\tboneA{244} \diary{12}{[3] 3.\,V.\,1915\,--\,19.\,X.\,1915} \uline{Tagebuch}. \textspkl{\ulinesp{\textit{Apr.}\,\hbox{--}\,\textit{Okt}. 19\sout{6}15} \textcircled{\small{3}}} \ersteseite{541357} \begin{verse}\IO{Bukowina} Bukowina\IO{Bukowina}, wie bist \gestrunl\ Du gesegnet!\\ Reiche Frucht die fleißigen Felder tragen\\ und den Menschen, denen wir begegnet,\\ müssen wir den Dank von Herzen sagen:\\ In die Berge führt uns das Geschick,\\ hart und rauh war unser Leben \sout{Schicksal} dort\\ aber hier empfing uns unser Glück:\\ freundlich war der Blick, und deutsch das Wort.\\ \textspkl{\textit{Bukowina}}\\ \ulinesp{Bukowina}\IO{Bukowina}, im Erinnerungsglanze\\ wirst du vor uns stehen auf allen Wegen,\\ und die schönste Blume in deinem Kranze\\ blühe auf zu \sout{frohem Lebensglück}. reichem Glück und Segen.\fnA{Rechts neben dem Gedicht in vertikaler Schrift: \original{\nicefrac{1}{4} \gestrunl\ \gestrunl\ \textit{\u{c} \u{d}}~| \textit{c d}~| \textit{c \u{h} \u{a}}~| \textit{h a} |}.} \end{verse} \hfill 3.\,V.\,15\quad Oberjägerkompanie. \tbentryllong{3}{5}{1915}{}\ort{Molodia [Molodiya]} 9\,\hbox{--}\,11 Appell mit Waffen und Anzug. Heiß. Dann zum Glück etwas Regen, mit dem Soldbuch wieder zur Schreibstube gegangen. Nachmittags ausgeruht. 4\,\hbox{--}\,6 soll Exerzieren sein. Zum Glück ist der Himmel bewölkt. Ladeübungen. Um 5\textsuperscript{h} wird der versammelten Kompanie verkündet: Um 6\textsuperscript{h} marschbereit in den Quartieren, zum Abmarsch nach \textit{Czernowitz}\IO{Czernowitz}. Nach Hause, gepackt. Abschiedsstimmung. Hauschild\IN{\hauschild} ist niedergeschlagen, ich Törichter denke, wegen Abschied von Emma\IN{\emma}. Beim Trubel des Aufräumens (die anderen aus der Korporalschaft kommen auch noch), einen Augenblick auf den Boden entwischt, einen anspruchslosen Vers geschmiedet,\fnE{Vgl. das obenstehende Gedicht.} unten in Emmas\IN{\emma} Buch geschrieben; die anderen stehen schon alle eine Seite vorher von der ,,Maifeier``. Emma\IN{\emma} geht zum Maisegen in die Kirche\IO{Wama!Kirche}, Abschied. \uline{Abschied} von Frau Weckend\IN{\weckendfrau}. Die Kompanie steht schon, in Eile hin. Es wird schon dunkel. Der österreichische Oberstleutnant spricht kurzes Abschiedswort: Dank, das Beabsichtigte ist erreicht, Siegeswunsch, dreimaliges Hurra. Hauschild\IN{\hauschild} kommt noch nachgerannt. Abmarsch. Feste gesungen. Dieselbe Straße wieder nach \textit{Cz}\editor{ernowitz}\IO{Czernowitz}\ort{Czernowitz} zurück. Station Volksgarten\IO{Czernowitz!Volksgarten} verladen. Einladen der Bagage dauert lange. 2~Korporalschaften in einem Gepäckwagen. Wir heizen in einem Öf\-\tboneA{245}chen. Die meisten schlafen. Hauschild\IN{\hauschild} erzählt mir noch von Angeluscha\IN{\angeluscha}. So heißt \gestrunl\ in Wirklichkeit die kleine Schwester, sie selbst Jelena Grodno (oder Grono oder Sodno). Wir freuen uns noch in Erinnerung an ihre rehartige Anmut und Behändigkeit; sie sprach als Einzige der rumänischen Mädchen einigermaßen gutes Deutsch. Sonntag beim {\lspitz}Haschen{\rspitz} hat Hauschild\IN{\hauschild} sie für den Abend bestellt, und ist dann mit ihr spazieren gegangen. Montag hat er noch schnell Abschied von ihr genommen. Emma\IN{\emma} hat ihn hingeführt; ein winziges Häuschen, wie der halbe Waggon. Darin saß die alte Tante. ,,Ich suche Angeluscha\IN{\angeluscha}``, ein lustiges Lachen und sie erscheint aus dem kleinen Winkel hinter dem Ofen. Sie darf dann etwas mit weg. Alle Leute kucken aus den Häusern, so wird der Abschied nur kurz, auch Emma\IN{\emma} steht noch an der Ecke. Die dreht sich dann aber um. Es ist ihr doch wohl ein Opfer gewesen, Hauschild\IN{\hauschild} hinzuführen. Hauschild\IN{\hauschild} erzählt so nett von dem Sonntagsgespräch mit Jelena\IN{\angeluscha} und er sagte ihr: Du, ich habe dich so rasend lieb. Darauf sie mit großen Augen: Ja? Er: Du mich nicht auch ein bissel? Sie: Vielleicht ein wenig. Wir sprechen auch noch von der Veronika\IN{\veronika}, die am Montag bei Weckends\IN{\weckendfrau} arbeitete; die nickte mir so freundlich zu, als ich nach Hause kam. Schließlich lege ich mich auf den Boden. Keiner weiß wohin. Richtung Kolomea\IO{Kolomea}.~\neueseite{541395}\fnA{Es folgt eine Seite mit hier nicht wiedergegebenen Auszügen aus Briefen. Auf diese Seite folgt in Carnaps Konvolut ein Blatt, das einen Teil des Eintrags zum 19.\,X. und den Eintrag zum 20.\,X.\,1915 enthält und deshalb an das Ende dieses Kapitels verschoben wurde.} \tbentry{4}{5}{1915}{} Wir sind über Kolomea\IO{Kolomea}, Delatyn\IO{Delatyn} gefahren. Um 5\textsuperscript{h} steigen wir in \sout{Nordino}\IO{Nordino} \textit{Nadworna}\IO{Nadworna}\ort{Nadworna [Nadwirna]} aus, auf \uline{Autos} verladen, 15 Mann auf eins, lustige fixe Fahrt durch den kühlen Morgen. Schöne Buchenwälder. Nordino\IO{Nordino} auch viele zerschossene Häuser. Nach \textit{Hwozd}\IO{Hwozd}\ort{Hwozd [Hvizd]} (sprich \textit{wo\^{\j}d}). Bunte Trachten, sauberer als in Pohar\IO{Pohar}, die Frauen überwiegend rot; schön besetzte Pelze, gestickte Hemden. Unsere Korporalschaft ins letzte Haus; nett, aber Läuse (oder haben wir sie etwa hineingebracht?). Alle Korporalschaftsführer gehen mit dem Feldwebel Langer\IN{\langer} Brot holen, 1~Stunde weit. Es wird zum Glück zurückgefahren, wir müssen wieder gehen. Die Österreicher neben uns schenken uns etwas Mittagessen. \gestrunl\ Geschlafen. Geschrieben. Hauschild\IN{\hauschild} schreibt an Frau Weckend\IN{\weckendfrau}, dass ihr Verwandter, der {\lspitz}Bierwirt{\rspitz}, ihm noch 4~Kronen schuldet, die soll sie in seinem Auftrag nehmen und der kleinen Veronika\IN{\veronika} geben, obwohl er \editorstr{der} böse sein müsste, weil sie ihm keinen Kuss geben wollte. [\guillemotright{}Sie werden sagen: Der böse Bub!\guillemotleft{}] \pagebreak Man sagt, wir müssten nachts in den Schützengra\-\tboneA{246}ben; wir sollen viel Munition bekommen. Na, wir freuen uns, mal etwas Ordentliches zu erleben. Die Front ist 10\,\textit{km} von hier; die Schützengräben stellenweise 60\,\textit{m} voneinander. Abends 7\textsuperscript{h} nochmal Appell; alles wird für etwaigen nächtlichen Aufbruch in den Schützengraben vorbereitet: Jeder bekommt 120 Patronen, ferner Appell in allen Ausrüstungsstücken. Abends gemütlich um den Tisch mit der Kerze, erinnert an Pohar\IO{Pohar}. Mit Schmude\IN{\schmutte} auf dem Familienbett geschlafen.~\neueseite{541397} \tbentry{5}{5}{1915}{} 6\textsuperscript{h} geht Schmude\IN{\schmutte} zur Befehlsausgabe; 8\textsuperscript{h} Appell. Dann mit Hauschild\IN{\hauschild} oben auf den Hügel gegangen, umliegendes Hügelland mit Birken und blühenden Bäumen besehen, viele kahle Hügel und die weißen Gipfel der Karpaten\IO{Karpaten}. In der Sonne geschlafen. Etwas mittaggegessen. Mit Otto\IN{\ottosoldat} über die katholische Verbindung gesprochen. 2\textsuperscript{h} Appell. Nachmittags mit Schmude\IN{\schmutte} Schach gespielt, Schmude\IN{\schmutte} gewinnt. Abends ist Middeldorpf\IN{\middeldorpf} bei uns. 8\textsuperscript{h} zum Befehlsempfang. \tbentry{6}{5}{1915}{} \gestrunl\ Gefechtsübung im Wald. Der Feind hat \textit{MG} auf Bäumen; Leutnant Graebsch\IN{\graebsch} rennt wie wild umher, fühlt sich schon als Bergschütze, wir nehmen die Sache harmloser. Von Mittag ab habe ich Dienst, das ist jetzt nur Aufsicht bei Küchenverteilung \sout{zu}, brauche keinen anderen Dienst mitzumachen. Die anderen machen nachmittags Übung im Bajonettieren, Hindernis nehmen; Instruktion über die Wachdienstordnung. Abends mit Schmude\IN{\schmutte} eine Revanche angefangen. 8\textsuperscript{h}~Befehlsausgabe: 3\textsuperscript{h}~aufstehen, 4\textsuperscript{15}~Abmarsch. Ich werfe das weiße Hemd weg (war in Alsoverecke frisch), ziehe das Kompaniehemd an (kurz, aber schönes Leinen). \tbentry{7}{5}{1915}{} Abmarsch mit der 16.~Kompanie zusammen nach Nadworna\IO{Nadworna}, auf kürzerem Wege. (Wir heißen jetzt III~\textit{SB}, 2.~\textit{K}\,\editor{ompanie} (bzw. 1.~\textit{K}\,\editor{ompa\-nie})). Am Bahnhof\IO{Nadworna!Bahnhof}\ort{Nadworna [Nadwirna]} von dem Judenpack mit Schandpreisen ausgesogen; Apfelsinen, Bonbons, Gebäck. Stundenlang in der Sonne gelegen; nachher Kopfschmerzen. Mit der ganzen Korporalschaft zusammen (und einigen anderen) in einem Gepäckwagen mit Bänken, habe eine Bank für mich. Wir haben nichts zu essen bekommen, ich esse den Büchsengulasch kalt. Nachmittags fiebrig, Aspirin genommen, nachts mächtiges Fieber. Habe keinen Mantel, nur Decke zum Zudecken, die Knochen tun weh auf der harten Bank. Leider fahren wir wieder gerade bei Nacht über die hohen Karpaten\IO{Karpaten} weg (in der Nähe Gipfel mit 2000\,\textit{m}). \tbentry{8}{5}{1915}{} Ich bleibe morgens liegen, leg' mir eine andere Decke \gestrunl\ unter, habe noch Kopfschmerzen, bin ganz kraftlos. \pagebreak Vormittags zum Revier. Weil \tboneA{247} ich dort einige Zeit stehen muss, wird mir etwas schwindlig. Ich denke mir, es ist wieder Influenza. Doktor Lenel\IN{\lenel}, besieht und befühlt meinen Leib, fühlt etwas an der Milz, fragt, ob ich schon Schanker gehabt habe, ob ich gegen Cholera und Typhus geimpft bin, spricht mit Seifert\IN{\seiffert} über Übertragung durch Läuse, fragt mich, wann ich solche zuletzt gehabt habe, misst das Fieber. Resultat: Lazarett Voloz\IO{Voloz!Lazarett}. Ich bleibe im Sanitätswagen auf der weichen Holzwolle liegen, bis abends in Munkacs\IO{Munkacs}.\ort{Munkacs [Mukatschewe]}\setort{Nadworna [Nadwirna]} Esse den ganzen Tag nichts. Etwas getrunken, auch Apfelsinen. Belgardt\IN{\belgardt} deckt mich noch mit warmer Decke zu. Mir ist ganz warm im Fieber. Ich male mir die Möglichkeit einer schuldlos erworbenen Geschlechtskrankheit und deren Konsequenzen fürs weitere Leben und fürs Verhalten dem Feinde gegenüber (,,nur der Tod oder das Eiserne Kreuz kann die Sühne sein``) in fieberhaft schiefen Gedankengängen aus. Glaube aber im Ernst selbst nicht dran. Kaum bin ich in Munkacs\IO{Munkacs} wieder bei meiner Korporalschaft, kommt Belgardt\IN{\belgardt}: Mit Gepäck dort hinten zur Roten-Kreuz-Fahne. Schneller Abschied. Auf baldiges Wiedersehen. Zum Kompaniewagen, Feldwebel Langer\IN{\langer} teilt uns noch Karpatenzulage aus.~\neueseite{541403} Auer\IN{\auer} schreibt unsere Überweisungspapiere. Schmude\IN{\schmutte} bringt mir Apfelsinen. Er soll von meiner Post die Briefe immer persönlich verwahren, von den Esssachen soll die Korporalschaft essen. Schon kommen eine Menge Postsäcke an und werden sortiert, {\lspitz}während{\rspitz} wir abmarschieren. Belgardt\IN{\belgardt} sagt, wir bekommen unser Teil hiervon \gestrunl\ morgen. Middeldorpf\IN{\middeldorpf} kommt noch und drückt mir herzlich die Hand. Leutnant Magendantz\IN{\magendanz}, der Kompanieführer, sagt mir und 2~anderen, für die Aspirantenkurse bestimmten, es könne noch einige Zeit damit dauern. Seien wir dann aber noch nicht wieder bei der Kompanie, so werde er dem Lazarett\IO{Munkacs!Lazarett} Munkacs\IO{Munkacs} Nachricht davon geben. In langsamem, trübselig-heiterem Zuge führt ein Sanitäter uns ins Lazarett\IO{Munkacs!Lazarett}. Geschoren, gebadet, frische Wäsche. 5 in die Baracke\IO{Munkacs!Baracke}. In Betten! Der ganze Körper freut sich. Der arme Kopf hat Ruhe, die \sout{Glieder} fiebrigen Glieder kommen auf kühles Leinen. Ein hoher, heller Raum, sauber! Wir sind im Himmel. \setort{Munkacs [Mukatschewe]}\tbentry{9}{5}{1915}{} Wir fühlen uns alle wohler jetzt; endlich mal gut geruht. Meine Kopfschmerzen sind besser, ich mag schon wieder essen. Vor dem Fenster steht eine blühende Kastanie in der Sonne. Ein Sanitäter bestimmt unsere Diät und schreibt unsere Kr\unl ln\fnE{Eine mögliche Lesart wäre ,,Kruxeln``, umgangssprachlich für ,,Leiden``.} auf die Tafel über unserem Kopf. 7\textsuperscript{h}~eine Suppe. 9\textsuperscript{h}~Visite des Oberarztes. Flüchtige Untersuchung, der Sanitäter sagt mir: Diagnose: Magenkatarrh (vielleicht will \editor{er nicht dazu}\fnA{Im Original: \original{ich nicht dabei}.} sagen \tboneA{248} Cholera oder Typhusverdacht). Wir haben eine deutsche Krankenschwe\-ster, sie will uns Apfelsinen usw. in der Stadt besorgen. 10\textsuperscript{h}~Milchkaffee. Dreimal täglich Pulver (meins ist glaub' ich Rhabarber). Vormittags noch ein belegtes Brot. Mittags eine Fleischbrühe und eine Gemüsesuppe. Verhungern lässt man uns hier nicht gerade. Alle Gerüchte über die schlechte Behandlung im Lazarett Munkacs\IO{Munkacs!Lazarett} sind vollkommener Unsinn. Ich fühle mich schon viel besser hier, habe aber immer noch nicht viel Hunger. \sout{Schrei} Hole Tagebuch nach.\bigskip {\fontsize{7.5bp}{8bp}\selectfont\centering \begin{tabular}{p{2cm}l|l|l|l|p{0.4cm}|p{0.4cm}|l|l|l|l} 7.\,V. Mittags\newline Beginn\newline der Krankheit & 9. & 10. & 11. & 12. & 13. & 14. & 15. & 16. & 17. & 18. \\ \hline vormittags 9\textsuperscript{h} & 37,5 & 36,4 & 36,2 & 37,0 & 37,6 & 36,6 & 36,4 & 37,1 & 37,2 & 36,8 \\ nachmittags 4\textsuperscript{h} & 37,5 & 37,2 & 37,7 & 38,8 & 38,4 & 37,2 & 37,7 & 36,8 & 37,9 & \\ & & & & & \htmllatex{Kopf-\linebreak schmerzen}{\rotatebox[]{90}{Kopf-}\rotatebox[]{90}{schmerzen}} & \htmllatex{keine \textit{KS}}{\rotatebox[]{90}{keine \textit{KS}}} & & & & \quad\neueseite{541401} \\ \end{tabular}\par} \bigskip Am~14. fahren Niesel\IN{\niesel} und Grundler\IN{\grundler} mit schwer errungenem Schein des \textit{AOK}. Am 17. Heidrich\IN{\heidrich} und Genossen. Am 18. holt uns ein deutscher Stabsarzt. Nachmittags mit dem Bayerischen Hilfs\uline{lazarettzug} 4. Über Budapest\IO{Budapest} (bei Tage), Wien\IO{Wien} (leider nicht gesehen), Mähren\IO{Mähren}, Böhmen\IO{Böhmen}, Böhmische\IO{Böhmische Schweiz} und Sächsische Schweiz\IO{Sächsische Schweiz}, Dresden\IO{Dresden}.\ort{Dresden} \tbentry{22}{5}{1915}{} Vorbei an Apolda\IO{Apolda}, Tiefurt\IO{Tiefurt}, Weimar\IO{Weimar}, Erfurt\IO{Erfurt} (die Schwerverwundeten werden ausgeladen), Gotha\IO{Gotha}, \uline{Mühlhausen}\IO{Mühlhausen}; ins Lazarett Popperode\IO{Mühlhausen!Lazarett Popperode}.\ort{Mühlhausen} Fahre in die Stadt, werde von Regierungsbaumeister Knabe\IN{\knabe} (wohnt draußen beim Prinzenhaus\IO{Mühlhausen!Prinzenhaus}) freundlich eingeladen. Der Chefarzt und die Offizierstellvertreter (,,Inspektoren``) lassen mitfahren. In Weimar\IO{Weimar} übernachtet.\ort{Weimar} \tbentry{23}{5}{1915}{} \uline{Jena\IO{Jena}.}\ort{Jena} Mutter\IN{\rjcarnapmutter} und Onkel Wilhelm\IN{\wilhelmonkel}. Abends Agnes\IN{\agnes} und Reinhard\IN{\reinhardkaufmann}. Nachmittags Randenborghs\IN{\randenborghs} (Reichardtstieg\IO{Jena!Reichardtstieg}), dann zu~\textit{Cz}\IN{\czapskis}, leider nicht da, treffe sie, als ich weggehe. \tbentry{24}{5}{1915}{} Nach Tisch zu \textit{Cz}\IN{\czapskis}, Leni\IN{\rjleni} und Dodo\IN{\dodo} im Garten, Fränzel\IN{\rjfraenzel} in Einjährigenuniform. Abends zum Kernberg\IO{Kernberg} hinauf. \tbentry{25}{5}{1915}{} \sout{Mit} Agnes\IN{\agnes} bringt Reinhard\IN{\reinhardkaufmann} zur Bahn (er hat keinen Urlaub, ist in Zivil da). Ich gehe zu \textit{Cz}\IN{\czapskis}, Margret\IN{\rjmargret} und Eva\IN{\eva} sind da. \pagebreak Dann mit Fränzel\IN{\rjfraenzel} zur \tboneA{249} Universität\II{Universität Jena}, Dodo\IN{\dodo} und Eva\IN{\eva} gehen ohne Hüte mit. Der Hodler\IN{\hodler} ist zugenagelt.\fnE{Das Gemälde \emph{Auszug der Jenenser Studenten in den Freiheitskrieg 1813} von Ferdinand Hodler in der Aula der Friedrich-Schiller-Universität Jena wurde 1915 wegen der kriegskritischen Haltung Hodlers vernagelt.} Nachmittags gepackt usw. \sout{Mit \unl} Nachrichten vom Italienkrieg\IO{Italien}. Abends 6\textsuperscript{h} geht Agnes\IN{\agnes} mit zum Paradies\IO{Jena!Bahnhof Paradies}. Margret\IN{\rjmargret} und Eva\IN{\eva} fahren mit. Rose von Leni\IN{\rjleni}. Fränzel\IN{\rjfraenzel} steigt Saalebahnhof\IO{Saalebahnhof} ein. In Naumburg\IO{Naumburg}\ort{Naumburg} Hauptmann Wien\IN{\rjwien}\fnE{Offenbar Max Wien. Vgl. auch den Eintrag zum 14.\,XII.\,1916.} getroffen; erzählt, dass Droysen\IN{\droysen} und Birnbaum\IN{\birnbaum} auf Flugzeugen fliegen, mit Funkstation. In Leipzig\IO{Leipzig} ist Hans\IN{\rothehans} leider nicht da, aber Heims\IN{\heims}. In Dresden\IO{Dresden} darf ich nicht aus dem Bahnhof\IO{Dresden!Bahnhof}; Übernachtungsraum. \tbentry{26}{5}{1915}{} In Hirschberg\IO{Hirschberg}\ort{Hirschberg [Jelenia~Góra]} zufällig Middeldorpf\IN{\middeldorpf} am Bahnhof\IO{Hirschberg!Bahnhof}. Anmeldung beim Bataillon; man will noch anfragen. Mittags die Kameraden alle getroffen, auch noch zum Arzt; dann unrasiert und im alten Rock zu Middeldorpf\IN{\middeldorpf}, behält mich aber gleich zu Abend da. Spielt Flöte und Klavier; die Mutter singt. Gespräch mit dem alten Herrn über Hodler\IN{\hodler}. \tbentry{27}{5}{1915}{} Vor- und nachmittags Einkleiderei, dann mit Hauschild\IN{\hauschild} Schneidersache. Abends etwas gelesen (Udo Kraft\IN{\kraftudo}\IW{\udokraft}).\fnE{Kraft, \emph{Selbsterziehung zum Tod fürs Vaterland}. Siehe LL \refcn{733}.} \tbentry{28}{5}{1915}{} Mache keinen Dienst mit; auf der Schreibstube können sie mich auch nicht gebrauchen. Abends Postschänke\IO{Hirschberg!Postschänke} mit Schick\IN{\schick} und Hagmann\IN{\hagmann}; Verdi\IN{\verdi}-Musik wird abgelehnt.\fnE{Italien trat am 23.~Mai 1915 in den Krieg gegen die Mittelmächte ein.} \tbentry{29}{5}{1915}{} Immerfort Appell; zwischendurch in Eile mittags zu Middeldorpf\IN{\middeldorpf}, Mittagessen dort. 4\textsuperscript{h} Appell vor dem Oberstleutnant. Baudach\IN{\baudach} und ich dürfen nicht mitfahren; die anderen bleiben in der Kaserne\IO{Hirschberg!Kaserne}. Abends haben sie nur kurze Pause. Wir treffen uns in der Postschänke\IO{Hirschberg!Postschänke}; sie kommen schwer bepackt hin,~\neueseite{541399} Westfalentisch. Ich begleite Schick\IN{\schick} noch bis zum Bahnhof\IO{Hirschberg!Bahnhof}. (Nach Lokstedter Lager\IO{Lokstedter Lager} bei Itzehoe\IO{Itzehoe}, Hamburg\IO{Hamburg}.) \tbentry{30}{5}{1915}{} Morgens 10\textsuperscript{00} fahren die \textit{MG}-Leute nach Döberitz\IO{Döberitz}; immer noch keine Bestätigung für mich. Treffe Drewski\IN{\drewski}, kommt von Wilhelmshaven\IO{Wilhelmshaven}. Wollen Middeldorpf\IN{\middeldorpf} abholen, schläft noch. Trog im Garten umgestürzt und in Ordnung gebracht. Da geblieben, auch nachmittags. \sout{Mit Midd} \tboneA{250} Wir~3 etwas spazieren. Abends wir dort. Hinterher etwas gesungen und musiziert; Inge\IN{\inge} spielt Laute. Um~11\textsuperscript{h} gehen wir. \tbentry{31}{5}{1915}{} Immer noch nichts; mit Drewski\IN{\drewski} gebummelt. Mittags gelesen, geschrieben und geschlafen. Drewski\IN{\drewski} geht erst im August zur Prüfung; bleibt so lange hier; lässt sich jetzt Erholungsurlaub geben. Abends mit Drewski\IN{\drewski} in der Postschänke\IO{Hirschberg!Postschänke}. \tbentry{1}{6}{1915}{} Drewski\IN{\drewski} fährt 12\textsuperscript{00} für 14~Tage auf Erholungsurlaub. Brief von Mutter\IN{\rjcarnapmutter}. Gefreiter Baudach\IN{\baudach} erzählt mir, dass wir auch Dienst tun sollen. Nachmittags spazieren auf den Kavalierberg\IO{Kavalierberg}; ziemlich müde. \tbentry{2}{6}{1915}{} \gestrunl\ 7\,\hbox{--}\,\textonehalf{}\,10 Dienst: Spaziermarsch über Kavalierberg\IO{Kavalierberg} hinaus. Rast im Grase. Zurück. Gebadet. (Middeldorpf\IN{\middeldorpf} ist abgereist). Nachmittags 2\,\hbox{--}\,6 Dienst; Skjóni gelesen; neu-isländische Erzählungen.\fnE{Eine der Novellen aus Pálsson, \emph{Drei Novellen vom Polarkreis}. Siehe LL \refcn{744}.} \tbentry{3}{6}{1915}{} 7\,\hbox{--}\,9 Dienst. Nachmittags 2\,\hbox{--}\,5, \sout{Gruppe \unl}. Sehr schläfrig. Abends mit dem Gefreiten Brzezinski\IN{\brzezinski} gegessen. \tbentry{4}{6}{1915}{} \gestrunl\ Morgens Gruppe kommandiert. Mittags umgezogen nach Contessastr.\IO{Hirschberg!Contessastraße}~1~I links (Salomo). Nachmittags noch keine Entscheidung, sie wollen nicht noch mal schreiben. Abends im Casino\IO{Hirschberg!Casino} gegessen. Zu Hause \gestrunl\ gelesen. \gestrunl\ Die Hauswirtin ist doch recht neugierig. Unzählige Male kommt sie herein. \tbentry{5}{6}{1915}{} Ich soll zur Wache kommandiert werden, kann aber keine greifen; wahrscheinlich muss ich dafür morgen Dienst machen. Mittags kommt die Frau auch wieder unzählige Male herein, doch merkt sie allmählich, dass ich das nicht sehr schätze. Ich fühle mich ziemlich unglücklich; keine befriedigende Tätigkeit, vom Infanteriedienst, Wachdienst usw. versteh' ich wenig; eigentlich keinen Kameraden, mit dem ich verkehre, und hier auf der Stube lässt man mich nicht mal ungestört allein. Bin auch noch recht müde, mag aber bei Tag nicht schlafen. Nach dem Essen schlafe ich eine Stunde, fühle mich dann wohler. Hole mir Brot, gehe mit dem Gefreiten Brzezinski\IN{\brzezinski} ins Caf\'{e}\IO{Hirschberg!Caf\'{e}}, pumpe ihn an, kaufe mir Butter. Zu Hause überlege ich in Ruhe die Möglichkeiten: Kursus, Urlaub, Sasse\IN{\sasse} fragen wegen Versetzung zur Artillerie, Jena\IO{Jena}. Oder August Kriegsschauplatz, nächster Kursus. Fühle mich wohler. Merke aber doch, dass die Einsamkeit nicht schön ist, wenn man noch dazu keine befriedigende Tätigkeit hat. Ich lese sehr viel, \tboneA{251} die ganzen Tage schon.\fnE{Den Tagen in Hirschberg sind in der Leseliste die Einträge \refcn{727} bis \refcn{744} zugeordnet.} Ich will jetzt weniger lesen, mich mehr ausruhen. Esse zu Hause, dann schöner Spaziergang auf den Hügel links mit Blick über das schöne Land. Komme freudiger wieder nach Hause. \tbentry{6}{6}{1915}{} Kirchgang 7\,\textonehalf{}\,\hbox{--}\,9. Geschlafen. 12\textsuperscript{h}~Befehlsausgabe. Ich habe wider Erwarten doch nicht Dienst. Mit Gefreitem Baudach\IN{\baudach} auf den Kynast\IO{Hirschberg!Kynast}.~\neueseite{541355} \tbentry{7}{6}{1915}{} Vormittags mit Gefreitem Baudach\IN{\baudach} im Bober\IO{Hirschberg!Bober} geschwommen und gerudert. Nachmittags draußen ,,Probe`` für morgen. \tbentry{8}{6}{1915}{} Vormittags 6\textsuperscript{h}\,\hbox{--}\,10, Gefechtsübungen draußen. Wir liegen oben im Feld, markieren feindliche Kompanie. Abends treffe ich Middeldorpf\IN{\middeldorpf}. \tbentry{9}{6}{1915}{} Durch Abkommandierung der Mann\unsicher{schaften} zur Absperrung sind kaum Leute zum Exerzieren mehr da. Kein Dienst, nur Antreten 7\textsuperscript{h} und~2\textsuperscript{h,}. Vormittags mit Middeldorpf\IN{\middeldorpf} im Bober\IO{Hirschberg!Bober} gebadet und viel gerudert, in der Sonne gelegen. \sout{Abends} Nachmittags Middeldorpf\IN{\middeldorpf} auf meiner Bude. Abends zu ihm. Im Garten vor dem Haus gegessen; dann geht Inge\IN{\inge} mit uns ohne Hut in die Stadt; Middeldorpf\IN{\middeldorpf} macht in der Kaserne\IO{Hirschberg!Kaserne} die 9\textsuperscript{h}"~Revision; zurück zu ihm. Wir 2 sitzen dann oben auf der Veranda. Um 11\textsuperscript{h} nach Hause.{\tolerance1000\par} \tbentry{10}{6}{1915}{} Von \textonehalf{}\,8\,\hbox{--}\,\textonehalf{}\,1 Urlaub ,,erarbeitet``; ,,Erholung`` nach Jena\IO{Jena}, Naumburg\IO{Naumburg}, Leipzig\IO{Leipzig} für 14~Tage. 2\textsuperscript{23} mit Baudach\IN{\baudach} bis Görlitz\IO{Görlitz}, über Dresden\IO{Dresden} nach Leipzig\IO{Leipzig},~9\textsuperscript{h}.\ort{Leipzig} Hatte an Hans\IN{\rothehans} telegrafiert. \gestrunl\ Bei Rothes\IN{\rothes} auf der Veranda ganze Familie, etwas erzählt. \tbentry{11}{6}{1915}{} Anderen Tag ist Mäusch\IN{\mausch} schon zur Schule, gehe mit Hans\IN{\rothehans} baden; Eva\IN{\eva} und Mäusch\IN{\mausch} bringen mich 12\textsuperscript{40} zur Bahn\IO{Leipzig!Bahn}. Nach Naumburg\IO{Naumburg},\ort{Naumburg} zu Räubers\IN{\rjraeuber}\IN{\rjraeuberfrau}, erzählt, geschlafen. Kaserne\IO{Naumburg!Kaserne}, der Wachtmeister macht mir wenig Hoffnung, Überfluss an Unteroffizieren. Zu Arends\IN{\arends}, mit Margret\IN{\rjmargret} zu Räubers\IN{\rjraeuber}\IN{\rjraeuberfrau}, oben gegessen, dann in den Garten, dann wieder oben. Das rumänische Hemd. \tbentry{12}{6}{1915}{} Mit Margret\IN{\rjmargret} spazieren, Hohlweg\IO{Naumburg!Hohlweg}, um das Buchholz herum, sie ohne Hut. Zu Major von Sasse\IN{\sasse}, kennt mich noch; vermutet mit Recht, dass ich später dann bei der Artillerie bleiben will; zuweilen neue Formationen; die Abteilung im Westen? Auch die manchmal Ersatz, während im \mbox{Osten} \tboneA{252} gar keiner. Schriftliche Bescheinigung. Bei Räubers\IN{\rjraeuber}\IN{\rjraeuberfrau} gegessen, 1\,\textonehalf{}~nach Jena\IO{Jena}.\ort{Jena}\setort{Naumburg} Nach Hause, hatte schon geschrieben. \tbentry{13}{6}{1915}{} Morgens mit Mutter\IN{\rjcarnapmutter} auf den Kernberg\IO{Kernberg}; nachmittags zur Kaserne, zu \textit{Cz}\IN{\czapskis}. Mit Leni\IN{\rjleni} im Garten auf dem Rasen gelegen. Abendessen zu Hause. Cello gespielt.\setort{Jena} \tbentry{14}{6}{1915}{} Kaserne\IO{Jena!Kaserne} angemeldet, mit Leni\IN{\rjleni} zu Diederichs\IN{\diederichs}. Nachmittags 4\textsuperscript{h} Fritz von Baußnerns\IN{\baussnernfritz} Probepredigt.\fnE{Fritz von Baußnern war evangelischer Pfarrer.} \gestrunl\ Abends er und Kroug\IN{\egmont} hier. \tbmanyentries{\tbentry{15}{6}{1915}{}\,\hbox{--}\,\tbentry{16}{6}{1915}{}} Nachmittags \gestrunl\ bei Trüpers\IN{\rjtruepers} Kaffee getrunken im Familienkreise, abends im kleinen Volkshaussaal\IO{Jena!Volkshaussaal}\II{Volkshaus Jena} Diskussionsabend; Diederichs\IN{\diederichs} spricht über ,,Krieg und Ewigkeitsglaube``\IW{\diederichskrieg}, glaubt in scharfer Opposition zu sein, ist aber einfacher Pantheismus, dem Eindruck nach trivial; Weinel\IN{\weinel} stimmt dann ziemlich allem bei. Unbefriedigend. Dann noch auf Egmonts\IN{\egmont} Bude. \tbentry{17}{6}{1915}{} Nachmittags zu \sout{M} Leni\IN{\rjleni}, in der großen Laube, flickt Strümpfe. Über Frauenstudium, viele Mädchen richten sich nach dem Dafürhalten ,,der Männer``; die Dierdörfer.~\neueseite{541349} Ihr Schweizer Reiseplan. \tbentry{18}{6}{1915}{} Früh 6\textsuperscript{h} mit Leni\IN{\rjleni} auf die Kernberge\IO{Kernberge}; wir finden die Melodie wieder von \textit{MHs}\IN{\hoermann} Lied ,,Jetzt fängt der neue Frühling an``. Mit ihr im Garten, \gestrunl\ Mutter\IN{\rjcarnapmutter} pflückt Rosen. Nachmittags mit Fritz\IN{\baussnernfritz} und Egmont\IN{\egmont} bei Diederichs\IN{\diederichs}; ein österreichischer Jude (Braun\IN{\braun}), eine baltische Tänzerin (Sent M'Ahesa\IN{\mahesasent}, \textit{alias} von Carlberg); etwas über die Karpaten\IO{Karpaten}, das Hungern im Kriege usw. Auf Egmonts\IN{\egmont} Bude 3-stimmig gesungen; macht mir wieder viel Freude. Abends zu Nohl\IN{\rjnohl}, auf der Veranda gegessen, viel über den Krieg und die Soldaten, Kremers\IN{\rjkremers}, die baltischen Provinzen\IO{Baltische Provinzen}; später kommt Frau Poppen\IN{\poppenfrau} (Musikdirektor), mit ihr und allen Nohls\IN{\rjnohl} über die Saale\IO{Saale} zurück. \tbentry{19}{6}{1915}{} Nachmittags mit \sout{Fritz}\IN{\baussnernfritz} Egmont\IN{\egmont} zu Hertleins\IN{\hertlein}. \sout{Es} Mir tut's leid, dass Missi\IN{\missi} bald geht, hätte sie gerne Laute spielen hören. (Fritz\IN{\baussnernfritz} ist in Weimar\IO{Weimar}.) Denke ans Seelchen, wenn ich sie sehe. Über Suppers\IN{\supper} Bücher, ihr Bild, Kriegsaussichten.\fnE{Von Auguste Supper sind 1915 eine Reihe von Büchern mit Kriegsbezug erschienen. In der Leseliste findet sich kein Titel von Supper.} Abends zu \textit{Cz}\IN{\czapskis}, \sout{Fr\unsicher{itz}} Egmont\IN{\egmont} geht mit bis über die Brücke, will nicht unbekannt mit hinein (,,Gasthausprinzip``); bei \textit{Cz}\IN{\czapskis} auch Fritz\IN{\baussnernfritz}, Fräulein Petit\IN{\petitfraeulein} und Fräulein Lohmann\IN{\stackelberglene}. Im Garten um den großen Tisch. Dann in der Stube. Ich necke Fritz\IN{\baussnernfritz} viel; schließlich wird von allen Tieren gesucht, wo sie in der Bibel\IW{\bibel} vorkommen. \pagebreak Mit Fritz\IN{\baussnernfritz} noch zu Egmont\IN{\egmont}. \tboneA{253} Er liest seinen Artikel gegen Diederichs\IN{\diederichs}, scharf, gegen das unwürdige, behagliche Niveau, über Religion zu sprechen; er will den Artikel Weinel\IN{\weinel} bringen. \tbentry{20}{6}{1915}{} Morgens mit Mutter\IN{\rjcarnapmutter} auf den Berg; lese ihr Rugards\IN{\rugard} Brief vor; wo er sich über die schnelle ,,Gesinnungsänderung`` bei Änderung der Umgebung (Student, Krankenpfleger, Soldat) wundert. Mutter\IN{\rjcarnapmutter} erzählt von der ihr zuerst fremden Ronsdorfer Atmosphäre. Zu Schomerus\IN{\schomerus}. Nachmittags weitergelesen in ,,Die Heilige und ihr Narr``\IW{\heiligenarr},\fnE{Günther, \emph{Die Heilige und ihr Narr}. Siehe LL \refcn{747}.} abends auch und musiziert. \tbentry{21}{6}{1915}{} Mit Doktor Schomerus\IN{\schomerus} zu Zeiss\IO{Jena!Zeiss}, Fernglas gekauft. Mit Egmont\IN{\egmont} zur Universität\II{Universität Jena}; plötzlich Nohl\IN{\rjnohl} dort, gehe mit ins Kolleg (Ästhetik).\fnE{Im Sommersemester 1915 hielt Herman Nohl montags von 10 bis 11~Uhr eine Vorlesung zur \emph{Einführung in die Geschichte der Ästhetik}.} Nachmittags 3\textsuperscript{h}\,\hbox{--}\,8\textsuperscript{h} mit Nohl\IN{\rjnohl} spazieren, über den Landgrafen\IO{Landgraf} nach Löbstedt\IO{Löbstedt}, dort Kaffee getrunken. Über bevorstehenden Fall von Lemberg\IO{Lemberg}; Professor Wiens\IN{\rjwien} Fliegerfunkerversuche, neue \textit{U}-Boote, erstaunliche innere Sicherheit von den Mädchen (Dodo\IN{\dodo} und Hilde\IN{\hilderuss}) ihm gegenüber im Vergleich der \sout{Hel \unl} Unsicherheit der Studenten (,,die ja auch immer eine Art schlechtes Gewissen haben``), Rangstufe der verschiedenen Künste, über Reger\IN{\rjreger}, Schauspieler-Anekdoten,~\neueseite{541353} Diederichs\IN{\diederichs} in Zürich\IO{Zürich} (will Ehrendoktor), Militärpädagogik (ausführlich, Anregung durch die Löbstedter \textit{UO}-Schule),\fnE{Löbstedt ist ein Stadteil von Jena.} Nohl\IN{\rjnohl} würde leise, aber scharf kommandieren, nie schimpfen, durch innere Überlegenheit wirken; über die Heerführer, das Verhältnis Hindenburg\IN{\hindenburg}~\hbox{--}~Ludendorff\IN{\ludendorff}, Vergleich mit einem großen österreichischen Eisenindustriellen; \gestrunl\ geistige Arbeit ist ungesund, er lacht trotz der tragischen Tatsache; politische Aussichten nach dem Kriege, nicht sehr viel Hoffnung; z.\,B. auch schwierige Wahlrechtsfrage, Verantwortlichkeit des Dozentenberufes bei der notwendigen deutschen Erneuerung. 8\textsuperscript{h} zu \textit{Cz}\IN{\czapskis}, haben Besuch, aber Leni\IN{\rjleni} und Dodo\IN{\dodo} sind bei Fräulein Lohmann\IN{\stackelberglene}; mit Fräulein Brandis\IN{\brandisfraeulein} dorthin; dort mit Fräulein Lohmann\IN{\stackelberglene} und Dodo\IN{\dodo} im Garten gesessen, Dodo\IN{\dodo} rät Fräulein Lohmann\IN{\stackelberglene}, nicht alles von mir ernst zu nehmen. \tbentry{22}{6}{1915}{} Vormittags bei Leni\IN{\rjleni}, in der kleinen Laube, sie schält Erbsen. Ich lade alle zu Abend ein. 2\textsuperscript{h} Margret\IN{\rjmargret} abgeholt, komme etwas zu spät; Diederichs\IN{\diederichs} usw. hat sie schon am Bahnhof\IO{Jena!Bahnhof} empfangen und nimmt sie mit. Zu Fritz\IN{\baussnernfritz}, muss dort warten, \tboneA{254} lade die beiden Studenten zum Abend; mit Fritz\IN{\baussnernfritz} zu Diederichs\IN{\diederichs}. Er hat Geburtstag. Auf der Veranda. Es wird zu viel Militärisches gesprochen, ein Unbekannter redet mir zu ungebildet darüber. Mit Margret\IN{\rjmargret} nach Hause. Unterwegs lade ich Missi Hertlein\IN{\missi} zum Abend ein. Abends 7\textsuperscript{h} Frau \textit{Cz}\IN{\czapskifrau} und Tochter und Pensionärin, Hilde\IN{\hilderuss}, Missi\IN{\missi}, Fritz\IN{\baussnernfritz} und Egmont\IN{\egmont} bei uns. Mutter\IN{\rjcarnapmutter} hat fürs Essen gut gesorgt; mittags hatten wir zu ihrem Kummer viel darüber gesprochen. Im Garten auf der Serawiese\IO{Jena!Serawiese}\II{\sera} gesessen, 3-stimmig gesungen, und auch einstimmig, meist alle. Haus in Österreich, Nepomuk, Es wollt sich einschleichen; Frau \textit{Cz}\IN{\czapskifrau} wollte schon so früh weg, wir blieben gerne, singen deshalb zuletzt das lange ,,Es blies\fnA{Original \original{blos}.} ein Jäger``. Zum Schluss ,,Ade zur guten Nacht``. Um 10\textsuperscript{h} gehen sie. Mit Margret\IN{\rjmargret} noch auf den Kernberg\IO{Kernberg} bis \textonehalf{}\,1. Oben gesessen, Blick über Lobeda\IO{Lobeda}; (Gegenwartsleben, Freude aneinander, ohne für die Zukunft zu wollen, sich nicht binden.) \tbentry{23}{6}{1915}{} Margret\IN{\rjmargret} holt Eva Rothe\IN{\eva} zu \textit{Cz}\IN{\czapskis} ab. \gestrunl\ (Ich packe.) Mittags wieder hier. Nach Tisch bis~3\textsuperscript{h} zu Trüpers\IN{\rjtruepers}, Abschied. Mit Margret\IN{\rjmargret} zu \textit{Cz}\IN{\czapskis}. Dort Eva\IN{\eva}. Wir wollen mit dem Abendbrot auf den Forst. Mit Eva\IN{\eva} zu Fritz\IN{\baussnernfritz}, Egmont\IN{\egmont} kann erst später, Kirschen gekauft. \gestrunl\ Sturm gegen Reinhards\IN{\reinhardkaufmann} Gartenschlauch. Den Forstweg hinauf. ,,Egmont\IN{\egmont}! Dies ist die Steinbank.`` Oben im Grase~\neueseite{541351} gelegen. Mit Fritz\IN{\baussnernfritz} über soldatische Missstände gesprochen, soll's aber für sich behalten (Selbstverstümmelung, nötige Strafen, Anbinden; bestes Alter nicht die Jungen, sondern Mitte Zwanziger, wegen Ausdauer), alles flüstert leise für sich. Dann gesungen. Egmont\IN{\egmont} kommt. Kirschenessen mit Steinespucken. Zurück, Dodo\IN{\dodo} erzählt mir von Dita\IN{\dita}. Mit Eva\IN{\eva} gegangen, \gestrunl\ ob sie oft ins Feld schreibt (an~Heims\IN{\heims}, Gabert\IN{\gabert}, Fränzel\IN{\rjfraenzel}, nicht an Freyer\IN{\freyer}); die Leipziger seien ihr oft doch so ,,fremd``; ich auch? \gestrunl\ Sie hat Angst, wenn sie an mich schreibt; ich bin zu spöttisch. Habe ich sie wirklich zuweilen verletzt? Dodo\IN{\dodo} und Leni\IN{\rjleni} verstehen doch, ob's Scherz oder Ernst ist. In \textit{Cz}\IN{\czapskis} Haus Abschied von allen, Eva\IN{\eva} geht mit zum Tor, gibt mir die beiden Leipziger Rosen; sie meint, sie freut sich, wenn ich auch mal schreiben werde. Mit Margret\IN{\rjmargret} nach Hause; Lisis\IN{\rjlisi} Brief, Flitners\IN{\flitner} Gruß darin. \tbentry{24}{6}{1915}{} \sout{Margret\IN{\rjmargret}} Mit Margret\IN{\rjmargret} bis zur Schützenbrücke\IO{Jena!Schützenbrücke}; meine schöne Rose gebe ich ihr für Eva\IN{\eva} mit; sie werden sich auf dem Markt treffen. Mittags \sout{den} soll Hans\IN{\rothehans} noch kommen. Nachmittags auf die Hohen Leeden\IO{Hohe Leeden}; dort \tboneA{255} Besprechung des Denksteins und der Liste für Brügmann\IN{\bruegmann}; nachts zurück. Unterwegs lese ich Margret\IN{\rjmargret} Flitners\IN{\flitner} Gruß vor, damit sie ihn ausrichtet. 