{Abmarsch}; mit Oberleutnant Raedsch\IN{\raetsch} vorn geritten; wunderschöne Nacht, Vollmond. Lange Kolonne, die Leute sind in gehobener Stimmung, unternehmungslustig, froh aus der Eintönigkeit herauszukommen, und singen tüchtig. 6\,\textonehalf{} Mars la Tour\IO{Mars la Tour}. Verladen. Nur kurze Fahrt bis Nouillonpont\IO{Nouillonpont};\ort{Nouillonpont} Pferde und Fahrzeuge ausgeladen, die Tätigkeit erfreut alle. Nach \uline{Rouvrois}\IO{Rouvrois}.\ort{Rouvrois sur Othain} Durch die Stadt mit Musik, den Regimentschef \gestrunl{} gegrüßt, auf einer Wiese gelagert; Feldküche verteilt Essen. Wir warten, bis Raedsch\IN{\raetsch} Quartiere gesucht hat. Endlich nachmittags in den Ort. Die Burschen bringen unsere Zimmer in Ordnung. Alleine in dem hellen, geräumigen Zimmer am Hof; Raedsch\IN{\raetsch} für sich ein Zimmer; neben mir, an den Garten stoßend (von Crousaz\IN{\crusitz}, Hertwig\IN{\hertwigleutnant}, Gurlt\IN{\gurlittsoldat}, Schubert\IN{\schubertsoldat}). Seidel\IN{\seidelsoldat} und Heidrich\IN{\heidrichleutnant} in einem anderen nahen Hause. (Wegen meiner Zahnschmerzen zum Arzt gegangen; Abwarten.) \gestrunl\ Die Hoffnung auf den Osten geben wir auf. Wir erfuhren von der neuen Stellung und unserer Aufgabe dort inoffiziell. Vielleicht geht's schon sehr bald los. Bruun\IN{\bruun}, \editor{Heimwärts}\IW{\bruunheimwaerts}\fnA{Original \original{Himmelwärts}.}\fnE{Siehe LL \refcn{928}.} gelesen. Etwas geschrieben. Jetzt wieder herrliches Wetter draußen. Trotz einiger Müdigkeit (die beiden letzten~\neueseite{541223} Nächte fast gar nicht geschlafen) gefestigte Stimmung: Es kommt etwas, wir werden handeln und erleben. \tboneA{325} \tbentry{16}{9}{1916}{} Regen. Offiziersunterricht. \sout{Im Gelände exerzieren.} Appell vor dem Regimentskommandeur. Becker\IN{\rjbeckerfritz} schreibt (kreuzt sich mit meinem Brief; war verwundet, jetzt Schmiedeberg\IO{Schmiedeberg}). Nachmittags gelesen, an Becker\IN{\rjbeckerfritz} geschrieben. \tbentry{17}{9}{1916}{} Offiziersunterricht (Hemmungen)\fnE{Ladehemmungen (beim Maschinengewehr).}, draußen; kalt. Im Gelände Exerzieren. \textonehalf{}\,2 nach Constantin Ferme\IO{Constantin Ferme} geritten. \sout{2\textsuperscript{h}} Feldfliegerabteilung 44. 2\textsuperscript{h} Fliegervortrag. Einige fliegen auch mit. Leider komme ich nicht mit dran. Leutnant Löwenhardt\IN{\loewenhard} ist als Beobachter dort, zeigt mir Apparate und fotografische Abteilung. Ich will nochmal hin später, um zu fliegen. 4\textsuperscript{h} Vortrag eines Artillerieoffiziers (Zusammenwirken der beiden Waffen). Schönes Wetter, zurückgeritten. Abends noch Parade für morgen geübt. Großer Brief von Mutter\IN{\rjcarnapmutter}: Der alte vom 2.9., von dem sie schrieb (,,Kritik``), über meinen Le"~Seur\IN{\leseur}-Brief (11.9.) und der letzte Brief (12.9.) über unsere ,,Nottage``, Ursache und Folgerungen.\fnE{Anna Carnap an Carnap, 12.\,IX.\,1916 (\href{http://doi.org/10.48666/808818}{RC~25"~10"~02}). Vgl. TB~11.\,IX.\,1916\diaryref{TB-11-IX-1916}.} Abends sitzen wir alle zusammen im Zimmer der viere. \tbentry{18}{9}{1916}{} Regen. 8\textsuperscript{h} unten, 9\textsuperscript{h} Paradeaufstellung des Regiments vor Exerzieren. Von Lochow\IN{\lochow}, General der Infanterie, Kommandeur der \gestrunl\ Angriffsabteilung Ost. Dann Parademarsch in Gruppenkolonnen auf der Straße. Besprechung. Eindrucksvolle Persönlichkeit; harte Anforderungen, aber warmes Herz für die Truppe. Durchgeregnet nach Hause. Geheizt, umgezogen. An Mutter\IN{\rjcarnapmutter} und Cha\IN{\elisabeth} einen Brief geschrieben. Gelesen. Abends mit Heidrich\IN{\heidrichleutnant} durchs Dorf gegangen. \tbentry{19}{9}{1916}{} Starker Regen. Vormittags (Gottesdienst fällt aus) gelesen. Nachmittags Unterricht (Hemmungen), statt Exerzieren (weil starker Regen) Ladegriffe, machen die anderen Offiziere. \uline{Fliegeranfrage}, ich melde mich, auch Schubert\IN{\schubertsoldat}. Nordische Novellen\fnE{Vermutlich die von Carnap zu dieser Zeit gelesenen Novellen von Per Hallström. Vgl. LL \refcn{931} und \refcn{933}.} gelesen; Götts\IN{\goett} Kalendergeschichten (Kammertür, Wallfahrt)\fnE{Siehe LL \refcn{932}.}. \textbackslash (Fortsetzung siehe 9~Seiten weiter!)\textbackslash\fnA{Die folgenden fünf Seiten enthalten hier nicht wiedergegebene Auszüge aus Briefen an Carnap.} %%% TeX-PDF-mode: t %%% Local Variables: %%% mode: latex %%% TeX-master: "Tagebuecher_1908_bis_1919" %%% End: