Otto Neurath an Rudolf Carnap und Charles W. Morris, 16. Februar 1939 Februar 1939

ich nähere mich Euch relativ langsam, weil die See sehr bewegt ist, aber dennoch kontinuierlich. Nachrichten von Euch hoffe ich in New York zu finden. An meinem Reiseplan hat sich nichts geändert. Erste Märztage in Chicago, am 11.III. fährt mein Schiff nach Europa ab. Meine Meinung, daß immer mehr Menschen unserer Bewegung nahestehen, ältere Bedenken fallen lassen usw., ist durch Eindrücke in London nur verstärkt worden. Ich würde es für gut halten, wenn wir eingehend die nächste Serie unserer Hefte besprechen könnten, ehe wir zur PRESS gehen. Man sollte die Vielfältigkeit der Meinungen, auch innerhalb unserer gemeinsamen Bestrebungen, recht klar zeigen – sozusagen das Orchester als Ganzes vorführen. Das ist eine gute Vorbereitung für die abschließende Serie, worüber ich schon schrieb. Bin sehr gespannt, Eure Meinung darüber zu hören. Ich bringe das bibl[iographische] Material zur Besprechung mit. Es wäre gut, wenn Hempel um die Zeit erreichbar wäre. Ich hoffe, Jørgensen wird bald Näheres über sein Heft hören lassen, damit wir die Bibliographie ausarbeiten können. Wenn es sich auch nur um eine einführende Bibliographie handelt, so muß sie doch keine eigentlichen Lücken aufweisen. Es wäre mir lieb, wenn Ihr mir die Reisekosten New York-Chicago und retour nach New York senden wolltet (im Sinne der Anregungen von Morris wäre das aus den Royalties später zurückzuersetzen). Ich glaube zwar, daß die Finanzen in New York alright sind, aber es wurden eben besondere Ausgaben gemacht, ich weiß nicht sicher, ob bestimmte Eingänge rechtzeitig kommen etc. Es ist peinlich, darauf warten zu müssen, einzumahnen usw. Wir haben zwar jetzt schon zwei Jahre lang wohl geordnete Finanzen, aber noch keine Reserven – das kommt wohl auch noch.

Mit besten Grüßen