8\textsuperscript{47}\,\hbox{--}\,8\textsuperscript{\uline{45}} über Dornburg\IO{Dornburg}, Naumburg\IO{Naumburg}, Leipzig\IO{Leipzig}, Dresden\IO{Dresden}, Görlitz\IO{Görlitz} (dort mit Baudach\IN{\baudach} zusammengetroffen) nach \uline{Hirschberg}\IO{Hirschberg}.\ort{Hirschberg [Jelenia~Góra]} \textit{MHs}\IN{\hoermann} Brief, die Wirtsleute wieder sehr gesprächig. \tbentry{25}{6}{1915}{} 7\textsuperscript{h} Dienst, dann geschlafen; 10\textsuperscript{h} mit Baudach\IN{\baudach} gebadet. Mittags habe ich Dienst, bleibe ganzen Nachmittag in der Kaserne\IO{Hirschberg!Kaserne}, mit Baudach\IN{\baudach}, dann Middeldorpf\IN{\middeldorpf}. Arrestanten gebracht und geholt. Befehlsausgabe, Putzstunde. (Mit Baudach\IN{\baudach} überlegt, ob ich in die Alpen\IO{Alpen} zum \textit{SB} III soll (sehr wenig Aussicht) oder vielleicht zum Jägerbataillon~17 nach \textit{Diksmuide}\IO{Diksmuide};\fnA{Im Original \original{Dixmuiden}.} unser Kursus wahrscheinlich erst im August.) Drewski\IN{\drewski} zu Middeldorpf\IN{\middeldorpf} zum Abend; ich könnte auch bis~9, Middeldorpf\IN{\middeldorpf} scheint nicht sehr dafür (weshalb? nur Hausfrauensorge?). Im Casino\IO{Hirschberg!Casino} Tagebuch geschrieben. Nach 9\textsuperscript{h} Zimmer nachgesehen. \tbentry{26}{6}{1915}{} Geweckt. Gelesen. \uline{Transport nach Schmiedeberg}\IO{Schmiedeberg},\ort{Schmiedeberg [Kowary]} 94.~Infanterie, die sich freiwillig zur Gebirgstruppe gemeldet haben. Zum Glück doch noch per Bahn. Singend in Schmiedeberg\IO{Schmiedeberg} eingezogen, mit Rosen beworfen, bis vors Rathaus\IO{Schmiedeberg!Rathaus}. Entzückendes kleines Städtchen; Baudach\IN{\baudach} hat sich auch mit hingeschmuggelt. Auf der Straße vor dem Schwarzen Ross\IO{Schmiedeberg!Gasthaus Zum Schwarzen Ross} gegessen. \tbentry{27}{6}{1915}{} Kirchgang. Mit Drewski\IN{\drewski} und Baudach\IN{\baudach} nachmittags nach Warmbrunn\IO{Warmbrunn}.\fnE{Der ungefähr 10 km nordwestlich von Kowary gelegene Kurort Cieplice Śląskie-Zdrój.} Abends Postschänke\IO{Schmiedeberg!Postschänke}, auch noch der kleine Dankwart\IN{\dankwart}, der morgen zum Fahnenjunkerkursus nach Döberitz\IO{Döberitz} will. 9\,\textonequarter{}\,\hbox{--}\,12 abends Wirtshauspatrouille mit Ericke\IN{\ericke} und dem alten Erdmann\IN{\erdmann}.~\neueseite{541365} Kolossal viele Lokale und noch mehr Leute drin, aber alle mit Urlaubschein. Die beiden trinken mal Bier, und der Feldwebel erzählt's Pettow\IN{\pettow}. Ebenso gekränkter Ober\-jäger, den ich erst frage und dann noch um den Schein bitte. \tbentry{28}{6}{1915}{} 7\,\hbox{--}\,10, 2\,\hbox{--}\,\textonehalf{}\,5 Dienst. 6\,\hbox{--}\,7 Putzstunde, Bjørnson\IN{\bjoernson} Gottes Wege\IW{\bjoernsongotteswege} gelesen.\fnE{Bjørnson, \emph{Auf Gottes Wegen}. Siehe LL \refcn{748}.} Abends mit Drewski\IN{\drewski} hier; wir besprechen seinen Plan, Flieger zu werden. \tbentry{29}{6}{1915}{} Morgens kein Dienst, geschrieben. Mittags sagt Pettow\IN{\pettow}, dass man in Schmiedeberg\IO{Schmiedeberg} \sout{nach} noch Oberjäger braucht. Ich melde mich dazu. \tboneA{256} 5\textsuperscript{h}~Vorstellung vor dem Oberstleutnant. Abends mit Drewski\IN{\drewski} und Baudach\IN{\baudach} in der Postschänke\IO{Schmiedeberg!Postschänke}. \tbentry{30}{6}{1915}{} 8\textsuperscript{h} auf Kammer, Rucksack bekommen. Gepackt, in der Stadt etwas gebummelt. Drewski\IN{\drewski} sagt, dass Inge\IN{\inge} 9\,\hbox{--}\,10 Springstunde hat.\fnE{Möglicherweise Freistunde in der Schule oder Arbeit.} Bei dem Regen ist sie natürlich nicht auf der Straße. Ich will zu den Eltern, Übertemperatur, kehre um. Gehe vor 12\textsuperscript{h} hin, nur der Leutnant dort. Mit Drewski\IN{\drewski} und Baudach\IN{\baudach} Mittag im Casino\IO{Schmiedeberg!Casino} und Konditorei\IO{Hirschberg!Konditorei}. Nach \uline{Schmiedeberg}\IO{Schmiedeberg}. Gasthaus zum Stollen\IO{Schmiedeberg!Gasthaus Zum Stollen}. \gestrunl\ Nichts zu tun, Becker\IN{\rjbeckerfritz} dort, Kaffee getrunken, geschrieben. Nach dem Abendessen mit Becker\IN{\rjbeckerfritz} spazieren, über \textit{WV}\II{\wandervogel} usw., \sout{Beckers}\IN{\rjbeckerfritz} Plan der \textit{JWV}\II{Jung-Wandervogel} Führer, nach dem Krieg auf einer Hallig\fnE{Kleine Insel.} zusammenzukommen, Heimstättenfrage usw. \tbentry{1}{7}{1915}{} 7\,\hbox{--}\,12 Übungsmarsch. Nachmittags gelesen. \tbentry{2}{7}{1915}{} 7\,\hbox{--}\,12 Übungsmarsch, schon etwas schwieriger, auch heute \sout{zu} Einkehr in der Grenzbaude. Abends mit Becker\IN{\rjbeckerfritz} oben im Stübchen gesessen, geschrieben, gelesen. Es regnet noch immer. (Fidus\IN{\fidus}, \textit{WV}-Heim\II{\wandervogel}, Maler Pfeiffer\IN{\pfeifermaler}, Urlaub zur Schneekoppe\IO{Schneekoppe} usw.) \tbentry{3}{7}{1915}{} Übungsmarsch, etwas Sonne und Aussicht. Abends Urlaub; mit Becker\IN{\rjbeckerfritz} 7\textsuperscript{h} zur Forstbaude\IO{Forstbaude} hinauf, erzählt vom Skispringen. \tbentry{4}{7}{1915}{} Über der Forstbaude\IO{Forstbaude} gesessen, Peer Gynt\IW{\peergynt} gelesen,\fnE{Siehe LL \refcn{750}.} etwas geschrieben; mittags gebadet im Bach. Kaffee in der Baude\IO{Forstbaude}, draußen geschlafen, Abend in der Baude\IO{Forstbaude}; nach Hause. \tbentry{5}{7}{1915}{} 5\textsuperscript{h} Abmarsch zur \uline{Felddienstübung}, Krummhübel\IO{Krummhübel},\fnE{Das heutige Karpacz, ungefähr fünf Kilometer südwestlich von Kowary, am Fuß der Schneekoppe gelegen.} Seifenlehne\IO{Seifenlehne} (heiß und anstrengend), Koppenplan\IO{Koppenplan}; Freikompanie über die Schnee\-koppe\IO{Schneekoppe}; gut mit dem Glase beobachtet. Hampelbaude\IO{Hampelbaude}, Abstieg. 6\textsuperscript{h}~zu Hause. \tbentry{6}{7}{1915}{} Kleiner Übungsmarsch, nachmittags Exerzieren. \tbentry{7}{7}{1915}{} Patrouillenübung auf dem Landeshuter Kamm\IO{Schmiedeberg!Landeshuter Kamm}. Nachmittags Unterricht. \tbentry{8}{7}{1915}{} Nachmittags Appell mit Besichtigungssachen. \tboneA{257} \tbentry{9}{7}{1915}{} 5\textsuperscript{h}~\textit{{a.\,m.}}\,\hbox{--}\,6\textsuperscript{h}~\textit{p.\,m}. Felddienstübung auf dem Koppenplan\IO{Koppenplan}. Besichtigung durch den Kommandogeneral von Bernhardi\IN{\bernhardi}. Als Beobachter verfolge ich stundenlang das Nahen des Feindes jenseits~\neueseite{541359} der Schneekoppe\IO{Schneekoppe}, auf dem Jubiläumsweg\IO{Jubiläumsweg}; Stab und Tragtierkolonne steigen von der Koppe\IO{Schneekoppe} herunter. Bei der Hampelbaude\IO{Hampelbaude} Feldküche. Über Krummhübel\IO{Krummhübel} zurück. \tbentry{10}{7}{1915}{} Vormittags Kompanie zum Baden (Buchwald\IO{Buchwald}). Abends mit Becker\IN{\rjbeckerfritz} und Moldenhauer\IN{\moldenhauer} über Krummhübel\IO{Krummhübel} zur Teichmannbaude\IO{Teichmannbaude}. Leutnant Thilo\IN{\thilo} besucht. Wieder mal Betten! \tbentry{11}{7}{1915}{} Zu den 3 Steinen\IO{Schmiedeberg!Dreisteine}, alle bestiegen (außer den ,,Wackelstein``).\fnE{Die Felsengruppe Dreisteine bei Schmiedeberg.} Der \textit{SÖ} der schönste, mit Klubsesseln, Fußbädern und Trinkwasserbehältern. Der schwierigste ging nur barfuß. Schlingelbaude\IO{Schlingelbaude} Kaffee. Krummhübel\IO{Krummhübel}, Frau von Klitzing\IN{\klitzingfrau} schleppt uns ins Offiziersdamenheim\IO{Krummhübel!Offiziersdamenheim},\fnE{Das 1901 für unbemittelte weibliche Angehörige von Offizieren des VI. Armeekorps gegründete Charlottenheim in Krummhübel (Karpacz).} Zigaretten. Unterwegs noch gerastet und gelesen. Heim. \tbentry{12}{7}{1915}{} Exerzieren, andere Inspektion schießen. \tbentry{13}{7}{1915}{} Große Felddienstübung unter Korseck\IN{\korseck}, an den Mittagssteinen.\IO{Schmiedeberg!Mittagssteine} Feldküche kommt nicht. 6\textsuperscript{h}~\textit{a.\,m.}\,\hbox{--}\,\textonehalf{}\,7 \textit{p.\,m.} Großer Rückmarsch: Jubi\-läumsweg\IO{Jubiläumsweg}, Grenzbaude\IO{Grenzbaude}. Alles müde, früh zu Bett. \tbentry{14}{7}{1915}{} Schießen. Kopfscheibe 120\,\textit{m}, liegend aufgelegt. Bedingung: 3~Schuss, 2~Treffer: Erfüllt.{\tolerance2000\par} \tbentry{15}{7}{1915}{} Nachmittags 4\textsuperscript{h} zum Nachtmarsch. Regen. In Hampelbaude\IO{Hampelbaude} 1~Stunde Rast. Hagelsturm an der Riesenbaude\IO{Riesenbaude}; Jubiläumsweg\IO{Jubiläumsweg}; über den \gestrunl\ Kamm. Finster; geleitet durch des Vordermanns Kochgeschirr; auch mit geschlossenen Augen durch \gestrunl\ das Geräusch der Schritte. \tbentry{16}{7}{1915}{} Früh 3\textsuperscript{h} zurück. Tagsüber leichter Dienst. \tbentry{17}{7}{1915}{} Früh 3\textsuperscript{h} \sout{Weck} Aufstehen, 4\textsuperscript{h} Abmarsch, Arnsdorf\IO{Arnsdorf}, Hirschgrund\IO{Hirschgrund}. Patrouillenübung der einzelnen Leute; ich markiere Feind mit einer Gruppe, meine Leute müssen einzeln herausspringen, in Deckung zurück (,,Pilgerchor``). \sout{10\textsuperscript{h}} Über Grenzbaude\IO{Grenzbaude} zurück. Moldenhauer\IN{\moldenhauer} fährt nach Hause. Abends mit Becker\IN{\rjbeckerfritz} nach Krummhübel\IO{Krummhübel}, kräftige Regenschauer, prachtvolle Farben am Himmel. Teichmannbaude\IO{Teichmannbaude}, feines Zimmer mit Veranda. Thilo\IN{\thilo} spricht uns kurz.\pagebreak \tboneA{258} \tbentry{18}{7}{1915}{} Regen zwingt uns in die Schlingelbaude\IO{Schlingelbaude}. Nachmittags auf den höchsten Dreistein\IO{Dreistein}. Geschlafen, ,,Auf Gottes Wegen``\IW{\bjoernsongotteswege} zu Ende gelesen, Becker\IN{\rjbeckerfritz} liest meinen Gösta\IW{\rjlagerloefgoestaberling}.\fnE{Lagerlöf, \emph{Gösta Berling}. Siehe LL \refcn{365}, \refcn{512}.} \sout{Trübes Wetter} Bedeckter Himmel, aber zuweilen \gestrunl\ herrlicher Blick auf die frischen Farben. \tbentry{19}{7}{1915}{} Exerzieren (andere Abteilung schießen). \tbentry{20}{7}{1915}{} 5\textsuperscript{h}\,\hbox{--}\,7\textsuperscript{h} abends große Felddienstübung. Über Kleinaupa\IO{Kleinaupa} (Österreich) zur Koppe hinauf (Anstrengend! Steiler Weg.). Zug Klemmet\IN{\klemmet} schickt auf Koppenplan\IO{Koppenplan} 8 Patrouillen gegen den Rücken Steinboden, ich linke Flügelpatrouille,~\neueseite{541367} am oberen Riesengrundkessel\IO{Oberer Riesengrundkessel}, bis auf Steinbodengipfel\IO{Steinbodengipfel}. Rast an der Riesenbaude\IO{Riesenbaude}. Durch Melzergrund\IO{Melzergrund} hinab. Bin \editor{Oberjäger} vom Dienst. \tbentry{21}{7}{1915}{} Vormittags \editor{Oberjäger} vom Dienst. Nachmittags geschossen (Kopfringscheibe, Anschusstisch), \kreuz, \kreis, \kreis.\fnE{Die Symbole stehen offensichtlich für Treffer + und Fehlschuss o.}{\tolerance1000\par} \tbentry{22}{7}{1915}{} Marsch mit Marschsicherungen \sout{(von Patrouillen} und Störung durch feindliche Patrouillen, über Buchen, (dann nehme ich falschen Weg als Spitze\sout{)} und fange eine feindliche Gruppe ab), Frauenstein\IO{Frauenstein} (da nimmt die neue Spitze falschen Weg), \gestrunl\ über Neudorf\IO{Neudorf} (wieder als Spitze) nach Fischbach\IO{Fischbach}. Blick auf die Falkenberge\IO{Falkenberge}, schöne Felsen. Durch den Schlossgarten\IO{Schlossgarten}; gelagert, Küche kommt, ausgeruht. Über Buchwald\IO{Buchwald} zurück. \tbentry{23}{7}{1915}{} Vormittags Schießen und \uline{Exerzieren}. \textonehalf{}\,2\,\hbox{--}\,\textonehalf{}\,4 für den neuen tüchtigen Oberleutnant Kuchinski\IN{\kuchinski} stenografiert und diktiert. ,,Notizen`` für unsere Ausbildung. Nachmittags 5\textsuperscript{h} Abmarsch zur Nachtübung. 9\,\hbox{--}\,10\textsuperscript{h} Rast (unter Leutnant Korseck\IN{\korseck}). Die meisten schlafen, in die Zeltbahn eingehüllt. Schön, in der Stille zu liegen, und dann in schweigendem Zug weiter. Über die Wiesenbaude\IO{Wiesenbaude}, Schützenlinie, im toten Winkel, dann zum Kamm hinauf, dass die Knie kaum mehr können, mit Hurra in den Feind gebrochen. \tbentry{24}{7}{1915}{} Hinab, bin mit Moldenhauer\IN{\moldenhauer} an der Spitze, hinter dem Leutnant. Schlingelbaude\IO{Schlingelbaude}, Hoserweg\IO{Hoserweg},\gestrunl\ es wird dämmerig, in Krummhübel\IO{Krummhübel} schon hell. \textonehalf{}\,6 zurück. Der Rucksack drückt, nach dem Ablegen bin ich wieder ganz munter; es gibt Kaffee. Wir schlafen uns aus. Nachmittags Schießen. \tbentry{25}{7}{1915}{} Kirchgang. Mit Moldenhauer\IN{\moldenhauer} und Becker\IN{\rjbeckerfritz} nach Hirschberg\IO{Hirschberg}, Seil und Solo\fnE{Vielleicht (Markenname für) Seilklemme.} gekauft. Nachmittags Warmbrunn\IO{Warmbrunn}; Baudach\IN{\baudach} getroffen, dann \tboneA{259} Drewski\IN{\drewski}. \sout{Kurkon} Ausstellung \sout{der} von Riesengebirgshandwerk. Kurkonzert. \tbentry{26}{7}{1915}{} Vormittags Schießen. Nachmittags Exerzieren; wegen Regen gehen wir in die Turnhalle\IO{Hirschberg!Turnhalle} . Abends mit Becker\IN{\rjbeckerfritz} zu Moldenhauer\IN{\moldenhauer} ins Revier. \tbentry{27}{7}{1915}{} Vormittags Exerzieren und Üben für die Trauerparade. Nachmittags \textonehalf{}\,3\,\hbox{--}\,\textonehalf{}\,5 Trauerparade und 3 Salven von 120 Mann neben dem katholischen Kirchhof\IO{Schmiedeberg!Katholischer Kirchhof}. Abends für die Leute \textonehalf{}\,9 Zapfenstreich. Inzwischen haben wir zu unserem Entsetzen gehört, der neue Oberleutnant sagte, wir rückten erst Oktober oder November aus; und wenn dann Italien\IO{Italien} uns noch nicht den Krieg erklärt habe, nur in die Vogesen\IO{Vogesen}. Baudach\IN{\baudach} sagt mir, wir beide seien nicht zum Kursus genommen, da nur beschränkte Zahl, und Leute, die länger draußen waren. Was tun? Durch Graebsch\IN{\graebsch} oder Thilo\IN{\thilo} Beziehung zum \textit{SB} aufsuchen? \tbentry{28}{7}{1915}{} Große Übung. Grenzbaude\IO{Grenzbaude}, Kamm; viel Regen; Jubiläumsweg\IO{Jubiläumsweg}. 9\,\hbox{--}\,10 Pause in der Riesenbaude\IO{Riesenbaude}. Dann stehen wir im Regen; die Offiziere sollen gefallen sein, der neue Gardeoberjäger führt unsere beiden Züge gegen Westen, um 12 soll gegen den anrückenden Feind die Sturmhaube errichtet sein. Wir umzingeln~\neueseite{541361} \sout{Skibaude\IO{Skibaude}.} \sout{\unl\ der mir \unll\ da freu' ich mich \unll\ Schlacht.} ihn auf der Prinz-Heinrich-Baude\IO{Prinz-Heinrich-Baude}. Kritik durch Oberleutnant von Razinski\IN{\razinski}. Nach Krummhübel\IO{Krummhübel}, alle einen Kiefernbruch\fnE{Bezug unklar, vielleicht Zapfen oder Zweig.} am Tschako. 2\textsuperscript{h}~dort; endlich spät Mittagessen. \tbentry{29}{7}{1915}{} Vormittags Exerzieren. Nachmittags Exerzieren. \tbentry{30}{7}{1915}{} Vormittags 2~Stunden Aufsicht beim Schießen, bekomme starkes Ohrensausen, nachmittags 2\,\hbox{--}\,5 Bettruhe. 7\textsuperscript{h} Abmarsch zur Nachtübung. Krummhübel\IO{Krummhübel}, Brückenberg\IO{Brückenberg}, Brotbaude\IO{Brotbaude}, Baberhäuser\IO{Baberhäuser}; hier Rast 11\,\hbox{--}\,12\textsuperscript{h}. \tbentry{31}{7}{1915}{} Ich soll mit einem Zug Feldwache übernehmen gegen Feind, der \sout{vom von der Sturmhaube} vom Hohen Rad\IO{Hohes Rad} herunterkommen soll. Ich will Posten vorne aufstellen; der Oberleutnant von Razinski\IN{\razinski} lässt mich Experimente machen, wie weit man sehen kann (im Mondschein). Es sollen also keine Posten aufgestellt werden, sondern der Zug nimmt eine Stellung ein (unter {\lspitz}Mandel{\rspitz}\IN{\mandel}). Wir (2 Züge) weiter unten, der Pionieroberleutnant weist uns eine schöne Stellung an. Mit Becker\IN{\rjbeckerfritz} zusammen. Kühle Nacht, aber nicht unangenehm; der Tag graut. Mein lichtstarkes Glas. \tboneA{260} Wir bekommen Kaffee. \gestrunl\ Heimmarsch. 6\textsuperscript{h}~zurück. Geschlafen bis Mittag. Abends mit Becker\IN{\rjbeckerfritz} nach Krummhübel\IO{Krummhübel},\ort{Krummhübel [Karpacz]} Teichmannbaude\IO{Krummhübel!Teichmannbaude} ist besetzt; Dreyhauptshotel\IO{Krummhübel!Dreyhauptshotel}. \tbentry{1}{8}{1915}{} Zu den Dreisteinen\IO{Dreisteine}, mit dem neuen Seil (30\,\textit{m}, 8\,\textit{mm}, meist doppelt). 1\textsuperscript{h}\,\hbox{--}\,5\textsuperscript{h} geklettert, auch Wackelstein; allerhand Zivilisten, fotografieren uns. Verschiedene Abseilereien. Kaffee in der Schlingelbaude\IO{Schlingelbaude}; am Nebentisch Dame mit schönem Profil. \textit{WV}\II{\wandervogel}-Mädels kommen vorbei. Hinab, nach Hause.\ort{Schmiedeberg [Kowary]} \tbentry{2}{8}{1915}{} 6\textsuperscript{h} Abmarsch zu den Friesensteinen\IO{Friesensteine}. Auf Waldwiese Stellung gebaut; Steinwall aus großen Felssteinen, mit Zweigen und Grasbüscheln maskiert (auch Deckung am Waldrand, Holzverhau, Beobachtungsstände auf Bäumen). Nachmittags Turnen, Turnspiele. \tbentry{3}{8}{1915}{} Vormittags Schießen 6\textsuperscript{h}\,\hbox{--}\,8\textsuperscript{h}, bei strömendem Regen, 4.~Bedingung nicht erfüllt (160\,\textit{m}, liegend freihändig, 5~Schüsse, 1~Treffer). Nachmittags Oberjäger vom Dienst (Post, Arrestant).\fnE{Carnap, in seiner Eigenschaft als Oberjäger vom Dienst, übernahm die Post und war verantwortlich für die Arrestanten.} \tbentry{4}{8}{1915}{} Vormittags Oberjäger vom Dienst (5\textsuperscript{h} Abmarsch zu großer Übung); Regen, Revier, Arrestant, Post. Nachmittags kommt die Kompanie vom Marsch zurück. Unser Seil ist im Melzergrund\IO{Melzergrund} als ,,Treppengeländer`` durchgewetzt worden. \tbentry{5}{8}{1915}{} Offiziersunterricht (Fernrohrbüchsen) und Exerzieren. \tbentry{6}{8}{1915}{} Pionierdienst an den Friesensteinen\IO{Friesensteine}. Ich baue mit 2~Gruppen der 2.~\gestrunl\ Abteilung zuerst einen Beobachterstand auf 3~Bäumen (ungenügendes Material an Seilen usw.), dann ein \unl\ schönes Spitzzelt, das sich der Pionieroberleutnant mit Interesse besieht. Statt~3\textsuperscript{h} schon 1\textsuperscript{h} zurück. Nachmittags Empfang der neuen Bergstiefel; für meine Größe gibt's keine mehr.~\neueseite{541363} \tbentry{7}{8}{1915}{} 5\textsuperscript{h} Abmarsch. \gestrunl\ Im Melzergrund\IO{Melzergrund} Treppe gebaut. Mit Mengele\IN{\mengele} (dem Kletterer aus Bayern\IO{Bayern}) und Becker\IN{\rjbeckerfritz} Seil gespannt. Dann zur Riesenbaude\IO{Riesenbaude}. Der Wirt will uns nicht, wir regennass; über Schwarzkoppe\IO{Schwarzkoppe} zurück, es klart wieder schön auf. Rast in den Grenzbauden\IO{Grenzbauden}. Bei starkem Regen hinunter. 6\,\hbox{--}\,7 Reinigungsstunde. 7\,\hbox{--}\,8\,\textonequarter{} halte ich im Stollen Gewehrappell ab. \sout{Die} Erlaubnis fürs Kompanieseil kann ich nicht mehr bekommen, da der Oberleutnant schon weg. \pagebreak Dann gleich \textonehalf{}\,9 mit Becker\IN{\rjbeckerfritz} über Schieß\-\tboneA{261}stand, Hohenwiese\IO{Hohenwiese}, Bärendorf\IO{Bärendorf} nach Fischbach\IO{Fischbach}\ort{Fischbach}\setort{Schmiedeberg [Kowary]} 11\textsuperscript{h}; Forelle. Schöner, klarer Nachthimmel; aber doch ziemlich müde. Dort endlich die Leute wachgetrommelt. Die freundliche Wirtin kocht uns noch Rühreier. \tbentry{8}{8}{1915}{} Man telefoniert uns nicht, also hat der Oberleutnant beim Appell noch nichts von dem Transport gesagt, von dem alle sprechen. Ein älterer (Ewald\IN{\ewaldwv}) und zwei kleine \textit{WV}\II{\wandervogel} kommen. 10\textsuperscript{h}~aufgestanden. 12\textsuperscript{h} geklettert; \gestrunl\ westliche Felsen am Kreuzberg\IO{Kreuzberg} (\uline{Falkenberge}\IO{Falkenberge}). Der unterste war schwierig. Becker\IN{\rjbeckerfritz} steigt hinauf, ich nach, wundere mich, wie er das überhaupt gekonnt hat. \gestrunl\ Wir schreiben unsere Namen, in die Blechbüchse, die schon oben lag. Er seilt sich ab, dann ich. Das Seil bleibt hängen. Ich muss mich \sout{nochmal} am Seil wieder hinaufziehen. Die \textit{WV}\II{\wandervogel} haben unterdessen abgekocht. Zum 2. Felsen (daneben ein unbestimmbarer). Wir sind schon etwas müde. Die untere Stufe, von der Bergseite aus gesehen links, ersteige ich mit großer Mühe, und nur durch meine Länge. Dann gehe ich leicht ganz hinauf. Ich werfe das Seil hinunter, Becker\IN{\rjbeckerfritz} will an anderer Stelle hinauf. 5\textsuperscript{h}~seilt sich mit Ewald\IN{\ewaldwv} an. \sout{Ewald}\IN{\ewaldwv} Dieser kann dann nicht mehr sichern, Becker\IN{\rjbeckerfritz} stürzt etwa 3\,\textit{m}, dann hält Ewald\IN{\ewaldwv} ihn, sodass er nicht weiter fällt, sondern in gleicher Höhe mit ihm liegen bleibt. Die Jungens rufen mich, endlich kann ich hinunter. Ich gehe vorsichtig am Seil zu ihm, ziehe ihn hinauf, er stöhnt, hilft aber mit. Ewald\IN{\ewaldwv} schicke ich ins Dorf, die Jungens nach Wasser. Ich stütze Beckers\IN{\rjbeckerfritz} Kopf, sein Taschentuch auf die Stirnwunde, eingedrückte Schädelstelle, sieht böse aus. Er klagt über Durst, bricht auch, aber ziemlich bei Bewusstsein. Springer\IN{\springer} kommt, läuft dann auch nach Wasser. Wir \gestrunl\ kühlen dann die Wunde und geben ihm zu trinken. 4~alte Sanitäter aus dem Dorf kommen mit der Tragbahre,~6\textsuperscript{h}. Zum Arzt,~7\textsuperscript{h}. Äthereinspritzung, sondiert etwas. Springer\IN{\springer} und \sout{ich} mir wird's schlecht, wir liegen in der Küche. Der Arzt schreibt die Meldung. Der Gendameriewachtmeister requiriert 4 Leute aus dem Dorf,~\neueseite{541369} die ihn mit uns nach \sout{Hir} Schmiedeberg\IO{Schmiedeberg}\ort{Schmiedeberg [Kowary]} tragen. Trauriger Nachtzug, mit 2 Laternen. \gestrunl\ 11\textsuperscript{h} \gestrunl\ Reservelazarett (Eisenbahnerheim\IO{Eisenbahnerheim}). Morphiuminjektion, der Arzt untersucht ihn noch nicht, da er noch immer bei Bewusstsein. Gehirnerschütterung und Schädelimpression. Mit Springer\IN{\springer} nach Hause, recht müde. \tbentry{9}{8}{1915}{} \gestrunl\ 6\textsuperscript{15} ist der Oberleutnant noch nicht auf; also zum Dienst. Melde es Leutnant Keil\IN{\keil}, dann dem Oberleutnant, der zum Exerzierplatz\IO{Exerzierplatz} kommt. \sout{1}~\textonehalf{}\,11 (nach dem Exerzieren) ins Lazarett. Der Generaloberarzt aus Hirschberg\IO{Hirschberg} ist zufällig dagewesen, Becker\IN{\rjbeckerfritz} wird sofort \gestrunl\ dorthin geschafft, zur Operation. Tragbahre auf zwei hohen Gummi\-\tboneA{262}rädern, bringt ihn mit zur Bahn, und dann in ein Coup\'{e} 2.~Klasse. \sout{Hat} Er hat fortwährend \sout{stark} furchtbare Kopfschmerzen. Adieu, auf Wiedersehen. Nachmittags wird zum Glück Exerzieren abgesagt, sodass ich endlich mal etwas Schlaf nachholen kann. Empfang der Windanzüge. 6\textsuperscript{30} Appell, Feldmarschmusik. Die 2-tägige Übung wird abgesagt, weil der Transport bald losgeht. Die Leute werden ausgesucht, 9 Mann aus meiner Inspektion, die sich mächtig dazu drängten. \tbentry{10}{8}{1915}{} Pionierübung im Wald vor den Grenzbauden\IO{Grenzbauden}; 6\textsuperscript{h}\,\hbox{--}\,3\textsuperscript{h}. Bau eines Schützengrabens, \gestrunl\ Brustwehr, Wasserableitung, Schulterwehr gemauert, Laufgraben. Becker\IN{\rjbeckerfritz} hat heute mehrmals brechen müssen, telefoniert die Schwester. Ich schreibe an Beckers Vater. \tbentry{11}{8}{1915}{} 7\textsuperscript{h} Abmarsch mit 28 Patrouillenleuten, Fischbach\IO{Fischbach}, Falkenberge\IO{Falkenberge}. An den Felsen unter dem Gipfel Steigübung. Mit Mengele\IN{\mengele} und Leutnant Keil\IN{\keil} vorn und Geländer gespannt. 4\textsuperscript{h}~zurück. Höre unterwegs, dass Becker\IN{\rjbeckerfritz} gestorben ist; die ganze Kompanie weiß es schon. Endlich erfahre ich abends spät telefonisch, dass er lebt, und es ihm heute besonders gut geht. Oberjäger Stein\IN{\steinalfons} hat die Nachricht vom Tod aus dem Lazarett hertelefoniert. Ich sage nur Moldenhauer\IN{\moldenhauer}, dass er noch lebt. \tbentry{12}{8}{1915}{} 5\textsuperscript{h} Antreten; ich sage Leutnant Keil\IN{\keil} und dem Oberleutnant, dass Becker\IN{\rjbeckerfritz} lebt. Abmarsch Krummhübel\IO{Krummhübel}, Hoserweg\IO{Hoserweg}, Prinz-Heinrich-Baude\IO{Prinz-Heinrich-Baude}; Einkehr. Sehr anstrengend. In Patrouillen aufgelöst gehen wir über den Koppenplan\IO{Koppenplan} vor, ohne Gegner, zwecklose Übung. Strömender Regen, zum Glück Windanzüge; über Grenzbaude\IO{Grenzbaude} zurück. 4\textsuperscript{h}. Müde, früh zu Bett. \tbentry{13}{8}{1915}{} Die hierbleibend: Sachen instandsetzen. Die Ausrückenden bekommen die letzten Sachen. Dann Auszug, mit Gesang und sehr viel Blumen, und begeistertem Volk nebenher. Vor der Kirche\IO{Krummhübel!Kirche} kurzer Feldgottesdienst, Worte der Pfarrer und des Oberleutnant Krieke\IN{\krieke}. Nachmittags Oberjäger vom Dienst.~\neueseite{541377} \tbentry{14}{8}{1915}{} Vormittags Oberjäger vom Dienst. Die Leute aus dem Ross\fnE{Hotel zum Weissen Ross.} ziehen herauf. 1\textsuperscript{h}~nach Hirschberg\IO{Hirschberg},\ort{Hirschberg [Jelenia~Góra]} Becker\IN{\rjbeckerfritz} besuchen. Erreiche noch knapp den Zug. Ob ich die Leutnant-Kameraden treffe? Kann doch den Neid nicht bezwingen. Ins Krankenhaus\IO{Hirschberg!Krankenhaus}. Warte lange auf den Arzt. Der voller Hoffnung. Hinauf. Becker\IN{\rjbeckerfritz} sehr munter; bin sehr erstaunt und erleichtert. Lasse \tboneA{263} ihm Nieberls\IN{\nieberl} ,,\sout{Fels} Klettern im Fels``\IW{\nieberlklettern} bis morgen.\fnE{Siehe LL \refcn{758}.} Postschänke\IO{Hirschberg!Postschänke} allein gegessen. In den 3 Bergen\IO{Hirschberg!Hotel Drei Berge}\fnE{Hotel Drei Berge.} Jugend\II{\jugend} gelesen; die Kameraden sind auf Urlaub. \tbentry{15}{8}{1915}{} Bis 11\textsuperscript{h} geschlafen. Obst und Saft gekauft, zu Becker\IN{\rjbeckerfritz}. Ihm Familienfotos usw. gezeigt, Jugend\II{\jugend} besehen, geplaudert, 5\textsuperscript{41}~schon wieder zurück.\ort{Schmiedeberg [Kowary]} Hier Nieberl\IN{\nieberl}\IW{\nieberlklettern} gelesen. \tbentry{16}{8}{1915}{} Vormittags Exerzieren, zu viele Gruppenführer. Nachmittags Einteilung von \textit{MG}- und Pionierabteilung. \tbentry{17}{8}{1915}{} 6\textsuperscript{h} Abmarsch Hampelbaude\IO{Hampelbaude}, \textit{MG} und Tragtierkolonne oben. Ob wir klettern? Keil\IN{\keil} gefragt, interessiert sich nicht mehr; ist zum \textit{MG} gekommen. Schrammek\IN{\schrammek} schickt mich, Mengele\IN{\mengele} und 2 andere rechts vom Kleinen Teich hinauf, als Patrouillenübung. Mit Eispickeln im nassen Gras geht's ganz gut, wenn auch anstrengend. Von oben Winkverbindung und Meldung geschickt. Regenwetter. In der Hampelbaude\IO{Hampelbaude} gesessen und gesungen. 4\textsuperscript{h}~zurück. Abends kommen neue Mannschaften aus Hirschberg\IO{Hirschberg}, 7~Mann zu meiner Inspektion. \tbentry{18}{8}{1915}{} Wir gehen mit der Pionierabteilung und müssen zu unserem Erstaunen auch mithelfen. \gestrunl\ Vor den Grenzbauden\IO{Grenzbauden}, Stellung vertiefen; strömendes Wasser macht Schwierigkeiten. 6\,\hbox{--}\,1. \tbentry{19}{8}{1915}{} Wir (,,Rest`` von Abteilung 1) und Abteilung 2 (neue Leute, die im Ross\IO{Hirschberg!Gasthaus Zum Ross} wohnen) zur Besichtigung der Pionierarbeiten; dann über Grenzbauden\IO{Grenzbauden}, Forstbaude\IO{Forstbaude}, Tannenbaude\IO{Tannenbaude} (eingekehrt) 1\textsuperscript{h} zurück. Regen, aber alles hat Windjacken. \tbentry{20}{8}{1915}{} Mit 2 Einjährigen nach Hirschberg\IO{Hirschberg}-Hermsdorf\IO{Hermsdorf} gefahren; von dort Wagen nach \uline{Agnetendorf}\IO{Agnetendorf}.\ort{Agnetendorf [Jagniątków]} Oberjäger Pöschel\IN{\poeschel} (vom Bataillon) hat schon für uns \uline{Quartier gemacht}, ich ergänze noch, nehme noch einige Massenquartiere. Die Kompanie kommt statt um 4\textsuperscript{h} um \textonehalf{}\,6. Regenwetter. Essen vor dem Hotel Deutscher Kaiser\IO{Agnetendorf!Hotel Deutscher Kaiser}. Quartierverteilung. Der Oberleutnant belegt unser Oberjägerzimmer, deshalb muss ich die 5 Feldwebel in Bürgerquartier\IO{Agnetendorf!Bürgerquartier} schicken; Nietzschke\IN{\nietzschke} und 2 andere kommen dabei auf's Heu; ich selbst zu meiner Inspektion, weit hinauf, auf Heuboden mit Bettzeug, dabei auch Urban\IN{\urban}. Die Leute kochen uns noch Kaffee. 9\textsuperscript{h}~schlafen. \tbentry{21}{8}{1915}{} 1\textsuperscript{h} aufstehen, 2\textsuperscript{h} Kaffee, 3\textsuperscript{h} Abmarsch. 6\textsuperscript{h}~Hohes Rad\IO{Hohes Rad}; Stellung gebaut (Steinwall), kaltes Regenwetter, der Feind kommt statt um~9\textsuperscript{h} erst~11\textsuperscript{h}. \tboneA{264} Rechts braut der Nebel in den Schneegruben, leider kann man die Felsen nicht genauer sehen. Zurück über Mittagssteine\IO{Mittagssteine}\,\hbox{--}\,Schlingelbaude\IO{Schlingelbaude} (Essen)\,\hbox{--}\,Schmiedeberg\IO{Schmiedeberg}. \textonehalf{}\,9 zurück. Erbsensuppe gibt's noch, dann schlafen~(10\textsuperscript{h}). \tbentry{22}{8}{1915}{} 7\textsuperscript{h} Löhnungsappell; 9\textsuperscript{30} Appell mit Gewehren und Schanzzeug; Verteilung der Urlaubsscheine (bis Montagabend). Nachmittags geschlafen. Abends alleine gegangen~\neueseite{541371} (Moldenhauer\IN{\moldenhauer} ist krank) mit Rucksack zur Forstbaude; schönes Wetter. Dort Wilhelm Meister\IW{\wilhelmmeister}\IW{\wanderjahre} weitergelesen.\fnE{Sowohl \emph{Wilhelm Meisters Lehrjahre} als auch \emph{Wilhelm Meisters Wanderjahre} befinden sich in dieser Zeit auf der Leseliste. Vgl. LL \refcn{759} und \refcn{762}. } \tbentry{23}{8}{1915}{} Ausgeschlafen. Wilhelm Meister\IW{\wilhelmmeister} gelesen, an \textit{MH}\IN{\hoermann}, Flitner\IN{\flitner}, Rost\IN{\rost} und Schick\IN{\schick} geschrieben. 6\textsuperscript{h} zurück. Froher, schöner Blick aufs Land. \tbentry{24}{8}{1915}{} Marschübung (mit Sicherung) unter Schrammek\IN{\schrammek} und Thümmler\IN{\thuemmler}: Friesensteine\IO{Friesensteine}, Haselbach\IO{Haselbach}, Schmiedeberger Pass\IO{Schmiedeberger Pass}. 6\,\hbox{--}\,1. Nachmittags Exerzieren. \tbentry{25}{8}{1915}{} 5\,\hbox{--}\,5 großer Marsch: Grenzbauden\IO{Grenzbauden}\,\hbox{--}\,Koppe\IO{Koppe} (zum ersten Mal oben)\hskip.133em\hbox{--}\,Wiesenbaude\IO{Wiesenbaude} (eingekehrt) (unter Grasmann\IN{\grasmann}). Übungen im Knieholz (unter Sender\IN{\sender}). Über Schlingelbaude\IO{Schlingelbaude} zurück. Abends lese ich Wilhelm Mei\-sters\IW{\wilhelmmeister} Lehrjahre zu Ende. \tbentry{26}{8}{1915}{} Offiziersunterricht, Exerzieren. Nachmittags Einteilung. Ich bekomme die 5.~Inspektion (Winker)\fnE{Nachrichtengeber mit Fahne.} und muss in den \uline{Oberkretscham}\IO{Oberkretscham}\fnE{Gasthof.} ziehen. Bin ziemlich ärgerlich; Umzugsplage, neue Inspektion; bei jedem Dienst jetzt der weite Weg; bin morgen \editor{Oberjäger} vom Dienst und muss doch mit nach Hirschberg\IO{Hirschberg} (oder soll ich nicht?); vom Kursus hör' ich nichts, \sout{Mold} der Feldwebel telefoniert und erfährt, dass Moldenhauer\IN{\moldenhauer} bestimmt ist; komme ich denn nicht einmal zum Anwärterkursus, der am~30. losgehen soll? Feldwebel Weissert\IN{\weissert} ist seinen \gestrunl\ letzten Tag hier, also nicht mehr viel Interesse. \uline{Trübe Stimmung.} Trost: Anständiges Zimmer oben, vielleicht interessanter Winkerdienst; in weiterer Ferne: Kursus oder Innsbruck\IO{Innsbruck}? (Man munkelt, dass 200 Mann dorthin kommen, zur weiteren Ausbildung.) Die miserable Stimmung merkt man mir nicht an, ich bin zu allen Späßen aufgelegt; fühle mich aber so gelähmt, und leer und nicht aufgelegt, etwas anzufangen, zu lesen oder zu schreiben. Dies bisschen Schreiben hier hilft aber schon.\pagebreak \tboneA{265} Ich möchte gern Lenis\IN{\rjleni} Geburtstagsbrief schreiben. Hoffentlich kommt bald Post von Flitner\IN{\flitner} oder Lisi\IN{\rjlisi}. \tbentry{27}{8}{1915}{} 5\,\hbox{--}\,\textonehalf{}\,10 zum Hirschberger Schießstand\IO{Hirschberger Schießstand}. Dort an Leni\IN{\rjleni} geschrieben. Komme nicht mehr zum Schießen mit Fernrohrbüchse. 5\,\hbox{--}\,\textonehalf{}\,10 zurück. \tbentry{28}{8}{1915}{} Bin \editor{Oberjäger} vom Dienst, im Kretscham\IO{Kretscham} weckt die Wache. Brief von Leni\IN{\rjleni}, Paket von Mutter\IN{\rjcarnapmutter}, Bücher von Domrich\IO{Naumburg!Buchhandlung Domrich}\fnE{Buchhandlung in Naumburg.}. Mittags plötzlich nach Hirschberg\IO{Hirschberg} auf Urlaub.\ort{Hirschberg [Jeleni~Góra]} Zu Drewski\IN{\drewski}, kommt auch nicht zum Aspirantenkursus. Der Oberstleutnant hat bedauert, dass es nun nicht mehr geht. Ich spreche den Oberstleutnant, er ist sehr freundlich; hat einen anderen, der auch nicht 5~Monate draußen war, vorgezogen gehabt, Generalkommando glatt gestrichen, weil Andrang sehr groß. Also wirklich unmöglich, bin gewissermaßen beruhigt. In 3\,\hbox{--}\,4~Wochen gehe ein Transport zu einem Rekrutendepot\IO{Alpen!Rekrutendepot} in die Alpen\IO{Alpen}, von da könne ich zum Bataillon, vielleicht auch jetzt zum Anwärterkursus.~\neueseite{541373} Abends zu Middeldorpfs\IN{\middeldorpf} mit Drewski\IN{\drewski}; dort auch Hauptmann von Reuter\IN{\reuter} mit Eisernem Kreuz I, \sout{Fr} Vorgänger vom Oberstleutnant. Sie meinten, ich wäre zu lange nicht dagewesen. Inge\IN{\inge} war bei Becker\IN{\rjbeckerfritz} gewesen, ich wagte (leider?) nicht, sie für morgen wieder dorthin zu verabreden. \tbentry{29}{8}{1915}{} Morgens in den 3 Bergen mehrere Leutnants, darunter Schmude\IN{\schmutte}, Meiner\IN{\meinerleutnant}. Mit Drewski\IN{\drewski} gebummelt, Postschänke\IO{Postschänke} Mittag; dort {\lspitz}Seiber{\rspitz}\IN{\seiber}\fnA{\original{Sauber} wäre eine alternative Lesart.}, kommt jetzt zum Kursus, erzählt aus den Alpen\IO{Alpen}; sie exerzieren hinter der Front, Magendantz\IN{\magendanz} sehr scharf, lässt zuviel Gepäck schleppen, Gefechte haben sie nicht; aber Landschaft herrlich, Verpflegung gut. Nachmittags zu Becker\IN{\rjbeckerfritz} (Drewski\IN{\drewski} auch kurz mit); er sitzt unten im Garten, ohne Verband! Er hat ein Album geklebt, mit \textit{WV}-\II{\wandervogel} und Kriegsfotos, und Text dazu. Er hat auch Gedichte geschrieben, vom stillen Winterwald, nicht sehr selbstständig, aber schön empfunden. Wird nach Warmbrunn\IO{Warmbrunn} zur Erholung kommen. \tbentry{30}{8}{1915}{} 6\,\hbox{--}\,1 zu den Grenzbauden\IO{Schmiedeberg!Grenzbauden};\ort{Schmiedeberg [Kowary]} Leutnant Grasmann\IN{\grasmann} schickt uns Oberjäger zurück, müssen Gepäck holen. Grenzbauden\IO{Schmiedeberg!Grenzbauden} lange eingesperrt. Angriff auf Pionierstellung, Holzunterstand und Steinhaus\IO{Steinhaus} besehen. \textthreequarters{}\,6 wir immer Befehlsempfang. Der neue Feldwebel Scholz\IN{\scholzsoldat} ist umsichtig und bringt überall Ordnung hinein, macht uns Inspektionsführern allerdings dadurch viel Arbeit, aber man tut's gern, wenn man merkt, dass die Sache \tboneA{266} Sinn hat und besser wird. Moldenhauer\IN{\moldenhauer} ist heut' früh nach Hirschberg\IO{Hirschberg}, zum Aspirantenkursus. Abends Brief an Leni\IN{\rjleni} zu Ende geschrieben (Stube oben im Stollen). \tbentry{31}{8}{1915}{} Vormittags Exerzieren (Winker). Nachmittags 1\,\textonehalf{}\,\hbox{--}\,4\,\textonehalf{} Geländeübung. Beim Kaffee erzählt mir Mengele\IN{\mengele} vom Alpenverein\II{\alpenverein}, und den Sektionsabenden. Abends geschrieben. \tbentry{1}{9}{1915}{} \sout{Vormittags \unl\ nachmittags \unll}; \sout{von} Marschübung: Grenzbauden\IO{Grenzbauden}, Koppe\IO{Koppe}, Schlingelbaude\IO{Schlingelbaude}. \sout{Vormittags Exerzieren \unll\ Appell} Abends besuchen mich die Leutnants Schmude\IN{\schmutte} und Otto\IN{\ottosoldat} im Kretscham\IO{Kretscham}, dann im Stollen zusammen gegessen; erzählen vom Kursus usw. Ich bekomme große Lust zum \textit{MG}-Kursus.{\tolerance2000\par} \tbentry{2}{9}{1915}{} Vormittags Exerzieren (Winken); nachmittags Gewehrappell. Abends Wanderjahre\IW{\wanderjahre} gelesen.{\tolerance5000\par} \tbentry{3}{9}{1915}{} 7\,\hbox{--}\,2 Kletterübung oberhalb Arnsberg\IO{Arnsberg} (kleine Felsen mit {\lspitz}Dreck{\rspitz}, aber auch ganz netter Grat), Grenzbaude\IO{Grenzbaude} eingekehrt; Feldwachübung. Nachmittags Schuhappell. \tbentry{4}{9}{1915}{} 6\,\hbox{--}\,12 zur Grenzbaude\IO{Grenzbaude}, eingekehrt. Feldwachübung; ich sichere mit 1 Zug Abschnitt Fichtigweg\IO{Fichtigweg}\,\hbox{--}\,Eglitz\IO{Eglitz} 1\,\textit{km} \textit{N} der Grenze. Nachmittags Revierreinigen, gründlich. Abends plötzlich doch Urlaub; schleunigst mit neuer Uniform \sout{gefahren} nach Hirschberg\IO{Hirschberg}.\ort{Hirschberg [Jelenia~Góra]} Drewski\IN{\drewski} ist auf Urlaub, um seine Mutter zu suchen.~\neueseite{541381} \tbentry{5}{9}{1915}{} Becker\IN{\rjbeckerfritz} kommt ins Hotel\IO{Hirschberg!Hotel}, zusammen gegessen; er fährt dann nach Warmbrunn\IO{Warmbrunn}. Mit Schick\IN{\schick}, Hirschfeld\IN{\hirschfeld}, Meier\IN{\meiersoldat}, Hagmann\IN{\hagmann}, Schröder\IN{\schroedersoldat}, Hoffmann\IN{\hoffmannsoldat} zusammengesessen. An Magendantz\IN{\magendanz} geschrieben (soll mich anfordern). Mit Schick\IN{\schick} bei Mertin\IN{\mertin}. Thümmlers\IN{\thuemmler} Fotos besehen. Auf Schicks\IN{\schick} Bude; daneben Schröder\IN{\schroedersoldat}, hat schöne Kriegsgedicht\sout{bände}hefte. Abends im Braunen Hirsch\IO{Hirschberg!Gasthaus Zum Braunen Hirschen} wieder alle Leutnants; fühle mich sehr wohl unter ihnen, gönne ihnen das Glück herzlich, sind nett zu mir. Ich kann aber den ständigen Nebengedanken nicht loswerden: So weit könnte ich jetzt auch sein. Abends bei strömendem Regen durch ganz Schmiedeberg\IO{Schmiedeberg} hinauf.\ort{Schmiedeberg [Kowary]} \tbentry{6}{9}{1915}{} Oben Oberjägerunterricht. Marschieren im Regen hinunter; umsonst, Sachen instand setzen. Geschrieben. Leutnant kommt, findet die Oberjäger nicht unten: 1~Stunde länger Sachen instand setzen. 2\textsuperscript{h}~Appell \tboneA{267} mit allen Sachen. 3\textsuperscript{h} Revisio penibilis.\fnE{Viell. Privatausdruck für penible Ordnungsmache.} \sout{Abend} Vor dem Abendessen Einkäufe; mein Geld ist alle. Abends an Margret\IN{\rjmargret} geschrieben. \tbentry{7}{9}{1915}{} Handgranateninstruktion; Winkerdienst. \tbentry{8}{9}{1915}{} Übung im Landeshuter Kreis\IO{Landeshuter Kreis}. Quer über Schmiedeberger Kamm\IO{Schmiedeberger Kamm}, durch Dittersbach\IO{Dittersbach}, nach Oberschreibersdorf\IO{Oberschreibersdorf} (?); Feldwache, Oberjäger\-posten, Gefecht. Über Hasselbach\IO{Hasselbach}, Buchen\IO{Buchen} zurück. \tbentry{9}{9}{1915}{} 5\textsuperscript{h} Abmarsch nach Hirschberg\IO{Hirschberg}; Scharfschießen. Grasmann\IN{\grasmann} führt. Auf dem Rückmarsch wird schlecht gesungen. \textonehalf{} Stunde in Achtung marschiert, trotzdem wird vorne gesungen (aus Irrtum). Befehle gehen nicht wörtlich durch. Auf einem Feld neben der Straße \textonequarter{} Stunde exerzieren. In Zillertal\IO{Zillertal} steht die Kompanie 15 \textit{min}. still mit Gewehr über; die Oberjäger kehren ein. 18 Mann machen schlapp. Nach 10\textsuperscript{h} Rückkehr. \tbentry{10}{9}{1915}{} Morgens melden sich 30\,\hbox{--}\,40 Mann krank. Viele sind aber dienstfähig, kommen noch zum Exerzieren. Viele müssen nachexerzieren. Nachmittags Turnspiele unter Feldwebel Scholz\IN{\scholzsoldat}. \tbentry{11}{9}{1915}{} 6\textsuperscript{h} Abmarsch Grenzbauden\IO{Grenzbauden}. Man vermutet Rückkehr gegen 12, da um 2\textsuperscript{h} wieder Dienst. Aber: Grenzbauden\IO{Grenzbauden} eingekehrt, dann Forstbaude\IO{Forstbaude}, steile Schneise hinauf zu den Tafelsteinen\IO{Tafelsteinen}, Eulengrund\IO{Eulengrund}, Oberkrummhübel\IO{Oberkrummhübel}, nach 3\textsuperscript{h} zurück. Löhnungsappell. Revierreinigen. Die Kranken der Woche haben von 7\textsuperscript{h} ab bis Sonntagabend Bettruhe. Urlaub gibt \editor{es} über\editor{haupt} nicht (auch nicht für Oberjäger). \tbentry{12}{9}{1915}{} Appell. Vergeblich auf Becker\IN{\rjbeckerfritz} gewartet. Nachmittags geschlafen, dann Wilhelm Meister\IW{\wanderjahre} gelesen. \textit{MH}\IN{\hoermann} schreibt: Glanz\IN{Glanz} ist Leutnant; Heinz\IN{\heinz}, der kleine Frankenberger\IN{\frankenbergerkurt}, Fränzel\IN{\rjfraenzel} sind beim Offizierskursus!! Abends fühle ich mich immer so ungeduldig und leer. Die Missstimmung über die anderen Leutnants bin ich los, aber fühle mich doch sehr unbefriedigt. Die Sehnsucht schlägt ins Erotische. Es wird höchste Zeit, dass ich bald ins Feld komme. Heute kann mein Brief an Magendantz\IN{\magendanz} ankommen. Abends geschrieben.~\neueseite{541383} \tbentry{13}{9}{1915}{} Offiziersunterricht: Handgranaten (zum 3.~Mal). Kleine Schützenübung im Gelände. Ich markiere mit 3~Gruppen Feind hinterm Bahndamm (zwischen Schmiedeberg\IO{Schmiedeberg} und Wagnerberg\IO{Wagnerberg}); zweimal vor und zurück. 1\,\hbox{--}\,4 Bettruhe. 5\textsuperscript{h}~Abmarsch zur \uline{Nachtübung}. Statt in Zelten übernachten wir im Rohbau der Wiesenbaude\IO{Wiesenbaude} auf Hobelspänen. 11\,\hbox{--}\,5\textsuperscript{h}. Auf dem Rückweg \tboneA{268} spricht Schrammek\IN{\schrammek} mit mir. Er habe mich in letzter Zeit absichtlich schärfer rangenommen, ich wolle doch auch nicht immer Oberjäger bleiben. Er weiß über mein Kursuspech Bescheid. Die jungen Kerle, die vom Kursus gekommen seien, könnten oft nichts, und ich könne ebenso viel. Er \sout{finde} halte es für eine Ungerechtigkeit des Schicksals, dass ich 10.~Semester\fnE{Vermutlich Anspielung auf den schon zehn Monate dauernden Kriegsdienst Carnaps.} so lange auf den Offizier warten müsse, während die jungen Leute oft schnell dazu kämen. Will mir eventuell helfen, wenn ich hinauswill. Das Interesse ist wohltuend, und die Anerkennung sehr erfreulich, zumal in meiner Lage. \tbentry{14}{9}{1915}{} Bei der Wiesenbaude\IO{Wiesenbaude} Konserven abgekocht; 7\textsuperscript{h} Rückmarsch, \textonehalf{}\,12~zu Hause. 1\,\hbox{--}\,5 Bettruhe. 4\textsuperscript{h} kommt Becker\IN{\rjbeckerfritz}. Leider nur kurzer Besuch, Kaffeetrinken im Stollen; wir besehen Thümmlers\IN{\thuemmler} Fotos. Mengele\IN{\mengele} ist wieder da. Wir besprechen die Aussicht hinauszukommen; wie sieht der \gestrunl\ Krieg im Winter in den Alpen\IO{Alpen} aus? Die sagenhafte Frühjahrs\-offensive nach Italien\IO{Italien}.\fnE{Italien war am 23.\,V.\,1915 gegen Österreich-Ungarn in den Krieg eingetreten.}{\tolerance2000\par} \tbentry{15}{9}{1915}{} Patrouillenübung 6\,\hbox{--}\,12\textsuperscript{h}, auf der Lichtung \textit{ö} Tannenbaude\IO{Tannenbaude}. Stein\IN{\steinalfons} gegen Thümmler\IN{\thuemmler}; ich als Halbzugführer bei Stein\IN{\steinalfons}, Verfolgungsgefecht. Stein\IN{\steinalfons} drängt nicht energisch genug nach. Nachmittags \editor{Oberjäger} vom Dienst. Fränzels\IN{\rjfraenzel} Artikel in der Tat\II{\tat}\IW{\fraenzeltatartikel} gelesen.\fnE{Vermutlich Fränzel, ,,Gustaf F. Steffen und unser Krieg``.} \tbentry{16}{9}{1915}{} Vormittags \editor{Oberjäger} vom Dienst. 2~Arrestanten geholt, 2~hingebracht. Abends geschrieben. Mittags Hippel\IN{\hippel}\IW{\hippellebenslaeufe} gelesen.\fnE{Hippel, \emph{Lebensläufe nach Aufsteigender Linie}. Siehe LL \refcn{767}.} Nachmittags Graebsch\IN{\graebsch} getroffen, kurz begrüßt; sieht mir erstaunt auf die Schulter: ,,Sie sind noch nicht Leutnant?\grqq\ Abends Wilhelm Meister\IW{\wanderjahre} gelesen, und Fränzels\IN{\rjfraenzel} interessanten Artikel in der Tat\IW{\fraenzeltatartikel}\II{\tat}. \tbentry{17}{9}{1915}{} Vormittags Offiziersunterricht, Handgranaten. Exerzieren (winken). Nachmittags 2~Stunden geschlafen, dann Einkleiden der Inspektion und Appell mit Schanzzeug und Zelt. Schmude\IN{\schmutte} und Otto\IN{\ottosoldat} besuchen mich. Putzstunde. Abends geschrieben; Nohls\IN{\rjnohl} Aufsatz (,,Der Staat in den Gegensätzen der politischen Theorien``)\IW{\nohlaufsatz} gelesen. \tbentry{18}{9}{1915}{} (Da Gefreiter Urban\IN{\urban} auf Urlaub, kann ich erst nach Dienst fahren, deshalb fahr' ich erst morgen.) \tboneA{269} \textthreequarters{}\,7~im Regen nach Hohenwiese\IO{Hohenwiese}, wo Oberleutnant von Ludzinski\IN{\ludzinski} mit uns exerzieren will. Es strömt. Er schickt uns nach Hause.~\neueseite{541385} \tbentry{19}{9}{1915}{} Nach Warmbrunn\IO{Warmbrunn},\ort{Bad Warmbrunn [Cieplice Śląskie-Zdrój]} zu Becker\IN{\rjbeckerfritz}. Gemütliche Stube, seine Bücher. Bei ihm gegessen. Spazieren, schönes klares Wetter, in den Anlagen; heiterer Ausblick und Unterhaltung. Nachmittags wird's kühl, keine Musik draußen. Konditorei\IO{Warmbrunn!Konditorei}. Auf seiner Bude Schach gespielt. Die Bilder in Winthers\IN{\winther} ,,Körperbildung``\IW{\wintherkoerperbildung}\fnE{Siehe LL \refcn{764}.} besehen, mehrere vom Kasseler Seminar\IO{Kasseler Seminar} mit Hedwig\IN{\rohdenhedwig}.\fnE{Hedwig von Rohden hatte 1911 in Kassel ein ,,Seminar für Klassische Gymnastik`` gegründet.} Bei ihm abendgegessen. \tbentry{20}{9}{1915}{}\ort{Schmiedeberg [Kowary]} Offizierunterricht: Graebsch\IN{\graebsch} nimmt Felddienstordnung und instruiert über Vorposten, zuweilen ulkig; Erfahrungen aus den Karpaten\IO{Karpaten}. Glaubt, dass im Winter kein Krieg in den Alpen\IO{Alpen}, sondern die Truppen weit auseinander, dazwischen keine Posten, sondern Patrouillen, auch viele Offizierpatrouillen (dazu die noch immer aufgesparten Skileutnants in Hirschberg\IO{Hirschberg}). Nachmittags Turnen. \tbentry{21}{9}{1915}{} 6\textsuperscript{h} Marsch zum Kleinen Tisch\IO{Kleiner Tisch} (Graebsch\IN{\graebsch} führt). Kletterübungen; ich führe eine kleine Partie durch die breite Rinne; dünner, körniger Schnee, übereiste Steine. Anseilen unnötig; nur bei einem, der sich nicht mehr \sout{sicher} ,,traut``. Mengele\IN{\mengele} fährt nebenan durch die schmale Rinne, dort auch der Oberleutnant, von Mengele\IN{\mengele} angeseilt. Einige Leute versteigen sich~(!) und werden erst sehr spät gefunden. Dadurch später Abmarsch. Auf dem Rückweg überleg' ich mir ein telegrafisches Gesuch ans \textit{SB} III um Anforderung, damit ich den Dezember-Kursus mitmachen kann. \tbentry{22}{9}{1915}{} Winken; Entfernungsschätzen. Nachmittags Dienst oben (Oberjägerunterricht, Sachen instand setzen usw.). \tbentry{23}{9}{1915}{} Übung an der Buche (Vorübung für eine spätere Übung, wenn der General kommt). Thümmler\IN{\thuemmler} führt den Feind, Graebsch\IN{\graebsch} uns, ich die Spitze, von vorne (Graebsch\IN{\graebsch}) und von den Seitenpatrouillen werde ich gebremst, von hinten (Keil\IN{\keil}) angetrieben; der Oberleutnant treibt auch zu rascherem Tempo, befiehlt aber der Spitze, rechts und links im Wald auszuschwärmen. Vor dem Nachmittagantreten warte ich beim Oberleutnant vergeblich \textonehalf{} Stunde, während er schläft. Wegen meines telegrafischen Gesuches. \tboneA{270} Nachmittags zum neuen Schießhaus\IO{Schießhaus}; Graben fürs Handgranatenwerfen ausheben. Unterwegs 2 nette kleine Mädchen, Bekannte von Urban\IN{\urban}; sie kommt mit uns hinter der Kolonne her. Mit Stein\IN{\steinalfons} setz' ich mich oben an die Böschung zur 2. Abteilung. Nette Frau mit Töchterchen im Wagen besucht dort einen Jäger aus~\neueseite{541387} der 2. Abteilung. Unsere kleine Minna\IN{\minna} ist auch immer dabei, auch unten, wo wir die Arbeiten beaufsichtigen. Mit Graebsch\IN{\graebsch} zu Krieke\IN{\krieke}, der angeritten kommt. Ich solle ja nicht telegrafieren, das schätzten die nicht, sondern persönlich an einen schreiben. (Ich sag' nicht, dass ich schon lange an Magendantz\IN{\magendanz} geschrieben.) \tbentry{24}{9}{1915}{} \textonehalf{}\,7 zu den Falkenbergen\IO{Felsenbergen}. Kletterübung. Mengele\IN{\mengele} usw. mit etwa 30~Mann an der Felspartie, wo damals mit Leutnant Keil\IN{\keil}; die übrige Kompanie leichteren Aufstieg. Einzelausbildung wäre nötig; so wird zu viel rumgepfuscht! Doch ist diese Kletterei immer doch viel besser als damals das Geländerspazieren mit Keil\IN{\keil}. 4\textsuperscript{h}~Rückkehr. Von jetzt ab nicht mehr \uline{Gebirgsersatz}kompanie, sondern \uline{Abteilung}.\ Der Oberstleutnant soll herkommen. Wahrscheinlich mehrere Kompanien. Ob wir bald \gestrunl\ rauskommen, oder Magendantz\IN{\magendanz} bald mich anfordert? Vor 3\,\textonehalf{} Wochen sagte der Oberstleutnant zu mir, er wolle nach 3\,\hbox{--}\,4~Wochen einen Transport zum Rekrutendepot in die Alpen schicken! Jetzt merkt man aber nichts davon. Abends geschrieben. \tbentry{25}{9}{1915}{} Nachmittags nach Hirschberg\IO{Hirschberg};\ort{Hirschberg [Jelenia~Góra]} in der Bahn erzählt ein Gefreiter von Bergsteigung auf die Marmolada\IO{Marmolada} usw. (Patrouille vom \textit{MG}-Zug aus). Becker\IN{\rjbeckerfritz} an der Bahn. Zu Mertin\IN{\mertin}. Dann nach Warmbrunn\IO{Warmbrunn},\ort{Bad Warmbrunn [Cieplice Śląskie-Zdrój]} weil er nur bis~7\textsuperscript{h} Ausgang hat. Er will mir, wenn's glückt, in Dresden\IO{Dresden} Fotografierapparat besorgen. \tbentry{26}{9}{1915}{} Mit Becker\IN{\rjbeckerfritz} spazieren; herrliche, milde Luft, im Gegensatz zu Schmiedeberg\IO{Schmiedeberg}. Herbstlich schöner Park\IO{Schmiedeberg!Park}. Mittags muss er zu einer Trauerfeier, ich lese \gestrunl\ Seyfried\IW{\seyfried}.\fnE{Flaischlen, \emph{Jost Seyfried}. Siehe LL \refcn{768}.} Nachmittags mit ihm und dann mit dem Schützen Schröder\IN{\schroedersoldat} Schach gespielt. Ins Caf\'{e} und wieder spazieren. \textonehalf{}\,8~nach Hirschberg\IO{Hirschberg};\ort{Hirschberg [Jelenia~Góra]} Konzert in der Gnadenkirche\IO{Hirschberg!Gnadenkirche}, besonders schön das Cellospiel (Campagnoli\IN{\campagnoli}, und das Larghetto von Mozart\IN{\mozart}). In der Bahn Palmie\IN{\palmie} und der Gefreite Bay\IN{\bay}, der wieder mal am Seil gehangen hat (Schneegruben). \tboneA{271} \tbentry{27}{9}{1915}{}\ort{Schmiedeberg [Kowary]} Exerzieren usw. Winkerprüfung (alle lehnen von einer Station ab). Rückmarsch mit Musik, meine Inspektion hat Mundharmonikas und Triangel gekauft. Nachmittags ebenso. \tbentry{28}{9}{1915}{} 4 scharfe Handgranaten werden im neuen Schießhaus\IO{Schießhaus} geworfen. Nachmittags \editor{Oberjäger} vom Dienst. Nachtübung (4\,\hbox{--}\,10\textsuperscript{h}). Abends geschrieben. \tbentry{29}{9}{1915}{} Vormittags \editor{Oberjäger} vom Dienst. Revier, Arrestanten, Post. Nachmittags Sachen instand setzen, Appell.~\neueseite{541379} \tbentry{30}{9}{1915}{} 6\textsuperscript{h} Abmarsch nach \uline{Hirschberg}\IO{Hirschberg}, zum Schießen. Nur 2 Touren; ich habe nichts zu tun, lese Wilhelm Meister\IW{\wanderjahre}. \textonehalf{}\,4\,\hbox{--}\,8 zurück. \tbentry{1}{10}{1915}{} Oberjägerunterricht (Vorposten); Exerzieren (Winken). Trübes Wetter. Nachmittags Turnen, Löhnungsappell. \tbentry{2}{10}{1915}{} Übung an der Buche, ohne Gepäck in Windjacken, weil immerfort Regen. Nachmittags Revierreinigen usw. \sout{Es} Abends sagt der Feldwebel, es sind 125 Mann angefordert zum Rekrutendepot in den Alpen (Innsbruck\IO{Innsbruck}). Ich hoffe mitzukommen. Morgens massiert Oberjäger Klein\IN{\kleinsoldat} mich zuweilen. Ich habe mir einen Apparat bestellt. Hoffentlich kommt er noch zur Zeit. So schnell wird's wohl nicht losgehen; die Bewaffnung soll noch befohlen werden. \tbentry{3}{10}{1915}{} 9\textsuperscript{h} Appell Ausgehanzug; andauernd heftiger Regen. Lese den Freischarbericht; Hilfe\II{\hilfe}. Nachmittags \editor{Oberjäger} vom Dienst, Arrestant besucht, die zur Bettruhe Kommandierten revidiert. Zsigmondy\IN{\zsigmondy}\IW{\zsigmondyalpen} gelesen,\fnE{Zsigmondy und Paulcke, \emph{Die Gefahren der Alpen}. Siehe LL \refcn{766}.} an Mutter\IN{\rjcarnapmutter} und Margret\IN{\rjmargret} geschrieben und Fotos geschickt.\fnE{Vgl. Rudolf an Anna Carnap, 3.\,X.\,1915 (\href{http://doi.org/10.48666/808557}{RC~025"~01"~54}). Die Fotos liegen dem Brief nicht bei.} \tbentry{4}{10}{1915}{} Aussuchen der Leute zum Transport; Sachen zur Kammer schleppen. Vormittags \editor{Oberjäger} vom Dienst. Krieke\IN{\krieke} will noch nicht mit der Sprache raus, ob Stein\IN{\steinalfons} und ich mitkommen. Graebsch\IN{\graebsch} möchte auch mit; sonst bekommt er hier Nietzschke\IN{\nietzschke} als Feldwebel. Nachmittags und abends Zsigmondy\IN{\zsigmondy}\IW{\zsigmondyalpen} gelesen. \tbentry{5}{10}{1915}{} Wäscheempfang. Krieke\IN{\krieke} lässt Stein\IN{\steinalfons} und mich auch miteinkleiden. Nachmittags Übungsmarsch, Schmiedeberger Pass\IO{Schmiedeberger Pass}, Viktoriahöhe\IO{Viktoriahöhe}; ich trage mal zur Probe 20\,\textit{min}. den Rucksack. Es geht sehr gut. Hinterher wieder die dollen Rheumatismusschmerzen in der linken Schulter. Ich muss aber \tboneA{272} mit; ich will Mullwatte probieren. Becker\IN{\rjbeckerfritz} schreibt, dass er morgen wiederkommt! (Aber Garnisonsdienst fertig.) Abends geschrieben. \tbentry{6}{10}{1915}{} Weitere Sachen empfangen. Wir 4 Oberjäger gehen als ,,Begleitkommando`` mit, vielleicht auch Graebsch\IN{\graebsch}. Es soll über Innsbruck\IO{Innsbruck} noch weitergehen, vielleicht nach Auer\IO{Auer}.\fnE{Marktgemeinde Auer (Ora), südlich von Bozen.} Nachmittags kommt Becker\IN{\rjbeckerfritz}; abends besehen wir Bilgeris\IN{\bilgeri} ,,Alpinen Skilauf``\IW{\bilgeriskilauf}.\fnE{Siehe LL \refcn{770}.} Es regnet dauernd. \tbentry{7}{10}{1915}{} Übungsmarsch zu den Grenzbauden\IO{Grenzbauden} fällt wegen Regen aus. Einige Einkäufe, die gute Frau schenkt mir Glühbirne und Ersatzbatterie. Also morgen früh geht's los. Auf meiner Bude ein wüstes Durcheinander. Nietzschke\IN{\nietzschke} sagt, dass wir vorläufig noch nicht abfahren! Nachmittags mit Becker\IN{\rjbeckerfritz} im Stollen \gestrunl\ und Offiziersunterricht von Graebsch\IN{\graebsch}. Mutter\IN{\rjcarnapmutter} schreibt, dass Gotthold\IN{\rohdengotthold} gefallen. --- Abends kommt mein neuer Apparat; mit Becker\IN{\rjbeckerfritz} dran studiert.\fnE{Vgl. TB~25.\,IX. und 15.\,X.\,1915.}~\neueseite{541393} \tbentry{8}{10}{1915}{} Übungsmarsch, Grenzbauden\IO{Grenzbauden}, lange eingekehrt (Graebsch\IN{\graebsch}). Mittags Brief von Margret\IN{\rjmargret} mit ihrem Bild. \sout{D} Becker\IN{\rjbeckerfritz} bekommt Urlaub. Nachmittags wieder Vortrag von Graebsch\IN{\graebsch} (bzw. von Kreske\IN{\kreske} über Seilhandhabung usw.). Abends Becker\IN{\rjbeckerfritz} zur Bahn gebracht. \tbentry{9}{10}{1915}{} Übungsmarsch: Buchen\IO{Buchen}, Kamm, Passkretscham\IO{Passkretscham}. Nachmittags baden. Morgens endlich schönes Wetter, dann wieder Dauerregen. \sout{Nachmittags baden.} \tbentry{10}{10}{1915}{} Gepackt, gelesen; Zimmer im Stollen geräumt. Vormittags Einteilung der neuen Kompanie, und der neuen Inspektion. Ich nehme die 2. Inspektion des Transportes. \tbentry{11}{10}{1915}{} Vormittags Antritt der Kompanie, da Nietzschke\IN{\nietzschke} die richtige Zahl nicht findet. Nachmittags Übungsmarsch Tannenbaude\IO{Tannenbaude}, eingekehrt (Graebsch\IN{\graebsch}). \tbentry{12}{10}{1915}{} Übungsmarsch Hübnerbaude\IO{Hübnerbaude} (Österreich), eingekehrt, Eulengrund\IO{Eulengrund}, \textonehalf{}\,2~zurück (Graebsch\IN{\graebsch}). Vielleicht werden wir zurückbehalten, um nach Serbien\IO{Serbien} zu kommen. Nachmittags mit Stein\IN{\steinalfons} in der Stadt. Abends neuer Kompanieführer, Leutnant Lohöfner\IN{\lohoefner}, junger Herr, der's genau nimmt. Bis 7\textsuperscript{\uline{10}} teilt Nietzschke\IN{\nietzschke} uns die ganzen Anordnungen usw. mit. \tboneA{273} \tbentry{13}{10}{1915}{} Revier reinigen. Oberjäger Saas\IN{\saas} bringt weitere Anordnungen, (z.\,B. endlose Personalliste). Nachmittags Exerzieren am \gestrunl\ Lindenhof\IO{Lindenhof}, Leutnant Lohöfner\IN{\lohoefner}; sehr genaue Einzelausbildung, {\lspitz}Grüßen{\rspitz} und Anschlag. Abends 8\,\textonehalf{} Revierrevision. \tbentry{14}{10}{1915}{} Patrouillenübung (Keil\IN{\keil}) im Hirschgraben\IO{Hirschgraben}, 6\,\textonehalf{}\,\hbox{--}\,11. Nachmittags wieder Exerzieren, Lindenhof\IO{Lindenhof}, Lohöfner\IN{\lohoefner}. \tbentry{15}{10}{1915}{} 6\,\textonehalf{}\,\hbox{--}\,4 Marsch Krummhübel\IO{Krummhübel}, Seifengrund\IO{Seifengrund}, Riesenbaude\IO{Riesenbaude} (mit Sicherung und Gefechtsübung), dann kurzes Gefecht gegen 1.~Kompanie, die unter Leutnant Graebsch\IN{\graebsch} von der Koppe\IO{Koppe} kommt. Jubiläumsweg\IO{Jubiläumsweg}\,\hbox{--}\,Grenz\-bauden\IO{Grenzbauden} zurück. Die Leute mit Gepäck. Unterwegs 2~$\times$~Lohöfner\IN{\lohoefner} abgeknipst. Briefe von Mutter\IN{\rjcarnapmutter} (mehrere) und \textit{MH}\IN{\hoermann}. \tbentry{16}{10}{1915}{} Exerzieren (Keil\IN{\keil}), alter Exerzierplatz\IO{Exerzierplatz}. Nachmittags Revierreinigen, \uline{Winkerdienst} (Korseck\IN{\korseck}). \tbentry{17}{10}{1915}{} Appell, Essen; trübes Wetter. Im Stollen Briefe geschrieben (Flitner\IN{\flitner},~\textit{T}\IN{\tilly}).\fnE{Carnap an Flitner, 17.\,X.\,1915 (WF).} \tbentry{18}{10}{1915}{} Gefechtsübung im Wald bei Nebel (Lohöfner\IN{\lohoefner}); Arbeitsdienst. Mittags geschrieben. \sout{Von} Nachmittags Parolebefehl: Von Mittwoch 8\textsuperscript{h} ab marschbereit; die Offiziersaspiranten sollen mit (also nach Serbien\IO{Serbien}, oder wenig\-stens zur mobilen Truppe?), die Jäger bekommen Exerzier- und Platzpatronen (also Rekrutendepot Innsbruck\IO{Innsbruck}?). Winkerdienst. Abends mit Stein\IN{\steinalfons} und Palmie\IN{\palmie} die Aussichten besprochen. Es gehen 10 Oberjäger mit. \tbentry{19}{10}{1915}{} Übungsmarsch (Lohöfner\IN{\lohoefner}) Pass, Grenzbauden\IO{Grenzbauden}, Forstbaude\IO{Forstbaude}, 6\,\textonehalf{}\,\hbox{--}\,12. Nachmittags Empfang der letzten Gebirgsschuhe. 3~früh Appell mit allen Sachen.~\neueseite{541389}\fnA{Dieses Blatt liegt in dem gegenständlichen Konvolut an zweiter Stelle, es gehört aber chronologisch offenbar hierher und wurde nur irrtümlich nach vorne sortiert.} Dann ärztliche Untersuchung. Einkäufe. Gefreiter Wendt\IN{\wendt} erzählt, dass die Schneeschuhbataillone in die Vogesen\IO{Vogesen} gefahren sind. Den erkrankten Stein\IN{\steinalfons} im Stollen besucht. 6\textsuperscript{h}~Befehlsausgabe bis fast~7 (der umständliche Nietzschke\IN{\nietzschke}). \tbentry{20}{10}{1915}{} Ausgeschlafen; weil der Marsch bis~3\textsuperscript{h} dauert, soll ich als Winker\-oberjäger hier bleiben. Stein\IN{\steinalfons}, wieder genesen, aber vom Leutnant zurückgeschickt, besucht mich 8\,\hbox{--}\,9. Geschrieben. \textonehalf{}\,11 kommt Nachricht, dass wir heut' Abend 8\textsuperscript{20} ausrücken, ob's wahr ist? %%% Local Variables: %%% TeX-PDF-mode: t %%% mode: latex %%% TeX-master: "Tagebuecher_1908_bis_1919" %%% End: